Elisabeth Kulmanns Gedichte, 13. bis 24. Saal -  - E-Book

Elisabeth Kulmanns Gedichte, 13. bis 24. Saal E-Book

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Beschreibung

Elisabeth Kulmann war die jüngste Tochter einer Deutschen, Maria (geborene Rosenberg), und des russischen Offiziers Boris Feodorowitsch Kulmann. Als ihr Vater früh verstarb, geriet die Mutter mit ihren neun Kindern in grosse Armut, liess ihnen aber trotzdem eine gute Erziehung zuteilwerden. Elisabeth konnte Aufgrund der Schulung durch ihre Mutter konnte sie schon als Sechsjährige fliessend Russisch und Deutsch sprechen und lesen. Sie bekam des Weiteren von einem Bekannten der Familie, Karl Friedrich von Grossheinrich, Fremdsprachenunterricht. Ausser ihren beiden Muttersprachen lernte sie bis zu ihrem 15. Lebensjahr fliessend Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Neugriechisch Sie beherrschte aber nicht nur lebende, sondern auch die klassischen Sprachen Latein, Altgriechisch und Kirchenslawisch. Sie schrieb in sechs Jahren hunderttausend Verse in verschiedenen Sprache, rund tausend Gedichte auf deutsch.

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Inhaltsverzeichnis

Kurzbiographie der Dichterin

Vorwort Karl Friedrich von Grossheinrich

Dreizehnter Saal

1. Scenen aus dem Paradiese

2.

Erster Engel

Zweiter Engel

Erster Engel

Zweiter Engel

Erster Engel

Zweiter Engel

Erster Engel

Zweiter Engel

3.

4.

5.

6. Adams Morgengebet

7.

8.

9.

Kain

Eva

Kain

Eva

Kain I

Eva

10.

Eva

Abel

Eva

Abel

Vierzehnter Saal

1. An die heilige Jungfrau

2. La Madonna del Lago

3. An das Jesuskind

4. Die Taufe Christi

5. Der Jüngling von Nain

6. Der Hauptmann von Kapernaum

8. Die Heilung des Blinden

9. Die Heilung des Lahmen

10. Die Verklärung Christi

11. Der Sturm auf dem Meere

12. Die Erweckung des Lazarus

13. Die Begnadigung des Missethäters

14. Die Auferstehung Christi

Eine der Frauen

Die Sonne

Fünfzehnter Saal

1. Sibirische Scene

2. Sibirische Scene

3. Tatarische Scene

4. Mantschurische Scene

5. Tibetanische Scene

6. Chinesische Scene

7. Chinesische Scene

8. Chinesische Scene

9. Chinesische Scene

10. Chinesische Scene

Sechzehnter Saal

1. Hindostanische Scene

2. Hindostanische Scene

3. Hindostanische Scene

4. Das Kaschemirsche Thal

5. Hindostanische Scene

6. Hindostanische Scene.

7. Hindostanische Scene

8. Hindostanische Scene

9. Hindostanische Scene

10. Maldivische Scene

11. Zeilonische Scene

12. Der Thurm von Schumadu

Siebzehnter Saal

1. Syrische Scene

2. Syrische Scene

3. Syrische Scene

4. Eilisische Scene

5. Seescene

6. Seescene

7. Syrische Scene

8. Bethlehem

9. Der See Genezareth

10. Jerusalem

Achtzehnter Saal

1. Die Pyramiden

2. Theben

3. Afrikanische Scene

4. Afrikanische Scene

5. Amerikanische Scene

6. Amerikanische Scene

7. Amerikanische Scene

8. Amerikanische Scene

9. Amerikanische Scene

10. Amerikanische Scene

11. Amerikanische Scene

12. Amerikanische Scene

Neunzehnter Saal

1. Abendgebet und Traum

2. Armuth

3. An die Geduld

4. Nach einem Gemälde

5. Abend - und Morgenthau

6. Das Denkmal

7.

8.

9.

10. Das Boot

11. Rousseau und Dershawin

12. Das Hirtenhorn

13. Der Rose Traum.

14. Die Fregatte

15

16. Ahnung

17. Der Nachtigall Traum

Die Mutter

18.

19. An Peter den Großen

Zwanzigster Saal

1. Der Hund und der Mond

2. Der Greis und der Mond

3. Die Feenwelt

4. Die Waldgeister

5. Die Wassergeister

6. Die Schöpfung der Erde

7. Die Schöpfung des Himmels

8. Vertrauen auf Gott

Einundzwanzigster Saal

1. Der Adler

2. Der Sperling

3. Die Schmetterlinge

4. Das Moos

5. Die Margariten

6. Die Natur

7. Die Natur

8. Die kranke Mutter

Zweiundzwanzigster Saal (1824)

1. Der Reichthum des Armen

2. Der Mond

3. Meine Seele

4. Begeisterung

5. Der Rauch

6. Der fallende Stern

7. Der Sturmwind

8. Der Sonnenuntergang

9. Der Tod

10. Die Wege Gottes

Dreiundzwanzigster Saal (1825)

1.

Der Sturm

2. Die Jugendjahre

3. Die Quellen der Rhone und des Rheins

4. Heimathsliebe

5. Stufengang der Natur

6. Orpheus

7. Lomonossow

8. Der Ruhm

9. Tasso

11. Raphael

12. Vesuv und Somma

Vesuv

Somma

13. Zeit und Phantasie

Die Zeit

Die Phantasie

14. Die Birkenrinde

15. An die Erinnerung

Vierundzwanzigster Saal

1.

2.

4.

5. Abschied der Blumen.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13. An den Tod.

14.

15.

16. Luftfahrt

17.

18. Verhängnis

19. An die Natur

20. An meine Mutter

21. Abschied vom Leben

22. An den Frühling

Impressum

Kurzbiographie der Dichterin

Elisabeth Kulmann war die jüngste Tochter einer Deutschen, Maria (geborene Rosenberg), und des russischen Offiziers Boris Feodorowitsch Kulmann, Enkel einer deutschen, nach Russland eingewanderten Familie aus dem Elsass. Als ihr Vater früh verstarb, geriet die Mutter mit ihren neun Kindern in große Armut, ließ ihnen aber trotzdem eine gute Erziehung zuteilwerden. Elisabeth, die ein großes Sprachtalent besaß, wuchs mehrsprachig auf. Aufgrund der Schulung durch ihre Mutter konnte sie schon als Sechsjährige fließend Russisch und Deutsch sprechen und lesen. Sie bekam des Weiteren von einem Bekannten der Familie, Karl Friedrich von Großheinrich, Fremdsprachenunterricht. Außer ihren beiden Muttersprachen lernte sie bis zu ihrem 15. Lebensjahr fließend Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Neugriechisch Sie beherrschte aber nicht nur lebende, sondern auch die klassischen Sprachen Latein, Altgriechisch und Kirchenslawisch. Neugriechen erklärten, sie könne deren Sprache so gut wie sie selbst. Zusammen mit den beiden Töchtern des Sankt Petersburger Bergwerksdirektors Meder wurde sie daneben in Mathematik, Naturwissenschaften, Zeichnen, Tanz und Musik unterrichtet.

In ihrem elften Lebensjahr erschienen die ersten Dichtungen Kulmanns. Damals begann sie, deutsche Verse zu machen; später dichtete sie auch in ihren beiden anderen Lieblingssprachen Russisch und Italienisch. Darüber hinaus betätigte sie sich auch als Übersetzerin. Beispielsweise übertrug sie Werke des altgriechischen Lyrikers Anakreon in acht Sprachen. Innerhalb von sechs Jahren dichtete Kulmann rund tausend Gedichte auf deutsch. Sie besaß eine treffliche Beobachtungs–und Schilderungsgabe, Gemüt und Fantasie. Fremden Stoffen, wie ihren Schilderungen amerikanischer und afrikanischer Literatur, wusste sie große Anschaulichkeit zu verleihen, die zahlreicheren der nächsten Umgebung entnommenen mit kindlicher Anmut zu beleben. Karl Goedeke (1814 –1887) urteilte: «Ihr Stil ist einfach, klar, ohne Redeschmuck, aber durch die bloße Darstellung ergreifend; nur mitunter verliert sie sich ins Breite, niemals ins Flache.»

Als Sankt Petersburg am 7. November 1824 von einer verheerenden Überschwemmung betroffen war, bei der zehntausend Menschen in den Fluten starben, erkrankte sie schwer. Sie starb rund ein Jahr später im Alter von nur 17 Jahren in ihrer Heimatstadt. Auf dem dortigen smolenkischen Friedhof erhielt sie ihre letzte Ruhestätte mit einem von der Kaiserin Alexandra Feodorowna und der Großfürstin Helena Palowna gestifteten Denkmal aus karrarischem Marmor. Dieses zieren sie feiernde Inschriften in den elf von ihr beherrschten Sprachen.

Vorwort Karl Friedrich von Grossheinrich

Die Verfasserin selbst hat nur ihre, in russischer, deutscher und italienischer Sprache nachgelassenen Poetischen Versuche zum Drucke bestimmt. Kenner aber haben uns ngerathen, auch diese früheren, nur in deutscher Sprache vorhandenen Gedichte herauszugeben, die sie vom Anfange ihreszwölften bis zum Ende ihres fünfzehnten Jahres schrieb, etliche ausgenommen, die späteren Ursprungs sind.

Dreizehnter Saal

Das Paradies

Lenz, reich all deine Farben,

All deine Düfte dar,

Den schönsten Ort zu schildern,

Der je auf Erden war.

Von holder Hügel Höhen

Senkt sanft sich überall

Das Paradies, und bildet

Das anmuthsvollste Thal.

Nie hat ein menschlich Auge

Au'n, Quellen, Haine, Seen,

Gebüsche, Grotten, Lauben

So wunderschön gesehn.

Darüber dehnt sich heiter

Des reinsaphirnen Blau's

Durchsichtiges Gewölbe,

Der Erde näher, aus.

Und aus dem Paradiese

Schwang sich zum Himmelsthor

In Regenbogenfarben

Ein Strahlenweg empor.

Aus diesem Wege wallte,

Als rein der Mensch noch war,

Oft zu der Erde nieder

Der hohen Engel Schaar.

Und bildete des Menschen

Erwachenden Verstand,

Und führte ihn zur Tugend

Mit eines Freundes Hand

1. Scenen aus dem Paradiese

Es saß in einer Laube

Das erste Menschenpaar,

Mit ihnen eins der Häupter

Der hohen Himmelsschaar.

O sag ' uns, Engel Gottes,

Der damals sie gesehn,

Ist unsre Welt dieselbe,

Die sie war beim Entstehn?

Eh ' Himmel war und Erde,

War überall nur Nacht.

Gott spricht, und durch das Leere

Ertönt das Wort der Macht:

Es werde Erd ' und Himmel!

und Erd ' und Himmel ward,

Zwei ungeheure Räume;

Jedoch die Nacht beharrt

Noch stets aus ihrem Sitze.

Da sprach aus's neue Gott:

Es werde Licht! und siehe,

Es strahlt das Morgenroth,

Enthüllt des weiten Himmels

Unsäglich schönes Blau,

Beleuchtet auch die Erde,

Doch die war wüst und grau,

Zwar heben sich die Berge

Bis an des Himmels Saum,

Es zeigt sich Thal und Ebne,

Doch weder Gras noch Baum.

Es tönt des Schöpfers Stimme.

Und sieh! die Erd ' umhüllt

Ein weicher grüner Teppich,

Die Luft umher erfüllt

Der Duft von tausend Blumen

Und Kräutern aller Art.

Wie rings sich Form und Farbe:

Zum schönen Ganzen paart!

Zum ersten Mal durchwallten

Die weite Himmelsflur

Jetzt Sonne, Mond und Sterne,

Die Perlen der Natur.

Es drang ein neues Leben

In der Gewässer Schooß,

Indeß dem Reich der Lüfte

Rings Harmonie entfloß.

Der sechste Tag nun siehet

Die namenlose Zahl

Der Landthier ' sich gestalten:

Pferd, Elephant, Schakal.

Da überschaut der Schöpfer

Der Schöpfung weites Reich,

Und sieht, daß alles gut sei.

Da schuf zulegt er euch.

2.

Am Abhang eines Hügels,

Als Nacht den Tag gebar,

Ruht aus und zwischen Blumen

Ein junges Engelpaar,

Als ihre ersten Strahlen

Die Sonne sehen ließ,

Durchtönte wechselsweise

Ihr Lied das Paradies.

Und ungesehn belauschte

Den festlichen Gesang

Das Menschenpaar, das eben

Dem Schlafe sich entrang.

Erster Engel

Sei uns gegrüßt, des Himmels

Verjüngtes Ebenbild!

Wie ist, o Erdensonne,

Dein Licht so schön und mild!

Zweiter Engel

Sei uns gegrüßt des Himmels

Verjüngter Schattenriß!

Wie traulich ist dein Anblick,

Anmuthiges Paradies!

Erster Engel

Weichst du der Himmelssonne

An Größe, Glanz und Macht;

Nicht minder sagt dein Anblick,

Daß Gott auch dich gemacht.

Zweiter Engel

Bist, Eden, nur ein Schatten

Du von dem Geisterreich;

Zeugst doch auch du, o Garten,

Von Gottes Herrlichkeit.

Erster Engel

Ein holdes Schauspiel, Erde,

Bist selbst für Engel du;

Mit Neugier und mit Wonne

Sehn deinem Gang wir zu.

Zweiter Engel

Ist doch der Mensch ein Abbild

Von höhern Geistern nur,

Trägt unverkennbar Spuren

Von himmlischer Natur.

Erster Engel

Seid uns gegrüßt, o Menschen,

Auf euerm Erdenball,

Zukünftige Himmelsbürger,

Entstellt euch nicht der Fall!

Zweiter Engel

Der Aufenthalt hienieden

Ist nur ein Übergang

Zu eines höhern Lebens

Endlosem Wonneklang.

3.

Sechs Engel ruh'n auf einer

Der Paradiesesau'n.

Laßt uns dem Menschenpaare H

ier eine Laube bau'n.

Aus einem nahen Teiche

Ziehn Schilfrohr groß und klein

In Menge sie, und zäunen

Der Laube Umfang ein.

Dann wölben sie die Binsen

Zu doppeltem Karnies;

Großblumige Lianen

Erklimmen rings den Fries,

Ja mehrere erheben

Sich aus der Laube Dach;

Es ahmt von fern das Ganze

Ein Blumendenkmal nach.

Inwendig, zwischen Blumen,

Umpflanzen sie den Raum

Mit allen Arten Reben,

Granat- und Feigenbaum.

Unweit des Eingangs stampfte

Ein Engel mit dem Fuß,

Und sprudelnd aus der Erde

Stieg hoch ein Wasserschuß.

Und, wie der Garben Ähren

Sanft umgebeugt, entfiel

In Regenbogenfarben

Er seiner Höhe Ziel.

4.

An einem Fels, deß Wurzel

Beschattet ein Platan,

Hält eine Engelgruppe

Nach langer Wandrung an.

Laßt durch ein klares Sinnbild

Das unerfahrne Paar,

Dem Satan Schlingen leget,

Uns warnen vor Gefahr.

Seht diesen hohen Felsen;

Kommt, schildern allzumal

Wir hier des stolzen Frevlers

Und seines Anhangs Fall.

Aus seinem Donnerwagen

Stellt Gottes Sohn sie vor;

In der gewaltigen Rechten

Hält er den Blitz empor,

Gestürzt und stürzend stellet

Sich des Empörers Schaar

Mit Rossen, Kriegeswagen,

Zerbrochnen Waffen dar

Vor allen aber kenntlich

Erscheinet Lucifer

Durch Wuth und Trotz im Antlitz,

Obgleich vertilgt sein Heer.

Gleich eines Feuerberges

Entsetzensvollem Mund,

Zeigt unten sich die Hölle

Mit ihrem Flammenschlund.

5.

Im frühen Dämmerscheine

Erging ein Engelchor

In Eden sich, und einer

Schlug den Gespielen vor:

An dieser Hügel Fuße,

Aus diesem Wiesenplan,

Kommt, legen hier dem Menschen

Wir einen Garten an.

Links jene kleine Höhe,

Rechts diesen jungen Hain

Und diese Quellen schließen

Wir in den Raum mit ein.

Im Mittelpunkt des Gartens

Stell’ ihm sich wunderbar

Ein buntes Blumenbette

Rings sanftaufsteigend dar.

Wie um ein üppig Eiland

Ein stilles goldnes Meer,

Schling ' flach und breit ein

Sandweg sich um das Bette her.

In jeder Richtung schlängle

Von hier bequem ein Gang

In schöner Bäume Schatten

Den Garten sich entlang.

Von Baum zu Baume schwinge

Der Rebe zartes Reis,

Mit Früchten aller Farben

Beschwert, sich bogenweis;

Und diene tausend Vögeln

Zum sichern Aufenthalt,

Aus dem zu jeder Stunde

Der Freude Hymne schallt.

Hier bilden sich die Quellen

Zu einem kleinen See,

Worin erstaunt ein Abbild

Von Berg und Wald' er seh '.

Um seine Rasensitze

Blüh ', hold wie eine Braut,

Die Paradieseswurzel

Und Tausendgüldenkraut.

Und aus den nahen Bäumen

Seh ' er in süßer Ruh

Der Paradiesesvögel

Anmuth' gem Spiele zu.

6. Adams Morgengebet

Herr! wie aus's neu erschaffen

Ersteh ' durch deine Macht

In aller Kräfte Fülle

Ich nach entflohner Nacht.

Wie die vergangnen, lächelt

Der neue Tag mich an;

Wohin mein Blickt sich wendet,

Eilt Wonn ' und Lust heran.

Mir glänzt dieselbe Sonne,

Mich kühlt dieselbe Luft,

Ich hör ' der Vögel Lieder,

Und saug ' der Blumen Duft.

Dort rauschen Wasserfälle,

Und Quellen murmeln hier,

Es zeigt der See mein Antlitz

Und das des Himmels mir.

Wie soll ich, Herr, dir danken

Für Gaben ohne Zahl,

Für alle tausend Freuden,

Gestellt in meine Wahl?

Es sei dir jede Stunde

Des neuen Tag geweiht,

Verwandt, wozu dein Wille,

O Herr, sie mir verleiht!

Laß uns, mich und die Gattin,

Die du mir gabst, o Herr,

Stets mehr und mehr dich kennen,

Und lieben mehr und mehr!

Laß uns den höhern Wesen

So täglich mehr uns nahn,

Und immer vorwärts wallen

Aus unsrer Himmelsbahn!

7.

Im Blüthenschmucke hebet

Aus schöner weiter Au

Ein bunter Kreis von Bäumen

Sich in der Lüfte Blau

Nicht Blüthen nur entsprießen

Dem wunderschönen Kreis,

Es prangen Blüth ' und Früchte

Zugleich an jedem Reis.

Unschlüssig blieb das Auge,

Und schwer wird ihm die Wahl

Beim zauberhaften Locken

Von Früchten ohne Zahl.

Wie schön jedoch der Anblick,

Den jede Frucht gewährt;

Nichts war er im Vergleiche

Mit ihrem innern Werth,

Geschmack und Duft beschreibet

Uns keine Sprache nicht;

Kein Gaumen späht, was ihnen

An Köstlichkeit gebricht.

Doch in des Kreises Mitte,

Ihn trennt ein weiter Raum

Rings von den andern Bäumen,

Ragt himmelan ein Baum.

Nichts hat mit den Gefährten

Der Riesenbaum gemein,

Und schien an Zweig und Rinde

Ganz andrer Art zu sein.

Auch er trägt Blüth ' und Früchte,

Doch tausendfacher Art;

Nicht alle hold und reizend,

Mitunter herb und hart.

Von seinen Zweigen ringen

Die rastlos himmelaus,

Nicht aus- noch abwärts folgen

Die der vier Winde Lauf.

Noch andre aber streben

Mit Fleiß der Tiefe zu,

Und haben, eh ' in's Erdreich

Sie dringen, keine Ruh.

Auch Stamm und Rinde haben

Abwechselnde Gestalt,

Hier weich und glatt wie Seide,

Dort rauh und ungestalt.

Bei linder Weste Wehen

Enttönt dem Baum ein Schall

Harmonisch wie der hehre

Gesang der Nachtigall.

Bei Sturmgebraus enttönet

Ein schauderhaft Gemisch

Von Raben - Angstgekrächze

Und Schlangen - Wuthgezisch

Es war dies der Erkenntniß

Geheimnißvoller Baum;

Für's Auge minder reizend,

Gab er der Neugier Raum.

8.

Des Gartens einz'ge Höhe

Kohr der Ureltern Paar

Und schmückte sie auf’s schönste

Dem Schöpfer zum Altar.

Im Mittelpunkt des Hügels

Erhebet feierlich

In anmuthsvoller Ründung

Allein und frei er sich.

Erbaut aus zartem Rasen,

Schmückt der Gefild ' Ertrag

Mit neuen Blumenkränzen

Ihn festlich jeden Tag.

Die köstlichsten der Früchte

Legt Beider fromme Hand

Rings aus der heil'gen Stätte

Duftreichen Blumenrand.

Und wenn die Morgensonne

Am Himmelsrand ' erscheint,

Knien am Altare nieder

Und beten sie vereint:

Gott! Schöpfer und Erhalter!

Vernimm das Dankgebet,

Das, wie der Duft der Erde,

Jeßt unsrer Seel ' entweht;

Und, gleich der zarten Wolke

Zu dir empor sich schwingt,

Wo dich aus deinem Throne

Der Engel Schaar umringt.

Laß täglich, Herr, erweitern

Sich unseren Verstand,

Uns dankbarer genießen

Die Gaben deiner Hand!

Laß uns allmählig nahen

Den Wesen höhrer Art,

Des Himmels würdig werden,

Der einstens unser harrt!

9.

Durchnäßt, ermattet lagen

Am See sie hingestreut,

Und Eva sprach : O Kain,

Wie hast du mich erschreckt!

Und doch dank ' ich dem Himmel,

Daß mich geweckt dein Schrei,

Und ich zu deiner Rettung

Noch zeitig kam herbei.

Kain

Ein schönes goldnes Fischlein,

Das rasch ich schwimmen seh’,

Will ich erhaschen, gleite,

und falle in den See.

Eva

Wie oft sagt ich dir:Kain,

Nah ' dich dem Wasser nicht!

Unsicher ist das Ufer,

Wie leicht, daß es wo bricht.

Kain

Ich meint es ja nicht böse;