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Ephräm der Syrer

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Beschreibung

Die "Erklärung des Evangeliums", das Diatessaron, wurde als Standardtext in der Liturgie zumindest einiger Teile der syrischen Kirche möglicherweise bis zu zwei Jahrhunderte lang verwendet und von einigen syrischen Schreibern zitiert. Ephräm der Syrer schrieb diesen Kommentar dazu. Er hat nicht alle Stellen im Diatessaron kommentiert, und er zitiert auch nicht immer die kommentierten Stellen vollständig; aber für die Stellen, die er zitiert, bietet der Kommentar zum ersten Mal ein verlässliches Zeugnis von Tatians Original und bestätigt auch dessen Inhalt und Reihenfolge.

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Erklärung des Evangeliums

 

EPHRÄM DER SYRER

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Erklärung des Evangeliums, Ephräm der Syrer

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660345

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vorwort des Verfassers.2

I.5

II.80

III.96

 

 

Erklärung des Evangeliums

 

Bibliographische Angaben:

 

Vorwort zur Erklärung des Evangeliums In: Eine altsyrische antimarkionitische Erklärung von Parabeln des Herrn. Von Dr. theol et phil. Joseph Schäfers (Neutestamentlliche Abhandlungen 6) Münster 1917. (Commentary, Deutsch). Unter der Mitarbeit von Jürgen Voos.

 

Erklärung des Evangeliums In: Eine altsyrische antimarkionitische Erklärung von Parabeln des Herrn. Von Dr. theol et phil. Joseph Schäfers (Neutestamentlliche Abhandlungen 6) Münster 1917. (Commentary, Deutsch). Unter der Mitarbeit von Jürgen Voos.

 

 

 

Vorwort des Verfassers.

 

Als ich im Frühjahr 1913 wegen einer Diatessaronfrage mich an meinen Freund H. J. Vogels in München wandte, wies er mich in der Antwort auf einen von Preuschen in der Zeitschr. für die neutest. Wissenschaft 1911, 243 ff. behandelten, in armenischer Sprache überlieferten Text hin und riet mir, ihn zu übersetzen. - Herr Professor Preuschen habe ihm geschrieben, daß er sich freuen werde, wenn ihm in der Übersetzung des Textes ein anderer zuvorkommen würde.

 Ich las mir den Aufsatz Preuschens "Eine altkirchliche antimarcionitische Schrift unter dem Namen Ephräms" durch. Dabei stieß ich auf so viele anregende Bemerkungen und tiefgreifende Probleme, daß ich dem armenischen Texte näher zu treten beschloß. Auf eine an Herrn Prof. D. Erwin Preuschen gerichtete Anfrage erhielt ich die Mitteilung, daß es ihm recht sein würde, wenn ich die Übersetzung machen wolle. Gleichzeitig bemerkte er, daß er über manches mittlerweile zu einem andern Urteil gekommen sei, als in dem genannten Aufsatze.

 Es handelt sich bei dem gemeinten Texte um eine nur armenisch erhaltene Schrift, die die Mechitharisten im 2. Bande (p. 201—345) der armenischen Werke Ephräms des Syrers im Jahre 1836 in Venedig unter dem Titel "T'argmanut'inn awetarani" (= "Erklärung des Evangeliums") herausgegeben haben.

 Zunächst hatte ich nicht viel mehr als eine Übersetzung dieser Schrift ins Auge gefaßt, um den Text weiterer Forschung zugänglich zu machen. Ich bin aber weit über diesen anfänglichen Plan hinausgegangen. Ich biete in dem vorliegenden Buche so ziemlich alles, was ich über den Text zu sagen habe.

 Im Laufe meiner Arbeit fand ich, daß Vogels mir einen guten Rat erteilt hatte. Mir selbst ist die zum Teil recht mühevolle Übersetzung und Bearbeitung eine Quelle reicher Belehrung geworden. Möge sie auch den Lesern wenigstens das eine oder andere von Wert bieten können!

 Nicht wenig würde es mich freuen, wenn dieses mein Buch jenen Wünschen hinsichtlich der "Erklärung des Evangeliums" entspräche, die mein hochverehrter Lehrer, Herr Prälat Professor Dr. Otto Bardenhewer, in seiner Geschichte der altkirchlichen Literatur I 2 (Freiburg i. B. 1913) 315 zum Ausdruck gebracht hat. Nachdem er über die Aufstellungen des angeführten Aufsatzes von Preuschen berichtet hat, schließt er: .Eine genauere Erforschung, Übersetzung und Bearbeitung der "Erklärung des Evangeliums" wäre allerdings sehr wünschenswert und anscheinend auch lohnend. Bevor jedoch wenigstens die Ursprache und die Abfassungszeit mehr oder weniger sichergestellt worden, Fragen, die meines Erachtens auf Grund von Evangelienzitaten überhaupt nicht entschieden werden können, sind weitere Mutmaßungen nicht am Platze."

 Die Zurückhaltung, die der hervorragende Patrolog den Aufstellungen Preuschens gegenüber an den Tag gelegt hat, dürfte durch meine Schrift mehr als gerechtfertigt erscheinen.

 Von Preuschen weiche ich in großen und kleinen Dingen manchmal gründlich ab. Sein Verdienst wird es aber bleiben, daß er sich erstmalig eingehender mit der "Erklärung des Evangeliums" befaßt hat und dabei mancherlei Anregung gegeben hat. Vor ihm haben meines Wissens nur zwei Gelehrte sich mit der Schrift beschäftigt: Burkitt kurz in: S. Ephraim's quotations from the Gospel, Cambridge 1901, 53 und: Evangelion da-Mepharreshe II 188 f., und A. Merx ganz gelegentlich einmal (siehe Preuschens Aufsatz 218, Anm. 1).

 Die Übersetzung des armenischen Textes will als eine wörtliche gelten. Manchmal bin ich in der Wörtlichkeit gewiß zu weit gegangen, aber an einigen Stellen ging es über mein Vermögen, dies zu vermeiden, nämlich da, wo ich den armenischen Text selbst nicht hinreichend verstand.[i] In solchen Fällen halte ich eine unklare, holprige Übersetzung für ein kleineres Übel, als einen glatten Phantasietext. Will die Kritik an solchen Stellen meiner Übersetzung einsetzen, so kann und soll es ihr nicht verwehrt werden, nur möge sie dann auch meinem Unvermögen ein wirkliches Können gegenüberstellen.

 So zahlreiche Übersetzungsäquivalente unter dem Texte anzuführen, hat mich u. a. die Erfahrung bewogen, die ich mit der Benutzung von Texten, die aus dem Armenischen übersetzt sind, seitens des Armenischen Unkundigen zu machen Gelegenheit hatte. Ein kleines Beispiel bietet die Polemik Baethgens gegen Zahn, von der im "Anhang" weiter unten gehandelt wird.

 Zu nicht geringem Troste bei den Schwierigkeiten und Dunkelheiten des armenischen Textes gereicht mir der Umstand, daß mein sehr verehrter Lehrer im Armenischen, Herr Professor Dr. Bruno Lindner in Leipzig, die Güte hatte, die von mir gefertigte Übersetzung mit mir durchzusprechen, was ihr zu großem Nutzen gereicht hat, und wofür ich ihm auch hier herzlichst danke.

 Nächst der Übersetzung der Schrift habe ich eingehend ihre neutestamentlichen Zitate behandelt. Auch die alttestamentlichen Zitate werden nicht zu kurz weggekommen sein: an einigen Stellen allerdings, wo ich nicht ein noch aus wußte, ist mir die Geduld ausgegangen.

 Darüber, daß manches, was ich ausgesprochen habe, Hypothese ist, wenn auch nicht jedesmal eine entsprechende Warnungstafel aufgestellt ist, hin und her zu reden, habe ich dem aufmerksamen Leser und fachmännischen Kritiker gegenüber keine Veranlassung: er wird das aus dem Zusammenhang ohne Kopfzerbrechen selbst erkennen.

 Nur noch einige Worte des Dankes. - Ehrerbietigen und herzlichen Dank statte ich Sr. Bischöflichen Gnaden, dem hoch würdigsten Herrn Bischof von Paderborn, Dr. Karl Joseph Schulte, ab, der seine Liebe zur Wissenschaft und sein Wohlwollen für mich wiederum dadurch betätigte, daß er mir einen namhaften Beitrag zur Drucklegung auch dieser Arbeit zuzuweisen die Güte hatte.

 Durch warme Teilnahme für mein Werk hat sodann mein lieber Lehrer, Herr Professor Dr. Norb. Peters, sich von neuem ein Anrecht auf meinen Dank erworben.

 Besonders dankbar bin ich Herrn Professor Dr. Bruno Lindner, der einen großen Anteil am Zustandekommen meiner Arbeit dadurch hat, daß er mich in liebenswürdigster Weise in das Altarmenische eingeführt hat und die auf den folgenden Blättern gebotene Übersetzung aus dem Armenischen mit mir durchgegangen ist.

 Dann habe ich noch zu danken den verehrten Mitgliedern einer hochwürdigen katholisch-theologischen Fakultät in Breslau, die meine Arbeit als Dissertation freundlich angenommen hat, insonderheit Herrn Prof. Dr. Sickenberger, der als Referent dabei tätig war.

 Endlich möge noch meinen Dank empfangen mein Freund Dr. H. J. Vogels in München, der meine Arbeil veranlaßt und wiederholt Teilnahme dafür bewiesen hat, und Herr Professor Dr. M. Meinertz, der ihr in seinen "Neutestamentl. Abhandl." freundlichst Unterkunft gewährte.

 Möge meine Arbeit allen Genannten keine gar zu dürftige Dankesgabe sein, die ich ihnen zu meiner Dankesgesinnung darbiete!

 Dr. Jos. Schäfers, Pfarrer in Lützen.

 

 

I.

 

Erklärung des Evangeliums, die verfaßt hat Ter[ii] Ephrem, der tiefgründige[iii] Syrer. 

  Alle[iv] Schriften, die immer aus menschlichem Verstande heraus geschrieben sind und nicht von dem Gesetz und den Propheten beim Reden nehmen, sind Bücher, Erzeugnis und Erfindung eines widerstrebenden Verstandes. Und wenn einer näher tritt, um ihren Sinn zu prüfen, so findet er sie irreführend und hin- und herschwankend, weil sie nicht auf dem wahren[v] Fundamente der Heiligen Schrift gegründet sind. Markion schreibt in seinem Buche, das sie mit Namen Proevangelium[vi] nennen, was in unsere Sprache hier übersetzt[vii] heißt: "eher als das Evangelium"[viii] — und ich bin verwundert, wieso es eine Schrift der Markionisten gibt, die sie mit Namen[ix] Proevangelium[x] nennen, da die Schüler jenes vertrauensvoll meinen, daß der Anfang[xi] der Gottheit, an die sie glauben, um jene Zeit offenbar wurde, [nämlich] zur Zeit des Pilatus des Pontiers,[xii] in jener Zeit, in der das Evangelium geschrieben wurde. Wenn es sicher für dich ist, o Markion. daß wirklich der Anfang der Gottheit, betreffs der du sprichst, im Evangelium [zuerst] in Erscheinung trat,[xiii] warum denn aber und wie wäre deine Schrift eher als das Evangelium? Und wenn du wirklich [daran] festhältst und es wäre deine Schrift eher als das Evangelium, so sage nicht, daß neu und fremd die lebendigmachende Gottheit ausströmte, sondern daß sie bereits da war. Und es ist im Anfange jener Schrift also geschrieben: "O Wunder über Wunder,[xiv] Verzückung, Macht und Staunen ist das, daß man gar nichts über es[xv] sagen, noch über es denken, noch es mit irgend etwas vergleichen kann."

Nun wollen wir alle Bücher jenes beiseite lassen und gegen dieses Wort wollen wir sprechen, daß [ob] dieses, was du, Markion, sagst, wirklich wahr ist, [nämlich] daß jenes nicht ausgesprochen wird mit der Zunge und nicht unterschieden wird mit Gedanken[xvi] und nichts ihm gleich ist. Jetzt verstumme, schweig und rede nicht über das, worin du verstockt bist und sagst, daß jenes[xvii] nicht ausgesprochen wird und daß es nicht ein Denken darüber gibt und daß es nicht irgend etwas gleich ist. Wie sehr Markion gelogen hat, weil er nicht von jenem[xviii] zuverlässigen Fundamente aus spricht, das werde ich zeigen. Es sagt der Herr in seinem Evangelium dort, daß einem jeglichen Dinge, was überhaupt von dieser Welt hier ist, der Glaube in allen[xix] Dingen ähnlich ist;[xx] er sagt so, daß er ähnlich ist einem Gebäude, dem Weine,[xxi] einem Kleide, dem Feuer, den Samen,[xxii] einem Königreiche, einer Silbermünze, einem Talente, einer Pflanze,[xxiii] einem Senfkorn und dem Sauerteige. Auf welche Weise nun vermag einer auf das Evangelium zu hören, wenn es sagt, daß all dem der Glaube in seinen verschiedenen Erscheinungsformen ähnlich ist, und hört hinwieder auf Markion, wenn er sagt, er ist keinem ähnlich? Und wodurch jener all diesen Dingen ähnlich ist, werde ich jetzt zeigen.

Gleich ist er Gebäuden[xxiv] darin, daß wie ein Gebäude aus vielen geschaffenen Dingen zusammengesetzt,[xxv] aus Gliedern vereinigt und ein Haus wird: so auch werden wir versammelt aus allen Geschlechtern[xxvi] und aus allen Sprachen und aus allen Königreichen und aus allen Geistesrichtungen[xxvii] und wir werden ein Sinn,[xxviii] ein vollkommenes Volk, ein heiliges Zelt, ein Lager Gottes. Wiederum gleicht er Gehenden; denn ein Mensch, wann er ein Gebäude baut, vernachlässigt nichts von allem Notwendigen, was zum Zwecke des Baues erforderlich ist: daß er sammelt und herbeiträgt Steine, Holz, und Rohr, Lehm und Eisen und Kupfer und alle Dinge, die nötig sind[xxix] als Material des Baues; wenn er aber nur ein einzelnes davon außer acht läßt [sonst aber alles tut], so wird dennoch sein Bau gekrönt nicht vollendet. So auch wir: Nicht geziemt es sich für uns, nachlässig zu sein darin, daß wir den Glauben bauen mit Wachen,[xxx] Heiligkeit, durch Almosengeben und Besuchen der Kranken, durch Lieben der Brüder und durch Gottesdienst und durch Betreten der Pforten[xxxi] der Kirche und durch beständiges Verharren im Gebete und durch Betrachten[xxxii] der Gedanken der Schrift. Und wenn wir [auch] nur eins davon vernachlässigen, [sonst alles tun], wird dennoch unser Glaube nicht gebaut. Sondern in der Weise, wie jene, denen das Gebäude gehört, nicht schlafen, wie auch David selbst sagt: "Nicht werde ich meinen Augen Schlaf geben und nicht Schlummer meinen Augenlidern, bis ich bauen werde den Tempel des Herrn und einen Ort der Ruhe des Gottes Jakobs",[xxxiii] so müssen auch wir laufen bei Tag und wachen bei Nacht in Gebet und Leben, daß auch wir gebaut werden auf dem Fundamente der Apostel und Propheten, wie auch der Apostel sagt.[xxxiv] Denn wenn die, die irdische Häuser bauen, sich selbst der Arbeit hingeben, daß sie sich kurze Zeit dauernde Wohnungen machen, wir aber das Lager der Ewigkeit für unsere Seelen bauen und das Haus der Herrlichkeit im Himmel, um wieviel mehr geziemt es sich für uns, besorgt zu sein und zu arbeiten!

Und zum Beispiel jene, die die Bauten bauen, schämen sich niemals, wenn sie jemand sieht, daß sie Rohr zusammenlesen und Holz schlagen und Felsen wälzen und Steine tragen, und es ist gar nicht möglich, ihre Tätigkeit[xxxv] zu verbergen, wie auch niemand von uns sich schämen muß über diese gute und schöne Frucht, die wir bauen; und es ist für uns nicht möglich, um verborgen zu bleiben, die Pforten der Kirche zu betreten,[xxxvi] wenn wir die Kranken besuchen, Almosen geben, im Gebete verharren[xxxvii] und das Fasten beobachten. Und wenn sich jemand hierbei schämt, so kann er nicht ein Element des Gebäudes der Gottheit sein. Aber diejenigen, die ihre Bauten bauen, obwohl das Bauen selbst nicht verborgen ist, handeln beim Tragen gleichwohl nicht und bringen herbei, was etwa nötig ist zum Material des Baues, damit ihre Genossen sie sehen und loben sollen, sondern ihrer selbst wegen strengen sie sich an und arbeiten sie; anderseits sehen auch Außenstehende, daß jene nicht, um von den Menschen gelobt zu werden, sich anstrengen. So auch wir: nicht ist's recht, sich zu verbergen, und anderseits dürfen wir nicht handeln, damit uns die Menschen sehen und loben, und nicht wegen anderer Lob wollen wir uns beeilen, sondern damit einige [sehen], daß wir unserer selbst wegen Almosen geben, und andere, die uns begegnen werden, an uns sehen, daß wir nicht ihretwegen uns anstrengen.[xxxviii]

Und z. B. die, denen Gebäude gehören,[xxxix] beeilen sich die ganze Zeit des Sommers, um zu bauen und zu vollenden, daß sie unter Obdach sind und ruhen in den Tagen des Winters, denn die Tage des Sommers gehören den Bauten. Aber jener, der zur Zeit des Sommers seine Bauten nicht baut, über den werden Schmähungen und Widerwärtigkeiten[xl] in den Tagen des Winters kommen. Und wie festgesetzt sind als Zeiten für Bauten die Tage des Sommers, so ist gesetzt die Zeit unseres Wohnens, das hier auf Erden ist, regsam zu sein, zu eilen und uns die Wohnungen im Himmel zu bauen. Und wer in dieser Zeit seinen Ort der Ruhe bei den Gerechten nicht vorbereitet und herstellt, der kann ihn für sich nach seinem Tode nicht bauen und bereiten, wie es keinerlei Möglichkeit gibt, Wohnungen in den Tagen des Winters zu bauen. Und durch dieses Gleichnis, durch das unser Herr seinen Glauben den Gebäuden der Menschen verglichen hat, erfüllte er das Wort der Prophezeiung.[xli] Isaias sagt: "Aber Sion sprach: Verlassen hat mich der Herr, und vergessen hat mich Gott. Wird wohl vergessen ein Weib ihres Kindes oder wird sie nicht Mitleid haben mit den Sprößlingen ihres Leibes? Und wenn ein Weib dieses vergessen sollte, so werde ich doch nicht vergessen, spricht der Herr. Siehe auf meinen Händen habe ich deine Mauern[xlii] gezeichnet und vor meinen Augen bist du jede Stunde".[xliii]

David hinwieder sagt: "Der Grundstein, den die Bauleute verworfen haben, der ist Eckstein[xliv] der Gebäude[xlv] geworden. Vom Herrn ist dies geschehn."[xlvi] Und es nimmt Paulus dieses von dem Propheten und von dem Evangelium[xlvii] an;[xlviii] er sagt: "Er selbst das Haupt der Ecke des Gebäudes Christus, durch den zusammengehalten und in Ordnung gehalten wird[xlix] das ganze Gebäude.[l] Und er macht klar, daß wir Gläubigen ein Gebäude sind und Christus der Eckstein[li] des Gebäudes ist. Und David wurde nicht Ecke, da ja nur eine Mauer des Gebäudes auf ihm gebaut wurde, die Beschneidung allein; aber Christus, weil er die Beschneidung und die Unbeschnittenheit verkündigte: von ihm wurden zwei Mauern[lii] gebaut und er selbst wurde Eckstein.[liii] Und warum und wie er ein verworfener Grundstein wurde, sagt er im Evangelium da: "Es ist nötig für den Sohn des Menschen, viele Leiden[liv] zu erdulden, verachtet und verworfen zu werden von den Ältesten und Schriftgelehrten."[lv] Und weil der Name "Grundstein"[lvi] nicht fern von ihm ist, sagt der Apostel selbst über den geistigen Felsen,[lvii] der den Söhnen Israels Trank spendete: "Aber jener Fels ist Christus selbst."[lviii] . Auch den Simon,[lix] den Christus als Stellvertreter für sich zurückließ, daß er seiner Kirche vorstehen sollte, nannte er so.[lx] Und auf Grund dieser Gleichnisse der Propheten wurde die Kirche in Vergleich mit Gebäuden gesetzt.

Deswegen hat unser Herr seinen Glauben Gebäuden verglichen, darin, daß er sagt: "Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut, der ist gleich geworden einem verständigen Manne, der sich das Haus baute, grub und vertiefte und das Fundament auf harten Felsen legte".[lxi] Und hierin, daß er sagt "grub und vertiefte", macht er uns klar, daß die Erneuerung und Festigkeit,[lxii] die der Unterricht der Lehre vorfindet,[lxiii] nicht nur kommend zu uns kam, sondern schon längst in uns war. Und wenn wir[lxiv] fortfahren würden mit Graben, woher würden wir stehen bleiben auf der Wahrheit, wenn sie nicht vom Vater zu uns gekommen wäre von Anfang her, von Ewigkeit?[lxv] Und wenn wir auf jenen Stein des Felsens, in dem wir versinnbildet sind, hinblicken, so sehen wir, daß er fest ist von seiner ersten Erschaffung an. Und wann er niedersinkend fällt, wird seine Festigkeit von jenem Fallen und Zertrümmertwerden zertrümmert, und der Baumeister nimmt ein festes eisernes Werkzeug und gräbt [und] nimmt von ihm die überflüssige Erde und den abgebröckelten Lehm und legt sein Fundament auf felsigen festen Stein, der die Wucht der Bauten aushalten kann. So waren auch wir in unserer Kindheit heilig und unschuldig in der Lehre der Gottheit, und wenn die Festigkeit unserer Treue[lxvi] in die Unreinigkeit der Unzucht und in Begierde der Tollheit fällt, alsdann können wir die Wucht der Festigkeit des Gebäudes nicht aushalten.

Aber wann wir nach Art des Eisens[lxvii] das Evangelium der Erlösung[lxviii] in die Hand nehmen und auflesen [und] wegschaffen von uns alt diese Werke der Schlechtigkeiten und dann das Fundament des Glaubens auf unsere Herzen, auf felsigen Grund legen, wenn unser Sinn von allem Bösen gereinigt ist und wenn [dann] die Fundamente des Gebäudes gelegt werden, alsdann sind wir sowohl Arbeiter als auch Baumeister. Und wie es nicht der Fall ist beim Baumeister, wenn ihm überhaupt irgend etwas fehlen sollte, daß irgend [anders] wohin geht,[lxix] sondern an die Türe des Herrn des Werkes, so sollen auch wir wissen, daß der reich ist, der der Herr unseres Werkes ist, von dem wir ein Angeld[lxx] genommen haben, ihm dieses Gebäude zu bauen. Denn alles, was uns überhaupt als Material für das Werk des Lebens mangeln wird, werden wir von ihm begehren: die Heiligkeit, Barmherzigkeit, Liebe, Munterkeit, Bruderliebe, und er selbst gibt uns von seinen guten Schätzen mit seiner vollen Hand [und gestattet uns],[lxxi] daß wir seine Tür betreten und von ihm erbitten [was uns not tut]. Und in all diesem ist die Lehre[lxxii] unseres Herrn Gebäuden gleich. 

 Und wiederum hat unser Herr seinen Glauben[lxxiii] mit dem Weine verglichen darin, daß er sagt: "Niemand gießt[lxxiv] neuen Wein in alte Schläuche, sonst sprengt der neue Wein die alten Schläuche, der Wein wird verschüttet und die Schläuche gehen zu Grunde, sondern sie gießen[lxxv] den neuen Wein in neue Schläuche".[lxxvi] Was nun werden etwa die meinen, die [so] vergleichen? Etwa, daß das Neusein dem Altsein fremd[lxxvii] ist? Werden sie vielleicht meinen, daß die alten Schläuche von Haus aus[lxxviii] alt gewesen sind und daß sie niemals neu gewesen sind? Jedem Menschen ist es klar, daß sie, als Gott sie schuf oder als ihr Meister sie machte, neu waren und die Kraft des neuen Weines aushielten; nachher, als sie alt geworden waren, hielten sie die Kraft des neuen Weines nicht aus. So waren auch wir von unserer ersten Erschaffung her neu, schön und wohlgestaltet, um den Unterricht der Lehre Gottes zu empfangen wegen der Sündenlosigkeit der Kindheit. Und hinwieder nach vielen unserer Jahre, während wir rein sind vom Bösen wie ein Kind, halten wir es aus, die Kraft der neuen Lehre aufzunehmen, wie neue Schläuche, die die Kraft des neuen Weines aushalten. Darauf, wenn wir befleckt[lxxix] geworden sind und abgenutzt[lxxx] in den Begierden der Tollheit, in dem Abfall des Geizes[lxxxi] und in der Trunkenheit der Unzucht, wann wir verwundet und morsch geworden in unseren Sünden und Gottlosigkeiten aufgebraucht sind, alsdann können wir den Unterricht der Lehre nicht aufnehmen.

Und dies ist klar, daß in unserer Kindheit, als Gott uns schuf, sich an[lxxxii] uns nicht jene [Laster] vorfanden, von welchen sie gemeint haben,[lxxxiii] daß sie uns vom Leben entfernen und ausschließen; und später haften uns Werke der Bosheit an, [so daß wir sind] wie Schläuche, wenn sie zuletzt abgenutzt alt geworden sind. - Und es bezeugts mir der Apostel in seinem Ausspruche: "Nicht seid Kinder in eurem Verstande, sondern vom Bösen weg werdet Kinder, denn[lxxxiv] in eurem Verstande sollt ihr vollendet sein".[lxxxv] Und wenn wir sündlos vom Bösen befunden werden, wie unsere erste[lxxxvi] Schöpfung, alsdann können wir den Unterricht der Lehre aufnehmen und sind Schläuche, die die Kraft des neuen Weines aushalten, der in ihnen, wenn sie neu sind,[lxxxvii] ist. Wie auch der Prophet sagt: "Warum sagt das Haus Israels: Unsere Sünden und Ungerechtigkeiten sind in[lxxxviii] uns, und wir sind in ihnen abgenutzt?"[lxxxix] Und der Prophet macht klar, daß unsere erste Schöpfung neu war und Sünden und Ungerechtigkeiten alt und abgenutzt machen.

Es hat unser Herr den Unterricht seiner Lehre dem Weine verglichen und voll erfüllt er die Worte des Propheten; denn David sagt: "Es bringt Gott Brot aus der Erde hervor, und Wein macht fröhlich das Herz des Menschen".[xc] Und wie der Prophet bezüglich des Weines gesagt hat, daß er ein Fröhlichmacher ist, so ist auch der Unterricht der Lehre unseres Herrn unser Fröhlichmacher. Wie der Wein nicht nur die Betrübten fröhlich macht, sondern auch die Geringen[xci] erhöht und die Armen reich macht, und die Sorgen und Betrübnisse von allen Gemütern wegnimmt,[xcii] wenn jemand schwach ist an Kraft und Wein trinkt, alsdann die Geringheit seiner Kraft des Weintrinkens wegen vergißt; wenn Riesen gegen ihn kämpfen, er gar nichts von ihnen fürchtet — und es ist klar, daß jemehr einer Wein trinkt und trunken wird, er nicht sorgt, sich nicht fürchtet, nicht traurig ist,[xciii] nicht bekümmert ist —: so stärkt auch der Unterricht der Lehre unsres, wenn wir sie trinken und sie sich mit unserem Sinne vermischt, unsere Schwachheit, und wir vergessen unsere Unadligkeit und sie nimmt von uns alle Sorgen und Kümmernisse weg. 

 [268 1. Abs.] Und mehr als alle Worte der Weisheit tröstet der Wein die Herzen der Traurigen. Denn wenn du dich hinsetzest und jenen trösten willst, der[xciv] Kummer und Betrübnis und Krankheit und Prozesse hat: wie viel du auch abwägend[xcv] vergleichen wirst die Zeit mit den Übeln, die vor ihm stehen,[xcvi] aufweckend wirst du seinen Sinn aufwecken, daß er sich an seinen Verlust erinnert. Wenn du ihm aber zu trinken gibst und ihn trunken machst, läßt du schweigend von ihm ab,[xcvii] und der Wein vergessen machend[xcviii] vertreibt von ihm alle seine Übel und Kümmernisse. Und das, was lodernd als Feuer seiner Übel in seinem Gemüte, das wie eine Lampe entflammt [und] in Brand gesetzt war, brennt, bringt Wein stillend und sänftigend zur Ruhe und versetzt ihn[xcix] in Schlaf. So auch wir, wann uns Dinge auf der Erde zustoßen und wir ihretwegen Tröstung suchen und nicht finden, wann wir uns dann umwenden[c] zum Unterricht der Lehre unseres Herrn, alsdann schleicht [und] tritt sie[ci] ganz sacht in unsere Herzen ein. Und wenn wir beichten und dabei fröhlich werden, alsdann werden wir still und haben Ruhe auch vor allen diesen Dingen, die brennend uns verbrannten.[cii] Und darin ist der Unterricht der Lehre unseres Herrn dem Weine verglichen worden.

Wodurch weiter der Unterricht der Lehre unseres Herrn dem Weine gleich ist, will[ciii] ich sagen. Wenn es sich für einen armen Mann, der niedersitzt im königlichen Palaste,[civ] trifft, vom königlichen Weine zu trinken und berauscht zu werden, alsdann vergißt er das Haus seiner Armut. Und seine Füße, die ihn dürstend in den königlichen Palast trugen: sobald er eintritt, vom königlichen Weine trinkt, nicht verstehen seine Füße, ihn von dort fort in das Haus seiner Armut zu bringen, weil er Wein getrunken hat und trunken geworden ist. So auch wir, wann wir zur Kirche unseres Herrn gerufen werden und von seiner dortigen Lehre trinken, und sie eintritt, sich mit unserem Sinne und unseren Gedanken vermischt, vergessen alsdann unseren früheren Aufenthalt[cv] und nicht sind unsere Füße imstande,[cvi] uns in die Wohnung unseres Götzendienstes [zurück] zu bringen und auf den Weg, auf dem wir aus dem Heidentume da gekommen sind, und wir kehren auch nicht wieder zu ihm zurück, da er für unseren Sinn wegen [des] Weintrinkens[cvii] in Vergessenheit geraten ist.

Und dann, daß unser Herr sagt: "Wer dir einen Schlag auf deine Wange versetzt, dem biete du auch die andere dar, und wer dir dein Wams fortnimmt, dem gib dein Hemd; wer immer etwas von dir begehrt, versag [es] ihm nicht, und wer irgend etwas von dem deinigen nimmt, nicht fordere du es von ihm [zurück]",[cviii] dies alles vermögen Trunkene zu tun.[cix] Denn wenn wir trinken, berauscht werden und untertauchen in dem Unterricht der Lehre unseres Herrn, dann vermögen auch wir dies alles zu tun. Denn den Trunkenen schlagen sie, und er lacht darüber,[cx] er verhert, und er sucht nicht; sie entreißen, nehmen fort irgend etwas, was er hat, und er merkts nicht; sie verlachen ihn, er beachtet es gar nicht. So auch wir, wann wir den Unterricht der Lehre unseres Herrn trinken, die[cxi] da selbst Fröhlichmacher ist, und durch sie trunken werden, vermögen alsdann, alles dies zu tun, was wir gehört haben. Wenn die götzendienerischen Heiden uns verlachen und höhnisch verspotten werden,[cxii] jene, die ledig, entblößt und beraubt sind dieses Weines, den wir getrunken haben: für nichts erachten wir unserer Trunkenheit wegen ihr Gespött; und wenn sie uns in etwas verleumden, so liegt uns gar nichts daran, Haß und Groll hegen wir nimmer. Auch die schlimmen Leiden vermag der Wein vergessen zu machen; denn wenn einer zum Tode verurteilt ist, und sie ihn wegnehmen, um ihn zu töten, geben sie ihm Wein zu trinken, damit er furchtlos und kummerfrei sei;[cxiii] so auch werden die Gläubigen, wann sie den Unterricht der Lehre unseres Herrn trinken, trunken; wird ein solcher des Todes in den Augen der Richter schuldig, so stirbt er furchtlos, und für nichts erachten sie den Schrecken und die Furcht vor den Richtern, weil sie von dem Unterricht der Lehre unseres Herrn getrunken haben. Deshalb ist der Unterricht der Lehre unseres Herrn dem Weine verglichen worden.

Wiederum ist der Unterricht der Lehre unseres Herrn Kleidern verglichen worden. Wenn es wirklich wahr für uns ist, daß unser Herr seine Lehre wirklich Kleider genannt hat, so werden wir erkennen,[cxiv] daß Moses längst vorher hingewiesen hat[cxv] auf das Tuch der Kleider in Gleichnissen von Beispielen der Geheimnisse[cxvi] dieser neuen Lehre. Es machte Moses dem Aaron und dessen Söhnen Schultertücher[cxvii] und Unterkleider und Gürtel und verschiedene neue Kleidungsstücke.[cxviii] Und er führte und stellte sie vor Gott, daß sie ihm wohlgefällig seien. Als die Söhne Aarons die Gesetze übertraten, ging Feuer vom Angesichte Gottes aus und verzehrte sie.[cxix] Und Moses sagte zu ihrer Verwandtschaft: "Kommt heran und nehmt und schafft jene fort außerhalb des Lagers." Und zu Aaron, Eleazar, Ithamar sprach Moses: "Weint nicht, daß ihr die Kleider der Heiligkeit, die ihr anhabt, nicht verunreinigt".[cxx] Und deswegen hat auch unser Herr seine Lehre mit Kleidern verglichen. Und so ist die wahre Lehre unseres Herrn neuen Kleidern und einem ehrenvollen und heiligen Kleide verglichen worden. Denn jedem Menschen, der das Kleid der Ehre angezogen hat, wird Ruhm und Ehre und ein hervorragender[cxxi] Platz zuteil; wegen seines äußerlichen Kleides haben sie Ehrfurcht vor ihm, und seine Hausgenossen ehren ihn, und gewalttätige Herren, die Diener und Arbeiter zu einem Werke der Beleidigung[cxxii] treiben,[cxxiii] nähern sich jenem nicht wegen der Ehre seiner Kleider. So auch wir: weil wir den Unterricht der Lehre angezogen haben, erfreuen sich die Apostel an uns, und die Engel des Himmels ehren und preisen uns, die Scharen der Dämonen fliehen vor uns, und die Leidenschaften sind uns Untertan.

Und wie die Gewänder der Kleidung die Kälte und die Hitze und die Unbilden von jenem abhalten und zurückhalten, der sie angezogen hat, so auch hält ab und hält zurück von uns der Unterricht der Lehre unseres Herrn alle Schwachheiten[cxxiv] und Betrübnisse und Unbilden. Aber, wenn sie ein Kleid der Ehre und des Ruhmes angezogen haben, achten[cxxv]