12,99 €
Ein 499-jähriges Kind kommt von einem fernen Planeten, wo die Menschen im Laufe ihres Lebens nicht erwachsen, sondern Kind werden – und somit zu vernünftigen Wesen. Die Menschen auf der Erde kann es oft nicht verstehen. Warum wollen sie den Stadtwald mit einer Straße verschandeln? Warum muss man beim Sport um die Wette laufen, warum Tiere in den Zoo sperren? Das Kind versucht diesem Unsinn ein Ende zu machen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 134
Charles Lewinsky
Einmal Erde und zurück
Mit Illustrationen von Julian Meyer
Diogenes
Am Tag, an dem ich das alte Kind kennenlernte, versuchte ich mir eine Geschichte auszudenken. Es fiel mir nur keine ein. Und deshalb kaute ich auf meinem Bleistift herum. Das tue ich immer, wenn mir nichts einfällt. Also eigentlich dauernd.
Ich kaute und kaute, und plötzlich sagte eine Stimme: »Darf ich auch einmal probieren, bitte?«
Ich biss mir auf die Zunge. Vor Schreck. Weil ich nämlich allein in meinem Zimmer war, und wenn man allein ist, sollte es keine Stimmen geben, die einen solche Sachen fragen. Wenn man allein ist, sollte es überhaupt keine Stimmen geben.
Ich biss mir also auf die Zunge und machte: »Aua!« Und die Stimme fragte: »Heißt das Ja oder Nein?«
Es war eine Kinderstimme, aber ich hätte nicht sagen können, ob sie zu einem Jungen oder zu einem Mädchen gehörte. Das war mir in dem Moment auch völlig egal, denn in meinem Zimmer durfte es weder ein Mädchen noch einen Jungen geben. Weil ich nämlich jedes Mal die Tür abschließe, bevor ich mich an meinen Computer setze. Damit mich niemand stört, wenn mir gerade eine Geschichte einfällt. Und schon gar nicht, wenn mir keine einfällt.
Aber da war jemand in meinem Zimmer. Oder, genauer gesagt: Da war jemand halb in meinem Zimmer. Dieser Jemand hatte einfach seinen Kopf durch die Tür gesteckt. Durch die geschlossene Tür, wohlgemerkt. Durch die geschlossene Tür, in der kein Loch war. Da war ein Kopf, und der Kopf sagte: »Du gibst mir ja überhaupt keine Antwort.«
Ich sagte: »Grrglgmpf«, oder was man eben so sagt, wenn man sich gerade vor Überraschung verschluckt hat.
»Komisch«, sagte der Kopf. »Das steht nicht in meinem Wörterbuch.«
»Was?«
»Grrglgmpf.«
»Das ist ja auch kein Wort!«
»Du hast es aber gerade gesagt.«
»Ich habe mich nur verschluckt.«
»Das kann nicht sein«, sagte der Kopf.
»Wieso nicht?«
»Du bist noch da. Wenn du dich verschluckt hättest, müsstest du verschwunden sein.«
»Ich habe doch nicht mich verschluckt!«
»Sondern?«
»Niemanden!«
»Du hast aber gesagt –«
Wenn Erwachsene nicht weiterwissen, werden sie laut. Also fing ich an zu schreien.
»Wie bist du hier hereingekommen?«, schrie ich.
»Durch die Tür«, sagte der Kopf. »Das siehst du doch.«
»Das geht aber nicht!«
»Dann muss ich etwas falsch verstanden haben. In meinem Reiseführer steht, dass man in diesem Land durch die Tür hereinkommt.«
»Aber doch nur, wenn man sie vorher aufgemacht hat!«
»Aufmachen?«, sagte mein seltsamer Besucher. »Das ist ja sehr umständlich. Aber wenn das hier so üblich ist …«
Und damit zog sich der Kopf zurück. War einfach verschwunden. Da schaute ein Kopf durch meine Tür – und im nächsten Moment war er weg. Als ob er nie da gewesen wäre. Ich war erleichtert, aber nicht sehr lange. Denn jetzt machte mein Gast die Tür auf. Auf sehr ungewöhnliche Weise. Wie man das richtig anstellt, hatte wohl auch nicht in seinem Reiseführer gestanden.
»Jemand fällt mit der Tür ins Haus«, sagt man. Genauso war das. Es krachte, der Türrahmen splitterte, und dann lag die Tür mitten in meinem Arbeitszimmer auf dem Boden. Ein Kind, das ich noch nie gesehen hatte – oder von dem ich doch bisher nur den Kopf gesehen hatte –, spazierte über die kaputte Türe wie über einen Teppich ins Zimmer herein und fragte: »Darf ich jetzt einmal abbeißen?«
»Wovon?«
»Von deinem Bleistift«, sagte das Kind. »Der schmeckt sicher sehr gut.«
»Bleistifte kann man nicht essen!«
»Warum kaust du dann darauf herum?«
»Das geht dich überhaupt nichts an!« Wenn Erwachsenen keine vernünftige Antwort einfällt, sagen sie gern: »Das geht dich überhaupt nichts an!«
Das Kind dachte kurz nach. »Wahrscheinlich hast du deinen Bleistift nicht lang genug gekocht«, sagte es dann und nickte. »Darum ist er noch hart, und du musst furchtbar lang darauf herumkauen.«
»Ich koche meine Bleistifte nicht!«
»Dann darfst du dich nicht wundern, wenn sie hart bleiben.«
»Was fällt dir eigentlich ein …?«
»Mir fällt eine Menge ein«, sagte das Kind. »Das finde ich praktisch. Wenn einem viel einfällt, wird einem nicht langweilig.«
»Was fällt dir eigentlich ein, hier einfach hereinzukommen, ohne auch nur Guten Tag zu sagen?«
»Ach so, natürlich«, sagte das Kind. »Das habe ich ganz vergessen. Hier bei euch macht man das ja so.«
Und damit schraubte es seine rechte Hand vom Arm ab, als ob Hände-Abschrauben das Natürlichste von der Welt wäre, und streckte sie mir hin.
Hielt mir einfach seine abgeschraubte Hand vor die Nase.
»Guten Tag«, sagte das Kind.
Ich erschrak so furchtbar, dass meine Zähne aufeinander klapperten und ich nur noch stottern konnte.
»Wa… wa… wa… wa…«, sagte ich.
»Wie bitte?« sagte das Kind.
»Wa… wa… wa…«
»Das sagtest du schon.«
»Wa… wa… was machst du da?«
»Ich gebe dir die Hand. In meinem Reiseführer steht, dass das bei euch so üblich ist.«
»Aber doch nicht so!«
»Hätte ich sie vorher einpacken müssen? Mit einer bunten Schleife drum rum?«
»Nein!«
»Warum nimmst du sie dann nicht?«
»Ich will deine Hand nicht haben!«
»Nimm nur. Ich hab noch mehr davon. Ich hab einen ganzen Koffer voller Hände mitgebracht.«
Ich versuchte, ganz ruhig zu bleiben, was mir nicht wirklich gelang. Ein Koffer voller Hände – das war eine ziemlich gruslige Vorstellung.
»Pass auf!«, sagte ich. »Man sagt zwar, dass man sich die Hand gibt. Aber man meint damit doch nicht, dass man sich die Hand gibt!«
»Das ist nicht logisch«, sagte das Kind. »Entweder man gibt sie, oder man gibt sie nicht.«
»Man streckt sie dem andern nur hin.«
»Das tu ich doch.«
»Ohne sie vom Arm abzumachen!«
»Interessant«, sagte das Kind, schraubte seine Hand wieder am Gelenk fest und streckte sie mir hin. »Guten Tag!«
Beim Händeschütteln stellte es sich so ungeschickt an, als ob es das zum allerersten Mal in seinem Leben täte. Und genau so war es ja auch. Nur wusste ich das in diesem Moment noch nicht.
»Ich muss mir das alles merken«, sagte es. »Also, wie war das schon wieder? Die Tür lässt man dran, und die Hand macht man auf. Nein, umgekehrt: Die Hand lässt man dran, und die Tür macht man auf.«
»Aber man macht sie nicht kaputt! Jetzt muss ich extra einen Schreiner kommen lassen, der sie repariert.«
»Wieso einen Schreiner?«, sagte das Kind. »Wenn du deine Tür wieder so haben willst, wie sie vorher war, dann kann ich das ja machen.« Es wedelte mit der Hand – aber vielleicht bildete ich mir auch nur ein, dass die Bewegung etwas damit zu tun hatte –, und die Tür hob vom Fußboden ab und schwebte in die Höhe. Sie schwankte ein bisschen hin und her, wie ein Ruderboot auf einem See. Das Kind musste die Arme ausstrecken, um das Gleichgewicht zu halten. Dann drehte es seine Hand um – diesmal war ich ganz sicher, dass es etwas damit zu tun hatte –, die Tür kippte in die Senkrechte, die herausgerissenen Türangeln sprangen ins Holz zurück, die Tür hängte ein, fiel mit einem Klack! ins Schloss, und alles war wieder wie vorher.
Fast alles.
»Ich habe auch gleich die Stelle repariert, wo es im Winter immer so zieht«, sagte das Kind. »Ich hoffe, es ist dir recht.«
»Woher wusstest du …?«
»Die Tür hat mich darum gebeten. Wenn es so kalt untendurch bläst, kriegt sie immer Astlochbeschwerden.«
Ich brachte vor Verwunderung kein Wort heraus, saß mit offenem Mund da und hatte die Augen weit aufgerissen. Wahrscheinlich sah das ziemlich doof aus, aber so kam ich doch wenigstens dazu, mir meinen Besuch einmal gründlich anzusehen.
Auf den ersten Blick war es ein Kind wie alle anderen. Kurze Haare, nicht blond, nicht schwarz, nicht braun. Eine unauffällige Zwischendurch-Farbe. Erst nach ein paar Wochen merkte ich, dass auch diese Haare ungewöhnlich waren. Das Kind musste nämlich nie zum Friseur. Seine Haare wuchsen nicht, sondern blieben immer gleich lang. Das sei praktischer, meinte es.
Das Kind war ganz normal angezogen. Jeans und T-Shirt. So wie es Tausende von Kindern tragen.
Nur …
Wenn man genauer hinschaute, war mit dem T-Shirt etwas nicht in Ordnung. Es war mit einer Zeichnung unseres Sonnensystems verziert. In der Mitte die Sonne und ringsherum als goldene Kugeln die Planeten. Und das Besondere daran …
»Die Planeten bewegen sich ja!«, rief ich.
»Natürlich«, sagte das Kind. »Sie drehen sich um die Sonne. Hast du das nicht gewusst?«
»Die Planeten auf deinem T-Shirt, meine ich!«
»Die müssen sich doch bewegen. Sonst wären sie ja ständig am falschen Ort. Und man würde sich verfahren, wenn man das T-Shirt als Straßenkarte benutzt.«
Ein T-Shirt?
Als Straßenkarte?
»Für welche Straße denn?«
»Die Milchstraße natürlich«, sagte das Kind. »Wie hätte ich euren Planeten sonst finden sollen?« Es zeigte auf sein T-Shirt, wo gerade wieder eine der kleinen goldenen Kugeln einen ganz winzigen Ruck vorwärtsmachte. »Hier beim Mars muss man links abbiegen, und dann geht es immer geradeaus.«
Ja, ja, ich weiß. Ihr habt schon lange gemerkt, was los war. Aber ihr seid ja auch Kinder, und ich bin nur ein Erwachsener. Ich brauchte ein ganzes Weilchen, bis ich begriffen hatte, was euch natürlich von Anfang an klar war:
Dieses Kind kam von einem anderen Planeten. Aus einem anderen Sonnensystem. Von irgendwo ganz weit weg im Weltraum.
(Und sagt jetzt bitte nicht, dass so etwas nur in Büchern vorkommt. Das hier ist schließlich ein Buch. Oder etwa nicht?)
Es hatte sich in ein Raumschiff gesetzt und war hierhergeflogen. Ich konnte mir das zwar nicht wirklich vorstellen, aber die Dinge, die man sich nicht wirklich vorstellen kann, sind immer die interessantesten.
Ein Kind von einem anderen Planeten war auf die Erde zu Besuch gekommen, und bei wem hatte es angeklopft? Na ja, nicht wirklich angeklopft. Bei wem hatte es den Kopf durch die Türe gesteckt?
Beim Präsidenten von Amerika?
Beim Generalsekretär der UNO?
Beim Papst?
Nein, bei mir!
Aber warum?
»Hattest du einen bestimmten Grund, ausgerechnet zu mir zu kommen?«, fragte ich.
»Klar«, sagte das Kind. »Vierhundertneunundneunzig.«
»Gründe?«
»Schritte. Nach der Landung bin ich die Straße entlanggegangen und habe meine Schritte gezählt. Als ich so viel Schritte gemacht hatte, wie ich Jahre alt bin, habe ich angehalten und bin ins nächste Haus hineingegangen.«
»Du bist doch nicht vierhundertneunundneunzig Jahre alt!«
Wer einen neuen Menschen in die Welt bringen will, der sucht sich einen reifen Barati-Kürbis, pflückt ihn sorgfältig vom Stiel und legt ihn in die warmen Strahlen der roten Sonne. Schon nach etwa einem Monat, also nach rund 80 Tagen, zeigen sich erste Sprünge in der Schale des Kürbisses.
Von diesem Zeitpunkt an sollte man ihn nie mehr alleinlassen, damit sich der neue Mensch nach seinem Ausschlüpfen nicht einsam fühlt.
Neu geschlüpfte Menschen nennt man Erwachsene. Man sollte ihnen beim Ausschlüpfen nicht helfen, auch wenn sie sich noch so ungeschickt anstellen. Es tut ihnen gut, wenn sie schon früh versuchen müssen, ein bisschen selbständig zu sein.
In den ersten Lebensjahren sind Erwachsene noch sehr dumm und hilflos. Es ist aber unhöflich, sie deshalb auszulachen. Wir sollten nie vergessen, dass wir alle einmal Erwachsene waren, bevor wir Kinder wurden.
»Nicht genau natürlich«, sagte das Kind. »Sonst hätte ich ja heute Geburtstag. Aber für die Monate und Wochen und Tage und Stunden und Minuten und Sekunden müsste man immer kleinere Schritte machen, und das wäre ein bisschen umständlich.«
»Du bist doch nicht mehr als zwölf«, sagte ich. »Dreizehn allerhöchstens.«
Das Kind schüttelte ganz beleidigt den Kopf. »Mit dreizehn wäre ich ja noch ein Erwachsener«, sagte es. »Und Erwachsene würde man nie ganz allein eine so weite Reise machen lassen. Oder nur in Begleitung eines Kindes. Auf meinem Planeten«, erklärte mir das alte Kind, »ist es nämlich so …«
Vierhundertneunundneunzig Jahre alt.
So ein Quatsch.
»Was soll das für ein Planet sein?«, fragte ich. »Warum habe ich noch nie von dem gehört? Und was willst du von mir?«
»Das finde ich gut«, sagte das alte Kind.
»Was?«
»Dass du so viele Fragen stellst. Das ist ein Zeichen von Intelligenz. Klackmampfen zum Beispiel, die fragen nie etwas.«
»Klackmampfen? Was soll jetzt das schon wieder sein?«
»Ein Gemüse. Rosarote Kugeln. Sie schmecken gut, aber sie sind ein bisschen dumm.«
»Moment«, sagte ich. »Ganz langsam! Klackmampfen sind ein rosarotes Gemüse, das keine Fragen stellt?«
Das Kind nickte.
»Das ist totaler Unsinn! Und überhaupt: Warum sollte ein Gemüse Fragen stellen?«
»Zum Beispiel um zu erfahren, wann es gegessen wird. Das weiß man doch gern.«
»Hör auf mit dem Quatsch! Ich will jetzt endlich eine Antwort auf meine Frage.«
»Auf welche? Du hast mehrere gestellt.«
»Auf alle!«
»Gleichzeitig?«
»Eine nach der anderen natürlich.«
»Augenblick«, sagte das Kind. »Ich hör mal schnell nach, was du zuerst gefragt hast.«
Es machte eine Handbewegung, die war so schnell, dass es aussah, als ob seine Finger Klavier spielten. Und zwar auf einem Klavier mit ganz vielen zusätzlichen Tasten. Und dann hörte ich eine Stimme sagen: »Was soll das für ein Planet sein? Warum habe ich noch nie von dem gehört? Und was willst du von mir?«
Es war meine Stimme.
Als käme sie von einem Tonband.
Nur dass da nirgends ein Tonband war.
»Was war das?«
»Das ist schon wieder eine neue Frage«, sagte das Kind. »Welche willst du zuerst beantwortet haben?«
»Ich will wissen, was du da gerade gemacht hast!«
»Nichts Besonderes«, sagte das Kind und sah mich an wie einen Schüler, dem man die einfachsten Dinge erklären muss. »Ich habe nur die Zeit rückwärtslaufen lassen, um deine Frage noch einmal zu hören.«
»Die Zeit rückwärts …?«
»Kannst du das nicht? Bei uns kann das jedes Kind.«
»Ich bin kein Kind! Ich bin erwachsen!«
»Daran wird’s liegen.«
»Die Zeit rückwärtslaufen lassen – das geht überhaupt nicht!«
»Das war jetzt nicht sehr intelligent«, sagte das alte Kind. »Du hast doch gerade gesehen, dass es geht. Pass auf, ich zeig dir’s noch mal.«
Es machte wieder diese schnelle Handbewegung, und meine eigene Stimme wiederholte: »Was soll das für ein Planet sein? Warum habe ich noch nie von dem gehört? Und was willst du von mir?«
»Jetzt bekommst du deine Antworten«, sagte das Kind. »Der Planet, von dem ich rede, ist mein Planet. Du hast noch nie davon gehört, weil ihr hier auf der Erde nicht sehr viel von der Welt wisst. Und was ich von dir will, ist ganz einfach: bei dir einziehen.«
»Einziehen???« Drei Fragezeichen reichen gar nicht aus, um zu zeigen, wie überrascht ich war. Eigentlich müsste hier stehen: »Einziehen?????????? ????????« Oder sogar: »Einziehen???????????????? ?????????????????????????«
»Ja«, sagte das Kind.
»Du meinst: für immer?«
»Wie lang ist immer?«
Es ist natürlich doch eingezogen.
Ich sagte zwar »Nein!« und »Auf gar keinen Fall!« und »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, aber das nützte alles nichts. Nein, es könne nirgends anders wohnen, es sei nun einmal vierhundertneunundneunzig Jahre alt und habe deshalb exakt vierhundertneunundneunzig Schritte machen müssen, die hätten es von seinem Raumschiff bis vor meine Haustür geführt, und deshalb …
»Und wo ist denn nun dieses Raumschiff?«, unterbrach ich. »Wenn diese verrückte Geschichte wahr sein soll – dann zeig es mir doch!«
»Das kann ich nicht«, sagte das Kind.
»Aha!«
»Gar nichts aha. Es ist natürlich weitergeflogen. Wenn du mit dem Bus irgendwo hinfährst, bleibt der ja auch nicht vor deiner Haustür stehen und wartet auf dich.«
»Ein Raumschiff ist kein Bus!«
»Zum Glück«, sagte das Kind. »So viele Lichtjahre lang auf einer harten Bank sitzen, da würde einem der Hintern ganz schön weh tun.«
Und damit hatte es nicht ganz unrecht.
»Wenn man aus dem Raumschiff ausgestiegen ist«, erklärte es mir, »dann muss man genau so viele Schritte gehen, wie man Jahre alt ist, und wo man dann ankommt, dort muss man bleiben. Alles andere wäre geschummelt. Und das darf man nicht bei Hausaufgaben.«
Hausaufgaben.