Endlich nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt - Norbert Golluch - E-Book

Endlich nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt E-Book

Norbert Golluch

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Beschreibung

Spiegel-Bestseller-Autor Norbert Golluch ist Spezialist für unnützes Wissen und spannende, wenig bekannte Fakten – seine Bücher rund um populäre Irrtümer und absurde und lustige Ereignisse begeistern tausende Leser. In seinem neuen Buch nimmt er sich der an Redensarten reichen deutschen Sprache an. Woher kommen die unzähligen plastischen Redewendungen und geflügelten Wörter, die wir ganz automatisch benutzen, welche Bedeutung haben diese teils sehr alten Aussprüche? Was hat die Gardinenpredigt mit Stoffbahnen vor dem Fenster zu tun? Warum tritt man ins Fettnäpfchen? Welcher Hase liegt in welchem Pfeffer? Warum legt man etwas auf die hohe Kante? Wieso geht einem der Arsch auf Grundeis? Und warum hat man einen Frosch im Hals? Norbert Golluch nimmt sich über 300 populäre Redewendungen vom Mittelalter bis zur Moderne vor und liefert nicht nur Erklärungen für jeden Ausspruch, sondern zeigt auch noch auf humorvolle Weise die Entstehung der Sprichwörter auf. Von Cäsars Überschreitung des Rubikons bis zur Feuertaufe der frühen Märtyrer ist alles dabei – neuer Stoff für seine vielen begeisterten Leser.

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Seitenzahl: 151

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Norbert Golluch

ENDLICH NICHT MEHR NUR BAHNHOF VERSTEHEN, SONDERN WISSEN, WO DER HASE IM PFEFFER LIEGT

Norbert Golluch

ENDLICH NICHT MEHR NUR BAHNHOF VERSTEHEN, SONDERN WISSEN, WO DER HASE IM PFEFFER LIEGT

Das Redewendungen-Erklärungsbuch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/ abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

9. Auflage 2024

© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Laura Osswald

Umschlagabbildung und Illustrationen: Jan Buckard

Satz: Carsten Klein, München

Druck: Graspo CZ, Tschechische Republik

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print: 978-3-86883-865-7

ISBN E-Book (PDF): 978-3-95971-195-1

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-196-8

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unterwww.m-vg.de

INHALT

Wie uns der Schnabel gewachsen ist

08/15

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

V

W

X

Z

Wie uns der Schnabel gewachsen ist

Hunde, die in der Pfanne verrückt werden, schlagen dem Fass den Boden aus, denn sie wissen, wo der Barthel den Most holt, und lassen sich nicht zur Minna machen. Die Formulierungen unserer Sprache können jemanden, der sie nicht als Muttersprache spricht, ganz schön irritieren. Aber auch nicht jeder Muttersprachler weiß immer ganz genau, was ihm sein Gegenüber mitteilen will, wenn eine Redewendung fällt, um einen Inhalt besonders farbig darzustellen. Man kann etwas klar heraus sagen – oder eben durch die Blume. Hier finden Sie zahlreiche der häufig verwendeten Redewendungen und Redensarten, eine kurze Erklärung ihrer Herkunft und ihrer ursprünglichen Bedeutung – damit Ihnen niemand etwas vom Pferd erzählen kann.

Die faszinierendsten wissenschaftlichen Großtaten dieser sehr besonderen Spezies Mensch sind in diesem Buch zusammengetragen. Hier geht es um ausgeflippte Entdeckungen, kuriose Erfindungen, abwegige Geniestreiche, aberwitzige Irrwege, krasse Fehlschläge und verheerende Katastrophen von Männern und Frauen mit und ohne weißen Kittel oder kurz gesagt: um den gesammelten Schatz der Wissenschaftsgeschichte an Skurrilitäten und Horror.

08/15

08/15

»Nullachtfünfzehn« kann vieles bedeuten. Es steht für etwas ganz Gewöhnliches oder nichts Besonderes, etwas, das dem Durchschnitt oder dem Mittelmaß entspricht, bei dessen Herstellung man es an Sorgfalt hat fehlen lassen oder das so gewöhnlich ist, dass man es gar nicht erst erwähnen muss. Die Bezeichnung 08/15 stammt vom Militär und soll während des langweiligen und eintönigen Trainings mit dem Maschinengewehr LMG 08/15 aus dem Ersten Weltkrieg entstanden sein. Auch wurde es im Laufe des Krieges zum Sinnbild für unvernünftigen militärischen Gehorsam oder überflüssigen, weil sinnlosen Drill. Als der Schriftsteller Hans Hellmut Kirst (1914–1989) seine Weltkriegsromantrilogie »08/15« Mitte der 1950er-Jahre herausbrachte, ging der Begriff 08/15 als Bezeichnung für dumme Regelbefolgung oder für etwas Gewöhnliches und Unoriginelles in die Alltagssprache über.

A

das A und O

Hier geht es nicht um die beiden Vokale A und O aus unserer Schrift, sondern um die beiden griechischen Buchstaben Alpha und Omega, die zu Beginn und am Ende des griechischen Alphabets stehen und somit Synonyme für Anfang und Ende auch in philosophischer Bedeutung sind. Die Redewendung bezeichnet also das wirklich Wichtige an einer Sache.

jemanden abblitzen lassen

– nicht auf Wünsche einer Person eingehen, jemanden zurückweisen.

Für die Herkunft dieser Redensart ist nur schwer eine Erklärung zu finden. Am wahrscheinlichsten ist ein Missgeschick im Zusammenhang mit einer Schusswaffe. Der Schütze betätigt den Abzug, das Pulver auf der Pfanne wird zwar gezündet, verbrennt und blitzt dabei auf, aber das Gewehr geht nicht los. Die Kugel bleibt im Lauf, weil die Treibladung sich nicht entzündet hat. Andere Deutungsversuche stellen einen Zusammenhang mit einem Gewitter her, das alle seine Blitze verschossen hat, oder ziehen Verbindungen zum Blitzableiter, der wiederum den Blitz abblitzen lässt.

auf etwas abfahren

– sich für etwas begeistern, von einer Sache sehr beeindruckt sein.

Es könnte ein Zusammenhang mit der Drogensprache bestehen, besonders dann, wenn jemand voll auf etwas abfährt. In der Sprache der Rauschmittelkonsumenten der 1960er-Jahre besagte das Verb abfahren, dass jemand besonders starke Wirkung auf eine Droge zeigte oder von der Wirkung begeistert war.

eine Abfuhr erteilen

»Auf, lasset durch Straßen und Gassen uns eilen, wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen!«, dichtete Heinz Erhardt, aber die Müllabfuhr ist bei dieser Redewendung nicht gemeint. Wenn bei einem Duell zwischen Studenten einer der Kämpfer durch Säbel- oder Degenhiebe so schwer verletzt war, dass er von seinem Sekundanten abgeführt werden musste, so hatte ihm sein Gegner eine Abfuhr erteilt – so der damalige Sprachgebrauch. Heute verwendet man die Redewendung für eine mehr als deutliche Absage.

abgebrüht sein

– unempfindlich sein, durch Erfahrung abgestumpft, ohne (störende) Gefühle und Empfindungen.

Die Redewendung soll mit dem mittelhochdeutschen Wort briuten (= entjungfern) in Zusammenhang stehen. Man könnte aber auch eine Verbindung zum heißen Wasser und dem Verb sieden herstellen, denn es besteht eine Bedeutungsähnlichkeit zu hartgesotten.

ein abgefeimter Schurke

Feim bedeutet im Althochdeutschen Schaum. Abgefeimt hatte demnach ursprünglich den Sinn von Schaum gesäubert, also rein. Man könnte daher sagen: ein abgefeimter Schurke ist ein Ganove reinsten Wassers.

eine abgekartete Sache

Im Grunde war sie früher nichts Ungesetzliches oder Unehrenhaftes, denn etwas mit einer charta, also einem Vertrag oder einer Urkunde, festlegen durfte jeder. Heute meint die Redewendung aber eine zuvor in betrügerischer Absicht zum Schaden einer Partei abgesprochene, aber geheim gehaltene Sache.

jemandem etwas abknöpfen

Kaum zu glauben: Knöpfe wurden früher als eine Art Zweitwährung verwendet. Nicht die Horn- oder Beinknöpfe von Bauern und einfachen Leuten, sondern die aus Silber und Gold, die feine Herrschaften an ihren Jacken trugen. Die wurden schon einmal als Trinkgeld verschenkt, wenn Knecht oder Magd dem Herrn besonders gut zu Diensten waren …

jemandem eine Abreibung verpassen

Von Pferden begeisterte Mädchen wissen das: Nach dem Ausritt wird das Fell des Pferdes durch Striegeln und Abreiben gesäubert. Diese Abreybung bei der Pflege von Tieren kennt man schon seit dem 17. Jahrhundert. Erst im letzten Jahrhundert wurde daraus etwas Unangenehmes: Die Abreibung wurde mit einer Tracht Prügel gleichgesetzt.

abstauben

Wenn man eine Gelegenheit nutzt, um sich unerlaubt etwas anzueignen, spricht man heute vom Abstauben. Die ersten und eigentlichen Abstauber waren die Müller vergangener Tage. Was sich beim Mahlen als Staub neben dem Mehlsack und im Mahlwerk fing, kehrte der Müller zusammen und schaffte es beiseite. Wenn der Bauer also viel Weizen brachte und nur wenig Mehl zurückerhielt, hatte der Müller kräftig abgestaubt.

Mich laust der Affe!

Dies ist ein Ausruf der Überraschung, wenn etwas ganz und gar Unerwartetes passiert. Die Redewendung soll von den Jahrmärkten stammen, wo Gaukler manchmal Affen vorführten, die hin und wieder auch Besucher aus dem Publikum einer Spezialbehandlung unterzogen, indem sie auf ihren Köpfen nach Läusen suchten. Ob die Redewendung tatsächlich von so einem einzelnen Ereignis in den Sprachschatz übergegangen ist, erscheint fraglich – aber möglich ist es schon.

jemandem etwas anhängen

Verbrecher wurden im Mittelalter nicht nur an den Pranger gestellt, wo sie öffentlich gedemütigt wurden, sondern man kennzeichnete sie auch durch das Umhängen eines Symbols ihres Vergehens. Ein Dieb musste seine Beute um den Hals tragen, der Säufer eine Flasche und allzu streitbare Ehefrauen einen Besen (nicht umsonst heißt eine solche Dame noch heute Besen). Wer gegen die eheliche Moral verstoßen hatte, trug für jeden sichtbar Steine in eindeutiger Form um den Hals. Die Redensart lebt bis heute, obwohl die Praxis eines tatsächlichen Halsschmucks in Vergessenheit geraten ist. Heute übernimmt meist ein Pressefoto ähnliche Aufgaben.

in den sauren Apfel beißen müssen

Schon wenn man die Redewendung hört, zieht sich einem der Mund zusammen. Igitt, sauer! Martin Luther war der Erste, bei dem sich diese Redewendung in schriftlicher Form findet. Sie dürfte aber älter sein, denn saure Äpfel waren schon immer sauer. Im übertragenen Sinne bezieht sich die Redewendung auf eine unangenehme Sache oder Situation, der man sich stellen muss.

jemandem unter die Arme greifen

Beim Kampf der Ritter war derjenige unterlegen, der einmal das Gleichgewicht verloren hatte. Es war nämlich kein Leichtes, in voller Rüstung wieder aufzustehen, wenn man auf den Boden gefallen war. Viele Ritter endeten bei dem Versuch, vom Schwert des Gegners getötet oder von seiner Lanze durchbohrt. Helfen konnte nur der Knappe, der dem gestürzten und vielleicht auch schon verletzten Kämpfer unter die Arme griff und ihm wieder auf die Beine half. In der Redewendung meint man heute, dass man jemandem Hilfestellung gibt, der aus eigener Kraft vermutlich nicht weiterkommen würde.

aus dem Ärmel schütteln

In heutiger Kleidung gibt es offene und verschließbare Taschen für jeden Zweck oder auch nur aus rein dekorativen Gründen. Die einfachen Kleidungsstücke der Vergangenheit besaßen oft gar keine Taschen, und wenn man etwas transportieren musste, steckte man es sich einfach in die weiten Ärmel. So konnte man einen Gegenstand, den man benötigte, einfach aus dem Ärmel schütteln. Heute wäre dies verwunderlich, denn bestenfalls Falschspieler transportieren noch etwas im Ärmel, nämlich Asse.

Arsch auf Grundeis

Wenn sich im Fluss bei Frühjahrstemperaturen festsitzendes Grundeis löst, macht dies Geräusche, welche an die menschliche Verdauung erinnern. Da aber Durchfall auch auftritt, wenn jemand starke Angst verspürt, stellt diese Redensart die Verbindung zwischen dem menschlichen Hinterteil und hartnäckigem Flusseis dar. Wem der Arsch auf Grundeis geht, der leidet unter seiner Angst.

Leck mich am Arsch!

Der nackte Hintern, so glaubte man, könne böse Zauber abwehren. Wem also eine Hexe oder gar der Teufel selbst über den Weg lief, zog hinten blank. Später genügte allein der Spruch zur Gefahrenabwehr, aber er musste mehrfach aufgesagt werden. Zur Beleidigung und zugleich zum Allgemeingut wurde der drastische Ausspruch durch den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe und sein Drama »Götz von Berlichingen«. Der Ritter mit der eisernen Hand lässt seinem Gegner ausrichten: »Sag deinem Hauptmann – vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!«

die Arschkarte ziehen

Ein Ausdruck aus dem Fußball vergangener Tage: Im Schwarz-Weiß-Fernsehen waren die disziplinarischen Mittel des Schiedsrichters, die Gelbe und die Rote Karte, im Einsatz kaum zu unterscheiden. Deshalb bürgerte es sich bei den Schiedsrichtern ein, die Gelbe Karte aus der Brusttasche und die Rote Karte aus der Gesäßtasche zu ziehen, wenn sie benötigt wurden. Wer also Rot sah, bekam die Arschkarte zu sehen.

Asche auf mein Haupt

Im Altertum trauerte man auf recht handgreifliche Weise: Die Asche der verstorbenen Angehörigen wurde zum Zeichen der Betroffenheit auf Kopf und Gewänder der Hinterbliebenen verstreut, was auch nach außen hin deren seelischen Zustand deutlich demonstrierte. Römische Feldherren streuten sich die Asche des Lagerfeuers auf das Haupt, wenn sie eine Schlacht verloren hatten, um ihrer Schande Ausdruck zu verleihen. Ähnliche Sitten der Demonstration von Schuld und Schande gab es in vielen Regionen, zum Beispiel im arabischen Raum in vorchristlicher Zeit. Noch heute kennt die katholische Kirche das Aschenkreuz als Schuldsymbol, mit dem der Priester die Stirn der Gläubigen am Aschermittwoch kennzeichnet. Wer heute redensartlich Asche auf sein Haupt streut, ist sich seiner eigenen Schuld bewusst und bereut oder betrauert seine Tat.

sich einen Ast lachen

Was in der Redewendung gemeint ist, sagt eine ihrer Varianten: Ich lach mich krumm! oder Ich lach mich bucklig! sagt ungefähr dasselbe, denn mit dem Ast ist ein gewundener Stock gemeint, und wer je so richtig gelacht hat, weiß, dass man sich dabei spontan krümmt – und damit wären wir bei der dritten Redewendung: Ich könnte mich kugeln vor Lachen! Der Ast kommt übrigens noch an einer anderen Stelle im beschriebenen Sinn vor: Schwere Lasten wie volle Säcke nimmt man mancherorts auf den Ast, nämlich auf den Buckel.

sich aufdonnern

Während der im Ursprung spanische macho ganz leise und selbstverständlich Teil unserer Sprache geworden ist und der Sinn des Wortes richtig übernommen wurde, bringt man donna, die italienische Dame, fälschlicherweise mit dem Donner beim Gewitter in Verbindung. Mit dem Wetterereignis hat die Redensart aber nichts zu tun. Frauen, die es bei ihrer Aufmachung übertreiben, bezeichnet man als aufgedonnert, weil sie sich zu sehr zur Dame machen, sie kehren in übertriebener Weise die donna hervor.

jemand ist ein Aufschneider

Wer im 17. Jahrhundert mit dem großen Messer aufschnitt – denn so lautete die Redenswendung damals –, legte manchmal allzu große Stücke auf die Teller seiner Gäste, wohl um seinen Wohlstand zu demonstrieren. Heute bedeutet die Redensart, dass jemand maßlos übertreibt.

sich auftakeln

Ein Segelschiff unter vollen Segeln bezeichnet der Seemann als voll aufgetakelt. Es lag sicher nahe, die Redensart bei einem Landgang auf die Damen zu übertragen, die sozusagen unter vollen Segeln um die Gunst der Matrosen warben. Wir nutzen sie noch heute, wenn eine Frau allzu sehr ihr Äußeres in den Vordergrund stellt.

einen Augiasstall ausmisten

Im Reich des Königs Augias ging es wohl nicht sehr ordentlich zu. Nur mit den heldenhaften Kräften eines Herakles war es nach der griechischen Sage möglich, die geradezu sagenhafte Schweinerei im Kuhstall des Herrschers zu beseitigen. Kommt die Redewendung heute zur Anwendung, bezieht sie sich meist auf Schweinereien im übertragenen Sinn.

alles ausbaden müssen

Gemeint ist der letzte Gast im Badehaus, der früher in öffentlichen Badehäusern die Badezuber auskippen und reinigen musste – er musste ausbaden, was die anderen zurückgelassen hatten.

ausgepowert

Auch wenn es so klingt, ist diese Redewendung nicht der großen Denglisch-Welle in Deutschland zu verdanken – les pauvres, die Armen, haben ihren Ursprung in Frankreich. Wer die Menschen ausbeutet und sie sozusagen auspauvert, macht sie zu Armen. Im Zuge allgemeiner Veränderungen in der Sprache wurde das Wort schließlich irgendwann zu ausgepowert mit dem scheinbaren Bezug zum englischen Wort power; die Bedeutung entspricht heute eher erschöpft.

ausmerzen

Auch hier gibt es mehrere Deutungen. Die naheliegendste stammt aus der Tierzucht. Für die Zucht ungeeignete Tiere wurden im März aus einer Herde entfernt, das heißt verkauft, in die Mast gegeben oder geschlachtet. Auch heute merzt man Unerwünschtes oder Ungeeignetes aus.

B

Backfisch

Opa sagte zu jungen Mädchen Backfisch – und er meinte nicht etwa einen in der Pfanne zubereiteten Hering. Mit Fischen hat der Begriff zwar schon zu tun, allerdings geht es um die zu kleinen und zu jungen Fische, welche in der Fischerei zurück – Englisch back – ins Wasser geworfen werden. Ein Backfisch ist also nichts weiter als zu klein und zu jung.

baff sein

Baff! Es hat geknallt. Baff ist ein lautmalendes Wort, welches das Geräusch eines Schusses oder einer Explosion beschreibt. Viele Menschen reagieren auf einen solchen lauten Knall mit Schock und Sprachlosigkeit – sie hörten nicht nur »Baff!«, sondern sie sind baff. Geschossen wird in unseren Breiten nur noch selten, aber dennoch sind wir immer wieder baff über die Geschehnisse in unseren Nachrichten.

Das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen!

Gemeint ist in dieser Redewendung die Kampfbahn bei einem Ritterturnier. Wer vom Gegner aus der Bahn geworfen wurde, galt als der Unterlegene, auch wenn er noch in der Lage war, zu kämpfen. Wer heute aus der Bahn geworfen wird, kann sich den Anforderungen nicht mehr stellen oder er hat seine Zielsetzungen verloren.

Ich verstehe nur Bahnhof!

Wenn man die kriegsmüden Soldaten des Ersten Weltkriegs ansprach, konnte es sein, dass man nicht die erwartete Reaktion erhielt, sondern nur Unverständnis entgegengebracht bekam. Die geplagten Männer von der Front wollten nur noch eines – mit dem Zug nach Hause fahren. Sie verstanden nur noch Bahnhof und konnten sich auf keine andere Gesprächssituation einstellen. So ergeht es heute jemandem, dessen Interessen im Augenblick ganz woanders liegen, sodass er den Sinn der Worte nicht versteht, die an ihn gerichtet wurden.

durch die Bank

Immerhin waren im Mittelalter die Tischsitten schon demokratisch: Bei den Mahlzeiten wurden alle Gäste der Reihe nach bedient – durch die Bank, das heißt in der Reihenfolge, in der sie auf der Bank saßen, gleichgültig, zu welchem Rang oder Stand sie gehörten. Durch die Bank sagt man heute, wenn bei einem Sachverhalt ein Kriterium für alle beteiligten Seiten gleich zutrifft. Konkreter: Alle Mitarbeiter des Projektes erhalten durch die Bank die gleiche Bezahlung.

etwas auf die lange Bank schieben

Als mit dem römischen Recht auch der Gebrauch schriftlicher Akten nach Deutschland kam, hob man die Schriftstücke zunächst in langen, einer Bank ähnlichen Sitztruhen aus Holz auf, auf denen auch die auf eine Entscheidung Wartenden saßen. Dies soll zum Beispiel beim Immerwährenden Reichstag in Regensburg, einer Vertretung der Stände im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, üblich gewesen sein. Wer mit seinem Vorgang an das Ende der langen Reihe von Sitzplätzen und Akten geriet, brauchte Geduld, bis seine Sache an der Reihe war. Sein Anliegen war auf die lange Bank geschoben. Heute verwendet man die Redensart, wenn etwas unnötig hinausgezögert wird.

Bankrott machen

Wenn sich die Geldwechsler in Italien verrechneten oder krumme Geschäfte machten und deshalb zahlungsunfähig wurden, machten die Gläubiger kurzen Prozess mit ihnen: Sie schlugen den länglichen Tisch, auf dem die Wechsler ihre Währungen auslegten, kurz und klein, damit das in ihren Augen unseriöse Geschäft ein für alle Mal ein Ende hatte. Die zerschlagene Bank heißt auf Italienisch banca rotta.

Da steppt der Bär!

Diese Redewendung soll sich aus grauer Vorzeit zu uns herübergerettet haben: Auf mittelalterlichen Jahrmärkten wurden dem Publikum Tanzbären vorgeführt, ein besonderes Ereignis in diesen sonst an ungewöhnlichen Erlebnissen armen Zeiten. Wer diese Redewendung benutzt, will damit die aufgeheizte Stimmung – Begeisterung, Lebenslust, Action – an einem besonderen Ort oder in einer besonderen Situation beschreiben.

jemandem einen Bären aufbinden

Für diese Redensart gibt es gleich mehrere Deutungen. Eine besagt, dass eine Gruppe von Jägern in einem Wirtshaus eine enorme Zeche gemacht hatte, welche sie nicht bezahlen konnte. Als Pfand hinterließen sie dem Wirt einen lebenden Bären. Als sie aber nicht wiederkamen, um den Bär auszulösen, bemerkte der Wirt, dass er kräftig betrogen worden war. Denn wie sollte er einen lebenden Bären gefahrlos zu Geld machen? Eine zweite Deutung dieser Redensart leitet sich von dem germanischen Wort bar