Ernst Walter DORSCHAN 1914-1918 von der Aisne nach Flandern - Rainer Werner - E-Book

Ernst Walter DORSCHAN 1914-1918 von der Aisne nach Flandern E-Book

Rainer Werner

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Beschreibung

Das Buch dokumentiert die Erlebnisse während des Ersten Weltkriegs anhand persönlicher Notizen, erhaltener Feldpost und einer persönlichen Biografie des Zeitzeugen. Geschrieben wurde es von seinem Enkel Rainer Werner, mit dem Ernst Walter Dorschan oft über die schrecklichen Jahre sprach, die er an der Westfront verbrachte. Ein 2022 erschienenes deutsches Buch hat die Aufmerksamkeit französischer Historikerinnen und Historiker auf sich gezogen, die sich auf Militärgeschichte spezialisiert haben. Der Austausch mit ihnen ermöglichte es, die deutsche Ausgabe zu übersetzen und den französischen Lesern zugänglich zu machen. Ohne die Anregungen von Jean Marc Moltchanoff, die Expertise von Jürgen Schmieschek und eine intensive Zusammenarbeit mit Yves Fohlen wäre es nicht möglich gewesen, die Ereignisse meines Großvaters in Frankreich zu realisieren. Bisher ignoriertes Material, viele neue Illustrationen und militärische Kontexte, wurde integriert. Dieses Buch ist die Übersetzung der französischen Ausgabe, die im April 2024 erschienen ist.

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Schütze Ernst Walter Dorschan erlebt und überlebt den 1. Weltkrieg 1914–1918 in Belgien und Frankreich

Dieses Buch dokumentiert die Erlebnisse des Ersten Weltkriegs anhand persönlicher Aufzeichnungen, Feldpostkarten und einer Biografie. Geschrieben wurde es von seinem Enkel Rainer Werner, mit dem Ernst Walter Dorschan oft über die schwierigen und schrecklichen Jahre an der Westfront sprach.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß §44b UrhG ("Text und Data Mining") zu gewinnen, ist untersagt.

©2025 Rainer WERNER

Webseite: http://rw-dresden.de

Lektorat von Yves FOHLEN, https://horizon14-18.eu/yvesfohlen.html

Lektoratvon: Jean Marc MOLTCHANOFF, http://leboisdesbuttes.fr

Lektorat von: Christine Giegerich, https://www.lektorat-giegerich.de

Coverdesign von: Véronique MOLTCHANOFF, http://leboisdesbuttes.fr

ISBN-Softcover

978-3-384-49884-7

ISBN-Hardcover

978-3-384-49885-4

E-Book

978-3-384-49886-1

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Rainer Werner, Baudissinstraße 4, 01139 Dresden, Germany.

Schütze Ernst Walter Dorschan,

Schützen-(Füsilier-)Regiment "Prinz Georg" (Königlich Sächsisches) Nr. 108

Nur gemeinsam erreichen wir das Ziel, und das gilt auch für dieses Buch, dass für alle interessierten Leser gedacht ist. Ohne die Anregungen von Jean Marc, Jürgens Expertise und die intensive Zusammenarbeit mit Yves wäre es nicht möglich gewesen, über die Erfahrungen meines Großvaters in Frankreich zu berichten. Im Februar 2022 erschien die Erstausgabe in deutscher Sprache, allerdings nicht mit so vielen Abbildungen.

Besonders dankbar bin ich Christelle, Florence et Véronique für das Korrekturlesen des Buches und dafür, dass der Inhalt des Werkes für alle Leser gut verständlich ist.

Jean Marc Moltchanoff

Ein Teilnehmer und Gründer des Vereins "Les Amis du Bois des Buttes" in Frankreich riet mir, das Buch über meinen Großvater "Schütze Ernst Walter Dorschan erlebt und überlebt den Ersten Weltkrieg 1914 - 1918 in Belgien und Frankreich" zu übersetzen. Das Interesse Frankreichs an der Geschichte eines deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg veranlasste mich, die Ereignisse genauer darzustellen.

Jürgen Schmieschek

Er ist Co-Autor mehrerer Bücher über den Ersten Weltkrieg, hat mich bei diesem Buch unterstützt und konnte wichtige Punkte bezüglich Walters Regimentszugehörigkeit klären. Die Tatsache, dass Jürgen in Dresden wohnt und sich besonders für die sächsische Armee interessiert, war ein großer Vorteil. Neue Fotos und Illustrationen, die mir Jürgen zur Verfügung gestellt hat, sind ebenfalls in das Buch integriert worden und ergänzen es in besonderer Weise.

Yves Fohlen

Autor mehrerer Bücher über den Ersten Weltkrieg, ehemalige Reiseleiter des Museums der Drachenhöhle des Chemin des Dames, französischer Spezialist für die Geschichte und die Ereignisse des Ersten Weltkriegs, begleitete die Übersetzung des Buches mit Ratschlägen und wichtigen Informationen. Darüber hinaus ermöglichte das Korrekturlesen nicht nur die Prüfung der Übersetzung, sondern auch ein Lektorat des wertvollen historischen Inhalts.

Inhalt

Cover

Urheberrechte

Einleitung

Abkürzungsverzeichnis

1914 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

1915 Ende der Jugend

1916 Kämpfe in der Aisne

1917 Hindenburg-Linie

1918 Gefechte in Französisch Flandern

1919 Rückkehr ins Leben

Kriegszeitung der 7. Armee

W. Dorschan, Feldpostkarten

1970 Belgien und Frankreich

Fürstenzug in Dresden

Schützenkaserne Dresden

3. Königlich Sächsisches Husaren-Reg. Nr. 20

Personenregister

Bild- Zeitleiste

Resumé

Quellen und Nachweise

Ernst Walter DORSCHAN 1914-1918 von der Aisne nach Flandern

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Urheberrechte

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Quellen und Nachweise

Ernst Walter DORSCHAN 1914-1918 von der Aisne nach Flandern

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Einleitung

Ernst Walter Dorschan wurde am 30. November 1894 in Kittlitz bei Löbau im Königreich Sachsen als drittes Kind des Gastwirts und Landwirts Ernst Dorschan und seiner Frau Anna geboren. Er hatte einen Bruder, Oskar Dorschan, geboren am 15. Oktober 1883, und eine jüngere Schwester, Bertha Dorschan, die am 21. Januar 1887 auf die Welt kam. Alle Kinder der Familie wurden getauft und in der protestantischen Religion konfirmiert. Von 1901 bis 1909 besucht Walter Dorschan die Schule in Kittlitz und begann am 1. Januar 1910 eine Lehre als Kaufmann. Nach Beendigung seiner Lehre blieb Walter bis zum 30. September 1913 in seiner Firma, der Gebrüder Müller Mechanische Spinnerei und Weberei Löbau, als englischer Korrespondent und Exportspezialist. Danach arbeitete er in dem erlernten Beruf bei der L. Georg Bierling AG in Mügeln bei Dresden, bis er zur Armee eingezogen wurde. Am 29. August 1914 trat er seinen Militärdienst im Schützen-(Füsilier-)Regiment "Prinz Georg"

(Königlich Sächsisches) Nr. 108 in Dresden an, nachdem er sich im März 1914 in Pirna zur Musterung angemeldet hatte. Es sollte fünf Jahre dauern, bis Ernst Walter Dorschan nach mehr als einem Jahr Krankenhausaufenthalt endgültig von der Westfront aus Frankreich zurückkehrte. An der Front entkam er dank eines starken Willens, des christlichen Glaubens und des Glücks mehrmals dem Tod. Er wird auch darum kämpfen, sein rechtes Bein zu behalten. In Nordfrankreich wurde Ernst Walter während der Schlacht von Armentières, die am 9. April 1918 begann, von einem englischen Maschinengewehr schwer verwundet. Mit einem durchschossenen Bein, an dem der Fuß nur noch an wenigen Muskelfasern festgehalten wird, lebend aus dem Schlachtfeld zu kommen, ist schon ein Wunder. Als er nach Lille evakuiert wurde, entging er einer Amputation des Beines, indem er am Tag eines Verwundetentransports in die Heimat den Krankenschein an seinem Bett gegen einen Bericht mit medizinischer Versorgung eintauschte. Eine tapfere Krankenschwester legte ihm einen neuen Verband und eine feste Schiene um das verletzte Bein an. Sie sorgt auch dafür, dass Walter sicher in den Zug einsteigen kann. Er wurde bereits gesucht und entkam der Durchsuchung durch die deutsche Militärpolizei in den Waggons. Erst kurz vor der Abfahrt des Zuges wurde er in einen Waggon nach Deutschland gesetzt. Sein rechtes Bein kann gerettet werden, es ist um 5,5 cm kürzer und wird ihn sein ganzes Leben lang Schmerzen bereiten. Dank der mutigen Krankenschwester aus Lille und seiner eigenen Willenskraft wird Ernst Walter wieder Ski und Motorrad fahren können. Keinen einzigen Tag in seinem Leben vergaß er den Mut dieser jungen Krankenschwester. Von dieser Erfahrung geprägt, begab sich Ernst Walter Dorschan später mehrmals selbst in Gefahr, ohne daran zu zweifeln, das Richtige zu tun. Nach dem Ersten Weltkrieg, und nach seiner Entlassung aus dem Leibnitz-Lazarett in Berlin, kehrte Ernst Walter allmählich ins zivile Leben zurück. Aufgrund der langen Behandlungs- und Genesungszeit kam er jedoch erst Ende September 1919 nach Hause. Mit 50 Reichsmark in bar und einer monatlichen Kriegsrente von 31,90 Reichsmark begann sein neues Leben nach dem Krieg. Ernst Walter Dorschan gründete eine Familie und stieg schnell als Bankkaufmann, zuständig für die Devisenbeschaffung, und dann im öffentlichen Dienst als Beamter im Gesundheitswesen auf. Nach der Geburt des Sohnes Wolfgang im Jahr 1926 wurden 1931 die Zwillinge Edeline und Manfred geboren. Bis Ende der 1930er Jahre erlebte er mit seiner Familie eine angenehme und intensive Zeit in der Oberlausitz. Er ist Verwaltungsdirektor des Kreiskrankenhauses Ebersbach und verantwortlich für den weiteren Ausbau der Einrichtung. Zusammen mit dem akademischen Architekten Hermann Paul Brockelt entwarf und baute Ernst Walter ein neues Bettenhaus, dass im Herbst 1939 bezugsfertig war. Bald darauf wurde das Krankenhaus von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt, um als Lazarett zu dienen. Die Wehrmacht ernannte weiterhin Ernst Walter Dorschan zum Leiter der Einrichtung. Als Zivilist verwaltete er das Krankenhaus in Ebersbach unter ständiger Aufsicht der Wehrmacht. Seine Kenntnisse und Kontakte im Gesundheitsbereich waren für den reibungslosen Betrieb der Einrichtung notwendig. Ernst Walter verfügte über ausgezeichnete Beziehungen zu vielen Krankenhäusern in der Region sowie nach Polen und in die Tschechische Republik. Im Dreiländereck arbeiteten die Krankenhäuser vor Kriegsbeginn eng zusammen und unterstützen sich gegenseitig.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er sich erneut schweren Prüfungen stellen. Zwischen 1939 und 1941 brachte ihn sein Gerechtigkeitssinn dazu, von der Gestapo gesuchte Personen vor ihrer Inhaftierung zu warnen und ihnen bei der Flucht zu helfen. So fuhr er Flüchtende oft selbst mit dem Lazarettauto an die polnisch-tschechische Grenze, wohl wissend, dass er entdeckt werden könnte. Auf diese Weise gelang es Ernst Walter, mehrere Personen in Sicherheit zu bringen. Mitte 1941 wurden seine Aktivitäten von der Geheimpolizei entdeckt. Nach einer langen Reihe von Verhören wurde er nach Dresden einbestellt und sollte als Oberzahlmeister zu einer Einheit in der Sowjetunion an der Front versetzt werden. Walter Dorschan bewies großen Mut, sich erfolgreich dagegen zu wehren. Wohl wegen seiner großen Verdienste und seiner vielen Kriegsverletzungen während des Ersten Weltkriegs gelang es ihm, eine Versetzung nach Krakau in Polen zu erwirken. Er wurde als Verwalter des öffentlichen Krankenhauses in Krakau abgestellt und trat sein Amt an. Die Einrichtung verfügte über zahlreiche Gebäude, eine Universitätsklinik, mehrere Fachkliniken und die entsprechenden Verwaltungshäuser. Ernst Walter Dorschan war einer der wenigen Deutschen, die in dieser Einrichtung arbeiteten. Gute Beziehungen zu den Mitarbeitern, wie polnischen Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten, führten dazu, dass er an den Wochenenden Ausflüge mit ihnen unternahm. Während seines Aufenthalts in Krakau sorgte er für die Einrichtung eines Tuberkulose-Behandlungszentrums für die Bevölkerung in Ivonicz, einer kleinen Stadt am Rande der Beskiden im polnischen Gebirge. Auf diese Weise entstanden noch engere und fast freundschaftliche Beziehungen zu den polnischen Ärzten, Krankenschwestern und medizinischem Personal. Eine große Anzahl von Polen sprach gut Deutsch und bewegte sich frei in allen Einrichtungen und Häusern des öffentlichen Krankenhauses. Die Wehrmacht nutzte die Krankenhäuser in Krakau als Behandlungszentrum für höhere Offiziere von der deutschen Front in der Sowjetunion. Auch Ernst Walters Frau Anna und die Zwillinge Edeline und Manfred besuchten Walter mehrmals in Krakau. In ihrer Freizeit wanderte die Familie gern oder fuhr im Winter Ski. Beim Skifahren in den Beskiden lernte Walter auch einige polnische Partisanen kennen. Bald versorgte er sie auf seinen Ausflügen mit dringend benötigten Medikamenten und Verbandsmaterial und sorgte dafür, dass schwer verwundete Partisanen in Krakauer Krankenhäuser eingeliefert wurden. Auch hier blieben seine Aktivitäten dem deutschen Militär nicht verborgen. Von der Gestapo streng verhört, gestand er keinen der Vorwürfe. Auch das polnische Krankenhauspersonal schwieg, selbst die Zwillinge Edeline und Manfred wurden von der Gestapo ausgefragt. Im Alter von 13 Jahren konnten sie nicht viel sagen. Walter Dorschan und seine Frau achteten darauf, dass die Zwillinge nichts vom Besuch bei den Einheimischen erfuhren. Während sie zu polnischen Partisanen nach Hause gingen, hielten sich Edeline und Manfred ruhig in einem Nebenraum versteckt. Bei diesen Treffen wurde darauf geachtet, nicht aufzufallen und dass die Kinder nichts hören können. Vor allem sollten die Zwillinge polnische Partisanen nicht zu Gesicht bekommen.

Bereits im Frühjahr 1945 rückte die sowjetische Armee immer näher an Deutschland heran. Auf Anweisung des Gesundheitsdienstes verließ Ernst Walter Dorschan Anfang Januar 1945 als einer der letzten Deutschen die Stadt Krakau. Ernst Walter wurde von den polnischen Ärzten und Angestellten des Krankenhauses herzlich verabschiedet. Er vertraute Professor Kostrevsky die medizinische Einrichtung an, das Krankenhauspersonal bereitete sein Auto für die Reise vor. Nach dreijähriger Tätigkeit verließ er die Stadt und wurde von Partisanen bis an den Stadtrand von Krakau begleitet. Als er Polen verließ, wünschten ihm viele polnische Mitarbeiter und Ärzte eine gute Reise. Ernst Walter kommt wohlbehalten mit dem Auto nach Ebersbach. Nach seiner Heimkehr meldete er sich sofort bei seiner Dienstbehörde, dem Landratsamt in Löbau.

Nach dem Ende des schrecklichen Zweiten Weltkriegs erlebt Ernst Walter schwere Zeiten und Demütigungen. Sein Elternhaus und die Wirtschaft in Kittlitz wurden von wütenden Deutschen in Brand gesteckt und Ernst Walter wurde an die russische Armee verraten. Im sowjetischen Gefängnis von Löbau inhaftiert, wurde Ernst Walter während des Zweiten Weltkriegs als hochrangiger Beamter wegen Kollaboration mit der deutschen Wehrmacht vor Gericht gestellt. Nach mehreren Verhören bleibt er standhaft und erreichte, dass ein sowjetischer Major sich über seine Aktivitäten in Krakau erkundigte. Es waren die polnischen Partisanen, die sich persönlich für Ernst Walter verbürgt hatten und über seine Inhaftierung entsetzt waren. Ende März 1946 wurde Ernst Walter als einer der wenigen aus dem Löbauer Gefängnis entlassen und für nicht schuldig befunden. Die meisten seiner Mitgefangenen werden verurteilt und für lange Zeit in sowjetische Gefangenenlager gesteckt. Aus dem Gefängnis entlassen und mit Papieren versehen, die ihm garantieren, dass er nicht strafrechtlich verfolgt wird, muss Ernst Walter entscheiden, wie er einen Neuanfang wagen kann. Das Elternhaus wurde von den Einheimischen absichtlich zerstört und er fand nicht sofort Arbeit. Der Wunsch, in den Westen Deutschlands zu ziehen, war groß, da sein ältester Sohn in WestBerlin Zuflucht suchen musste. Als Dozent an der Universität Leipzig hörte er Westradio und wurde dafür denunziert. Sein Sohn Wolfgang sah, was mit anderen Menschen geschah und flüchtete deshalb nach West-Berlin. Bald darauf ließ er seine Frau und sein Kind holen. Ernst Walter ist hin- und hergerissen, er findet sich mehrmals mit seinen Koffern in West-Berlin wieder und hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Am Ende entscheidet er sich für den Verbleib in seiner Heimat Oberlausitz und möchte, dass es den Kindern Edeline und Manfred in der DDR nicht schwer fällt. Die Zwillinge begannen in ihren Berufen Fuß zu fassen, Manfred beim Fernsehen in Berlin und Edeline als Lehrerin in Dresden. Beruflich kann Walter nach einiger Zeit wieder in seinen Beruf als Buchhalter in Löbau zurückkehren. Erst im Alter von 70 Jahren hörte er auf zu arbeiten, denn auch seine Hobbys, Musik, Wandern und Skifahren, nahmen viel Zeit in Anspruch. Lange Zeit konnte Ernst Walter seiner Familie nichts von den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs erzählen. Die Verhöre in russischer Gefangenschaft waren so einschneidend, dass Ernst Walter zeitlebens befürchtete, wieder aufgegriffen zu werden. Erst als er 1970 in den Ruhestand ging, fand er den Mut, mit seinem

Sohn Wolfgang und seinem Enkel Michael eine Reise nach Frankreich zu unternehmen. Während dieser Reise kam er die Orte des Ersten Weltkriegs, wo er so gelitten hat. Die drei besuchten die schöne Stadt Dinant in Belgien, wo sich im August 1914 so fürchterliche Dinge abspielten, die Städte Berry-au-Bac, La Ville-aux-Bois, Corbeny, die Drachenhöhle und prächtige Stadt Reims. Er erfüllt sich seinen Wunsch, die Orte wiederzusehen, an denen er gekämpft und gelitten hat.

Nach so vielen Jahren ist es für Ernst Walter immer noch sehr schmerzhaft, sich an vergangene Zeiten zu erinnern. Dankbar, zwei so schreckliche Kriege überlebt zu haben, konnte Walter seinen Lebensabend in Löbau genießen. Hier treffen sich seine Kinder, Enkel und Urenkel zu gemeinsamen Ausflügen in die Oberlausitz. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Anna Klara ist seine Altersgruppe in Löbau fast nicht mehr zu finden. Allein in seiner Dreizimmerwohnung in Löbau, seine Kinder und Enkelkinder arbeitend, erfüllt sich Walter seinen Traum von einst. Er beantragt die Ausreise aus der DDR und zog im Alter von 93 Jahren nach

West-Berlin. Sein Sohn Wolfgang hatte dort eine Wohnung und Walter noch Bekannte und alte Schulfreunde. Als Neubürger West-Berlins erlebte er den Fall der Berliner Mauer im November 1989. Diese historischen Ereignisse, einmalig in der Geschichte Deutschlands, brachten nicht nur ein Land wieder zusammengeführt, sondern auch die Familie Dorschan. Im hohen Alter von 96 Jahren stand Ernst Walter Dorschan hier, vor dem Reichstagsgebäude in Westberlin.

Konfirmations-Schein von Ernst Walter Dorschan

Abkürzungsverzeichnis

Aug.

August

akad.

akademisch

belg.

belgisch

BRD

Bundesrepublik Deutschland

DDR

Deutsche Demokratische Republik

Dez.

Dezember

E.K.1

Eisernes Kreuz Klasse 1

Fam.

Familie

franz.

französisch

Gebr.

Gebrüder

Jan.

Januar

Komp.

Kompanie

kgl.

königlich

LKW

Lastkraftwagen

M.G.-Zug

Maschinen-Gewehr-Zug

M.G.-Einheit

Maschinen-Gewehr-Einheit

Nov.

November

Reg.

Regiment

sächs.

sächsisch

usw.

und so weiter

v. d.

von der

1. WK

Erster Weltkrieg

2. WK

Zweiter Weltkrieg

RM

Reichsmark

SR 108

Schützen-(Füsilier-)Reg. "Prinz Georg" (Königlich Sächsisches) Nr. 108

IR 102

3. Infanterie-Regiment Nr. 102 "König Ludwig III. von Bayern" / 6. Komp.

IR 106

Königlich Sächsisches Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 106

IR 391

Königlich Sächsisches Infanterie-Regiment 391, 4. Kompanie

1914 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

Am 28. Juni 1914 ereilte die Habsburger Monarchie und Kaiser Franz Joseph erneut das Schicksal. Der Thronfolger Franz Ferdinand wurde Opfer eines Attentats in Sarajevo und die Nachricht jagten den europäischen Monarchen in allen Königshäusern einen Schauer über den Rücken. Dem alten Kaiser von Österreich und Ungarn blieb nichts erspart. Im Alter von nur 18 Jahren musste er sich um ein instabiles und schwaches Territorium kümmern. Sein Vater, Franz Karl von Österreich, hatte Anspruch auf den Thron, verzichtete aber auf die Thronfolge. Das Erbe, was Franz Joseph 1848 erhielt, forderte seine ganze Kraft, denn er musste die Unruhen auf dem Balkan im Rahmen des Balkanaufstandes wieder befrieden. Sein einziger Sohn Rudolf, den Kronprinzen von Österreich und Ungarn, beging in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 mit seiner jungen Geliebten Marie Vetsera in Mayerling Selbstmord. Auch Kaiser Franz Joseph erlebte schmerzlich die Ermordung seiner Frau Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin von Bayern, im Jahr 1898. Die Kaiserin, die ihre Familie nur Sisi nannte, wurde am Ufer des Genfer Sees von einem italienischen Wanderarbeiter erstochen. Lange Zeit konnte der Herrscher von Österreich diese Trauer nicht überwinden. Und dann, im Alter von achtzig Jahren, musste Franz Joseph den Tod seines Thronfolgers miterleben, der Opfer eines Attentats wurde. Erzherzog Franz Ferdinand hatte an einem großen Gebirgsmanöver teilgenommen, das jedes Jahr im Juni in Bosnien stattfand. Zum Abschluss der Übungen sollte ein feierlicher Empfang das Ende der Manöver in Sarajevo markieren. In Begleitung seiner Gemahlin reiste der Erzherzog mit dem Auto aus dem Kurort Ilidža in Sarajevo ein. Die Prozession machte sich auf den Weg zum Rathaus, gefolgt von mehreren offenen Autos. In der Straße, die zum Rathaus führte, hatte sich eine große Anzahl von Schaulustigen versammelt, um das Herzogspaar zu begrüßen. Dort warf der erste Attentäter eine Bombe auf das Auto des Thronfolgers, die jedoch hinter dem Auto explodierte. Der Täter des Anschlags, Čabrinović, ein Topograph aus Herzegowina, wurde von Polizeibeamten in Gewahrsam genommen und anschließend verurteilt. Franz Ferdinand und seine Frau blieben unverletzt und setzten ihren Weg zum Rathaus fort. Nach dem Besuch des Rathauses wollte der Thronfolger den bei dem Anschlag verwundeten Oberstleutnant Merizzi im Lazarett besuchen. An der Ecke der Franz-Josef-Straße, auf dem Hauptplatz von Sarajevo, wurde der zweite Anschlag aus der Zuschauermenge heraus verübt. Als der Konvoi anhielt, tauchte ein junger Mann auf und schoss mit einer Pistole auf das Herzogspaar. Die erste Kugel traf die Herzogin in den Unterleib, die zweite Franz Ferdinand in die Halsschlagader. Das Thronfolgerpaar wurde ins Krankenhaus gebracht, obwohl der Tod bereits eingetreten war. Für die Monarchie und das österreichische Heer war der Tod Franz Ferdinands ein großer Verlust. Einer der beiden Mörder, Gavrilo Princip, war erst neunzehn Jahre alt. Im Verhör gab er an, dass er schon lange die Absicht habe, jeden Menschen aus nationalistischen Gründen zu ermorden. Er habe erst einen Augenblick gezögert, denn die Herzogin saß auch im Wagen. Doch dann schoss er schnell. Princip leugnete, irgendwelche Mitwisser zu haben. Der zweite Attentäter, ein einundzwanzigjähriger Topograph, zeigte beim Verhör ein sehr respektloses Wesen. Auch er erklärte, keine Komplizen zu haben. Gabrinovic stürzte sich nach seiner Tat in den Fluss, wurde aber von nachspringenden Wachleuten und mehreren Personen aus dem Publikum aufgehalten. Eine Bombe wurde nur wenige Schritte vom Tatort des zweiten Verbrechens entfernt gefunden. Sie war höchstwahrscheinlich von einem dritten Verschwörer weggeworfen worden, nachdem er gesehen hatte, dass der Anschlag erfolgreich war. Princip erklärte, dass er lange Zeit in Belgrad studiert habe. Gabrinovic behauptete, die Bombe von einem Anarchisten in Belgrad erhalten zu haben, dessen Namen er nicht kannte. Es ist bezeichnend, dass der Angriff am Vorabend des serbischen Nationalfeiertages von Vidovdan, dem Tag des Gedenkens an die Schlacht auf dem Amselfelde, verübt wurde. Eine sofort eingeleitete Untersuchung ergab, dass die Fäden der Verschwörung bis nach Belgrad zurückreichten, wo ein Komplott zur Ermordung des Thronfolgers existierte. In Belgrad wurden Ermittlungen durchgeführt, die zur Verhaftung zahlreicher serbischer Verschwörer führten, die des Hochverrats beschuldigt wurden. Im Sommer 1914 standen Österreich-Ungarn und die gesamte politische Welt unter großen Spannungen und Druck. Die Donaumonarchie setzte sich aus vielen verschiedenen Gruppen zusammen, die stets nach Autonomie und Selbstverwaltung strebten. Für die Habsburger war es sehr schwierig, mit den vielen Unruhen und Aufständen der Völker innerhalb ihres eigenen Reiches fertig zu werden. Die Augen der Welt waren auf Kaiser Franz Joseph gerichtet und fragten sich, was wohl aus ihm werden würde. Die Ruhe und Gelassenheit der Österreicher nach der Ermordung des Thronfolgers war beunruhigend. Aber es war die Ruhe vor dem Sturm, die sich zusammenbraute. Diplomaten und Gesandte aus vielen europäischer Länder, Unterstützer und Rivalen der Habsburger, bemühten sich um eine friedliche Lösung. Der Besuch des russischen Botschafters in Serbien, Nikolaus Graf Hartwig, beim österreichischen Botschafter in Belgrad war für alle Beteiligten ein Misserfolg. Während des Gesprächs erlitt der Graf einen Herzinfarkt, der wenige Minuten später zu seinem Tod führte. Der österreichische Botschafter in Belgrad wurde daraufhin beschuldigt, Graf Hartwig vergiftet zu haben. Die Presse wetterte gegen die Donaumonarchie und rief zum Aufstand gegen die Gesandtschaft und die österreichischen Untertanen auf. Für die Österreicher verschärfte sich die Lage in Serbien zusätzlich, zumal Russland mehrere ethnische Gruppen auf dem Balkan in ihrem Streben nach Unabhängigkeit unterstützte. Die Bündnisse des frühen des 20. Jahrhunderts ließen die Folgen einer Konfrontation zwischen Österreich und Serbien erahnen. Während viele Königshäuser, Herrscher und Regierungen im Urlaub waren, gewannen Kriegstreiber zunehmend die Oberhand. Kurz nach dem Tod des Thronfolgers bat Franz Joseph I. seinen deutschen Verbündeten um Hilfe. Wilhelm II., der deutsche Kaiser und König von Preußen, sicherte Österreich seine volle Unterstützung zu, ohne zu ahnen, welche Ausmaße es annehmen würde. Zum Erstaunen aller Europäer siegten nicht Vernunft und Diplomatie, sondern der Wunsch der Befürworter eines militärischen Konflikts. Viel zu spät erkannten die Königshäuser den Ernst der Lage. Die Versuche, eine Katastrophe abzuwenden, waren verzweifelt und unbeholfen. Ein Telegramm Wilhelms II. an den russischen Zaren, in dem er um Friedensverhandlungen und die Abwendung eines Krieges bat, blieb wirkungslos. In den folgenden Tagen machten Österreich-Ungarn und Serbien mobil. In Wien drückten die Befürworter einer Militäraktion aufs Tempo., wobei Minister Berchtold von einem Angriff auf die Donau sprach. Franz Joseph I. unterzeichnete daraufhin die Kriegserklärung, die ihm vorgelegt worden war. Die laufenden Vermittlungsversuche Frankreichs und Großbritanniens hatten daher keine Aussicht auf Erfolg. Der serbische Einmarsch auf die Donau entpuppte sich schon am nächsten Tag als Falschmeldung. Der österreichische Kaiser erkannte die Tragweite der Kriegserklärung für Europa. Nicht allen Staatsmännern und Politikern gelang es, eine Eskalation und Verschärfung der Lage im Sommer 1914 nach dem tödlichen Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Ferdinand und seine Frau zu verhindern. Der österreichische Monarch wurde in Sarajevo auf serbischem Territorium ermordet, wo das osmanische Reich seit einiger Zeit zusammengebrochen war. Interessenskonflikte auf dem Balkan hatten zu vielfältigen Allianzen geführt. Einige der europäischen Großmächte verfolgten dort ihre eigenen Ziele. Infolgedessen waren die Kräfte, die eine politische und friedliche Lösung anstrebten, zu gering und sehr schwach. Das Vorgehen Österreich-Ungarns zwang viele Nationen, die getroffenen Bündnisse zu respektieren. Mit der Kriegserklärung an Serbien wurden die illusorischsten Kriegserklärungen zwischen ihnen bereitet.

So erhielt das Schützen-(Füsilier-)Regiment "Prinz Georg" (Königlich Sächsisches) Nr. 108 in Dresden am 31. Juli 1914 vom deutschen Kaiser die Nachricht, dass das deutsche Heer und die kaiserliche Marine nach dem Mobilmachungsplan auf den Krieg vorbereitet werden sollten. Der Kommandeur des Schützenregiments Nr. 108, Graf Woldemar Vitzthum von Eckstädt, gab den Befehl, alles zu tun, um das Regiment kampfbereit zu machen. Es war absehbar, dass die Schützen so schnell wie möglich in voller Stärke unter Bewaffnung sein würden, obwohl noch nicht klar war, welche Aufgaben sie zu erfüllen haben würden. Die beurlaubten Soldaten wurden gebeten, so schnell wie möglich in die Kaserne zurückzukehren. Proviant, Pferde, handwerkliches Personal und alles was für die Versorgungstrosse benötigt wurde, galt es in kurzer Zeit einzuholen. Im August 1914 waren die Züge und Verkehrswege mit Passagieren überfüllt. Die Soldaten und ihre Offiziere mussten sich in allen Kasernen melden, selbst die Reserveoffiziere hatten sich an einen Ort zu begeben, an dem sie ihre Befehle erhielten. Außerdem erschienen viele Kriegsfreiwillige vor den Toren der Kasernen, um ihre Einberufung zum Militärdienst zu erbitten. Damals wurden Freiwillige noch abgewiesen, wohl noch nicht ahnend, dass der Krieg mehrere Jahre dauern und eine große Zahl an Opfern bringen würde. Ernst Walter Dorschan wurde im August 1914 zur Rekrutenausbildung in das Schützenregiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108 zur Ausbildung von Rekruten eingegliedert. In dieser kurzen Zeit lernten die Rekruten alles, was nötig war, um den Alltag und die Strukturen in der Armee kennenzulernen. Angefangen hat alles mit der Einkleidung. Die Felduniform, die Gefechts- und Marschausrüstung wurden von einem schmucken feldgrünen Rock und dem Tschako mit Rosshaarschweif begleitet. Die Gelegenheit, die Paradeuniform zu tragen, war selten, sondern eher zu besonderen Anlässen oder in Friedenszeiten. Nach der Mobilmachung trugen die Soldaten stattdessen ihre Felduniformen, sogar wochenlang in den Schützengräben, ohne sie wechseln zu können. Bald darauf wurde das Schützenregiment Nr. 108 mit Lebensmitteln, Marschgepäck und Munition ausgerüstet. Die begleitenden Züge standen bereit, mit Proviant und Reserveausrüstung beladen zu werden. Am 8. August 1914 waren alle Kompanien und Mannschaften fertig. Mit ihrer Feldausrüstung, ihrem Gepäck und ihrer Vollbewaffnung standen sie auf dem Alauenplatz zum Abmarsch bereit. Diente der Platz in den langen Friedensjahren als Übungsplatz der Schützen und als Austragungsplatz prunkvoller königliche Paraden, so wirkten die Zuschauer heute eher nachdenklich. Diesmal verabschiedete sich der Regimentskommandeur, Oberst Graf Vitzthum von Eckstädt, mit seinem Regiment in einen gefährlichen Krieg. Es war noch nicht bekannt, wohin das Regiment gehen und welchem Korps es unterstellt werden sollte. Die Offiziere sollten von diesen Einzelheiten erst unterrichtet werden, nachdem die Soldaten ihre Garnisonsstadt in Dresden verlassen hatten. So marschierten die Einheiten unter den Augen ihrer Angehörigen und vieler Schaulustiger aus Dresden bis zum Bahnhof. Die Regimenter wurden von Seiner Majestät dem König und seiner Familie an den Zügen begrüßt. Es folgte eine mehrtägige Reise mit dem Zug, und noch niemand wusste genau, wohin er fuhr. Bei einem ersten Stopp vor Leipzig wurde den Soldaten klar, dass sie nach Westen, nach Frankreich, gingen. Das Schützenregiment Nr. 108 sollte für die Dauer des Ersten Weltkrieges an der Westfront eingesetzt werden. Mit der Eisenbahn, die in ganz Europa bereits zu einem wichtigen und dichten Verkehrsnetz ausgebaut war, ging die Reise weiter nach Westen, in die Nähe des Elsass im Nordosten Frankreichs. Leere Transportzüge kamen den Soldaten entgegen, die genau wussten, dass sich eine große Armee formierte. In den Kriegsjahren erwies sich die Eisenbahn oft als schnelles und effizientes Transportmittel, um ganze Bataillone und Soldaten in Rekordzeit von einem Frontabschnitt zum anderen zu transportieren. Das in die 3. Armee eingegliederte Schützenregiment Nr. 108 wurde dem Oberkommando des Heereskommandos Nr. 3 des 12. Armeekorps unterstellt. Die 3. Armee des Deutschen Reiches erhielt den Befehl, ihre Stellungen im Aufmarschgebiet im zügigen Tempo und in sehr kurzer Zeit einzunehmen. Das Dresdner Regiment war Teil der westdeutschen Armee und sollte in der belgischen Gegend von Malmedy aufgestellt werden. Das Oberkommando der Armee in Berlin stützte sich auf den SchlieffenPlan mit einem Vorstoß durch das neutrale Belgien und einer Einkreisung der französischen Armee. Zu dieser Zeitpunkt hatten die Regimentskommandeure noch keine Informationen über das genaue Ziel und erhielten nur die Tagesbefehle. Bisher waren die Soldaten, ihre Ausrüstung und ihre Begleittrosse mit dem Zug gefahren. Von da an bewegten sich alle zu Fuß, in einem zügigen Marschtempo weiter. Das Schützenregiment Nr. 108 traf trotz der Hitze und Feuchtigkeit der letzten Tage schnell in der Maas-Region ein. Die Soldaten mussten jederzeit ihre schwere Feldausrüstung, Munition und Waffen bei sich tragen. Trotz der Hitze und des gleichmäßigen Tempos gab es im Regiment keine Ausfälle. Während die Eisenbahn um die Jahrhundertwende die Wirtschaft revolutionierte und den schnellen Austausch von Waren und Menschen in ganz Europa ermöglichte, wurde sie von den Kriegsparteien sofort für ihre Zwecke genutzt. An Bahnhöfen, Brücken und wichtigen Knotenpunkten wurden Armeeposten errichtet, um die Anlagen und Gleise zu schützen.

1914 – Übersicht über die Schlachten, an denen er teilnahm

▪ im März 1914

Rekrutenmusterung in Pirna an der Elbe

▪ 29. Aug. 1914

Einberufung zum Heeresdienst

▪ Herbst 1914

Rekrutenausbildung in Dresden

▪ 01. Nov. 1914

Versetzung an die Westfront, Frankreich

▪ 03. Nov. 1914

Ankunft im Felde bei La Ville-aux-Bois

▪ ab 05.11.14

Kämpfe an der Aisne