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Die tiefen Weisheiten des Enneagramms reichen über die persönliche Zuordnung der einzelnen Persönlichkeitstypen oder das einfache Hinnehmen des eignen Typs weit hinaus: Menschen werden auf ihrem Weg zur spirituellen Transformation unterstützt und begleitet. Das System trägt maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung bei und führt letztendlich zur Erkenntnis über das wahre Selbst. Mit Hilfe des Enneagramms gelingt es, sich vollständig von einschränkenden Fixierungen zu befreien. Der anerkannte Enneagramm-Experte A. H. Almaas macht diesen ursprünglichen Kern und Mehrwert in verständlicher Weise neu zugänglich und gibt den Leser*innen ein mächtiges Werkzeug für den Weg zur grundlegenden Veränderung und zum Erwachen an die Hand.
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Seitenzahl: 282
Buch
Das Enneagramm eröffnet dir einen direkten Zugang zu deiner Persönlichkeitsstruktur. Seine tiefen Weisheiten reichen jedoch weit über die persönliche Zuordnung zu einem Typus hinaus. Ihnen wohnt die Kraft inne, dich auf deinem spirituellen Entwicklungsweg – bis hin zum Erwachen – zu begleiten. A. H. Almaas macht den ursprünglichen Kern dieses Systems zugänglich. Er vermittelt wesentliche Schlüssel, die dich von den Fixierungen deines Typs befreien und dabei helfen, dein wahres Selbst zu erkennen und eine wesentlich bessere Lebensqualität zu erfahren.
Autor
A. H. Almaas ist das Pseudonym von Hameed Ali, einem kuwaitisch-amerikanischen Autor und spirituellen Lehrer. Durch sein Interesse an der Wahrheit der menschlichen Natur und Realität entwickelte er einen Ansatz zur spirituellen Entwicklung, der von moderner Psychologie und Therapie geprägt ist und den er Diamond Approach® nennt. Diamond Approach® ist eine mystische Lehre, die sich sowohl an alten Weisheitslehren, als auch an der modernen Psychologie und Therapie orientiert. Daraus entstand schließlich die Ridhwan School.
A. H. Almaas
Enneagramm
Der Schlüssel zum Erwachen
Über ein tieferes Verständnis deines wahren Selbst
Aus dem Amerikanischen von Dr. Ute Weber
Mit einem Vorwort von Russ Hudson und einem Nachwort von Sandra Maitri
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Deutsche Ausgabe Januar 2024
Copyright © 2021 der Originalausgabe: A. Hameed Ali
Copyright © 2023 der deutschen Erstausgabe: Kamphausen Media GmbH, Bielefeld
Copyright © 2024 dieser Ausgabe: Arkana, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Originalverlag: Shambhala Publications, Inc., Boulder, USA
Titel der Originalausgabe: Keys to the Enneagramm
Projektmanagement: Marianne Nentwig
Lektorat: Richard Reschika
Covergestaltung: Gesine Beran
Covermotiv: © shutterstock/Login
Layout/Satz: KleiDesi
ISBN 978-3-641-37036-7V001
www.arkana-verlag.de
Dem SARMOUN DARQgewidmet –
der ursprünglichen Quelle des Enneagramms,einer uralten spirituellen Schule,die dank ihrer Anmut und Intentioneine wichtige Strömung innerhalbdes Diamond Approach darstellt.
„Ein inspirierendes Angebot auf hohem Niveau von jemandem, der ein tiefes Verständnis für den Prozess der spirituellen Verwirklichung hat. Es gilt Menschen, die wirklich wissen wollen, wie man das Enneagramm nutzen kann, um sich von seinem Ego zu befreien und den Schlüssel für eine gelebte Erfahrung des ewigen Geistes zu finden.“
BEATRICE CHESTNUT, PHD
Verfasserin von The Complete Enneagram und The 9 Types of Leadership und Mitverfasserin von The Enneagram Guide to Waking Up
„Es gibt nur wenige Bewusstseinslehrer, geschweige denn Enneagramm-Lehrende, die das zeitgleiche Auftauchen gleichwertiger Facetten von Weite und Einmaligkeit, Expansion und Besonderheit, persönlicher Liebe und Leere sowie persönlichem Willen und Hingabe wahrnehmen, verkörpern, formulieren und vermitteln können – während sie gleichzeitig den Fokus auf die dringende Notwendigkeit legen, für unsere essenzielle Natur und unser essenzielles Potenzial zu erwachen. Wie das Enneagramm, so ist auch A. H. Almaas eine Art Stimmgabel für diese Möglichkeit, zu leben und sich weiterzuentwickeln. Und irgendwie leitet er uns in Enneagramm – Der Schlüssel zum Erwachen sanft und bestimmt auf diesen präzisen, weitläufigen und authentischen Pfad, über unsere Faszination für die Persönlichkeit hinaus. Ehe wir uns versehen, sind wir in eine Übertragungslinie von Wahrheit und Präsenz initiiert worden.“
„Ich habe die Ehre, seit 2014 Kuratorin und Gastgeberin des jährlich stattfindenden Enneagram Global Summit des The Shift Network zu sein, und habe in diesem Rahmen wertvolle und wegbereitende Gespräche mit über einhundert Enneagramm-Lehrern geführt. Eines kann ich mit absoluter Gewissheit sagen, nämlich, dass Almaas zu den wenigen Lehrern gehört, deren stetes Ziel es ist, sich selbst zu erwecken und im Dienste des Erwachens anderer zu stehen. Er nähert sich dem Enneagramm nie auch nur mit der geringsten Spur von Verhöhnung oder Verdinglichung der Persönlichkeit und darin ist er meiner Erfahrung nach unvergleichlich. Sein Kompass schwankt nie und zeigt immer die Richtung nach Hause an – zum wirklichen Selbst und zur Wirklichkeit – was übrigens das Auftauchen der wahren Bestimmung und des Beitrags eines jeden Individuums für dieses Leben unterstützt.“
„Dieses Werk ist vielleicht das erste, das so klar und deutlich eine Einsicht formuliert, die sich unter denen, die das Enneagramm zum Zwecke des Erwachens lehren, allmählich immer weiter verbreitet, nämlich, dass die transformative Kraft der Arbeit mit allen neun Fixierungen und die Reise auf allen neun Pfaden essenzieller Qualitäten von größter Bedeutung ist. Wenn du für dein wahres Selbst erwachen und dem Polarstern zur Ganzheit und Befreiung durch Mitgefühl folgen und von deinem Ego lernen möchtest, dann nimm Enneagramm – Der Schlüssel zum Erwachen zur Hand und lies es. Du wirst den Polarstern in deinen Händen und Augen haben.“
JESSICA DIB
Gründerin und Leiterin der Inspiration Consciousness School und Begründerin und Gastgeberin des jährlich stattfindenden Enneagram Global Summit des Shift Network
Vorwort von Russ Hudson
Vorwort des Herausgebers
Danksagungen
Einführung
1 – DER SCHLÜSSEL ZUM ENNEATYP
2 – Punkt Acht: WAHRE STÄRKE
3 – Punkt Sechs: PERSÖNLICHER WILLE
4 – Punkt Zwei: VERSCHMELZENDE LIEBE
5 – Punkt Eins: BRILLANZ
6 – Punkt Drei: PERSÖNLICHE ESSENZ
7 – Punkt Vier: ESSENZIELLE IDENTITÄT
8 – Punkt Sieben: FAHRZEUG DES GENUSSES
9 – Punkt Neun: GRENZENLOSE LIEBE
10 – Punkt Fünf: DIAMANTENE FÜHRUNG
Nachwort von Sandra Maitri
Anhang 1: Zugang zum Seelenkind bekommen
Anhang 2: Ressourcen und Quellenangaben
Anhang 3: Diagramme des Enneagramms der Ideale und des Enneagramms der Vermeidungen
Über den Autor
Während ich dies schreibe, passiert etwas vollkommen Unerwartetes. Das Enneagramm – als Teil einer sehr alten Lehre von der inneren Entwicklung des Menschen bisher relativ unbeachtet geblieben – bekommt mit einem Mal breite öffentliche Aufmerksamkeit. Während es früher nur in bestimmten spirituellen Schulen bekannt war, gehört es jetzt praktisch zum Mainstream. Die Anzahl populärwissenschaftlicher Artikel in Zeitschriften und im Internet hat so stark zugenommen, dass vermutlich sogar Menschen, die auch nur das geringste Interesse an Psychologie oder Spiritualität haben, von ihm gehört haben werden. Neuerscheinungen zu diesem Thema werden in immer kürzeren Abständen veröffentlicht, und Dutzende von Menschen bieten sich als Lehrer und Ratgeber auf dem wachsenden Enneagramm-Markt an. Von einem bestimmten Standpunkt aus ist das erfreulich und könnte einen aufrichtigen Wunsch nach Selbsterkenntnis inmitten einer Gesellschaft widerspiegeln, die mit einer Fülle von verwirrenden und manchmal widersprüchlichen Botschaften darüber konfrontiert ist, wer wir sind und worum es im Leben wirklich geht. Doch diese neue Beliebtheit hat ihren Preis.
Die Grundlagen des Enneagramms sind relativ leicht zu verstehen, was zumindest teilweise sein schnelles Wachstum erklären könnte. Wir erfahren, dass dieses System neun Persönlichkeitstypen beschreibt, und nachdem wir etwas über jeden Typ gelernt haben, reflektieren wir uns selbst und entscheiden dann, welcher am besten zu uns passt. Häufig berichten Menschen, dass sie sehr erstaunt darüber sind, wie zutreffend das Enneagramm nicht nur unser äußeres Verhalten zu beschreiben vermag, sondern auch einige unserer inneren Antriebe. Es kann bestürzend sein, sich so sehr verstanden zu fühlen. Wir könnten daraufhin dazu übergehen, die Typen von Familienmitgliedern, Freunden und anderen uns nahestehenden Personen abzuleiten, aber auch diejenigen von Prominenten oder historischen Persönlichkeiten, die wir bewundern. Wir haben das Gefühl, dass wir einen erstaunlichen neuen Filter an die Hand bekommen haben, um Menschen deutlicher zu sehen. Doch wenn wir ein wenig tiefer graben, dann stellen wir vielleicht fest, dass das Enneagramm-System doch komplexer ist, als wir ursprünglich dachten. Wir erkennen, dass es viele verschiedene Aspekte hat und auch viele unterschiedliche Theorien dazu existieren. Es könnte äußerst aufregend für uns sein, die neuesten Theorien mit anderen Enneagramm-Liebhabern zu teilen, doch unter Umständen sind wir auch verwirrt angesichts der bisweilen konträren Sichtweisen des Systems, die jetzt auf dem Markt erhältlich sind. Wir könnten uns fragen, ob noch mehr dahintersteckt.
Wenn wir unsere Erkundungen beharrlich fortsetzen, wird uns schließlich bewusst, dass, auch wenn es viele faszinierende Beschreibungen der neun Typen und ihrer Varianten geben mag, deren Kenntnis nicht zwangsläufig zu wirklicher Veränderung oder Entwicklung führt. An diesem Punkt sind manche Menschen zunehmend frustriert vom Enneagramm und wenden sich anderen Interessen zu, während sich andere damit zufriedengeben, weiter über Theorien zu den einzelnen Typen zu diskutieren. Einige lernen sogar, das angesammelte Wissen zu nutzen, um zu verhindern, dass sie von tiefer gehenden Erkenntnissen über sich selbst beeinflusst werden. Es erweist sich als einfacher, seine „Expertise“ zu dem Thema kundzutun, als sich auf das Gebiet echter Selbsterkenntnis mit all den Gefühlen, die das hervorrufen kann, vorzuwagen. Doch einige von uns können sich dem immer tieferen Geheimnis nicht entziehen und beginnen, sich stärker damit zu befassen, was ihnen durch diese Arbeit zur Verfügung steht.
Dann könnte uns eine größere Wahrheit treffen. In seiner ursprünglichen Bedeutung war das Enneagramm nie als „Ablagesystem“ für Menschen gedacht. Wir können natürlich sehen, dass etwas Wahres darin liegt und dass es auch bis zu einem gewissen Grad hilfreich ist, die Typenmuster zu kennen, doch uns sollte gleichermaßen klar sein, dass diese Muster nicht unsere wahre Identität widerspiegeln. Es wäre wohl richtiger zu sagen, dass uns das Bewusstsein der Typenmuster für die tiefgreifendere Erkenntnis, wer und was wir jenseits all dieser Muster sind, sensibilisieren kann. Doch das geschieht nicht einfach dadurch, dass wir uns gedanklich mit den Typen beschäftigen oder uns und anderen endlos Geschichten über unseren eigenen Typ erzählen. Diskussionen darüber können nützlich sein, doch sie sollten einem zentralen Prozess dienen – nämlich dem, was traditionellerweise innere Arbeit genannt wird. Um zu verstehen, was das bedeutet, kann es hilfreich sein, sich einmal den Hintergrund dieses Systems anzusehen.
Wenn wir die Wurzeln des Enneagramms erforschen, werden wir keine klare, einheitliche Historie dahinter finden. Stattdessen sehen wir, dass ähnliche, mit dem Enneagramm verbundene Lehren aufgetaucht und im Laufe der Geschichte, bis zurück zu den vorklassischen Zivilisationen der Antike, auf unterschiedliche Weisen miteinander verwoben worden sind. Wir erkennen allmählich, dass das Enneagramm über die Typenbeschreibungen hinaus Teil eines umfassenden philosophischen Bezugssystems ist, welches das Wesen der menschlichen Psyche und ihren Platz in einem größeren Kosmos betrachtet. Das Enneagramm beinhaltet Elemente, die aus den Lehren des alten Ägypten und Mesopotamien hervorgegangen sind. Diese haben Eingang in die mystischen Ausdrucksformen dreier prophetischer Religionen des Westens gefunden: Judentum, Christentum und Islam. Andere Elemente kamen auf sehr anschauliche Weise beim Aufstieg der griechischen Philosophie zum Vorschein: Auf Vorsokratiker wie Pythagoras zurückgehend, verbreiteten sie sich über Sokrates weiter zu Plato und zu den neoplatonischen Schulen, die während des Römischen Reiches florierten. Einige Elemente sind schließlich auch in den hermetischen Traditionen des Mittelalters und der Renaissance zu finden, ebenso wie in den Mysterien der jüdischen Kabbala, in einigen der nördlichen Sufismus-Schulen und den monastischen Traditionen des kontemplativen Christentums.
Vielleicht fällt dir auf, dass diese Lehren, auch wenn sie Teil der etablierten Religionen und philosophischen Traditionen der westlichen Zivilisation waren, nicht zum Allgemeingut gehörten. Verschiedene Aspekte der Lehren wurden in spirituellen Schulen kultiviert und bewahrt und waren gewöhnlich nur innerhalb dieser Schulen bekannt. Doch ein wesentlicher Faktor bei all diesen Lehren war die Notwendigkeit der Praxis. Denn es handelte sich bei ihnen nicht um Gedankenspielerei, sondern um die Frucht dessen, dass sich Menschen über längere Zeit ernsthaft spirituellen Praktiken widmeten. Mit anderen Worten, die Lehren des Enneagramms über die Persönlichkeitstypen waren dazu gedacht, von psychologischen und spirituellen Praktiken zur Bewusstseinsentwicklung begleitet zu werden. Und ganz wesentlich für diese Traditionen war die Notwendigkeit, Präsenz zu kultivieren – die wirklich im Mittelpunkt der meisten mystischen Lehren steht. Für mich ist das Enneagramm ohne den Fokus auf Präsenz undenkbar.
Um wirklich die Reichweite dessen zu erfassen, was wir in diesem Buch lernen werden, müssen wir erkennen, dass die authentische, moderne Enneagramm-Arbeit aus drei Hauptelementen besteht: dem Symbol, der Typologie und dem Übungssystem dahinter. Je stärker wir uns dieser drei Komponenten bewusst sind, um so fruchtbarer wird unsere Arbeit mit dem Enneagramm sein.
Das Enneagramm-Symbol wurde durch den großen spirituellen Lehrer George Gurdjieff in der modernen Welt bekannt gemacht. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts begann er, es zunächst Schülern in Russland und später auch in Frankreich, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten beizubringen. Auch wenn Gurdjieff sehr viel über das Symbol und seine Bedeutungen vermittelte, benutzte er es nicht in Verbindung mit einem System von neun Typen. Sollten ihm solche Zusammenhänge bekannt gewesen sein, so verzichtete er darauf, sie einem seiner Schüler beizubringen. Er unterrichtete das Enneagramm als Mandala, das einige der Schlüsselelemente menschlichen Bewusstseins aufzeigt. Das Verständnis des Enneagramm-Symbols war eine Möglichkeit, das dualistische Denken dafür zu öffnen, die Realität stärker in ihrer dynamischen Ganzheit wahrzunehmen. Gurdjieff beschrieb seine drei Komponenten – den Kreis, das Dreieck und das Sechseck – als Grundlagen dreier fundamentaler Gesetze des Bewusstseins: das Gesetz der Eins, das Gesetz der Drei und das Gesetz der Sieben. Auf einen kurzen Nenner gebracht, erinnert uns das Gesetz der Eins an das Einssein und die Einheit des Daseins. Das Gesetz der Drei befasst sich damit, wie einzelne Phänomene auftauchen und in den fundamentalen Grund der Einheit zurückkehren. Und das Gesetz der Sieben untersucht, wie alles, was sich in der Einheit manifestiert hat, gemäß der universellen Gesetze ständigen Veränderungen und Prozessen unterworfen ist. Wenn man diese Sichtweisen zusammenbringt, dann erkennt man, dass Gurdjieff das Enneagramm-Symbol verwendete, um sich Lehren der Nicht-Dualität in einer Weise anzunähern, die das Gefühl für die grundlegende Einheit der Wirklichkeit im Verhältnis zu den verschiedenen, ständig wechselnden Phänomenen bewahrte, die wir über unsere Sinne wahrnehmen.
Er lehrte das Symbol als Landkarte für jeden vollständigen Prozess und als Methode, um die komplexen Wechselwirkungen innerhalb aller realen und lebendigen Systeme zu verstehen. Obwohl Gurdjieff also nicht die neun Typen unterrichtete, rückte er viele der mit der Enneagramm-Arbeit verbundenen Lehren in den Vordergrund, einschließlich des Konzepts von Essenz und Persönlichkeit, bei dem es um die Auffassung ging, dass wir in unserem normalen Zustand in Bezug auf uns selbst und die größere Wirklichkeit schlafen. Daneben ging es auch um das Konzept der Intelligenzzentren – die instinktive Intelligenz des Körpers, die emotionale Intelligenz des Herzens und die kognitive Intelligenz des Kopfes –, die ausschlaggebend dafür sind, zu lernen, wie wir dieses Wissen tatsächlich für unseren Reifeprozess und unsere Weiterentwicklung nutzen können. Man könnte also zu Recht sagen, dass ein großer Teil des philosophischen Gerüsts hinter dem Enneagramm von Gurdjieff bekannt gemacht wurde.
Er sah das Enneagramm als Teil eines größeren Korpus von Lehren an, den er den Vierten Weg nannte, und er wäre sicher der Auffassung gewesen, dass das Symbol für jemanden, der sich nicht der Gesamtausrichtung des Vierten Wegs bewusst wäre, nur begrenzten Nutzen hätte. Das Konzept dieses Weges zum Erwachen beruht auf dem Gedanken, dass man mit den Intelligenzzentren arbeiten sollte. Gurdjieff lehrte, dass jeder primäre Weg zur Befreiung von der Arbeit mit einem dieser Zentren abhängt. Der Erste Weg hat damit zu tun, den Körper und seine Triebe zu beherrschen. Beim Zweiten Weg geht es darum, Emotionen in die tieferen, essenzielleren Qualitäten des Herzens zu verwandeln. Der Dritte Weg handelt davon, wie wir unsere geschäftigen, ständig herumwirbelnden Gedanken meistern und uns für die ursprüngliche Ruhe und Stille des tieferen Geistes öffnen können. Gurdjieff lehrte außerdem, dass zwar alle drei Wege in der gesamten Geschichte für den ernsthaften Sucher des Göttlichen verfügbar gewesen seien, doch dass alle in gewisser Weise Wege der Entsagung waren, die von uns forderten, auf die meisten, wenn nicht all unsere gewöhnlichen weltlichen Belange zu verzichten. Sie führten zu Einsamkeit oder setzten ein monastisches Leben voraus. Gurdjieff behauptete jedoch, dass es noch einen Vierten Weg gebe, der ein wesentlich weiter entwickeltes Wissen und Praxissystem erfordere, da er die Arbeit an allen drei Zentren gleichzeitig – Körper, Herz und Geist – beinhalte.
Darüber hinaus sollte der Vierte Weg eine Lebensweise sein – kein monastischer Weg, jedoch eine Art zu leben, die mit derselben Hingabe und demselben Engagement verfolgt wurde wie der Weg, den man einschlägt, wenn man ins Kloster geht. Schließlich hob er hervor, dass der Vierte Weg nicht immer zur Verfügung stehe. Er meinte, dass dieser in bestimmten Phasen der Geschichte als eine Art „Hilfe“ auftauche, wenn sich die Menschheit an einem wichtigen Scheidepunkt befinde – das, was er einen „Schockpunkt“ nannte –, und dass wir in unserer Zeit an einem solchen Scheidepunkt stünden. Man könnte sagen, dass, auch wenn Informationen über das Enneagramm auf ganz verschiedene Weise genutzt werden können, dessen Kern und ursprüngliche Funktion Teil der größeren Zielsetzung und Orientierung des Vierten Weges waren. Lehrer, die das wissen, haben eine gewisse „Ausstrahlung“. Sie vermitteln etwas, das über die Informationen über die Enneagramm-Typen hinausgeht.
Die mit dem Enneagramm verbundene Typologie wurde der Welt durch den bolivianischen Lehrer und Gründer der Arica-Schule, Oscar Ichazo, vorgestellt. Genau wie Gurdjieff nutzte Ichazo das Enneagramm als Rahmen für Schüler, die eine langjährige spirituelle Praxis verfolgten und sich innerhalb der Strukturen einer spirituellen Schule bewegten. Er bereicherte den mit dem Symbol verbundenen Lehrkorpus um viele brillante und originelle Einsichten, und es wäre vollkommen berechtigt zu sagen, dass es die moderne Enneagramm-Bewegung ohne ihn nicht geben würde.
Eine von Ichazos größten Leistungen bestand darin, mehrere miteinander verbundene Grundmuster der Seele, die den großen spirituellen Traditionen der Welt entnommen waren, auf dem Enneagramm abzubilden. Das war eine beachtliche Leistung. Er schöpfte dabei nicht nur aus seinem profunden Verständnis dieser anderen „Landkarten“, sondern war auch in der Lage, ihre Elemente in der korrekten Reihenfolge um die neun Punkte des Symbols herum zu platzieren, vielleicht, indem er sich Gurdjieffs Anregung zu Herzen nahm, dass wir tatsächlich neue Sichtweisen auf eine beliebige Menge von Phänomenen bekämen, wenn wir sie genau auf dem Symbol platzieren könnten. Er griff auf Lehren aus dem esoterischen Buddhismus, dem Taoismus und anderen östlichen Traditionen zurück, jedoch in erster Linie auf westliche esoterische Lehren – hauptsächlich solchen aus der Kabbala, den monastischen Traditionen der christlichen Wüstenväter, den neoplatonischen Lehren über die Seele von Plotinus und einige der Praktiken und Übertragungsmethoden aus dem Zentrum des Sufismus.
Ichazo war an weitaus mehr interessiert als an einer reinen Beschreibung der Persönlichkeitstypen, und er bildete viele Elemente der Natur und des menschlichen Bewusstseins auf dem Enneagramm ab, auch wenn er dem Symbol den Namen Enneagon gab. Insgesamt entwickelte er 108 Enneagone, von denen jedes bestimmte Lehren über das Selbst und die Realität enthielt. Die moderne Enneagramm-Bewegung beruht fast ausschließlich auf vieren dieser Enneagone: dem Enneagon der Leidenschaften, dem Enneagon der Tugenden, dem Enneagon der Fixierungen und dem Enneagon der heiligen Ideen. Ich würde hinzufügen, dass in einem großen Teil des Enneagrammfeldes weder die Tugenden noch die heiligen Ideen einbezogen sind, auch wenn sie aus der Sichtweise des Vierten Wegs genau das sind, worum es beim Erlernen des Enneagramm-Systems geht.
Die Grundlage des Enneagons der Leidenschaften stützte sich im Wesentlichen auf die Erkenntnisse der ersten monastischen Gemeinschaften in der christlichen Welt – der Wüstenväter Ägyptens. Das hat deshalb einen besonderen Stellenwert, weil uns ihre Arbeit Hinweise auf den ursprünglichen Sinn und Zweck des Materials über die Typen gibt. Viel von dem, was wir über die Praktiken dieser ersten christlichen Mönche wissen, geht auf Euagrios Pontikos zurück, einen frühchristlichen Theologen, der die Gebete und Meditationen beschrieb, denen sich die Mönche widmeten, ebenso wie ihre Entdeckung der acht „Sünden“, mit denen sie sich in ihrem Bemühen auseinandersetzten, ihre innere Verbindung zu Gott zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Diese Sünden wurden nicht als böse Taten angesehen, sondern als Ablenkung von ihren Praktiken – als Art und Weise, wie sie ihre Präsenz und das unmittelbare Gewahrsein der göttlichen Realität in ihrem Inneren und um sich herum verloren. Im Laufe der Zeit gaben die Mönche diesen Arten, „das Ziel zu verfehlen“, verschiedene Namen. Die historischen Aufzeichnungen beinhalten einige Varianten dieser Namen, doch am häufigsten wurden sie Wut oder Zorn, Stolz, Eitelkeit oder Prahlerei, Neid, Habgier, Völlerei, Begierde und Faulheit genannt – auch bekannt als Acedia (Überdruss) oder Traurigkeit. Euagrios skizzierte darüber hinaus grob einen neunten problematischen Zustand, und dieser wurde von späteren Theologen, unter anderem dem sogenannten Pseudo-Dionysius Areopagita, näher beschrieben und erörtert. Dieser wurde Zweifel oder Unglaube genannt. Wie dir vielleicht auffällt, wurden einige dieser Ärgernisse im Christentum später zu den sieben Todsünden, auch wenn es ursprünglich acht oder neun waren.
Wir wissen dann zu würdigen, dass Ichazo einige der Eigenarten des höheren Bewusstseins auf den neun Punkten des Enneagramm-symbols abbildete und – inspiriert durch die Arbeit der Wüstenväter und -mütter – ihnen auch die jeweiligen seelischen Befindlichkeiten zuordnete, die durch den Kontaktverlust mit diesen unmittelbareren Präsenzerfahrungen entstanden waren und zu den Enneagonen der Leidenschaften (den Todsünden) und der Fixierungen (dem verhafteten und beschränkten Weltbild, welches das Ego erzeugt) geführt hatten. So war jeder Punkt nicht als abschließende Aussage über eine Person gedacht, sondern als Hinweis auf eine bestimmte Weise, Präsenz und somit unsere wahre Natur zu vergessen – unsere wahre Identität. Diese großartige Leistung zu erbringen gelang Ichazo wahrscheinlich durch eine Kombination aus engagierter Gelehrsamkeit und tiefem Einfühlungsvermögen. Es gab Vorbilder in spirituellen Lehren, die ihm Hinweise lieferten. Im Christentum des Mittelalters hatten Theologen, die mit Euagrios’ Vorstellungen über die Sünden vertraut waren, versucht, diese in die richtige Reihenfolge zu bringen, und sogar Papst Gregor I. war nahe daran, die Abfolge zu beschreiben, die wir im Enneagramm vorfinden. Wahrscheinlich gewann Ichazo auch Erkenntnisse aus bestimmten Mustern im Lebensbaum der Kabbala – einer Quelle, die er häufig als wichtigste Inspiration anführte. Das Endergebnis dieser Bemühungen war die korrekte Platzierung der Energien der neun Typen um das Enneagrammsymbol herum.
Bis zu einem gewissen Grad lassen sich die Typologie und das Symbol intellektuell erfassen, und einige Teile der Enneagramm-Gemeinschaft begnügen sich damit. Doch das dritte Element, das Praxissystem dahinter, ist etwas ganz anderes. Meiner Meinung nach erwacht das Enneagramm ohne diesen wichtigen dritten Baustein nicht wirklich zum Leben und kann uns so auch nicht bei unserer Entwicklung helfen. Und in diesem Zusammenhang wird die Bedeutung von A. H. Almaas und der von ihm in diesem Buch beschriebenen Arbeit äußerst zentral und augenfällig.
Ursprünglich lernte ich das Enneagramm durch die Gurdjieff-Arbeit kennen, und ich hatte das Glück, bei einigen der großartigen Lehrer zu lernen, die zu Lebzeiten Gurdjieffs direkt mit ihm zusammengearbeitet hatten. Als mir Ende der 1980er-Jahre die ersten Bücher über die Enneagramm-Typologie begegneten, war ich zwar schon viele Jahre lang tief in die spirituellen Praktiken der Gurdjieff-Arbeit versunken gewesen, doch ich war zu der Überzeugung gelangt, dass zusätzliche Einblicke in den Kern der menschlichen Natur nützlich für mich sein könnten. Und da das Enneagramm der Persönlichkeit ganz eindeutig Verbindungen zu dem aufwies, womit ich mich vorher beschäftigt hatte, ergab es Sinn, es zu erforschen. Bei der Lektüre jener ersten Bücher über die Enneagramm-Typologie war ich insbesondere von dem Detailreichtum beeindruckt, mit dem einige der frühen Autoren die Beschreibungen der neun Typen angingen. Die Informationen schienen mir hilfreich zu sein, und ich konnte sehen, dass diese Erkenntnisse eine enorme Unterstützung für jemanden sein konnten, der sich mit innerer Arbeit beschäftigte. Doch keines der Bücher, mit denen ich in Kontakt kam, schien viel über die eigentlichen Wurzeln und den Zweck des Materials zu wissen, geschweige denn über die Bedeutung des Symbols selbst.
Wie sich herausstellte, lebte ich ganz in der Nähe eines der wichtigsten Autoren des Enneagramms, Don Richard Riso, der das wegweisende Werk Die neun Typen der Persönlichkeit und das Enneagramm verfasst hatte. Ich las es und suchte ihn für eine Beratung zu meinem Enneagramm-Typ auf. Aus dieser Unterhaltung entwickelte sich eine Freundschaft und letzten Endes ein Lehrer- und Schreibteam. Don Riso hatte seine Grundausbildung bei den Jesuiten erhalten und hatte mehr als zwölf Jahre an seinem Buch gearbeitet, doch ihm war sehr wohl bewusst, dass in dem System viel mehr steckte als das, was er gelernt hatte. Ich stellte ihm die Gurdjieff-Arbeit vor, und wir strebten gemeinsam an, die faszinierende Enneagramm-Typologie mit der Orientierung des Vierten Weges, der von Gurdjieff beschriebenen inneren Arbeit, zusammenzuführen. Insbesondere hatten wir das Gefühl, dass es eine Möglichkeit geben müsse, nach der jeder der neun Enneagrammpunkte über seine Funktion hinaus, ein Personentyp zu sein, auch eine bestimmte Entwicklung von der Identifikation mit dem Ego beziehungsweise der Persönlichkeit zu einer Erkenntnis des Selbst als Essenz widerspiegelte. Das war der eigentliche Sinn und Zweck solcher Untersuchungen vom Standpunkt des Vierten Weges aus.
Als wir uns mit unseren Studien und den Praktiken der Gurdjieff-Arbeit beschäftigten, wurden wir auch stärker auf die Schriften von A. H. Almaas und im Besonderen auf sein erstes bedeutendes Werk Essenz aufmerksam. Es schien uns, als habe Almaas bereits die Herausforderung erforscht, der wir uns gestellt hatten, und wir waren zutiefst beeindruckt und beeinflusst von der Klarheit seiner Schriften, seiner Gedanken und seiner Herangehensweise. Wir stellten fest, dass er tiefe Einblicke in die Beziehung zwischen dem Ego-Bewusstsein und den faszinierenden und tiefgründigen Welten der Essenz gewonnen hatte.
Wir erfuhren, dass er eine spirituelle Schule namens Ridhwan (auch als Diamond Approach bezeichnet) gegründet und Praktiken entwickelt hatte, um die Muster der Psyche zu erforschen und das Bewusstsein für unsere wahre Natur, unsere Essenz, zu öffnen. Da unsere Zeit mit der Gurdjieff-Arbeit zu Ende ging, wandten wir uns Almaas’ Lehren zu. Die Diamond-Approach-Gruppe, der wir uns anschlossen, wurde in den folgenden Jahren zu unserem spirituellen Zuhause.
Während ich mit Almaas und seiner Arbeit immer besser vertraut wurde, erfuhr ich, dass er sein Wissen über die Typologie des Enneagramms von dem chilenischen Psychiater Claudio Naranjo erworben hatte. Naranjo brachte Oscar Ichazos Lehren über die neun Punkte als Leidenschaften und Fixierungen Anfang der 1970er-Jahre in die Vereinigten Staaten. In Kalifornien und andernorts gründete er Gruppen, um verschiedene Systeme der Verwirklichung zu erforschen und mit der Enneagramm-Typologie zu arbeiten. Das Programm nannte sich SAT (Seekers after Truth, also Wahrheitssuchende), und Almaas war eines seiner Gründungsmitglieder. Während seiner Zeit in der Gruppe machte er eine Reihe von inneren Erfahrungen und gewann Erkenntnisse, die zur Entwicklung des Diamond Approach führten. Und so wie es auch bei Gurdjieffs Lehren und Ichazos Arica-Schule der Fall gewesen war, bildete das Enneagramm nur einen Teil des wesentlich umfangreicheren Komplexes von Lehrinhalten des Diamond Approach.
Als ich anfing, Treffen und Retreats des Diamond Approach zu besuchen, fiel mir auf, dass Almaas und die Schule im Allgemeinen den unverwechselbaren Stil der Lehre des Vierten Weges hatten. In diesem Sinne fühlte es sich so an, als sei es sehr im Einklang mit dem, was ich bereits zuvor studiert und was mein Herz am stärksten geweckt hatte. Gleichzeitig unterschieden sich einige Praktiken jedoch deutlich von dem, was wir in der Gurdjieff-Arbeit gemacht hatten. Im Zentrum dieser Praktiken stand die Orientierung der Inquiry, die für mich eine Herangehensweise des Vierten Weges war, mit dem Ziel, die volle Intelligenz der Zentren in jegliche Phänomene einzubringen, die in unserem Bewusstsein auftauchten. Sie beinhaltet geerdete Präsenz, Offenherzigkeit und die Bereitschaft, mit einem offenen und rezeptiven Geist Erfahrungen zu machen. Wir lernen, unsere Erfahrungen nicht abzulehnen, und wenn wir die Fülle der Präsenz in alles einbringen können, was in unserem Inneren auftaucht, dann wird das Bewusstsein selbst oder die Gnade, wenn man so will, diese Erfahrung in etwas Tiefgreifenderes und Hilfreicheres umwandeln. Wie bei allen inneren Praktiken, so braucht es auch hier eine Weile, bis man ein Gespür für die Inquiry (Erkundung) bekommt. Doch ich erkannte bald und wusste zu schätzen, was Almaas entdeckt hatte: nämlich, dass das Einbringen dieses erkundenden Gewahrseins in die Persönlichkeitsmuster, so wie sie in der Typologie des Enneagramms beschrieben werden, uns rasch und auf kraftvolle Weise für neue Erfahrungen dessen öffnen konnte, was wir in Wirklichkeit sind.
Eine der tiefgreifendsten Erkenntnisse, die Almaas mit uns teilte und die er so elegant in diesem Buch beschreibt, ist, dass sich Essenz in unterschiedlichen Qualitäten zeigt – ja, man könnte sogar sagen, in unterschiedlichen Geschmäckern, Farben und Beschaffenheiten. Ein Teil der esoterischen Literatur aus den Traditionen des Sufismus und tantrischen Buddhismus, die ich erforscht hatte, streifte dieses Thema flüchtig, doch Almaas hatte die Lehre präzisiert und ihr in seiner Herangehensweise an die innere Arbeit eine zentrale Rolle zukommen zu lassen. Und vor allem hatte er die Beziehung zwischen verschiedenen psychologischen Zuständen, Abwehrmechanismen und Barrieren und dem gefühlten Verlust des unmittelbaren Erlebens spezifischer essenzieller Eigenschaften erforscht und abgebildet. Mit anderen Worten, er hatte genau die Idee weiterentwickelt, die von den Wüstenvätern untersucht worden war, doch er ging den Ursachen für diese psychologischen Muster auf den Grund. Hierbei handelte es sich um ein fundiertes Wissen über die zentrale innere Beziehung, auf der meiner Überzeugung nach die Enneagramm-Typen aufbauten. Das war eine revolutionäre Entdeckung. Ich vermute, dass spirituelle Sucher auf der ganzen Welt allmählich begreifen werden, wie hilfreich und kraftvoll diese Sichtweise auf die menschliche Natur sein kann.
Mit Enneagramm – Der Schlüssel zum Erwachen erfüllt Almaas die Erwartungen, die der Titel des Buches weckt. Er erläutert die spezifische innere Beziehung zwischen zentralen essenziellen Seelenzuständen, ihrem gefühlten Verlust in der Kindheit und den psychologischen Abwehrmechanismen und Schwierigkeiten, die bei dem Bemühen auftreten, unseren offensichtlichen Verlust an essenziellen Qualitäten zu kaschieren. Die Muster sind spezifisch und machen im Grunde genommen den Kern jeder echten Arbeit mit dem Enneagramm aus. Je mehr du dir eine regelmäßige Praxis aneignest, um Präsenz zu kultivieren, sowie die Fähigkeit, die Aktivitäten deiner inneren Welt zu beobachten, desto stärker wird dieses Buch natürlich wirken und zu einem großartigen Freund für dich auf deiner Reise werden. Ich habe das Gefühl, dass diese Lehren ein großes Geschenk für all diejenigen sind, die sich auf den Prozess des Erwachens einlassen, unabhängig von ihrem Weg oder Glauben.
1999 veröffentlichte Almaas ein Enneagrammbuch mit dem Titel Facets of Unity (deutsch: Facetten der Einheit, Kamphausen 2004). Dieses Werk ist nach wie vor der Grundlagentext für die Lehren über die heiligen Ideen – fortgeschrittenes Material zu den verschiedenen nicht-dualen Wahrnehmungen der Realität, die auftauchen, wenn der Geist von der charakteristischen Fixierung jedes Punktes befreit ist. Dies ist ein enorm wichtiges Buch für fortgeschrittene Schüler, doch Almaas erkannte, dass für viele Schüler des Enneagramms ein eher einführendes Konzept für den Gebrauch des Diamond Approach in Verbindung mit dem Enneagramm erforderlich war, und so entstand dieses Buch. Wenn du ernsthaft mit den Praktiken und Gedanken in diesem Buch arbeitest, wirst du ein tieferes Verständnis von dir selbst und den in Facetten der Einheit behandelten Themen entwickeln.
Ich bin jetzt schon seit vielen Jahren Schüler von Almaas und der Diamond-Approach-Schule. Eine Gemeinschaft aufrichtiger Sucher zu haben, mit denen ich zusammen lernen kann, hat meine Arbeit mit meinen Schülern wirklich unterstützt, und ich kann sagen, dass mich Almaas, obwohl ich schon seit Jahrzehnten von ihm lerne, immer noch regelmäßig mit verblüffenden neuen Einsichten in die menschliche Natur überrascht. Er und seine Lehrpartnerin Karen Johnson haben uns stets einen Rahmen für zutiefst lebensverändernde Lehren und Praktiken gegeben, und die Schule ist in vielerlei Hinsicht der wesentliche Faktor auf meiner eigenen spirituellen Reise gewesen. Doch bis jetzt hat Almaas einen großen Teil seiner Herangehensweise an das Enneagramm nur innerhalb der Ridhwan-Schule geteilt. Nun hältst du einen Teil seines Wissens zu diesem Thema, das im Laufe langjähriger Praxis und Erfahrung auf das Wesentliche komprimiert wurde, in Händen.
Ich habe das Gefühl, dass dieses Buch Bestandteil der unverfälschten Übertragung ist, die die Quelle der Enneagrammlehre bildet. Es hat das Flair einer echten Vierte-Weg-Lehre und fühlt sich auch so an. Und ich nehme an, dass es, wenn du es mit aufrichtigem Herzen liest und mit den Ideen arbeitest, die du darin findest, dich vielleicht in Kontakt mit jener Quelle bringen wird. Almaas, der uns auch als Hameed Ali bekannt ist, gibt diese Quelle offen auf den ersten Seiten des Buches preis. Wie ich finde, lieber Leser und liebe Leserin, ist dies eine passende Einladung für dich und eine Erinnerung daran, dass der Schockpunkt für die Menschheit, von dem Gurdjieff sprach, da ist. Mögen wir alle bekommen, was wir benötigen, um auf die innere Weisheit zu reagieren, die sich in unserem Herzen zeigen möchte. Meine große Dankbarkeit gilt A. H. Almaas für diesen wesentlichen Beitrag zur Enneagramm-Arbeit.
RUSS HUDSON
New York City, 14. Oktober 2020
Enneagramm – Der Schlüssel zum Erwachen ist ein neuer Beitrag zu der wachsenden Zahl an Erkenntnissen über das Enneagramm und seine neun Persönlichkeitstypen. Über das psychologische Verständnis, das in diesem sehr alten Modell der menschlichen Psyche enthalten ist, ist viel geschrieben worden. Das vorliegende Buch erweitert dieses Wissen dadurch, dass es denjenigen, die das Enneagramm erforschen, studieren und unterrichten, eine einzigartige Perspektive bietet. Auf den folgenden Seiten legt Almaas die mit jedem Enneatyp verbundenen spirituellen Qualitäten offen. Zu erforschen, wie diese Qualitäten die Fixierungen beeinflussen und transformieren, kann ein wirksames Instrument für das spirituelle Erwachen sein.
Dieses Buch ist ein Begleitband zu Facets of Unity (deutsch: Facetten der Einheit), einem 1999 von Almaas veröffentlichten Werk. Letzteres beschreibt die spirituelle Grundlage des Enneagramms der Persönlichkeit, indem es das Enneagramm der heiligen Ideen formuliert. Dabei handelt es sich um die neun erleuchteten Sichtweisen der Realität, die den neun Enneatypen entsprechen. Die Wurzel jedes Enneatyps ist seine Trennung vom Sein und gleichzeitig von seiner heiligen Idee. Infolgedessen entwickelt jeder Enneatyp eine auf Verblendung beruhende Sichtweise der Realität, die zu der jeweiligen Persönlichkeitsfixierung führt. Facetten der Einheit vermittelt ein genaues Verständnis davon, wie diese fundamentale Trennung passiert und welche verzerrte Sichtweise des fixierten Enneatyps daraus folgt.
Enneagramm – Der Schlüssel zum Erwachen