Emotionale Grenzgänger. Zur Diagnose und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung BPS - Katharina Kurzmann - E-Book

Emotionale Grenzgänger. Zur Diagnose und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung BPS E-Book

Katharina Kurzmann

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Beschreibung

Borderline – eine Diagnose, die Betroffenen und Angehörigen Angst macht. Bindungsprobleme, Depressionen und Selbstverstümmelung gehören zu den häufigsten Symptomen. Aber was kann man konkret tun, um Patienten zu helfen oder sie auch nur besser zu verstehen? In diesem Buch werden Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung beschrieben und Diagnose- und Therapiemöglichkeiten diskutiert. Aus dem Inhalt: Symptomatik bei Borderline, Diagnostik, Therapeutische Arbeit, Psychoanalyse, Epidemiologie

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Emotionale Grenzgänger.

Zur Diagnose und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung BPS

 

Emotionale Grenzgänger.

Zur Diagnose und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung BPS

Borderline und die Folgen für Betroffene von Daniela Rasch 2019

1 Einleitung in das Thema Borderline

2 Diagnose und Therapieverfahren

2.1 Dialektisch behaviorale Therapie (DBT)

2.2 Schematherapie / schemafokussierte Therapie (SFT)

2.3 Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)

2.4 Transference Focussed Therapy (TFP; übertragungsfokussierte Psychotherapie)

2.5 Medikamente

3 Die Folgen für den Borderliner

3.1 Die Folgen für den Betroffenen selbst

3.2 Die Folgen einer Borderlineerkankung für nahe Angehörige/Partner

3.3 Die Folgen für den Betroffenen in der Gesellschaft

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Borderline – Grenzgänger aus psychoanalytischer und anthroposophischer Sicht von Katharina Kurzmann  2007

Einleitung

Begriffsdefinition

Ein psychoanalytische Ansatz

Ein anthroposophischer Ansatz

Therapieansätze

Resümee

Anhang

Literaturnachweis

Borderline-Persönlichkeitsstörung - historischer Überblick, Diagnostik, Therapieformen von Friedel Buergel-Goodwin 2002

Einleitung

Diagnostik

Ätiologie (Ursachengeschichte)

Therapie

Kommunikation mit dem Borderline Patienten (vgl. „Ich hasse dich – Verlaß´ mich nicht“, S.148-150)

Schlusswort

Quellennachweis

Borderline und die Folgen für Betroffene von Daniela Rasch 2019

1 Einleitung in das Thema Borderline

In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Der Begriff Borderline kommt aus dem Englischen und bedeutet Grenze, aber auch Abgrenzung oder Grenzbereich. Diese Erkrankung fällt in das Gebiet der Psychologie/Psychiatrie und ist als Persönlichkeitsstörung im ICD-10 klassifiziert (F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Borderline-Typ).

Da keine direkte Hirnschädigung oder andere neurologisch messbaren Ursachen vorliegen, ist davon auszugehen, dass dieses Krankheitsbild in den meisten Fällen aufgrund von einem Trauma ausgelöst wird. Erkrankte können ihre eigenen Gefühle nicht verarbeiten bzw. mit diesen umgehen. Traumatische Erfahrungen, meist im Kindesalter, erhöhen deutlich das Risiko, an einer Borderlinepersönlichkeitsstörung zu erkranken. Viele Betroffene berichten von Erlebnissen wie Vergewaltigung, Gewalt durch Eltern, oder auch seelischen Misshandlungen. Zudem werden frühe Trennungserfahrung, durch Scheidung der Eltern, oder Tod eines Elternteils beschrieben und können sich negativ auf die Entwicklung eines Kindes auswirken und eine Persönlichkeitsstörung begünstigen.

„Mit 2,7 % Prävalenz in der erwachsenen Gesamtbevölkerung ist die Anzahl der Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) hoch. Etwa 78 % dieser Gruppe entwickeln während ihres Lebens zusätzlich eine substanzbezogene Störung bis hin zu einer Abhängigkeitserkrankung. Klinisch sind diese Patienten instabiler und impulsiver als Borderline-Patienten ohne Abhängigkeitserkrankung, suizidales Verhalten ist verstärkt, Therapieabbrüche sind häufiger und Abstinenzphasen verkürzt. Die Kombination aus Borderline-Persönlich­keitsstörung und Sucht erfordert daher eine besondere therapeutische Herangehensweise“. (Kienast, Stoffers, Brempohl, Lieb, 14)

Die Erkrankung ist meist durch selbstverletzendes Verhalten, z. Bsp. schneiden („ritzen“) der Haut mit Messer, Scheren etc., impulsiven Emotionen und Unfähigkeit Gefühle zu verarbeiten gekennzeichnet. Selbstschädigens Verhalten durch Substanzmissbrauch ist allgegenwärtig. Selten ist es den Patienten möglich, länger Paarbeziehungen aufrecht zu halten, da Gefühle oft intensiver erlebet werden und ein Streit das wenig vorhandene Selbstwertgefühl ganz zerstört.

Für Betroffene selbst, ist nur eine individuelle Therapie gewinnbringend. Eine „Heilung“ ist ausgeschlossen, aber ein strukturierter Umgang mit sich selbst, erworben durch Verhaltenstherapie ist die erste Wahl bei einer Borderlinepersönlichkeitsstörung.

Suizidale Gedanken und Handlung sind in der gängigen Literatur als Standard beschrieben, ebenso wie eine Suizidrate von etwa 7 %. Eine empirische Studie bzw. Untersuchung ist in diesem Krankheitsspektrum sehr schwer durchzuführen, da die Patienten emotional sehr instabil sind und die Antworten oft die tagesaktuelle Verfassung wiederspiegeln und nicht das wirkliche Ausmaß. Deshalb wird sich hier auf die bereits vorhandene Literatur bezogen.

2 Diagnose und Therapieverfahren

Diagnostik und Therapie sind in diesem Bereich sehr eng miteinander verbunden. Während der Diagnosestellung, lernt der Psychologe oder Therapeut, den Menschen kennen. Gewisse Charaktereigenschaften die der Patient mitbringt können analysiert werden und dadurch kann eine optionale Therapiemöglichkeit im Vorfeld besser fokussiert werden. Eine Abbruchquote von durchschnittlich 60% in den ersten drei Monaten wird in der gängigen Literatur, aber auch in Informationsbroschüren bzw. Webseiten von Kliniken beschrieben. Deshalb ist während der Diagnosestellung stets darauf zu achten, dass sich der Patient nicht bedrängt fühlt, da dies zu einem sofortigen Abbruch führen kann.

Negative Aussagen, unabhängig davon wer diese ausspricht, führen bei beginnender Therapie meist zu erneuten Konflikten oder Selbstverletzung.

Das geringe Selbstwertgefühl muss ganz vorsichtig aufgebaut werden um das Vertrauen des Patienten Stück für Stück zu erlangen. Jeglicher Druck oder Zwang ist hier unangebracht.

Um die Borderlinepersönlichkeitsstörung diagnostizieren zu können, müssen im DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM; übersetzt: „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“ 5. Auflage) fünf, der folgenden Kriterien, aus dem Kriterienkatalog erfüllt werden.

Affektivität

unangemessene starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger, wiederholte Prügeleien)affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet istchronisches Gefühl der Leere

Impulsivität

Impulsivität in mindestens 2 potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle)wiederkehrende Suiziddrohungen, -andeutungen oder -versuche oder selbstschädigendes Verhalten

Kognition

vorübergehende stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative SymptomeIdentitätsstörungen: eine ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes        oder des Gefühls für sich selbst

Interpersoneller Bereich

verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindernein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen

(Auszug aus DSM-V)

Durch Gespräche, Interviews und Selbstbeurteilungsbogen erhält der Therapeut ein Gesamtbild des Patienten.

Unter Berücksichtigung weiterer psychischer Erkrankungen wie etwa Angststörung, Zwangsstörungen, Essstörungen, Schizophrenie, Depression, Substanzmissbrauch, etc., wird eine geeignete Therapie ausgewählt. Primär können jedoch die weiteren psychischen Erkrankungen behandelt werden, bevor es an die BPS-Therapie geht. Diese Entscheidung sollte individuell gefällt werden, je nach Situation des Patienten.

Die mentalen und körperlichen Probleme des Erkrankten werden während der Diagnosestellung genau analysiert. Ängste, Hoffnungen und auch die gewünschten Ziele, werden schriftlich festgehalten. Eines der Hauptziele ist, Zukunft positiv zu gestalten und eine Verhaltensänderung eintritt, ein Leben nach bzw. ohne Borderline. Grundvoraussetzung für eine Therapie ist, dass der Wille nach Veränderung durch den Patienten vorhanden ist und nicht durch Dritte.

2.1 Dialektisch behaviorale Therapie (DBT)

Eine DBT-Therapie wird im Regelfall als Einzeltherapie angeboten. Durch Verhaltensänderung mit Gestalt- und Hypnotherapie, wird versucht die kognitive Wahrnehmung gegenüber sich selbst zu verbessen. Für den Patienten wird diese Therapie nochmals in drei Teile aufgesplittert. Im ersten Teil wird das Verhalten analysiert (z. B. Selbstverletzung), was zu starken innerlichen Konflikten und Beschämung des Erkrankten führen kann. Hier gilt es langsam, und mit kleinen Schritten voran zu gehen. Stets sollte signalisiert werden, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit und auch das Öffnen, sich der Vergangenheit und dem Erlebten zu stellen, etwas Positives ist.

Es wird versucht, die Probleme zu verbalisieren und geeignete Verhaltensstrategien zu entwickeln. Ebenso wird die Verhaltenskontrolle erworben, um kein selbstverletzendes Verhalten erneut an den Tag zu legen.

Dieser Teil ist der komplexeste der DBT, da zuerst das Vertrauen aufgebaut werden muss und es regelmäßig zu Rückfällen kommt. Der Umgang mit den Gefühlen muss erlernt werden, ohne weitere Impulsivität. Dies stellte eine große Herausforderung an Therapeut und Patient.

Im zweiten Abschnitt dieser Therapie werden emotionale Störungen behandelt und das Erlebte aufgearbeitet. Der Borderliner ist in dieser Phase geerdet und kann ohne größere Gefühlsausbrüche positiv zu seiner Genesung beitragen, sofern die Therapeuten-Patienten-Bindung gefestigt ist. Trotz aller Euphorie über den bisherigen Erfolg, muss jederzeit mit Rückschritten gerechnet werden. Geringste negative Veränderungen können die Behandlungserfolge zu Nichte machen.

In dritten und letzten Abschnitt wird die Lebensführung behandelt. Ein „Notfallkoffer“ wird eingerichtet, speziell auf die Bedürfnisse des Borderliners abgestimmt, um Wut, Aggression oder andere starke Gefühle gut verarbeiten zu können. Beispielsweise ist dieser mit einem Igel Ball zum Abreagieren, oder ähnlichem ausgestattet. Dieser Koffer sollte immer griffbereit sein, bis die Gefühle auch ohne „sich spüren zu wollen“ kompensiert werden können.

Wenn es dem Therapeuten möglich ist, kann er seine Telefonnummer an den Patienten weiter geben. Nach Absprache besteht die Option, Kontakt in Krisensituation aufzunehmen, auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten. Dies kann eine zusätzliche Sicherheit geben und das Vertrauen zum Psychotherapeut positiv bestärken.

2.2 Schematherapie / schemafokussierte Therapie (SFT)

Bei der SFT geht die Annahme voraus, dass eine ungünstige Kindheit vorliegt, bzw. ein Trauma in Kindertagen tief verankert ist. Behandlungsgrundlage werden hier intensive Gespräche sein, aber auch Fragebögen. Die Betroffenen sind meist in sich gekehrt, schüchtern und unterwürfig. Geringes Selbstwertgefühl und wenig Eigeninitiative wird dieser BPS-Gruppe nachgesagt, dadurch erscheinen sie häufig träge und etwas behäbig.

Damit das unerwünschte Verhalten nicht automatisch weiter geführt wird bzw. der Patient aus dieser Spirale nicht allein heraus kommt, beginnt die Schematherapie mit erlebnisnaher Klärungsarbeit in Verbindung mit strukturierter Diagnostik und dem Einsatz handlungsbezogener Techniken.

Das Aufwühlen des Traumas, das Durchbrechen dieser inneren Distanz ist für den Patienten oftmals das Schwierigste. Wenn dies offenen gelegt wurde, die Erlebnisse verbalisiert wurden und der Erkrankte bereit ist für die Veränderung der Schemata, wird der Therapeut in eine erwachsene Rolle aus der Kindheit des Patienten (meist eine negativ behaftete Peron) schlüpfen. Hierbei wird versucht, das negative Erlebte mittels Imaginationen anzuleiten.

Durch das Trauma sind viele Borderliner sehr gebrochene Menschen. Sie lassen kaum Jemanden an ihr Inneres, da die Angst, erneut verletzt zu werden, oder das Trauma, das tief verschüttet ist, aufzuwühlen, tendenziell sehr hoch liegt. Das Bewusstsein dafür, das Schamgefühl für die ungünstigen Umstände in der Kindheit zu suchen, erschweren die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient. Wenn eine gute Beziehung aufgebaut wurde, das Vertrauen stabil ist, kann der Therapeut versuchen die Schemata im Inneren des Patienten zu verändern, damit dieser ein positives Gefühl erhält.