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Ein neues Abenteuer mit Emmi und Einschwein über Freundschaft und wahre Helden. Seitdem die Fabelwesen von Antonia und Herrn Bockel auf magische Weise vertauscht wurden, ist nichts mehr, wie es war. Deshalb sollen Emmi und Einschwein den unglückseligen Tausch rückgängig machen. Leichter gesagt als getan! Denn damit Antonia ihre Flussjungfrau zurückbekommen kann und Herr Bockel seinen ungeliebten Spuckewurm wieder annimmt, muss viel passieren. So kommen Einschwein und Emmi dem lang gehüteten Geheimnis der Familie Bockel auf die Spur ... und auch der Spuckewurm entfaltet ungeahnte Fähigkeiten! Witzig, turbulent und mit wunderbarer Botschaft: Zeig, was in dir steckt!
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Emmi und Einschwein haben mächtig viel zu tun, nachdem die Fabelwesen von Antonia und Herrn Bockel vertauscht wurden. Ein Rücktausch klappt allerdings nur, wenn alle einverstanden sind – und Herr Bockel will seinen Spuckewurm dummerweise gar nicht wiederhaben. Doch Emmi und Einschwein geben nicht auf! Und so kommen sie dem lang gehüteten Geheimnis der Familie Bockel auf die Spur. Leider gibt es dabei Ärger mit einem Grünen Bärbeißer-Troll … aber dafür entfaltet der Spuckewurm ungeahnte Fähigkeiten!
Lustig, turbulent und mit viel Magie:
Band 2 der fabelhaften Einschwein-Reihe
Emmi trug eine weiße Schürze und war ziemlich aufgeregt. Hoffentlich ging alles gut! Wenigstens dieses eine Mal. Einschwein stand neben ihr. Wie immer trug es seine liebste gelbe Latzhose, und dazu hatte Emmi ihm eine kleine Kochmütze aufgesetzt. Auch den Esstisch hatte sie vorbereitet, mit der feinen weißen Decke und dem guten Geschirr.
Um den Tisch saßen die drei Gäste und warteten gespannt: Fiete, Meike und Moritz. Fiete und Moritz hatten sich bunte Schlipse von Papa umgebunden. Meike trug einen großen Sonnenhut von Mama.
»Herzlich willkommen im Wunsch-Restaurant!«, sagte Emmi, und ihr Herz klopfte.
»Das herrlichste der weiten Welt!«, rief Einschwein. Das kleine rosa Schwein beherrschte die Kulinarische Magie. Das hieß nichts anderes, als dass es mit seinem goldenen Horn Essen herbeizaubern konnte.
Seit Tagen übten die beiden für ihr Wunsch-Restaurant. Zugegebenermaßen hatte es beim Üben nicht immer so gut funktioniert. Eigentlich nie. Deshalb hatte Emmi dem Schwein eingeschärft, sich heute noch mehr Mühe zu geben als sonst. Jetzt war Einschwein mächtig zappelig deswegen.
Hungrig klopfte Fiete mit seinem Besteck auf den Tisch. Moritz kippelte und grinste und riss aus Versehen die Blumenvase um.
Die Kinder hatten die Wohnung für sich. Es war ein Montagnachmittag, und deshalb waren Papa und sein Drache beim Fabel-Fußball. Drache Henk gehörte zur Sorte der Blauen Drachlinger, was eine ziemlich große Drachenart ist. Das machte ihn zum besten Torwart weit und breit, allerdings verbrutzelte er im Eifer manchmal den Ball.
Auch Mama war nicht da. Sie arbeitete als Polizistin und kam oft spät nach Hause. Ihr Fabelwesen, der Zweifühlige Blütenspatz Pieps, konnte durch Wände sehen, und das war bei der Polizei eine sehr nützliche Fähigkeit. Außerdem streute Pieps Blumen beim Fliegen, aber diese Fähigkeit konnte er bei der Polizei eher selten einsetzen.
»Ich hab Hunger«, sagte Meike, und wie zur Bestätigung knurrte ihr Magen. Sie war vierzehn und hatte eigentlich immer Hunger, selbst direkt nach dem Essen. Ihr Fabelwesen, die Klingende Wildkatze Mexi, lümmelte auf dem Sofa und spielte Gitarre.
»Der Jüngste fängt an«, sagte Einschwein und guckte zu Fiete.
»Grießbrei!«, rief der kleine Fiete.
Als Einziger in der Familie Brix hatte er noch kein eigenes Fabelwesen, stattdessen trug er einen plüschigen Zwerg mit sich herum, den er Fipps getauft hatte. »Fipps will auch Grießbrei. Mit ganz viel Zucker.«
»Grießbrei ist pipileicht«, sagte Einschwein und grinste Emmi an.
»Konzentrier dich«, sagte Emmi.
»Mach ich doch. Ganz feste. Siehste, Emmilein?« Das Schwein lächelte immer noch.
»Du könntest die Augen schließen«, schlug Emmi vor. »Dann kannst du dich besser konzentrieren.«
»Tolle Idee«, sagte Einschwein und schloss die Augen. Es öffnete ein Auge wieder. »Was für Brei noch mal?«, fragte es.
»Mach hin! Ich hab Hunger«, sagte Meike ungeduldig.
»Grießbrei!«, schrie Fiete und lachte.
Das goldene Horn von Einschwein begann zu leuchten. Es wurde still am Tisch. Alle starrten auf Fietes leeren Teller. Emmi drückte ihrem Schwein ganz fest die Daumen.
Grießbrei – ja, den zauberte Einschwein tatsächlich, und obendrauf lag sogar eine Himbeere. Allerdings befand sich der Grießbrei nicht auf Fietes Teller, sondern auf seinem Kopf. Fiete lachte und wollte sich den Grießbrei vom Kopf löffeln, aber Meike packte ihn und trug ihn ins Bad. Emmi konnte hören, dass ihr kleiner Bruder abgeduscht wurde.
Das Schwein sah zufrieden aus. »Grießbrei!«, sagte es.
»Doch nicht auf Fietes Kopf!«, sagte Emmi. »Auf seinem Teller.«
»Emmilein, das kann ich mir nicht merken. Grießbrei. Fiete. Teller. Das ist ganz schön knifflig.«
»Das sind drei Sachen«, sagte Emmi streng.
»Da haste recht«, stellte Einschwein fest. »Jetzt ist Moritz dran.«
Moritz und Emmi gingen in dieselbe Klasse, und zum Mittag hatten heute beide verkochte Nudeln essen müssen. Jetzt freute sich Moritz auf etwas Gutes und wünschte sich einen Teller voller Pommes.
»Ketchup oder Majo?«, fragte Einschwein fachmännisch.
»Ketchup.«
»Diesmal musst du dich richtig gut konzentrieren«, sagte Emmi. »Schließ die Augen und denk nur an Pommes. Auf dem Teller von Moritz.«
Einschwein nickte. Schloss die Augen. Sein Horn leuchtete auf. Und schon wuchs ein Haufen Pommes auf Moritz’ Teller. Moritz klatschte. Wildkatze Mexi kam vom Sofa herübergeschlendert. Noch mehr Pommes. Der Haufen wurde ziemlich schnell höher und größer. Er wuchs und wuchs. Die Pommes fielen vom Teller, und der Ketchup klatschte auf die Tischdecke.
»Du kannst aufhören«, sagte Emmi.
Doch Einschwein hörte sie nicht. Es hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich gewaltig.
Auf allen Seiten plumpsten die Pommes vom Tisch. Fiete rannte mit nassen Haaren ins Zimmer, legte sich begeistert unter den Tisch und ließ sich von Pommes mit Ketchup beregnen, wie er sagte. Meike sah genervt aus. Sie schleppte Fiete ins Bad, und Emmi hörte, wie er unter Protest erneut abgeduscht wurde.
Indes rüttelten Moritz und Emmi an Einschwein, damit es endlich mit den Pommes aufhörte.
»Jetzt habe ich mich ganz feste konzentriert«, sagte es stolz.
Emmi nickte verdrossen. So hatte sie sich ihr Wunsch-Restaurant nicht vorgestellt! Im Inneren war sie ziemlich böse auf das Schwein. Trotzdem schimpfte sie nicht, weil sie sehen konnte, dass es sehr stolz war.
Stattdessen holte sie einen Besen und fegte die Pommes unter den Tisch. Wenn Papa und Drache Henk später nach Hause kamen, würde Henk sich über den Pommes-Berg freuen, weil er ein Drache mit gesundem Appetit war. Während Emmi fegte, dachte sie darüber nach, dass sie und Einschwein noch viel mehr üben mussten.
Meike setzte sich an den Tisch und sagte, dass Einschwein auf der Stelle ein anständiges Essen zaubern solle.
»Egal was?«, fragte Einschwein.
»Ja, egal. Hauptsache, viel und lecker.«
»Und gesund!«, sagte Wildkatze Mexi.
Meike zuckte mit den Schultern. »Von mir aus. Viel, lecker und gesund.«
»Ha!« Einschwein hielt seinen Vorderhuf in die Luft. »Das kann ich.«
Emmi hatte Bedenken. »Was hast du vor?«, fragte sie. Aber Einschwein meinte, sie solle sich überraschen lassen.
»Bitte zu Tisch.« Es machte einen kleinen Knicks und schob die Kochmütze zurecht.
Alle vier Kinder setzten sich wieder hin.
Das Horn leuchtete auf.
Bämm! Ein riesiger Berg glibberiger, regenbogenbunter Pampe landete mitten auf dem Esstisch. Glitzerstreusel rieselten hinterher. Einschwein seufzte glücklich. »Bitte schön, Meike, hier hast du den herrlichsten Rutschi-Matschi der Welt, frisch erfunden auf den Tisch.«
Fassungslos starrten alle auf das Zeug, das Einschwein Rutschi-Matschi genannt hatte. Ein lautes Platschen unterbrach die Stille, als der Brei in Flatschen auf den Fußboden schwappte. Und auf den Berg Pommes.
Stolz strahlte Einschwein in die Runde. »Man kann ihn essen oder trinken, und er ist köstlich und gesund.« Zur Vorführung des Gesagten schlabberte es etwas Rutschi-Matschi vom Fußboden auf.
Fiete begann, den Brei zu löffeln, und verkündete, dass er wirklich lecker sei und dass die Farben unterschiedlich schmeckten. Rot sei auf jeden Fall Erdbeere. Gelb vermutlich Zitrone. Er schaufelte sich den Teller voll.
Gerade wollte Einschwein zeigen, dass man auf dem Rutschi-Matschi sogar rutschen konnte, als es klingelte. Emmi zuckte zusammen. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Moment ungünstig war, um Besuch zu empfangen.
»Runter damit vom Tisch!«, keuchte Meike.
Hektisch packten Emmi und Moritz die Matschepampe mit der Hand, konnten sie aber nicht greifen. Also nahm Emmi die Tischdecke an zwei Ecken, und Moritz hielt die anderen beiden Ecken fest. Vorsichtig hoben sie die Decke an.
Um zu helfen, rannte Einschwein herbei. Emmi stolperte über seine Füße und ließ dabei die Decke los. Rutschi-Matschi überall! Auf dem Boden. Auf dem Schwein. Auf Emmi. Auf den Anziehsachen. Meike stöhnte genervt und holte einen Wischeimer und mehrere Lappen.
»Ein Essen mit der Familie ist immer wieder eine Freude«, sagte Mexi frech. Dann machte die Wildkatze ein Selfie mit ihrer peinlichen Familie und dem Rutschi-Matschi.
Emmi leckte ihre Hand ab, die voller bunter Pampe war. Fiete hatte recht, das Zeug schmeckte richtig gut.
Wieder klingelte es. Meike sagte, sie sollten nicht aufmachen. Doch Fiete war bereits in den Flur gerannt und hatte die Tür aufgerissen. »Wir können gerade keinen Besuch ertragen!«, brüllte er in den Hausflur.
Emmi hörte eine herrische Mädchenstimme, die sagte, das sei ihr total egal.
»Vorsicht. Bei uns gibt es Rutschi-Matschi zum Essen«, warnte Fiete.
»Ist mir genauso total egal.« Um die Ecke marschierte ein Mädchen aus Emmis Klasse. Und zwar Antonia, blond und hübsch wie immer. Plötzlich fühlte sich Emmi in ihrer Schürze ein bisschen dumm. Sie sah zu Einschwein, dessen Kochmütze voll bunter Pampe war. Sie ahnte, dass dieser Besuch nichts Gutes verhieß.
»So, Emmi, jetzt will ich dir mal was sagen …«, fauchte Antonia mit zornigem Gesicht.
»Bleib lieber stehen!«, rief Moritz.
»Aber ich muss mit Emmi sprechen. Sofort!« Antonia stapfte ins Wohnzimmer hinein.
Und rutschte im Rutschi-Matschi aus. Sie quietschte wie ein gelbes Badeentchen, als sie in das Gematsche plumpste.
Sofort waren Moritz und Emmi bei Antonia und versuchten, ihr aufzuhelfen. Aber wie Einschwein schon gesagt hatte, war der Rutschi-Matschi herrlich rutschig, und es dauerte eine Weile, bis Antonia wieder stand. Ehe das gelang, waren alle Kinder voller Matsch.
Mit einem Gesicht, das als missmutig bezeichnet werden muss, füllte sich Meike ein Schälchen der bunten Pampe ab und ging raus.
Fiete setzte sich mit einer zweiten Portion Rutschi-Matschi vor den Fernseher und guckte seine Lieblingssendung »Kleiner Drache Ricki«. Emmi hätte gern mitgeguckt, denn Drache Ricki war sehr süß und erlebte immer lustige Dinge. Aber sie hatte ja Besuch von Antonia. Falls Besuch hier das richtige Wort war.
Mit wütendem Gesicht stellte Antonia einen winzigen Puppenwagen auf den Tisch. »Es reicht!«, sagte sie und zeigte auf den Wagen.
Emmi sah hinein. Zwischen spitzenbesetzter Bettwäsche saß ein zweiköpfiger Spuckewurm und guckte vergnatzt. Beide Köpfe trugen klitzekleine rosa Schleifen um die Stirn, was sie in keiner Weise schöner machte. Alles in allem war es ein jämmerlicher Anblick, wie der Wurm aus der Wäsche guckte.
»Spuckizucki!«, rief Moritz. »Wie geht’s?«
»Das ist niedlich mit den Schleifen«, sagte Emmi, obwohl es eine glatte Lüge war.
Antonia sah sie verwundert an. »Niedlich? Hast du Geschmacksverwirrung, oder was?«
Neugierig quetschte sich Einschwein zwischen den Kindern hindurch und blickte in den Puppenwagen. »Stimmt. Sieht bescheuert aus. Mach mal die Schleife ab, Spuckizucki.«
»Die Schleife bleibt dran!«, beharrte Antonia. »Sonst sieht der Wurm noch schlimmer aus.« Aus zornig funkelnden Augen blickte sie Emmi an und hielt ihr den Spuckewurm vor die Nase. »Du musst das zurücktauschen!«
»Ich muss gar nichts!«, gab Emmi aufgebracht zurück.
Einschwein sprang auf ihren Arm. »Aber Emmilein, jetzt werd’ nicht gleich böse.«
»Doch! Weißt du denn nicht mehr, was in der Drachenhalle passiert ist?«
Einschwein überlegte. »Nö. Weiß ich nicht.«
Nur ungern erinnerte sich Emmi an diesen Tag zurück. Jetzt flüsterte sie Einschwein zu, dass sie in die Drachenhalle gegangen waren, weil Antonia sie eingeladen hatte. Einschwein riss die Augen auf und nickte. Ja, so war es wohl gewesen. Doch die Einladung entpuppte sich als Falle. Der fiese Herr Bockel hatte nämlich gedacht, dass Einschwein ein Einhorn sei, und wollte Emmi und ihr Schwein trennen. Er hatte Einschwein sogar in eine Kiste gesperrt und das unsichtbare Fabelband gelöst, das Emmi und Einschwein verband. Zum Glück eilte Moritz ihnen zu Hilfe, und alles war gerade noch gut gegangen. Von da an waren Moritz und Emmi Freunde.
Einschwein grinste. »Und dabei wurden aus Versehen die Fabelwesen vertauscht.«
Emmi nickte. Seit dem Tag in der Drachenhalle gehörte der Spuckewurm zu Antonia, während ihr Fabelwesen, die liebliche Flussjungfrau Alva, zu Herrn Bockel gehörte.
»Ich ertrage diesen Wurm nicht!«, jammerte Antonia.
»Wir ertragen sie auch nicht«, sagte der linke Wurmkopf Spucki, den Emmi ein bisschen netter fand als den rechten.
»Reden ist verboten!«, schimpfte Antonia. »Sonst spuckst du nur.«
»Das ist gemein«, sagte Einschwein.
»Ja, finde ich auch. Gemein!«, sagte der rechte Kopf, der Zucki hieß. Ein kleiner Spuckeflatsch flog durch die Luft.
»Ruhe!«, zischte Antonia. Sie erinnerte Emmi an Herrn Bockel, dem der Wurm bis vor Kurzem gehört hatte, denn Bockel hatte auch ständig mit ihm geschimpft.
»Ich will meine hübsche Alva zurück. Und du musst das machen! Weil du an allem schuld bist.« Antonia stand da wie ein Kleinkind, das nach seinem Nuckel schrie.
Emmi sah Antonia empört an.
»Sie ist nicht schuld!«, rief jetzt Moritz. »Wenn du Herrn Bockel nicht in die Drachenhalle eingeladen hättest, wäre das gar nicht passiert.«
»Ach ja?« Antonia peste wütend durchs Zimmer. »Und wenn Emmi den Wurm nicht auf meinen Kopf geschleudert hätte, wäre ich immer noch mit meiner Alva zusammen. Stattdessen – das da!« Sie zeigte auf den Puppenwagen. Der Wurm streckte ihr seine Zungen raus.
»Man kann keine Fabelwesen tauschen«, sagte Emmi.
»Bockel hat es geschafft«, sagte Antonia.
»Aber er hat dreißig Jahre gebraucht, um den Zauber vorzubereiten«, sagte Moritz. »Willst du dreißig Jahre warten?«
»Nein! Ich will es jetzt. Sofort!«, beharrte Antonia. »Keinen weiteren Tag halte ich es mit diesem Wurm aus.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Dein Opa ist doch so ein Fabel-Spezi. Der soll rausfinden, wie das geht.«
Also daher wehte der Wind! Opa wusste wirklich viel über die Welt der Fabelwesen. Aber Emmi wollte Antonia einfach nicht helfen, nicht nach allem, was passiert war. Deshalb stemmte sie genauso die Arme in die Seiten wie Antonia und sagte klar und laut, dass sie ihr auf keinen Fall und niemals im Leben helfen werde.
Antonia, die es gewohnt war, dass man ihren Befehlen folgte, starrte Emmi erstaunt an. Dann guckte sie auf Einschweins Rutschi-Matschi, der noch immer auf dem Boden neben dem Tisch vor sich hin matschte. »Wenn du es nicht machst, erzähle ich allen in der Schule, dass ihr Modderpampe vom Boden esst.«
»Das ist uns nach aller Herzenslust egal«, sagte Einschwein fröhlich. Es sprang vom Tisch direkt in den Rutschi-Matschi und begann, sich darin zu suhlen.
»Iiih! Das ist ja eine Schweinerei«, sagte Antonia entsetzt.
»Bin ja auch ’n Schwein«, sagte Einschwein und suhlte sich weiter. Rutschi-Matschi flog durch die Luft.
Antonia verschränkte die Arme. »Solange ich den Wurm habe, gehe ich nicht mehr in die Schule. So, da hast du es!« Sie schnaufte. »Nicht einen einzigen Tag gehe ich da mehr hin. Und dann bleibe ich sitzen und schaffe die Schule nicht, und deshalb kann ich keinen Beruf lernen, und dann bin ich später arm und hungrig und obdachlos, und daran bist du schuld!«
»Ui«, sagte Einschwein.
»Willst du diese Schuld auf dich nehmen, Emmi Brix?«, fragte Antonia mit ernstem Gesicht.
Natürlich wollte Emmi nicht, dass Antonia arm und hungrig und obdachlos wurde. Aber sie wollte sich auch nicht erpressen lassen. »Ich helfe dir trotzdem nicht«, sagte sie.
Unerwartet setzte sich der Wurm in seinem Babywagen auf.
»Bitte hilf uns! Wir wollen wieder zu unserem ollen Grummel-Bockel«, jammerte Spucki und spuckte dabei.
»Unser Bockelchen ist so schön griesgrämig.« Das war Zucki. »Und das hier ist kein Leben für einen Wurm.« Mit seiner Schwanzspitze zeigte er auf die Schleife.
»Hört auf zu spucken!« Antonia wischte grob mit einem Taschentuch in ihren Gesichtern herum.
Einschwein machte ein besonders liebes Schweinegesicht. »Du, Emmilein, dieser kleine Kumpel hier braucht unsere Hilfe.«
Emmi betrachtete die Wurmköpfe. Sie sahen wirklich jämmerlich aus mit ihren Schleifen. Sie seufzte. »Na gut. Wir fragen Opa. Aber nur wegen Spuckizucki.«
»Danke!«, sagte der Spuckewurm und lächelte ein kleines bisschen.
»M-hm«, nuschelte Antonia durch ihre geschlossenen Zähne. Vielleicht sollte es ›Dankeschön‹ heißen, aber sicher war Emmi sich nicht.
Als Antonia gegangen war, rief Emmi bei Oma und Opa an. Sie sagte, dass sie dringend mit einem anderen Mädchen vorbeikommen müsse. Oma freute sich riesig, denn sie liebte Besuch. Überdies warnte Emmi ihre Großeltern, dass sie auf keinen Fall über den Spuckewurm des Mädchens lachen dürften.
Der nächste Tag war ein Dienstag. Pünktlich um drei Uhr erreichten Emmi und Einschwein das Wohnhaus der Großeltern. Sie wohnten in einem gemütlichen, kleinen Reihenhaus in der Sprechende-Kastanien-Allee. Vor dreihundert Jahren hatte im letzten Haus links eine Sprechende Kastanie mit ihrem Besitzer gelebt und der Allee ihren Namen gegeben.
Antonia wartete schon vor der Haustür und guckte sich ungeduldig nach ihnen um. Sie trug eine gelbe Schleife im Haar. Den Wurmköpfen hatte sie die gleichen Schleifen in klein verpasst, was ihnen genauso wenig stand wie die rosa Schleifen vom Vortag.
Oma Leni öffnete die Tür, lächelte und umarmte alle gleichzeitig. Dann betrachtete sie Antonia genau. »Bist du nicht das Mädchen, das sich an Emmis Fabeltag so schlecht benommen hat?«, fragte sie fröhlich.
»Ja! Das ist sie«, gab Einschwein genauso fröhlich zurück.
Oma lachte und sagte, sie sei gespannt, ob Antonia sich wieder schlecht benehmen würde. Beleidigt verschränkte Antonia die Arme, und Emmi bekam das Gefühl, dass dieser Nachmittag unangenehm enden könnte.
Zum Glück kam Opa Erwin dazu. Er wedelte mit seiner Lupe wie mit einer Fahne. »Wo ist der Spuckewurm?«, rief er, schnappte sich den Puppenwagen und schleppte ihn weg. Alle folgten ihm ins Wohnzimmer.