Emily in Paris - Catherine Kalengula - E-Book

Emily in Paris E-Book

Catherine Kalengula

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Beschreibung

»Ich mag Paris, aber ich bin mir nicht sicher, ob Paris mich mag.« Die Romanreihe zum NETFLIX-Sensationserfolg »Emily in Paris«!

Als Emily Cooper einen Job bei der Pariser Marketingagentur Savoir landet, kann sie ihr Glück kaum fassen. Sie, das Mädchen aus Chicago, reist tatsächlich nach Paris, die Stadt der Liebe, der köstlichen Pains au chocolat und der Mode! Ein Traum wird wahr – wären da nicht die sprachlichen Barrieren sowie ihre neue Chefin und die Kollegen, die sie nicht ganz so herzlich empfangen, wie erhofft. Und dann ist da noch Emilys charmanter Nachbar Gabriel, der ein Wirrwarr der Gefühle in ihr auslöst! Aber so leicht lässt sich die clevere Amerikanerin nicht unterkriegen. Denn was wäre ein Abenteuer in Paris ohne ein wenig Drama und Leidenschaft?

Inklusive 16 Seiten supersüßer Farbfotos aus der Serie!

Die Romanreihe zur Netflix-Serie »Emily in Paris«:
Band 1: Emily in Paris
Band 2: Emily in Paris 2

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Seitenzahl: 187

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Buch

Als Emily Cooper einen Job bei der Pariser Marketingagentur Savoir landet, kann sie ihr Glück kaum fassen. Sie, das Mädchen aus Chicago, reist tatsächlich nach Paris, die Stadt der Liebe, der köstlichen Pains au chocolat und der Mode! Ein Traum wird wahr – wären da nicht die sprachlichen Barrieren sowie ihre neue Chefin und die Kollegen, die sie nicht ganz so herzlich empfangen, wie erhofft. Und dann ist da noch Emilys charmanter Nachbar Gabriel, der ein Wirrwarr der Gefühle in ihr auslöst! Aber so leicht lässt sich die clevere Amerikanerin nicht unterkriegen. Denn was wäre ein Abenteuer in Paris ohne ein wenig Drama und Leidenschaft?

Autorin

Catherine Kalengula, geboren 1972, lebte einige Jahre in London, bevor es sie in ihr Heimatland Frankreich zurückverschlug. Die Autorin lebt mittlerweile in Saint-Lo, wo sie die meiste Zeit mit ihrer großen Leidenschaft verbringt: dem Verfassen von spannenden Geschichten. Nach zahlreichen Jugendbüchern schreibt sie nun die Romanadaption des Netflix-Sensationserfolgs »Emily in Paris«.

Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und www.facebook.com/blanvalet

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Emily in Paris« bei Hachette Livre, Vanves.

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Novelization written by Catherine Kalengula.

Published under license from Viacom International

Copyright der Originalausgabe: © 2022 Viacom International Inc. All Rights Reserved.

Emily in Paris and all related titles, logos and characters are trademarks of Viacom International Inc.

© 2022 by Hachette Livre

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2022 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Übersetzung: Isabella Bautz

Redaktion: Anne Fröhlich

Umschlaggestaltung und -motiv: © 2022 Viacom International Inc. All Rights Reserved. Emily in Paris and all related titles, logos and characters are trademarks of Viacom International Inc.

DK · Herstellung: sam

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN978-3-6413-0121-7V002

www.blanvalet.de

Welcome to Paris

Ich sitze im Taxi, und mein Herz pocht so wild, als würde es gleich zerspringen. Ich, Emily Cooper, bin in Paris! Im Leben braucht man Träume, und ich habe schon immer davon geträumt, hierherzukommen. Das kam ganz plötzlich, eines Abends, als ich mir den Film Moulin Rouge mit der großartigen Nicole Kidman ansah. Ich war sieben oder acht Jahre alt, und da, auf dem Sofa vorm Fernseher, rief ich: »Ich will auch nach Paris!« Meine Mutter sagte darauf: »Das ist aber ziemlich weit weg von Chicago, oder?« Und mein Vater fügte hinzu: »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen. Die Franzosen waschen sich nämlich nur einmal im Monat.«

Aber nichts konnte mich davon abbringen, nicht einmal penetranter Körpergeruch.

Ich bin natürlich nicht blöd. Ich weiß, dass die Geschichte von Moulin Rouge während der Belle Époque spielt und dass seitdem viel Wasser die Seine hinuntergeflossen ist. Also, nein, es war kein realistischer Traum, aber er ließ mich nie ganz los. Dieser Film hat in mir etwas gesät, das im Laufe der Jahre gewachsen und schließlich erblüht ist.

Paris zieht an mir vorüber, all die bekannten Sehenswürdigkeiten, eine imposanter als die andere. Und ich, ich kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen! Ein bisschen Angst habe ich allerdings auch. Vielleicht gehöre ich hier gar nicht her? Und bestimmt werde ich meinen Freund Doug schrecklich vermissen. Und was, wenn Paris in Wirklichkeit ganz anders ist als in meinem Traum?

Aber ich reiße mich zusammen und begrabe all diese Ängste unter einer Tonne Optimismus. Denn Träume können uns weit bringen, aber Angst ist lähmend.

Das Taxi biegt auf einen pittoresken Platz ein – da plätschert sogar ein Brunnen! – und hält vor einem Altbau. Ich bin hin und weg. Es fehlt nicht viel, und ich mache noch Luftsprünge und rufe »Paris, hier bin ich!«

Kaum zu glauben, dass ich all das einem Spermium verdanke. Denn wäre meine Chefin, zu Hause in Chicago, nicht genau im richtigen Moment schwanger geworden, wäre sie jetzt hier, und nicht ich. I love you, kleine Kaulquappe! Und danke, Glücksstern, für das perfekte Timing!

Als ich aus dem Taxi steige, kommt ein Typ im Businessanzug auf mich zu.

»Emily Cooper?«, sagt er und streckt mir die Hand entgegen. »Gilles Dufour, von der Wohnungsvermietung.«

»Hi, bonjour!«

Meine Wohnung liegt wohl im fünften Stock, ohne Aufzug. Eine wunderschöne alte Treppe windet sich spiralförmig nach oben. Nachdem ich mein schweres Gepäck gefühlt tausend Stufen hinaufgeschleppt habe, finde ich sie allerdings nicht mehr ganz so wunderschön.

Erste Feststellung zu Paris: Alt ist schön, aber nicht sehr praktisch.

»Sind wir da?«, frage ich, völlig außer Atem.

»Ihre Wohnung ist im fünften Stock. Wir sind erst im vierten.«

»Ich habe fünf Etagen gezählt.«

Gilles Dufour seufzt genervt, als wäre ich total dämlich.

»In Frankreich kommt zuerst das Erdgeschoss, dann der erste Stock, dann der zweite, und so weiter.«

»Das ist seltsam.«

»Nein, das ist völlig logisch«.

Ich könnte ihm natürlich erklären, dass das, was den einen logisch erscheint, anderen durchaus Rätsel aufgeben kann. Aber das spare ich mir lieber. Ich will jetzt nur eins: Mein Pariser Zuhause kennenlernen! Also mobilisiere ich meine letzten Kräfte und schleppe meine Koffer den nächsten Treppenabsatz hinauf. Gilles Dufour kann behaupten, was er will, meine Beine sagen mir eindeutig: Es ist der sechste Stock!

»Voilà, Ihr wunderbares, charmantes chambre de bonne, ein ehemaliges Bedienstetenzimmer.«

Mir wird schnell klar, dass »charmant« Maklersprech für »winzig klein« ist. Und die Einrichtung erinnert vage an die meiner Großmutter. Es riecht auch so ähnlich wie bei meiner Großmutter. Aber so fühle ich mich immerhin fast wie zu Hause. Und die Aussicht ist einzigartig! So eine sechste Etage hat auch ihre Vorteile.

»Oh my God! Ich fühle mich wie Nicole Kidman in Moulin Rouge!«

»Ja, ganz Paris liegt Ihnen zu Füßen.« Der Makler legt mir eine Hand auf die Schulter. Uh! »Da unten gibt es ein nettes kleines Café. Es gehört einem Freund von mir. Also, alles gut?«

»Ja, alles très gut«, antworte ich mit einem breiten Lächeln. »Einfach wundervoll.«

Jetzt könnte er eigentlich gehen. Das mit den Etagen habe ich begriffen, und nun möchte ich einfach Paris bewundern. Mein Paris. Ich möchte diesen Moment auskosten – allein, wenn Doug schon nicht bei mir sein kann. Doch leider scheint Gilles Dufour nicht verschwinden zu wollen.

»Haben Sie Hunger?«, fragt er. »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee, oder …«

»Nein, ich muss sofort ins Büro.«

»Vielleicht können wir heute Abend etwas trinken gehen?«

Warum kommt es mir so vor, als würde er mit mir flirten? Na gut, es ist nicht gerade subtil. Eigentlich geradezu mit-der-Tür-ins-Haus. Ich dachte, er hält mich für dämlich? Aber das scheint ihn nicht weiter zu stören. Mich hingegen stört es sehr. Er soll mir gefälligst einfach den Schlüssel geben. Das erwartet man doch schließlich von einem Makler. Oder sind im Mietpreis noch andere »Dienste« enthalten? Quasi als ganz spezielles Gesamtpaket?

»Ich habe einen Freund«, sage ich in der Hoffnung, die Unterhaltung damit zu beenden.

»In Paris?«

»In Chicago.«

»Also haben Sie keinen Freund in Paris.«

Wow. Das nenne ich mal direkt. Und vor allem sehr plump. Ich hasse solche Situationen und möchte ihr auch jetzt schnellstmöglich entkommen. Damit ich sie dann vergessen kann. Als ich endlich meinen Schlüssel in der Hand halte, komplimentiere ich ihn freundlich – aber bestimmt – zur Tür hinaus.

Soll er sein »Wohnung-und-mehr-Paket« doch jemand anderem andrehen.

Erste Begegnung mit den neuen Kollegen

Savoir. So heißt die französische Luxuswerbeagentur, die mein Unternehmen, die Gilbert Group in Chicago, aufgekauft hat. Deshalb bin ich hier. Ich soll ihre Social-Media-Strategie etwas aufpolieren. Hoffentlich sind meine Kollegen hier nett. Ich möchte sie nicht belehren, sondern ihnen nur eine neue Sicht auf die Dinge verschaffen, einen neuen Blickwinkel. Und natürlich auch von ihnen lernen. Das wird eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.

Die Agentur liegt nur wenige Straßen von meinem chambre de bonne entfernt. Auf dem kurzen Weg bestaune ich die alten Gebäude, die Boutiquen, die Boulevards. Ich fühle mich schon richtig wohl in Paris, als hätte ich nie woanders gelebt.

Nicole Kidman wäre stolz auf mich.

Mit einem hoffnungsfrohen Lächeln betrete ich die Agentur. Es wird schon werden. So anders als die Amerikaner können die Leute hier ja gar nicht sein. Oder? Man darf schließlich nicht alles glauben, was so erzählt wird. Ich bin jetzt seit zwei Stunden im Land und noch keinem ungewaschenen Franzosen begegnet.

Was soll schon schiefgehen?

Ich stehe also am Empfang, und ein Typ kommt herein. Er sieht mich pikiert an, als wäre ich ein Insekt oder so. Aber, kein Problem. Ich wende meine LED-Technik an: Lächeln, Enthusiasmus, Dynamik. Der Schlüssel zum Erfolg! Arbeit gehört natürlich auch dazu. Viel Arbeit. Ohne Schweiß kein Preis. Rein bildlich gesprochen.

»Hi. Hallo!«, sage ich fröhlich. »Bonjour. Ich bin Emily Cooper von der Gilbert Group in Chicago.«

Der Typ sagt irgendwas auf Französisch, er kann wohl kein Englisch. Zum Glück spricht mein Handy aber perfekt Französisch. Und so verkündet der freundliche Sprecher meiner App, dass ich von nun an hier arbeiten werde.

Das löst bei dem Typen eine seltsame Reaktion aus. Er wirkt erschrocken. Oder bestürzt? Mein Kommen war doch angekündigt. Vielleicht weiß er nichts davon? Er geht zum Telefon am Empfangstresen.

»La fille américaine est là«, teilt er der Person am anderen Ende mit. Irgendwas mit »amerikanisch«? Er wusste doch Bescheid. Kurz darauf taucht eine Frau auf. Sie trägt einen eleganten schwarzen Jumpsuit. Leider verstehe ich kein Wort von dem, was sie sagt. Nach »Bonjour« bin ich raus. Aber sie heißt wohl Sylvie.

»Ich spreche leider kein Französisch«, gebe ich zu.

Das entlockt ihr nur ein missbilligendes »Ah!«. Aber ich werde diesen miesen ersten Eindruck schnell vergessen machen. Mit LED – dem Schlüssel zum Erfolg!

Sylvie führt mich durch beeindruckende Büroräume und hakt nach:

»Ich dachte, es kommt jemand, der Französisch spricht.«

»Nein, das ist Madeline, meine Chefin. Ich bin Emily. Emily Cooper. Und ich freue mich wahnsinnig, hier zu sein.«

»Das ist aber ziemlich ärgerlich«, sagt sie, als wir ihr Büro erreichen.

Wie? Was ist ärgerlich? Dass ich mich freue, hier zu sein? Soll ich lieber eine Trauermiene aufsetzen, so wie sie? Vielleicht ist das eine französische Tradition? Bei der Arbeit wird nicht gelächelt. Gut, merke ich mir. Aber umsetzen kann ich es persönlich nicht. LEDforever!

»Entschuldigen Sie, was ist ärgerlich?«, frage ich also.

»Dass Sie kein Französisch sprechen. Das ist ein Problem.«

»Ich weiß. Aber ich werde Unterricht nehmen. Und je parle schon un peu français.«

»Lassen Sie das lieber bleiben.«

Was soll das denn nun heißen?

Sylvie stellt mir Paul Brossard vor, den Gründer von Savoir. Ich reiche ihm die Hand. Er küsst mich auf die Wangen. Einmal rechts, einmal links. Von dieser französischen Eigenart habe ich schon gehört. Wie komisch, sich unter Kollegen zu küssen. Wir kennen uns ja nicht mal eine Minute! Aber egal, immerhin trägt er keine Trauermiene zur Schau. Er scheint sogar froh zu sein, mich zu sehen. Was für eine Erleichterung!

Er heißt mich sogar mit einem »Bienvenue à Paris!« willkommen und spricht ansonsten fließend Englisch.

»Sie wollen uns also ein paar amerikanische Tricks beibringen?«

»Wir können sicher viel voneinander lernen.«

»Aber haben Sie denn Erfahrung im Luxusmarketing?«

»Nein, bisher habe ich vor allem pharmazeutische Produkte und geriatrische Einrichtungen beworben«, erkläre ich.

Aber das ist doch das Gleiche, oder? Wenn ich Arthrosemedikamente und Rollatoren verkaufen kann, schaffe ich das ja wohl locker mit Parfüm und Designerklamotten. Paul erzählt von einem Urlaub in Chicago, wo er Deep Dish Pizza probiert hat, unsere Spezialität. Unglaublich lecker!

Dann sagt er: »Es war wirklich dégueulasse. Wie heißt das noch?«

Keine Ahnung, was er sagen will. Aber Sylvie hilft uns beiden auf die Sprünge:

»Widerlich.«

Aha. Na, vielen Dank.

Die beiden reden über dies und das. Ein Leben ohne Genuss sei ein Leben de merde. »Merde« verstehe ich immerhin. Sie sagen, dass alle Marken, die sie vertreten, sich durch Schönheit und Raffinesse auszeichnen. Und daher wüssten sie nicht, was sie von mir lernen könnten.

Wie wär’s mit Bescheidenheit, fürs Erste?

Aber ich halte lieber den Mund. Wenn ich mich hier integrieren möchte, darf ich nicht zu viel Kritik äußern.

Ich muss mich einfach offen und unvoreingenommen zeigen. Genau.

Offen für alles.

Und auf keinen Fall empfindlich.

Mein erstes Meeting

Kurz darauf habe ich schon mein erstes Meeting. Am Tisch im Konferenzraum sitzen Sylvie, Paul, Julien – der Typ vom Empfang – und zwei weitere Personen: ein Typ mit blonden Locken und eine streng dreinblickende Frau, die eine stylische Brille trägt, bestimmt von Chanel oder Dior. Ich setze ein gewinnendes Lächeln auf – LED, was sonst? – und beginne.

»Als Erstes möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich kein Französisch spreche. Ich werde Sprachunterricht nehmen, aber bitte geben Sie mir etwas Zeit.«

Ohne ein Wort steht die bebrillte Frau auf und geht.

Habe ich etwas Falsches gesagt?

»Patricia hat eine Englisch-Allergie«, erklärt Sylvie.

Von so einer Allergie habe ich noch nie gehört, aber ich lasse mich nicht aus dem Konzept bringen.

»Für alle, die mich zum ersten Mal sehen, ich bin Emily Cooper! Und ich freue mich wahnsinnig, jetzt in Paris zu arbeiten! Ich freue mich darauf, jeden Einzelnen von Ihnen kennenzulernen und im Gegenzug von Ihnen kennengelernt zu werden!«

Der Typ mit den Locken hebt die Hand. Wunderbar, er möchte etwas sagen. Wusste ich doch, dass meine beschwingte Rede nicht ohne Wirkung bleibt.

»Wie ist Ihr Name, Monsieur?«, frage ich.

»Ich heiße Luc. Warum schreien Sie denn so?«

Ich schreie doch gar nicht. Haben die Franzosen etwa empfindliche Ohren? Ist das eine genetische Besonderheit?

Aber gut, merke: Immer sprechen, als wäre man auf einer Trauerfeier.

Nach dieser kurzen Unterbrechung stelle ich mein Social-Media-Konzept vor. Dabei geht es nicht nur darum, so viele Follower wie möglich zu gewinnen, sondern auch darum, ihnen interessanten Content zu liefern, Vertrauen aufzubauen und Engagement zu zeigen. Am Ende meines kleinen Vortrags frage ich: »Wer ist hier für die sozialen Medien zuständig?«

Julien zeigt zur Tür und sagt …

»Patricia.«

Na klar, wer sonst.

Das kann ja heiter werden.

Ein Nachbar zum Anbeißen

Mein erster Tag ist nicht ganz so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und außerdem vermisse ich Doug. Also, klar, wir sehen uns per Videochat. Aber das ist nicht das Gleiche. Ich gehe nach Hause, seelisch am Boden, trotz der tollen Kulisse. Ich glaube, meine Kollegen mögen mich nicht. Oder sie haben Vorurteile. Das ist der Witz an der Sache: Ich dachte, ich müsste mit meinen Vorurteilen aufräumen, und bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass die anderen auch welche haben.

Und jetzt muss ich auch noch die sechs Etagen rauf. Mir tun schon die Waden weh, wenn ich nur daran denke.

Aber immerhin kann ich mir so das Fitnessstudio sparen. Nach einem Jahr mit dieser Treppe habe ich Beine aus Stahl!

Endlich stehe ich vor meiner Tür. Aber der Schlüssel will einfach nicht ins Schloss passen. Ich könnte durchdrehen! Was soll das jetzt? Ist es eine Verschwörung? Wer hat es darauf angelegt, meinen Paris-Traum zu zerstören?

Ich weiß! Es war der Vermieter. Er hat das Schloss austauschen lassen. Er hat mir übel genommen, dass ich nicht auf sein »Wohnung-und-mehr«-Angebot eingegangen bin, und will sich jetzt rächen. Wenn das stimmt, dann gehe ich vor Gericht! In Chicago kenne ich einen sehr guten Anwalt. Mit seiner Hilfe hat meine Tante Lily 150 000 Dollar Schmerzensgeld bekommen, weil sie in einem Supermarkt auf einem Salatblatt ausgerutscht war. Dabei hatte sie sich nur leicht den Knöchel verstaucht.

»Das kann doch nicht wahr sein!«, rufe ich verzweifelt, weil das dumme Schloss sich nicht öffnen lässt.

Da geht plötzlich die Tür auf, und vor mir steht ein dunkelhaariger Typ. Er sieht nicht schlecht aus … Aber was hat er in meiner Wohnung zu suchen? Ah, nee, klar. Es ist gar nicht meine Wohnung.

»Sorry«, stammele ich. »Ich dachte, es sei meine Wohnung, im fünften Stock …?«

»Das hier ist der vierte.«

Oh my God, dieses Lächeln! Und die Haare! Und die Augen! Oh, Mann. Ich starre ihn an. Er sieht einfach zum Anbeißen aus. Und dann kann er auch noch Englisch.

»Ach ja. Stimmt«, antworte ich lahm. »Ich bin Emily. Emily Cooper. Die neue Nachbarin.«

»Amerikanerin?«

Wie kommt er denn darauf?

»Ja, ich komme aus Chicago.«

»Gabriel. Franzose. Ich komme aus der Normandie.«

Ah, Normandie, das sagt mir was. Die Landung der Alliierten im Juni 1944. Der D-Day. Gabriel scheint meinen Ausführungen nicht folgen zu können. Na ja, egal. Wir wünschen uns eine gute Nacht. Und er schenkt mir ein Lächeln.

Das erste herzliche Lächeln seit meiner Ankunft in Paris.

Ekstatisch um acht

Am nächsten Morgen erlebe ich die totale Ekstase. Den reinsten Orgasmus. Nicht mit Doug, nein. Auch nicht im Traum mit Gabriel, dem SSN. So nenne ich meinen supersexy Nachbarn insgeheim.

Nein, mit einem Schokocroissant aus der Bäckerei um die Ecke. Einem pain au chocolat.

Oh. My. God. Wie soll ich dieses Gefühl beschreiben? Erst kommt das Knusprige. Dann das Butterweiche. Der Blätterteig zergeht auf der Zunge und löst eine Geschmacksexplosion aus. Und dann … dann kommt die Schokolade. Unglaublich cremig.

Und dann bist du im Himmel. Im kulinarischen Himmel voller Geigen.

Ich habe noch nie etwas so Leckeres gegessen.

Noch nie in meinem ganzen Leben!

Diesen Moment werde ich nie vergessen: das erste Mal, dass ich in ein Schokocroissant gebissen habe, in Paris.

Eine Offenbarung.

Depri um elf

Nach der Croissant-Offenbarung stehe ich mir nun schon seit zwei Stunden vor der Tür zum Büro die Beine in den Bauch. Endlich kommt jemand. Und ich erfahre etwas völlig Irres: Die fangen hier erst um zehn Uhr dreißig an.

Zehn. Uhr. Dreißig. Halb elf.

Warum nicht gleich nachmittags? Warum machen wir überhaupt auf? Wir könnten doch auch gleich zu Hause bleiben.

Unglaublich.

Und selbst jetzt kann ich noch nicht anfangen zu arbeiten. Ich hasse es, Zeit zu verlieren. Das macht mich krank. Wenn man erfolgreich sein will, muss man jede Gelegenheit beim Schopf packen und sofort loslegen.

Hier aber scheinen die Leute eher langsam heranzuschweben, anstatt sich in die Arbeit zu stürzen. Es ist elf Uhr fünfzehn, und Sylvie ist gerade erst gekommen.

Ich mache mir ein paar Notizen und gehe dann damit zu Patricia. Wir hatten zwar keinen gelungenen Start, aber das lässt sich sicher wieder einrenken.

»Hi, Patricia! Ich möchte Ihnen gern meine Ideen für die Social-Media-Strategie vorstellen. Das Potenzial ist enorm. Ich bin begeistert.«

Sie schaut sich um, blickt nach links und rechts, wirkt geradezu panisch. Wo ist das Problem? So Furcht einflößend bin ich ja nun wirklich nicht. Ach ja, die Englisch-Allergie. Die hatte ich ganz vergessen.

Also nutze ich wieder meine Übersetzungsapp. Diesmal mit weiblicher Sprecherin.

»Nein, nein«, wehrt Patricia ab.

Und dann rennt sie davon, als wäre der Teufel hinter ihr her.

Vielleicht hätte ich ihr ein Kompliment zu ihrer Brille machen sollen?

Verbittert um zwölf

Ich muss mich wohl ein bisschen um den Kontakt zu meinen Kollegen bemühen. Schließlich wurde ich ihnen recht unvermittelt vor die Nase gesetzt. Kein Wunder, dass sie misstrauisch sind. Was wäre da besser als ein Mittagessen, um das Eis zu brechen? In allen französischen Filmen sitzen die Leute in Paris mittags auf den Terrassen und essen, reden, lachen, und zwar stundenlang. Das sieht immer so entspannt aus. Gut, ich habe nicht vor, mehrere Stunden mit Essen zu verplempern, ich habe ja heute Morgen schon genug Zeit verloren. Aber vielleicht … sagen wir … zwanzig Minuten?

Patricia frage ich lieber gar nicht erst. Nicht dass sie noch aus dem Fenster springt, wenn sie mich kommen sieht. Sie scheint richtig Angst vor mir zu haben.

Stattdessen frage ich Sylvie, ob sie mit mir zu Mittag essen möchte.

»Nein, danke. Ich rauche eine«, antwortet sie.

Seit wann ersetzt eine Zigarette denn bitte eine Mahlzeit? Nun versuche ich mein Glück bei Luc. Der behauptet, er habe Bauchschmerzen. Und Julien hat angeblich heute Mittag schon etwas anderes vor.

Okay, Botschaft angekommen.

Ich kann nichts dagegen tun, dass leichte Verbitterung in mir aufsteigt. Mir war klar, dass sie mir hier nicht den roten Teppich ausrollen würden. Ich bin ja nicht naiv. Aber müssen sie mich gleich wie eine Aussätzige behandeln?

Zum Trost besorge ich mir ein wunderbar knuspriges Baguette und einen Käse, den ich vor allem auswähle, weil er einen hübschen Namen hat. Und weil er nicht allzu stinkig aussieht. ›Lebe wild und gefährlich‹, ja. Aber alles hat seine Grenzen.

Mal sehen, ob mich dieses Baguette in dieselbe Ekstase versetzt wie das Schokocroissant heute Morgen. Als ich es gerade aus der Tüte ziehe, kommen zwei Kinder vorbeigerannt, rempeln mich an, und das schöne Baguette landet im Dreck.

»Laurent! Sybille!«, ruft die Frau, die ihnen hinterherläuft.

Sie hebt mein Brot auf, reicht es mir und sagt irgendetwas auf Französisch. Ich verstehe mal wieder kein Wort.

Aber sie hat offenbar sofort erkannt, dass ich Amerikanerin bin. Sie erzählt mir, dass sie in Indianapolis studiert hat und jetzt die Nanny der beiden Kinder ist. Sie ist supernett und setzt sich zu mir, während die Kinder ein Stück weiter mit einem bunten Band spielen.

»Ich bringe ihnen Mandarin bei«, erklärt sie mir.

»Und bist du schon lange hier?«

»Seit bald einem Jahr. Ich komme aus Shanghai, aber meine Mutter ist Koreanerin. Das ist eine sehr lange und sehr langweilige Geschichte.«

»Und gefällt dir Paris?«

»Ja, klar gefällt mir Paris! Ich liebe das Essen, alles ist so köstlich! Außerdem ist Paris die Hauptstadt der Mode und der Eleganz. Und die Lichter nachts sind einfach magisch! Aber ich mag die Pariser nicht. Die sind alle gemein.«

»Die können ja nicht alle gemein sein.«

»Oh, doch. Glaub mir. Franzosen sind gemein, und sie sind stolz drauf.«

Je länger wir uns unterhalten, desto sympathischer und herzlicher finde ich die Frau. Und dann gibt sie mir ihre Telefonnummer. Sie heißt Mindy. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.

Fern von Doug und all meinen Freunden fühle ich mich ziemlich einsam hier. Und manche Dinge kann eben auch das beste Schokocroissant der Welt nicht ersetzen.

Wütend um drei

A