Ein Ort für seine Herrlichkeit - Marcel Roman - E-Book

Ein Ort für seine Herrlichkeit E-Book

Marcel Roman

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Beschreibung

Nichts ist bedeutender als die Gegenwart und das Reden Gottes. Deshalb sollte es unsere wichtigste Aufgabe sein, einen Ort für unseren Herrn zu bereiten, an dem er zu uns reden und wirken kann, wie er es möchte. Wir sollten uns fragen: Inwiefern sind unsere derzeitigen Kirchen- und Gemeindestrukturen darauf ausgelegt, dass Gott dem Menschen begegnet? Jesus beklagt an einer Stelle, dass der Menschensohn keinen Ort hat, wo er sein Haupt hinlegen kann. Wie sieht es damit in unseren heutigen Gemeinden aus? Erwarten und rechnen wir wirklich mit Gottes Gegenwart in all unseren Veranstaltungen oder pflegen wir eher unsere liebgewonnenen Traditionen und Strukturen? Diesen Fragen soll in dem vorliegenden Buch nachgegangen werden.

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Seitenzahl: 221

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Marcel Roman

Ein Ort für seine Herrlichkeit

Anregungen für eine himmlische Sicht von Gemeinde

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage 2019

© 2019 Marcel Roman

© 2019 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany; www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985 entnommen.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat/Satz: Manfred Mayer

Umschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www.7dinge.de

Foto: pixabay

ISBN (epub): 978-3-95578-462-1

ISBN (Druck): 978-3-95578-362-4

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wort, das vom Herrn zu Jeremia geschah:Stell dich in das Tor des Hauses des Herrn,rufe dort dieses Wort aus und sprich:Hört das Wort des Herrn, ganz Juda,die ihr durch diese Tore kommt, um den Herrn anzubeten!So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:Macht gut eure Wege und eure Taten,dann will ich euch an diesem Ort wohnen lassen!Und verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen:Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn,der Tempel des Herrn ist dies!Denn nur wenn ihr eure Wege und eure Taten wirklich gut macht,wenn ihr wirklich Recht übt untereinander,den Fremden, die Waise und die Witwe nicht unterdrückt,kein unschuldiges Blut an diesem Ort vergießtund nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem Unheil,dann will ich euch an diesem Ort, in dem Land,das ich euren Vätern gegeben habe,wohnen lassen von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Jeremia 7,1-7

 

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Teil I: Wo kommen wir her?

1 Die Geschichte des Gottesdienstes

2 Was stimmt nicht mit unseren Gottesdiensten?

3 Das religiöse System der Synagoge

4 Menschen gefallen oder im Rat des Herrn stehen

5 Gibt es einen „Weg der Mühsal“ im Volk Gottes?

Teil II : Tradition oder Freiheit?

6 Der Sabbat-Sonntag

7 „Ihre Synagogen“

8 Die Kollekte

9 Der Leib und die Gemeinde

10 Fleischliche Sicherheit statt Gottesfurcht

Teil III: System oder Familie?

11 Die Frage der Organisation

12 Wo trafen sich die ersten Christen?

13 Eine ganz normale Entwicklung?

14 Nicht noch ein neues religiöses System

Teil IV: Wie es sein könnte

15 Eine Versammlung wie in Joel 2

16 Eine Herde

17 Ältere und Jüngere in der Praxis

18 Ist Mündigkeit biblisch?

19 Gott hat einen Plan

20 Das Haus Gottes in Hesekiel 44

21 Die Gemeinschaft der Heiligen

 

 

Vorwort

Der Zweck dieses Buches ist es, das Volk Gottes näher dahin zu bringen, wo sein Bestimmungsort ist. Es wurde mit dem tiefen Verlangen geschrieben, dass der Leib Christi Hindernisse überwinden und in die Fülle kommen kann. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir in unseren heutigen Gemeinden kaum die Kraft und die Fülle Gottes erleben, wie sie uns in der Bibel beschrieben wird.

Doch es ist die Sehnsucht und die Hoffnung und der feste Glaube des Autors, dass sich dies ändern kann! Dazu müssen wir jedoch etwas tun. Wir können nicht abwarten und hoffen, dass alles von alleine passiert. Es liegt in unserer Hand – als Gemeinschaften, aber auch als Einzelne – alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und für Gott einen Ort zu bereiten, an dem er gern sein möchte. Gott möchte uns seine unbeschreiblich kostbare und kraftvolle Gegenwart offenbaren, doch müssen wir ihm dazu einen Weg bahnen. In diesem Buch werden einige Schritte aufgezeigt, wie wir das tun können.

Folgende Hinweise möchte ich zur Lektüre dieses Buches geben. Zum einen ist alles, was in diesem Buch steht, auch tatsächlich so gemeint, wie es aufgeschrieben wurde. Manchmal neigen wir dazu, ungewohnte Dinge so lange „umzubiegen“, bis sie in unser theologisches Konzept passen. Doch was auf den folgenden Seiten geschrieben steht, muss nicht interpretiert oder gedeutet werden, auch wenn es an einigen Stellen beim Leser Anstoß erregen mag. Es ist genau so zu verstehen, wie es dasteht.

Lieber Leser, lege das Buch nicht weg, weil es nicht zu dem passt, was du bisher gedacht hast, sondern prüfe, was du gelesen hast. In Apostelgeschichte 17 lesen wir etwas über die Juden in Beröa, die Paulus auf einer seiner Reisen traf. Sie werden im Gegensatz zu den anderen Juden als „edler“ bezeichnet, denn sie „untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte“. Ich wünsche jedem Leser, dass er in Bezug auf dieses Buch eine solche ernsthafte Prüfung vornimmt und nicht nur nach bestätigenden Worten für seine eigene Theologie sucht.

Wenn der Leser nun an den Punkt kommt, dass er eine Sache, die er vielleicht bisher als richtig angesehen hat, durch die Lektüre dieses Buches und durch den Abgleich mit der Bibel ernsthaft überdenkt, ist folgender Schritt wichtig: Er sollte handeln! Wie oft lesen wir Bücher von großen geistlichen Persönlichkeiten und mächtigen Taten Gottes und bleiben nach der Lektüre doch immer dieselben? Woran liegt das? Es liegt daran, dass der Herr uns zwar Licht in einer Sache gegeben hat, wir aber nicht danach gehandelt haben. Jakobus bringt es auf den Punkt:

Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Gesicht in einem Spiegel betrachtet. Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein (Jak 1,22-25).

So ist es auch mit der Lektüre dieses Buches. Wenn wir in diesem „Spiegel“ etwas erkannt haben und nicht darauf reagieren, wird uns das Erkannte wenig nützen, weil wir nur vergessliche Hörer sind. Wir haben es uns angeschaut, uns darüber gefreut und haben es doch im nächsten Moment wieder vergessen, weil wir nicht reagiert haben. Darum lasst uns reagieren und Schritte tun, egal wie folgenreich so ein Schritt sein mag oder was andere dazu sagen könnten.

Zuletzt möchte ich einige Sätze aus der Einleitung eines anderen Buches zitieren, das haargenau wiedergibt, was ich im Hinblick auf dieses Buch empfinde: „Dieses Buch wird als eine Offenbarung vom Herzen des Geistes Jesu für die Tiefen der Herzen seiner geliebten Kinder gegeben. Seien Sie sich bewusst, dass der Geist Jesu dafür ein irdisches Werkzeug benutzt; es gibt deshalb Zeichen menschlicher Schwäche im ganzen Buch. Bitte verzeihen Sie mir diese Fehler, und lassen Sie nicht zu, dass diese Sie daran hindern, die wichtige Offenbarung, die in diesem Buch enthalten ist, zu empfangen.“1 Auch ich bin mir schmerzlich der Tatsache bewusst, dass dieses Buch viele menschliche Fehler enthalten wird, und bitte doch den Leser, nicht an diesen Punkten Anstoß zu nehmen, sondern die dahinterliegende, wichtige Botschaft wahrzunehmen.

Auch wenn in diesem Buch konkrete Schritte vorgestellt werden, enthält es kein abgeschlossenes Lehrkonzept, sondern es ist ein Ruf nach Veränderung. Das Ziel des Buches ist nicht, Dogmen aufzustellen, sondern die Möglichkeit zu schaffen, mehr von Gottes Gegenwart in all unseren Versammlungen zu erleben. Deshalb besteht auf Seiten des Autors auch die Bereitschaft zur Ergänzung, zum Austausch über das in diesem Buch Geschriebene und zur gegenseitigen Hilfestellung, solange dies dem soeben genannten Ziel entspricht, dass wir alle als Leib Christi näher zu Gott kommen.

 

1 Greg Violi: Die heilige Schönheit des Königs, S.9.

Einleitung

Wenn man einen Gottesdienst in einer Freikirche besucht, sieht man fast immer das gleiche Schema: ein paar Ankündigungen, ein kurzes Wort zur Ermutigung oder zum „Abholen“, eine Zeit lang Lobpreis, eine Predigt, eventuell Gebet und ein Schlusssegen. Diese Abfolge wiederholt sich Sonntag für Sonntag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. In anderen Kirchen mögen Ablauf und Bestandteile des Gottesdienstes anders aussehen, doch es ist eine immer wiederkehrende Abfolge von gleichen Elementen, die einen Gottesdienst formen. Ab und zu gibt es kleine Änderungen, um diese Ordnung etwas aufzulockern. Dann kommt mal zuerst die Predigt und danach der Lobpreis oder es dürfen zwischendurch Zeugnisse erzählt werden. Auch die Kollekte fehlt in keiner Gemeinde. Aber haben die Apostel auch solche Gottesdienste gehabt? Lehrt das Neue Testament diese Dinge so, wie wir sie Sonntag für Sonntag erleben?

Einen weiteren Aspekt unserer Gottesdienste bringt Professor Jürgen Bärsch, der Lehrstuhlinhaber für Liturgiewissenschaft der katholischen Universität Eichstätt, genau auf den Punkt. Er betont mehrfach, dass die Form des Gottesdienstes stark „beeinflusst von Veränderungen in Kultur und Mentalität“ sei1. Demnach seien gewisse Elemente oder auch die gesamte Form des Gottesdienstes lediglich abhängig von den jeweils herrschenden kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Wenn man sich die Beschaffenheit vieler Gottesdienste anschaut, muss man dieser Aussage wohl zustimmen. Allerdings kann dies niemals das sein, was der Herr sich für seine Gemeinde vorgestellt hat – eine sich jede Woche wiederholende Abfolge von Handlungen, die sich nur durch Schwankungen in Kultur und Gesellschaft ein wenig verändert. Unser Gott ist doch ein lebendiger Gott und kein totes, immer gleichbleibendes Ritual!

Wie kommt es dann, dass wir jeden Sonntag derartige Gottesdienste erleben? Stammen diese Dinge alle aus der Bibel oder aus anderen Quellen? Wer sich mit dem Thema Gottesdienst beschäftigt, wird um einen Begriff nicht umhinkommen: das Wort Liturgie. Nun denken einige vielleicht, dass dieses Wort eigentlich nur in die katholische Kirche gehört. Doch hat es weit mehr mit dem zu tun, was wir in Gemeinden Sonntag für Sonntag erleben, als wir denken. Das griechische Wort leitourgia, von dem das deutsche Fremdwort Liturgie abstammt, bezeichnete im klassischen Griechisch lediglich den öffentlichen Dienst für den Staat. Erst über einige Umwege wurde daraus eine Bezeichnung für die Gottesdienstordnung bzw. den Gottesdienstablauf. Vieles von dem, was wir heute in Gemeinden sehen, wird durch den Begriff Liturgie treffend bezeichnet: ein bestimmter Ablauf des Gottesdienstes nach einer festgelegten Ordnung.

Ist dir, lieber Leser, nie aufgefallen, dass Gottesdienste auch in einer Freikirche immer einen bestimmten Ablauf aufweisen? Hast du dich nie gefragt, woher diese feste Abfolge von Handlungen stammt? Wenn man genau hinschaut, haben wir auch in Freikirchen sehr wohl eine bestimmte Liturgie. Fraglich ist nur, woher wir diese haben und ob diese so, wie wir sie überall erleben, richtig und biblisch ist. Erstaunlicherweise gibt der Theologe Dr. Bärsch offen zu, dass „für die frühe Zeit des Christentums nur äußerst vorsichtig Aussagen zu Entwicklung und Gestalt des Gottesdienstes getroffen werden können“. Das Neue Testament sagt uns also nicht viel über bestimmte Abläufe und Schemata für Gottesdienste. Um zu verstehen, warum der Gottesdienst heute dennoch so durchgeführt wird, wie es überall geschieht, soll an dieser Stelle kurz die Entwicklung des Gottesdienstes im Laufe der Jahrhunderte dargestellt werden.

 

1 Jürgen Bärsch: Kleine Geschichte des Gottesdienstes. Diese Aussage und auch viele Informationen in diesem und dem folgenden Kapitel, „Die Geschichte des Gottesdienstes“, lassen sich in diesem kleinen Büchlein nachlesen.

TEIL I: WO KOMMEN WIR HER?

 

Kapitel 1: Die Geschichte des Gottesdienstes

Obwohl man im Neuen Testament wohl lange nach einer Liturgie, also nach einem Ablaufplan für Gottesdienste, suchen kann, entwickelten sich bereits am Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Jahrhunderts gewisse immer wiederkehrende Strukturen. So beschreibt etwa im Jahre 150 Justin der Märtyrer, ein Philosoph, der Christ wurde und dann versuchte, Philosophie und Christentum in Einklang zu bringen, eine bereits fest etablierte Gottesdienstordnung: Die Gemeinde versammelt sich am Sonntag. Ein Vorsteher liest zunächst aus den Schriften der Apostel vor, woraufhin ein Ausleger das Gelesene erläutert. Danach erheben sich alle Gottesdienstbesucher zum gemeinsamen Gebet. Darauf folgt dann schließlich das Abendmahl, welches unter Danksagungen von den Diakonen verteilt wird. Diese Vorform einer starren Liturgie wurde dann immer weiter ausgebaut.

Zur selben Zeit entwickelte sich die Osterfeier zum zentralen christlichen Fest. Dabei lesen wir im Neuen Testament nirgendwo, dass die Apostel oder irgendwelche Jünger ein Osterfest zu Ehren von Jesu Auferstehung gefeiert hätten. Auch rein äußerlich änderte sich einiges. Trafen sich die Christen im Neuen Testament und wohl auch im ersten und zweiten Jahrhundert noch in Privathäusern und angemieteten Örtlichkeiten, wurden im dritten Jahrhundert immer mehr Kirchenbauten errichtet. Diese Entwicklung erfuhr einen enormen Auftrieb durch die massive Förderung des römischen Kaisers Konstantin der Große, der als erster Kaiser dem Christentum freundlich gesinnt war. Zu seiner Zeit wurde die Sonne als sol invictus (unbesiegbare Sonne) in weiten Teilen des römischen Reiches immer mehr verehrt.

Wie christlich dieser Kaiser wirklich war, sieht man beispielsweise an der Gründung seiner neuen Hauptstadt Konstantinopel mithilfe von heidnischen Gründungsriten, welche dann später einfach christlich umgedeutet wurden. In dieser neuen Stadt befand sich eine Statue, die den Gründer mit einer Strahlenkrone, dem Zeichen für den Sonnengott Sol, zeigte, während im Sockel der Statue gleichzeitig christliche Reliquien aufbewahrt wurden. Dieser Kaiser ließ sich erst auf seinem Sterbebett taufen, weil damit die Chance relativ gering sein sollte, dass er nach seiner Taufe noch einmal sündigen würde. Von diesem eigenwilligen Unterstützer des Christentums wurde gleichzeitig auch der Sonnenkult gefördert, sodass der Sonnen-Tag (dies solis) zu Ehren des Sonnengottes Sol zum arbeitsfreien Tag erklärt wurde.

Zunächst standen die Christen diesem Sonnen-Tag aufgrund seiner Verbindung mit dem Kult des Sonnengottes skeptisch gegenüber. Schließlich sollte er aber neben dem Sabbat der zentrale Tag für den Gottesdienst bleiben. Nun konnten die Christen dank des halbheidnischen und halbchristlichen Kaisers Konstantin den Gottesdienst statt frühmorgens vor Beginn des Arbeitstages im Laufe des Vormittags ungefähr von neun Uhr an feiern. In der Folgezeit wird auch der Ostertermin einfach auf einen Sonntag gelegt. Zwischen 325 und 335 kommt ein weiteres christliches Fest hinzu: Von nun an feiern viele Christen das ebenfalls in der Bibel an keiner Stelle erwähnte Weihnachtsfest. Am 25. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, wird nun der Geburt Jesu gedacht, ohne jeden Nachweis, dass dies tatsächlich der Geburtstag unseres Herrn war.

Vielmehr sollte damit wohl ein christliches Gegenstück zum Geburtstagsfest des Sonnengottes, das von den Heiden ebenfalls am 25. Dezember gefeiert wurde, geschaffen werden. Wie der Geburtstag des Sonnengottes für die Heiden am Tag der Wintersonnenwende den Beginn des neuen Jahres und damit die Wiedergeburt des Lichtes andeutete, sollte wohl auch Jesus als „Sonne der Gerechtigkeit“ an diesem Tag verehrt werden – ohne irgendeinen biblischen Bezug. Hier sehen wir eine Quelle, aus der die Christenheit neben der Bibel viele Dinge ableitete: das antik-römische Heidentum. Vieles von dem, was wir in heutigen Gemeinden und Kirchen sehen, hat seinen Ursprung im Heidentum und wurde lediglich christlich umgedeutet.

Zurück zur Entwicklung des Gottesdienstes. Im vierten Jahrhundert hielten schließlich die ersten Altäre Einzug in die Kirchen. Um dieselbe Zeit wurden die anfangs freien Gebete mehr und mehr verschriftlicht. In sogenannten Libelli oder Sacramentaria wurden von nun an die für die Durchführung eines Gottesdienstes maßgeblichen Gebete festgehalten. Daneben gab es weitere Bücher, wie das Lektionar oder Evangeliar zum Vorlesen durch einen Diakon, das Antiphonar als Gesangbuch für den Kantor und den Ordo, der den rituellen Ablauf des gesamten Gottesdienstes regelte. Zugleich mit dem Aufstieg des Papsttums verfestigte sich auch die Form der Liturgie, sodass ein typischer Gottesdienst des siebten Jahrhunderts unter der Beteiligung des Papstes wie folgt aussah: Der Papst zieht unter verschiedenen Gesängen und dem Entzünden von Kerzen in die Kirche ein. Es wird ein Abschnitt aus den Briefen gelesen, worauf ein Antwortgesang erfolgt. Ein Diakon küsst dem Papst die Füße. Es wird ein Abschnitt aus den Evangelien gelesen und danach das diesen Abschnitt enthaltende Evangeliar den Anwesenden zum Küssen hingehalten. Es folgen weitere Gesänge und das Einsammeln eines Opfers. Den Abschluss bildet die Feier des Abendmahls.

Man sieht hier bereits, dass der Gottesdienst zu einer reinen Abfolge von Ritualen geworden war. Kann man sich tatsächlich vorstellen, dass Jesus all dies jemals gewollt hat? Eine Aneinanderreihung von toten Ritualen, die eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben? Haben Jesus oder seine Apostel jemals solche Handlungen vollzogen? Sieht man denn nicht ganz klar, dass hier völlig heidnische Kulte mit ihren ganzen ekligen Ritualen und Zeremonien ins Christentum Einzug gehalten haben? Macht es Gott Ehre, wenn wir diese ganzen Handlungen vollziehen? Hat Gott nicht gesagt, dass er mehr Gefallen an Gehorsam als an Schlachtopfern hat? Für den antiken Heiden war es wichtig, bestimmte Rituale zu vollziehen und dabei entsprechende Worte in der richtigen Art und Weise zu sagen, um nicht den Zorn der Götter auf sich zu ziehen. Es ging um den richtigen Ort, die richtigen Worte und die richtigen Handlungen, statt um die richtige Herzenseinstellung. Vieles hiervon ist in den ersten Jahrhunderten in das Christentum eingezogen. Um diese heidnischen Einflüsse zu sehen, muss man nur einmal in eine große alte Kirche gehen und die Augen aufmachen.

Aber wie ging es nach der Antike weiter? Gott sei Dank kam am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Frühen Neuzeit die Reformation. Für die Reformatoren Zwingli und Calvin stellte die Liturgie der katholischen Kirche etwas rein Äußerliches dar. Deshalb forderten sie ebenso wie Luther, dass allein die Bibel als Wort Gottes im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen sollte. Viele Elemente der katholischen Messe wurden von den Reformatoren zu Recht als unbiblisch abgelehnt. Nur die Taufe und das Abendmahl sollten bestehen bleiben und durch das Vaterunser ergänzt werden. Nun könnte man denken, dass die evangelischen – und damit in späterer Zeit auch die freikirchlichen – Gottesdienste nach Luther wieder nach neutestamentlichem Vorbild verliefen. Dies würde bedeuten, dass wir heute Versammlungen erleben, die auf biblischer Basis beruhen. Leider hatten aber auch die Reformatoren und allen voran Luther nichts Besseres zu tun, als nun ihrerseits sofort wieder Gottesdienstordnungen und -abläufe, im Prinzip also neue Liturgien, auszuarbeiten, festzulegen und zu verfassen. So umfasst Luthers „Deutsche Messe“ zwar weniger Rituale als die katholische Messe und sollte außerdem in der Muttersprache stattfinden. Dennoch kam es wieder zu einer Fixierung und Aneinanderreihung von verschiedenen Elementen, die wir so nicht in der Bibel finden.

So sieht beispielsweise ein typisch evangelischer Gottesdienst der 1630er Jahre wie folgt aus: Zunächst gibt es eine feste Eingangsliturgie mit Musik. Es folgt eine längere Predigt, die durch verschiedene Gebete und Lieder unterbrochen wird. Danach wird das Abendmahl eingenommen, es folgen verschiedene Ankündigungen und weitere Amtshandlungen. Gerade die Musik ist durch die Werke vieler bekannter Komponisten mehr und mehr zu einem Selbstzweck und zu einem Götzen in der evangelischen Kirche geworden und hat den Platz vieler katholischer Elemente eingenommen. Schließlich haben irgendwelche Kantaten oder Symphonien von Bach oder Händel nichts mit dem kraftvollen, lebendigen Herrn Jesus zu tun, der unser Leben verändern und uns seine Herrlichkeit zeigen möchte. Ich habe noch nie davon gehört, dass irgendwelche Symphonien Leben verändert und Menschen von der Macht Satans befreit und ins Reich Gottes gebracht hätten. Dennoch sind die Kirchen an bestimmten Feiertagen voll von Weihnachtsoratorien, durch die aber kein Mensch ewiges Leben bekommt.

Die Reformation hat zweifellos viel Licht gebracht. Sie hat zum Beispiel die Wichtigkeit der Schrift betont. Aber sie hat nur einen Teil der biblischen Wahrheiten wiederhergestellt. Nun werden viele freikirchliche Christen sagen: „Ja, da stimme ich dir zu. In den Landeskirchen gibt es wirklich kein Leben. Wie gut, dass wir nicht in der katholischen Kirche sind. Und wie gut, dass wir auch nicht wie die evangelische Kirche sind.“ Aber was unterscheidet einen freikirchlichen Gottesdienst eigentlich von einem landeskirchlichen? Die moderne Musik? Die „lebendigere“ Predigt? Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es war gut, dass Luther sich von der katholischen Kirche getrennt hat. Und es war auch gut, dass Christen den Schritt hinaus aus der evangelischen Kirche gewagt haben und Gott freier dienen wollten, als in diesen engen und unbiblischen Organisationen. Aber auch die heutige Freikirche ist nicht das, was Gott sich für sein Volk gedacht hat. Auch hier finden wir immer gleiche Abläufe und Liturgien, an denen sich wenig ändert und die wenig Leben bringen. Wie viel findet man in normalen freikirchlichen Gottesdiensten von Gottes Gegenwart, die Menschen überführt, zu Tränen rührt, Sünder rettet, Krankheiten heilt und Dämonen austreibt? Wenn wir ehrlich sind, müssen wir eingestehen, dass in unseren freikirchlichen Gottesdiensten nur sehr wenig geschieht!

Lieber Leser, hast du dich nie gefragt, warum es so viele fade, kraftlose Gottesdienste gibt? Hast du dich nie gefragt, warum junge Leute in diesen Gottesdiensten oft so gelangweilt sind? Bei Jesus haben die Kinder vor Freude gejauchzt und geschrien (vgl. Mt 21,15). Zeige mir fünf Gottesdienste, in denen das der Fall ist. Hast du diese immer gleichen Sonntage, an denen so wenig passiert, nicht satt? Sehnst du dich nicht nach lebendigem Wasser? Sehnst du dich nicht danach, dass etwas geschieht? Dass Menschen von Bindungen befreit und geheilt werden? Dass die Gegenwart Gottes ganz real erfahrbar ist – und das alles im Gottesdienst? Wenn wir einen lebendigen Gott haben, dann muss das alles doch möglich sein. Was hält uns von dieser lebendigen Realität ab? Lieber Leser, kaufe dir Augensalbe von Jesus (vgl. Offb 3,19), damit du den elenden, armen und blinden Zustand unserer Gottesdienste erkennst. Und damit du Hunger nach mehr, nach echtem Leben bekommst.

 

Kapitel 2: Was stimmt nicht mit unseren Gottesdiensten?

Etwas stimmt nicht mit unseren Gottesdiensten. Dies ist mir sehr eindrücklich klar geworden, als ich einmal eine biblische Geschichte aus einer Kinderbibel vorgelesen habe. Dort wird die Begebenheit wiedergegeben, wie Jesus in der Synagoge einen Menschen mit einer verkrüppelten Hand heilte. Erst wird erzählt, wie der Gottesdienst stattfand, bis Jesus plötzlich auftrat und diesen Menschen von seinem jahrelangen Leiden befreite. Dieser Mensch war gebunden und Woche für Woche krank in die Synagoge gekommen und Woche für Woche unverändert und krank wieder nach Hause gegangen. In diesen Gottesdiensten, in denen es ja eigentlich um Gott gehen sollte, war dieser Mann dem rettenden, heilenden und befreienden Gott, der etwas tut, niemals begegnet! Auch in der jüdischen Synagoge gab es eine Liturgie, die aus Schriftlesungen und Gebeten bestand. Und dann kam Jesus in das Leben dieses Menschen und er heilte ihn augenblicklich! Halleluja! Jesus demonstrierte eindrucksvoll, dass er ein lebendiger Gott ist und dass dort, wo Gottes Gegenwart ist, immer etwas passiert.

In dem Kinderbuch stand direkt, nachdem Jesus diesen Menschen geheilt hatte: „An Gottesdienst war nicht mehr zu denken.“ Ist das nicht verrückt? Dies demonstriert schmerzlich, was für ein verdrehtes Verständnis wir von dem haben, was Gott will. In dem, was wir Gottesdienst nennen, geht es gar nicht darum, dass Jesus wirklich kommt und etwas verändert. Es geht stattdessen um eine Form und um das Einhalten dieser Form! Als Jesus kam und endlich etwas bewirkte, war „an Gottesdienst nicht mehr zu denken“. Die Autoren dieses Kinderbuchs haben es so deutlich beschrieben, dass, wenn Jesus kommt und Menschen verändert und dabei tatsächlich die Predigt oder den Lobpreis unterbricht, der Gottesdienst gestört wird. Was ist das für eine entsetzliche Vorstellung? Um was geht es dann bei unseren Gottesdiensten, wenn der Sohn des lebendigen Gottes diese stören und durcheinanderbringen kann, sodass „an Gottesdienst nicht mehr zu denken“ ist. Was ist das, was wir Gottesdienst nennen, denn eigentlich?

Die Antwort auf diese Frage ist extrem wichtig und doch scheint es, dass diese Antwort wie ein Geheimnis von den unsichtbaren Mächten in der Himmelswelt verborgen und gehütet wird. Ich glaube, diese boshaften Mächte wollen nicht, dass wir den wahren Charakter von dem entdecken, was wir mit dem Wort „Gottesdienst“ bezeichnen. Wenn der in diese Welt gekommene König der Könige einen Gottesdienst stören kann durch das, was er tut – und er tat das bei vielen Gelegenheiten, wie wir noch sehen werden – dann scheint etwas nicht zu stimmen mit unseren „Gottesdiensten“. Tatsächlich können mithilfe des Neuen Testaments „nur äußerst vorsichtig Aussagen zu Entwicklung und Gestalt des Gottesdienstes getroffen werden“. Und das aus gutem Grund! Gott hat kein Interesse daran, dass wir Sonntag für Sonntag ein Programm durchziehen, denn er ist ein lebendiger Gott!

Die Wahrheit ist, dass der Feind es mithilfe des Menschen geschafft hat, anstelle der realen Erfahrung Gottes ein religiöses System zu etablieren, welches diese reale Erfahrung nur nachahmt! In diesem religiösen System wird viel Wissen über Gott vermittelt, aber es fehlt die Erfahrung des lebendigen Gottes. Statt täglich abhängig von ihm zu sein und darauf zu warten, dass er uns allen seine Speise austeilt (vgl. Ps 104,27), haben wir ein festgefügtes Programm wie eine eherne Mauer. Und Gott muss einiges an Mühe aufwenden, um uns durch diese Mauer hindurch zu erreichen, wie wir bei der Geschichte von Jesus und dem Mann mit der verkrüppelten Hand sehen können.

Satan ist es in weiten Teilen der Christenheit gelungen, ein religiöses System aufzubauen. Ich glaube dieser Punkt ist sehr wichtig. In diesem System haben die Menschen das Gefühl, jeden Sonntag das Richtige zu tun. Sie benutzen die richtigen Vokabeln, es werden Worte aus der Bibel gesagt und so weiter. Wo liegt also das Problem? Es liegt darin, dass dieses System das Leben Gottes nur kopiert. Es sieht aus wie echtes Christsein, aber es führt nicht dazu, Gott zu erleben. Sondern es führt nur zu sich selbst, zu einem religiösen System, das aus religiösen Handlungen besteht: jeden Sonntag zur „Kirche“ gehen, konfirmiert werden, jeden Mittwoch zum Gebetsabend gehen, den Zehnten geben, Kinder „einsegnen“ und so weiter. Ich möchte damit nicht sagen, dass Gott in diesen Dingen nicht wirken könnte. Aber diese Dinge sind Teil eines religiösen Systems, das auch ohne das Wirken Gottes auskommt!

Wenn wir einmal ganz ehrlich sind, funktionieren unsere Gottesdienste, unser Lobpreis, unsere Predigt, unsere Kollekte, unsere „Abholworte“ jeden Sonntag auch ohne Gott! Wie kann etwas von Gott sein und gleichzeitig ohne ihn funktionieren? Hat Jesus nicht ganz klar gesagt, dass wir ohne ihn (wörtlich: getrennt von ihm) nichts tun können (vgl. Joh 15,6)? Demnach können doch all diese Dinge, die jede Woche auch ohne ihn auskommen, nichts wert sein! Müssen wir etwa jenem weisen Mann zustimmen, der einmal scharfsinnig bemerkte: „Nun, wenn der Herr sich heute Abend bei uns nicht zeigt, dann können wir trotzdem ein ziemlich gutes Programm bieten!“

Aber genau das ist die Absicht, die der Feind Gottes mit seinem System verfolgt: die Aufmerksamkeit der Gläubigen von Gott weg auf ein sicheres System richten. Ich hoffe, dass jeder Christ versteht, wie schrecklich dieses Werk des Feindes eigentlich ist. Statt Leben aus Gott zu empfangen, das unser Leben wirklich verändert, statt dieses Abenteuerlebens allein aus Gottes Hand, wird der Blick auf religiöse Handlungen gelenkt, die so langweilig und staubig sind. Bei allen Konfessionen und Denominationen geht es nur um Unterschiede in den jeweiligen religiösen Systemen. Bei all dem Streit zwischen diesen geht es nicht um Gott und die Menschen, sondern um unterschiedliche religiöse Institutionen, Standpunkte und Handlungen.

Das große Kennzeichen dieses religiösen Systems ist, dass sich nichts verändern soll. Ein Mann Gottes hat einmal auf den Punkt gebracht, was man in so vielen Gemeinden jeden Sonntag erleben kann: „Es soll etwas geschehen, aber es darf nichts passieren!“ Man spricht über das Leben als Christ, über das Bekennen der Sünden, über Geistesgaben, über Heilungen, über Befreiungen, über alles Mögliche, aber es passiert so wenig! Wie kann man an einen Ort gehen, an dem Jesus tatsächlich gegenwärtig ist, und nichts passiert? Wo finden wir im Neuen Testament Stellen, wo Jesus kam, und nichts passierte?