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Was passiert, wenn es einen zynischen Berliner Großstädter in die abgelegene Enge eines Schweizer Alpentals verschlägt? Wenn er sich mit Mitte 40, genervt vom Lärm und Dreck der Großstadt, im Glauben schon alles gesehen zu haben, für ein Jahr aufmacht in die vermeintliche Idylle des tiefen Ennethürbier Alpentales? "Ennethürbi – Ein Jahr unter Schweizern" erzählt die Geschichten dieses Großstadtmenschen, von der verunsicherten Ankunft bis zur freudig erwarteten und doch wehmütigen Abreise. Vom Versuch, neue Freunde zu finden, die doch kaum mehr als gute Bekannte bleiben. Vom Kampf mit Formularen, Aufenthaltsbewilligungen, Integrationstests und Zollbehörden. Und von einer Sprache und Kultur, auf die die sorgsam auf Hochdeutsch untertitelten Sendungen auf 3sat nicht die geringste Vorbereitung waren. 2., überarbeitete Ausgabe Erstveröffentlichung 7. November 2017
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Es gibt kein Hotel. Das Internet sagt, es gibt kein Hotel. Vielleicht hätte mich schon das meinen Entschluss überdenken lassen sollen, den kuscheligen Alltagstrott Berlins mit seinen mittlerweile allzu ausgetretenen Pfaden hinter mir zu lassen und für ein Jahr in der Schweiz zu leben.
Wenn man sich als Durchschnittsdeutscher Vorstellungen von der Schweiz macht, hat man vielleicht eine vage Vorstellung von Zürich, Kurt Felix und Paola und der Zeichentrick-Heidi aus dem Kinderfernsehen. Kein sehr aktuelles Bild also.
Das Tal, das nun meine neue Heimat werden sollte, kam darin jedenfalls nicht vor. Das kam nicht mal in Google Maps vor, bevor ich danach gesucht hatte. Ich bin sicher, dass Google an dieser Stelle einen weißen Fleck in seinen Karten hatte. Genau wie ich, bevor ich den Namen dieses Alpentals zum ersten Mal vor wenigen Stunden vernommen hatte.
Aber fangen wir von vorne an: Es gibt kein Hotel. Google sagt, es gibt kein Hotel. Also eines gibt es. Es thront weit hinten im Tal über einem Abgrund mit traumhaften Ausblicken, Wellness, kulinarischen Exzessen und Übernachtungspreisen, die für eine Nacht mein gesamtes Jahresbudget für mein Experiment Schweiz übersteigen.
Es musste also ein anderes Hotelzimmer her. Meine tausend Sachen sind eingelagert in Berlin und eine Wohnung will erst noch gefunden werden. Nach langer Suche spuckte Google doch noch Anschrift und Telefonnummer eines Hotels aus. Hotelbuchung ohne Bild und Kundenbewertungen? So müssen sich meine Eltern gefühlt haben, wenn sie weiland per Brief das Quartier für die Sommerferien an der Ostsee gebucht haben: Hauptsache Ostsee. Egal was.
Nach langem Klingeln nimmt am anderen Ende der Leitung eine Dame den Hörer ab. Sie scheint deutsch zu sprechen, aber ich bin mir nicht sicher. Deutsch mit schweizerdeutsch-skandinavischem Akzent. Außerdem spricht sie wohl noch norwegisch, aber das ist jetzt nicht hilfreich. Nach langem Hin und Her ist das Zimmer gebucht: Einzelzimmer mit Etagendusche und Frühstück zum Preis eines Berliner Viersternehotels. Nun gut. Wenigstens habe ich ein Hotel.
So sitze ich nun im Eilzug ab Zürich, rattere sanft auf sicherer Schiene in Richtung meiner neuen Heimat und auf meinem Ticket stehen Ortsnamen, die ich bisher nicht kannte. Schon weit hinter mir liegen die 60er-Jahre-Behaglichkeit der Vororte von Zürich und auch die Villensiedlungen mit unbezahlbarem Blick auf den Zürichsee. Haltepunkt für Haltepunkt werden die Besiedlung dünner, die Wiesen grüner und die Kühe zahlreicher bis der Zug schließlich auf eingleisiger Strecke, nun in jedem Dorf haltend, seinem und meinem Ziel entgegen rollt.
Die Ansage, man möge bitte aussteigen, der Zug ende hier, weckt mich jäh aus meinen Tagträumen. Die Gegend hat eine frappierende Ähnlichkeit mit der Modelleisenbahn meiner Kindertage. Das Bahnhofsgebäude ist ein exakter Nachbau meines Dorfbahnhofs! Nur ohne die Leimflecken auf dem Vorplatz. Der ist peinlich sauber und Stiefmütterchen blühen in den sorgsam gerechten Rabatten.
Allzu viele andere Menschen scheint es nicht hierher zu ziehen. Ich bin der einzige Fahrgast, der dem für diese Gegend viel zu modern erscheinenden Zug entsteigt. Anders als ich wird der sich in wenigen Minuten wieder auf den Rückweg ins ungleich lebendigere Zürich machen.
Wenige Meter vom Bahnhof finde ich das Hotel. Es war leicht zu finden. Es gibt nur eines hier unten im Tal. „Hotel Frohsinn“ prangt in geschwungenen 50er-Jahre-Lettern über dem Eingang. Die Rauputzfassade hat ihre besten Jahre schon lange hinter sich und die grau gewaschenen Gardinen hinter den Fenstern verbreiten nicht gerade den Eindruck von Behaglichkeit.
Unsicheren Schrittes nehme ich die zwei Stufen in die dunkelgrün gekachelte Eingangshalle. Dahinter gleich die nippesbeladene Schankwirtschaft voll bärtiger Gestalten, die allesamt gerade beim Almöhi-Casting durchgefallen sein müssen, mürrisch an ihren Bieren nippen und mich mit misstrauischen Blicken beäugen. Mein perfekt hochdeutsches: „Ich habe reserviert“ zieht auch noch die letzten Blicke auf mich und entlarvt mich endgültig als Außenstehenden.
Rikke, die adrette Wirtin stürmt gleich auf mich zu. Sie scheint mit ihrer quirligen und leicht überdrehten Fröhlichkeit nicht im geringsten zu ihren Gästen zu passen, deren Fokus längst wieder von mir auf ihre Biere zurückgewandert ist. Den Hotelnamen „Frohsinn“ hat Frau Wirtin offenbar komplett verinnerlicht. Sie IST Miss Frohsinn, kein Zweifel.
Mit flinken Schritten führt sie mich über die knarzende Holztreppe hinauf in den ersten Stock und öffnet die Tür zu meinem Zimmer. „Ist das nicht wunderschön?“ strahlt sie. Ist es nicht. Zwischen den braun-beigen Wänden zwängt sich ein Doppelbett mit massigen Federdecken. Häkeldeckchen auf den Nachttischen. Eine breit ausgetretene Spur weist auf dem graumelierten Teppichboden den Weg vom Eingang zu Bett und Schreibtisch. Über dem Bett röhrt ein Hirsch in Öl. Dagegen war das Schlafzimmer meiner Großeltern ein Klon aus dem IKEA-Katalog. Im Etagenbad gleich gegenüber mischen sich grüne Fliesen unharmonisch mit brauner Sanitärkeramik aus dem Quelle-Katalog von 1982 vor stumpfem Spiegelglas.
„Uiuiui, das ist ja eine Zeitreise in die 70er Jahre!“ entfährt es mir unvorsichtig. „Da müssen Sie erst mal das Bad im zweiten Stock sehen. Das ist noch Original 50er!“ erwidert sie verzückt lächelnd. Ich hatte das eigentlich nicht als Kompliment gemeint. Auf meine Frage nach drahtlosem Internet pariert sie zögerlich mit: „Wir haben Fernsehen.“
Sie wünscht mir einen angenehmen Aufenthalt, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihrem Wunsch folgen werden kann. Müde sinke ich in die durchgelegene Matratze, zappe kurz durch die sechs Kanäle des Röhrenfernsehgerätes, verfolge eine Fliege auf ihren wirren Kreisen durch den Raum, starre an die Decke. Was habe ich mir da angetan???
Ich muss fast 24 Stunden geschlafen haben. Kein Verkehrslärm, keine schreienden Nachbarn, die mich hätten wecken können. Der Hunger treibt mich in den lokalen Supermarkt. Also eigentlich ist es kein Supermarkt. Auf der Grundfläche einer Wohnküche gibt es eine Auswahl vom Schokoriegel bis zur Bullenkastrationszange als Waren des täglichen Bedarfs für die bäuerliche Bevölkerung.
Noch bevor ich meine Einkäufe beisammen habe, erlischt unvermittelt das Licht. „Viehrahbick“ ruft die mürrisch dreinblickende Kassiererin mit den hebammenrot colorierten Haaren mir von der Kasse zu. Auf meinen fragenden Blick ruft sie erneut „Viehrahbick!“ Wiederholungen ohne Kontext sind jetzt wirklich nicht hilfreich! Bin ich vielleicht der einmillionste Kunde des Ladens? Aber müsste dann nicht auch Konfetti von der Decke fallen?
Ich zücke mein Smartphone, doch auch Google ist hier wohl mit seinem Schweiz-Latein am Ende: „Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage übereinstimmenden Dokumente gefunden.“ Nicht einmal Google weiß es. Ich bin verloren!
Auf meinen fragenden Blick ruft sie nochmals „Viehrahbick“ und fuchtelt dabei energisch in Richtung des handgeschriebenen Blattes mit den Öffnungszeiten, das neben der Kasse hängt. Feierabend! Offenbar hat mich mein Onlinekurs Schweizerdeutsch nicht im geringsten auf die Begegnung mit den Eingeborenen dieses abgelegenen Tales vorbereitet.
Als Großstadtmensch wäre ich auch niemals auf die Idee gekommen, dass ein Supermarkt um kurz vor 18 Uhr schon seine Pforten schließen könnte. Es ist fünf vor sechs! Zuhause hatte ich meine Einkäufe stets zwischen 22 Uhr und Mitternacht gemacht. Stets im sicheren Wissen, auch in den frühen Morgenstunden noch einen Späti zu finden, der meine dringendsten Einkaufsbedürfnisse erfüllen würde.
Mit halb gefülltem Einkaufskorb eile ich zur Kasse, wühle im mir noch unbekannten Münzgeld und packe hektisch meine sieben Sachen in meinen Rucksack. Dann: Zack! Sie hat etwas gesagt. Wieder nur ein Wort. Wieder kein Kontext. Hat sie mir einen schönen Abend gewünscht? Ihr genervter Gesichtsausdruck spricht dagegen. Ich lächle freundlich und hoffe, dass es keine Frage gewesen ist, und gehe zügig von dannen während sie mir hilflos mit einer Rolle Rabattmarken hinterherwinkt.
Ich weiß jetzt, wie sich jemand fühlen muss, der unvorbereitet und ohne Sprachkenntnisse im ländlichen China ausgesetzt wurde.
Jeden Tag wurden die Ermahnungen meiner Wirtin dringlicher: Ich müsse mich doch jetzt endlich offiziell anmelden, damit alles seine Richtigkeit habe. Richtigkeit ist wichtig hier im Tal. Und in der Tat hatte ich den Gedanken, dass die erfolgreiche Durchführung meines Schweiz-Abenteuers noch von der Zustimmung der Behörden abhängig war, komplett verdrängt. Behördengänge waren mir von jeher ein Ärgernis, das ich nur zu gerne bis zum allerletzten Termin aufschob. Und die Notwendigkeit, eine Aufenthaltsgenehmigung einzuholen, war mir als EU-Bürger gänzlich fremd.
Im Einwohneramt grüßte man mich freundlich und fragte, ob ich Neuzuzügler wäre oder eine Mutation melden wollte. Da ich mich im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte zu sein wähnte und auch keinerlei Anzeichen von alienartigen Mutationen an mir festzustellen vermochte, entschied ich mich verständnislosen Blickes für ersteres.
Für die zu erwartende Wartezeit hatte ich mich mit reichlich Lektüre eingedeckt. Meine letzten Behördengänge in Berlin hatten noch mehrere Tage angedauert. Nicht weil man sich so intensiv um mich bemüht hätte, sondern weil die Wartenden auf die Minute pünktlich bei Erreichen des Feierabends unverrichteter Dinge nach Hause geschickt und für den nächsten Tag wieder einbestellt wurden.
Und so erwartete ich auch jetzt, dass mir eine mindestens dreistellige Wartenummer zugeteilt werden würde und ich mich mit einem Berg von Illustrierten mit dem neuesten Klatsch und Tratsch über die mir gänzlich unbekannte Schweizer Prominenz ins Wartezimmer zurückziehen würde.
Doch die Investigativreportage über Paris Hiltons neues Leben als Hausfrau am Zürichsee würde warten müssen, denn ein Wartezimmer gab es nicht und andere Wartende offenbar auch nicht. Von der in der hiesigen Öffentlichkeit heiß diskutierten Masseneinwanderungswelle war zumindest das beschauliche Ennethürbi bislang komplett verschont worden.
Meine Dokumente hatte ich zwanghaft zusammengestellt und den Beamten mit einem komplett vorausgefüllten Formular verblüfft. Meine Odysseen durch Berlins Bürgerämter hatten mich gelehrt, ja nie ein Dokument zu vergessen, weil jedes fehlende Zettelchen unweigerlich einen erneuten Ämtergang und mindestens einen weiteren Urlaubstag erfordern würde. Ich war auf alles vorbereitet, nur nicht auf die beiläufige Frage: „Wie gefällt es Ihnen denn bei uns?“
Versteinert stand ich vor dem Schalter. Noch niemals hatte einer der immerwährend knurrigen und geschäftigen Berliner Beamten mir eine solche Frage gestellt. Und auch kein Wort mit mir gewechselt, das nicht unbedingt für die Erledigung des Behördenganges erforderlich gewesen wäre.
Und nun unvermittelt: „Wie gefällt es Ihnen denn bei uns?“ Sollte das wirklich reine Konversation sein? „Testfragen!“, schoss es mir durch den Kopf. Das können nur Testfragen sein! Eine falsche Antwort würde meinen Aufenthalt hier schon nach wenigen Tagen beenden, mir den ersehnten Stempel des Bürgeramtes verwehren.
„Die Natur ist ganz wunderbar.“, erwiderte ich mit gequältem Lächeln, Wort für Wort mit Bedacht setzend. Und meine Antwort schien zufrieden zu stellen, denn weder wurde mein Antragsformular zerrissen noch das emsige Tippen am Computer eingestellt. Das Streber-Gen in mir verleitete mich zu einem unbedachten: „Ich habe schon ein paar schöne Wanderungen unternommen.“ Dieses zwanghafte Besser-sein-wollen hatte mich schon häufiger in die Bredouille gebracht.
Doch auch diese Antwort schien zu gefallen und wurde prompt mit einem freudigen Lächeln quittiert. „Wie kommen Sie denn mit dem Schweizerdeutsch zurecht?“, erwischte mich dann dennoch etwas unvorbereitet. Ich hätte vom „Viehrabick“-Fiasko im lokalen Supermarkt erzählen können. Oder vom Versuch, mich beim Kauf meiner Fahrkarte … Entschuldigung ... meines Billets am Bahnhof in Zürich mit Händen und Füßen zu verständigen, bei dem mein Versuch, das Wort BahnCard mit Gesten zu beschreiben, ganz gründlich in die Hose ging und ich letzten Endes lieber freiwillig den vollen Ticketpreis zahlte. Fahrkartenautomaten haben doch etwas für sich.
Doch ich war nun schon so weit gekommen und wollte kein unnötiges Risiko mehr eingehen und mich als möglicherweise integrationsunfähiger Ausländer outen. Also entschied ich mich für ein diplomatisches: „Das wird schon.“, was wiederum mit einem verständnisvollen Lächeln quittiert wurde.
Und in der Tat waren meine Fortschritte im Schweizerdeutsch in vergangenen Tagen doch erheblich hinter meinen eigenen Erwartungen zurück geblieben. Noch immer vermochte ich nicht auf Anhieb zu sagen, ob sich zufällig vorbeilaufende Passanten auf albanisch, portugiesisch oder schweizerdeutsch unterhielten. Und meine Einkäufe hatte ich vorsichtshalber im Discounter außerhalb des Tales getätigt, wo die Verkäuferin Italienerin war und mir mein restauranterprobtes Touristenitalienisch mühelos über alle sprachlichen Klippen des täglichen Bedarfs hinweg half.
Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht bemüht hätte. Gleich am zweiten Abend fuhr ich nach Luzern, um den ultimativen Express-Integrationskurs über mich ergehen zu lassen: Einen Schweizer Brauchtumsabend mit Musik und Käsefondue. Die Musikanten mühten sich wirklich redlich: Von der singenden Säge über den Jodelchor bis hin zum Alphornquartett wurde alles aufgeboten, was im Musikantenstadl Rang und Namen hat.
Doch die unterhaltsamen Konversationen mit den anwesenden Gästen aus New South Wales, Massachusetts und Zentralchina brachten mich sprachlich nicht wirklich weiter. Und der Abend endete - ich erinnere mich nur dunkel – als ich unter Einfluss des reichlich ausgeschenkten Selbstgebrannten mit zwei Chinesinnen zur Akkordeonmusik schunkelte während die anderen Gäste im Kuhkostüm von der Bühne torkelten.
Meine Kenntnisse des Schweizerdeutschen waren also noch … ausbaufähig. Aber davon ließ ich den emsigen Beamten lieber nichts wissen. Mein Lohn war der druckfrische Ausländerausweis, der mich zum ersten Mal in meinem Leben zum Migranten werden ließ und meinen norddeutschen Migrationshintergrund nun amtlich dokumentierte.
Nach ein paar Wochen Schweiz türmen sich in meinem Zimmer die Tüten mit recyclebarem Müll. Als umweltschuldbewusster Großstädter habe ich mein Gewissen schon zu Berliner Zeiten mit penibler Mülltrennung erleichtert: schwarze, blaue, grüne und gelbe Tonne, direkt hinter dem Haus, einfacher ging es nicht. Hier in Ennethürbi hat man sich für ein anderes System entschieden.
Die 18-seitige Umweltbroschüre wies mich ein in die richtige Sortierung und die Standorte der Rückgabestationen für die hier zu trennenden 27 Sorten Müll. Siebenundzwanzig! Es überraschte mich, dass auf 18 Seiten Müllguide atomarer Restmüll mit keinem Wort erwähnt wurde.
Die alte Scheune, die als Recyclingcenter dient, liegt direkt an der Ortsgrenze. Überwacht wird sie von einem schlecht gelaunten Rumpelstilzchen, das entgegen der örtlichen Sitte nicht zurückgrüezit und fortwährend laut fluchend von Recycling-Box zu Recycling-Box rennt. Heute trenn' ich, morgen verbrenn' ich und übermorgen schmelz' ich Altglas ein geschwind…
Ich bin nicht sicher, welche Sprache er spricht, nach deutsch klingt es nicht. Und vielleicht ist ja auch gar kein Aufseher, sondern nur ein renitenter Rentner auf Schlaganfall-Reha mit einem Übermaß an Tagesfreizeit. Das Aufseher-Gen steckt in jedem hier im Tal.
Ich suche die am weitesten von ihm entfernte Box und beginne mit dem Recycling… Entschuldigung … dem Rezyklieren, wie man hier sagt. Bei Papier und Pappe wähne ich mich auf der sicheren Seite, zu Unrecht, wie mir das Rumpelstilzchen mit unverständlichem Gebrabbel und wild-wütender Gestik zu verstehen gibt.