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DAS Fachbuch zur eigenen Samenproduktion: Dieses einmalige Grundlagenwerk enthält weiterführende Informationen über die Vererbung, zeigt die richtige Selektion von männlichen und weiblichen Pflanzen, vermittelt neueste Erkenntnisse der Pflanzenzucht, zeigt Herkunft und Geschichte der ersten Landrassen auf und gibt Einblicke in die Wirkungsweise der pflanzeneigenen Hormone. Dieses Buch ist mit keinem der heute auf dem Markt erhältlichen Werke vergleichbar: Es geht ausschliesslich um Hanf und seine genetischen Grundlagen sowie um Themenbereiche, die alle ausnahmslos mit der Zucht zu tun haben. Mit Tipps und Tricks, zahlreichen Grafiken, Makroaufnahmen und hochwertigen Farbfotos.
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Seitenzahl: 385
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Enzyklopädie der Cannabiszucht
Mike/MoD
Enzyklopädie der Cannabiszucht
Fachbuch der Hanfgenetik
Verlegt durch:
NACHTSCHATTEN VERLAG AG
Kronengasse 11
CH-4502 Solothurn
Tel: 0041 32 621 89 49
Fax: 0041 32 621 89 47
www.nachtschatten.ch
© 2013 by Mike/MoD
© 2013 by Nachtschatten Verlag AG für die deutsche Ausgabe
© Fotos, sofern nicht anders vermerkt, aus dem Archiv des Autors
(Siehe auch Quellenverzeichnis auf Seite 384)
Infografiken
Alexander Heinrich, Constantin Mawrodiew, © beim Autor Übrige Grafiken, sofern nicht anders vermerkt, aus Wikimedia Commons
Umschlaggestaltung und Layout
Constantin Mawrodiew, feinkost Designnetzwerk, Berlin
Lektorat
Nina Seiler, Zürich
Korrektur
Katharina Rohrbeck, Wien
E-Book
Schwabe AG, www.schwabe.ch
ISBN eBook (ePUB) 978-3-03788-330-3
Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronischer digitaler Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlages erlaubt.
1.1 Von Panama Red bis Oaxacan Gold – die legendären Sativa-Landrassen
1.2 Herkunft und Geschichte der Indica-Landrassen
1.3 All about Afghani – eine Hommage an afghanische Genetiken
1.4 Schweizer Genetiken – die Schätze der Eidgenossen
2.1 Samen: Die Grundlagen
2.2 Die Bestäubung von weiblichen Pflanzen und die Samenherstellung
3.1 Evolution – die Grundlagen der Entwicklung
3.2 Grundlagen der Vererbung
3.3 Die drei mendelschen Regeln
4.1 Grundlagen der Selektion
4.2 Selektion von Hanfpflanzen
4.3 Selektion von Outdoor-Pflanzen
5.1 Grundlagen zur DNA
5.2 Zellteilung: Mitose
5.3 Zellteilung: Meiose
5.4 Rekombination durch Crossing-over
5.5 Stammbaumanalyse und Chromosomentheorie in der Vererbung
6.1 Replikation der DNA, Transkription und Translation
6.2 Mutationen: Die Grundlagen
6.3 Spontane Mutationen und ihre Ursachen
6.4 Mutagene und ihre Auswirkungen
6.5 Reparatursysteme der Hanfpflanze
7.1. Phytohormone: Die Grundlagen
7.2 Auxin, Cytokinine, Abscisinsäure und Jasmonate
7.3 Gibberelline
7.4 Salicylsäure und Ethylen
8.1 Die Grundlagen der DNA-Analyse
8.2 Die Geschlechtsfestlegung von Cannabis sativa
8.3 Feminisieren und Zwitter bei Cannabis
8.4 Die Cannabinoidsynthese und die Anwendung der Gentechnik
9.1 Tattwas – legaler Hanfanbau in der Schweiz
9.2 Alte Zeiten – ein Interview mit zwei Schweizer Ex-Breedern
9.3 Die eigene Samenbank – Erfahrungen von Alpine Seeds
Glossar
Quellenverzeichnis
Mein Name ist Mike, doch die meisten Grower kennen mich unter dem Pseudonym MoD. Als ich vor über fünfzehn Jahren aus Deutschland in die Schweiz kam, gab es in einigen Städten mehr Hanfläden als Bäckereien, und auf den Feldern der Hanfbauern standen Tausende von Pflanzen in voller Blüte. Aber jede schöne Zeit geht einmal zu Ende – die riesigen Felder, die Massen an Stecklingen und viele Hanfshops gibt es inzwischen nicht mehr. Trotzdem blieb die Hanfzucht meine Leidenschaft; ein nebenberufliches Studium der Molekularbiologie half mir, die ersten eigenen Zuchtprojekte erfolgreich zu verwirklichen. Im Jahr 2009 gründete ich schließlich zusammen mit vier erfahrenen Growern sowie einem ehemaligen Hanfbauern und Herbaria-Seeds Breeder die Schweizer Samenbank Alpine Seeds.
Es war schon immer mein Traum, die über Jahre hinweg gesammelten Erfahrungen an Grower und Hanfliebhaber weiterzugeben. Dieses Buch soll Growern wie Breedern dabei helfen, mehr über die Prozesse im Innern einer Hanfpflanze, über Zucht und Genetik und die Selektion von Hanfpflanzen zu erfahren. In den meisten Grow-Büchern geht es um Themen wie das richtige Licht, den passenden Dünger und um die optimalen Grow-Bedingungen; das Thema Pflanzenzucht wird hingegen ausgespart oder nur sehr kurz angeschnitten. Ich wollte nicht einfach ein weiteres Buch dieser Art veröffentlichen; es ging mir um ein Thema, das heute noch nicht sehr viel Beachtung findet, im Umgang mit Hanf aber dennoch sehr wichtig ist: die Zucht, die Selektion und Weiterentwicklung von Hanfpflanzen. Denn ich glaube, dass viele Homegrower und Selbstversorger bereit sind, den nächsten Schritt zu wagen und tiefer in die Materie der Pflanzenzucht einzutauchen.
Dieses Fachbuch vermittelt Wissen, das die Arbeit an eigenen Projekten erleichtert und dabei hilft, das persönliche Zuchtziel schneller zu erreichen und einen geeigneten Arbeitsweg einzuschlagen. Ich versuche alle Aspekte der Hanfzucht detailliert und doch so einfach wie möglich zu erklären: von den Landrassen, ihrem Ursprung und ihrem Potenzial bei Kreuzungen über die mendelschen Regeln und die Selektion bis hin zur Geschlechtsfestlegung.
Außerdem erläutere ich das Feminisieren ausführlich und gehe auf die dabei entstehenden Prozesse innerhalb der Pflanze ein. Darüber hinaus behandelt dieses Buch die Zellteilung, das Kopieren der DNA, die verschiedenen Phytohormone und deren Wirkungsweise sowie die Fixierung von Eigenschaften und Merkmalen auf kommenden Generationen.
Neben wissenschaftlichen Fakten und Forschungsergebnissen spielt aber auch die persönliche Erfahrung in diesem Buch eine wichtige Rolle. Viele Freunde, einige bekannte Breeder, ehemalige Hanfbauern und langjährige Grower-Weggefährten haben ihre Ansichten und Erfahrungen zu diesem Buch beigetragen; ohne sie wäre das Buch so nicht möglich geworden.
Ich möchte an dieser Stelle auch all jenen danken, die dazu beigetragen haben, dass ich meinen Traum realisieren konnte: Stoner für die gute Zusammenarbeit und die Bilder; Flughase (in vino veritas); ElMalo für die Hilfe über all die Jahre hinweg; John; Stamina für den Support, die guten Tipps und die nette Kommunikation; Silversurfer, Mouse und den Kölner Stammtisch; Grower.ch und Simon, Klaas & Buschman, Subtone, Sour und Bliss – bis demnächst.
Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Alpine-Seeds-Kunden und Stamm-Usern für die großartige Unterstützung bedanken. Ein ganz spezielles Dankeschön auch an S.A, ohne ihre Hilfe und Geduld wäre dieses Buch nie erschienen.
Ganz besonders danke ich natürlich auch den direkt an der Entstehung und der Produktion dieses Buches Beteiligten: Roger Liggenstorfer und Barbara Blankart vom Nachtschatten Verlag für die gute Zusammenarbeit; Constantin Mawrodiew von Feinkost Design für die herausragende grafische Gestaltung, Nina Seiler für das kompetente Lektorat sowie Katharina Rohrbeck für die sorgfältige Korrektur.
Und nun wünsche ich viel Vergnügen und Erkenntnis beim Lesen!
Mike/MoD, im September 2013
Im ersten Kapitel des Buches betrachten wir die verschiedenen Cannabis-Unterarten genauer und versuchen, die Herkunft und Geschichte dieser Strains zu verstehen. Dazu gibt es eine Menge Tipps und Tricks rund um den Anbau der verschiedenen Arten.
Von Panama Red bis Molokai Frost gibt es sehr viele legendäre Landrassen, die aus unterschiedlichen Teilen der Welt stammen. Doch wo liegt der Ursprung dieser alten und sehr bekannten Sativa-Sorten, die bis heute sehr viele Liebhaber und Fans haben?
Man sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass heute auf den Feldern der Hanfbauern schon lange keine seltenen und ursprünglichen Landrassen mehr blühen. Denn auch in den ursprünglichen Herkunftsländern hat der Holland-Genpool die Vorherrschaft übernommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Hochgezüchtete Hybriden reifen schneller aus, erzielen einen besseren Ertrag und lassen mehrere Ernten pro Saison zu. Weitere Vorteile sind der niedrigere Wuchs und die kompakte Struktur der Pflanzen. Ursprüngliche Sativas aus Thailand oder Hawaii werden vier bis fünf Meter hoch und können von Polizei und Behörden leichter entdeckt werden als kleine, zwei Meter hohe Indica/Sativa-Hybriden. Darüber hinaus kann heute jeder Grower über das Internet Hanfsamen bestellen. Daher gehen viele alte Genetiken und besondere Klassiker der 70er und 80er Jahre unwiderruflich verloren und werden von schnellen Hybriden aus Holland oder Spanien verdrängt.
Schöner Thai-Bud.
Doch es gibt einige wenige Grower, Breeder und Unternehmen, die sich der Erhaltung solcher legendärer Strains verschrieben haben. World of Seeds, HortaPharm,Robert Connell Clarke, Alpine Seeds, Seedsman mit Sam the Skunkman, seine frühere Seedbank Sacred Seeds & Cultivators Choice und vor allem die vielen privaten Grower, die versuchen, Sorten wie Oaxacan Gold, Panama Red, Chocolate Thai oder Elephant Ear zu sichern und zu erhalten.
Seitenbud einer Thai-Landrasse am Blütetag 60.
Doch was ist das Spezielle an diesen alten Landrassen? Ganz einfach: Der Turn, das Aroma und der Geschmack sind wirklich etwas Besonderes. Jeder, der einmal Molokai Frost oder Columbian Gold geraucht hat, wird gemerkt haben, dass dieser Turn unvergleichbar mit den heutigen Sativa-Strains ist. Das oftmals extrem psychedelische Up-High und der fruchtig-zitronige Geschmack machen das Rauchen zu einem echten Erlebnis. Es gibt sogar einige Grower, die ausschließlich Sativa-Landrassen anbauen und nichts anderes in ihren Grow-Räumen haben wollen; sie nehmen eine sehr lange und schwierige Blütephase auf sich, um am Ende mit einer ganz besonderen Qualität belohnt zu werden. Im Folgenden geht es mir um die Geschichte und die Herkunft dieser besonderen Cannabis-Unterart.
Eine Columbian Gold im Indoor-Anbau mit sehr lockeren Blüten.
Bevor wir aber auf den Ursprung der Sativa eingehen, müssen wir erst einmal klären, was man unter Landrassen überhaupt versteht und welche Sorten man als solche bezeichnen kann. Laut Definition versteht man unter Landrassen «Pflanzen, die sich ohne systematische Züchtung des Menschen, seit Generationen und in einem bestimmten Gebiet an das hiesige Klima und die Umweltbedingungen angepasst haben». Aber ab wann zählt eine bestimmte Genetik zu den ursprünglichen und natürlichen Sorten einer Region? US-amerikanische Landrassen zum Beispiel existieren erst seit 30 bis 40 Jahren, wogegen mexikanische Genetiken ihren Ursprung auch in Mexiko haben. Bei diesem Thema gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Ich persönlich meine, dass Pflanzen, die sich seit zehn oder mehr Jahren an eine bestimmte Region gewöhnt haben, auch als Landrasse bezeichnet werden können. Voraussetzung dafür ist, dass der Mensch keinen Einfluss auf die Selektion der Pflanzen hat; die Pflanzen müssen sich unter natürlichen Bedingungen und von Generation zu Generation durch Inzucht vermehren, ohne dass der Mensch in irgendeiner Form eingreift.
Langgezogene Blüten bei einer Thai-Sativa.
Zu den Ländern, aus denen bekannte Sativa-Landrassen kommen, zählen Kolumbien, Panama, Mexiko, Nigeria, der Kongo, Indien oder Thailand. Die Blütezeit der meist reinen Sativas liegt in der Regel zwischen 90 und 120 Tagen, je nachdem, aus welchem Gebiet die Pflanze stammt. Äquatoriale Sativas sind etwas potenter und besitzen einen hohen THC- und einen eher niedrigen CBD-Gehalt. Mit zunehmender Entfernung vom Äquator steigt der CBD-Gehalt, und die THC-Konzentration in den Blüten nimmt leicht ab. Pflanzen aus Thailand, Afrika oder Hawaii sind zudem etwas heikel und neigen in einigen Fällen schnell zur Zwitterbildung. Das hat einerseits mit den extremen Wetterbedingungen in den entsprechenden Anbauländern zu tun, andererseits sind sie sehr empfindlich auf schnelle Änderungen der Photoperiode.
Will man reine Sativa-Landrassen erfolgreich unter künstlichen Bedingungen anbauen, so sollte man einige Punkte beachten: Sorten, die nicht unter künstlichem Licht selektiert wurden, werden auch nicht immer einen überzeugenden Ertrag und eine gute Performance liefern. Wilde Landrassen haben nur sehr wenig Potenzial für einen reinen Indoor-Grow. Die Bedingungen, an welche die Pflanzen in ihren Ursprungsländern gewöhnt sind, kann man keinesfalls mit denen des Indoor-Bereichs vergleichen. Vor allem die kürzere Wachstumsphase macht einen recht großen Unterschied aus.
Überraschend dichte Blütenstände bei einer Brasil-Landrasse.
Ich lese auch oft von Growern, die sich von ihrem reinen Landrassen-Grow mehr erhofft haben und mit der Leistung der Pflanzen nicht ganz zufrieden sind. Man darf selektierte Landrassen nicht mit F1-Hybriden vergleichen. Hybriden besitzen in ihrer ersten Generation ein sehr vitales und kräftiges Wachstum, bringen einen hohen Ertrag und in der Regel eine bessere Leistung als beide Elternpflanzen für sich allein.
Man nennt diese Leistungssteigerung in bestimmten Generationen auch Heterosis- oder Bastard-Effekt. Das heisst aber nicht, dass F1-Hybriden einen besonders guten Genpool haben, im Gegenteil. Oft überdeckt der Heterosis-Effekt ungünstige Eigenschaften der Pflanzen – für einen Breeder denkbar ungeeignet, da bei neuen Kreuzungen auch die schlechten Eigenschaften mit vererbt werden, obwohl man diese negativen Merkmale in der F1-Generation gar nicht gesehen hat.
Die gleiche Brasil-Landrasse wie oben zu Beginn der Blüte.
Sativas haben im Gegensatz zu Indicas einen deutlich höheren Stickstoffbedarf, was auf die längere Vegetationsphase und ein entsprechend schnelleres Wachstum zurückzuführen ist. Bis in die vierte oder fünfte Blütewoche hinein können reine Sativas an Höhe dazugewinnen, erst dann beginnt die eigentliche Bildung der Blüten. Das schnelle Wachstum kann man durch die Wahl kleinerer Töpfe etwas bremsen. Haben die Wurzeln viel Platz, kann das zusätzlich die Blütezeit verlängern, ja sogar die Lockerheit bzw. die Bildung von sehr luftigen Buds forcieren. Ich empfehle, bei einem reinen Sativa-Grow eher kleinere Töpfe zu verwenden. Optimal sind 6,5–8 Liter Topfvolumen. Auf diese Weise kann man die Nodienabstände verkürzen, damit die Pflanzen etwas dichtere Buds produzieren und ihr Erscheinungsbild etwas kompakter wird. Man muss wissen, dass die meisten Landrassen in ihren Heimatländern sehr oft auf steinigen und nährstoffarmen Böden wachsen; auch der pH-Wert liegt mit 7–8 deutlich über dem Optimum.
Die Temperatur sollte man ebenfalls im Auge behalten. Bei über 30 Grad wird das Wachstum nochmals angeregt und der Stoffwechsel beschleunigt; man kennt dieses Phänomen auch von vielen Haze-Kreuzungen, die darauf ähnlich schnell reagieren und völlig überraschend mit der Ausbildung neuer und frischer Triebe beginnen, obwohl die Pflanzen schon viele Blüten gebildet haben und sich mitten in der Blütephase befinden.
Eine weitere Brasil-Pflanze in der Mitte der Blütezeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Nährstoffdosierung. Die richtige Menge Dünger zu finden ist bei Sativa-Pflanzen nicht immer einfach. Aufgrund ihrer langen Wachstumsphase benötigen sie über einen längeren Zeitraum mehr und häufiger Stickstoff. Allerdings kann es bei zu viel Wachstumsdünger auch schnell zu extrem großen Nodienabständen kommen. Das Längenwachstum beschleunigt sich, und die Blütenproduktion zieht sich in die Länge. Auch die Reife wird sich unkontrollierbar hinauszögern. Auf Blütedünger, sprich mehr Kalium und Phosphor, sollte man erst umstellen, wenn die Griffelproduktion richtig in Gang gekommen ist. Bis dahin würde ich weiter mit einem Dünger für die Wachstumsphase arbeiten. Achtet man ein wenig auf diese Punkte, steht einem interessanten Sativa-Grow nichts mehr im Weg.
In den 70er Jahren kam sehr viel schlechtes Gras von Mexiko in die USA. Erst in den 80er Jahren stieg die Qualität um ein Vielfaches an. Sativas oder Mostly Sativas mit Namen wie Acapulco Gold, Oaxacan oder Chiapas überfluteten den amerikanischen Markt. Doch mit der Zeit machten sich immer mehr indische Gene im Cannabis bemerkbar. Der Turn wurde immer drückender und lieferte schon lange nicht mehr das altbekannte Up-High der ursprünglichen mexikanischen Sativa-Landrassen.
Mexikanisches Gras kann man grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen. Sorten wie Oaxacan, Lima Gold oder Lemon Gold hatten ein fast hellgrünes Aussehen, der Turn war meist trippig und sehr stark. Aroma und Geschmack waren dagegen eher fruchtig-süßlich. Die Buds wurden oft zu großen Bällen zusammengepresst und in dieser Form in den Handel gebracht. Der zweite Typ Gras war ein braunes, krautiges Weed, das meist aus dem Süden Mexikos kam. Der Turn war drückend und narkotisch, das Aroma intensiv-scharf und sehr würzig.
Beginnende Blüte bei einer Pakistani-Landrasse.
Ursprüngliche mexikanische Sorten wachsen sehr hoch,bilden allerdings nur kleine Seitentriebe aus. Die Blütenstände sind sehr lang und haben ein hohes Blatt-Calyx-Verhältnis. Auffällig ist, dass bei mexikanischen Sorten die Marmorierung der Samen fast völlig fehlt. Doch in den letzten Jahren hat eine unaufhaltbare Hybridisierung eingesetzt. Ursprüngliche Sorten findet man heute so gut wie nicht mehr; ungefähr 95 Prozent des mexikanischen Cannabis stammt aus amerikanischem Saatgut und wird von Kartellen und großen Familien kommerziell angebaut. Die legendären Sativa-Landrassen sind seit langem ausgestorben und wurden von stärkeren Hybriden verdrängt.
Sehr auffällige Wuchs- und Blattform bei dieser Pakistani-Indica.
Für viele Grower ist es das Ursprungsland von Cannabis. Doch Jamaika besaß keinen natürlichen Hanf. Erst durch den regen Handel im 17. Jahrhundert kamen Samen aus Indien, Thailand, Mexiko und Kolumbien nach Jamaika und wilderten dort über viele Generationen aus. Das Spezielle am jamaikanischen Klima sind die drei Erntezeiten während eines Jahres. Es gibt eine kurze Blütezeit von knapp 50 Tagen, gefolgt von einer längeren Periode von 90–120 Tagen, die wiederum von einer kurzen 50-tägigen Blütezeit abgelöst wird.
Sativas aus Jamaika sehen den mexikanischen Sorten sehr ähnlich, wachsen aber etwas höher und filigraner. Die Blütenstände sind sehr groß, und auch die kleinen Seitentriebe tragen dicke, nicht sonderlich kompakte Blütenstände. Der Turn wirkt sich besonders klar auf Körper und Geist aus und kann als ein sehr helles, euphorisches Up-High beschrieben werden.
Aroma und Geruch sind meist süßlich/fruchtig, aber dennoch sehr mild beim Rauchen. Jamaikanische Sorten sind hitze- und schädlingsresistent und brauchen nur wenig Dünger, um ihre volle Leistung zu bringen. Zu den bekanntesten Sorten zählen Lambs Bread oder Kali Herb. Jamaika gehört heute zu den wenigen Ländern, in denen noch ursprüngliche Sorten angebaut werden. Es gibt zwar auch viele handelsübliche Sorten, doch die Hanfbauern aus Jamaika wissen um die speziellen Merkmale und Eigenschaften der alten Landrassen.
Wie ich oben schon kurz erwähnt habe, gab es in den USA bis vor 30 oder 40 Jahren keine natürlichen Cannabissorten. Es sind mexikanische, südafrikanische und indische Genetiken, die sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg an das Klima und die Bedingungen der verschiedenen Regionen angepasst haben. Die wohl bekanntesten Landrassen sind Yumbolt, Big Sure Holy oder Mendocino Madness. Meist ist das Aroma etwas krautig oder erdig, dafür besitzen die Landrassen aber enorm viel Harz und eine hohe Potenz. Einige Genetiken oder verschiedene Kreuzungen aus ursprünglichen Strains bekommt man heute noch bei kanadischen oder amerikanischen Züchtern, doch man sollte nicht gleich alles glauben, was man in den Sortenbeschreibungen lesen kann. Etwas Skepsis ist hier angebracht.
Aus dieser äquatorialen Region kommen die besten und potentesten Sativas überhaupt. Die kräftigen, hoch wachsenden Pflanzen bilden viele Verästelungen und wirken in ihrem äußeren Erscheinungsbild sehr buschig. Die Blätter sind grob gezackt und bestehen meist aus 9–11 Blattfingern. Thai-Sorten beginnen sehr spät mit der Blüte und reifen entsprechend langsam aus. Das Wachstum der Pflanzen kann sich schon mal bis in die fünfte oder siebte Blütewoche hinziehen. Die Blütenstände werden sehr groß, können aber zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich ausreifen. Genetiken aus Thailand sind im Aroma und im Geschmack besonders süß bis leicht zitronig. Die Wirkung bezeichnen viele Grower und Raucher als extrem psychoaktiv und anregend.
Seitentrieb einer Thailand-Sativa.
Ein kleiner Nachteil dieser Pflanzen ist der leichte Hang zur Zwitterbildung, was eine genaue Selektion unumgänglich macht. Bekannte Genetiken aus Südostasien sind Chocolate Thai, Vietnam Tourist, Laos oder auch Vietnamese. Diese Old-School-Sorten bekommt man ohne Glück und viel Vitamin B so gut wie nicht mehr in Europa zu kaufen.Meist verstecken sich hinter den gleichnamigen angebotenen Sorten einfach Nachzüchtungen oder Thai-Kreuzungen, die nur sehr wenig bis gar nichts mit den ursprünglichen Grundsorten gemeinsam haben. Man kann heute nicht davon ausgehen, dass diese natürlichen, oft jahrzehntealten Landrassen noch im Grundstock verschiedener Samenbanken vorhanden sind. Man sollte Sortenbeschreibungen immer mit etwas Skepsis betrachten und sich Informationen aus verschiedenen Quellen holen. Auch eine Mail an den Breeder kann hilfreich sein und Unklarheiten beseitigen.
Dieselbe Blüte in einer Nahaufnahme.
Auch Kolumbien verfügt über hochpotentes Marihuana, das überwiegend in den Küstenregionen und in der Nähe von Panama seinen Ursprung hat. Noch heute wird in den schlecht zugänglichen Gebirgsregionen viel Cannabis angebaut. Die Pflanzen zeichnen sich durch ein starkes und anregendes Up-High aus, der Gehalt an CBD ist in den Blütenständen aber sehr gering. Die stark verzweigten Pflanzen entwickeln nur kurze Nodienabstände und wirken dadurch etwas buschiger und gedrungener.
Ein weiterer Phänotyp bei der Columbian Gold.
Kolumbianische Landrassen wechseln sehr langsam in die Blütezeit und reifen, ähnlich wie thailändische Sativas, entsprechend spät aus. Strains wie Columbian Gold, Columbian Red oder Panama Red bekommt man heute nur noch ganz selten oder gar nicht. Es gibt zwar auch einige Reseller oder Samenbanken, die gleichnamige Sorten im Angebot haben, aber auch hier kann man nicht genau sagen, wie original die Genetik heute noch ist.
Typische Sativa-Blüten.
In Hawaii ist der traditionelle Cannabisanbau schon seit vielen Jahrzehnten fest verankert. Große Familien züchten in weiträumigen Gärten ihre eigenen Sorten. Strains wie Molokai Frost, Maui Waui oder Molokai Lepper Blood sind auf diese Weise entstanden. Nehmen wir beispielsweise Maui Waui. Die Legende sagt, dass ein einheimischer Gärtner und Botaniker namens Dr. Waui in seinen Garten über Jahre hinweg eine Sorte kultivierte und stetig verbesserte. Durch den Grasschmuggel in den Süden der USA wurde dieser Strain innerhalb kürzester Zeit zu einer der beliebtesten Sativas aus Hawaii – Maui Waui war geboren.
Die heimischen Landrassen wachsen sehr hoch und verzweigt, vier bis fünf Meter sind dabei keine Seltenheit. Die Herkunft der hawaiianischen Landrassen ist heute weitgehend geklärt. Man nimmt an, dass englischer Faserhanf mit thailändischer Genetik vermischt wurde, auswilderte und sich über zwei Jahrhunderte hinweg an die klimatischen Bedingungen in der Region angepasst hat. Heute ist die Situation eine ganz andere. Die US-Regierung bekämpft den Cannabis-Anbau im Bundesstaat Hawaii. Oft werden Helikopter eingesetzt, um die Cannabis-Spots in den unzugänglichen Gebieten der Inseln auszumachen. Auch aus diesem Grund werden immer häufiger Indica-Gene aus Indien oder Holland verwendet. In den letzten Jahren hat sich zudem der Indoor-Anbau mehr als verdoppelt und nimmt tendenziell weiter zu.
Ich will nun noch ein paar bekannte Landrassen vorstellen. Die meisten Grower werden die Namen kennen, doch nur die wenigsten werden die originalen Genetiken schon einmal in ihrer Growbox herangezogen haben.
Diese mittelhoch wachsende Sativa stammt aus dem kolumbianischen Hochland und weist ein sehr buschiges, stark verzweigtes Wachstum auf. Die Blütenstände haben eine goldene, fast braune Färbung, die durch eine sehr späte Ernte entsteht. Meist sind die Pflanzen schon komplett abgestorben, wenn die Buds geerntet werden. Dabei nehmen sie die bekannte goldene Farbe an. Der Geruch ist ähnlich dem von Sandelholz, sehr mild und einzigartig beim Rauchen. Turn und Wirkung haben einen mächtigen psychedelischen Einschlag, manche vergleichen den Turn sogar mit Mushrooms oder LSD.
Phänotyp 2 der Columbian Gold gegen Ende der Blütezeit.
Diese Sativa aus Mexiko ist ähnlich der Columbian Gold, auch hier färben sich Blütenkelche und Blätter leicht rötlich, golden oder fast bräunlich. Die großen Blätter besitzen längliche, filigrane und sehr dünne Blattfinger, typisch für Sativas aus dieser Region. Die mittelfesten Blüten haben einen leicht würzigen Geruch. Beim Rauchen entfaltet sich zudem ein beeriger, sehr milder Nachgeschmack. Das Oaxacan Weed ist sehr potent und wirkt, wie so viele Sativas, stark psychoaktiv. Es verwundert darum nicht, dass es in den 70er Jahren zu einem Preis von bis zu 20 Dollar pro Gramm gehandelt wurde.
Diese Genetik ist bekannt für ihr würzig-erdiges, fast haschiges Aroma, vergleichbar mit dem Geruch und dem Geschmack des Libanesen. Die Pflanzen wachsen mittelhoch und sehr buschig, dabei entwickeln sie an allen Haupt- und Seitentrieben große Blüten. Ein kleiner Nachteil ist der starke Hang zur Zwitterbildung. Die Blütephase dauert sehr lange, 12–14 Wochen sind dabei keine Seltenheit.
Neben dem besonderen Aroma ist auch der Turn der Panama Red äußerst beliebt bei Rauchern und Growern. Das Gras wirkt sehr stimmungsaufhellend und euphorisierend, ein sehr starkes High, das auch den geübtesten Raucher aus den Socken hauen kann. Ich persönlich bin nur einmal in den Geschmack der puren und originalen Panama Red gekommen und kann sagen, dass diese Sativa alle Erwartungen mehr als erfüllte. Die heute als «Panama Red» angebotenen Samen haben jedoch in den meisten Fällen nichts mit der ursprünglichen Genetik der 60er und 70er Jahre zu tun.
Getrocknete Panama-Red-Blüte, made in Switzerland.
Der Name wurde von der auffälligen Farbe der Blüten abgeleitet, denn auch bei dieser mexikanischen Sativa aus der Region Acapulco nehmen die Buds eine goldene bis braune Färbung an. Dieser leichte gelblich-braune Farbton entsteht durch eine spezielle Erntetechnik, bei der die Wasser- und Nährstoffaufnahme ein bis zwei Wochen vor der Ernte gekappt wird. Meist werden Triebe oder sogar der ganze Stamm mit einer Drahtschlinge umwickelt und so weit zugedreht, bis die Wasserzufuhr zum Stillstand kommt. Die Pflanzen wachsen sehr hoch, bilden aber nur wenige große Seitentriebe aus. Die Blütenstruktur reicht von sehr luftigen bis zu mittelfesten Buds. Wirkung und Turn gehen in die Richtung eines starken Up-High, und auch das Aroma ist mit seiner zitronig-würzigen Note sehr interessant und äußerst mild im Rauch.
Roter Berg-Phänotyp der Nepali (von Blue Hemp).
Die zweite Cannabis-Unterart, die ich nun vorstelle, hat mindestens genauso viele Liebhaber und Fans wie die Sativa-Landrassen.
Doch anders als bei reinen Sativas, deren Herkunft je nach Region unterschiedlich sein kann, gibt es bei den Indica-Landrassen die Vermutung, dass alle Sorten dieser Unterart von einer alten Urform abstammen. Diese Grundgenetik ist das erste Mal im zweiten Jahrtausend v. Chr. in Indien aufgetaucht und verbreitete sich von dort aus schnell nach Ägypten, Persien und Asien. Heute findet man reine und ursprüngliche Indica-Landrassen in den Gebirgen, den Hochebenen und Tälern Nepals, in Marokkos, im Libanon, in Afghanistan und Pakistan, ja sogar in Russland, Burma und in China wurden schon wilde, kurzblühende Landrassen gesichtet. Vergleicht man diese untereinander, dann stößt man sehr schnell auf viele ähnliche Eigenschaften. Aus diesem Grund nimmt man an, dass alle bekannten Indica-Sorten in gewisser Weise miteinander verwandt sind.
Die typischen Merkmale dieser Genetiken sind eine kurze bis mittelhohe Wuchsform, starke Verzweigung, eine sehr schnelle Blüte und vor allem der überdurchschnittliche Harzbesatz auf Blüten und den angrenzenden Blättern. Durch die extremen Wetterbedingungen in den Anbauländern sind die Pflanzen im Laufe der Jahre anpassungsfähiger und stabiler geworden. Sie akklimatisieren sich schneller als Sativas, die auf Veränderungen im Lichtzyklus oder auf schwankende Umweltbedingungen sehr stark reagieren, teilweise sogar mit der Ausbildung von beiden Geschlechtern auf einer Pflanze. Diesen Vorteil der Indicas machen sich natürlich auch Züchter und Breeder zunutze. Lang blühende Sativas werden mit schnell reifenden Indicas gekreuzt. Man erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit einen sehr starken Hybriden, der vom High und vom Aroma her einer Sativa gleicht, während der hohe Harzbesatz, der Ertrag und die schnellere Reife vom Indica-Elternteil abstammen.
Typisch Indica: Deep-Chunk-Pflanzen in der Wachstumsphase.
Aber warum übertragen reine Indicas oft die besten Eigenschaften auf die nächste Generation? Der Grund liegt in der Ausprägung ihrer Gene. Positive Merkmale wie Harzbesatz, frühe Reife oder ein hoher Ertrag verhalten sich oftmals dominant und setzen sich auch in den verschiedenen Kreuzungen durch. Bei Indica-Landrassen scheint dieser Effekt etwas stärker zu sein als bei Sativa-Landrassen, die sich sehr oft schon in der ersten Generation aufspalten und verschiedene Phänotypen ausbilden. Dazu kommt der bereits erwähnte Bastard- oder Heterosis-Effekt. Dieser ist umso stärker, je weiter der Genpool der Eltern auseinanderliegt, und das ist bei Indica/Sativa-Hybriden natürlich der Fall. Auch eine gewisse Homogenität im gesamten Eltern-Genpool verstärkt diesen Effekt deutlich.
Die Düngetoleranz bei Indicas liegt meist sehr hoch. Es gibt aber auch Strains wie die Lebanese, die mit wenigen Nährstoffen auskommen können. Wer indoor reine Indicas growt, sollte eine minimale Wachstumsphase von 2–4 Wochen einplanen. Die Streckung ist bei weitem nicht so stark wie bei reinen Sativas, die oftmals bis in die vierte oder fünfte Blütewoche hinein wachsen. Indicas gehen schnell in Blüte. Dementsprechend früh beginnt die Streckung der Pflanzen, sie dauert aber in der Regel nur 10–14 Tage an. Danach stecken die Pflanzen ihre Energie in die Produktion von Harz und Blütenmasse.
Die Lebanese von Blue Hemp Seeds.
Indoor sollten die Pflanzen nur wenig umgetopft werden, man entscheidet sich besser von Anfang an für einen etwas größeren Topf. Der Grund liegt in der kurzen Streckung. Ist diese vorbei, stoppen auch die Wurzeln ihr Wachstum. Dies passiert meist in der dritten oder vierten Blütewoche. Schon früh sollte man den Pflanzen die Möglichkeit geben, ein großes Wurzelsystem auszubilden; das kommt nämlich auch der Endhöhe, dem Ertrag und der Wuchsform zugute. Ich rate je nach Länge der Wachstumsphase zu 8- bis 12-Liter-Töpfen; damit erspart man sich in manchen Fällen auch die nachträgliche Düngung auf dem Medium Erde.
Durch die dichten Blütenstände steigt auch die Gefahr eines Schimmelbefalls in der Endblüte. Wichtig ist hierbei, die Luftfeuchtigkeit genau im Auge zu behalten und für ausreichend Luftbewegung innerhalb der Box zu sorgen. In den letzten beiden Wochen kann man die Gabe von Wasser soweit reduzieren, dass die Pflanzen die ganze Feuchtigkeit in 24 Stunden aufgebraucht haben. Eine tägliche Kontrolle des Headbuds kann natürlich auch nicht schaden, um wirklich auf Nummer sicher zu gehen.
Jede größere Samenbank bietet mittlerweile ihre eigenen Landrassen an, manche Züchter haben sich auch ganz auf diese ursprünglichen Strains spezialisiert, aber wie viel von der originalen Genetik wirklich noch enthalten ist, bleibt meist im dunkeln oder ist nicht mehr nachvollziehbar. Oftmals besteht eine angebotene Kush-Landrasse aus zwei reinen Indicas, die aus verschiedenen Teilen der Welt kommen. Jeder Grower sollte sich aber im klaren sein, dass die Landrassen, die es zu kaufen gibt, keine «wilden» Sorten sind. Breeder müssen Samen produzieren und können kaum Tausende von Seeds schmuggeln, zumal wilde und ursprüngliche Genetiken in ihrer ersten Generation bei weitem nicht das Potenzial haben, das sie nach der Selektion und Stabilisierung im In- oder Outdoorbereich besitzen.
Eine befruchtete Kush.
Landrassen sind oft durch Inzucht vermehrt oder bestehen aus Kreuzungen zweier verschiedener Grundgenetiken. Die heute erhältlichen Landrassen sind meist aus einer Handvoll Samen entstanden, sie wurden selektiert und über Generationen ans Klima angepasst. Wenn man es genau nimmt, sind Sorten, die der Mensch selektiert und vermehrt hat, keine Landrassen mehr, sondern Inzuchtlinien, die von Landrassen abstammen. Samen dieser Landrassen haben meist eine braune Färbung, auf der feine schwarze Marmorierungen zu sehen sind. Wild wachsende Pflanzen erkennt man oft an winzigen Samen, die gerade mal die Größe einer Stecknadel haben. Oft findet man dies bei wilden Sorten aus Nepal oder dem Hindukusch-Gebirge. Afghanische Strains können dagegen auch sehr große Seeds haben; die Farbe und das Muster sind aber in der Regel identisch oder zumindest sehr ähnlich.
Eine der bekanntesten Regionen, die als Ursprungsland verschiedener kommerzieller Strains gilt, ist Afghanistan. Zum Beispiel Maple Leaf Indica von Sensi Seeds, ein Backcross aus einer selektierten Afghani-Landrasse. Oder auch Deep Chunk, wohl die bekannteste Inbreedline in der Growerszene weltweit.
Das Land am Hindukusch hat ein Hochgebirgsklima mit sehr kurzen und warmen Sommern, in denen kaum Niederschlag fällt. Die Winter sind kalt und dauern etwas länger als in unseren Breiten. Seit vielen Generationen betreiben Bauern und große Familien auf einer Höhe von über 2000 Metern über Meer den Cannabisanbau. Diese Tradition wird in schwer zugänglichen Gebieten trotz des Krieges nicht aufgegeben. Neben dem Mohnanbau ist gerade die Haschproduktion die zweite wichtige Einnahmequelle für Afghanistan und dessen Bevölkerung.
Eine sehr harzige Maple Leaf.
Landrassen aus dieser Region blühen sehr schnell und wachsen klein bis mittelhoch. Ihre Blüten befinden sich meist direkt am Hauptstamm, sind fest und äußerst kompakt. Der hohe CBD- und THC-Gehalt lässt den Turn drückend und einschläfernd wirken. Man kennt ja das typische Stoned einer Afghani. Geruch und Aroma kann man als haschig, vielleicht etwas süßlich/würzig beschreiben. Neben den grob gezackten und fleischigen Sonnensegeln entwickeln afghanische Sorten oft ein großes Wurzelsystem, was den Pflanzen besseren Halt auf steinigen und unebenen Böden gibt. Triebe und Stamm sind kräftig und bilden im unteren Bereich viele kurze Verzweigungen. Das gibt ihnen die typische Form eines Christbaums. Durch den großen Headbud, die kurzen Nodienabstände und durch die feste Struktur der Blüten bringen Indicas in vielen Fällen einen sehr hohen Ertrag, was sie für jeden Grower und Breeder interessant macht.
Eine wunderschöne Outdoor-Pakistani-Blüte.
Bekannte Strains aus dieser Region der Welt sind Deep Chunk, Mazar-i-Sharif oder auch die oben erwähnte Maple Leaf Indica von Sensi Seeds. In 70 Prozent aller verfügbaren Kreuzungen findet sich heute Afghani-Genetik, ob nun als direkter oder indirekter Cross.
Eine fast ausgereifte Afghani-Blüte.
Close-up einer Maple-Leaf-Indica.
Welcher Grower wünscht sich nicht, einmal nach Nepal zu reisen, um dort von den berühmt-berüchtigten Temple Balls zu kosten? Der Cannabisanbau ist in diesem Teil der Welt schon lange Tradition. Die geernteten Blüten und Pflanzen werden zwischen den Händen gerollt oder über Leinentüchern ausgeklopft, um das gute nepalesische Haschisch herzustellen. Leider kommt heutzutage nur noch selten ungestrecktes Hasch aus Nepal auf den europäischen Schwarzmarkt. Die guten Qualitäten, sprich die ersten Siebungen, findet man schon seit Jahren kaum mehr.
Sorten aus Nepal wachsen etwas höher als afghanische Strains, auch im Geruch und im Aroma gibt es kleine Unterschiede. Während das Nepal-Hasch immer einen superben Geschmack hat, macht das Rauchen von nepalesischem Gras nicht immer Spaß. Die Palette reicht von intensiv/scharf bis würzig/krautig. Dagegen sind der Turn und die Wirkung der Landrassen überraschend psychoaktiv und lange nicht so drückend wie von afghanischen oder marokkanischen Strains. Der Harzbesatz und der THC-Gehalt sind sehr hoch und werden meist dominant vererbt. Das macht diese Genetik optimal zum Breeden und Züchten. Die Pflanzen blühen früh und schnell, produzieren einen sehr guten Ertrag und eine Menge Harz, das auch auf den großen Sonnensegeln und den Trieben zu finden ist.
Mohn und Cannabis: Symbiose oder doch nur Nachbarn?
Bekannte Anbaugebiete im Königreich Nepal sind die Ganges-Ebene oder auch die Hochebenen des Himalaja. Dort ist die Tradition des Terrassenanbaus noch nicht vergessen: Jeden Sommer blühen diese Felder in einer unbeschreiblichen Pracht, auf einer Höhe von fast 2500 Metern über Meer. Das Wetter in der Region ist sehr wechselhaft – vom tropischen Monsunklima bis zum eisigen Wind an den Hängen des südlichen Himalaja-Gebirges und seiner Achttausender. Auch heute noch kann man in Nepal wilde Landrassen finden; sie wachsen an vielen Plätzen ohne jegliches Zutun des Menschen.
Ein Schweizer Outdoor-Anbau, die Shishkaberry.
Die ehemalige Sowjetunion hat nicht nur den Kreml oder das Lenin-Mausoleum zu bieten, auch einige Landrassen kommen aus diesem Teil der Welt. Neben den vielen Cannabis-ruderalis-Arten gibt es auch im Süden Russlands einige spezielle Strains, die sich weitab vom Menschen über Jahre hinweg angesiedelt und entwickelt haben.
Auch heute noch kann man in dieser abgeschiedenen Region mit etwas Glück wildwachsende Indica-Landrassen finden. Das Aroma sowjetischer Sorten ist haschig bis würzig, die Pflanzen bilden große Blätter mit schmaleren Blattfingern. Im Wachstum unterscheiden sie sich kaum von afghanischen Sorten, sie bleiben eher klein und buschig und besitzen ein niedriges Blatt/Calyx-Verhältnis. Harzbesatz und Ertrag sind mittel bis sehr hoch. Auch die Qualität des Endprodukts ist dementsprechend gut. Russland gilt bei vielen Breedern als Geheimtip, wenn es um unbekannte neue Landrassen geht.
Makro-Aufnahme eines Calyx.
Landrassen aus diesen beiden islamischen Ländern haben eine sehr große Ähnlichkeit mit den Pflanzen und Sorten aus dem Hindukusch, sprich aus Afghanistan oder Pakistan. Ein sehr niedriges Blatt/Calyx-Verhältnis ist der sichtbarste Unterschied. Die Pflanzen wachsen vielleicht ein wenig kleiner und bilden auch etwas größere untere Seitentriebe aus. Markant ist auch die rötliche oder braune Färbung der Blüten zum Ende der Reifezeit. Aroma und Geschmack sind würzig und haschig, vielleicht etwas milder und süßlicher als in den anderen Ländern.
Gerade in Marokko oder auch im Libanon werden Cannabispflanzen hauptsächlich für die Haschproduktion angebaut. Getrocknete Blüten sind oft voller Samen und werden in der Regel als weniger wertvoll angesehen. Der Haschexport ist inoffiziell die größte Einnahmequelle für Marokkos Wirtschaft und für die Bewohner der ländlichen Gegenden oft die einzige überhaupt; das Land hat den weitaus höchsten Anteil an der weltweiten Haschischproduktion. Und wer kennt sie nicht, die «Europlatte» oder den «Stanni» vom Dealer um die Ecke? Die Qualitäten können sehr stark variieren, man findet heute mehr gestrecktes als sauberes Haschisch aus dieser Region. Die bekanntesten Anbaugebiete sind das Rif-Gebirge, die Ausläufer des Atlas-Gebirges und teilweise auch die Küstenregionen mit ihrem milden Klima. Indica-Landrassen findet man aber auch stellenweise im trockenen Wüstenklima im Landesinneren oder im Süden der Region. Blue Hemp’s Lebanese ist wohl einer der bekanntesten Vertreter aus diesem Gebiet.
Frisch hergestellter Wasserhasch.
Ich konnte schon einige verschiedene Landrassen aus Marokko und dem Libanon growen, doch jedes Mal gab es eine große Anzahl an zwittrigen Pflanzen. Aus diesem Grund ist genaue Selektion über mehrere Generationen der erste Schritt, den man bei allen Landrassen machen muss.
Ein sehr imposanter Lebanese-Male im August.
Für manche ist sie ein Wunder der Natur, für andere die potenteste Indica-Inbreedline, die es heute gibt. Man findet kaum einen anderen Strain, der solche enormen Mengen an Harz produziert wie diese pure Afghani. Blüten und Blätter sind dick mit Trichomen bedeckt. Manchmal sehen die Pflanzen so aus, als wären die Buds mit Eiskristallen überzogen und gefroren.
DeepChunk wächst sehr langsam und bringt in seiner reinen Form nur wenig Ertrag. Dafür besitzen die harten und kompakten Nuggets eine überdurchschnittliche Potenz. Die Blüte verläuft sehr schnell. Indoor ist DeepChunk in 50 bis 55 Tagen voll ausgereift. Beim Outdoor-Anbau reifen die Buds Anfang bis Mitte September voll aus.
Eines der typischen Strain-Merkmale sind die riesigen Sonnensegel und die am Rand eingedrehten kleinen Blütenblätter. DeepChunk wurde in Kalifornien selektiert und von Tom Hill auf den Markt gebracht.
DeepChunk-Cross. Man kann die DeepChunk-Verwandtschaft gut erkennen.
Eine sehr schnelle Indica-Variation, die indoor zwischen 45 und 50 Tagen Blütezeit braucht, um vollständig auszureifen. Outdoor ist die Lebanese Ende August, Anfang September reif. Ihr würzig/fruchtiges Aroma und der starke Couchclock-Turn machen sie zu einer der beliebtesten Outdoor-Pflanzen in unserer Region. Ein Drittel aller Lebanese-Männchen zeigen einen AF-Effekt und fangen deutlich vor den anderen Pflanzen zu blühen an. Die Lebanese bringt auch auf nährstoffarmen Böden ihr ganzes Potenzial zum Ausdruck. Mittelfeste Blüten, reichlich Harz und ein guter Ertrag – die Outdoor-Ernte wird mit einer guten Lebanese jedes Jahr zu einem Fest.
Die Haschpflanze schlechthin ist in knappen 50 Tagen ausgereift und produziert dichte, mit Harz überzogene Blüten, die ein scharfes, leicht haschiges Aroma besitzen. Der Wuchs hält sich in Grenzen. Outdoor muss man mit einer Pflanzenhöhe von 150 cm rechnen, trotzdem bildet die Nepali viele Blüten und beschert ihrem Grower einen guten Ertrag. Es gibt zwei grobe Phänotypen, die sich leicht in der Struktur und der Blütenfarbe unterscheiden: einen Berg- und einen Tal-Phänotyp. Nepali-Sorten werden von einigen Samenbanken für günstiges Geld angeboten, eine Selektion lohnt sich darum allemal.
Weißer Tal-Phänotyp der Nepali.
Scharf und würzig im Geschmack, drückend und fast narkotisch im Turn. Das sind die groben Eigenschaften einer marokkanischen Landrasse. Die Pflanzen bilden einen großen Headbud aus, wohingegen an den Seitentrieben eher kleine, sehr feste und harzbesetzte Buds wachsen. Auch Maroc-Sorten werden mittlerweile von sehr vielen Breedern angeboten. Der einzige Nachteil der Maroc-Genetiken ist die Schimmelanfälligkeit bei einer hohen Luftfeuchte im Grow-Raum.
Sie produziert viel Harz, sie besitzt eine sehr frühe Reife und eine fast unschlagbare Potenz – sie ist heute eine der beliebtesten Genetiken. Die Rede ist natürlich von der Afghani, einer für mich ganz besonderen Genetik; deshalb stelle ich die Afghanis hier näher vor und erläutere ihre klassischen Eigenschaften.
Die meisten afghanischen Variationen kommen aus den Hochebenen und den Ausläufern des 1200 km langen Hindukusch-Gebirges, das den größten Teil des Landes ausmacht. Die im Norden Afghanistans gelegene Stadt Mazar-i-Sharif ist unter den Growern wohlbekannt. Aber auch Herat, Kundus und vor allem die südliche Region um Kandahar sind seit Jahrhunderten Anbaugebiete heimischer Sorten, die vorwiegend für die Haschproduktion genutzt werden.
Landrassen müssen nicht immer einheitlich aussehen. Die Variationen sind vielmehr bei ursprünglichen Indicas wie der Afghani zum Teil sehr hoch. Das hat einen einfachen Grund: Jedes Jahr wird die Natur die schwächsten und am wenigsten angepassten Pflanzen ganz von selbst selektieren. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Wetter. Die Outdoor-Bedingungen verändern sich jedes Jahr, und nur die am besten angepassten Pflanzen überstehen die Saison und können sich vermehren. Eine gewisse Variation ist also unumgänglich, damit eine Landrasse weiter existieren kann. Die heute angebotenen Sorten sind in der Regel selektiert oder es wurden durch verschiedene Methoden bestimmte und gewollte Merkmale fixiert. So schafft man es, homogene Pflanzen zu erhalten, ohne dass neue Gene mit eingebracht werden.
Eine DeepChunk aus einem anderen Seedbatch.
Eine andere Möglichkeit ist das Kreuzen zweier Sorten aus einer Region. Oft haben diese Pflanzen ähnliche Gene, die für ein gemeinsames Merkmal stehen können. Aus diesem Grund wird die Wahrscheinlichkeit höher sein, dass die gewollte Eigenschaft sich auch auf die nächste Generation überträgt, ohne dass Inzuchtdepressionen auftreten; diese entstehen, wenn es ab einer gewissen Generation bei zu viel Inzucht zu einer nachlassenden Vitalität kommt. Man umgeht das durch eine Rückkreuzung auf einen Elternteil; so wird die Genetik zusätzlich etwas aufgefrischt. Auf diese Weise kann man bestimmte Merkmale festhalten und auf einer Sorte verstärken. (Ein derartiger Backcross wird immer als BX abgekürzt, vom Breeder aber nur selten bis gar nicht angegeben.)
Eine DeepChunk.
Eine gängige Art, starke Afghani-Hybriden zu züchten, ist die Kreuzung mit einer möglichst reinen Sativa. Die Vielfalt von unterschiedlichen Genen führt zu schnell wachsenden und starken F1-Hybriden, die in vielen Fällen bessere Eigenschaften aufweisen als beide Elternteile. Dieser bereits erwähnte Heterosis- oder Bastard-Effekt wird nur in der ersten Generation so enorm stark sein. Alle später durch Inzucht entstandenen Folgegenerationen werden nach und nach an Qualität, Vitalität und Stabilität verlieren.
Reifende Samen bei einer Triple Afghani.
Wer schon afghanische Genetiken gegrowt hat, wird sie immer und überall erkennen und von anderen Sorten unterscheiden können. Es gibt klassische Eigenschaften, die bei einem Großteil aller Afghani-Genetiken vorkommen können, aber es gibt eben auch Sorten, die nicht ganz in dieses Schema passen. (Gemeinsame Genetik heißt noch lange nicht gleiches Aussehen – Pflanzen können sich getrennt voneinander ganz unterschiedlich entwickeln, siehe auch weiter unten.) Beschäftigen wir uns aber erst einmal mit den Eigenschaften, die man bei einem Indoor- oder Outdoor-Grow zu sehen bekommt.
Meist brauchen Indicas eine lange Wachstumsphase von mindestens zwei bis vier Wochen, um eine gewisse Größe bei der Blüteneinleitung zu erreichen. Die Streckung wird wegen der sehr kurzen Blütezeit nicht lange andauern, da die Pflanzen sich sehr schnell auf die Blütenproduktion konzentrieren müssen, um innerhalb von 50–60 Tagen voll auszureifen. Afghanische Sorten sind bekannt für ihre großen, fleischigen Blätter und ihre auffällig grob gezackten Blattfinger, die in der Mitte sehr breit und zu ihren Enden hin leicht abgerundet sind. Oftmals sind die Sonnensegel so groß wie zwei Männerhände und haben eine dunkle, fast giftgrüne Farbe.
Ein weiteres besonderes Merkmal sind die rötlichen Blattadern, die von den gleichen Anthocyan-Pigmenten bestimmt werden, die eine Rotfärbung in den Blütenständen auslösen oder auch einen anfänglichen Phosphormangel anzeigen können. Eine rötliche Färbung der Blüten oder der Blattadern ist sehr häufig bei Afghanis anzutreffen, vor allem bei etwas kälteren Temperaturen kann man diese Veränderung beobachten. Es gibt aber eine Möglichkeit, wie man zwischen genetisch bedingter Färbung und einem Mangel unterscheiden kann: Bei zu wenig Phosphor nehmen Blattstiele im vollen Umfang einen dunkelroten Farbton an. Genetische Farbwechsel, die durch kalte Temperaturen ausgelöst werden, befinden sich oft nur im unteren Bereich der Stiele. Die Oberseite bleibt weiter grün, und auch das Auge, aus dem die Blattfinger wachsen, behält in der Regel seine Grünfärbung bei.
Handgeriebener Charas-Hasch made in Switzerland.
Ein wichtiger Grund, warum Afghanis heute so beliebt sind, ist die Blütenstruktur der Pflanzen – dicke, schwere und harzreiche Buds wünscht sich doch jeder Grower in seiner Blütenbox! Die Trichome sind zwar im Vergleich zu Sativas viel kleiner, besitzen jedoch einen größeren Drüsenkopf und einen höheren THC-Gehalt. Doch für die typische Stoned-Wirkung sind auch noch viele andere Cannabinoide verantwortlich. Zu den wichtigsten und bekanntesten zählt das Cannabidiol (CBD). Der CBD-Wert in Indicas ist immer etwas höher als in Sativas, die eine stärker euphorisierende Wirkung auf den Raucher haben. Durch die kompakten Buds steigt aber auch die Schimmelgefahr am Ende der Blüte. Man sollte in dieser Phase des Grows täglich die Luftfeuchtigkeit kontrollieren und für genügend Frischluftzufuhr und Luftbewegung im Raum sorgen. Es hilft auch, wenn man täglich nur so wenig Wasser gibt, wie die Pflanze bis zum nächsten Tag verbrauchen kann.
Mostly Afghani mit Mehltau.
Gibt man in dieser letzten Lebensphase noch zusätzlichen Dünger, dann werden die Pflanzenzellen mehr Wasser aufnehmen und speichern, was wieder zu einer hohen Schimmelgefahr führt. Darum sollte man jegliche Nährstoffgabe in den letzten zwei Wochen des Grows vermeiden, man will ja schließlich auch keinen Düngergeschmack in seinem Endprodukt haben. Über viele Generationen hinweg haben Afghanis von sich aus schon eine hohe Schimmelresistenz aufgebaut, aber gegen nicht optimale Bedingungen kann auch die beste Pflanze nicht ankommen. Es ist deshalb unumgänglich, ein wenig auf die genannten Punkte zu achten, wenn man sich für reine Afghanis entscheidet.
Die Wuchsform kann bei Afghanis deutlich verschieden sein und richtet sich auch ein wenig nach dem Standort. Am häufigsten wird man die sogenannte Weihnachtsbaumform antreffen. Wie der Name schon sagt, nimmt die Pflanze hier eine Form ähnlich einem Weihnachtsbaum an – mit dem Unterschied, dass sich die unteren Triebe bei einem bis zwei Dritteln der gesamten Pflanzenhöhe treffen und nicht weiterwachsen. Einige andere afghanische Variationen bilden nur sehr wenige Seitentriebe aus, sie legen eher ein Headbud-dominiertes Wachstum an den Tag. Die kompakten Blütenstände entstehen dabei durch die nah am Stamm liegenden Blüten und die sehr kurzen Nodienabstände. Deshalb empfehle ich bei Afghani-Genetiken eine längere Wachstumsphase (Minimum zwei Wochen), damit die Pflanze so viele Nodien wie möglich ausbilden kann. Man kann dadurch einen deutlichen Ertragszuwachs erzielen.
Frischer Wasserhasch, noch leicht feucht.
Auch das Aroma der Blüten kann klassisch oder typisch Afghani sein. Es gibt natürlich kleinere Unterschiede und verschiedene Nuancen, aber man kann z.B. sehr oft das haschig-würzige Aroma und den teils süßlichen Unterton in vielen Variationen wiederfinden – für mich persönlich der beste Geschmack, den eine Pflanze bzw. das Endprodukt haben kann. Ein Faktor, den man im Zusammenhang mit dem Aroma nicht vergessen sollte, ist die Temperatur im Grow-Raum. Die chemischen Verbindungen (Terpene), die den Geruch ausmachen, verdampfen schon bei Temperaturen um 30 Grad. Einige Grower berichten auch von einer viel dumpferen, eher kopfbetonten Wirkung beim Rauchen von zu warm angebautem Cannabis. Obwohl Afghanis von Natur aus sehr hitzebeständig sind und auch über einen längeren Zeitraum mit höheren Temperaturen klarkommen, sollte man zu viel Wärme lieber vermeiden, wenn man auf ein intensives Aroma aus ist.
Ein weiterer Vorteil der Afghani-Unterart ist das starke Wurzelsystem, das jeder Pflanze an noch so steilen Hängen Halt gibt. Gerade Outdoor-Pflanzen verfügen über lange und tief reichende Wurzeln. Im Indoor-Bereich sollte man beachten, dass die Wurzeln nach der Streckung so gut wie nicht mehr weiter wachsen. Als optimaler Umtopfzeitpunkt hat sich die letzte Wachstumswoche herausgestellt, noch bevor man die Pflanzen in die Blüte schickt. Spätestens beim Outing sollten jedoch neue und größere Töpfe mit ausreichend Platz vorhanden sein. Man kann sich eine alte Gärtnerweisheit zunutze machen und so den Platzbedarf der Wurzeln besser einschätzen: Wurzeln wachsen mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der die Pflanze auch über der Erde wächst – die sichtbare Größe der Pflanze ist also auch ein Indiz für die Größe des Wurzelballens. Diese Regel trifft im Großen und Ganzen auf alle Grünpflanzen zu. Viele Leser werden auch schon bemerkt haben, dass Stecklinge mit Afghani-Genen schneller wurzeln als reine Sativas. Oft kann man Afghani-Stecklinge schon innerhalb von 7 bis 12 Tagen in die neuen Töpfe setzen; optimale Bedingungen sind dabei aber Voraussetzung.
Ultra Jax, eine alte Alpine-Seeds-Kreuzung.