Eine Katzendame namens Fräulein Schulz - Clarissa Benneten - E-Book

Eine Katzendame namens Fräulein Schulz E-Book

Clarissa Benneten

4,9

Beschreibung

Dies ist die Geschichte einer besonderen Beziehung zwischen einer außergewöhnlichen Katze und einer Frau. Die Katzendame Miezi findet sich eines Morgens in einer völlig fremden Umgebung wieder ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen ist. Auf typische Katzenart versucht das noch junge Tier herauszufinden, wie es an diesen unbekannten Ort gelangt ist, wo sein Zuhause und die große Menschenfrau sind, die sich bisher so liebevoll um es gekümmert hatte. Nach und nach versucht Miezi, dem Rätsel auf die Spur zu kommen und erlebt spannende Abenteuer. Doch statt ihrer Besitzerin findet die Katze eine andere menschliche Freundin und stellt fest, dass sie deren Sprache irgendwie versteht und die Frau ihre scheinbar auch. Es entwickelt sich eine starke Bindung zwischen Katze, Frau und schließlich auch deren Mann, der bis dahin kein Katzenfreund gewesen war. Bald begegnet das Katzen-Fräulein ihrer ersten und zweiten Liebe und erlebt Mutterfreuden. Sie bekommt drei bildhübsche Kitten. Und dann unternehmen sie alle gemeinsam eine weite, aufregende Reise.

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Dies ist die Geschichte einer besonderen Beziehung zwischen einer außergewöhnlichen Katze und einer Frau. Die Katzendame „Miezi“ findet sich eines Morgens in einer völlig fremden Umgebung wieder ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen ist. Auf typische Katzenart versucht das noch junge Tier herauszufinden, wie es an diesen unbekannten Ort gelangt ist, wo sein Zuhause und die große Menschenfrau geblieben sind, die sich bisher immer so liebevoll um es gekümmert hatte. Nach und nach versucht Miezi, dem Rätsel auf die Spur zu kommen und erlebt spannende Abenteuer. Doch statt ihrer „Besitzerin“ findet die Katze eine andere menschliche Freundin und stellt fest, dass sie deren Sprache irgendwie versteht und die Frau ihre scheinbar auch. Es entwickelt sich eine starke Bindung zwischen Katze, Frau und schließlich auch dem Mann der Frau, der bis dahin kein Katzenfreund gewesen war. Bald begegnet das Katzenfräulein ihrer ersten und zweiten großen Liebe und erlebt schließlich auch Mutterfreuden. Sie bekommt drei bildhübsche Kitten. Und dann unternehmen sie alle gemeinsam eine weite, aufregende Reise…

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Gedächtnislücken

Kapitel 2: Neue Heimat, neue Freundin

Kapitel 3: Adoption auf Katzenart

Kapitel 4: Auf Mallorca kommt eine Katze selten allein

Kapitel 5: Trennung auf Zeit

Kapitel 6: Endlich Weihnachtsurlaub

Kapitel 7: Aus Katzenbabys werden Katzenkinder

Kapitel 8: Neues Zuhause, neues Glück

Kapitel 1

Gedächtnislücken

Die ersten Sonnenstrahlen dieses frühen Maitages fanden ihren Weg durch das doch recht dichte Gestrüpp und erwärmten ihr tiefschwarzes Fell. Langsam öffnete sie die Augen. Auweia waren diese Lider schwer und ihr Kopf brummte. Langsam richtete sie sich auf und reckte ihre Glieder.

Dann blinzelte sie durch die Zweige des Strauches unter dem sie geschlafen hatte. Hier war sie doch noch niemals vorher gewesen. Aber wie war sie denn bloß hierhergekommen? Sie reckte ihr Näschen in die Luft. Fremd, völlig fremd war der Geruch, den sie wahrnahm. Sie schnupperte den Platz ab, an dem sie geschlafen hatte. Ja, der roch schon irgendwie nach ihr. Aber die Zweige, der Boden, die Luft. Lauter fremde Gerüche. Sogar die Vögel zwitscherten anders, als sie es von zuhause gewöhnt war. Zuhause?

Ja wo war denn das? Und wo war Siggi, die große Zweibeinerin, die sie versorgt hatte, seit sie ein Baby gewesen war? Angst überkam sie. Die einzige Geräuschkulisse, die ihr irgendwie vertraut erschien, war der Verkehrslärm, der von einer scheinbar weit entfernten Straße zu ihr drang. Sie hörte große und kleine gefährliche Maschinen auf zwei und vier Rädern. Die fuhren schnell. Na immerhin etwas vertrautes.

Vorsichtig tastete sie sich aus dem Dickicht auf eine wilde Wiese über der eine Menge Insekten tanzten. Ihre Lider waren immer noch schwer und irgendwie kam ihr die Sonne heller vor als sonst. Geduckt, so als wäre sie auf der Jagd, streifte sie vorsichtig durch das hohe Gras. Aber wohin sollte sie gehen? Sie war sich sicher, hier war sie noch nie in ihrem Leben gewesen. Aber irgendwie musste sie doch hierhergekommen sein. Und wenn sie selbst hierhergelaufen war, musste es eine Fährte geben. Wieder reckte sie ihr Näschen in den sanften Wind. Nichts. Instinktiv bewegte sie sich schleichend in südliche Richtung. Autsch. Was war das bloß für eine Wiese? Überall wuchs so ein komisches Zeugs, das Dornen hatte und die pieksten in ihre Pfötchen. Nein, das alles gefiel ihr nicht. Zudem machte sich ihr Magen bemerkbar. Sie hatte Hunger, aber es war ihr gleichzeitig speiübel. Ein paar Grashalme könnten helfen. Sie knabberte ein paar Grashalme ab und auch die waren anders als zuhause. Viel härter und nicht so schön grün. An einem felsigen Stein nahm sie ihre eigene Fährte auf. Hier hatte sie markiert. Das roch eindeutig nach ihr. Sie war also doch schon hier gewesen. Aber warum konnte sie sich nicht daran erinnern? Jetzt folgte sie der Fährte und gelangte über eine Mauer aus Felsgestein auf eine andere Wiese. Doch noch im Absprung von der Mauer hielt sie inne. Vierbeiner! Große Vierbeiner. Auch solche hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie fraßen Gras und nahmen keinerlei Notiz von ihr. Schienen nicht gefährlich zu sein. Trotzdem hielt sie es für sicherer auf der Mauer entlang zu schleichen, statt zwischen den Vierbeinern hindurch über die Wiese. Die rochen auch komisch und was sie für ein seltsam gekraustes Fell hatten.

Sie hielt sich nicht lange damit auf und folgte der Mauer bis zu einem dichten Wäldchen mit wenig Unterholz. Aber ihre Fährte konnte sie nicht wieder finden. In dem Wäldchen herrschte ein angenehmes Klima. Genau richtig, um ein wenig zu verweilen, denn ihre Lider waren noch immer schwer. Sie fühlte sich, als ob sie Tage und Nächte nicht geschlafen hätte und etwas ganz Aufregendes hinter ihr lag. Aber was? Sie hockte sich an eine Baumwurzel, mit dem Hinterleib an den Stamm und klappte die Vorderpfoten unter die Brust. „Nur ein kleines Nickerchen,“ dachte sie und döste auch schon vor sich hin. Aber der knurrende Magen und die beißende Ungewissheit ließen sie nicht schlafen. Sie musste weiter. Ihr Zuhause und Ihre Menschenfrau finden, denn sie war sich sicher, dass beide ganz in der Nähe sein mussten. Ihr Weg endete an einem Maschendrahtzaun. Sowas kannte sie. Wenn der fest genug ist, wäre er kein Hindernis. Sie stellte sich auf die Hinterläufe und testete mit den Vorderpfoten ob der Zaun stark genug ist, um daran hoch zu klettern. Nein, das war eine wackelige Angelegenheit. Aber wo Zäune sind, gibt es meistens auch Tore. Sie lief den Zaun entlang und sah durch die Bäume ein kleines gelbes Haus. Das war auf gar keinen Fall ihr Zuhause. Aber Menschen wohnen in Häusern. Und vielleicht, ja vielleicht fand sie hier ihre Menschenfrau. Zwischen Zaun und Haus war ein Spalt geblieben und sie passte perfekt hindurch. Hier roch es nach Menschen. Nach Menschenessen, nach Menschenspuren, aber es war kein Mensch zu sehen. Auch nicht Siggi, wie andere Menschen nach ihrem Frauchen riefen.

Ängstlich und traurig gleichermaßen hockte sie sich in der Nähe des kleinen gelben Hauses unter einen Baum. Vielleicht half es, wenn sie nach Siggi rief. Vielleicht suchte Siggi ja auch nach ihr. Aus tiefster Brust begann sie zu rufen. Miau, miau, miau, mau, mrau, mrau und dann riss jemand das obere Fenster des kleinen gelben Hauses auf. Ein Mensch streckte den Kopf hinaus und rief ihr unverständliches zu. Eindeutig ein Menschenmann und dem Tonfall nach meinte er es nicht gut mit ihr. Sie ergriff blind die Flucht, steuerte auf ein großes, graues Tor zu und zwängte sich geschmeidig unter dem Tor durch. Jetzt gelangte sie auf einen weiteren schmalen, steinigen Weg der auf der anderen Seite von meterhohem, grasähnlichem Grün bewachsen war. Prima Versteck, dachte sie und verschwand noch mit dem Geschimpfe des Mannes hinter sich im Schilf. Doch kaum fühlte sie sich halbwegs in Sicherheit, rutsche sie einen steilen Abhang hinunter auf einen Bachlauf zu. Sie konnte sich gerade noch an einer Wurzel fangen, bevor sie im Wasser gelandet wäre. In diesem Moment war ihr, als ob sie hier schon einmal vorbeigekommen wäre. So einen Bachlauf hatte sie passiert, aber es war dunkel gewesen und sie hatte sich schlecht gefühlt. Ihre Erinnerung war so dumpf wie das Gefühl, das sie beim Aufwachen gehabt hatte. Was war denn nur mit ihr? Irgendetwas sagte ihr, dass sie dem Bachlauf folgen musste, aber zur Sicherheit in ausreichender Entfernung zum Wasser. Das floss nämlich sehr schnell und hätte sie mitgerissen, wenn sie dort hineingefallen wäre. Langsam kämpfte sie sich wieder nach oben bis auf den Steinweg, der parallel zum Bachlauf in östlicher Richtung verlief. Hier waren viele Vögel unterwegs aber sie fühlte sich noch nicht fähig, zu jagen. Und obwohl sie hauptsächlich im Schatten des Schilfes unterwegs war, spürte sie wie die Luft immer wärmer wurde. Die Verkehrsgeräusche von der Schnellstraße kamen näher und näher und bald kreuzte sie den Steinweg. Die Kreuzung konnte sie schon erkennen. Und dort sah sie Menschen und ein Haus mit einem großen Turm.

Menschen? Sie hielt inne. War Siggi vielleicht dort? Im Schutz des Schilfes näherte sie sich dem Haus. Die Menschen, die sie vorher noch auf dem Weg, der hier asphaltiert war, gesehen hatte, saßen jetzt an Tischen, nahe am Haus unter großen Sonnenschirmen. Es erinnerte sie irgendwie an ihr Zuhause. Auch dort gab es eine Terrasse mit einem Tisch und einigen Stühlen. Darauf durfte sie aber nie sitzen. Schon als sie gerade groß genug gewesen war, um auf einen Stuhl zu klettern, hatte Siggi ihr das beigebracht. Immer wieder hatte sie sie runter auf den Boden gesetzt und immer das gleiche zu ihr gesagt, bis sie es begriffen hatte. So unterließ sie es auch später, als sie mit einem einzigen Satz auf jeden Stuhl oder Tisch hätte springen können. Weil Siggi das nicht wollte. Siggi. Zuhause. Sie seufzte. Bei der Erinnerung daran wurde sie wieder traurig.

Ängstlich, aber mit der großen Hoffnung im Herzen, Siggi hier zu treffen, näherte sie sich langsam dem Terrassenrestaurant. Je näher sie kam, desto deutlicher vernahm sie den Geruch von anderen Katzen. Sehen konnte sie aber keine. Sie passierte ein weiteres kleines Haus, musste aus dem Schutz des Schilfes heraus den Weg entlang. Das Terrassenrestaurant war eingezäunt aber es gab ein offenes Törchen. Hier roch es auch nach Menschenessen. Fisch und Fleisch das kannte sie. Unbemerkt von den Gästen schlich sie entlang der kleinen Mauer, auf der der Zaun befestigt war, in den überdachten Teil des Restaurants. Hier standen viele Tische und Stühle übereinandergestapelt. Aber hier saß kein Mensch. Aus, wie sie dachte, sicherem Schutz unter dem Möbelturm beobachtete sie das Geschehen auf der Terrasse und schaute sich alle Menschen ganz genau an. Sie kommunizierten miteinander wie Menschen es immer tun, aber Tonfall und Aussprache klangen anders als sie es bisher kennengelernt hatte. Und Siggi war nicht dabei. Wie gern hätte sie die Sprache der Menschen verstanden. Das war doch schon immer ihr Wunsch. Doch trotz ihres Bemühens konnte sie die Sprache der Menschen nicht verstehen. Die Bedeutung einiger Laute hatte sie gelernt und sich die Körpersprache und Mimik dazu eingeprägt. So konnte sie unterscheiden, ob sie etwas gut oder schlecht gemacht hatte, ob man es gut mit ihre meinte oder nicht, ob sie selbst gerufen wurde oder jemand anders.

Jetzt wusste sie nur, dass die Menschen hier sie nicht bemerkt hatten und dass Siggi nicht hier war. Sie blieb auf der Hut und in Hockstellung. Das roch aber gut was einer der Menschen, der ganz in Schwarz gekleidet aus dem Haus kam, auf dem Tablett an einen der Tische trug. Sie schluckte und strecke ihre kleine rosa Zunge einige Male nur ein Stückchen heraus, um den Geruch besser wahrnehmen zu können. Aus dem Augenwinkel entdeckte sie, dass sich seitlich neben ihr etwas bewegte. Die Heuschrecke entdecken, sich umdrehen und das Insekt mit einigen wenigen Pfotenhieben erwischen war eins. Diese Grasspringer kannte sie von zuhause, aber diese hier war viel größer und wie sie gerade eben feststellte innen saftiger, außen härter. Aber lecker.

Mit dieser Aktion hatte sie die Aufmerksamkeit einer Frau erregt, die ihr irgendetwas zurief. Es klang sanft und nicht böse und dann flog auch schon etwas in ihre Richtung. Es landete gut zwei Meter von ihr entfernt auf dem Terrassenboden und es roch unerhört gut! Von der einen Heuschrecke war sie nicht satt geworden, aber sie hielt sich dennoch in sicherer Entfernung und traute sich nicht aus dem Schutz der Stühle heraus.

Ab und zu schaute die Frau in ihre Richtung, schien aber, wie die anderen Menschen an diesem Tisch auch, mit ihrem Essen beschäftigt zu sein. Sie ergriff die Gelegenheit, war mit schnellen Schritten bei dem ihr zugeworfenen Stück, schnappte es und verschwand damit wieder unter den Möbelstücken. Sie freute sich, als sie feststellte, dass es sich um Hühnchenfleisch handelte. Davon hatte ihr Siggi auch manchmal etwas abgegeben. Allerdings hatte sie es immer in ihren Fressnapf getan und ihr nicht einfach so vom Tisch zugeworfen. Aber jetzt war das egal. Sie ließ es sich schmecken. Zwar war es salzig und irgendwie scharf, aber es vertrieb den Hunger. Das kleine Knöchlein, an dem ein schönes Stückchen Fleisch gewesen war, knabberte sie sauber ab. Brav und in der Hoffnung, dass noch mehr für sie abfallen könnte, blieb sie an ihrem Platz hocken und beobachtete das Geschehen. Ihr Blick war inzwischen wieder klarer, die Lider nicht mehr so schwer und der Brummschädel war so gut wie weg.

Offensichtlich gab es hier aber nichts mehr zu holen. Oder doch? Ein bisschen Körperpflege konnte sicher nicht schaden. Da war einiges in Unordnung. Aber dafür war der Platz hier nicht geeignet. Sie musste auf zu vieles achten und konnte sich nicht auf alle Aufgaben gleichzeitig konzentrieren.

Und tatsächlich. Die Leute, die mit der Frau am gleichen Tisch saßen sprachen mit dem Mann in Schwarz, gaben ihm irgendetwas, standen auf und verließen die Terrasse. Nur die Frau drehte sich noch einmal stumm zu ihr um.

Sie zog sich weiter unter den Möbelstapel zurück. Hier war sie geschützt vor der Sonne, unerwünschten Zuschauern bei der Körperpflege und, was das Wichtigste war, sie konnte fast die gesamte Terrasse übersehen. Noch lieber wäre sie auf den Möbelstapel heraufgesprungen, aber das hätte sie unbemerkt nicht zustande gebracht. Ja und schließlich durfte man als braves Katzenmädchen nicht auf Stühlen sitzen. Ob das auch für Stuhlstapel galt?

Ohne richtig einzuschlafen döste sie vor sich hin. Doch sie nahm jede Bewegung, jedes Geräusch auf der Terrasse wahr. Erst als alle Menschen gegangen waren und auch der Mann in Schwarz nicht mehr aus dem Haus kam, wagte sie sich weiter auf die Terrasse. Sie beschnupperte Tisch- und Stuhlbeine, den Boden, Gefäße mit Pflanzen und rieb ihr Schnäuzchen an dem einen oder anderen Möbelstück. So hinterließ sie ihren Geruchsstempel. Denn eines war klar; hier roch alles nach anderen Katzen und jetzt auch nach ihr.

Unterhalb der Terrasse lag ein schattiger Garten mit kleinen Bäumen und Sträuchern. Hier waren auch noch mehr von den leckeren Heuschrecken unterwegs und nachdem sie vier bis fünf von ihnen verspeist hatte, fühlte sie sich fürs erste gesättigt. Sie beschloss die Suche nach Siggi und ihrem Zuhause für die Dauer eines ausgedehnten Nickerchens zu unterbrechen. Außerdem war es ihr viel zu heiß, wenn die Sonne auf ihren schwarzen Pelz schien. Sie fand ein schattiges Plätzchen zwischen einigen Oleanderbüschen, beendete die begonnene Körperpflege und rollte sich zusammen. Sie schlief, aber sie schlief nicht tief.

Lautes Hundegebell, nicht weit von ihr entfernt, ließ sie nach kurzer Zeit bereits wieder aufschrecken. Es klang nach einem großen Hund. Und dann sah sie auch schon seine schwarzen Ohren und den großen schwarzen Kopf über das Mäuerchen gucken. Zum Glück stand noch ein Zaun auf dem Mäuerchen, so dass er nicht zu ihr herüberkommen konnte. Aber er hatte sie gesehen und sie ihn. Verstecken konnte sie sich jetzt nicht mehr. Mit hoher Aufmerksamkeit und engen Pupillen schaute sie zu ihm herüber. Dem großen, schwarzen Hund folgte ein Mann und ein rasselnd metallisches Geräusch ließ sie darauf schließen, dass dieser eine Hundeleine in der Hand hatte. Schon rief der Mann den Hund zu sich, der augenblicklich das Interesse an ihr verlor und seinem Herrn folgte, ohne sich nur einmal nach ihr umzusehen.

Das war gerade noch mal gut gegangen. Sie war ja doch froh als Katze auf die Welt gekommen zu sein, denn von Leinen und eingeschränkter Freiheit hielt sie nichts. Andererseits hätte Siggi sie bestimmt nicht verloren, wenn sie an der Leine mit gegangen wäre. Probiert hatten sie es doch ein paar Mal. Aber sie hatte es nicht leiden können und Siggi die verrücktesten Szenen gemacht, damit sie ihr dieses doofe Geschirr wieder abnahm. Dafür musste sie dann in so einen fiesen Kasten, wenn Siggi mit ihr zum Doktor fuhr.

Stopp mal. Der grässliche Kasten. Jetzt erinnerte sie sich verschwommen daran, dass Siggi sie in diesen Kasten gesetzt hatte. Aber was war danach geschehen? Über so viel nachdenken war sie wieder müde geworden, hatte sich zusammengerollt und war eingeschlafen. Erst am späten Nachmittag, als im Haus wieder Geräusche zu hören waren und Menschen eifrig über die Terrasse liefen, entschloss sie sich, ihre Suche nach Siggi und ihrem Zuhause fortzusetzen. Aber wo?

Sie beschloss, den Weg entlang zu gehen, auf dem sie den großen, schwarzen Hund mit Herrchen gesehen hatte. Sie verließ den Garten wie sie gekommen war über die Terrasse und durch das Törchen. Niemand bemerkte sie. Auf dem Weg, der direkt an das Restaurantgrundstück anschloss roch es stark nach Katzen, aber auch nach Hunden und Hühnern. Alles Gerüche, die auch von zuhause kannte. Aber das hier war ganz sicher nicht die Umgebung ihres Zuhauses.