Emily in Paris 2 - Catherine Kalengula - E-Book

Emily in Paris 2 E-Book

Catherine Kalengula

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Beschreibung

»Emily, Sie werden mit jedem Tag französischer … « Die Romanreihe zum NETFLIX-Sensationserfolg »Emily in Paris«!

Nach einer verhängnisvollen Nacht mit Gabriel weiß Emily nicht mehr weiter. La vie en rose – von wegen! Und warum hat ihr niemand gesagt, dass solche Herzensangelegenheiten auch Freundschaften ruinieren können? Da hilft nur eins: Ablenkung durch Arbeit! Doch auch bei Savoir braut sich ein Sturm zusammen: Nach einem Eklat droht Star-Designer Pierre Cadault die Marketingagentur zu verlassen! Chefin Sylvie ist außer sich vor Wut und beauftragt Emily den impulsiven Modefürsten zu besänftigen, doch der erweist sich als eine très harte Nuss …

Inklusive 16 Seiten supersüßer Farbfotos aus der Serie!

Die Romanreihe zur Netflix-Serie »Emily in Paris«:
Band 1: Emily in Paris
Band 2: Emily in Paris 2

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Seitenzahl: 215

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Buch

Nach einer verhängnisvollen Nacht mit Gabriel weiß Emily nicht mehr weiter. La vie en rose – von wegen! Und warum hat ihr niemand gesagt, dass solche Herzensangelegenheiten auch Freundschaften ruinieren können? Da hilft nur eins: Ablenkung durch Arbeit! Doch auch bei Savoir braut sich ein Sturm zusammen: Nach einem Eklat droht Star-Designer Pierre Cadault die Marketingagentur zu verlassen! Chefin Sylvie ist außer sich vor Wut und beauftragt Emily, den impulsiven Modefürsten zu besänftigen, doch der erweist sich als eine très harte Nuss …

Autorin

Catherine Kalengula, geboren 1972, lebte einige Jahre in London, bevor es sie in ihr Heimatland Frankreich zurückverschlug. Die Autorin lebt mittlerweile in Saint-Lo, wo sie die meiste Zeit mit ihrer großen Leidenschaft verbringt: dem Verfassen von spannenden Geschichten. Nach zahlreichen Jugendbüchern schreibt sie nun die Romanadaption des Netflix-Sensationserfolgs »Emily in Paris«.

Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und www.facebook.com/blanvalet

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Emily in Paris 2« bei Hachette Livre, Vanves.

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Novelization written by Catherine Kalengula.

Published under license from Viacom International / Paramount

Copyright der Originalausgabe: © 2022 Viacom International Inc. All Rights Reserved.

Emily in Paris and all related titles, logos and characters are trademarks of Viacom International Inc.

© 2022 by Hachette Livre

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2022 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Übersetzung: Isabella Bautz

Redaktion: Anne Fröhlich

Umschlaggestaltung und -motiv: © 2022 Viacom International

Inc. All Rights Reserved. Emily in Paris and all related titles, logos

and characters are trademarks of Viacom International Inc.

DK · Herstellung: sam

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN978-3-6413-0128-6V001

www.blanvalet.de

Gewissensbisse

Endlich! Nach einem ziemlich ruckeligen Start in Frankreich und vielen, vielen Fauxpas bin ich nun auf dem besten Weg, eine echte Pariserin zu werden! Ich sage zum Beispiel kaum noch »What?« und »Oh my God!«, sondern stattdessen »Hein?« und »Oh là là!« Morgens bin ich nie vor zehn Uhr im Büro, wenn nicht gar erst um Viertel nach. Beim Mittagessen lasse ich mir alle Zeit der Welt. Und manchmal trinke ich sogar ein Glas Wein dazu, und das auch noch mitten am Tag.

Unglaublich, oder?

Aber das Beste ist, dass ich inzwischen meinen Platz bei der Werbeagentur Savoir gefunden habe. Meine Kollegen Luc und Julien haben mich akzeptiert. Und sogar Sylvie, meine Chefin, fängt an, mich zu mögen. Ja, wirklich. Der Beweis: Sie schlägt mir nur noch ganz selten die Tür vor der Nase zu. Und manchmal schenkt sie mir ein Lächeln. Nicht ihr abschätziges Lächeln à la »Sie armes amerikanisches Dummerchen, Sie haben doch von Tuten und Blasen keine Ahnung«. Nein, ein echtes, aufrichtiges Lächeln.

Ja, ich weiß, das klingt total verrückt!

Und wenn ich durch mein Viertel flaniere, fühle ich mich dort richtig zu Hause. Seit meine Freundin Mindy bei mir im chambre de bonne wohnt, ist es noch viel besser.

Wo Platz für eine ist, ist auch Platz für zwei! Auch wenn es eigentlich ja für eine Person schon viel zu eng ist.

Ich liebe mein Pariser Leben!

Das heißt … na ja, es gibt einen klitzekleinen Haken.

Und der heißt Gabriel.

Ich habe mit ihm geschlafen. Und es war kein unbedeutender One-Night-Stand, den man am nächsten Morgen bereits vergessen hat. Nein. Es war unglaublich, wunderschön, überwältigend. Jede seiner Liebkosungen … Nein, ich darf nicht mehr daran denken.

Warum bekomme ich das nicht aus meinem Kopf?

Beim Joggen denke ich die ganze Zeit an nichts anderes. Ich hätte nicht von diesem »verbotenen Crêpe« kosten dürfen. Gabriel ist mit Camille zusammen, und Camille ist großartig, und ich möchte mich auf keinen Fall in ihre Beziehung drängen. In Filmen hasse ich immer die Leute, die so etwas tun.

Ich hätte nicht zu ihm gehen dürfen. Ich hätte seinem ersten Kuss nicht erliegen dürfen. Denn es ist wie mit dem pain au chocolat – wenn man es einmal probiert hat, möchte man immer mehr, mehr und mehr!

Aber es ist ja schließlich nicht meine Schuld. Ich dachte, Gabriel würde aus Paris weggehen und in die Normandie ziehen. Das war das Ende seiner Beziehung mit Camille. Aber jetzt bleibt er doch! Antoine von Maison Lavaux hat Gabriel angeboten, in das Restaurant zu investieren, in dem er als Koch gearbeitet hat. Zu allem Überfluss ist das natürlich direkt bei mir um die Ecke. Das heißt, bei uns um die Ecke. Denn wir wohnen ja im selben Haus.

Und natürlich hat Gabriel das Angebot angenommen.

Sosehr ich auch versuche, mein Gewissen zu beruhigen, ich fühle mich einfach schuldig. Wie gern würde ich diese Nacht mit Gabriel vergessen. Aber es war so schrecklich unvergesslich schön!

Vielleicht tue ich einfach so, als ob es Gabriel nie gegeben hätte? Als ob nichts von dem, was uns verbindet, je passiert wäre? Ich schließe die Augen und stelle mir einen Radiergummi vor. Dann fange ich an, im Geiste alles auszuradieren, was irgendwie mit Gabriel zusammenhängt, Stück für Stück.

Beginnen wir mit unserer ersten Begegnung an seiner Wohnungstür … Hach, seine Augen! Es ist so schön, wenn er mich ansieht. Da wird mir jedes Mal ganz anders.

Nein, stopp, ich habe beschlossen, das zu vergessen.

Bye bye, erste Begegnung, bye bye, erster Blickkontakt.

Kommen wir zu etwas anderem. Wie wär’s mit seinen Omeletts, genau. So köstlich, zum Dahinschmelzen …

… so wie ich unter seinen Berührungen dahingeschmolzen bin.

Nein, ich war ja bei den Omeletts!

Seine Omeletts sind so lecker, so sinnlich, so mhhh …

Wie kann ein Mann so samtig weiche Haut haben? Und seine Lippen … Welch ein Genuss.

Oh, nein, ich schaffe es nie!

Als ich vom Joggen nach Hause komme, probiert Mindy gerade ihr Bühnenoutfit an. Wow! Es ist eine völlig verrückte Kombi aus Anzug auf der einen und Kleid auf der anderen Seite. Und dazu trägt sie ein extravagantes Glitzercape. Sie hat heute Abend nämlich ihren ersten Auftritt im Drag-Club. Ich freue mich so für sie. Sie wird bestimmt fantastisch sein!

»Es wäre toll, wenn du heute Abend noch ein paar Leute mit in den Club bringst«, sagt Mindy. »Ich muss zeigen, dass ich ein Kundenmagnet bin. Vor allem für Leute, die viele Drinks ordern. Ganz, ganz viele Drinks!«

Da bekomme ich eine Nachricht. Oh, nein, es ist Camille. Sie fragt, ob ich Gabriel gesehen habe. Klar habe ich ihn gesehen. Ich sehe nur noch ihn.

Trotzdem antworte ich natürlich mit »Nein«. Sie möchte später mit mir reden, nach unserem Meeting bei Savoir. Was will sie mir denn sagen? Hat Gabriel ihr etwa erzählt, was passiert ist? Oh là là, alles, nur das nicht!

Mindy bemerkt meine entsetzte Miene.

»Was ist los? Hast du einen Follower verloren?«

»Nein, aber vielleicht eine Freundin. Camille. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, seit Gabriel mir gesagt hat, dass er in Paris bleibt. Und jetzt habe ich in der Agentur ein Meeting mit ihr, wegen des Champagners ihrer Familie.«

»Wo ist das Problem?«, fragt Mindy. »Ihr Freund bleibt hier, na und?«

»Na ja, die Sache ist die … Als ich mich von Gabriel verabschieden wollte, ist das etwas eskaliert … zu einer unglaublichen Nacht voller Sex, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe!«

So, jetzt ist es raus. Mindy springt auf und hebt die Hand zum High five, als gäbe es etwas zu feiern.

»Emily, gut gemacht!«

»Nein«, sage ich fest, und Mindy lässt sich wieder aufs Sofa sinken. »Ich dachte, ich sehe ihn nie wieder. Und jetzt bin ich genau wie Pam Spicer.«

»Wer ist Pam Spicer?«

»Ach, so ein Mädchen aus Chicago, das sich immer betrinkt und dann die Freunde der anderen anbaggert.«

Mindy wirkt nachdenklich.

»Hast du nicht ein romantisches Wochenende in Saint-Tropez geplant, mit Mathieu?«

»Da bin ich mir nicht mehr so sicher, nach dieser Nacht.«

»Wieso? Das ist das perfekte Alibi.«

Vielleicht hat sie recht. Vielleicht ist das die Lösung, um Gabriel zu vergessen.

Und um zu verhindern, dass ich eine schreckliche Pam Spicer werde!

Bloß keine Pam Spicer

Ob das mit Mathieu die Lösung ist, werde ich gleich erfahren. Auf dem Weg zum Büro sehe ich nämlich Gabriel. Er entfernt gerade den alten Namen von der Markise des Restaurants. Hach, der Mann sieht so gut aus. Als er mit seinen schönen Händen über meinen Körper gefahren ist … Mhhh …

Nein, nein, nein! Ich muss damit aufhören. Jetzt sofort!

Ich werde an Pam Spicer denken und einen kühlen Kopf bewahren. Ja, genau. Alle haben sie gehasst. Und ich möchte nicht von allen gehasst werden.

Gabriel entdeckt mich und steigt von seiner Leiter.

»Wie willst du das Restaurant jetzt nennen?«, frage ich ganz lässig.

»Ähm, Antoine möchte es ›Chez Lavaux‹ nennen. Ich wäre eher für ›Chez Gabriel‹. Oder hast du eine bessere Idee?«

Nein, aber kann er bitte aufhören, mich mit seinen schönen blauen Augen so verführerisch anzusehen? Unter diesen Bedingungen schaffe ich das mit dem Vergessen nie. Diesem Blick kann man einfach nicht widerstehen.

»Gabriel, ich treffe gleich Camille bei Savoir. Was hast du ihr gesagt?«

»Nur, dass ich dank Antoines Investition in Paris bleiben kann.«

»Und ich bin nur wegen eines Jobs in Paris. Für ein Jahr. Dann gehe ich zurück nach Chicago. Ich wollte mich nicht in eine Beziehung einmischen. Und du solltest gar nicht mehr in Paris sein. Ich kann das Camille nicht antun.«

»Du hast Camille doch gar nichts angetan. Mir hingegen so einiges«, antwortet er mit seinem hinreißenden, schalkhaften Lächeln.

Oh, nein, wieso muss er mich daran erinnern? Diese Nacht, das war nämlich nicht nur unglaublich guter Sex, wie ich Mindy erzählt habe, es war eine Offenbarung. Es war, als hätten sich unsere Körper schon immer gekannt.

Außerdem bin ich schließlich in Paris. Da darf ich ja wohl romantisch sein!

Gabriel blickt mir immer noch direkt in die Seele. Er scheint nicht bereit zu sein, mich einfach aufzugeben. Aber es muss sein. Ich werde keine Pam Spicer, auf gar keinen Fall!

Da kommt Antoine aus dem Restaurant. Er lädt mich für den nächsten Abend zu einem Dinner ein. Das ist die perfekte Gelegenheit, von meinem »Alibi« zu erzählen.

»Ich kann leider nicht. Denn ich fahre nach Saint-Tropez, mit Mathieu Cadault.«

»Echt jetzt?«, fragt Gabriel perplex.

»Der ist zu beneiden!«, sagt Antoine.

Ich verabschiede mich lieber schnell. Au revoir!

Es war die richtige Entscheidung. Diese eine Nacht darf nicht mehr sein als ein Fehler, der umgehend korrigiert werden muss.

Aber warum ist das bloß so schwer?

Das Verrätersyndrom

Sylvie und Luc stecken mitten in einer Diskussion, als ich bei Savoir ankomme. Worüber reden die denn da?

»Geht es um Champère?«, frage ich.

Champère ist die Champagnermarke, die ich kreiert habe. Ein Champagner, der nicht getrunken, sondern verspritzt wird. Dekadenz hoch zehn.

»Ja«, antwortet Luc. »Ich hatte ein paar Ideen für die Kampagne.«

»Ich dachte, das sei mein Kunde.«

Sylvie lächelt süffisant.

»Ja, aber da es um ein französisches Produkt geht, ist es besser, wenn das ein Franzose übernimmt.«

Okaaay. Seltsamerweise bin ich gar nicht gekränkt. Das ist der perfekte Vorwand, Camille heute aus dem Weg zu gehen. Ich weiß nämlich gar nicht, was ich ihr sagen soll.

»Das ist eine gute Idee«, sage ich daher. »Ich muss ja auch nicht bei dem Meeting dabei sein. Dann verschwinde ich einfach ein paar Stunden, und ihr sagt Camille, ich sei krank.«

»Warum sollten wir das tun?«, fragt Sylvie.

»Was für eine Krankheit hast du denn?«, will Luc wissen.

Das Verrätersyndrom, gibt es das? Denn darunter leide ich sehr. Ich kann Camille nicht unter die Augen treten. Sie wird bestimmt alles erraten, sobald sie mich nur sieht. Mir steht quasi auf der Stirn geschrieben: »Ich habe mit deinem Freund geschlafen, und es war unglaublich schön.«

Hilfe!

Wie aufs Stichwort kommt Julien herein.

»Camille ist schon da. Und sie fragt nach dir, Emily. Sie wirkt nicht gerade happy.«

Luc mustert mich eingehend.

»Du bist ja wirklich ganz blass, Emily.«

Ganz blass, aber breit lächelnd gehe ich zu Camille. Sie trägt eine große schwarze Sonnenbrille und sieht nicht gut aus.

»Ist alles in Ordnung?«, frage ich.

»Ja, es ist nur wegen Gabriel.«

»Aber es ist doch toll für euch, dass er in Paris bleibt. Yay!«, sage ich übertrieben fröhlich.

Leider teilt Camille meine Begeisterung nicht.

»Er bleibt nicht meinetwegen hier. Da ist noch etwas anderes. Ich spüre das.«

Etwas anderes? Was denn? Nein, Quatsch. Da ist nichts, rein gar nichts!

Der längste Lunch meines Lebens

Während der Produktbesprechung für Champère ist Camille mit ihren Gedanken ganz woanders. Ich kann mir denken, wo. Und das bestätigt sich, als Camille mich danach bittet, mit ihr essen zu gehen. Ich lade noch schnell Sylvie dazu ein. Doch es hilft nichts, Camille hat nur ein Thema: Gabriel.

Die Kulisse mag noch so schön sein – wir sitzen im Hof des Louvre – , ich wünsche mir nur, dass dieser Lunch schnell vorbeigeht! Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so unwohl gefühlt.

»Also Gabriel hat beschlossen, in Paris zu bleiben. Das Problem ist, dass er seine Meinung so plötzlich geändert hat«, erzählt Camille. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«

»Moment, geht es um diesen Koch?«, fragt Sylvie.

»Ja«, antworte ich schnell. »Gabriel ist Camilles Freund.«

Sylvie durchbohrt mich mit ihrem Blick. Sie hat nicht gewusst, dass Gabriel mit Camille zusammen ist. Zum Glück sagt sie nichts dazu. Vorerst. Aber ich sehe ihr an, dass sie mich bei der nächstbesten Gelegenheit mit Fragen löchern wird.

»Nach fünf gemeinsamen Jahren hat er mir mitgeteilt, dass er in die Normandie zurückgeht und dort ein Restaurant eröffnet«, fährt Camille fort.

»In die Normandie?«, fragt Sylvie. »Das ist mein unliebster Ort in ganz Frankreich.«

Wieso das denn? Ich war zwar noch nie in der Normandie, aber wenn da so gutaussehende Typen wie Gabriel rumlaufen, kann es ja so schlimm nicht sein.

Während Camille sich uns anvertraut, möchte ich mich am liebsten unter dem Tisch verkriechen.

Zu spät.

Sie wendet sich mit einem traurigen Lächeln an mich.

»Und jetzt bleibt er plötzlich doch in Paris. Und ich weiß auch, wieso.«

Oh, oh.

»Da steckt ein Mann dahinter«, ergänzt sie.

Was? Dann kann ich also nichts dafür!

Aber wen meint sie?

»Oh«, sagt Sylvie verwundert. »Er ist schwul?«

»Nein, ich rede von dem Mann, der in sein Restaurant investiert hat. Antoine Lambert. Als meine Familie Gabriel Geld geben wollte, damit er seinen Traum verwirklichen kann, hat er abgelehnt. Stattdessen wollte er Paris verlassen, und auch mich. Und jetzt kommt dieser Fremde daher, und er bleibt in Paris.«

Nach einer kurzen Pause fährt Camille fort:

»Da ist die Sache mit dem Geld, aber das ist nicht alles. Er bleibt zwar hier, aber er ruft mich nicht mal an, um es mir zu sagen. Was soll das?«

»Vielleicht hat er einfach viel mit dem Restaurant zu tun«, lenke ich ein.

»Nein. Ich spüre, dass da noch etwas anderes ist. Aber ich weiß noch nicht, was.«

Oh, wenn sie wüsste, dass »das Andere« direkt neben ihr sitzt! Als sie sich entschuldigt, um auf die Toilette zu gehen, muss ich einen Seufzer der Erleichterung unterdrücken. Ich brauche wirklich eine Atempause, um mich zu sammeln.

»Habt ihr vielleicht einen Euro für la dame pipi für mich?«, fragt Camille.

La dame wer?

Camille erklärt, dass man so das Toilettenpersonal nennt. Na gut, ob nun »Pipidame« oder »Klofrau«, das ist ja beides nicht besonders schmeichelhaft. Toiletten zu putzen und dafür ein mageres Trinkgeld zu kassieren ist nicht gerade ein Traumjob.

Aber la dame pipi ist schon ein kurioser Ausdruck. Paris überrascht mich immer wieder.

Kaum ist Camille weg, beginnt Sylvie ihre Befragung. Ich hatte es ja geahnt.

»Sie und der Koch haben also eine Affäre? Er hatte Ihnen doch die Dessous geschickt.«

Nein, das war Antoine. Sylvies Geliebter und Mann ihrer besten Freundin. Ich hatte behauptet, es sei ein Geschenk von Gabriel, um Sylvies Eifersucht und Zorn von mir abzuwenden. Warum muss immer alles so kompliziert sein?

»Das war ein Missverständnis«, rechtfertige ich mich. »Gabriel bleibt nicht meinetwegen in Paris, okay? Camille ist meine Freundin.«

»Oh, zwischen diesen beiden Aussagen besteht nicht der geringste Zusammenhang. Ach Emily, Sie werden mit jedem Tag französischer!«

»Ich habe keine Affäre mit Gabriel. Und übrigens fahre ich dieses Wochenende nach Saint-Tropez, und zwar mit Mathieu.«

»Oh, verstehe. Wochenendsex mit einem Kunden, um sich vom Freund Ihrer Freundin abzulenken.«

Sylvie scheint das äußerst amüsant zu finden. Aber das war überhaupt nicht mein Plan.

Na gut, vielleicht doch.

Genau das ist mein Plan.

Voulez-vous coucher avec moi?

Nach dem Lunch mit Camille, die ununterbrochen von Gabriel geredet hat, und Sylvie, die mich – zu Recht – der schlimmsten Verbrechen verdächtigt, bin ich sehr froh, wieder ins Büro zu kommen. Bei der Arbeit bleibe ich wenigstens von emotionalem Wirrwarr verschont. Der Nachmittag beginnt mit einer Präsentation von Julien für einen potenziellen großen Kunden, den Kofferhersteller Rimowa.

»Für Ihre legendäre Kultmarke wollten wir eine spielerische Kampagne entwerfen, die das frische und zugleich klassische Design unterstreicht«, erklärt Julien. »Unser Slogan: ›Behalten Sie Ihr Gepäck für sich.‹ Damit betonen wir, dass ein Koffer etwas Persönliches und Intimes ist.«

Die beiden Vertreter der Marke – ein geschniegelter Anzugträger und eine streng dreinblickende Frau – tauschen wenig begeisterte Blicke.

»Und natürlich ist Rimowa stabil genug, um all unsere kleinen Geheimnisse zu transportieren«, fügt Julien hinzu. »All die Dinge, die die Leute so im Gepäck mit sich rumtragen. Sie wissen schon. Das ist eine Metapher für das Päckchen, das jeder von uns zu tragen hat.«

Oh là là! Er reitet sich immer tiefer rein. Und die Kunden fühlen sich unwohl. Die Frau sieht fast aus, als wäre ihr übel …

»Wir hatten auf eine Kampagne mit mehr Krawall gehofft. So wie Ihre Aktion mit Pierre Cadault.«

Julien stottert verlegen, er bekommt nur noch »Ich … äh …« heraus. Aber ich höre genau, dass er innerlich ruft: »Emily, hilf!« Ich muss etwas tun.

»Vielleicht bekommen wir eine Kollaboration mit Pierre hin«, schlage ich vor. »So ein Ringarde-Gepäckstück. Etwas total Geschmackloses.«

»Das fänden wir amüsant«, sagt die Kundin.

Yesss! Nach dem Meeting rufe ich sofort Mathieu an, um ihm von meiner Idee zu erzählen: ein Riesenkoffer mit dem Gesicht seines Onkels darauf. Mehr »ringarde« geht nicht. Mathieu ist begeistert. Dann erzählt er mir, dass er für unsere Reise nach Saint-Tropez morgen einen Nachtzug gebucht hat, mit couchette. Was ist das bitte?

»Oh, ›couchette‹ kommt von ›coucher‹?«, frage ich skeptisch.

»Genau. Ein bisschen Französisch kannst du ja.«

»Den Satz kennt ja wohl jeder: ›Voulez-vous coucher avec moi?‹«

»Also, wenn du darauf bestehst …«, antwortet Mathieu.

Oh, nein, wie peinlich. Habe ich ihn gerade wirklich gefragt, ob er mit mir schlafen will? Und wenn man zu zweit in einer couchette übernachtet, heißt das, dass man diese Intention hat? Oder kann man in einem Schlafwagen auch einfach nur schlafen? Falsche Freunde gibt es im Französischen ja genug.

Und möchte ich denn mit Mathieu Cadault schlafen, ob nun in einer couchette oder anderswo?

Tja, das ist die eigentliche Frage.

Dame Pipi rockt die Bühne

Ich vergesse erst mal all meine Probleme und denke stattdessen an Mindy. Sie hat heute ihren ersten Auftritt im Club!

Während ich mich schick mache, kommt Camille vorbei. Ich habe sie eingeladen, um sie abzulenken – na ja, und weil ich mich schuldig fühle. Aber das muss sie ja nicht wissen.

»Oh, deine Wohnung ist ja süß«, sagt sie, als sie hereinkommt. »Warum war ich noch nie hier?«

»Danke, für zwei ist es etwas eng.«

Sie betrachtet seufzend meine Küchenzeile.

»Ach, ich kann nicht mal eine Pfanne ansehen, ohne an Gabriel denken zu müssen. Er hat genau so eine«, sagt sie und meint, nun ja, eben Gabriels Pfanne.

»Französische Pfannen sehen alle gleich aus«, sage ich schnell.

Auch wenn in dieser hier das beste Omelett der Welt zubereitet und sie von den sanftesten, behutsamsten Händen der Welt gehalten wurde …

»Sie hatte auch solche Initialen am Griff«, fährt Camille fort und will die Pfanne in die Hand nehmen.

Zu Hilfe! Ich schiebe Camille aus der Wohnung, bevor sie sich das verräterische Küchenutensil genauer ansehen kann.

Auf zum Drag-Club, bloß weg von der verfluchten Pfanne! Wir treffen Luc, den ich ebenfalls zur Verstärkung eingeladen habe. Offenbar »liebt« er Dragqueens. Okay, ich muss ihn noch kurz über Mindy aufklären. Sie gibt sich als Mann aus, der sich als Frau verkleidet, damit sie hier singen kann. Logisch, oder? Ich freue mich so auf ihren Auftritt! Sie wird großartig sein. Dabei hatte sie solche Hemmungen, als wir uns vor ein paar Monaten im Park kennengelernt haben. Ich bin froh, dass ich ihr einen kleinen Tritt in den Allerwertesten gegeben habe, sodass sie jetzt ihren Traum verwirklichen kann.

Vielleicht ist das meine »amerikanische« Seite. In den USA tun die Leute alles, um ihre Träume wahrzumachen, und seien sie noch so abgefahren.

Aber vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass wir so gute Freundinnen geworden sind.

Seit unserer Ankunft im Club haben wir schon einige unglaubliche Performances gesehen. Und da Mindys Auftritt auf sich warten lässt, gehe ich noch mal schnell »wohin«. Und dann, Überraschung! Meine Freundin sitzt vor der Toilettentür, in ihrem tollen Männlein-Weiblein-Kostüm. Das ist aber ein seltsamer Ort zum Singen! Sie sitzt an einem Tischchen, und darauf steht ein Teller voller Kleingeld. Jetzt wird mir alles klar. Deshalb hat sie mir in letzter Minute geschrieben, dass ich doch nicht kommen soll.

»Du als dame pipi?«, frage ich entgeistert.

»Ja, ohne Arbeitserlaubnis kann ich leider nur das hier machen.«

»Lohnt sich das für dich?«

»Na ja, ich darf einen Song singen.«

Das ist ja die Hauptsache, oder? In diesem Moment kommt ein Mann aus der Toilette, und plötzlich umweht uns ein übler Gestank.

»Ja, ich bin nicht nur ›Dame Pipi‹, sondern auch ›Dame Kacka‹. Gehört zum Job dazu«, sagt Mindy und verzieht das Gesicht.

Arme Mindy! Aber immerhin darf sie ein Lied singen … Und zwar jetzt sofort! Oh my God, oh là là, sie wird auf der Bühne angekündigt!

»Bitte einen donnernden Applaus für unsere Dame Pipi!«

Mindy tritt ins Rampenlicht. Und kaum kommt der erste Ton über ihre Lippen, da habe ich schon eine Gänsehaut. Im Saal wird es still. Sie beginnt den Song Dynamite von der südkoreanischen Boyband BTS, aber langsam und a cappella. Es ist unglaublich! Alle hören ihr wie gebannt zu.

Nein, es ist sogar besser als unglaublich. Es ist magisch!

Dann setzen die Instrumente ein, Mindy beschleunigt den Rhythmus, und es reißt das Publikum fast von den Stühlen.

Nicht schlecht für eine »Dame Pipi-Kacka«.

Ein klares Ja

Es ist vielleicht albern, aber ich könnte nicht glücklicher sein, wenn ich selbst heute auf der Bühne geglänzt hätte. Mindy ist so talentiert. Sie ist die geborene Sängerin! Ich habe immer noch Gänsehaut, und das liegt nicht an der nächtlichen Kühle in den Pariser Straßen.

Mindy und ich gehen Hand in Hand nach Hause, Camille hat sich bei mir untergehakt. Ich fühle mich, als würde ich schweben. Wenn nur Mindy noch den Dame-Pipi-Job los wäre!

»Musst du jetzt wirklich jeden Abend vor den Toiletten sitzen?«, frage ich.

»Solange ich singen darf, ist mir das egal.«

Mindy ist die mutigste Frau, die ich kenne. Sie ist eine Kämpferin. Wenn sie erst einmal angefangen hat, kann kein Hindernis sie aufhalten, nicht mal üble Gerüche. Ich bewundere sie!

»Einer hat mir Ecstasy als Trinkgeld gegeben. Oder es war ein Tic Tac, ich weiß es nicht«, scherzt sie.

Wir müssen alle lachen. So schlendern wir durch die Stadt der Lichter, und Mindys Augen strahlen mit ihr um die Wette.

»So einen Abend habe ich gebraucht. Vielen Dank, Mädels«, sagt Camille.

Mich überrollt wieder eine Welle von Schuldgefühlen. Schließlich bin ich doch der Auslöser für ihre Probleme mit Gabriel, oder? Wenn ich nicht wäre, hätte sich das zwischen den beiden bestimmt längst wieder geklärt.

Als wir in unserer Straße ankommen, sehe ich, dass im Restaurant noch Licht brennt.

»Er ist noch da«, sage ich zu Camille. »Willst du nicht mit ihm reden?«

»Wenn er mich wiederhaben will, muss er was dafür tun«, antwortet sie.

Dann verabschiedet sie sich mit französischen Küsschen von uns und geht davon, ohne sich noch einmal zum Restaurant umzudrehen. Mindy sieht mich mitfühlend an. Sie weiß, dass es mir nicht leichtfällt, Gabriel aufzugeben.

»Und du weißt, was du tust?«, fragt sie.

Bei den meisten Fragen zögere ich mit der Antwort. Doch diesmal nicht. Ich weiß, dass ich das Richtige tue. Gabriel muss wieder mit Camille zusammenkommen, und ich, ich muss mich raushalten. Die beiden sind wie füreinander geschaffen, wie … wie Erbsen und Möhren. Und ich bin ein Gemüse zu viel!

Daher antworte ich mit einem klaren »Ja«.

Ein sehr spezieller Koffer

Am nächsten Morgen im Büro höre ich plötzlich Julien nach mir rufen.

»Emily!«

Er klingt panisch. Oder vielleicht sauer? Schnell laufe ich zu ihm in die Eingangshalle. Und da steht ein riesiger Rimowa-Koffer mit einem Foto von Pierres Gesicht darauf. Und was für ein Foto!

Es ist, wie soll ich sagen, très spécial. Mir ist aufgefallen, dass die Franzosen dieses Wort gerne für Dinge verwenden, die sie etwas seltsam finden – oder auch ganz furchtbar. Sie sind da wirklich sehr diplomatisch.

Nun, eines ist sicher: Wir wollten etwas Geschmackloses, und das haben wir bekommen.

»Oh. My. God.«

»Nachdem ich dich immer so unterstützt habe, klaust du mir meinen ersten wichtigen Kunden«, wirft Julien mir vor.

Okay, jetzt ist es klar: Er ist sauer. Oder, sagen wir besser, stinksauer. Aber warum? Er sollte sich darüber freuen, dass die Rimowa-Leute so begeistert sind. Hat er etwa vergessen, dass es am Anfang absolut nicht danach aussah?