Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers - Seef Eisikovic - E-Book

Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers E-Book

Seef Eisikovic

4,5

Beschreibung

Er war ein erfolgreicher Unternehmer, ein Selfmademan, dessen Geschäftstätigkeit noch in Zeiten des Kalten Krieges von Wien bis weit in die Sowjetunion hineinreichte. Doch wie begann diese Erfolgsgeschichte? Nach einer glücklichen Kindheit und Jugend in einem Schtetl der Karpatoukraine am Rande der Tschechoslowakei, die in seinen Erinnerungen anschaulich als versunkene Welt aufersteht, gerät der jugendliche Seev Eisikovic rasch in die Mühlen des Zweiten Weltkriegs. Als die Slowakei Teil Ungarns wird, geht er 1941 siebzehnjährig auf eigene Faust nach Budapest, um eine Lehre zu beginnen. Dort kommt er in Kontakt mit dem jüdischen Widerstand, in dem er schon bald, trotz seiner Jugend, eine zentrale Rolle einnimmt.Seev Eisikovic wird nicht nur zum Kämpfer ausgebildet, er wird der Meisterfälscher des Widerstands, der Männer und Frauen im Untergrund mit Papieren und Dokumenten versorgt und so einer großen Zahl von Jüdinnen und Juden das Leben rettet. Zweimal wird Eisikovic verhaftet und gefoltert, zweimal gelingt es ihm wie durch ein Wunder, lebend zu entkommen.Nach der Befreiung setzt er seine Fähigkeiten für zionistische Organisationen ein, bis er selbst nach Israel gelangt, wo er, wieder mit seiner Jugendliebe Jaffa vereint, einige Jahre in einem Kibbuz lebt und für die Unabhängigkeit Israels kämpft, bis er schließlich 1948 endgültig nach Europa und Wien zurückkehrt. Seev Eisikovics Erinnerungen erhalten durch seine unprätentiöse und offenherzige Erzählweise eine außergewöhnliche Lebendigkeit und Nachdrücklichkeit.

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Seitenzahl: 297

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Seef Eisikovic

Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers

Erfassung und Erstredaktion: Irene Hanappi

Copyright © 2011 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5073-0 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

Seef Eisikovic

Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers

Picus Verlag Wien

Bockov

Das Haus meiner Kindheit lag an der Hauptstraße des Ortes Bockov, in einer Landschaft, die man Sawoy nannte, was auf Ruthenisch Überschwemmungsgebiet heißt. Tatsächlich war unser Haus von drei Flüssen eingekreist: der Theiß, die auch die Grenze zwischen Rumänien und der Tschechoslowakei bildete, der Schopurka und einem Seitenarm der Schopurka. Gemeinsam bildeten sie ein U, in dessen Mitte unser Haus stand.

Unweit der Quelle der Theiß liegt Jasina, etwa fünfzig Kilometer östlich von Bockov entfernt. Ich erinnere mich gut an die Flößer, die das Holz flussabwärts von Jasina bis Szeged schifften. Die Theiß war ein jahrhundertealter Transportweg für Holz. Die Bäume wurden in Jasina geschlägert. Man baute die Flöße auf dem Trockenen, und bei Öffnung der Schleusen trieb das Holz dann flussabwärts bis nach Szeged. Eine Floßfahrt dauerte etwa eine Woche. Die Flößer waren meist huzulische Bauern. Ihre Bekleidung war aus dicker, gewalkter Schafwolle und um den Bauch trugen sie einen dreißig bis vierzig Zentimeter breiten, sehr schön verzierten Ledergürtel, der zur traditionellen Kleidung der Huzulen gehörte. So gekleidet war es nicht ungefährlich, ins Wasser zu fallen. Die Wolle saugte sich dann so voll, dass man kaum mehr eine Chance hatte, sich aus dem Wasser zu retten.

Ich glaube, dass auch mein Vater in seiner Jugend mit der Flößerei irgendwie zu tun gehabt hat. Auf dem Dachboden stand nämlich eine Truhe, in der er so manches Erinnerungsstück aus seiner Junggesellenzeit aufbewahrte. Dort fand ich eines Tages auch Steigeisen, wie sie die Flößer auf ihre Schuhe montierten. Sie hatten Eisenzacken an den Sohlen, um auf den Baumstämmen Halt zu haben und vom runden Holz nicht abzurutschen. Es muss eine harte Arbeit gewesen sein, diese Riesenflöße zu manövrieren, vor allem bei Hochwasser, denn da wurde die Theiß zu einem reißenden Fluss. Ich habe einmal zusehen müssen, wie einer dieser Männer ertrunken ist. Das Floß rammte einen Brückenpfeiler und ist auseinandergeborsten. Immer wieder sah ich den Mann auftauchen, seinen Kopf, seine Hände, bis er schließlich verschwunden blieb und abgetrieben ist. Kein Mensch konnte ihn retten. Solche Unfälle waren nicht selten. Falls ein Kind zur angegebenen Zeit nicht zu Hause war, lief man sofort zum Fluss, aus Angst, es könnte ertrunken sein. Wenn mein jüngster Bruder Chaim sich verspätete, musste ich das Ufer entlanglaufen, um zu sehen, ob er nicht irgendwo auf dem Wasser trieb. Es war immer dieselbe atemlose Runde im ganzen Ort. Jeder von uns konnte schwimmen, und trotzdem waren wir in Gefahr.

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