Eine Feder vom Himmel - Thomas Brezina - E-Book

Eine Feder vom Himmel E-Book

Thomas Brezina

0,0

Beschreibung

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Kult-Autor Thomas Brezina versammelt in diesem Buch 44 wahre Geschichten, die mehr und tiefere Hoffnung geben, als es erdachte je könnten. Erzählt von Zuschauern des TV-Senders Puls 4, die Erstaunliches erlebt haben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 130

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



EINE FEDER VOM HIMMEL

Thomas Brezina

Eine Feder vom Himmel

Alle Rechte vorbehalten

© 2023 edition a, Wien

www.edition-a.at

Cover: Silja Andrej

Satz: Bastian Welzer

Gesetzt in der Premiera

Gedruckt in Europa

1 2 3 4 5 — 26 25 24 23

ISBN 978-3-99001-691-6

eISBN 978-3-99001-692-3

THOMAS BREZINA

EINE FederVOM HIMMEL

44 wahre Geschichten, die Hoffnung geben

edition a

Inhalt

Vorwort

Liebe

Rom bei Nacht

Der beschädigte Ring

Liebe auf Spanisch

Zwischen uns

Tanzen

Familie & Freundschaft

Das Winken

Das Licht der Liebe

Navid

Versprechen

Ein Lächeln zum Hochzeitstag

Die wahre Geschichte von Timmy-Bär, dem Minischwein

Wurzeln

Niemand wird zurückgelassen

Gesundheit

Es liegt an dir

Zwei Lebensretter

Ronjas Geschichte

Der Lauf ihres Lebens

Kampfgelse

Bucket List

Gute Verbesserung

Schule & Beruf

Zaid tanzt

Keine Angst vor dem Verlieren

Rote Badesachen

Wenn der Bankomat schluckt statt spuckt

Ein zuversichtlicher Held

Jede einzelne Sekunde

Zeichen

Die weiße Gestalt

Jesse

Rotkehlchen

Ein Lächeln auf dem Parkplatz

Engel auf der Reise

Der Duft von Rosen

Die weiße Taube

Handschmeichler

Das Haus

Verlust

Abschiedsritual

Die kleinen Dinge

Philipp

Das Lachen

Zwei Rehe

Nachricht aus dem Jenseits

Ein weiches Herz

Let it be

Eine Feder vom Himmel

In einem Jahr -Thomas Brezina

VORWORT

In meinem Buch Besser als du denkst entspinnt sich ein Dialog zwischen Nick, der vom Leben schwer enttäuscht ist, und einem göttlichen Wesen. Dabei geht es auch um Hoffnung und Zuversicht.

»Hoffnung und Zuversicht sind verwandt und doch sehr verschieden. Für Zuversicht brauchst du Mut, oft Geduld und Liebe für das Leben und dich.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Hoffnung ist wie ein Fernrohr. Du richtest es auf eine Lösung, einen Menschen, ein Ziel oder einen Gegenstand, den du gerne hättest. Erfüllt sich die Hoffnung nicht oder dauert es zu lange, bist du enttäuscht.«

»Was ist an der Zuversicht anders?«, wollte Nick wissen.

»Zuversicht ist wie ein kleines Ruderboot. Du bringst es auf den richtigen Kurs. Den Kurs lässt du nie aus den Augen, aber dein Ziel ist eine Insel mit verschiedenen Anlegeplätzen und nicht nur einem einzigen Steg. Wind und Wellen können dich vom Kurs abbringen oder in eine viel bessere Richtung treiben. Es ist deine Aufgabe, das zu beobachten und zu beurteilen. Nicht selten wirst du staunen, wohin dich die Zuversicht getragen hat. Es kann wesentlich erfreulicher sein, als du erhofft hast.«

In den Turbulenzen des Lebens die Zuversicht zu bewahren ist eine hohe Kunst, die neue Kräfte geben kann. In den Zeiten, die wir erleben, scheint es immer schwieriger, zuversichtlich zu bleiben. Aus diesem Grund entstand die Idee zu diesem Buch, das keine theoretische Abhandlung über dieses Thema ist, sondern eine Sammlung wahrer Geschichten.

Wie heißt es so schön: Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.

Den Verantwortlichen von PULS 4 gefiel das Buchprojekt und in der Sendung Café Puls konnte ich die Zuseherinnen und Zuseher mehrfach dazu aufrufen, eigene Erlebnisse und Erkenntnisse über die Zuversicht einzusenden. Das Echo war groß. Menschen aus ganz Österreich und aller Altersgruppen machten sich die Mühe, aufzuschreiben, was sie erlebt hatten und wie sie neue Freude finden konnten. Die Auswahl aus den hunderten Geschichten fiel schwer. Ziel war es, eine große Bandbreite an Themen anzusprechen und Erlebnisse zu wählen, mit denen wir uns alle identifizieren können und die viele verschiedene Arten der Zuversicht aufzeigen.

Danke an alle, die bei dieser Aktion mitgemacht haben. Die geschilderten Momente aus dem Leben sind berührend. Es gibt Mut zu sehen, was Menschen alles bewältigen und wie sie Krisen meistern können.

Ich hatte die Ehre, die Texte manchmal ein wenig zu bearbeiten, um den Inhalt noch mehr zum Strahlen zu bringen.

Danke an PULS 4, die Redaktion und die Moderatorinnen und Moderatoren von Café Puls für die wunderbare Zusammenarbeit und das Zeichen, das wir gemeinsam setzen konnten.

Alles Gute, herzlichst

Liebe

ROM BEI NACHT

Ines

Mein Leben verlief die meiste Zeit nicht so toll.

Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich gerade mal drei Jahre alt war. Damit gingen die Probleme auch schon los. Als Kind war ich zwischen ihnen hin- und hergerissen, als Jugendliche brach ich den Kontakt zu ihnen immer wieder ab.

Mit 17 Jahren zog ich aus, obwohl ich mitten in meiner schulischen Ausbildung steckte. Nebenbei musste ich samstags arbeiten gehen. Für Freizeit blieb mir nur noch der Sonntag – und außerdem hatte ich jede Menge andere Probleme.

Das alles hatte zur Folge, dass ich zwei Klassen wiederholen musste. Ich verschwand in einem Loch, das immer tiefer zu werden schien, und ich wusste nicht, wie ich je wieder hinaus ins Licht gelangen sollte.

Neben der Schule begann ich schließlich eine Gesprächstherapie.

Ich erkannte, dass ich große Angst davor hatte, verlassen zu werden. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater hatten mit neuen Partnern Familien gegründet und jeweils zwei Kinder bekommen. Ich stand dazwischen und fühlte mich zu keiner Familie so wirklich zugehörig. Dieses Gefühl verletzte mich, und ich sagte mir, dass ich erst Teil einer Familie sein würde, wenn ich selbst eine gründete. Darauf wagte ich allerdings nicht zu hoffen, zu prägend waren die Erfahrungen meiner Kindheit gewesen.

Mit zwanzig Jahren jedoch änderte sich mein Leben. Ich lernte jemanden kennen. Und hier beginnt meine Geschichte der Zuversicht.

Als ich ihn zum ersten Mal traf, war es, als würde ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen. Als wäre er schon immer da gewesen. Sein Lachen hob mich jedes Mal aus meiner dunklen Grube heraus. Er war schon öfters geflogen und war völlig schockiert, als ich ihm erzählte, dass ich noch nie in einem Flugzeug gesessen hatte.

»Wenn du irgendwohin fliegen könntest«, fragte er mich, »wohin würdest du gerne fliegen?«

»Nach Rom«, antwortete ich ihm.

Kurz darauf saßen wir in einem Flugzeug. Wir kannten uns gerade einmal drei Wochen und schon hatte er mich mit einem Tagesausflug nach Rom überrascht! Beim Start nahm ich zum ersten Mal seine Hand. Es war unser erster Körperkontakt.

Wir hatten beide kaum geschlafen, fühlten uns übernächtig, hatten von Rom keinen Plan und fuhren mit dem Taxi von einem Café zum nächsten.

Mitten auf einem großen Platz saßen wir unter einem Sonnendach, tranken Espresso und begannen plötzlich so laut zu lachen, dass bald alle Menschen um uns herum mitlachten. Wir verliefen uns beim Kolosseum, schliefen am Flughafen ein und verpassten beinahe den Rückflug.

Nach dem Start des Rückflugs neigte der Pilot das Flugzeug nach links und wir sahen Rom bei Nacht, eine Stadt mit tausenden Lichtern. Ich kuschelte mich an ihn, er nahm meine Hand, und in diesem Moment wusste ich, dass das Liebe sein musste.

Es war der schönste Tag meines Lebens.

Mittlerweile sind wir seit vier Jahren zusammen, wohnen gemeinsam und haben den wundervollsten Sohn. Die Matura habe ich abgeschlossen und bald beginne ich mit dem Studium. Endlich fühle ich mich »zu Hause« und das verdanke ich meinem Partner. Er hat mir das Leben gerettet und mir eine Familie geschenkt.

Für lange Zeit hätte ich nicht gedacht, dass sich mein Leben so zum Guten wenden könnte. Und jedes Mal, wenn es mir gerade nicht so gut geht, denke ich daran, wie sich das Flugzeug nach links geneigt hat und an die unzähligen Lichter Roms. Ich spüre dann wieder das Gefühl von damals. Es ist ein Gefühl, als würde mein Herz vor Freude platzen. Und das gibt mir neue Zuversicht.

DER BESCHÄDIGTE RING

Helene

In meinem Leben hatte ich immer klare Vorstellungen, was ich mir von der Liebe erwarte. Ich wollte meinen Seelenpartner finden und drei Kinder mit ihm großziehen. Als ich selbst noch ein Kind war, hatte ich bereits »Kontakt« zu den Seelen meiner zukünftigen Kinder oder sprach zumindest im Geiste mit ihnen.

So lange begleitete mich schon der Wunsch nach meiner eigenen Familie.

Über die Jahre musste ich aber lernen, dass Liebe oft unerwidert bleibt, man enttäuscht wird, Beziehungen zerbrechen oder andere Lebensziele auftauchen.

Als ich dann mit 34 Jahren in einer Beziehung steckte, in der meine Bedürfnisse so gar nicht berücksichtigt wurden, setzte ich mich allein zur Sommersonnenwende mit einem Likör in meine neu ausgebaute Wohnung und nahm noch ein letztes Mal Kontakt mit meinen inneren Wünschen auf.

Unter Tränen sprach ich zur so nah scheinenden Seele meines Sohnes: »Du bist herzlich willkommen, aber du musst uns einen lieben Papa suchen!«

Dann stürzte ich mich wieder in meine zeit- und kraftraubende Arbeit und vergaß alles. Ich ging eine neue Beziehung ein, doch auch diese fühlte sich nicht an wie die Seelenpartnerschaft, nach der ich schon so lange suchte. Erwartungen hatte ich nun keine mehr.

Bis mich dann im September des gleichen Jahres meine Arbeit nach Wien führte. Es sollte meine Lebensglückswoche werden.

Ich wohnte in einem wunderschönen Hotel und wurde im Zimmer mit einem Rosenbad überrascht. Bis heute weiß ich nicht, wem ich das zu verdanken hatte, meinem damaligen Partner jedenfalls nicht.

Mein Vortrag lief besonders gut.

Im Prater traute ich mich »als Belohnung« auf das höchsten Karussell. Und auf der Straße fand ich einen goldenen Ohrring mit vier echten Diamanten, der zwar beschädigt war, aber eine symbolische Bedeutung bekommen sollte …

Mein damaliger Partner spendierte mir eine Opernkarte, 1. Reihe, die Fledermaus zur Saisoneröffnung. Zunächst wollte ich allein gar nicht hingehen, entschied mich im letzten Moment jedoch anders. Warum, kann ich heute nicht mehr sagen.

Als ich in der Staatsoper saß und die Ouvertüre erklang, löste die wunderschöne Musik, die direkt vor mir aus dem Orchestergraben stieg, ein Glücksgefühl aus, wie ich es schon lange nicht mehr gespürt hatte. Die Vorstellung war pointenreich und ich lachte viel.

Immer wieder blickte ich auf die Musiker. Einer von ihnen kam mir bekannt vor. Aber woher sollte ich ihn kennen?

In der Pause ergab sich die Gelegenheit, ihn anzusprechen. Meine Vermutungen bestätigten sich, wir kannten uns über gemeinsame Lehrer (früher hatte auch ich musiziert), hatten uns aber seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen. Er spielte wunderschön und ergreifend, mein Herz wurde durch seine Klänge tief berührt.

In der zweiten Pause fragte er mich, ob wir nachher noch etwas trinken gehen wollten. Und alles weitere ist Geschichte: Er ist der beste und liebste Mensch, den ich je kennenlernen durfte, wir sind glücklich verheiratet und haben zwei liebe Söhne! Aus dem beschädigten Ohrring ließ ich einen Ring anfertigen, die vier Diamanten symbolisieren unsere Familie …

Es kommt im Leben also alles so, wie es kommen muss!

Eigentlich wollte ich an diesem schicksalshaften Abend etwas anderes unternehmen. Und eigentlich hätte mein Mann damals gar nicht auftreten sollen. Aber das Schicksal (oder wer auch immer) hat uns zusammengeführt.

LIEBE AUF SPANISCH

Werner

Unsere Geschichte beginnt … ja, wo fängt eine Liebesgeschichte mit verlegten Telefonnummern und diversen Missverständnissen eigentlich an?

Seit mehreren Jahren hatte ich keine feste Beziehung mehr, fühlte mich immer einsamer und gab die Suche nach der idealen Partnerin schließlich auf.

Meine Drogerie sowie das Taxifahren als Nebenjob ließen mir wenig Freizeit. Als ich eine renovierungsbedürftige, hundert Quadratmeter große Altbauwohnung erwarb, wurde sie noch geringer.

Meine Geschichte beginnt im November, als die Nächte kälter wurden. Nach einer langen Nacht mit vielen Taxifahrten blieben mir kaum vier Stunden Schlaf, bis der Wecker läutete. Ein schnelles Frühstück, dann musste ich die Drogerie aufsperren.

Es war ein düsterer, nebeliger Herbsttag. Die erste Kundin, die eintrat, erkannte ich sofort: Evelyn, die mir bereits vor Jahren einmal ihre Telefonnummer gegeben hatte. Als Vorwand hatte sie behauptet, mit unserer Gruppe Squash spielen zu wollen, was sich aber nie ergab. In meiner männlichen Ordnung war der Zettel mit ihrer Nummer verloren gegangen, weshalb ich sie aus den Augen verloren hatte.

Nun aber standen wir uns gegenüber, plauderten und lachten. Ich freute mich sehr, sie nach so langer Zeit wiederzusehen.

Evelyn war gekommen, weil sie ein paar Fotokopien brauchte und einige Bestellungen aufgeben wollte. Die Kopien waren schnell gemacht, aber eine Kopie mit ihrem Namen und ihrer Adresse war leider misslungen und ich musste sie erneut anfertigen. Die misslungene Kopie blieb neben dem Gerät liegen. Wir vereinbarten einen Termin, an dem sie ihre Bestellungen abholen konnte. So wusste ich, dass sie sicher wiederkommen würde. Auf diesen Tag freute ich mich schon.

Was aber sollte ich ihr beim nächsten Mal sagen? Ich war etwas aus der Übung gekommen. Außerdem war sie eine Kundin, und falls gerade eine andere Kundin anwesend sein würde, könnte mein Versuch, mit ihr ins Gespräch zu kommen, als aufdringliche Anmache angesehen werden und mich in Schwierigkeiten bringen.

Die misslungene Kopie mit ihrer Adresse brachte mich auf die Idee, ihr einen kleinen Brief zu schreiben und ihn der Ware beizulegen, die sie bestellt hatte. Ich konnte ihr beides zuschicken.

Was aber sollte ich in den Brief schreiben? Ich war ziemlich ratlos.

Ein guter Bekannter bekam zu dieser Zeit bereits zum zweiten Mal ein Buch geschenkt, dessen Titel für mich aufs Erste nicht vertrauenserweckend klang: Wie reißt Mann Frau auf.

Mein Bekannter gab eines der Exemplare an mich weiter. Weil mir nichts Besseres einfiel, las ich es. Zu meiner Überraschung fand ich ein paar gute Anregungen darin. Mein Brief lautete schließlich so:

Hallo Evelyn!

Würde Sie, Dich gerne kennenlernen.

Deine Antworten könnten lauten:

Ich habe drei Kinder, bin verheiratet.

Mein Mann ist Boxer und sehr eifersüchtig.

Ich stehe in einer festen Beziehung und habe kein Interesse.

Oder andere Gründe für eine Ablehnung.

Sollte keine der Antworten zutreffen, würde ich gerne unser DU bei einem Gläschen Wein besiegeln, den Abend mit einem Theater- oder Kinobesuch fortsetzen und mit einem Abendessen abschließen.

Evelyns Antwort fiel originell aus. Mit einem Markierungsstift unterstrich sie den Satz: »Sollte keine der Antworten zutreffen …« und darunter schrieb sie: »Danke für diesen netten Brief.«

Unser erstes Treffen wurde vereinbart. Da die Jahreszeit passte, gingen wir zum Adventmarkt nach Schönbrunn. Ich hatte das Buch gelesen und war bestens gerüstet! Blumen, pünktliches Erscheinen und Themen für viel Konversation, was vielleicht sonst nicht gerade meine Stärke war.

Ich hielt also das Gespräch in Gang, bis wir endlich warmen Punsch tranken. Evelyn schien erleichtert. Später erzählte sie mir, ich hätte wie ein Wasserfall geredet und sie hätte schon ihre Zweifel an mir bekommen.

Es folgten jedoch noch mehrere Abende bei Keksen und Tee. In den Gesprächen kamen wir uns näher. Bis mir eines Tages der Gedanke kam, dass ich einen Kosenamen für Evelyn finden sollte.

Evelyn hatte einige Zeit in verschiedenen Ländern verbracht, Griechenland, England und Spanien, weshalb sie gut Spanisch sprach. Was lag näher, als einen spanischen Kosenamen zu suchen?

Mein Deutsch war passabel, Englisch endete mit schulischen Grundkenntnissen und Spanisch kam mir jede andere Sprache vor. Doch eine Sache hatte ich aus dem Buch mit dem seltsamen Titel gelernt: Aufgeben gibt es nicht. Nach einigem Nachdenken hatte ich die Idee, dass mir vielleicht die spanische Botschaft helfen könnte.

Gedacht, getan, ich schrieb einen Brief an die spanische Botschaft, in dem ich mein Problem darlegte.

Die Botschaft antwortete mit einem sehr freundlichen Brief, den auf Vorder- und Rückseite das königliche Wappen zierte. Der spanische Kulturattaché wollte sich mit uns bei einem Vortrag in der Urania treffen.

Plötzlich hatte ich zwei Probleme auf einen Schlag: Evelyn wusste nichts von diesem Brief und der spanische Kulturattaché wollte unbedingt uns beide sehen. Wie gestand ich am Anfang einer Beziehung eine so unkonventionelle Suche nach einem Kosenamen? Konnte ich Evelyn zumuten, mich zu begleiten?

Richtige Männer zittern vielleicht, aber sie lösen ihre Probleme, sagte ich mir im Stillen. Evelyn war weniger entsetzt als angenommen. Wir besuchten den Vortrag und gingen danach mit dem Spanier essen. Es war ein gemütlicher Abend, an dem der Kulturattaché vieles wissen wollte. Einen spanischen Kosenamen hat er uns aber bis heute nicht vorgeschlagen. Dafür erhielten wir eine Einladung zu einem christlichen Osterfest nach Mariazell, bei dem sämtliches Botschaftspersonal mit Familie anwesend war. Auch eine Einladung in die Botschaft wurde ausgesprochen.