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Damit dem Anfang ein Zauber innewohnt
Mit diesem Buch gelingt Ihnen der Start ins Lehramt einfach besser. Es unterstützt Sie dabei, Ihren eigenen Unterrichtsstil zu finden, das Lernen ansprechend zu gestalten und eine positive Beziehung zu Lernenden, Lehrenden und Eltern aufzubauen. Das Autorenteam macht Sie mit grundlegenden Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut und vermittelt Ihnen wertvolles Wissen rund um die Themen Sicherheit und Gesundheit. Außerschulische Aktivitäten planen, Elterngespräche vorbereiten und durchführen: Mit den Tipps und Tricks aus diesem Buch gehen Sie einfach noch strukturierter und effizienter ans Werk. Sie erfahren
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Seitenzahl: 680
Erfolgreich als Lehrkraft starten für Dummies
Diese Schummelseite fasst zusammen, wie einige der kniffligen Aufgaben eines Lehrers im ersten Jahr gelöst werden können. Unter anderem geht es dabei um die Planung für einen Vertretungslehrer, den Schlüssel für eine erfolgreiche Unterrichtsbeobachtung, was man in der ersten Schulwoche erledigen sollte und wie man mit kleineren Verhaltensproblemen umgeht.
Lassen Sie Ihren Vertretungslehrer nicht im Stich! Geben Sie ihm mehr als nur Unterrichtspläne (die Sie auf jeden Fall hinterlassen sollten). Vergewissern Sie sich, dass Sie auch die folgenden Informationen bereitstellen:
eine Kopie Ihres Stundenplans, einschließlich der Anfangs- und Endzeiten der einzelnen Stunden,Ihre Sitzordnung (Kinder werden versuchen, dort zu sitzen, wo sie wollen, wenn sie merken, dass ein Vertretungslehrer den Raum betritt),eine Karte, die zeigt, wie man von Klasse zu Klasse kommt, wenn man als Lehrer unterwegs ist,eine Beschreibung, was im Falle einer Feuer- oder einer anderen Notfallübung zu tun ist, einschließlich der Evakuierungsroute, der Ihre Kinder folgen sollenalle wichtigen Informationen über einzelne Schüler: Gesundheitszustand und Anweisungen, die zu befolgen sind, wenn während des Unterrichts Symptome auftreten,wichtige Komponenten eines individualisierten Bildungsprogramms (IEP), wie zum Beispiel »Der Schüler soll nicht vor der Klasse lesen müssen.«,eine Erklärung, wie und wann Sie Flurausweise ausstellen, und alle Verfahren, die von der Norm abweichen,eine Beschreibung Ihrer Aufgaben und eine Erklärung, wie Sie die jeweiligen Pflichten erfüllen,Name und Zimmernummer einer Lehrkraft in der Nähe, die in demselben Fach oder in derselben Klassenstufe unterrichtet, und die Fragen des Vertretungslehrers beantworten kann,Ihre Telefonnummer, damit der Vertretungslehrer Sie anrufen kann, wenn er Fragen hat,Wenn ein Vorgesetzter oder ein Mitglied des Verwaltungspersonals Ihre Klasse bewertet, sollten Sie einige Tipps beachten:
Vergewissern Sie sich, dass Ihr Unterricht alle von Ihrem Schulbezirk vorgeschriebenen Elemente enthält.Präsentieren Sie Ihr bestes Material.Nehmen Sie am Beobachtungstag keine drastischen Änderungen innerhalb Ihrer Klasse vor.Demonstrieren Sie Ihre Beziehung zu den Schülern.Machen Sie sich keine Sorgen über ein bisschen Lärm im Zimmer.Versuchen Sie, alle Ihre Kinder in den Unterricht einzubeziehen.Rüsten Sie sich für den Erfolg, indem Sie die folgenden Aufgaben erledigen:
Teilen Sie die wichtigsten Regeln in Ihrem Klassenzimmer deutlich mit.Besprechen Sie Notfall- und Sicherheitsverfahren.Verteilen Sie so schnell wie möglich Lehrbücher, Laptops und anderes Schulmaterial.Erläutern Sie Ihr Benotungssystem.Verteilen Sie Vorstellungskarten, um Informationen zu sammeln.Besprechen Sie alle wichtigen Projekte für das Jahr.Listen Sie die Exkursionen auf, die Sie unternehmen werden.Erklären Sie, wie die Schüler zusätzliche Hilfe erhalten können.Nutzen Sie Eisbrecher-Aktivitäten, um eine Gemeinschaft aufzubauen.Hier einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um schlechtes Verhalten zu unterbinden, ohne auf das Direktorat zurückgreifen zu müssen:
Nutzen Sie Nähe: Gehen Sie auf den Verursacher zu und stellen Sie sich neben ihn.Schauen Sie den Verursacher mit dem eisigen Blick des Todes an.Entschärfen Sie mögliche Ablenkungen mit Humor.Nutzen Sie eine Ablenkung.Stellen Sie den Sitzplan um.Isolieren Sie den Anführer.Seien Sie nicht geizig mit Nachsitzen.Rufen Sie ein Elternteil oder einen Trainer an und schildern Sie Ihre Bedenken.Schicken Sie die Kinder zu einem anderen Lehrer.Erfolgreich als Lehrkraft starten für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2024
© 2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition First-Year Teaching For Dummies © 2023 by Wiley Publishing, Inc.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation is published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe First-Year Teaching For Dummies © 2023 by Wiley Publishing, Inc.
Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: insta_photos — stock.adobe.comKorrektur: Petra-Kristin Bonitz
Print ISBN: 978-3-527-72183-2ePub ISBN: 978-3-527-84725-9
Cover
Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über den Leser
In diesem Buch verwendete Icons
Wie geht es jetzt weiter?
Teil I: Was man Ihnen im Studium nicht beigebracht hat
Kapitel 1: Was haben Sie sich da eingebrockt?
Reale Welt vs. Schulwelt
Die Bürde des Ausbilders tragen
Jetzt sind Sie der Erwachsene!
Den Alltag meistern
Kapitel 2: Die verrückten Vorstellungen der Gesellschaft über das Unterrichten
»Wer es kann, tut es; wer es nicht kann, lehrt es«
Feststellung Ihrer Kompetenz
Eltern für sich gewinnen
Ein Blick in die »Bildungsstudien«
Vergessen Sie Pädagogikkurse
Kapitel 3: Wie sich die Dinge im Klassenzimmer verändert haben
Veränderungen zum Besseren
Veränderungen zum Schlechteren
Was ist mit diesen Kindern heute los?
Teil II: Ihr Klassenzimmer verwalten
Kapitel 4: Finden Sie sich zurecht
Die To-do-Liste abrunden: Lesen Sie die geltenden Regeln
Regeln durchsetzen: Ehrenkodex, Kleiderordnung und Geheimcodes
Eigene Regeln festlegen
Sich zurechtfinden
Kartierung wichtiger Orte
Kapitel 5: Klassenzimmer einrichten
Praktische Pinnwände
Gestaltung dekorativer Pinnwände
Auswahl einer Sitzordnung
Ein einladendes Klassenzimmer einrichten
Über Wasser bleiben, wenn man Floater ist
Kapitel 6: Die erste Schulwoche
Den wichtigen ersten Eindruck hinterlassen
Lächeln Sie nicht vor Dezember
Wichtige Aufgaben der ersten Woche
Das Eis brechen
Angemessene Kleidung
Kapitel 7: Die Klasse unter Kontrolle halten
Was das Frontoffice von Ihnen erwartet
Schüler motivieren
Schlechtes Verhalten direkt ansprechen
Ineffektive Modelle der Konfrontation
Die richtige Disziplinierung
Kapitel 8: Die Mittel wählen
Die richtige Strafe für jedes Verbrechen
Keine schlafenden Hunde wecken
Dinge persönlich nehmen
Das Problem (das Kind) an die Schulleitung weitergeben: wann und wie
Teil III: Unterrichten
Kapitel 9: Finden Sie Ihren Stil!
Unterrichtsentwürfe erstellen
Die eigene Leistung verbessern
Lernen gleichberechtigt gestalten
Kapitel 10: So macht Lernen Spaß
Unterricht mit Klassenspielen
Kleine Dinge, die Freude machen
Kapitel 11: Bewertungen verwalten
Einführung eines Benotungssystems
Mit den Noten richtig jonglieren
Teil IV: Treffen Sie die Nebendarsteller
Kapitel 12: Ihre Administration kennenlernen
Ein Praxisleitfaden für den Umgang mit Administratoren
Umgang mit sich duellierenden Vorgesetzten
Beobachtungen überstehen
Kapitel 13: Ihre Kollegen kennenlernen
Ein Leitfaden für den Umgang mit Kollegen
Beiträge leisten
Verständnis für die Kollegen
Elternbeirat und freiwillige Helfer
Kapitel 14: Die Eltern kennenlernen
Ein Eltern-Leitfaden
Nach Hause telefonieren
Elterngespräche überleben
Kapitel 15: Schüler kennenlernen
Unterricht auf verschiedenen schulischen Niveaus
Ein Schüler-Leitfaden
Herausfinden, was Kinder wollen
Teil V: Unterrichtsfremde Aufgaben
Kapitel 16: Implizite und explizite Pflichten
Erfüllen Sie Ihre Pflicht
Die Freuden der Patenschaft
Das Leben nach der Schule
Sich beruflich weiterentwickeln
Kapitel 17: Verwaltungsaufgaben in den Griff bekommen
Die täglichen Dokumentationsaufgaben
Perfekte Vertretungspläne entwerfen
Kapitel 18: Schutz der Schüler in Ihrer Obhut
Verhalten bei allgemeinen Gesundheitsproblemen
Verletzungen und Notfälle
Überweisung von Schülern an professionelle Hilfe und Intervention
Einen sicheren Ort für Schüler schaffen
Schwierige Wahrheiten über sexuelle Belästigung
Den Anschein des Bösen vermeiden
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 19: Zehn Dinge, die Lehrern im ersten Jahr immer passieren
Sie werden Probleme haben, Ihr Tempo zu halten
Eine harmlose Bemerkung von Ihnen wird falsch interpretiert
Ihre Schüler werden Sie googeln
Ein verschüttetes Getränk oder ein Fleck wird Sie in Verlegenheit bringen
Ein Administrator wird Sie wütend machen
Sie werden herausfinden, was die Kinder wirklich von Ihnen denken
Ein Elternteil wird sich über Sie beschweren
Es wird etwas völlig Unerwartetes passieren
Sie werden unerwartetes Lob erhalten
Ein Schüler wird Sie in der Öffentlichkeit grüßen
Kapitel 20: Die zehn größten Fehler von Lehrern im ersten Jahr
Zu früh zu freundlich werden
Aus den falschen Gründen Lehrer werden
Unvorbereitet in die Schule kommen
Vor dem Nachdenken reagieren
Keinen Rückzieher machen, wenn man im Unrecht ist
Den Blick in den Spiegel vernachlässigen
Sich von den Kollegen distanzieren
Handeln wie Ihre Kinder
Selbst nicht tun, was man predigt
Vergessen, dass Kinder nur Kinder sind
Kapitel 21: Zehn Tipps für den Online-Unterricht
Die digitale Lernplattform beherrschen
Virtuelle Sprechstunden anbieten
Schülern einen Ort zur Zusammenarbeit bieten
Herausfinden, wie Mikrofone und Kameras von Schülern deaktiviert werden können!
Alle Kamerahintergründe unscharf stellen
Verschiedene Methoden zur Beurteilung von Schülern verwenden
Anreize für die Teilnahme am Unterricht bieten
Rechtzeitiges und effektives Feedback
Regelmäßige Kommunikation über verschiedene Kanäle
Aufzeichnung Ihres Unterrichts
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Die Maslowsche Bedürfnispyramide, wie sie Ihnen beigebracht wurde.
Abbildung 2.2: Kelleys Bedürfnishierarchie für einen Heranwachsenden.
Kapitel 5
Abbildung 5.1: Der Sitzplan mit Tanzfläche in seiner ganzen Pracht.
Abbildung 5.2: Der Sitzplan mit Laufsteg – lässt Träume wahr werden.
Abbildung 5.3: Die Sitzordnung der unabhängigen Staaten.
Abbildung 5.4: Das Café 307 ist eine Aufenthaltsgelegenheit für die Schüler, und ...
Kapitel 9
Abbildung 9.1: So sollte eine rechtshändige Lehrkraft auf das Smartboard schreibe...
Kapitel 13
Abbildung 13.1: Carol mit Big Joe bei seiner Ruhestandsfeier. (Mit freundlicher G...
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Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Einführung
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Abbildungsverzeichnis
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Über den Lehrerberuf gibt es unzählige Plattitüden, und noch während man in Studium und Referendariat ist, hört man sie alle. Sie sind meistens gut gemeint und freundlich, genauso wie die Leute, die sie ständig auf Ihren Social-Media-Accounts posten, aber besonders hilfreich sind sie nicht. Hier einige Zitate, die uns jedes Mal aufstöhnen lassen, wenn wir sie lesen. Jedes dieser Zitate wird der Person zugeschrieben, die allgemein als die Originalquelle zu betrachten ist:
»Wenn man jemanden auf ein Podest stellen muss, dann Lehrer. Sie sind die Helden der Gesellschaft.« – Guy Kawasaki
»Ein Lehrer wirkt für die Ewigkeit; er kann nie sagen, wo sein Einfluss aufhört.« – Henry Adams
»Besser als tausend Tage fleißigen Lernens ist ein Tag mit einem großen Lehrer.« – Japanisches Sprichwort
»Ich bin heiß auf die Lehrerin. Es hat mich schlimm erwischt. Schlimm erwischt. Ich bin heiß auf die Lehrerin. Whoa.« – Van Halen
All diese inspirierenden Zitate sollen Ihnen sagen, dass der Lehrerberuf eine wichtige Aufgabe ist, dass die Erziehung der nächsten Generation ein edles Ziel ist, und niemand diese Tatsache bestreiten würde. Jeder weiß, dass Lehrer wichtig sind und unterschätzt werden. Aber es gibt etwas, was die Leute vielleicht nicht wissen: Unterrichten ist hart.
Die legendäre Talk-Masterin Terry Gross, Moderatorin der Sendung »Fresh Air« des National Public Radio, hat es kürzlich in einem Fernsehauftritt ehrlich und prägnant erklärt. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als Lehrerin in der achten Klasse. »Ich habe meinen BA in Englisch gemacht, mit einem Lehrzertifikat. Ich wurde nach sechs Wochen gefeuert, weil ich nicht in der Lage war, eine Klasse unter Kontrolle zu halten oder sie überhaupt in einer Klasse zu halten.« Ihr Lehramtsstudium bereitete sie nicht auf die Realitäten in einem Klassenzimmer vor.
Selbst wenn Sie keine Probleme mit dem Klassenmanagement haben, gibt es viele andere Herausforderungen, denen Sie sich als Lehrkraft im ersten Jahr stellen müssen. Können Sie Ihre Zeit gut einteilen? Können Sie effektiv mit Eltern und der Schulleitung kommunizieren? Können Sie den Unterrichtsstoff so interessant gestalten, dass eine Klasse voller Fünftklässler auch nach dem Mittagessen noch aufmerksam bleibt?
Wenn man erst einmal im Klassenzimmer ist, untergräbt die Realität des Lehrerberufs die idealisierte Version, die die meisten von uns in ihren Köpfen aufgebaut haben. Dinge, die Sie anfangs vielleicht mit einem Achselzucken abgetan haben – die geringe Bezahlung, die zunehmend aufgeladene Politisierung des Bildungswesens, das enorme Arbeitspensum zu Hause und die Erwartung, dass Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten – bringen Sie schnell zu der Frage, warum Sie diesen Weg gewählt haben. Es ist stressig. Es ist einsam. Es ist hart.
Eine vom Merrimack College und EdWeek Research durchgeführte Studie aus dem Jahr 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass viele Lehrkräfte sich überarbeitet, unterbezahlt und nicht ausreichend gewürdigt fühlen. Nach einer Befragung von mehr als 1.000 Lehrkräften stellten sie fest, dass nur 12 Prozent der Befragten mit ihrer Arbeit sehr zufrieden sind und fast die Hälfte der Befragten plant, den Lehrerberuf innerhalb der nächsten zwei Jahre ganz aufzugeben. Warum ist das so? Warum verlassen Menschen, die so gern unterrichten wollten, so schnell in Scharen den Beruf?
Wir sind der Meinung, dass die Lehrerausbildung unsere neuen Lehrer im Stich lässt. Sie brauchen keine Plattitüden. Sie brauchen keine inspirierenden Zitate. Sie brauchen keinen Rabatt auf Schulmaterial, das in der ersten Augustwoche gegen Vorlage eines gültigen Schulausweises gekauft wird (es gibt Ausnahmen). Sie brauchen Hilfe. Sie brauchen Unterstützung. Sie müssen wissen, worauf Sie sich einlassen und was sie tun sollen, wenn etwas schiefläuft. Und genau da kommt dieses Buch ins Spiel.
Jeder Lehrer im ersten Jahr braucht einen erfahrenen Mentor – jemanden, dem er vertrauen kann, jemanden, der Fehler gemacht und daraus gelernt hat, jemanden, der ihm nützliche Ratschläge geben kann. Solche Leute sind schwer zu finden. Wir drei hatten keinen solchen Mentor, als wir mit dem Unterrichten anfingen, deshalb haben wir es auf die harte Tour gelernt. Im Laufe der vielen Jahre, die wir in diesem Beruf verbracht haben, haben wir nach und nach Ratschläge gesammelt, die auf unseren eigenen Erfahrungen und Fehlern basierten und auf den gelegentlich wirklich goldwerten Ratschlägen, die wir aus der hart erarbeiteten Weisheit unserer Kollegen gewonnen haben.
Immer wieder haben wir uns gesagt: »Wenn ich das gewusst hätte, als ich angefangen habe – das hätte mir so viel Ärger erspart!« Genau deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Es gibt keinen Grund dafür, dass jeder neue Lehrer sein eigenes Fundament an institutionellem Wissen aufbauen und es allein schaffen muss. Wir wollten all diese Ratschläge und Erfahrungen in einem Band zusammenfassen, damit Sie besser vorbereitet sind, um sofort erfolgreich zu sein.
Obwohl wir als dreiköpfiges Team über eine breite Wissensbasis verfügen, wollten wir mehr für dieses Buch. Wir wollten eine umfassende Sicht auf das Unterrichten aus vielen verschiedenen Perspektiven und von verschiedenen Protagonisten im Bildungsprozess präsentieren, deshalb haben wir mit vielen verschiedenen Menschen gesprochen, darunter …
angehende Lehrer, um herauszufinden, wovor sie am meisten Angst haben,
Lehramtsstudenten, um Probleme und zu entwickelnde Kompetenzen zu ermitteln,
Lehrer im ersten Jahr, die sowohl inspirierende als auch tragische Geschichten erzählt haben,
erfahrene Lehrer, die schon alles gesehen und erlebt haben,
Schulleiter, die erklärten, was sie von Lehrern im ersten Jahr erwarten,
Referenten der Schulaufsichtbehörden, die Einblicke in die Beurteilung neuer Lehrer gegeben haben,
Schulpersonal, das Einblicke in den täglichen Betrieb einer Schule und in die Zusammenarbeit mit den Lehrern gegeben hat,
ehemalige Schüler, um herauszufinden, was Lehrer getan haben und damit ihr Leben besser oder schlechter gemacht haben.
Wir haben versucht, jede wichtige Entscheidung oder Situation vorwegzunehmen, mit der Sie in Ihrem ersten Jahr als Lehrer konfrontiert werden, damit Sie darauf vorbereitet sind. Sie werden tonnenweise Beispiele aus dem wirklichen Leben finden und viele dieser »Das sollten Sie nicht tun«-Geschichten (einige davon leider mit uns in der Hauptrolle). Auf diese Weise wollen wir Ihnen helfen, die Wassertiefe abzuschätzen, bevor Sie eintauchen.
Wir setzen in diesem Buch nicht viel über Sie voraus, außer dass Sie wahrscheinlich an einer Hochschule studieren oder an einem Aufbaustudiengang teilnehmen oder Ihr Studium gerade abschließen. Sie kennen die gesamte Theorie, können einen Unterrichtsplan erstellen und sind mit pädagogischer Psychologie bestens vertraut. Wir werden hier nicht noch einmal auf dieses bewährte Terrain zurückkommen. Stattdessen werden wir uns auf praktische Ratschläge konzentrieren.
Seiteneinsteiger an Schulen – also Personen, die nicht über ein abgeschlossenenes Lehramtstudium und Referendariat verfügen – sind in den meisten Bundesländern aufgrund des aktuellen Lehrermangels unverzichtbar. Dies wird sich vermutlich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Für diese Gruppe gelten die oben genannten Voraussetzungen, nämlich dass sie die gesamte Theorie des Unterrichts kennt und mit pädagogischen Sachverhalten vertraut ist, nicht. Da es an bundeseinheitlichen Bedingungen und Standards für den Quereinstieg fehlt, ist dieses Buch für neue Lehrer ohne Lehramtsprüfung besonders wertvoll. Gerade sie profitieren davon, im Vorfeld ihres Unterrichts von Fehlern und Erfahrungen anderer zu lernen und typische Stolperfallen des Unterrichts zu durchdenken.
Eine Annahme, die wir nicht machen, ist die Klassenstufe, die Sie unterrichten oder zu unterrichten planen. Als wir das Buch schrieben, fragten uns viele Leute: »Wird es ein Buch für Grundschullehrer oder für Lehrer der Sekundarstufe?« Die Antwort war: beides. Carol unterrichtete an der Grundschule, Flirtisha hatte die Mittel- und Oberstufe, und Mike unterrichtete die Oberstufe und College-Klassen. Als wir uns hinsetzten, um das Buch zu planen, stellten wir immer wieder fest, dass die gleichen Ratschläge gelten, unabhängig von der Altersgruppe, die man unterrichtet. In einigen seltenen Fällen sind einige Tipps eher für Schüler eines bestimmten Alters geeignet, und wir weisen darauf hin, wenn dies der Fall ist.
Hier und da finden Sie am Rande des Buches kleine Symbole, die auf wichtige Stellen im Text hinweisen. Hier die Symbole, die wir verwenden, und was sie bedeuten:
Diese kleinen Ratschläge können Ihnen wertvolle Zeit ersparen oder Kopfzerbrechen in der Zukunft verhindern. Es sind weise Ratschläge von Lehrern, die bereits unter den Folgen schlechter Entscheidungen gelitten haben.
Betrachten Sie diese Warnhinweise als kleine Fähnchen, die ein Minenräumer vor Ihnen auf dem Feld platziert hat, damit Sie wissen, wo Sie gefahrlos hintreten können – und wo auf keinen Fall.
Merken Sie sich diese Dinge, denn irgendwann werden Sie froh sein, dass Sie es getan haben.
Wir haben dieses Buch als Team geschrieben, daher sprechen wir im Allgemeinen im Konsens. Gelegentlich erzählt einer von uns eine persönliche Anekdote oder spricht in der ersten Person, sodass wir mit einem dieser Symbole angeben, dass einer von uns spricht.
Wir sind der Meinung, dass die ersten drei Kapitel einen wichtigen Rahmen für den Rest des Buches liefern – sie tragen dazu bei, dass sich dieses Buch von den meisten anderen Büchern zur Lehrervorbereitung unterscheidet, indem sie ein realistisches Bild dessen vermitteln, was Sie erwartet. Wenn Sie jedoch direkt zu den praktischen Ratschlägen übergehen wollen, sollten Sie mit Kapitel 4 beginnen und von dort aus weiterlesen. Wir empfehlen Ihnen, so viel wie möglich von dem Buch zu lesen, bevor Sie mit dem Unterrichten beginnen, denn Sie wissen wahrscheinlich noch nicht, worauf Sie verzichten können.
Vielleicht werden Sie beim Lesen feststellen, dass Sie hier und da anderer Meinung sind als wir, und das ist in Ordnung. Diese Strategien haben bei uns Wunder gewirkt, aber unser Ziel mit diesem Buch ist es nicht, Sie zu unserem Schüler zu machen. Wir wollen nur, dass Sie schwierige Situationen durchdenken, bevor sie tatsächlich eintreten. Wenn das bedeutet, dass Sie zu anderen Schlussfolgerungen kommen als wir, dann soll es so sein! Sie werden trotzdem Ihre eigenen Strategien und Grundsätze entwickeln, und das ist schließlich das Wichtigste.
Dieses Buch ist unser Liebesbrief an Sie. Es war uns eine Freude, gemeinsam daran zu arbeiten, unser Lebenswerk zu etwas zu destillieren, das Ihnen hoffentlich auf Ihrer Reise als neuer Lehrer im ersten Jahr nützlich sein wird. Sie können uns gern eine E-Mail an [email protected] schicken. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Erfahren Sie, wie das Leben eines Lehrers im ersten Jahr aussieht.Werden Sie mit vorgefassten Meinungen der Gesellschaft über Lehrer konfrontiert.Finden Sie heraus, was die Schulen wirklich über all die Bildungstheorien denken, die Sie an der Universität lernen mussten.Erkunden Sie, wie sich die Dinge verändert haben, seit Sie im Alter Ihrer Schüler waren.Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Erfahren Sie, wie sich der Lehrerberuf für Anfänger anfühltDie besonderen Anforderungen an Lehrer verstehenVor Ihrem ersten Arbeitstag die Herausforderungen ahnen, denen Sie sich stellen müssenDas Chaos im täglichen Leben bewältigenDie meisten neuen Lehrkräfte sind schockiert, wie sehr sich ihre Vorstellungen vom Lehrerberuf und vom tatsächlichen Unterrichten unterscheiden. Um den Schock beim Übergang von der Wahrnehmung zur Realität zu mildern, konzentriert sich dieses Kapitel auf einige der größten unerwarteten Anpassungen, die Sie umsetzen müssen, wenn Sie sich als Lehrkraft behaupten wollen. Bei der Lektüre dieses Buches werden Sie vielleicht feststellen, dass nicht alles direkt auf Sie zutrifft, aber Sie werden sicher grundlegende Gemeinsamkeiten finden, die alle Lehrer betreffen. Denken Sie außerdem daran, dass der Lehrerberuf zwar wahrscheinlich nicht genau so sein wird, wie Sie ihn sich vorgestellt haben, dass Sie sich aber keineswegs vor diesen Dingen fürchten müssen, die Sie sich anders vorgestellt haben. Oft sind es gerade die kleinen, ungeahnten Abweichungen vom Erwarteten, die den Lehrerberuf zu dem machen, was Sie von Anfang an so fasziniert hat.
Die Welt innerhalb der Schulmauern unterscheidet sich erheblich von der Welt da draußen. Dennoch gibt es eine grundlegende Ähnlichkeit zwischen dem Lehrerberuf und jedem anderen Beruf, den Sie hätten ergreifen können. Die Unterschiede führen dazu, dass Lehrer im Unterricht gern auf die »reale Welt« verweisen, wie in den üblichen Ermahnungen: »In der realen Welt müssen Sie wissen, wie man Dezimalzahlen dividiert.« oder »In der realen Welt verwenden die Leute diese Wörter, also sollten Sie wissen, was sie bedeuten, wenn Sie sich nicht völlig blamieren wollen.« In diesem Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie Sie die beiden Welten, in denen Sie leben werden, unter einen Hut bringen.
Auch wenn der Lehrerberuf mehr Unterschiede als Parallelen zur sogenannten realen Welt aufweist, gibt es doch universelle Gesetze, die für beide gelten. Zu verstehen, wie sich Ihre neue Welt mit der gewohnten vergleichen lässt, ist ein notwendiger erster Schritt bei der Vorbereitung auf das Leben als Lehrer.
Ihre Leistung wird hauptsächlich anhand von Zahlen bewertet. Es gibt viele, viele Bücher über die kleinen emotionalen Dinge, die eine ganze Karriere »lohnenswert« machen (Bücher vom Typ Ein Butterbrot für die Seele eines Biologie- und Naturkundelehrers im Ruhestand), und in denen suggeriert wird, dass ein Lehrer ein guter Lehrer ist, wenn er nur im Leben eines einzigen Kindes einen Unterschied bewirkt hat. In Wirklichkeit wird Ihre Leistung im Klassenzimmer anhand von Zahlen beurteilt, wie es in den meisten Berufen auch der Fall ist. Letztendlich zählen Testergebnisse, Notenverteilungen und standardisierte Beurteilungen mehr als alles andere, wenn Sie als Lehrer überprüft werden, besonders zu Beginn Ihrer Karriere. Wenn Ihre Zahlen nicht ganz den Erwartungen entsprechen, die andere vor allem am Anfang an Sie stellen, sollten Sie sich davon nicht von den guten, wenn auch nicht messbaren Leistungen ablenken lassen, die Sie im Unterricht erbringen. Nur weil man etwas nicht quantifizieren kann, ist es nicht weniger wert als eine zahlenmäßige Zielvorgabe.
Das erste Mal, als mein Vorgesetzter mein Team zusammenrief und unsere Testergebnisse auf das Smartboard projizierte, war ich überwältigt. Ich hatte mir nie viele Gedanken darüber gemacht, wie ich im Vergleich zu meinen Kollegen abschneide, denn meine Schule wies mir oft Schüler zu, die andere Lehrer als »schwierige Kinder« bezeichneten. Ich liebte es, sie zu unterrichten, weil sie eine Herausforderung darstellten, aber das bedeutete, dass meine Ergebnisse nicht immer zu den besten gehörten. Das war mir völlig egal. Wenn mein Chef mein Lebenswerk auf eine Zahl ohne Kontext reduzieren wollte, dann sollte er das tun. Das bedeutete aber nicht, dass ich das auch wollte. Die Tatsache, dass meine Schüler überhaupt Datenpunkte generierten, bedeutete, dass ich meinen Job machte. Sie wissen in Ihrem Herzen, dass Sie etwas bewirken – Sie brauchen keine Testergebnisse, um das zu wissen.
Sie werden sowohl Lob als auch Tadel erhalten, das beziehungsweise den Sie nicht verdienen.
Nehmen Sie das alles gelassen. Die guten und die schlechten Tage werden sich irgendwann die Waage halten. Wenn es also düster aussieht, warten Sie eine Woche oder zwei und die dunklen Wolken werden sich allmählich wieder verziehen. Das gilt auch für andere Dinge. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Welt in Ordnung ist, gehen Sie nicht davon aus, dass es sich um einen Dauerzustand handelt. Auch der erfahrenste Lehrer kann in eine brenzlige Situation geraten, und die kommt immer aus heiterem Himmel. Halten Sie Ausschau nach Problemen und versuchen Sie, sie zu vermeiden, bevor die Dinge unangenehm werden.
Die meisten Leute wollen nicht hören, was Sie bei der Arbeit machen.
Auch wenn jeder in der Schule war und letztlich weiß, worum es bei Ihrer Arbeit geht, gehen Sie nicht davon aus, dass die Leute etwas über Ihre großartige Unterrichtsvorbereitung zum Thema Kondensation im Naturkundeunterricht für Grundschüler erfahren wollen. Auch wenn Sie die Zukunft verändern und Kinder für das Lernen begeistern wollen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Gleichgültigkeit anderer Menschen nichts Persönliches ist. In der Tat ist es oft am besten, wenn Sie Ihre pädagogischen Meinungen für sich behalten. Viele Menschen fühlen sich veranlasst, eine Hetzrede darüber halten, »was am Bildungssystem falsch ist«, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten.
Der Lehrerberuf ist ein bewundernswerter Beruf, der mit vielen Aufopferungen verbunden ist und allzu oft nicht die Belohnung und Anerkennung findet, die er verdient. Aber achten Sie darauf, dass Sie nicht in die Denkweise abrutschen, Sie würden der Gesellschaft einen Gefallen tun, indem Sie unterrichten, und dass die Gesellschaft Sie im Gegenzug reichlich dafür belohnen sollte. Wir wissen, dass der Lehrerberuf einer der wenigen wirklich humanitären Berufe ist, aber glauben Sie uns, wenn wir sagen, dass der Rest der Welt es lieber sähe, wenn wir diesen Punkt nicht weiter ausführen würden.
Mein erster Job war ein Firmenjob; ich war QM-Analytikerin mit einem kleinen Büro, Geschäftskleidung, Fahrstuhlmusik, das ganze Drumherum. Ich kann den Kulturschock gar nicht beschreiben, wie es war, als ich in den Sportunterricht wechselte. Ich dachte: »Wie schwer kann das schon sein? Wir werden einfach Spaß haben und den ganzen Tag spielen!« Und dann habe ich das Klassenzimmer betreten. Es war laut. Es liefen 30 kleine Menschen herum, die alle ihre eigenen Bedürfnisse hatten, und alle schrien. Lina wurde schwer beleidigt. Jakob hat gerade gekotzt und acht Kinder mussten sofort auf die Toilette. Ein Moment, in dem ich alle Entscheidungen meines Lebens auf einmal infrage gestellt habe. Mein Traum, in einen Raum voller perfekter Engel zu marschieren, die von mir lernen wollen, war innerhalb eines einzigen Augenblicks geplatzt.
Der Lehrerberuf ist unbestreitbar ein einzigartiger Beruf, der sich in vielerlei Hinsicht von anderen Berufen grundlegend und schockierend unterscheidet. Die meisten dieser Unterschiede sind eher praktischer als philosophischer Art, und falls es sich so anhört, als würden wir hier zu sehr in die akademische Sprache abdriften, wollen wir diesen Eindruck mit dem ersten krassen Gegensatz zwischen der realen Welt und der Schulwelt zerstreuen:
Sie können nicht essen oder auf die Toilette gehen, wann immer Sie wollen. Sie wissen nichts über das Leben, bis Sie gezwungen sind, um 10:05 Uhr zu Mittag zu essen, oder bis Sie die letzten zehn Minuten einer Unterrichtsstunde durchgestanden haben, mit dem dringenden Bedürfnis, sich (ähm) zu erleichtern. Biologische Bedürfnisse spielen eine bizarre Hauptrolle, wenn man sich an das Unterrichten gewöhnt. Erfahrene Lehrer sind an diesen Zeitplan so sehr gewöhnt und haben sich so gut darauf eingestellt, dass sie ihre Uhr danach stellen können, wann sie auf die Toilette gehen (nicht, dass Sie das jemals tun würden, aber Sie verstehen, worauf ich hinaus will).
Tun Sie sich selbst einen Gefallen: Wenn möglich, finden Sie Ihren Stundenplan im Sommer vor dem Schulanfang heraus und richten Sie Ihr Leben danach aus. Essen Sie zu Hause dann zu Mittag, wenn Sie es auch in der Schule tun werden. Üben Sie sich in Selbstbeherrschung, wenn es um die Toilette geht, und gehen Sie nur zu den Zeiten, die Ihr Stundenplan vorsieht. Sie werden diese Vorbereitung vielleicht für penibel oder gar lächerlich halten, aber wenn Sie sich streng daran gewöhnen, kann dies später unangenehme Überraschungen vermeiden.
Von Ihnen werden viele Tätigkeiten erwartet, die nichts mit Ihrer Ausbildung zu tun haben.
Auch wenn Sie sich jahrelang auf den Lehrerberuf vorbereitet haben, werden Sie auch als Aufpasser tätig sein müssen. Einige Schulen haben heutzutage einen Sicherheitsbeauftragten, einen Sicherheitsdienst oder gar eine Polizeipräsenz, aber in den meisten Fällen ist das System bestenfalls winzig. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie die Kinder beim Essen, beim Spielen, auf dem Flur, auf der Toilette, bei Sportveranstaltungen, bei schulübergreifenden Versammlungen und so weiter überwachen. Außerdem wird man Sie höchstwahrscheinlich bitten, an einer schulischen Aktivität teilzunehmen, eine Arbeitsgruppe zu leiten oder eine Sportart zu trainieren,
auch wenn Sie keinerlei Erfahrung mit dem Thema der Arbeitsgruppe oder dieser Sportart haben
. Lesen Sie
Kapitel 16,
um mehr über außerschulische Aktivitäten zu erfahren.
Ihre Freizeit wird stark beeinträchtigt werden.
Die meisten Lehrer verwenden den Begriff »Nine-to-Five-Job« sehr verächtlich. Sie kräuseln die Lippen und ihre Aussprache wird feucht, wenn sie von Leuten sprechen, die einfach um 17 Uhr Feierabend machen können, ohne benoten, planen und sich fragen zu müssen, was sie mit dem seltsamen Kind in Sozialkunde machen sollen, das ständig das Schulbuch ableckt. Sie sollten sich darauf einstellen, dass Sie viel von Ihrer eigenen Zeit opfern (und viel von Ihrem eigenen Geld ausgeben), vor allem, wenn Sie unterhaltsame und ansprechende Unterrichtsentwürfe erstellen wollen. In Büchern und im Internet finden Sie eine Fülle von Unterrichtsplänen, aber Sie werden feststellen, dass keiner davon
wirklich
zu Ihnen passt. Sie werden viel Zeit damit verbringen, diese Pläne zu überarbeiten, damit sie für Ihre Kinder besser funktionieren. Und vergessen Sie nicht, dass Sie den Stoff erst beherrschen müssen, bevor Sie ihn unterrichten können – Sie werden bald herausfinden, wie viel Sie aus Ihrer eigenen Schulzeit wirklich vergessen haben!
Ihre Sommer sind »arbeitsfrei«.
Dieser Unterschied ist nicht mehr allgemein gültig, wie es einmal war. Wir haben nie an einer »Ganzjahresschule« unterrichtet, und dafür sind wir dankbar. All die Zeit, die Sie in der Schule und zu Hause verbracht haben, um Noten zu schreiben und sich abzurackern, wird mit sechs Wochen Urlaub belohnt. Wundern Sie sich aber nicht, dass Ihre Sommerferien nur selten, wenn überhaupt, wirklich Urlaub sind. Vergessen Sie nicht, dass Sie sich fortbilden müssen, und dafür brauchen Sie eine Menge Kurse und Workshops.
In den meisten Lehrbüchern wird dieses Thema nicht behandelt, aber die meisten Lehrer im ersten Jahr machen sich darüber Gedanken und zögern, es anzusprechen. Was ist, wenn sie wirklich auf die Toilette müssen und nicht bis zum Ende des Unterrichts warten können? Dieses Thema ist eigentlich eine sehr wichtige rechtliche Frage. Der wichtigste Punkt ist die Aufsichtspflicht. Sie können Ihre Klasse nicht unbeaufsichtigt lassen, nicht einmal für einen Moment. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich mit einer Lehrkraft anfreunden, die in einem der benachbarten Klassenzimmer unterrichtet. Wenn Sie für Ihre Stunden auch noch jeweils das Klassenzimmer wechseln, ist das noch aufwendiger. Sie müssen für jeden Klassenraum, in dem Sie unterrichten, einen solchen Lehrer finden, der Ihnen einen Gefallen tun würde.
Wenn es brenzlig wird, nennen Sie Ihrer Klasse eine gute Ausrede, warum Sie den Raum verlassen müssen (der Schulleiter hat Sie gebeten, sich kurz nach Beginn der Stunde mit Ihnen zu treffen, oder Sie müssen einer anderen Lehrkraft eine Nachricht überbringen), und bitten Sie Ihren befreundeten Lehrer im Zimmer nebenan, während Ihrer Abwesenheit ein Auge auf Ihre Klasse zu haben. (Achten Sie übrigens darauf, dass die Entschuldigung der voraussichtlichen Dauer Ihrer Abwesenheit entspricht.) Dieses Vorgehen gilt für alle Gründe, aus denen Sie den Raum verlassen müssen, auch wenn Sie nur auf den Flur gehen, um mit einem Schüler zu sprechen, den Sie aus disziplinarischen Gründen hinausgeschickt haben. Schließen Sie die Tür nicht hinter sich, wenn Sie gehen! Dadurch werden Sie von den anderen Schülern abgeschnitten, und in Ihrer Abwesenheit kann alles möglich passieren. Lassen Sie die Tür offen und achten Sie darauf, dass Sie immer wieder nach den Kindern sehen. Behalten Sie die Frage im Hinterkopf: »Könnte ich vor Gericht beweisen, dass die Schüler in irgendeiner Weise beaufsichtigt wurden?« Wenn ja, dann ist alles in Ordnung. Sie dürfen auf die Toilette gehen, wenn Sie müssen.
Nur manchmal ist es nicht so einfach. Ich habe früher an einer Schule unterrichtet, die es nicht erlaubte, Schüler unbeaufsichtigt zu lassen, die aber auch nichts unternahm, um einem in einer persönlichen Notlage zu helfen. Da ich in der Turnhalle unterrichtete, einem Gebäude, das vom Hauptgebäude der Schule abgetrennt war, war es unmöglich, mit einem anderen Lehrer zu kommunizieren, geschweige denn von einem anderen Lehrer Hilfe zu bekommen. Selbst innerhalb des Gebäudes war es eine Herausforderung. Die Realität wurde mir bewusst, als eine meiner Kolleginnen während des Unterrichts in die Hose machte, weil niemand in ihr Zimmer kommen und ihre Schüler fünf Minuten lang beaufsichtigen wollte. Sie war gedemütigt.
Die Schulleitung hat nach dem Ereignis nichts an ihrer Strategie geändert. Erwachsene durften immer noch nicht auf die Toilette gehen, wenn sie mussten, und niemand reagierte auf Bitten um Absicherung. Es lag an mir, mich selbst zu schützen, also ging ich zu meiner Ärztin und bat sie, mir ein Attest auszustellen, das im Wesentlichen besagte: »Bitte lassen Sie diese erwachsene Frau zur Toilette gehen, wenn sie muss«, und das so medizinisch professionell wie möglich klingen sollte. Die Schule musste ab diesem Zeitpunkt medizinische Vorkehrungen für mich treffen, weil das Gesetz dies verlangte.
Und jetzt, das verspreche ich, werden wir dieses Thema abschließen: Achten Sie auf Ihre Kollegen. Wenn Sie freie Zeit haben, gehen Sie in das Klassenzimmer von jemandem und fragen Sie, ob er eine Pause braucht. An einer meiner Schulen gab es wegen der Mittagspause eine lange (110-minütige) Unterrichtszeit, und ich kann Ihnen sagen, dass es gegen Ende dieser fast zweistündigen Zeitspanne Tage gab, an denen ich mir wünschte, jemand hätte nach mir gesehen.
Der Lehrerberuf ist insofern einzigartig, als man von der ersten Minute des ersten Schultages an von seinen Kollegen isoliert arbeitet, und erwartet wird, dass man mit wenig oder gar keiner Hilfe den ganzen Tag lang unterrichtet. Das ist eine schwierige Aufgabe und eine schwere Last, vor allem, wenn es nicht gut läuft. Man sollte meinen, dass man sich in dieser Zeit auf seine Erfahrungen als Referendar stützen kann, aber Sie werden überrascht sein, wie sehr sich Ihre tatsächliche Unterrichtserfahrung von Ihrer Zeit als Referendar unterscheidet.
Unterrichten hat zu Beginn etwas vom Schwimmen lernen. Man wird direkt ins kalte Wasser geworfen, und alle schauen zu. »Werden Sie es schaffen? Vielleicht sind Sie in Schwierigkeiten, aber schauen wir einfach, was passiert. Vielleicht schaffen Sie es ja doch, und wenn nicht, ziehen wir Sie raus und werfen jemand anderen rein.«
Halten Sie inne und denken Sie eine Sekunde darüber nach – eigentlich ist das Ganze ziemlich beängstigend! Die Schulsysteme sind nicht daran interessiert, Sie zu einem guten Lehrer zu machen. Sie erwarten von Ihnen, dass Sie aufgrund Ihrer Hochschulausbildung gut sind, ohne dass Sie über viel Erfahrung verfügen. Noch schlimmer ist, dass Sie nicht besonders gut schwimmen werden, wenn Sie zum ersten Mal ins Wasser geworfen werden. Wenn Sie Ihre erste Klasse auf der Grundlage Ihrer Hochschulausbildung unterrichten, ist das so, als müssten Sie den Atlantik mit nichts weiter als mit einem Paar Schwimmflügeln überqueren. Selbst wenn Sie es schaffen, sich über Wasser zu halten, werden Sie auf dem Weg eine Menge Wasser schlucken.
Einer der Junglehrer, die wir befragt haben, erzählte diese Geschichte. Er ging mit seiner Klasse zum ersten Mal in die Mediathek. Die Klasse galt als »verhaltensauffällig« (oder besser gesagt, als explosionsgefährdetes Pulverfass), sodass allein der Gedanke, die Gruppe als Ganzes in die Bibliothek mitzunehmen, schon beängstigend war. Nachdem sie ohne nennenswertes Unglück angekommen waren, setzte er sich mit seinen Schülern an die verfügbaren Computer und hielt eine seiner Meinung nach recht erfolgreiche Unterrichtsstunde, in der er ihnen erklärte, wie man die elektronischen und Online-Ressourcen der Schule nutzt. Am nächsten Tag rief ihn die Bibliothekarin wütend an. Offensichtlich war seine Klasse so ruhig und konzentriert, weil sie dabei war, Teile des Computers zu stehlen. Von den 30 Computern im Labor waren 23 nicht mehr funktionsfähig, und die Bibliothekarin machte ihn dafür verantwortlich, dass er seine Kinder nicht im Auge behalten hatte.
Jedenfalls werden Sie auf diese Weise sofort hellwach, und offenbar ist es eine gängige Praxis unter Schulleitern, Sie Ihre ersten Schwimmzüge ganz allein machen zu lassen. (Die Beziehung zwischen Lehrer und Schulleiter ist übrigens eine heikle Angelegenheit, auf die wir in Kapitel 12 näher eingehen.) Man sollte meinen, dass die Schulleitung einer neuen Lehrkraft, die noch wenig Erfahrung hat und viel lernen muss, so viele Hindernisse wie möglich aus dem Weg räumen würde, um sicherzustellen, dass sie so erfolgreich wie möglich ist. Leider ist das nicht immer der Fall, und es fällt alles unter diese Untergehen-oder-Schwimmen-Mentalität. Ihrer Meinung nach ist es das Beste, Sie in eine schwierige Situation zu bringen. Auf diese Weise haben Sie »reichlich Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln«. Wie großzügig! Hier sind die häufigsten Widrigkeiten, mit denen Sie als Neuling konfrontiert werden:
Sie bekommen wahrscheinlich die »Problemkinder«.
Wenn altgediente Lehrerinnen und Lehrer bei der Einteilung mitreden können, werden sie alles tun, um sicherzustellen, dass sie für das nächste Jahr eine Gruppe oder Klasse bekommen, die sich gut benimmt, was bedeutet, dass Sie sie nicht bekommen werden. Bevor Sie sich ärgern, denken Sie daran: Sie waren auch einmal an Ihrer Stelle und mussten das Gleiche durchmachen wie Sie. Und sie sind mehr als zufrieden, wenn sie Sie die Freude und den Spaß an schwierigen Klassen erleben lassen. Denken Sie daran, dass Sie selbst schwierige Klassen mithilfe wirksamer Disziplinierungstaktiken (siehe
Teil 2
) in den Griff bekommen können.
Sie werden nicht das tollste Klassenzimmer haben – wenn Sie überhaupt ein Klassenzimmer haben.
Wenn es um die Wahl des Klassenzimmers geht, lassen Ihnen altgediente Lehrer nur wenig Auswahl. Wenn es mehr Lehrkräfte als verfügbare Räume gibt, ziehen die neuen Lehrkräfte in der Regel den Kürzeren und werden zu
Pendlern,
stoischen Nomaden, die nur mit einem Audio-/Video-Wagen (der so schwer zu lenken ist, weil er immer nach rechts ausweicht, wenn man ihn schiebt) bewaffnet sind, um ihre spärlichen Besitztümer und Papierstapel mit sich zu führen.
Sie werden nicht die coolen Klassen unterrichten. Vergessen Sie nicht, dass Sie nicht in ein völlig neues Ökosystem eintreten, wenn Sie anfangen zu unterrichten. Höchstwahrscheinlich gibt es diese Schule schon eine Weile, und die meisten Lehrkräfte auch – und sie haben sich alle ihre kleinen Nischen geschaffen. In den Oberstufenkursen und Wahlfächern unterrichten bereits Lehrer, deren Namen bereits Programm sind. Erwarten Sie also nicht, dass Sie sofort die Leitung der Klassen und Kurse übernehmen, von denen Sie schon immer geträumt haben. Selbst wenn Sie über hervorragende Qualifikationen in einem bestimmten Fachbereich verfügen und sogar besser qualifiziert sind als der derzeitige Lehrer, bedeutet das noch lange nichts, also seien Sie bescheiden und warten Sie, bis Sie dran sind. Irgendwann wird etwas frei werden, auch wenn Sie vielleicht ein paar Jahre (oder länger) warten müssen.
Lassen Sie sich von all dem nicht entmutigen. Die meisten negativen Aspekte, die wir hier dargelegt haben, gelten in der einen oder anderen Form für jeden Job, den Sie annehmen. Es ist einfach der Lauf der Dinge, dass man in Vorleistung gehen muss. Obwohl all diese Dinge frustrierend und manchmal bedrückend sind, überleben die meisten Menschen und haben sogar großen Erfolg angesichts dieser Hindernisse. Durch den Kampf gewinnen Sie den Respekt Ihrer Kollegen und Schüler gleichermaßen. Nur durch die »Untergehen-oder-Schwimmen«-Feuerprobe gewinnen Sie an beruflicher Statur und Erfahrung.
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Buchhalter, der eine Stellung in einem angesehenen Büro annimmt. Am Morgen Ihres ersten Arbeitstages kommt der Geschäftsführer des Unternehmens in Ihr Büro und begrüßt Sie. »Wir sind froh, Sie an Bord zu haben«, sagt er. »Heutzutage ist es schwer, einen guten Wirtschaftsprüfer zu finden, und wir können uns glücklich schätzen, Sie im Team zu haben.« Sie grinsen innerlich, denn Sie wissen, dass Sie während Ihres gesamten Studiums nur für einen solchen Moment hervorragend gearbeitet haben. Sie sind erwünscht; Sie werden gebraucht. Und dann sagt er etwas Verblüffendes. »Ich weiß, dass Sie ein Experte für ausländische Währungen, Wechselkurse und solche Dinge sind, und das ist genau der Grund, warum wir Sie eingestellt haben. Niemand sonst kann mit diesen Zahlen so souverän umgehen wie Sie.« So weit, so gut, aber sein Blick ist wenig vertrauenerweckend. »Kommen wir zu unserem Problem. Jeden Tag zwischen 12 und 14 Uhr brauchen wir Ihre Fähigkeiten eigentlich nicht, deshalb setzen wir Sie für ein paar Elektroarbeiten im Büro ein. Wir haben gesehen, dass Sie im Nebenfach Physik studiert haben, und wir haben eine Elektrikermütze für Sie und alles andere, was Sie brauchen. Willkommen im Büro – können Sie meine Lampe reparieren, wenn Sie Zeit haben?«
So lächerlich dieses Szenario auch klingen mag, es passiert Lehrern immer wieder. Eine Musiklehrerin, die wir kennen, musste zum Beispiel Spanisch unterrichten, obwohl sie an der Universität nur ein paar Stunden Spanisch belegt hatte. Auch wenn Sie keine formale Ausbildung in einem Fach haben, kann es passieren, dass Sie es unterrichten müssen! Für Grundschullehrer, die so gut wie alle Fächer unterrichten, ist das keine große Sache, aber wenn Sie Lehrer für Naturwissenschaften an einer Mittelschule sind, sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie gebeten werden, ein oder zwei Klassen in Sprachen zu unterrichten! Die meisten staatlichen Zulassungen erlauben es Lehrern eines Faches, für einige Unterrichtsstunden pro Tag »fachfremd« zu unterrichten.
Auch wenn es Lehrkräfte im ersten Jahr schwer haben – sie sind nicht die Einzigen. Sie werden einige Herausforderungen mit allen Lehrern Ihrer Schule teilen, egal ob Neuling oder altgedienter Lehrer. Diese häufigen Frustrationen sind nicht nur ärgerlich – sie sind dem Lernen sogar abträglich. Bei allen von uns befragten Lehrern tauchten immer wieder die zwei gleichen Beschwerden auf: der Mangel an Ressourcen, die den Lehrern zur Verfügung stehen, und die Temperatur im Schulgebäude.
Sie wissen wahrscheinlich, dass Sie die meisten Dinge, die Sie im Klassenzimmer benötigen, selbst kaufen müssen. Wir reden hier nicht von Büroklammern und Heftklammern oder Overhead-Projektoren – diese Dinge werden in der Regel von der Schule zur Verfügung gestellt. Zubehör für Experimente und Projekte in der Klasse, Aufkleber oder Auszeichnungen und sogar der ewige und dringende Bedarf an Taschentüchern wird Sie dazu bringen, ständig in Ihr Portemonnaie oder Ihre Handtasche zu greifen. Außerdem wird Ihr Klassenzimmer so langweilig sein wie ein Tank für sensorische Deprivation, wenn Sie keine farbenfrohe, lustige und ansprechende Dekoration an den Wänden haben. Auch wenn Ihre Schule vielleicht einige Poster zur Verfügung stellt, die Sie aufhängen müssen, müssen Sie für den Großteil der Gestaltung selbst sorgen.
Sie können einige der anfallenden Kosten ausgleichen. Viele Grundschulen veröffentlichen eine Liste von Materialien, die die Schüler am ersten Schultag mitbringen müssen. Alles, was die Kinder von zu Hause mitbringen, ist eine Sache weniger, die Sie besorgen müssen. Zu den wichtigsten Gegenständen, von denen Sie einen endlosen Vorrat benötigen? Packungen mit Taschentüchern. Stellen Sie also sicher, dass diese auf der Liste stehen, und weisen Sie die Eltern darauf hin. Sobald Sie einen Vorrat angelegt haben, stellen Sie jeweils nur eine Packung auf, um den Verbrauch zu rationieren. So sollten Ihre Kinder bis zum Ende des Jahres mit Taschentüchern eingedeckt sein. Außerdem sind die von den Eltern gekauften Taschentücher in der Regel weicher als die industriellen Sandpapiertücher mit 120er-Körnung, die Schulen in großen Mengen kaufen. Warum konzentrieren wir uns so sehr auf Taschentücher? Sie werden es im Februar verstehen, wenn alle Schüler Ihrer Klasse aus all ihren Gesichtsöffnungen triefen und der Hausmeister für den Rest des Jahres keine Taschentücher mehr auf Lager hat. Die Eltern von Obestufenschülern kommen eher nicht auf die Idee, ihnen Taschentücher mitzugeben, aber Mike motivierte seine Schüler dazu, welche mitzubringen, indem er ihnen kleine Extrapunkte anbietet. (Oberstufenschüler würden für Extrapunkte eine Bank ausrauben.) Vielleicht möchten Sie diese Taktik selbst ausprobieren, wenn Sie Schwierigkeiten haben, die Leute dazu zu bringen, sich an der Taschentuchversorgung zu beteiligen.
Von den Taschentüchern einmal abgesehen, habe ich in einem Jahr alle Ausgaben, die mir als Grundschullehrerin entstanden sind, sorgfältig aufgelistet, und die Endsumme hat mich überrascht. Die Gesamtsumme belief sich auf knapp über 1.000 Dollar, und zu diesem Zeitpunkt war ich bereits eine etablierte Lehrerin, die die meisten ihrer Dekorationen und anderen Ausstattungsgegenstände für das Klassenzimmer bereits gekauft hatte. Ein Teil der Ausgaben entfiel auf alltägliche Verbrauchsartikel, sobald der von den Eltern gekaufte oder von der Schule zur Verfügung gestellte Vorrat aufgebraucht war, ein anderer großer Teil auf kleine Dinge, die ich im Laufe des Jahres für meine Kinder kaufte, wie kleine Geschenke zu Feiertagen und Materialien, die ich für lustige Projekte benötigte, wenn ich im Laufe des Jahres inspiriert wurde.
Die zweitgrößte Beschwerde über die Bedingungen in der Schule ist die Temperatur in den Klassenzimmern. Lassen Sie uns zur Einstimmung eine wahre Geschichte aus Mikes Unterrichtserfahrung erzählen. Es ist Ende Oktober und die Morgenstunden haben gerade begonnen, kühl zu werden. Es ist Pulloverwetter angesagt. Als Sie Ihr Klassenzimmer betreten, spüren Sie, wie die Tür ein wenig im Rahmen klemmt. »Hmmm«, denken Sie sich. »Das ist seltsam.« Das Rätsel wird bald durch einen quälend heißen Windstoß aufgeklärt, der Sie überfällt und Ihnen buchstäblich die Haare zurückweht, als die Tür aufschwingt. Der Raum ist so unverschämt heiß, dass sich das Klebeband, mit dem Sie Ihre Poster aufgehängt haben, verzogen hat, durchhängt und schließlich der Schwerkraft zum Opfer gefallen ist. Alle Dekorationen in Ihrem Klassenzimmer liegen haufenweise auf dem Boden, viele bis zur Unkenntlichkeit verbogen.
Sie wissen, dass das Lernen in einer solchen Atmosphäre schwierig sein wird. Genauso schwierig wird es sein, wach zu bleiben. Wie wollen Sie an diesem Tag in einer vulkanischen Höhle voller Schreibtische unterrichten? Sie rufen im Sekretariat an, um die atmosphärische Anomalie zu melden, in der Hoffnung, dass sie (schlimmstenfalls) bis zur Mittagspause behoben werden kann. Aber leider gibt es keine schnelle Lösung. Irgendetwas in der Heizungsanlage ist kaputt, und die Suche nach einem ehrwürdigen Ersatz wird im besten Fall Monate dauern. Vielleicht bis April, sagen sie, während Ihnen die Augen aus dem Kopf fallen. April? Meinen die das ernst? Reden wir von April in sechs Monaten, also in einem halben Jahr? Sie verflüssigen sich schon während dieses Gesprächs, oder weinen Sie jetzt einfach nur noch, weil Sie angesichts der Umstände hilflos sind.
Monatelang schwitzt man sich nun jeden Tag durch die Klamotten und blinzelt in die mit hoher Geschwindigkeit schwingende heiße Luft, die von einem Heer gekaufter Ventilatoren angetrieben wird, die genauso gut Föhne auf höchster Stufe sein könnten. Es ist ein Albtraum. Ihre Kinder sind unglücklich, und Sie spüren, wie Sie es ihnen ein wenig übel nehmen, dass sie nach 45 Minuten gehen können, während Sie hier bleiben müssen. Tief in Ihrem Inneren wissen Sie, dass dies eine ungerechte und leicht verrückte Reaktion ist, aber Sie spüren, wie Ihre Vernunft Tag für Tag dahinschmilzt, durch den Schweiß, der Ihnen die Stirn herunterläuft und auf die von Ihnen korrigierten Prüfungsarbeiten tropft, sodass jede einzelne einen deutlichen Wasserschaden und Salzrückstände aufweist, die abblättern, wenn Sie mit der Hand darüber streichen.
Diese Schüler haben es noch schlimmer als Sie. Einige von ihnen gehen in ein Klassenzimmer, das nur 25 Meter von Ihrem entfernt ist und ein anderes Heizungsproblem hat, das sich dort manifestiert. Ihr Kollege lebt in einer arktischen Horrorlandschaft, weil Ihr Raum ihm die dringend benötigte warme Luft entzieht. Der Raum ist so kalt, dass die Schüler sich beschweren, dass ihnen nach ein paar Minuten das Atmen wehtut. Der Lehrer trägt einen Skiparka und Handschuhe und zittert trotzdem so stark, dass sein Körper schmerzt.
Ob es sich nun um eine drückende Temperatur im Klassenzimmer oder einen lähmenden Mangel an Material handelt, Sie werden viele Probleme haben. Hat all das auch eine positive Seite? Ob Sie es glauben oder nicht, ja. Diese Probleme sind nicht zu leugnen, sie betreffen jeden und bieten Ihnen daher die Möglichkeit, offen und ehrlich mit Ihren Schülern über etwas anderes als zum Beispiel Mitose zu sprechen. Wenn Sie sich mit diesen Themen und Ihren Gefühlen dazu auseinandersetzen, können Sie eine Verbindung zwischen Ihnen und Ihren Schülern aufbauen, so wie Sie auf der Straße auf jemanden zugehen und ein Gespräch über das Wetter beginnen können. Es ist von unschätzbarem Wert, wenn Sie Ihren Schülern die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern, Frustration abzubauen und als Gruppe zurechtzukommen, also verpassen Sie keine Gelegenheit, sich mit Ihren Schülern auszutauschen, selbst wenn es um ein so banales Thema geht. Dies ist eine wesentliche Aufgabe, wenn Sie ein gesundes Lernumfeld schaffen wollen. Wenn Sie transparente und ehrliche Beziehungen aufbauen, sind die Vorteile vielfaltig. Wir werden im Laufe des Buches immer wieder auf diese Strategie zurückkommen.
Natürlich können Sie auch andere Erwachsene an der Schule finden, mit denen Sie sich über Ihr gemeinsames Leid austauschen können. Die Beziehungen, die Sie zu Ihren Kollegen und Verwaltungsangestellten haben werden, sind jedoch von einer ganz besonderen Politik geprägt. Sie müssen wissen, wo Sie sich beschweren können, wie Sie Ihre Bedenken äußern können und wem Sie im Lehrerzimmer vertrauen können. In Teil 4 geht es darum, wie Sie mit allen anderen in Ihrer Schule zurechtkommen.
Wenn Sie die Universität (oder eine andere Ausbildungseinrichtung) mit einer abgeschlossenen Ausbildung verlassen, können Sie mit Fug und Recht sagen, dass Sie wissen, wie das Bildungssystem funktioniert. Wenn der Lehrerberuf Ihr erster Beruf ist, haben Sie Ihr ganzes bewusstes Leben lang mit dem Schulwesen zu tun gehabt. Wenn Sie den Lehrerberuf als Zweitberuf ergreifen, haben die Kurse und die Ausbildung, die Sie für die Zulassung absolvieren mussten, Sie sicherlich an die Freude am Unterrichten erinnert. Es gibt jedoch einen großen Unterschied: Sie haben jetzt das Sagen, und die Dinge sehen auf dieser Seite des Lehrerpults ganz anders aus.
In erster Linie müssen Sie Ihre Rolle als Erwachsener verstehen. Ihre Vorgesetzten denken, dass Sie in erster Linie dazu da sind, Inhalte zu vermitteln, und erst in zweiter Linie, um eine lernfördernde Atmosphäre im Klassenzimmer zu schaffen. Ihre Schülerinnen und Schüler wissen jedoch, dass Sie eigentlich da sind, um sie zu unterhalten und (wenn es sein muss) ihnen etwas beizubringen. Jetzt sind Sie der Alleinunterhalter.
Die Glocke läutet. Ding-dong! Ihr Auftritt! Gehen Sie auf die Bühne und rocken Sie die Show. Versuchen Sie es mit Humor und einer lustigen Stimme und zeigen Sie nebenbei noch, wie man einen Satz genau formuliert. Kurze Zeit später läutet es wieder, und Sie haben zwei oder drei Minuten Zeit, sich vor der nächsten Show zu sammeln. Der einzige Unterschied zwischen Ihnen und einem Entertainer in Las Vegas besteht darin, dass Sie öfter auftreten müssen, und dies vor einem Publikum, das keine andere Wahl hat (und nicht vor Leuten, die dafür bezahlen). Außerdem müssen Sie ganz nebenbei auch noch unterrichten.
Die von uns befragten Grundschullehrer akzeptieren ihre Rolle als Entertainer viel leichter als die Lehrer der Sekundarstufe. Jüngere Kinder brauchen ständigen Schwung, um aufmerksam und bei der Sache zu bleiben. Die Dinge müssen schnell gehen, ständig wechseln, Sie müssen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und immer spannend sein. Die Lehrer der Sekundarstufe erkennen oft nicht, dass auch ältere Kinder ähnlich ticken. Selbst bei Gruppenaktivitäten stehen Sie die meiste Zeit in Ihrem Klassenzimmer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Schüler, und Ihre Stimmung und Ihr Handeln haben Einfluss auf alles, was geschieht. Versuchen Sie, Ihren Unterricht so zu gestalten, dass Sie ihn interessant und unterhaltsam finden würden, wären Sie der Schüler.
Bedeutet das, dass Sie jede Unterrichtsstunde damit beginnen müssen, durch brennende Reifen zu springen und dabei auf einem Einrad zu jonglieren? Nein, aber wir würden etwas dafür geben, vor allem, wenn Sie dabei die Feinheiten des Dreißigjährigen Krieges vermitteln könnten. Sie können Ihren Unterricht mit allerlei kleinen Dingen aufpeppen, die wir in den Kapiteln 9 und 10 besprechen, aber Sie müssen daran denken, dass es genauso Ihre Aufgabe ist, das Interesse Ihrer Schüler zu wecken, wie dafür zu sorgen, dass sie ihre Tests und Prüfungen bestehen. Sie werden sehen, dass unterhaltene Schüler und erfolgreiche Schüler oft ein und dieselben sind.
Machen Sie sich nichts vor. Ganz gleich, ob Sie als Sekundarstufenlehrer jeden Tag eine Reihe verschiedener Auftritte haben oder ob Sie als Grundschullehrer all diese Auftritte zu einem einzigen langen Auftritt zusammenfassen – es ist eine anstrengende und oft undankbare Arbeit. Je umfangreicher Ihre Unterrichtsentwürfe und je interaktiver Ihre Aktivitäten sind, desto anstrengender ist es. Aber wenn Ihre Kinder merken, dass Sie den Unterricht in erster Linie für sie gestalten, werden sie Ihnen vertrauen, und Ihre Beziehung wird sich von einer Lehrer-Schüler-Beziehung zu einer Mentor-Schüler-Beziehung entwickeln, mit dem Ziel, Verbündete im Bildungsprozess zu werden. Obwohl es geistig, körperlich und emotional anstrengend ist, bietet die Entwicklung einer starken Vertrauensbeziehung zu Ihren Schülern Vorteile, die die damit verbundenen Herausforderungen bei weitem überwiegen.
Erinnern Sie sich an Nimmerland, die Heimat von Peter Pan und den verlorenen Jungs? Das Land, in dem niemand erwachsen wurde und alle fliegen konnten? Nun, die Schule wird Ihr eigenes persönliches Nimmerland sein, in dem nur Sie älter werden, aber jede Generation von Kindern genau gleich alt bleibt. (Und Sie werden schwören, dass sie fliegen können, weil sie so viel Energie und Enthusiasmus haben.) Ein Land mit ganz eigenen Regeln, die nirgendwo sonst auf der Welt gelten. Zum Beispiel ist Kaugummi kauen in Nimmerland selten erlaubt, und man muss um Erlaubnis bitten, bevor man die Toilette benutzen darf.
Denken Sie immer daran, dass die Regeln von Nimmerland und die Regeln in der Welt der Erwachsenen keineswegs gleich sind. Unabhängig davon, wie alt die Schüler sind, leiden die meisten Bewohner von Nimmerland an einem schweren Mangel an Perspektive. Tränen fließen in diesem magischen Land oft und reichlich, egal wie alt die Bewohner sind. Jede Prüfung ist ein Weltuntergang und verursacht großen Stress und Panik. Jede emotionale oder zwischenmenschliche Krise kann die Zeit für die Betroffenen zum Stillstand bringen. Niemand wird es schaffen, einem Schüler die quadratische Gleichung beizubringen, nachdem sein Freund oder seine Freundin, mit der er oder sie ein halbes Jahr zusammen war, kurz vor Beginn des Matheunterrichts Schluss gemacht hat.
Bei Ihrem Besuch in diesem exotischen und fremden Land müssen Sie eine wichtige Regel beachten: Sie sind nur Besucher in Nimmerland, kein Bewohner. Sie sind nur ein Botschafter aus der Welt der Erwachsenen, und Sie sind dort, um (auf irgendeine Weise) diesen Kindern beim Übergang in eine Welt zu helfen, in der die Menschen älter werden, die Zeit schneller vergeht und das Einfangen von Glühwürmchen in Gläsern langsam seinen Reiz verliert. Um es klar und deutlich zu sagen: Verhalten Sie sich immer Ihrem Alter entsprechend, denn Sie sind der Erwachsene, und Sie können kein erfolgreiches Klassenzimmer haben, wenn sich alle, einschließlich des Lehrers, wie ein Kind verhalten.
Wenn Sie alles, was Sie während Ihres Lehramtsstudiums entdeckt, angesammelt und erlebt haben, auf einen Haufen legen würden, wäre dies ein beachtlicher Berg. Das Einzige, was Ihnen das Lehramtsstudium nicht bietet, ist die Möglichkeit, Dinge von Grund auf neu zu machen. Sie haben immer im Rahmen von Vorgaben gearbeitet, in einem Raum, der bereits für Sie vorbereitet war, mit einem Aktionsplan, der bereits feststand.