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Was der Espresso für Kaffeeliebhaber, ist Marco Tschirpkes Wortkunst für die übersättigte Kabarettwelt: hochkonzentriert, schwarz, kurz und wirksam. Doch Obacht: Mit seinem neuesten Band zieht Tschirpke seinen Lesern das Zwerchfell über die Ohren. Seine Gedichte und Geschichten über das Absurde im Alltäglichen fangen meist harmlos an, biegen dann aber um die Ecke und führen in Abgründe - oder enden in grotesken Paradoxien. Ein Panoptikum der Pointen - erhellend, bezaubernd, meisterlich komponiert. Oder, wie der Dichter es selbst formuliert: "Kurz zu sein: ein Meilenstein."
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Das Buch
Furiose Reime, kuriose Gedanken und Geschichten über das Absurde im Alltäglichen: In seinem zweiten Buch versammelt der Dichter Tschirpke neben neuen Versen, Aphorismen und hitverdächtigen One-Linern diesmal auch längere Texte. Diese fangen meist harmlos an, biegen dann aber um die Ecke, um ganz und gar Erstaunliches zu Tage zu fördern. Tschirpke wundert sich über die moderne Welt und seine Zeitgenossen, er sieht Dinge, Zustände und Beziehungen, die Normalsichtigen verborgen sind - und enthüllt uns so manches. Dass dies mit Irritationen, manchmal mit Schmerz, und oft mit einem Lachen verbunden ist, liegt in der Natur der Sache.
Der Autor
Marco Tschirpke, geboren 1975 in der DDR, steht seit 2003 mit eigenen Versen und den sogenannten LAPSUSLIEDERN auf den Bühnen der Republik. 2015 avancierte sein Gedichtband »Frühling, Sommer, Herbst und Günther« zum Spiegel-Bestseller. Live begleitet er sich an Klavier und Blockflöte. Zuletzt wurde Marco Tschirpke mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2018 ausgezeichnet.
Aktuelle Auftrittstermine und Anverwandtes unter:www.marco-tschirpke.de
Marco Tschirpke
EMPIRISCHBELEGTEBRÖTCHEN
Gedichte und Geschichten (in überwiegend komischer Manier)
Ullstein
Editorische Notiz
Elf der hier abgedruckten Gedichte erschienen bereits zwischen 2008 und 2012 im VAT Verlag André Thiele, Mainz. Die Erstveröffentlichung der zwei Essays erfolgte 2015 in der Tageszeitung neues deutschland.
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ISBN 978-3-8437-1529-4
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: Foto © Erik NeumannAutorenfoto im Innenteil: © Harry Schnitger
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Alle Rechte vorbehalten
Der Zweck heiligt die Knittel.
Einer meiner ersten Sätze als Kind war ein Satz heißer Ohren. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Art Grundsteinlegung für den späteren Griff zu Papier und Tinte außerhalb des schulischen Rahmens.
Oft wird, wenn es um Kunst geht, von Inspiration gefaselt. Ich erlebe das anders. In der Regel schwirrt die Idee wie eine lästige Mücke im Zimmer umher und gibt erst Ruhe, wenn sie erledigt ist. Der Dichter, um es poetisch zu sagen, gibt der Mücke ihre endgültige Form.
Meine Mittel sind die der letzten 200 Jahre, denn die Frage ist ja nicht, ob man den Säbel hält, sondern wie. Wenn Sie fragend einwenden: »Sie wollen der Dummheit den Kopf abschlagen?«, antworte ich: »Ich mag niemandem etwas abschlagen, wenn er nett darum bittet. Also ja.«
Gedichte I
Mein Leib ist welk, mein Atem schlecht,
Es mehren sich die Zipperlein.
An meinem Holzbein klopft ein Specht,
Gleich hab ich auch ein offnes Bein.
Wenn ich ein Vöglein wär
Und auch zwei Flügel hätt’,
Flög ich zu dir.
Weil’s aber nicht kann sein,
Steig ich ins Flugzeug ein
Als Passagier.
In der warmen Jahreshälfte
Füttert sie die Hühnerchen:
Unterm linken Arm den Eimer
Mit den Weizenkörnern drin.
Mit der Rechten schwingt sie sie
Unters liebe Federvieh.
Mit exakt derselben Geste:
Eimer links und rechts mit Schwung,
Seh ich sie mit Schal und Schürze
Auch bei Winterwitterung.
Denn sie kommt – gemach, gemach! –
Ihrer Räum- und Streupflicht nach.
Bei uns im Salsakurs, da steppt der Bär.
Es sieht unmöglich aus, doch allzusehr
Gehts nicht ums Tanzen hier für Salsa-Fans,
Sondern ums Alibi für One-Night-Stands.
Zwar kommen alle Paare nur zu zweit,
Doch sind sie später auch zu mehr bereit.
Die Partys fangen stets mit Salsa an,
Damit man nachher besser swingen kann.
Von den Bergen tönen Glöckchen,
Nah und näher kommen sie.
Einst so mager hochgetrieben,
Steigt herab das fette Vieh.
Von der Kanzel, schweren Fußes,
Steigt der Pastor im Talar.
Man entsinnt sich, daß er schon beim
Aufstieg wohlgemästet war.
Der Laie schlägt meist ohne Ruh
Mit einem schweren Apfel zu.
Der Profi wickelt sie nur stumm
Um einen Äskulapstab rum.
Allesamt Opportunisten
Seid ihr Spatzen dieser Stadt!
Und ihr pfeift es von den Dächern,
Was man für euch übrig hat:
Keks und Krümel auf dem Bahnsteig
Und an jedem Imbißstand.
Durchaus keine Kostverächter,
Blickt ihr übern Tellerrand:
Ohne Scham vorm Unfallopfer
Späht ihr in den Kühlergrill
Der geparkten Autos, ob sich
Nicht ein Häppchen finden will.
Auf einer Bogenlampe,
Vertieft in ihr Gefieder,
Saß gurrend eine Taube
Und schiß auf dich hernieder.
Wir folgerten mit Logik,
Sie sei dir nicht gewogen.
Heut machen wir um Lampen
Wie diese einen Bogen.
Aus der Huta holt die Uta
Ihren müden Rüden ab
Und serviert ihm Wurstkonfekt,
Das sogar ihr selber schmeckt.
Stell’n sich Fragen? Ja. Die eine:
Wer nimmt Uta an die Leine?
Huta: Hundetagesstätte
Von den Hunden laß ich nur,
Um es einmal zu umreißen,
Jene seltnen Rassen gelten,
Die nicht bellen und nicht scheißen.
Als die Sportsfrau Kati Witt
Nicht mehr auf den Kufen glitt,
Sang die Konkurrentin leis:
»Damit wär die Kuh vom Eis.«
Da weiß die linke nicht, was die rechte muht.
Tief drinnen sehen wir im Huhn
Das Hühnerei gemütlich ruhn.
Es ist kreisrund, doch es verläßt,
Durch manche Enge druckgepreßt,
Den mütterlichen Eikanal
Stark deformiert, als Ei-Oval.
Ins Merkbuch für den Hausgebrauch:
So geht es den Ideen auch.
Sie führte ihren Hund nur um den Block.
Das Gassigehen ging meist ziemlich schnell.
Sie warf nie einen Ball, nie einen Stock.
Meist trug sie diesen grün und beigen Rock,
Er passte zu der deutschen Dogge Fell.
Hielt sie sich ihren Hund als Sündenbock?
Im Winter wirkt Paris fast provinziell.
Der Nebel kriecht durchs alte Seine-Dock
Und wirkt auf die Gemüter hormonell.
Am Donnerstag ergab sie sich dem Grog
Und bat, daß ich mich zur Verfügung stell.
Ich führte ihren Köter um den Block.
Erwachend wie aus einem kurzen Schock,
Verstand ich nun die Zeichen der Mamsell
Und band das Hundevieh an einen Pflock.
Die Treppe raufgewetzt, sprach ich ad hoc:
Ein Russe liebt Sie heiß, Madame Chanel!
Ihr Diener Igor hat heut frei und Bock!
Im Sommer 1920 wurde Coco Chanels Hund von ihrem Liebhaber Igor Strawinsky ausgeführt.
Tief beglückt stehn Roß und Rind,
Wenn wir ausgestorben sind.
Nicht unkomisch,
Daß ausgerechnet
Der Sohn eines
Sattlermeisters
Dem Weltgeist
Aufs Pferd half.
Urfassung des Hits von Al Bano & Romina Power
Felicità, ich seh in deine Augen,
Kann es kaum glauben,
Ach, Felicità!
Es war in einem Hafen,
Wo wir uns trafen,
Felicità!
Deine Ohren so niedlich,
Dein Haar appetitlich,
Felicità, Felicità!
Felicità! Wirklich, ich muß dir sagen,
In jenen Tagen,
Ach, Felicità!
Ich war ganz wie von Sinnen,
Außen und innen!
Felicità,
Wie du standst auf der Wiese,
Wußte ich: Diese
Ist Felicità, Felicità!
Über mir spannt sich das All,
Das Glück dieser Welt steht da hinten im Stall.
Niemals ein Pferd schöner war
Als Felicità.
Reitend erschließt sich die Welt
Dem, der sich aufrecht im Springsattel hält.
Striegelnd verbringst du das Jahr
Mit Felicità!
Felicità! Keiner kann es bestreiten:
Im Kern ist das Reiten
Auf Felicità
Über Weiden und Brücken
Nicht gut für den Rücken,
Felicità!
Bei dem Sprung übers Tor
Fiel die Bandscheibe vor,
Mach was! Felicità, Felicità …
Felicità! All der Mist in der Stallung
Bringt mich in Wallung,
Ach, Felicità!
Mensch, ich riß mich am Riemen.
Doch sieh nur: die Striemen
An Felicità!
Deine Hufeisen schlagen
Mir auf den Magen,
Felicità, Felicità!
Über mir spannt sich das All,
Das Glück dieser Welt stand da hinten im Stall.
Dein Tod ist nicht hinnehmbar,
Felicità!
Alles, was mir von dir blieb,
Kommt unter den Hammer von Michel, dem Schmied.
Steuerlich absetzbar war
Felicità!
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