Schütze Ernst Walter Dorschan erlebt und überlebt den 1. Weltkrieg 1914–1918 in Belgien und Frankreich, eine vollständig erhaltene Sammlung von Briefen, Feldpost und Berichte über den Ersten Weltkrieg - Rainer Werner - E-Book

Schütze Ernst Walter Dorschan erlebt und überlebt den 1. Weltkrieg 1914–1918 in Belgien und Frankreich, eine vollständig erhaltene Sammlung von Briefen, Feldpost und Berichte über den Ersten Weltkrieg E-Book

Rainer Werner

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Beschreibung

Eine ganze Altersgruppe junger Männer wurde 1914 mit Beginn des ersten Weltkrieges und seines weiteren Verlaufes ihrer Jugend beraubt. Der deutsche Offiziersstab plante an der Westfront einen schnellen und verlustarmen Krieg der bereits zu Weihnachten 1914 mit der Einnahme von Paris besiegelt sein sollte. Aus einem anfänglich raschen Vormarsch entstand ein langer, furchtbarer und opferreicher Stellungskrieg. Dieses Buch berichtet über den Soldaten Ernst Walter Dorschan aus Kittlitz im Königreich Sachsen. Seinen 20. Geburtstag erlebte er am 30. November 1914 im Schützengraben an vorderster Front. Glück, Mut und Tatkraft halfen ihm, den Krieg zu überleben und wieder in die Heimat zurückzukehren. Im endlosen Stellungskrieg um Reims, bei Ypern, an der berüchtigten "Höhe 108" bei Berry-au-Bac, und in zahllosen Gefechten musste Walter Dorschan miterleben, wie alle seiner Freunde fielen. Er selbst wurde mehrfach schwer verwundet und verschüttet. Die Erzählungen, persönlichen Aufzeichnungen sowie über zweihundert geschriebene Feldpostkarten und neunzehn Frontbriefe des Schützen ermöglichen es, dass Widerfahrene im Ersten Weltkrieg zum Gedenken der Opfer aller Gefallenen und als Mahnung für spätere Generationen zu bewahren.

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Seitenzahl: 229

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Schütze Ernst Walter Dorschan erlebt und überlebt den 1. Weltkrieg 1914–1918 in Belgien und Frankreich

In persönlichen Aufzeichnungen, der Feldpost und verfasstem Lebenslauf berichtet dieses Buch über Erlebnisse im Ersten Weltkrieg. Verfasst von seinem Enkel Rainer Werner, dem Ernst Walter Dorschan oft und viel über die schweren, schrecklichen Jahre an der Westfront erzählte.

© 2021 Rainer Werner

Lektorat: Christine Giegerich (https://www.lektorat-giegerich.de)

Covergrafik von Rainer Werner

ISBN Hardcover: 978-3-347-47690-5ISBN E-Book: 978-3-347-47692-9

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Schütze Ernst Walter Dorschan,

Schützen-(Füsilier-)Regiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108

Einleitung

Kurz vor der Jahrhundertwende (1900) wird eine Generation von Menschen geboren, die eine Zeit ständiger Umbrüche, politischer Veränderungen und leidvoller Kriege miterlebt. Im deutschen Kaiserreich aufgewachsen, endet die unbeschwerte Jugend Ernst Walter Dorschans (geb. am 30. November 1894) mit Beginn des Ersten Weltkrieges. Walter wird als drittes Kind des Gasthofbesitzers und Landwirts Ernst Dorschan und seiner Ehefrau Anna in Kittlitz bei Löbau im Königreich Sachsen geboren. Er hat einen Bruder, Oskar Dorschan, geboren am 15. Oktober 1883, und eine jüngere Schwester, Bertha Dorschan, welche am 21. Januar 1887 das Licht der Welt erblickt. Alle Kinder der Familie werden evangelisch getauft und konfirmiert. In den Jahren von 1901 bis 1909 besucht Walter Dorschan die Schule in Kittlitz und fängt am 1. Januar 1910 eine Lehre als kaufmännischer Angestellter an. In seinem Lehrbetrieb, der Firma Gebrüder Müller Mechanische Spinnerei und Weberei Löbau, verbleibt Walter nach Beendigung der Lehrzeit bis 30. September 1913 als Englischkorrespondent und Exportsachbearbeiter. Im erlernten Beruf ist er darauf bei der L. Georg Bierling AG in Mügeln bei Dresden bis zur Einberufung in den Heeresdienst tätig. Mit der Rekrutenmusterung in Pirna bei Dresden, zu welcher er sich im März 1914 einfinden muss, beginnt am 29. August 1914 der Militärdienst beim Schützen-(Füsilier-)Regiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108 in Dresden. Ganze fünf Jahre wird es dauern, ehe Ernst Walter Dorschan von der Westfront aus Frankreich und nach über einem Jahr im Lazarett endgültig wieder nach Hause kommt. Dem Tod entkommt er mehrmals nur mit Glück, christlichem Glauben und starkem Willen. Gekämpft hat er auch um den Erhalt seines rechten Beines. In der Schlacht um den Kemmelberg in Nordfrankreich, die am 9. April 1918 begann, wird Ernst Walter durch ein englisches Maschinengewehr schwer verwundet. Lebend vom Schlachtfeld zu kommen, mit einem durchschossenen Unterschenkel, an dem der Fuß nur noch an wenigen Muskelfasern hängt, grenzt schon an ein Wunder. Die Ärzte in Lille wollen das Bein amputieren. Walter sucht nach einer Möglichkeit, es zu retten. Am Tag eines Verwundetentransportes in die Heimat tauscht er das Krankenblatt an seinem Bett gegen einen Bericht mit ärztlicher Versorgung aus. Von einer mutigen Schwester wird das durchschossene Bein frisch verbunden und neu geschient. Sie sorgt auch dafür, dass Walter sicher in den Zug kommen kann. Schon von der deutschen Militärpolizei in den Waggons gesucht, verhält er sich ruhig und meldet sich nicht. Erst kurz vor Abfahrt des Zuges bringt man ihn in einen Waggon, die Zeit reicht nicht, ihn überall zu suchen und so fährt der Transport mit Ernst Walter nach Deutschland. Das rechte Bein kann gerettet werden, auch wenn es danach 5,5 cm kürzer ist und ihm ein Leben lang Schmerzen bereitet. Der mutigen Schwester in Lille und seinem eigenen Willen ist es zu verdanken, dass Walter später sogar wieder Ski und Motorrad fahren kann. Keinen Tag in seinem Leben hat er den Mut dieser jungen Frau vergessen, dankbar für ihre Taten damals in Lille. Geprägt davon hat sich Ernst Walter Dorschan später selbst mehrmals in Gefahr begeben, ohne daran zu zweifeln, das Richtige zu tun. Nach dem Ersten Weltkrieg, mit der Entlassung aus dem Leibnitz-Lazarett in Berlin, findet Walter Dorschan nach und nach in ein ziviles Leben zurück. In Folge der langen Behandlungs- und Genesungszeit kommt er allerdings erst Ende September 1919 wieder nach Hause. Mit 50 Reichsmark in bar und einer monatlichen Kriegsrente von 31,90 Reichsmark beginnt sein neues Dasein nach dem Krieg. Ernst Walter Dorschan gründet eine Familie und steigt beruflich als Bankverwalter, verantwortlich für die Devisenbeschaffung, und später im öffentlichen Dienst als Beamter im Gesundheitswesen rasch auf. Nach der Geburt des Sohnes Wolfgang im Jahr 1926 kommen im Jahr 1931 die Zwillinge Edeline und Manfred zur Welt. Bis Ende der Dreißigerjahre erlebt er mit seiner Familie eine schöne und intensive Zeit in der Oberlausitz. Ernst Walter Dorschan ist Verwaltungsleiter für das Kreiskrankenhaus in Ebersbach und für einen neuen Anbau der Einrichtung verantwortlich. Mit Hermann Paul Brockelt, akademischer Architekt, entwirft Walter den Neubau und setzt das Bettenhaus bis zum Herbst 1939 bezugsfertig um. Kurze Zeit später wird das Krankenhaus von der deutschen Wehrmacht als Lazarett beschlagnahmt. Von der Wehrmacht wird Ernst Walter Dorschan als oberster Leiter der Einrichtung weiterhin eingesetzt. Als Zivilist verwaltet er das Krankenhaus in Ebersbach unter ständiger Aufsicht der Wehrmacht. Seine Kenntnisse und Kontakte im Gesundheitswesen sind für den Betrieb der Einrichtung notwendig. Walter hat hervorragende Verbindung zu vielen Krankenhäusern in der Umgebung sowie nach Polen und in die Tschechei. Im Dreiländereck arbeiten die Krankenhäuser vor Ausbruch des Krieges eng zusammen und unterstützen sich.

Nach Beginn des unheilvollen Zweiten Weltkrieges muss Ernst Walter Dorschan erneut schwere Prüfungen bestehen. Seine Einstellung zur Gerechtigkeit bewegt ihn in den Jahren 1939 bis 1941 dazu, von der deutschen Geheimpolizei gesuchte Personen vor einer Inhaftierung zu warnen und ihnen auch zur Flucht zu verhelfen. So fährt er vielmals selbst mit dem Krankenhausauto, mit dem Wissen, vielleicht dabei entdeckt zu werden, über die Grenze nach Polen und in die Tschechei. Etliche Personen kann Walter so in Sicherheit bringen. Mitte 1941 werden seine Aktivitäten von der Geheimpolizei entdeckt. Nach einer Reihe langer Verhöre wird er nach Dresden beordert und soll als Oberzahlmeister zu einem Truppenteil in die Sowjetunion versetzt werden. Mit großem Mut hat sich Walter Dorschan erfolgreich dagegen gewehrt. Wohl wegen seiner hohen Verdienste und vielen Kriegsverletzungen im Ersten Weltkrieg gelingt es ihm, eine Versetzung nach Krakau in Polen zu erwirken. Abgeordnet als Verwalter für das staatliche Krankenhaus in Krakau tritt er seinen Dienst an. Die Einrichtung hat zahlreiche Gebäude, eine Universitätsklinik, verschiedene Fachkliniken und dazugehörige Verwaltungsgebäude. Ernst Walter Dorschan gehört zu den wenigen Deutschen, welche in dieser Einrichtung ihren Dienst tun. Das gute Verhältnis zum Personal, wie Krankenschwestern, Pflegern und polnischen Ärzten, bewirkt, dass er am Wochenende gemeinsame Ausflüge mit ihnen unternimmt. In seiner Krakauer Zeit erreicht Walter Dorschan, dass in Ivonicz, einem kleinen Ort am Rande der Beskiden im Gebirgszug von Polen, eine Tuberkuloseheilanstalt für die Bevölkerung errichtet wird. So entsteht zu den polnischen Ärzten, Pflegern und dem Heilpersonal ein noch engeres und fast freundschaftliches Verhältnis. Sehr viele Polen sprechen ein gutes Deutsch und bewegen sich frei in allen Einrichtungen und Häusern des staatlichen Krankenhauses. Die deutsche Wehrmacht nutzt die Krankenhäuser in Krakau als Heilanstalt zur Versorgung der höheren Offiziere aus der Sowjetunion. Auch Walters Frau Anna und die Zwillinge Edeline und Manfred Dorschan besuchen Walter mehrmals in Krakau. In der Freizeit geht die Familie dort gern wandern oder fährt im Winter Ski. Beim Skifahren in den Beskiden lernt Walter auch mehrere polnische Partisanen kennen. Schon bald überreicht er ihnen bei seinen Ausflügen dringend benötigte Arzneimittel und fehlendes Verbandsmaterial, ferner organisiert er für schwer verletzte Partisanen eine Aufnahme in die Krakauer Krankenhäuser. Seine Aktivitäten bleiben dem deutschen Militär auch hier nicht verborgen. Von der Geheimpolizei strengstens verhört, gibt er keine einzige der Anschuldigungen zu. Auch die polnischen Ärzte, Schwestern und Mitarbeiter der Krankenhäuser schweigen, selbst die Zwillinge Edeline und Manfred Dorschan werden von der Geheimpolizei befragt. Als Kinder im Alter von 13 Jahren können sie nur wenig dazu sagen. Walter Dorschan und seine Frau Klara sind stets darauf bedacht, dass die Zwillinge zu Besuchen bei der einheimischen Bevölkerung nichts erfahren. Ist man zu polnischen Partisanen nach Hause gegangen, müssen sich Edeline und Manfred in einem Nebenzimmer verstecken und ruhig bleiben. Es wird bei solchen Treffen darauf geachtet, keine Aufmerksamkeit zu erregen und dass die Kinder nichts mithören können. Vordringlich soll damit verhindert werden, dass die Zwillinge polnische Partisanen zu Gesicht bekommen.

Im Frühjahr 1945 rückt die Sowjetarmee schon immer näher in Richtung Deutschland. Auf Anordnung des Gesundheitsamtes verlässt Walter Dorschan Anfang Januar 1945 als einer der letzten Deutschen die Stadt Krakau. Von polnischen Ärzten und Mitarbeitern des Krankenhauses wird Ernst Walter herzlich verabschiedet. Er übergibt die ärztliche Einrichtung an Professor Kostrevsky, das Personal vom Krankenhaus macht sein Auto reisefertig. Nach dreijähriger Tätigkeit verlässt er die Stadt und wird von Partisanen bis außerhalb von Krakau geleitet. Bei der Abreise aus Polen wünschen ihm noch viele polnische Angestellte und Ärzte eine gute Reise. Gesund und wohlbehalten kommt Ernst Walter mit dem Auto zu Hause in Ebersbach an. Wieder daheim meldet er sich umgehend bei seiner Dienstbehörde, dem Landratsamt in Löbau.

Nach Ende des abscheulichen Zweiten Weltkriegs erlebt Ernst Walter erneut schwere Zeiten und Demütigungen. Das Elternhaus und die Wirtschaft in Kittlitz werden von aufgebrachten Deutschen in Brand gesetzt und Ernst Walter wird beim russischen Militär angezeigt. Eingesperrt im sowjetischen Gefängnis von Löbau soll Walter als hoher Beamter im Zweiten Weltkrieg für die Mitarbeit bei der deutschen Wehrmacht verurteilt werden. In mehreren Verhören bleibt er standhaft und erreicht, dass sich tatsächlich ein sowjetischer Major in Krakau über sein Tun erkundigt. Es sind die polnischen Partisanen, die sich persönlich für Walter verbürgt haben und entsetzt über seine Inhaftierung sind. Ende März 1946 wird Walter als einer der Wenigen wieder aus dem Gefängnis entlassen und schuldfrei gesprochen. Die meisten Mitgefangenen werden verurteilt und kommen für lange Zeit in sowjetische Straflager. Aus der Haft entlassen und mit Papieren versehen, die garantieren, dass keine weitere Strafverfolgung droht, muss sich Ernst Walter entscheiden, wie ein Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg möglich ist. Das Elternhaus mutwillig von Einheimischen zerstört und ohne sofort Arbeit zu bekommen, ist dies schwer. Der Wunsch, in den westlichen Teil von Deutschland zu ziehen, ist groß, muss doch sein ältester Sohn nach Westberlin flüchten. Als Dozent an den Universitäten in Leipzig hat er Westradio gehört und wird dafür angezeigt. Sohn Wolfgang hat gesehen, was anderen Leuten dadurch widerfahren ist, und hat lieber die Flucht nach Westberlin ergriffen. Etwas später holt er seine Ehefrau mit Kind nach. Ernst Walter ist hin- und hergerissen, steht mehrmals schon mit Koffern in Westberlin und hat eine harte Entscheidung zu treffen. Letztendlich entscheidet er sich, in der Oberlausitz zu bleiben. Walter ist sehr heimatverbunden und will, dass es den Kindern Edi und Manfred im Osten Deutschlands nicht schwer gemacht wird. Die Zwillinge fassen in ihren Berufen gerade Fuß, Manfred in Berlin beim Fernsehen und Edeline als Lehrerin in Dresden. Beruflich kann Walter nach einiger Zeit selbst wieder als Buchhalter in Löbau anfangen. Erst mit 70 Jahren hört er mit dem Arbeiten auf, denn auch seine Hobbys, die Musik, Wandern und Skifahren, beanspruchen sehr viel Zeit. Von den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkrieges hat Walter seiner Familie lange Zeit nichts erzählen können. Die Verhöre in russischer Gefangenschaft waren so einprägsam, dass Ernst Walter ein Leben lang Angst hatte, noch einmal abgeholt zu werden. Erst als Rentner im Jahr 1970 bringt er den Mut auf, zusammen mit seinem Sohn Wolfgang und Enkel Michael eine Reise nach Frankreich zu unternehmen. Auf dieser Fahrt besucht er die Stätten des Ersten Weltkrieges, wo er so viel Leid und Elend miterlebt hatte. So besuchen die drei den schönen Ort Dinant in Belgien, wo im August 1914 so Ungeheuerliches geschah, die Orte Berry-au-Bac, La Ville-aux-Bois, Corbeny, die Drachenhöhle und Reims. Ganze vier Jahre lang kämpfte, litt und überlebte Ernst Walter an der Westfront in Frankreich und erfüllt sich den Wunsch, diese Gegend einmal in Friedenszeiten zu besuchen.

Nach so vielen Jahren ist es für Ernst Walter auch 1970 noch sehr schmerzhaft, die Tage von damals aufzuarbeiten. Dankbar dafür, zwei so furchtbare Kriege überlebt zu haben, kann Walter in Löbau seine Rentenzeit genießen. Hier treffen sich Kinder, Enkel und Urenkel zu gemeinsamen Ausflügen in der Oberlausitz. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Anna Klara sind seine Jahrgänge in Löbau kaum noch vorzufinden. Allein in der Dreiraumwohnung in Löbau, die Kinder und Enkel berufstätig, erfüllt sich Walter seinen Traum von damals. Er stellt einen Ausreiseantrag aus der DDR und siedelt im Alter von 93 Jahren nach Westberlin über. Hier hat Sohn Wolfgang eine Wohnung und Walter noch Bekannte sowie alte Schulfreunde. Als jetzt Westberliner Neubürger erlebt er im November 1989 den Fall der Berliner Mauer. Mit diesen historischen, einmaligen Ereignissen in der deutschen Geschichte, ist nicht nur ein Land wieder vereint, sondern auch die Familie Dorschan.

Inhalt

Einleitung

Abkürzungsverzeichnis

1914 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

1915 Ende der Jugend

1916 Kämpfe in der Champagne

Der Berg von La Ville-aux-Bois

Verteidigung des Berges

In der Somme-Schlacht

„Höhe 108“ bei Berry-au-Bac

1917 Die Siegfried-Bewegung

1918 Gefechte Französisch Flandern

Gefecht bei Armentiers

Lazarett Bethanien in Berlin

1919 Rückkehr in das Leben

Kriegszeitung der 7. Armee

Hein Wilkes Pfingsten, von Adolf Nutzhorn

Wie ich’s daheim fand, ein Pfingstbrief

Arbeit für Heimgekehrte

Wie man das Volk beschwindelt

Lieder von Joseph Viktor von Scheffel

Schützenregiment-Bilder

W. Dorschan, Feldpostkarten

1970 Reise in die Vergangenheit

Dinant in Belgien

Die Drachenhöhle, Aisne

Berg bei La Ville aux Bois

„Höhe 108“ in Berry-au-Bac

Chemin des Dames 1970

Corbeny in der Aisne

Begegnungen in Reims

Fürstenzug in Dresden

Schützenkaserne Dresden

3. Kgl. Sächs. Husaren-Reg. Nr. 20

Personenregister

Bild-Zeitleiste

Resümee

Quellen und Nachweise

Quellen aus dem Internet

Quellen der Ortskarten

Quellen für Karten und Skizzen

Bildnachweis und Illustrationen

Kriegszeitung der 7. Armee

Abkürzungsverzeichnis

Aug.

August

akad.

akademisch

belg.

belgisch

BRD

Bundesrepublik Deutschland

DDR

Deutsche Demokratische Republik

Dez.

Dezember

E.K.1

Eisernes Kreuz Klasse 1

Fam.

Familie

franz.

französisch

Gebr.

Gebrüder

Jan.

Januar

Komp.

Kompanie

kgl.

königlich

LKW

Lastkraftwagen

M.G.-Zug

Maschinen-Gewehr-Zug

M.G.-Einheit

Maschinen-Gewehr-Einheit

Nov.

November

Reg.

Regiment

sächs.

sächsisch

usw.

und so weiter

v. d.

von der

1. WK

Erster Weltkrieg

2. WK

Zweiter Weltkrieg

RM

Reichsmark

1914 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

Abermals traf die Habsburger Monarchie mit Kaiser Franz Joseph am 28. Juni 1914 das Schicksal schwer. Der Thronfolger Franz Ferdinand fiel in Sarajewo einem Attentat zum Opfer und die Nachricht ließ Europas Monarchen in allen Königshäusern aufhorchen. Blieb doch dem greisen Kaiser von Österreich und Ungarn nichts erspart. Im jugendlichen Alter von nur 18 Jahren hatte er vielmehr ein instabiles, schwaches Herrschaftsgebiet übernehmen müssen. Anspruch auf den Thron hatte damals sein Vater Franz Karl von Österreich, der aber auf die Nachfolge verzichtete. Das Erbe, was Franz Joseph 1848 antrat, erforderte seine ganze Kraft, denn er musste in der Donaumonarchie die Unruhen auf dem Balkan neuerlich befrieden. Seinen einzigen Sohn Rudolf, den Kronprinzen von Österreich und Ungarn, raffte ein verhängnisvoller Tod in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 dahin. Schmerzhaft erlebte Kaiser Franz Joseph auch 1898 den Meuchelmord an seiner Gemahlin Elisabeth Amalie Eugenie, der Herzogin von Bayern. Die Kaiserin, welche in ihrer Familie nur Sisi genannt wurde, erstach ein italienischer Wanderarbeiter am Genfer See. Diese Trauer konnte der Herrscher von Österreich lange Zeit nicht überwinden. Und dann im Alter von über achtzig Jahren musste Franz Joseph miterleben, wie der Erbe seines Thrones einem Attentat zum Opfer fiel. Der Erzherzog Franz Ferdinand hatte an einem großen Gebirgsmanöver teilgenommen, welches jährlich im Juni in Bosnien stattfand. Zum Abschluss der Übungen sollte in Sarajevo mit einem feierlichen Empfang das Manöver beendet werden. In Begleitung seiner Gemahlin traf der Erzherzog aus dem Kurort Ilidža mit dem Auto in Sarajevo ein. Im Gefolge mehrerer offener Automobile begab sich der Konvoi in Richtung Rathaus. Auf der zum Rathaus führenden Straße hatte sich eine große Anzahl Schaulustiger eingefunden, die das Herzogspaar begrüßten. Hier warf der erste Attentäter eine Bombe gegen den Wagen des Thronfolgers, diese detonierte aber hinter dem Auto. Der Attentäter Čabrinović, ein Topograph aus Herzegowina, wurde von Polizisten in Gewahrsam genommen und später verurteilt. Franz Ferdinand mit Gemahlin blieb unverletzt und setzte die Fahrt zum Rathaus fort. Nach Besichtigung des Rathauses wollte der Thronfolger den beim Attentat verwundeten Oberstleutnant Merizzi im Lazarett besuchen. An der Ecke Franz-Josef-Straße am Hauptplatz von Sarajevo erfolgte der zweite Anschlag aus der Zuschauermenge heraus. Als der Konvoi dort zum Stehen kam, sprang ein junger Mann hervor und feuerte mit einer Pistole auf das Herzogspaar. Die erste Kugel traf die Herzogin in den Unterleib, ein zweiter Schuss Franz Ferdinand in die Halsschlagader. Das Thronfolgerpaar wurde zum Hospital gefahren, wobei der Tod bereits eingetreten war. Für die Monarchie und die österreichische Armee war der Tod von Franz Ferdinand ein großer Verlust. Er wurde als ältester Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, eines Bruders des Kaisers Franz Joseph, am 18. Dezember 1863 geboren. Durch den Tod des Kronprinzen Rudolf im Jagdschloss Mayerling wurde er, kaum 26 Jahre alt, der nächste Thronanwärter. Nun musste im Juni 1914 der künftige Staatsmann durch einen heimtückischen Mord in der Öffentlichkeit fallen. Der eine der beiden Mörder, Gavrilo Princip, war erst neunzehn Jahre alt. Er gab bei dem Verhör an, sich schon lange mit der Absicht getragen zu haben, irgendeine Person aus nationalistischen Motiven umzubringen. Er habe erst einen Augenblick gezögert, da sich auch die Herzogin im Auto befand. Dann aber habe er rasch gefeuert. Princip leugnete, irgendwelche Mitwisser zu haben. Der zweite Attentäter, ein einundzwanzigjähriger Topograph, zeigte beim Verhör ein sehr respektloses Wesen. Auch er erklärte, keine Komplizen zu haben. Gabrinovic war nach seiner Tat in den Fluss gesprungen, jedoch von nachspringenden Wachleuten und mehreren Personen aus dem Publikum aufgehalten und verhaftet worden. Wenige Schritte vom Schauplatz der zweiten Tat entfernt wurde eine unwirksam gebliebene Bombe gefunden. Die war höchstwahrscheinlich von einem dritten Verschwörer weggeworfen worden, nachdem dieser gesehen hatte, dass der Anschlag gelungen war. Princip erklärte, er habe längere Zeit in Belgrad studiert. Gabrinovic behauptete, die Bombe von einem Anarchisten in Belgrad erhalten zu haben, dessen Namen er nicht kenne. Bezeichnend ist, dass das Attentat am Vortag des serbischen Nationalfestes Vidovdan, dem Erinnerungstag der Schlacht auf dem Amselfelde, verübt wurde. Eine sofort eingeleitete Untersuchung ergab, dass die Fäden der Verschwörung bis nach Belgrad führten, wo ein Komplott zur Ermordung des Thronfolgers bestand. Mit Hochdruck wurden in Belgrad Untersuchungen eingeleitet, die zur Verhaftung zahlreicher serbischer Verschwörer unter Anklage des Hochverrats führten. Auf Österreich-Ungarn und der ganzen politischen Welt lastete im Sommer 1914 eine große Anspannung und ein innerer Druck. Die Donaumonarchie bestand aus zahlreichen verschiedenen Volksgruppen, welche immer wieder nach Eigenständigkeit und Selbstverwaltung strebten. Für die Habsburger war es sehr schwer, den vielen Unruhen und dem Aufbegehren der Völker im eigenen Reich gerecht zu werden. Alle Welt blickte auf Kaiser Franz Joseph und stellte sich die Frage, was von ihm aus geschehen würde. Beängstigend war die Ruhe und Stille der Österreicher nach der Ermordung des Thronfolgers. Es war jedoch die Ruhe vor dem Sturm, der wohl aufzog. Diplomaten und Gesandte vieler europäischer Länder, Anhänger sowie auch Rivalen der Habsburger, versuchten auf friedlichem Weg eine Lösung zu finden. Zum Leid aller Beteiligten wurde der Besuch des russischen Gesandten in Serbien, Nikolaus Graf Hartwig, beim österreichischen Gesandten in Belgrad, als dieser während des Gespräches einen Herzschlag erlitt und schon nach wenigen Minuten starb. Man beschuldigte nun den österreichischen Gesandten in Belgrad, er habe Graf Hartwig vergiftet. In der Presse hetzte man gegen die Donaumonarchie, man rief zum Aufruhr gegen die Gesandtschaft und Untertanen aus Österreich auf. Für die Österreicher wurde die Lage in Serbien damit noch angespannter, zumal Russland mehrere Volksgruppen auf dem Balkan in ihrem Streben nach Unabhängigkeit unterstützte. Die Bündnisse zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ließen erahnen, welche Auswirkungen eine Konfrontation Österreichs mit Serbien nach sich ziehen würde. In der Zeit, in der sich viele Königshäuser, Herrscher und Regierungen in den Ferien befanden, errangen die Kriegstreiber immer mehr die Oberhand. Franz Joseph I. bat schon kurz nach dem Tod des Thronfolgers bei seinem Bündnispartner Deutschland um Beistand. Wilhelm II., der deutsche Kaiser und König von Preußen, sagte Österreich jegliche Unterstützung zu, ohne zu ahnen, welches Ausmaß dies noch haben würde. Zum Erstaunen aller Europäer siegte nicht die Vernunft und Diplomatie, sondern das Verlangen der Befürworter nach einer militärischen Auseinandersetzung. Viel zu spät erkannten die Königshäuser den Ernst der Lage. Nur hektisch und ungeschickt waren die Versuche, das Unheil noch abzuwenden. Ein Telegramm von Wilhelm II. an den russischen Zaren mit der Bitte um Friedensverhandlungen und Abwendung des Krieges erreichte keine Wirkung mehr. In den darauffolgenden Tagen erfolgte die Mobilmachung in Österreich-Ungarn sowie Serbien. Die Befürworter des militärischen Vorgehens drängten in Wien zur Eile, wobei Minister Berchtold einen Angriff der Serben an der Donau ins Spiel brachte. Franz Joseph I. unterzeichnete daraufhin die ihm vorgelegte Kriegserklärung. Damit hatten auch die laufenden Vermittlungsversuche von Frankreich und Großbritannien keine Aussicht mehr auf Erfolg. Der serbische Überfall an der Donau erwies sich schon am nächsten Tag als Falschmeldung. Der österreichische Kaiser erkannte, welches Ausmaß die Kriegserklärung für Europa bedeutete. Alle Staatsmänner und Politiker vermochten es im Sommer 1914 nicht, nach dem tödlichen Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Ferdinand und seine Frau, eine Eskalation und Verschärfung der Lage abzuwenden. Ermordet wurde der österreichische Monarch in Sarajevo auf serbischem Gebiet, wo das Osmanische Reich seit längerer Zeit immer weiter zerfiel. Interessenskonflikte auf dem Balkan ließen verschiedenste Bündnispartner entstehen. Einige Großmächte Europas verfolgten hier ihre eigenen Ziele. Dadurch waren die Kräfte, welche nach einer politischen und friedlichen Lösung suchten, zu gering und sehr schwach. Das Vorgehen Österreich-Ungarns nötigte zahlreiche Nationen, die eingegangenen Bündnisse einzuhalten. Mit der Kriegserklärung an Serbien kam es zu den illusorischsten Kriegserklärungen untereinander. So kam am 31. Juli 1914 die Nachricht des deutschen Kaisers auch beim Schützen-(Füsilier-)Regiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108 in Dresden an, das deutsche Heer und die kaiserliche Marine seien nach Maßgabe des Mobilmachungsplans kriegsbereit aufzustellen. Der zuständige Regimentskommandeur vom 108. Schützenregiment, Graf Woldemar Vitzthum von Eckstädt, erteilte den Befehl, alles Erdenkliche zu tun, um das Regiment kampfbereit zu machen. Es war absehbar, dass die Schützen so schnell wie möglich in voller Stärke und unter Bewaffnung sein sollten, auch wenn noch nicht klar war, welche Aufgaben sie zu erfüllen hatten. Soldaten, die sich im Urlaub befanden, wurden berufen, schnellstmöglich in die Kaserne zurückzukommen. Proviant, Pferde, handwerkliches Personal und alles Notwendige für die Versorgungstrosse galt es in kurzer Zeit herbeizuschaffen. Die Züge und Verkehrswege waren im August 1914 übervoll mit Reisenden. Es hatten sich Soldaten und deren Offiziere in allen Kasernen einzufinden, auch die Reserveoffiziere mussten zu ihren befohlenen Standorten. Hinzu kam, dass sich sehr viele Kriegsfreiwillige mit dem Anliegen vor Kasernentoren meldeten, um in den Kriegsdienst aufgenommen zu werden. Zu diesem Zeitpunkt mussten die Freiwilligen noch zurückgewiesen werden, wohl noch nicht wissend, dass der Krieg mehrere Jahre dauern und eine hohe Opferzahl fordern würde. Walter Dorschan wurde im August 1914 zur Rekrutenausbildung in das Schützenregiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108 eingezogen. Für Ernst Walter begann eine dreimonatige Ausbildung. In der nur kurzen Zeit erlernten die Rekruten alles Notwendige, um den Alltag und die Strukturen in der Armee kennenzulernen. Mit der Einkleidung begann es. Zu einer Felduniform und dem Gefechts-sowie Marschgepäck gehörten auch der schmucke feldgrüne Rock und der Tschako mit dem Rosshaarschweif. Gelegenheit zum Tragen der Paradeuniform gab es nur selten, dies war eher zu besonderen Anlässen möglich oder in Friedenszeiten. Nach der Mobilmachung hatten die Soldaten eher ihre Felduniform an, in den Schützengräben dann auch wochenlang, ohne diese wechseln zu können. Nach kurzer Zeit war das 108. Schützenregiment ausgestattet mit Verpflegung, Marschgepäck und Munition. Die Begleittrosse standen vollgepackt mit Proviant und allem Reservematerial verfügbar bereit. Am Tag des 8. August 1914 standen alle Kompanien und Mannschaften in Feldausrüstung, mit Gepäck und kompletter Bewaffnung auf dem Alauenplatz in Dresden zum Abmarsch bereit. Diente der Platz in den langen Friedensjahren als Ausbildungsplatz für die Schützen und als Ort für prächtige, königliche Paraden, so schauten die Zuschauer jetzt eher nachdenklich. Dieses Mal verabschiedete der Regimentskommandeur, Oberst Graf Vitzthum von Eckstädt, sein Regiment mit den Soldaten in einen gefährlichen Krieg. Es war noch nicht bekannt gegeben, wo sich das Regiment einzufinden hatte und welchem Armeekorps es unterstellt werden sollte. Genaueres hierzu sollte den Offizieren erst nach Abmarsch der Schützen aus ihrer Garnisonsstadt in Dresden mitgeteilt werden. So zogen die Einheiten unter Anteilnahme ihrer Angehörigen und vieler Dresdner Schaulustiger bis zum Zugbahnhof der Stadt. Verabschiedet wurden die Regimenter hier von Seiner Majestät, dem König, und seiner Familie. Es folgte eine mehrtägige Fahrt mit dem Zug und noch niemand wusste genau, wohin es ging. Bei einem ersten Stopp vor Leipzig wurde den Soldaten bewusst, dass es in Richtung Westen nach Frankreich gehen sollte. Das 108. Schützenregiment würde während des Ersten Weltkrieges die gesamte Zeit an der Westfront eingesetzt sein. Mit der Eisenbahn, in ganz Europa bereits zu einem großen und dichten Verkehrsnetz ausgebaut, ging es weiter westwärts, bis in die Nähe des Elsass im Nordosten von Frankreich. Leere Transportzüge kamen den Soldaten entgegen, die wohl wussten, dass eine große Armee aufgestellt wurde. Noch sehr oft würde sich in den Kriegsjahren die Eisenbahn als schnelles und leistungsstarkes Transportmittel erweisen, um ganze Bataillone und Soldaten in kürzester Zeit von einem Frontabschnitt zu einem anderen befördern zu können. Das 108. Schützenregiment wurde, im Verband der 3. Armee, dem Armee-Oberkommando Nr. 3 im 12. Armeekorps unterstellt. An die 3. Armee des deutschen Kaiserreichs erging der Befehl, im zügigen Tempo und in sehr kurzer Zeit re Positionen im Aufmarschgebiet einzunehmen. Das Dresdner Regiment wurde Teil des deutschen Westheeres und sollte sich im Raum Malmedy in Belgien versammeln. Die oberste Heeresführung in Berlin setzte auf den Schlieffenplan mit einem Vormarsch durch das neutrale Belgien und einer Umklammerung der französischen Armee. Die Regimentskommandeure hatten zu dieser Zeit noch keine Information, wo es genau hinging und erhielten lediglich ihre Tagesbefehle. Bisher waren die Soldaten, ihre Ausrüstung und ihre Begleittrosse mit dem Zug gefahren. Von jetzt an ging es für alle zu Fuß im hohen Marschtempo weiter. Das 108. Schützenregiment gelangte schnell bis an das Maasgebiet, obwohl es in diesen Tagen sehr heiß und schwül gewesen war. Die Soldaten hatten die ganze Zeit über ihr schweres Feldgepäck, Munition und Waffen zu tragen. Trotz der großen Hitze und zügigem Marschtempo gab es keine Ausfälle im Regiment. Revolutionierte die Eisenbahn um die Jahrhundertwende die Wirtschaft und führte zum schnellen Warenaustausch und Personenverkehr in ganz Europa, so nutzten augenblicklich die Kriegsparteien das Transportmittel für ihre Zwecke. An wichtigen Bahnhöfen, Brücken und Kreuzungspunkten der Bahn wurden Armeeposten aufgestellt, um die Anlagen und Schienenstrecken zu schützen.

1914 – Übersicht mitgemachter Gefechte

im März 1914

Rekrutenmusterung in Pirna an der Elbe

29. Aug. 1914

Einberufung zum Heeresdienst

Herbst 1914

Rekrutenausbildung in Dresden

01. Nov. 1914

Versetzung an die Westfront, Frankreich

03. Nov. 1914

Ankunft im Felde bei La Ville-aux-Bois

ab 05.11.14

Kämpfe an der Aisne

Der Erste Weltkrieg stellte hohe körperliche Anforderungen an jeden Soldaten. Sehr anstrengend war im Stellungskrieg der Frontausbau, um die eigenen Linien zu halten und einen uneinnehmbaren Wall herzurichten. Fortlaufend wurden die Befestigungen durch die französische Artillerie beschossen. Oft gab es Wochen, in denen es Tag und Nacht keine Ruhe gab und der feindliche Beschuss unentwegt anhielt. Wie froh war dann jeder Soldat, wenn es einmal für kurze Zeit in das zehn Kilometer hinter der Front liegende Dorf Berrieux ging! Ein Marsch zu den Quartieren mit vollem Gepäck, dem Gewehr und 120 Patronen, allem Geschirr und Spaten, war kein Zuckerschlecken. Im dem kleinen Ort Varianz spielte an den Nachmittagen die Regimentskapelle zur Freude der Soldaten.