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Eric Holler: Gelsenblei E-Book

Roman Just

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Beschreibung

Kriminalhauptkommissar Werthofen konfrontiert Privatdetektiv Eric Holler mit einem Ereignis aus der Vergangenheit. Angeblich will er herausgefunden haben, wer hinter dem Anschlag steckt, bei dem Holler verletzt wurde und seine Beifahrerin ums Leben kam. Es bleibt verborgen, welche Gefühle Werthofens Information in Holler weckt, könnten es Rachegelüste sein? Der Privatschnüffler verspricht zwar dem Beamten nichts auf eigene Faust zu unternehmen, um die Attentäter zur Verantwortung zu ziehen, doch wird er sich an den Schwur halten?

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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Rückblende

1. Akt

Leidenszeiten

Gesprächszeiten

Verhandlungszeiten

Offenbarungszeiten

2. Akt

Dubiose Gegebenheiten

Skurrile Begegnungen

Pikantes Treffen

Brisante Details

3. Akt

Bizarre Realität

Prekäre Situation

Brenzlige Lage

Dramatische Wende

04. Akt

Das Video

Das Treffen

Das Schauspiel

Das Lügengeflecht

Impressum

 

 

Gelsenkrimi

2. Staffel

Band 3

 

 

Über den Autor

Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.

Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne Schach und beschäftigt sich gelegentlich mit der Astronomie.

Zur Person:

Sternzeichen: Jungfrau

Gewicht: Im Moment viel zu viel

Erlernter Beruf: Kellner

Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher

Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit

Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis

Vorteil: Meistens sehr geduldig

Er mag: Klare Aussagen

Er mag nicht: Gier und Neid

Er kann nicht: Den Mund halten

Er kann: Zuhören

Eric Holler

Gelsenblei

 

Ein Gelsenkrimi

von

Roman Just

 

 

 

Rückblende

I

m Halbdunkel des bescheiden eingerichteten Büros Eric Hollers, in dem die Schatten der abendlichen Dämmerung sich mit den letzten Strahlen des Tageslichts vermischten, saßen sich er und Kriminalhauptkommissar Manfred Werthofen gegenüber. Jede Bewegung auf ihren Stühlen erfüllte den Raum mit dem leisen Knistern des alten Holzfußbodens. Von draußen drang hin und wieder der Lärm eines vorbeifahrenden Autos durch das geöffnete Fenster. Hollers Büro war ein Ort, der inzwischen so manche Geschichte erzählten konnte, wenn man nur genau hinhörte. Hier hatten sich seltsame Gestalten sehen lassen, die es mit der Wahrheit nicht immer ernst nahmen. Vor Monaten hatte in den vier Wänden sogar ein Kampf stattgefunden, bei der sich ein Schuss löste, eine Frau in den Bauch traf, die später an den Folgen der Verletzung starb.

Werthofens Laune konnte durch die Vergangenheit nicht erschüttert werden. Mit einem unerwarteten Anfall von Heiterkeit, der in dieser Umgebung fast fehl am Platz schien, schüttelte er sich vor Lachen. Seine Augen funkelten, als er sich mit einer Hand über die Stirn wischte und Holler anblickte. Er sprach den Nachnamen des Privatschnüfflers aus, klang dabei wie eine Trompete, woraufhin er eisern versuchte, seine Stimme zu beruhigen. »Holler, es war einfach zu köstlich. Der Sturz unseres neuen Kommissariatsleiters Himmelreich mag mit Ihnen abgesprochen gewesen sein, ausgesehen hat es danach nicht. Wie er sich auf die Nase gelegt hat, einfach köstlich«, brach er erneut in Gelächter aus.

Holler, der sich gewohnt kühl und zurückhaltend zeigte, hob eine Augenbraue und lehnte sich leicht nach vorne. »Ich verstehe nicht, was daran so amüsant sein soll, dass es sogar Ihren professionellen Ernst durcheinanderbringt«, schoss er eine Spitze gegen den Beamten ab.

Kurz hielt Werthofen inne: »Sie können mir viel erzählen, vielleicht hätte Himmelreich einen Schritt früher oder später zu Boden fallen, sich damit einigermaßen in Deckung begeben sollen. Den Sturzflug, den er hingelegt hatte, der war auf jeden Fall zirkusreif.« Erneut sah der Kriminalhauptkommissar seinen Vorgesetzten waagrecht in der Luft liegen, obwohl er Holler ansah. Er versuchte sich zusammenzureißen, aber der neuerliche Lachanfall ließ sich nur zweimal unterdrücken. Wiederholt lachte er Tränen, schlug sich mit den Handflächen zwischendurch aus Schadenfreude auf die Oberschenkel, zu deutlich lag das Bild des Stürzenden vor seinen Augen.

Eric schüttelte den Kopf, spürte zunehmend eine Ansteckungsgefahr durch Werthofens herzhaftes Lachen. »Es ist alles nach Plan gelaufen, hätte auch schief gehen können«, gelang es ihm ernst zu bleiben. »Wie geht es eigentlich der Frau und Tochter Himmelreichs? Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie wieder im Dienst sind?«

Die zwei Fragen genügten um Werthofens Gelächter abebben zu lassen. »Die Frauen haben ihre Entführung und die lange Zeit in Gefangenschaft erstaunlich gut verkraftet«, erklärte Manfred, zog ein Fazit: »Sie hatten Glück im Unglück. Weiß der Teufel wie es Ihnen ergangen wäre, wenn sie für Thomas Ritterlich keinen Wert mehr besessen hätten«, war dem Kriminalhauptkommissar das Lachen endgültig vergangen. »Sie waren ein Druckmittel gegen Georg Himmelreich, blieben nur deswegen verschont, allerdings hatte man sie mehr oder weniger wie Sklaven behandelt.«

»Inwiefern?«

»Sie mussten putzen, kochen, Wäsche waschen, die Tiere füttern, solche Sachen halt.«

Holler nickte verstehend. »Allemal besser, als in irgendeiner Räumlichkeit eingesperrt zu sein. Die auferlegten Pflichten mögen mitverantwortlich sein, dass Mutter und Tochter an ihrer Situation psychisch nicht zerbrochen sind.«

»Wahrscheinlich trifft es so zu. Wie gesagt, die beiden wirken gefasst und stabil, trotzdem wird es noch dauern, bis sie vollends begriffen haben und damit umgehen können, wieder frei und zu Hause zu sein.«

»Es ist geschehen, es ist vorbei, es ist gut ausgegangen. Wie sieht es mit Ihnen aus?«

Werthofen, nach wie vor knallrot im Gesicht wegen seiner Lachparade, bewegte den Kopf wie ein Spielzeughund, der auf der Heckablage eines Personenwagens sein Dasein fristen musste. »Alles okay, bin froh, dass ich im Präsidium nicht auf ein Abstellgleis rangiert worden bin.«

»Das hätte Himmelreich nie getan«, stellte Holler fest.

»Er ist eindeutig mehr in Ihrer Schuld als in meiner.«

Der Privatdetektiv winkte ab. »Reden Sie keinen Blödsinn. Sie haben genauso viel Anteil an der geglückten Familienzusammenführung wie ich. Ihr Boss weiß das, ordnet es mit Sicherheit so ein. Er wird sich bei Ihnen garantiert in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen, da bin ich mir sicher.«

»Glauben Sie?«, schien Werthofen weniger überzeugt.

»Bestimmt! Nun, da Sie sich einigermaßen gefangen haben, können Sie mir den Grund Ihres Erscheinens erzählen«, sagte Eric, der mit Werthofens unangekündigtem Besuch nicht gerechnet hatte.

Der Beamte nickte, vollzog eine Wandlung. War er vorher wie ein Kreisel aufgedreht, benahm sich wie ein Kind, dass seine Freude an den Späßen eines Clowns hatte, gebärdete er sich mit einem Schlag wie ein ungenießbarer Cocktail. Kurzzeitig verkörperte er eine Mischung, die nicht unangenehmer hätte sein können: Teilweise gab er sich wie ein Gerichtsvollzieher, dem die Tür krachend von der Nase zugeschlagen worden war, zudem wie ein hintergangener Zollbeamter, der soeben einen Schmuggler entlarvt hatte. Die beiden Komponenten ergaben eine Mixtur, die aus verletzter Eitelkeit, übertriebenem Stolz und Rachsucht bestand. »Ich habe Sie schon oft um Einhalt gebeten, auch um ein legales Vorgehen. Diese Bitte wiederhole ich, bevor ich meinen Besuch auf Ihrer trockenen Baustelle erkläre.«

»Sie wollen etwas trinken? Warum sagen Sie es nicht?«

Werthofen verzog die Mundwinkel. »Ich war der Meinung, dass Ihre Gastfreundlichkeit von selbst anspringt.«

Holler erhob sich, begab sich ins Nebenzimmer, kam mit einer Pilsflasche und einer Flasche Weißbier zurück, »Tut Sie in der Regel auch, mit der Einschränkung bei unangemeldeten Besuchern«, erwiderte er. Eric öffnete die Flaschen mit einem Feuerzeug, reichte das Pils an Manfred weiter, goss das Weißbier in ein "Schalker-Weißbierglas". »Okay: Legalität steht mir auf der Stirn geschrieben, Einhalt ist mein zweiter Vorname. Um was geht es diesmal? Kommen Sie mir bloß nicht mit irgendeinem Problem, welches Ihre Behörde hat. Im Moment werde ich weder einen Auftrag des Präsidiums annehmen noch irgendeine Hilfestellung leisten.«

»Wenn Sie erneut durchdrehen, wird letzteres umgekehrt notwendig sein«, bemerkte Werthofen.

»Wann bin ich schon mal durchgedreht?«

»Ich kann mich noch gut erinnern, dass Sie mal in ihrem Keller zwei Kerle an der Decke hängen hatten«, sagte Werthofen, blieb jedoch in der Mixtur seiner Laune stecken, damit vorübergehend ernst, obwohl er die erwähnte Tatsache im Nachhinein als belustigend empfand.

»Jetzt raus damit, was gibt es?«, ging Holler auf den Vorfall nicht ein.

»Ich habe herausgefunden, wer, was und wo hinter der "Gemini-GmbH" steckt.«

Der Privatdetektiv hatte Werthofen zugeprostet, ohne das Weißbier anzutrinken stellte er es wieder ab. »Wer?«

Manfred Werthofen wusste, dass er soeben einen Nerv des Privatschnüfflers getroffen hatte, der mit sehr unerfreulichen Erinnerungen verbunden war. »Holler, wir werden dem Kerl das Handwerk legen, aber auf meine Weise, nicht auf die Ihre.«

»Wie heißt der Drecksack?«

»Sie schulden mir eine Antwort«, entgegnete Werthofen, verbesserte sich sogleich: »Nein! Sie haben mir noch kein Versprechen gegeben, also, entweder jetzt oder ich gehe die Angelegenheit ohne Sie an.«

»Wir machen es auf Ihre Weise«, stimmte Eric zu.

Kriminalhauptkommissar Werthofen gab sich mit der Aussage nicht zufrieden. »Schwören Sie es!«, forderte er den Privatschnüffler auf.

»Mein Ehrenwort! Wir bringen den Kerl dahin, wo er hingehört, nämlich hinter Gitter.«

Werthofen nickte zufrieden. »Die "Gemini-GmbH" ist ein Geflecht aus realen Firmen, Scheinfirmen, zig Adressen an Orten, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Das Unternehmen konzentriert sich auf Immobilien, konnte in mehreren Städten in Deutschland Fuß fassen, vor allem in Städten, die mehr oder weniger wie Gelsenkirchen ums Überleben kämpfen. Wir zwei wissen, dass Geschäftsleute Schutzgeldzahlungen leisten mussten, da und dort Mieter in überteuerten Wohnungen hausen, in denen selbst Ratten keinen Unterschlupf suchen würden. Ich nehme an, die Erpressungen, Vermietungen, alles, was mit Immobilien zu tun hat, ist nichts anderes als Tarnung, damit andere illegale Geschäfte gemacht werden können und unentdeckt bleiben.«

»Wie heißt der Mann?«, wiederholte Holler seine Frage.

»Hinter all dem verbirgt sich ein gewisser Alfons Pretzl, polizeilich bis jetzt ein unbeschriebenes Blatt. Wie der Name schon sagt, kommt er aus Bayern, jettet, wie es bescheuerte Glückspilze, Neureiche und Dummreiche zu tun pflegen, angeberisch um den Globus. Ihn zu schnappen wird nicht einfach werden.«

»Ist er für den Anschlag auf mich verantwortlich, bei dem Silvia ums Leben kam?«

Werthofen wog den Kopf hin und her. »Er ist der Kopf der undurchschaubaren Firma, der den Auftrag erteilt haben könnte Sie oder Silvia zu beseitigen. Falls nicht er, dann gehe ich davon aus, dass er weiß, wer dahintersteckt. Vom Gefühl her denke ich, er gibt den Ton und Takt an, nichts passiert ohne seine Zustimmung«

»Silvia starb, während ich noch am Leben bin. Wir werden uns dieses Bürschchen vorknüpfen.«

»Wie gesagt: Er bereist den Globus auf eine Art, die den Anschein erweckt, er würde mit einem Helikopter in den nächstgelegenen Supermarkt zum Einkaufen fliegen. Da ich um Ihre Beziehungen nach Amerika weiß, wird es vielleicht dadurch zu erfahren sein, wann er sich wieder vor Ort oder in der Nähe aufhält.«

»Wir kriegen ihn, verlassen Sie sich darauf«, entgegnete Holler.

»Auf meine Art«, erinnerte der Beamte den Privatschnüffler an sein Versprechen.

»Auf Ihre Weise, damit kann ich leben. Eine andere Frage: Wie sind Sie auf Alfons Pretzl aufmerksam geworden?«, erkundigte sich Eric, nahm nun doch einen Schluck.

»Während meines Zwangsurlaubs kam ich dazu, die Akten durchzusehen, die in Erwin Staussers Büroräumen später gefunden und beschlagnahmt wurden. Er war nur ein kleines Licht in dem Unternehmen, zwar als Immobilienmakler selbständig, andererseits komplett ausgeliefert. Alle Transaktionen, die eine sechsstellige Summe überschritten, trugen nicht seine Unterschrift, sondern die Pretzls.«

»Ich wusste nichts von gefundenen und beschlagnahmten Akten«, sagte Holler, nickte gleich darauf. Werthofens Gesichtsausdruck war auskunftsreich genug.

»Meine Güte, stellen Sie sich nicht so an. Ich habe es Ihnen verschwiegen, damit Sie keine Dummheiten machen, außerdem besaß ich zu der Zeit auch noch keinen Durchblick.«

Holler beließ es dabei, ließ sich von Werthofen zusätzlich das Versprechen entlocken, nichts auf eigene Faust zu unternehmen. Nachdem der Kriminalhauptkommissar gegangen war, was bei Eric eine gewisse Erleichterung zurückließ, erinnerte er sich der Ereignisse, die sich im September des vergangenen Jahres in Gelsenkirchen abgespielt hatten. Eric hatte Silvia Riemer kennengelernt, er mochte sie, aber von Liebe wollte er zu dem Zeitpunkt noch nicht sprechen. Die selbständige Frau, eine Boutique-Inhaberin, hatte zuvor Leichen im Kanal gesehen haben wollen. Er half ihr aus der Patsche, die mit einschneidenden Erlebnissen verbunden waren, sorgte deswegen dafür, dass sie ein paar Wochen bei seinem Freund, Andy, in Amerika abschalten konnte. Private Umstände zwangen Eric während ihrer Abwesenheit ebenfalls in die Vereinigten Staaten zu reisen. Nach seiner Rückkehr war Silvias Boutique geschlossen, sie verschwunden, bei einer Freundin untergekommen. Als er sie von dort zu sich holen wollte, geriet sein nagelneuer Wagen unter Beschuss. Holler wurde leicht verletzt, Silvia tödlich getroffen. Bei der Suche nach den Motiven und den Tätern des Attentats stieß Eric auf einen Immobilienmakler, der in krumme Geschäfte verwickelt war. Neben Silvia mussten auch andere mittelständische Unternehmer regelmäßig Schutzgeldzahlungen leisten um ihre Betriebe fortführen zu können. Holler und Werthofen gelang ein Gegenschlag, mit dem faden Beigeschmack, den Auftraggeber des Anschlags nicht habhaft geworden zu sein. Der Privatdetektiv überließ in der Folge die weiteren Ermittlungen dem Kriminalhauptkommissar, hatte seitdem bis in die Gegenwart von keinen Fortschritten und neuen Erkenntnissen gehört. Bis heute! Nach wie vor war nicht eindeutig klar, wer im September hätte sterben sollen: Silvia aufgrund ihres Wissens, er wegen seiner fortschreitenden Ermittlungen oder sie beide.

Noch immer wusste der Privatschnüffler nicht, wie er seine Gefühle gegenüber der erschossenen Frau definieren sollte, aber eines stand auf einem Merkzettel in seinem Kopf geschrieben: Eines Tages würde er den Verantwortlichen für den feigen Mord zur Verantwortung ziehen. Insofern war Werthofens unerwarteter Besuch der Auftakt eines Kapitels, den es endgültig abzuschließen galt. Niemals hätte Holler zugegeben, dass er öfter an Silvia denken musste. Die Frage, wie es ihr ergangen wäre, wenn sie sich nicht kennengelernt hätten, erübrigte sich, doch eines blieb und ließ sich nicht verdrängen: Die Erinnerung. Silvia Riemer hatte ihn sehr an seine in den Staaten ermordete Frau erinnert, vielleicht war es ihm deshalb unmöglich gewesen, sich über seine Gefühle zu ihr klar zu werden. Ungeachtet dessen stand fest, dass die Frau ein unschuldiges Opfer in einem dreckigen Spiel darstellte, bei dem es nur zwei Menschen gab, welche die Regie führen konnten: Der eine hieß Alfons Pretzl, den anderen verkörperte Privatdetektiv Eric Holler.

 

1. Akt

Leidenszeiten

P

rivatschnüffler Holler ging längst nicht mehr davon aus, dass seine Vergangenheit Silvias Tod verursacht hatte. Doch nach ihrem Tod wurde ihm zunehmend bewusst, in welche Gefahr er sie gebracht hätte, wenn er sie als Sekretärin eingestellt oder mit ihr eine Beziehung eingegangen wäre. Der Fluch, der ihm wegen der Tätigkeit als CIA-Agent nachhing, er war unsichtbar, aber stets präsent. Eric machte sich diesbezüglich keine Sorgen, doch er wusste von zwei Feinden, die ihm nie verziehen hatten. Beide hegten Rachegelüste, waren jedoch nicht zu impulsiv veranlagt. Bei ihnen handelte es sich um Männer, die drei Dinge besaßen: Zeit, Geduld und eine Menge Geld.

Eric war ein großer Schlag gegen ihre Kartelle gelungen, sie hatten es garantiert nicht vergessen, wollten ihn dafür bezahlen lassen. Ihre Macht reichte in hohe gesellschaftliche Kreise, außerdem besaßen sie die notwendigen Mittel, ihn überall aufspüren zu können. Bestimmt wussten sie bereits, wo Holler sich aufhielt, weswegen er seit Jahren in ständiger Wachsamkeit lebte. Nie ließ er seine Deckung komplett fallen, vertraute deshalb nur wenigen Menschen.

---ENDE DER LESEPROBE---