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Der Weihnachtsmann kommt heutzutage nur noch selten persönlich. Und wenn er kommt, glaubt es meistens niemand. Wen wunderts also, wenn Wunder immer seltener werden.
Die Geschichte wurde in diesem Jahr überarbeitet und erscheint nun mit leicht verändertem Inhalt.
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1
Müde stapfte der Weihnachtsmann durch den tiefen Schnee. Die weiße Masse hatte schon Klumpen um seine Füße gebildet, was die großen Stiefel, die er trug, noch schwerer machte.
›Ich sollte mich endlich zur Ruhe setzen‹, dachte er, und tapste verdrossen weiter. ›Hundert Jahre immer dieselbe Arbeit. Na gut, nur einmal im Jahr, aber diese Vorbereitungen dauern ja auch ewig. Und dann diese ständigen Neuerungen. Schön, Holzspielzeug, einen Puppenwagen, eine Flöte oder einen Fußball, das ging ja alles, das war zu durchschauen. Seit einiger Zeit musste man zu alldem, allein für die Wünsche der Kinder, Lehrgänge besuchen. Für Computer und Videospiele, Digitalkameras und Elektronikspielzeug – und alles meist mit Waffen und ballern.
Nimmt den dieser Weg überhaupt kein Ende?‹
Er hätte Panfila den Weihnachtsengel mitnehmen sollen. Aber nein er musste ihn ja zurücklassen, um auf den Schlitten aufzupassen. So ein Blödsinn. Die Rentiere laufen so wie so mit niemanden anderen mit. Dabei vermögen Weihnachtsengel ein wenig zaubern. Wenigstens den schweren Sack hätte er etwas leichter machen können. Jetzt liegt er bestimmt lang ausgestreckt auf dem Schlitten und lässt es sich gut gehen.
Während der Weihnachtsmann mürrisch aber unverdrossen durch den Schnee stapft, lag gar nicht weit entfernt, Robbie der Hofhund, mit halb geschlossenen Augen in seiner Hütte. Er war reichlich unzufrieden mit seiner Lage. Wusste er doch: Immer wenn sie einen Baum aus dem Wald holten, ihn in die Stube schleppten und mit allerlei nutzlosem Zeug behängten und diese komischen Lieder sangen, die ihm in den Ohren weh taten, gab es für ihn ein wunderbares Abendmahl.
Pustekuchen, heute nicht. Im Haus roch es wie immer an diesen Abenden nach herrlichem Futter, sein Fressnapf allerdings war voller Trockenfutter; ekelhaft.
Zugegeben, es war ein wenig mehr als sonst, aber eben Trockenfutter. »Wir müssen leider sparen«, hatte Herrchen gesagt und Robbie war sauer. Am liebsten würde er Trixi, die Katze der kleinen Paula ärgern, aber die war vorige Woche verstorben, denn sie war schon uralt. Eigentlich hatte Robbie die alte Katze gern gemocht. Das hätte er natürlich niemals zugegeben, man hat ja als Hofhund seinen Stolz.
Die kleine Paula lief seit dem Tod ihrer Katze nur mit hängendem Kopf herum und kümmerte sich vor lauter Trauer überhaupt nicht um ihn.
Robbie hatte sein mächtiges Haupt auf die Vorderpfoten gelegt und schwelgte in Selbstmitleid. Plötzlich richteten sich seine Ohren auf, der Kopf schnellte hoch: ›da nährt sich doch jemand von hinten dem Zaun?‹
Paulas Mutter Inge stand in der Küche und versuchte der Weihnachtsgans, die notwendige Geschmacksnote zu verleihen.
»Weist du, was ich glaube?«, fragte Paula die Mutter.
»Nein Schatz, was glaubst Du?«
»Ich glaube, der Weihnachtsmann hat mich vergessen.«
»Natürlich nicht«, sagte die Mutter, wobei sie sie liebevoll anlächelte. Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze ab und streichelte dem Mädchen über die blonden Haare.
»Er wird schon kommen. Der Weg vom Himmel herunter ist weit und vermutlich schneit es da oben und die Rentiere können nicht so schnell laufen. Warte noch ein Weilchen und alles wird gut. Auch wenn du in diesem Jahr nicht die Spielsachen die du dir gewünscht hast, bekommen kannst.«