Elfengeist (1) - Angela Mackert - E-Book

Elfengeist (1) E-Book

Angela Mackert

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Beschreibung

ELFENGEIST - Romanserie in drei Teilen Dies ist der erste Band der Buch-Serie: Die Elfen des Hauses el Raganor bereiten sich auf die geheimnisvolle Wahl eines neuen Schützers vor. Niemand glaubt, dass der junge Gilior das werden könnte, am allerwenigsten er selbst. Zur Überraschung aller bildet sich das magische Zeichen der Schlange aber doch an seinem Handgelenk. Wenig später erfährt Gilior, dass er die Nachfolgerin der Elfenkönigin erwecken soll. Dunkle Mächte wollen das unbedingt verhindern, und so gerät er bald in eine Falle. Nur gut, dass er sich auf die Unterstützung seines Cousins Alaris verlassen kann und auf seine besondere magische Fähigkeit, von der niemand etwas weiß. Alle Bände der Serie: Band 1: Ein gefährlicher Auftrag Band 2: Das Geheimnis von Segredo Band 3: Die Magie der Geisterlinde Die Elfengeist-Serie ist abgeschlossen.

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Seitenzahl: 131

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Die Serie

Elfengeist – Romanserie in drei Teilen

Alle Bände der Serie:

Ein gefährlicher Auftrag

Das Geheimnis von Segredo

Die Magie der Geisterlinde

Die Elfengeist-Serie ist abgeschlossen.

Zeiten ändern sich ...

Inhaltsverzeichnis

Im Hause el Raganor

Aufbruch nach Windport

Ruf der Banshee

Der Mann mit den Lavahänden

Das Licht der Elfenkönigin

Aufbruch zur Geisterlinde

Falsches Spiel

Entscheidungen

1. Im Hause el Raganor

Gilior hielt den Trubel, der im Haus herrschte, nicht mehr aus. Er flüchtete zum Rosengarten.

Aufatmend setzte er sich dort auf die kleine Bank, die versteckt im hinteren Bereich zwischen den Kletterrosen und dem Blauregen stand. Aber wirklich ruhig war es hier auch nicht. Das Geschnatter der Frauen und Kinder sowie die Rufe der Männer klangen immer noch in seinen Ohren, wenn auch nur gedämpft. Wieso machten die Familien seines Stammes überhaupt so einen Wirbel um dieses Übergabe-Ritual? Es rechnete doch sowieso jeder damit, dass sein Vater der nächste Schützer wurde, zumindest sprachen alle davon. Selbst sein Großonkel, der Noch-Schützer der magische Quelle – was immer das auch heißen mochte – war wohl überzeugt, dass Tinundi sein Nachfolger wurde.

Dass er selbst auch an dem Ritual teilnehmen musste, ging Gilior erst recht gegen den Strich. Schließlich gab es in der Geschichte der el Raganors noch nie einen, der bei der Amtsübernahme jünger als hundertfünfzig gewesen wäre. Gilior war erst siebzehn und die letzten Tage hatten ihm zudem deutlich gemacht, dass man ihn sowieso für aus der Art geschlagen hielt, für unwürdig, jemals Schützer zu werden.

Ach! Er hatte die herablassenden Blicke, die seit der Ankunft seiner Elfenverwandtschaft immer wieder auf ihn gerichtet wurden, so satt! Selbst einer der von weit her angereisten Vettern, der wohl kaum älter war als er und den er zudem nicht einmal kannte, hatte sich, bereits mächtig herausgeputzt, vor ihn hingestellt und mit abschätziger Mine gemeint, dass Gilior wohl eher einem Stallburschen glich als einem Schützer-Anwärter. Was für ein Schnösel!

Gilior seufzte, dann richtete er seinen Rücken gerade und atmete durch. Er würde es auch diesmal schaffen, dass die Meinungen der anderen an ihm abperlten! Sollten doch alle glauben, dass er keinerlei Talent besaß. Er hatte sogar ein ganz besonders, aber er würde sich hüten, sein Geheimnis preiszugeben.

Auf dem Kiesweg, der zu seiner Bank führte, klangen Schritte. Bald darauf tauchte vor ihm die rundliche Gestalt seines zwei Jahre älteren Cousins Alaris auf. Er trug über dem Schnürhemd und seiner weiten, knielangen Hose noch die mit einer Krone bestickte Schürze, die ihn als Suppenkoch der Elfenkönigin auswies.

Alaris grinste. »Hab mir doch gedacht, dass ich dich hier finde!«

Gilior klopfte auf die Bank. »Es ist noch Platz für einen zweiten Unwilligen. Wie mir scheint, haben sie dich ja auch gezwungen, zu erscheinen.«

Alaris setzte sich neben ihn. »Ja. Ich konnte mich nicht einmal mehr umziehen, als die Boten kamen, um mich auf schnellstem Weg hierher zu eskortieren.« Er seufzte. »Mir ist echt mulmig zumute. Als Suppenkoch bin ich glücklich. Ich will nichts anderes sein, das weiß jeder hier. Aber ob die goldene Schlange das auch respektiert? Was mache ich, wenn sie mich wider Erwarten doch erwählt?«

»Mach dir keine Sorgen, wir beide werden der Schlange gar nicht auffallen. Es sind viel zu viele Anwärter da, die sich im Gegensatz zu uns um die Berufung reißen werden.«

»Vielleicht hast du recht.« Alaris nickte und schaute Gilior prüfend an. »Vielleicht aber auch nicht. Gesetzt den Fall, dass das Schlangenzeichen auf deinem Handgelenk erscheint, wie reagierst du dann?«

Gilior zuckte die Schultern. »Da hab ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Wenn man der Tradition glaubt, sind wir beide sowieso zu jung. Vielleicht wird mein Vater der nächste Schützer. Er strotzt ja nur so vor Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl. Seit Wochen spricht er von nichts anderem mehr.« Gilior seufzte. »Ich weiß nicht, ob ich ihm das Schützeramt wünschen soll. Wenn er erwählt wird, hackt er womöglich noch mehr auf mir herum. Wahrscheinlich ist es dann besser, wenn ich von hier fortgehe ...«

»Bloß nicht! Du bist der Einzige in der Familie, mit dem ich vernünftig reden kann!«

»Nur weil man uns alle beide für schwarze Schafe hält.«

Alaris lachte auf, hob dann plötzlich den Finger. »Ach herrje, hörst du? Die Glocke! Es ist wohl schon so weit, wir müssen ins Haus!«

Die kleine Glocke auf dem Dach des Anwesens bimmelte heftig. Es war das vereinbarte Zeichen, dass sich alle Männer aus den Stammzweigen der el Raganor, die zwischen sechzehn und dreihundertfünfzig Jahre alt waren, im Gesellschaftsraum zusammenfinden sollten. Gilior und Alaris sahen sich an. Fast gleichzeitig seufzten sie auf und erhoben sich, um ins Haus zu gehen.

Während sie den Kiesweg entlangliefen, schaute Alaris auf die wadenlange dunkle Hose und das helle ärmellose Schnürhemd, die Gilior trug. »Zum Glück bin ich nicht der Einzige in einfacher Kleidung.«

Gilior grinste. »Vater wird ausrasten, wenn er mich so sieht. Aber es ist mir egal! Ihm kann ich ja sowieso derzeit nichts recht machen, und ich hasse dieses Spitzenhemd und das goldbestickte Wams, in das Mutter mich unbedingt reinstecken wollte.«

»Als ob die goldene Schlange auf Äußerlichkeiten achten würde ...« Alaris griff nach Giliors Arm und blieb stehen. »Gilior, falls die Wahl der Schlange auf dich fällt, dann bleib so, wie du bist! Hörst du? Lass dich nicht von dem beeinflussen, was andere dir einreden wollen!«

Gilior lächelte und legte den Arm um seine Schulter. »Keine Sorge! Aber das Schlangenzeichen wird gewiss das Handgelenk eines anderen zieren.«

Sie gingen weiter, erreichten die zweiflügelige Haustüre, die weit offen stand, und traten ein. Im Foyer drängten sich vornehm gekleidete Frauen und Kinder, es war kaum ein Durchkommen. Alle wollten einen Blick auf den großen Saal erhaschen, wo sich die Männer bereits versammelten. Soweit Gilior sehen konnte, waren fast alle Schützer-Anwärter in kostbare Gewänder gekleidet. Sie trugen weite Kniehosen, unter denen Spitze hervorschaute, seidene Hemden mit Spitzentüchern und kurze, zumeist bestickte Wamse darüber.

Als er sich mit Alaris einen Weg zum Saal bahnte, bemerkte Gilior, dass ein paar junge Elfenmädchen kichernd zu ihnen herüberschauten. Sie deuteten mit den Fingern auf sie und machten spöttische Bemerkungen über ihre Kleidung.

Giliors Mutter stand nicht weit weg von ihnen. Sie rang die Hände, als sie ihn sah. Als er dann wenig später in den Saal hineintrat, lief sein Vater prompt auf ihn zu und packte ihn am Arm. »Legst du es darauf an, mich zu blamieren? Wie kannst du es wagen, so nachlässig gekleidet hier zu erscheinen! Bei Alaris kann man das ja vielleicht noch durchgehen lassen, er kommt direkt aus seiner Suppenküche, aber du hattest wahrlich genug Zeit, dich umzuziehen«, zischte er.

»Ich bin nicht nachlässig gekleidet«, widersprach Gilior, »sondern so, wie es zu mir passt!«

Sein Vater öffnete den Mund, um eine heftige Antwort zu geben, aber weil man bereits zu ihnen hinschaute, hielt er sich zurück. Er presste die Lippen zusammen und schubste Gilior von sich. »Geh mir aus den Augen und setz dich ja weit weg von mir!«

Nichts lieber als das, dachte Gilior. Alaris wies auf zwei freie Plätze in einem Stuhlkreis, der fast den gesamten Raum einnahm, und zog ihn mit sich. Während sie sich setzten, schaute Gilior sich unauffällig um. Neben der Tür standen die Hausgeister in einer Reihe und warteten auf Befehle. Die kleinwüchsigen Wesen mit den großen spitzen Ohren verzogen keine Mine, nur der Kleinste zwinkerte ihm kurz zu. Gilior zwinkerte zurück.

Auf der anderen Seite des Raums stand ein Tisch, der mit einem bodenlangen weißen Tischtuch verhüllt war. Darauf lag, fein säuberlich gefaltet, ein ebenso weißer Mantel. Hinter diesem entdeckte Gilior einen langen, schlichten Stab aus Eichenholz, der zu beiden Seiten über den Tisch hinausragte.

Gegenüber von Gilior saßen die drei Schützer: Tidor, den er Großonkel nannte, obwohl er nur über Ecken mit ihm verwandt war. Er bewahrte den Schleier ihrer Welt. An seiner linken Seite saß Thal, ein Cousin von Giliors Vater. Er bewahrte die Erde. Was das bedeutete, davon hatte Gilior sowenig Ahnung wie von der Aufgabe, die sein Urgroßvater Rasnor heute weiterreichte. Er wusste zwar viel über die Aufgaben der Schützer, die als das Herz ihrer Welt bezeichnet wurden, mehr als sein Vater ahnte, der ihn oft lernfaul schimpfte, weil Gilior die Bücher, die er ihm auswählte, gern mal links liegen ließ. Ja, Gilior wusste wirklich viel, aber es gab eben auch Dinge, die nur derjenige erfuhr, der zum Schützer erwählt worden war.

Gilior schaute jetzt unauffällig zu Rasnor hin. Er sah alt aus und müde, schien aber dennoch alles im Raum wahrzunehmen. Seine Finger spielten an dem wuchtigen Saphirring, den er an der linken Hand trug. Auch die beiden anderen Schützer hatten solche Ringe, nur mit anderen Steinen. An Tidors Finger sah Gilior einen Rubin blitzen und Thals Hand wurde von einem Smaragdring geschmückt. Sicher hatten diese Ringe eine besondere Bedeutung.

Obwohl Gilior es nicht wollte, wanderte sein Blick weiter zu seinem Vater. Dieser sprach leise mit Thal, an dessen Seite er saß. Den Disput von vorhin schien er vergessen zu haben, sein Gesicht wirkte freundlich und seine Haltung entspannt. Aber Gilior wusste, dass dem nicht so war. Vermutlich würde sein Vater ihn wieder mehrere Tage mit Missachtung strafen. Gilior seufzte leise. Sie beide waren einfach viel zu verschieden, um sich zu verstehen. Wie Feuer und Eis, hatte Alaris einmal gesagt. Wie würde das erst werden, wenn sich herausstellte, dass sein Vater tatsächlich der Auserwählte war?

Alaris stupste ihn an und riss ihn so aus seinen Gedanken. »Na endlich, alle Schützer-Anwärter sind hier, kein Stuhl mehr frei. Dann wird das Ritual ja hoffentlich gleich beginnen.«

»Ja, hoffentlich.«

Gilior nickte und beobachtete dann, wie die Hausgeister lautlos den Raum verließen. Sie gingen alle hinaus, bis auf einen, der mit einer magischen Handbewegung die Tür hinter ihnen schloss.

Als Thal aufstand und sich räusperte, stellten die Schützer-Anwärter augenblicklich ihre Unterhaltungen ein. Es wurde mäuschenstill im Raum. Thal legte seine Hand auf Rasnors Schulter, atmete durch und wandte sich dann an alle. »Elfen des Stammes el Raganor, ihr wisst, weshalb ihr hier seid! Rasnor, der Schützer, der die magische Quelle bewahrt, hat unserer Welt lange Zeit treu gedient. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, das Amt einem Jüngeren zu übergeben.« Er ließ Rasnor los und zeigte den Männern seinen linken Arm. »Um das Handgelenk eines jeden Schützers windet sich das Zeichen der Schlange. Normalerweise können nur wir selbst es sehen, aber heute, an diesem wichtigen Tag, ist es auch für euch sichtbar, da ihr als Männer des Stammes el Raganor die Schützer-Anwärter seid.« Thal machte eine kurze Pause und ließ seinen Arm sinken. »Ihr alle wisst, wie unsere Welt entstanden ist. Es war in einer Zeit, in der unsere Vorfahren noch bei den Menschen gelebt haben, die sich schnell ausbreiteten und ihnen in Folge den Lebensraum streitig machten. Es führte zu jenem furchtbaren Krieg, den die Geschichte als die Geburtsstunde unserer heutigen Mutter Erde nennt. Um diesen Krieg zu beenden, der allen Seiten nur Leid brachte, schuf die erste Elfenkönigin damals magische Lande und schirmte sie von der Welt der Menschen ab. Unsere Vorfahren und andere verfolgte Wesen, die mit uns Elfen in Frieden leben wollten, gingen mit der Königin in diese neue Existenz hinein, die sie die andere Welt nannte, oder wie wir heute sagen: Anderwelt.« Thal machte wieder eine kurze Pause. Sein Blick flog dabei über die Schützer-Anwärter. Dann atmete er durch und redete weiter. »Unser Stamm erhielt damals den Auftrag, Anderwelt für alle Zeit zu schützen und für ihren Fortbestand zu sorgen. Auch das wisst ihr, aber ich will es noch einmal betonen, denn es bedeutet, dass jeder von uns drei Schützern eine große Verantwortung trägt, die er zu keiner Stunde von sich weisen kann. Werdet euch dessen bewusst!«

Unter den Anwärtern entstand eine kleine Unruhe. Giliors Blick flog über die Gesichter der Männer, von denen manche jetzt fast erschrocken wirkten. Hatten die sich denn nie Gedanken gemacht, was es bedeutete, ein Auserwählter der goldenen Schlange zu sein?

Thal räusperte sich wieder, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hob noch einmal seinen Arm hoch, damit alle die Schlange sehen konnten, die sich unter der Haut seines linken Handgelenks wand. »Dieses Zeichen verbindet uns Schützer mit der goldenen Schlange, die in der Geisterlinde wohnt und die sich nachher Rasnors Nachfolger wählen wird. Bedenkt aber eines: Derjenige, bei dem sich das Zeichen zeigt, hat keine Wahl. Ihm bleibt nichts übrig, als das Amt anzunehmen. Denn es muss immer drei lebende Schützer geben, damit unsere Existenz vor den Menschen verborgen bleibt, so wie es die erste Elfenkönigin vor langer Zeit bestimmt hat.« Er sah die Männer der Reihe nach an und sprach dann eindringlich weiter. »Es mag jetzt sein, dass dem einen oder anderen von euch die Verantwortung zu schwer erscheint oder ihr euch vielleicht aus anderem Grund nicht in der Lage fühlt, das Amt in geforderter Weise auszufüllen. Habt keine Sorge! Lasst die Schlange an euren Gedanken teilhaben. Sie wird sie berücksichtigen, und im Falle, dass ihr euch selbst richtig einschätzt, einen anderen wählen. Aber ihr alle solltet euch auf jeden Fall im Klaren darüber sein, dass die Wahl der Schlange euch bis ins hohe Alter dem Amt des Schützers verpflichtet. Ihr wisst, was das bedeutet! Der Erwählte wird künftig einzig und allein dem Wohl unserer Welt dienen. Er hat die Pflicht, mit allen Völkern den Frieden zu suchen, genauso die Wahrheit und Gerechtigkeit, und wenn nötig, muss er dafür kämpfen.« Thal atmete durch »Ist euch das klar?« Als die Männer zustimmend murmelten, nickte er und beugte sich zu Rasnor. »Ich denke, wir können anfangen.« Er wandte sich wieder an alle. »So lasst uns die Zeremonie beginnen.«

Gilior hätte gerne noch ein wenig über Thals Worte nachgedacht, und noch lieber hätte er seine Aussagen hinterfragt. Auf welche Weise sicherten die Schützer den Fortbestand ihrer verborgenen Welt? Womöglich durch ihr eigenes Leben? Er dachte daran, dass sie manchmal auch das »Herz Anderwelts« genannt wurden, und wenn ein Schützer unerwartet starb, tauchte das Zeichen im selben Augenblick bei einem anderen auf. Hatte das alles eine tiefere Bedeutung? Dass es immer drei lebende Schützer geben musste, deutete darauf hin. Aber was passierte, wenn es einmal keine Nachfolger mehr gab, wenn ihr Familienstamm ausdörrte? In all den vielen Büchern, die von seinem Elfenstamm und den Schützern handelten, hatte er bisher nichts zu dem Thema gefunden, und jetzt konnte er auch nicht fragen, dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt. Gilior seufzte leise. Warum fand er auf seine Fragen nie erschöpfende Antwort?

Aber er musste sich jetzt auf die Zeremonie konzentrieren! Wenigstens das sollte man ihm nicht nachsagen: dass er unaufmerksam war ...

Rasnor stand mit Thals Hilfe auf. Beide gingen bis zur Mitte des Stuhlkreises und stellten sich einander gegenüber. Auch Tidor, der dritte Schützer, begab sich zu ihnen.

Thal sah den scheidenden Schützer an. »Rasnor, ich frage dich: Bist du bereit, dein Amt aufzugeben und die Sorge um die magische Quelle einem Jüngeren zu übertragen?« Rasnor nickte. »Ja, das bin ich. Möge die Schlange meinen Nachfolger stärken, so wie sie mich einst gestärkt hat.«

»Dann sei es so!«

Thal gab ihm das Ende eines dünnen Seils in die rechte Hand und wickelte den längeren Teil zweimal um Rasnors Handgelenk. Danach drückte er ihm auch das lange Ende zwischen die Finger, sodass Rasnor nun beide Enden hielt, ein kurzes und ein langes.

Jetzt trat Tidor vor. Er trug eine kleine Schachtel, die er öffnete. Darin lag ein spitzenbesetztes Kissen.

Er wandte sich damit an Rasnor. »Schützer der magischen Quelle, du hast gesagt, dass du bereit bist. Wenn du es wirklich bist, dann gib mir den Schützerring, damit ich ihn für deinen Nachfolger bewahre!«

Rasnor streckte ihm die linke Hand hin. »Nimm den Ring und bewahre ihn. Der Saphir möge die Seele meines Nachfolgers erleuchten und ihm so den richtigen Weg weisen.«