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Sportlich, wohlhabend und unwiderstehlich: Die Männer des erfolgreichen Eishockey-Clubs Vancouver Mavericks lassen den Puls ihrer Auserwählten höherschlagen. SINNLICHE NÄCHTE UNTER PALMEN Die hübsche Rory kann nichts dagegen tun: Sie träumt von sündigen Küssen, sobald Mac McCaskill sie nur ansieht. Dabei sollte der sexy Eishockeystar absolut tabu für sie sein. Schließlich arbeitet sie in den nächsten Wochen als Physiotherapeutin mit ihm - und Patienten küsst man nicht! Aber als sie Mac in seine exklusive Strandvilla in der Karibik begleiten muss, knistert es immer erregender zwischen ihnen. Allein mit Mac in sinnlich heißen Nächten, ist Rory ihrem Begehren bald hilflos ausgeliefert … HEIß BRENNT MEIN BEGEHREN Eine einzige Nacht der Leidenschaft! Das ist alles, was die attraktive Brodie von Kade Webb will. Zum Glück hat auch der sexy Geschäftsmann nur eine kurze, wilde Affäre im Sinn. Bis Brodie wenig später schockiert feststellt, dass sie schwanger ist … Überraschend besteht Kade darauf, das Baby zusammen mit ihr großzuziehen. Was jetzt? Zwar weckt er Gefühle in Brodie, die sie für immer verloren glaubte - doch genau das macht ihr am meisten Angst. Denn nach einem tragischen Schicksalsschlag hat sie sich geschworen, nie wieder ihr Herz zu riskieren … VERFÜHRT VOM MILLIONÄR Cal braucht dringend einen Ehemann - aber nur auf dem Papier. Und wer wäre ein besserer Kandidat als ihr Sandkastenfreund Quinn, der berüchtigtste Frauenheld der Stadt? Als er einwilligt, fällt ihr ein Stein vom Herzen. Der sexy Millionär gilt jedoch nicht ohne Grund als notorischer Herzensbrecher. Auch Cal kann der Versuchung nicht widerstehen und verliebt sich nach all den Jahren plötzlich Hals über Kopf in ihren Ehemann auf Zeit. Aber die Vergangenheit hat sie gelehrt, ihren Gefühlen nicht blind zu vertrauen …
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Seitenzahl: 618
Joss Wood
Erobert von einem Maverick Millionär (3-teilige Serie)
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Joss Wood Originaltitel: „Trapped with the Maverick Millionaire“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1980 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Maike Claußnitzer
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723767
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Rory Kydd spazierte in knappem T-Shirt und alter Pyjamahose in die luxuriös ausgestattete Küche ihrer Schwester und warf einen Blick auf den dunklen Bildschirm des Fernsehers auf dem Tresen.
Ihr bester Freund Troy hatte ihr eine SMS geschickt, um ihr mitzuteilen, dass die Vancouver Mavericks gewonnen hatten. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel war es angeblich hoch hergegangen. Sie war drauf und dran, den Fernseher anzuschalten, um herauszufinden, was er meinte, aber sie musste bald eine Hausarbeit abgeben, und die Prüfungen standen auch bevor. Abgesehen davon wollte sie auch nicht an einen ganz bestimmen Maverick denken. Sie beschloss, lieber einen Becher Kaffee zu trinken und sich dann wieder ihren Büchern zu widmen. Aber auch wenn sie der Versuchung nicht nachgab, die neuen Spieler der Mannschaft – Kade Webb, Quinn Rayne und Mark „Mac“ McCaskill – sorgten nicht nur auf dem Eis für Furore. Vancouver hatte drei neue Helden. Drei unglaublich talentierte und verflixt gut aussehende Helden.
Und derjenige, der in Rorys Augen von allen am besten aussah, war mit ihrer älteren Schwester Shay zusammen.
Rory goss sich Kaffee ein und sagte sich nicht zum ersten Mal, dass Shay und Mac perfekt zusammenpassten. Shay war Model und Fernsehmoderatorin. Mac war der Mittelstürmer der beliebtesten Eishockeymannschaft der Stadt. Beide waren schön, erfolgreich und jung: Shay war dreiundzwanzig, Mac ein Jahr älter. Ein Traumpaar, wenn man den Medien glaubte.
Absolut perfekt.
Nur dass Rory davon nicht wirklich überzeugt war.
Und das hatte nichts damit zu tun, dass sie dank Mac Schmetterlinge im Bauch hatte. Oder damit, dass sie sich wahnsinnig zu ihm hingezogen fühlte. Aber sie verbrachte viel Zeit mit Mac und Shay und sah deshalb die Risse in der Beziehung. Sie wusste, dass die erste Verliebtheit vorbei war und Shay sich wie eine Verrückte aufführte. Mac wirkte immer so finster und verschlossen, wenn Rory die beiden zusammen erlebte, dass man annehmen musste, dass Shay ihm den letzten Nerv raubte.
Rory hätte wetten können, dass sich ihre Schwester verzweifelt an Mac klammerte und ihn ständig anrief, wenn sie getrennt waren. Und da beide einen aufreibenden Beruf hatten, waren sie oft getrennt.
Natürlich wusste Rory, warum Shay so unsicher war und keinem Mann vertraute. Sie waren schließlich zusammen aufgewachsen. Der Unterschied zwischen ihnen war, dass Shay immer noch hoffte, dass es da draußen den einen Mann gab, der treu war.
Rory hingegen war sich ziemlich sicher, dass solch ein Wesen genauso wenig existierte wie ein Einhorn oder der Yeti.
Sie runzelte die Stirn und umfasste ihren Becher. Shay hatte Mac bestimmt nicht erzählt, warum sie sich so verrückt aufführte. Was alles noch komplizierter machte, war, dass Rory und Mac sich angefreundet hatten. Leider würden sie nie mehr als Freunde sein. Er war zu gut aussehend, ein Star, für sie unerreichbar. Sie war Collegestudentin. Er war ein erfolgreicher Spieler, auf dem Eis wie im wahren Leben. Und vor allem war er der Freund ihrer Schwester.
Außerdem behandelte Mac Rory so, als wäre sie seine kleine Schwester. Er ärgerte sie, stritt sich mit ihr und brachte sie zum Lachen. Ein- oder zweimal hatte sie ihn dabei ertappt, sie nachdenklich zu mustern, aber sie war nicht dumm und wusste, dass es nichts zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich wollte er sie nur um Rat fragen, wie er mit Shays Launen klarkommen sollte. Und dieses Gespräch wollte Rory unter keinen Umständen führen.
Neulich Abend hatte er sie von der Arbeit nach Hause gefahren. Sie war überrascht gewesen, dass er Shay gar nicht erwähnt hatte. Und ihr war immer noch ein Rätsel, warum er gewartet hatte, bis sie mit dem Kellnern fertig war. Aber die zwanzig Minuten, die sie dann schweigend Schulter an Schulter mit ihm in seinem Sportwagen gesessen hatte, waren die besten ihres Lebens gewesen.
Er hatte sie zur Tür ihres heruntergekommenen Wohnblocks begleitet und dann einfach nur dagestanden und sie angesehen. Etwas an seinem Gesichtsausdruck hatte sie erregt. Er hatte wie ein Mann gewirkt, der gleich eine Frau küssen würde. Aber das hatte sie sich bestimmt nur eingebildet. Schließlich war er mit Shay zusammen, die groß, dünn und wunderschön war.
Doch einen Moment lang hatte Rory geglaubt, dass er sie küssen und in die Arme nehmen würde … Sie seufzte. Es war einfach nicht möglich. Er war der Freund ihrer Schwester. Er war tabu. Sie würde sich niemals in Shays Liebesleben einmischen. Eigentlich war es schon zu viel, dass sie sich diesen Träumereien hingab. Es reicht jetzt.
Rory hörte jemanden an der Wohnungstür und wartete darauf, dass Shay ihr zurufen würde, dass sie zu Hause war. Stattdessen hörte sie schwere Schritte auf dem Parkett. Das konnte unmöglich ihre Schwester sein. Ihr Mund wurde trocken, und ihr Herz raste. Es gab nur einen einzigen Menschen, der außer ihr noch einen Schlüssel zu Shays Apartment hatte, und mit ihm wollte Rory unter keinen Umständen allein sein.
Schon gar nicht im Schlafanzug, ungekämmt und ohne Make-up.
Mac erschien in der Küchentür und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er hatte einen blauen Fleck am Kinn und ein blaues Auge. Offenbar hatte er auf dem Eis etwas abbekommen, aber seine Verletzungen wirkten oberflächlich. Es war der Ausdruck seiner dunkelblauen Augen, der sie erstarren ließ. Mac wirkte frustriert und angespannt.
„Wo ist deine Schwester?“, fragte er. Sie spürte seine tiefe, dunkle Stimme förmlich auf der Haut.
„Hallo, schön, dass du mich so nett begrüßt.“ Sie zuckte die Schultern, und er runzelte nur noch mehr die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt. Geht es dir gut?“
Mac lachte freudlos auf. „Absolut nicht. Ich bin geliefert.“ Er sah sie forschend an. „Warum bist du überhaupt hier?“
„In meiner Wohnung ist die Heizung ausgefallen. Shay hat gesagt, dass ich hier übernachten kann, damit ich nicht erfriere.“
„So ein Pech“, murmelte Mac.
„Was ist denn bloß los mit dir?“, fragte Rory, während er seine teure Lederjacke abstreifte und über den Tresen warf. Ein langärmliges schwarzes T-Shirt schmiegte sich über seine breite Brust und fiel locker über die Jeans, die ihm wie angegossen passte. Er sah müde und zugleich so verdammt sexy aus, dass sie gern auf der Stelle über ihn hergefallen wäre.
Der Freund meiner Schwester, rief sie sich ins Gedächtnis, während Mac zum Kühlschrank ging, sich ein Bier nahm und die Flasche öffnete. Er trank einen großen Schluck, seufzte, schloss die Augen und hielt sich die Flasche an die Stirn. „Was für ein blöder, schrecklicher, richtig beschissener Tag.“
Sie hätte nicht gedacht, dass ein harter Kerl von den Mavericks sich so wehleidig anhören konnte. „So schlimm kann es doch nicht gewesen sein. Schließlich habt ihr das Spiel gewonnen.“
Mac sah ihr unverwandt in die Augen. „Hast du es gesehen?“, fragte er schneidend.
Rory schüttelte den Kopf. „Nein, ich musste büffeln. Wieso?“
„Weil ich mich schon gefragt habe, warum du mir nicht schon den Kopf abgerissen hast.“
Rory kniff die Augen zusammen. „Was hast du angestellt?“
Statt zu antworten, sah er sie nur an. Dann stellte er seine Flasche ab und ging auf sie zu. Als er direkt vor ihr stand, stützte er sich mit den Händen auf den Tresen. Sie fühlte sich wie in einem menschlichen Käfig gefangen.
Aus der Nähe sah sie seine rotbraunen Bartstoppeln und bemerkte, wie lang seine Wimpern waren. Auf der Oberlippe hatte er eine blasse Narbe. Und er roch so gut! Sie hätte sich gern auf die Zehenspitzen gestellt und die Narbe geküsst, dann den blauen Fleck und sein Auge, damit es nicht mehr wehtat …
Der Freund meiner Schwester, der Freund meiner Schwester … Sie hatte kein Recht, so nahe bei Mac zu stehen, seinen Atem zu schmecken, seine Wärme zu spüren. So mit dem Feuer zu spielen, war etwas, was ihr Vater tat, seine schlimmste Charaktereigenschaft. Doch trotz dieses ernüchternden Gedankens konnte sie sich einfach nicht zwingen, sich unter Macs Arm hinwegzuducken und zu flüchten. Obwohl Mac Shay gehörte, wollte Rory einen Kuss von ihm. Sie wollte wissen, wie er schmeckte, wie seine starken Arme sich anfühlten, wie es war, sich an diese straffen Muskeln zu schmiegen. Nur einen Kuss …
Sie sahen sich tief in die Augen. Sein Mund war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Er war ihr so nahe, und es war alles so intim, dass sie genau wusste, wie es sich anfühlen würde …
Kühl und stark würde er seine Lippen auf ihre pressen. Sie würde den Mund öffnen und protestieren – oder ihn vielleicht auch nur einfach hereinlassen. Ohne Zögern würde er die Zunge in ihren Mund gleiten lassen, sie enger an sich ziehen und ihr eine Hand in die Hose schieben. Der Kuss würde intensiver und leidenschaftlicher werden, und sie würde unter sein T-Shirt fassen und seine Rückenmuskeln, seine Schultern und seinen straffen Bauch betasten …
Sie würde wissen, dass es falsch war, und sich doch nicht zügeln können. Mac würde ihr ganz langsam das T-Shirt abstreifen und ihre kleinen Brüste entblößen, und sie würde stöhnend die Hüften an ihm reiben. Er würde sich so anfühlen, wie ein Mann sein sollte: stark, sexy, beherrscht …
„Ich habe gerade unseren ganzen Kuss in deinen Augen gesehen“, flüsterte Mac, und sie schmeckte wieder seinen süßen Atem auf den Lippen.
„Das dürfen wir nicht. Es wäre falsch“, stieß Rory hervor. Es war so anstrengend wie ein Marathonlauf.
Mac sah ihr weiter unverwandt in die Augen. Sein Begehren war unverkennbar. Er wollte sie. Mac wollte sie wirklich. Groß, muskulös, wunderschön … Wie hätte sie ihm widerstehen können?
Der Freund meiner Schwester …
Rory stemmte beide Hände gegen seine Brust und schob ihn von sich. Mac trat zurück, hob dabei aber die Hand, um ihr die Wange zu streicheln. Die kleine zärtliche Geste brachte ihre Entschlossenheit ins Wanken, und sie musste sich mit beiden Händen am Tresen festklammern, um ihm nicht um den Hals zu fallen und sich über seinen himmlischen Mund herzumachen.
Das also war Leidenschaft. Sie war sich nicht sicher, ob ihr das Gefühl gefiel, völlig die Kontrolle zu verlieren. Ihr wurde heiß, und sie schnappte nach Luft. Es war verlockend, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen und sich ganz dem Augenblick hinzugeben. Bedeutete ihre spontane Reaktion auf Mac etwa, dass sie ihrem Dad doch ähnlicher war, als sie gedacht hatte? So weit würde sie es nicht kommen lassen. Sie würde den Freund ihrer Schwester weder küssen noch berühren und auch nicht mehr an ihn denken. Aus und vorbei. Sofort.
Rory hob die Hand. „Geh weg.“
Mac trat zwei Schritte zurück, und sie spürte, wie das verrückte Verlangen sich legte. Sie bekam wieder Luft. Er steckte die Hände in die Taschen und musterte sie. „Das war …“
„Falsch? Dumm? Verrat an meiner Schwester?“
Mac runzelte die Stirn. „Übertreib doch nicht. Wir haben uns nicht einmal geküsst.“
„Aber wir wollten!“
„Wir haben es nicht getan, also reg dich nicht auf.“ Mac nahm seine Bierflasche, trank einen Schluck und seufzte. Plötzlich schaute er auf.
Rory hörte die Wohnungstür zufallen und dann, wie Shay die Pumps von den Füßen schüttelte. Rory versuchte, ausdruckslos auszusehen, aber sie schämte sich so sehr, dass sie das Gefühl hatte, ihr Gehirn und ihr Herz würden in Flammen stehen.
Wir haben uns nicht geküsst, aber ich wollte es unbedingt.
„Hier bist du also!“ Shay schleuderte Mac die Worte förmlich entgegen, als sie in die Küche kam. Rory runzelte die Stirn. Shay küsste Mac nicht. Sonst tat sie das immer, wenn sie ihn begrüßte, ob sie nun fünf Minuten oder fünf Wochen getrennt gewesen waren.
Mac machte auch keine Anstalten, Shay zu berühren. Er sah einfach so ausdruckslos aus wie immer, wenn er eine Szene vermeiden wollte. Rory kannte das schon.
Aber eine Szene würde es geben, das spürte sie. Warum?
Rory sah ihre Schwester an. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Gekränktsein, verlorenem Vertrauen, Enttäuschung und Erniedrigung. Shay sah aus, als wäre sie am Boden zerstört.
„Was sollte das bloß, Mac?“ Shays Ausruf hallte in der Küche wider.
Rory sah sich nervös um. Woher wusste Shay Bescheid? Überwachungskameras, Röntgenblick oder reines Bauchgefühl?
Mac hob die Hände. „Es tut mir leid, Shay, alles. Ich wollte dir nie wehtun.“
„Das hast du ja toll hinbekommen.“ Shay wischte sich mit dem Handrücken die Augen. „Du hättest mich auch leichter loswerden können, Mac. Du musstest mich nicht erst im Fernsehen demütigen.“
Rory sah erst Mac an, dann Shay. Vielleicht hatte dieses Gespräch doch nichts mit dem Beinahe-Kuss von gerade eben zu tun. „Wovon redest du? Was hat er getan?“
Shays Auflachen war alles andere als fröhlich. „Hast du es nicht gesehen?“
„Was?“
Shay lachte hysterisch. „Dann bist du wahrscheinlich die Einzige in der Stadt, wenn nicht in ganz Kanada, die es nicht mitbekommen hat!“ Sie schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Während sie durch die Programme zappte, sah Rory verstohlen Mac an. Er wirkte traurig, schuldbewusst und so, als sei er mit seinem Latein am Ende.
„… und in den heutigen Sportnachrichten ist Mac McCaskill, dem Mittelstürmer der Mavericks, etwas über Sex, Monogamie und scharfe Bräute herausgerutscht.“
Rory wirbelte zum Fernseher herum. Es wurden Bilder von der Pressekonferenz gezeigt. Quinn, Kade und Mac lümmelten hinter einem Tisch mit dem Mavericks – Logo. Kade sagte leise etwas, und alle drei lachten.
„Die blonde Reporterin in der dritten Reihe sieht echt scharf aus.“ Quinns Stimme war so gedämpft, dass Rory ihn kaum verstand.
„Und hast du die Rothaarige gesehen?“, fragte Kade genauso leise. „Ich stehe auf Rothaarige.“
„Du stehst auf alle Frauen.“ Macs Stimme klang laut und deutlich. Anscheinend war sein Mikrofon als einziges eingeschaltet. Ach du Schande.
„Du doch auch. Wann machst du endlich Schluss mit diesem Beziehungsquatsch?“, fragte Quinn. „Du bist mit deinem Klotz am Bein doch gar nicht glücklich.“
„Nein, und du hast recht: Monogamie ist Blödsinn“, sagte Mac, aber er sah nicht Quinn an. Rory kannte dieses Lächeln, diesen Blick. „Die Blonde da ist wirklich sexy.“
„Shay doch auch“, bemerkte Kade.
„Ja, aber auch total verrückt. Außerdem langweilen mich große, athletische Frauen mittlerweile. Ich denke, eine zierliche Kleine könnte zur Abwechslung mal ganz nett sein … Warum macht Vernon mir Zeichen, dass ich den Mund halten soll?“ Dann folgte ein Schwall von Flüchen. „Mein Mikro ist an!“
Rory sah Shay an, die sich auf einen Stuhl am Küchentisch hatte fallen lassen und leer vor sich hinstarrte. Sie weinte nicht, aber sie wirkte wie betäubt.
Mac nahm seine Jacke und ging zu Shay. Er ging in die Hocke, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen. „Es tut mir leid, dass ich hinter deinem Rücken so über dich geredet habe, Shay, und noch mehr tut es mir leid, dass ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht. Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass ich mich um Kopf und Kragen geredet habe, und entschuldige mich von ganzem Herzen.“
Als Shay durch ihn hindurchsah und gar nicht antwortete, stand er auf und legte seinen Wohnungsschlüssel auf den Tresen. Rory warf einen Blick auf ihre am Boden zerstörte Schwester, packte Mac am Arm und zerrte ihn in den Flur. Sie ahnte, dass ihre grauen Augen vor Zorn funkelten.
Sie sahen sich an, und er zuckte die breiten Schultern. „Ich hab’s dir ja gleich gesagt: Ich bin geliefert.“
„Und dann bist du auch noch hergekommen, um mit mir zu schlafen?“, fragte sie. Der Zorn schnürte ihr die Kehle zu, als sie an den Beinahe-Kuss dachte.
Mac sah ihr in die Augen. „Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin nicht so ein Mistkerl. Ich wusste doch nicht einmal, dass du hier bist.“
„Was hast du dir nur dabei gedacht, Mac?“, fragte sie fuchsteufelswild. Sie war nicht nur im Namen ihrer Schwester wütend, sondern auch, weil sie ihm bisher vertraut hatte. „Du hast schon so viele Interviews gegeben, da musst du doch wissen, wie ein Mikro funktioniert!“
„Verdammt, ich war einfach gedankenlos!“
Rory sah rot. „War das ein abgekartetes Spiel, um mit Shay Schluss zu machen?“
„Auch wenn es nicht so aussieht: So einer bin ich nicht!“
Sie schnaufte. „Ach nein. Erst beleidigst du meine Schwester, und dann küsst du mich fast? Was soll das?“
Mac seufzte verärgert. „Ich wusste schon auf der Pressekonferenz, dass die Sache gelaufen war. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich bin hergekommen, um mich bei Shay zu entschuldigen, aber stattdessen habe ich dich getroffen …“
„Also warst du sauer und frustriert, und ich war hier – genau das Richtige, um ein bisschen Dampf abzulassen!“, fiel Rory ihm ins Wort.
Mac fluchte laut.
Rory rammte ihm einen Finger gegen die Brust. „Wie oft hast du Shay schon betrogen? So gekonnt, wie du mich angemacht hast, war es bestimmt nicht das erste Mal!“
Macs Augen funkelten vor Wut. „Ich habe deine Schwester nie betrogen. Und den Kuss wolltest du doch genauso sehr wie ich! Daran, dass ich mich im Fernsehen zum Affen gemacht habe, bin ich ganz allein schuld, aber nicht an dem, was hier beinahe passiert wäre.“
Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie genau wusste, dass er recht hatte, und ärgerte sich. Es wäre leichter gewesen, wenn sie ihm die Schuld an allem hätte geben können. Er war einfach viel zu sexy und brachte sie dazu, ihn zu wollen, obwohl sie das nicht durfte.
Mac fuhr sich durchs Haar. „Wie wär’s, wenn wir warten, bis die Lage sich etwas entspannt hat? Dann rufe ich dich an. Wir können Kaffee trinken, reden. Alles klären.“
Und da weitermachen, wo wir aufgehört haben?
So weit würde sie es nicht kommen lassen. Sie konnte unter keinen Umständen mit jemandem ausgehen, der fast ihre Schwester betrogen hatte. Mit jemandem, der Rory so wahnsinnig vor Begehren machte, dass sie Shay beinahe hintergangen hätte! Wenn sie ihn nicht aufgehalten hätte, dann hätte er sie geküsst.
Sie konnte ihm nicht vertrauen.
Nie und nimmer.
„Kein Interesse.“ Rory ging an ihm vorbei und riss die Wohnungstür auf. „Geh. Du hast für heute Abend, wenn nicht sogar für ein ganzes Leben, schon genug Schaden angerichtet.“
Mac bedachte sie mit einem letzten, unergründlichen Blick und verschwand dann aus dem Leben der Schwestern Kydd. Ein Glück, dass wir ihn los sind. Das Letzte, was sie brauchen konnten, war ein Mann, der einen betrog.
Rory drehte sich um und sah ihre Schwester in der Küchentür stehen. Shay hatte jedes Wort mitangehört. Rory hatte sich dem Kuss verweigert. Aber das wollte nicht viel heißen. Sie begehrte Shays Freund. Sie wussten beide, dass sie ihrem Dreckskerl von Vater mehr ähnelte, als sie es je für möglich gehalten hätten. Shay würde ihr gehörig den Kopf waschen, und Rory hatte es verdient.
„Ihr beiden hättet euch beinahe geküsst?“
Sie konnte Shay nicht ins Gesicht lügen. „Ja. Es tut mir wirklich sehr leid.“
„Na gut. Vielen Dank, dass du ihn hinausgeworfen hast“, sagte Shay kalt. „Und jetzt verschwinde gefälligst aus meiner Wohnung und aus meinem Leben.“
Zehn Jahre später …
Rory steuerte auf einen kleinen Tisch am Fenster der überfüllten Kantine des St. Catherine’s Hospital zu. Sie balancierte einen Stapel Aktenordner, ihre Tasche und einen großen Blaubeersmoothie. Sie ließ die Ordner auf den Tisch fallen und trank einen Schluck, bevor sie sich einen Stuhl herauszog und sich darauf fallen ließ. Sie war seit dem frühen Morgen auf den Beinen, hatte das Mittagessen verpasst und war jetzt völlig erledigt. Noch zwei Patienten, dann konnte sie vielleicht noch vor acht Uhr abends nach Hause.
Ein früher Feierabend. Wie schön.
Ihr Handy klingelte. Rory lächelte, als sie den Namen ihrer Schwester auf dem Display sah.
„Tut mir leid, es kommt gerade etwas dazwischen, ich rufe dich sofort wieder an“, sagte Shay und legte wieder auf.
Rory war froh, dass Shay und sie ein so gutes Verhältnis hatten. Nach der Sache mit Mac war das ein Wunder. Macs Trennung von Shay war damals der erste große Skandal um einen der drei berühmtesten Mavericks gewesen. Seitdem interessierte sich die ganze Stadt für alles, was mit Mac, Quinn und Kade zu tun hatte.
Shay war monatelang von Reportern und Fotografen belästigt worden. Sie hatten ihr das Leben zu Hölle gemacht. Wie Rory erfahren hatte, als sie viel später wieder miteinander sprachen, war ihre Schwester einem Zusammenbruch nahe gewesen. Rory war dankbar, dass der Vorfall nun endgültig hinter ihnen lag. Ein Casanova wie der Kapitän der Mavericks war es nicht wert, dass sie sich seinetwegen mit ihrer Schwester zerstritt.
Allerdings dachte sie trotzdem oft an ihn. Rory seufzte. Er war der Mann, von dem sie immer noch träumte, wenn sie allein war. Sie fragte sich, was hätte sein können, malte es sich aus – und ärgerte sich dann doch nur darüber, dass sie es tat.
Dieser Mistkerl.
Ihr Handy klingelte schon wieder. Rory nahm ab, und Shay begrüßte sie rasch. „Tut mir leid, als du gerade rangegangen warst, stand ein Blumenlieferant vor der Tür.“
„Das macht doch nichts. Von wem hast du denn Blumen bekommen?“
„Dane hat mir rote Rosen geschickt.“ So aufgeregt, wie Shay klang, war das ein Problem für sie.
„Wie schön! Warum regst du dich denn auf?“
„Wer schenkt seiner Frau bitte acht Monate nach der Hochzeit zwei Dutzend rote Rosen? Bestimmt betrügt er mich!“
Nicht schon wieder. Ich habe nicht genug Kaffee intus, um mich jetzt auch noch mit Shays Neurosen herumzuschlagen. Danke, Dad, dass du das Liebesleben deiner Töchter ruiniert hast!
Rory saugte an ihrem Strohhalm und dachte darüber nach, wie unterschiedlich sie und Shay das Leben und die Liebe sahen. Sie selbst hielt nichts davon, einem Mann ihr Herz zu schenken. Shay dagegen hatte die Hoffnung auf die große Liebe nie aufgegeben und am Ende den einzigen netten Kerl der ganzen Stadt geheiratet. Dane war ruhig und stark genug, um mit Shays Problemen zurechtzukommen. Rory mochte ihn dafür umso mehr.
„Er hat bestimmt eine Affäre! Niemand kann so viel arbeiten wie er“, befürchtete Shay.
„Shay! Süße!“, unterbrach Rory sie. „Steiger dich da nicht hinein. Du warst Model und siehst noch immer klasse aus. Dane hat dich geheiratet, und du hast versprochen, ihm zu vertrauen.“
Shay seufzte. „Ja.“
„Sieh dir doch nur eure Hochzeitsfotos an und wie er dich darauf anschaut … So, als ob du seine absolute Traumfrau bist!“ Obwohl sie aller Romantik sonst eher zynisch gegenüberstand, wurde Rory immer neidisch, wenn Dane ihre Schwester so liebevoll ansah. Dieser Blick berührte sie jedes Mal. Wie war es wohl, wenn jemand einen so sehr liebte? „Dane hat doch gerade einen wichtigen Fall … Diese Bandenschießerei, oder? Er ist der leitende Ermittler der Mordkommission. Wenn er dir Rosen schickt, will er dir nur zeigen, dass er dich liebt.“
„Also keine Affäre?“
„Keine Affäre, Shay.“ Und wenn doch, dann würde Rory Dane die Dienstwaffe abnehmen und ihn damit erschießen.
Rory verabschiedete sich von ihrer Schwester und schrieb dann schnell eine SMS an Dane, damit er wusste, dass Shay etwas zusätzliche Aufmerksamkeit brauchte. Rory und ihr Schwager waren ein gutes Team, wenn es darum ging, zu verhindern, dass Shay sie mit ihrer Unsicherheit in den Wahnsinn trieb.
Dann sah Rory die Ordner an. Sie musste die Akten der beiden Patienten lesen, die sie gleich aufsuchen würde.
Sie wünschte sich so sehr eine eigene Praxis. Die Patienten von Craydon’s Physiotherapy wurden durchs System geschleust wie am Fließband. Für umfangreiche Einzelbehandlungen blieb wenig Zeit. Manchmal fragte sie sich, wie viel sie überhaupt ausrichten konnte.
Wenn sie ihre eigene Praxis gehabt hätte, dann hätte sie sich mehr Zeit für die Therapien genommen. Aber ihr fehlte das Geld für die Gründung und die Miete der Praxisräume. Sie musste einfach weiter sparen. Eines Tages vielleicht …
Sie hatte die erste Akte noch kaum überflogen, als ihr Handy schon wieder klingelte. Diesmal erkannte sie die Nummer nicht. Sie nahm ab und meldete sich.
„Rory? Hier ist Kade Webb von den Vancouver Mavericks. Wir sind uns vor längerer Zeit begegnet.“
Kade Webb? Warum rief der sie denn an? „Ja, ich erinnere mich. Hi. Was kann ich für dich tun?“
Kade redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Ich habe einen Spieler in der Annex Clinic und möchte, dass du dir seine Akte ansiehst und mir dann sagst, wie du seine Verletzung einschätzt.“
Rory runzelte die Stirn. „Kade, die Mavericks haben doch ihren eigenen Physiotherapeuten! Das weiß ich, weil meine Chefs alles tun würden, um den Vertrag bei euch zu bekommen. Warum ich?“
„Weil du Erfahrung mit der Behandlung schwerer Sportverletzungen hast“, antwortete Kade. „Tust du mir den Gefallen?“
„Ich …“
„Danke. Ich rufe dich nachher noch einmal an.“
Rory wollte ihm sagen, dass sie Patienten hatte und dieses Vorgehen gegen die Vorschriften verstieß, aber er hatte schon aufgelegt. Verdammt! Sie hatte doch so viele Fragen: Wer war der Spieler? In welchem Zimmer lag er? Wusste er, dass sie kam? Hatte Kade mit ihren Chefs gesprochen?
Gereizt stand sie auf und sammelte ihre Sachen ein. Wie Mac und Quinn war Kade für seinen Charme bekannt. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn bei ihr zum Einsatz zu bringen.
Nicht, dass sie dafür empfänglich gewesen wäre! Aber es wäre nett von ihm gewesen, es wenigstens zu versuchen.
Mac McCaskill, du blöder Idiot! Das hatte Rory im Laufe der vergangenen zehn Jahre schon oft gedacht, aber heute meinte sie zum ersten Mal nicht sein lockeres Liebesleben.
Heute tat er ihr trotz allem leid. Im Eishockey war er ein Ausnahmetalent, und als sie an seinem Bett stand und seine Krankenakte las, wurde ihr klar, dass sein Arm, laienhaft ausgedrückt, ruiniert war. Für einen Spieler seines Kalibers war das ein entsetzlicher Schicksalsschlag.
„Was machst du denn hier, Rory?“
Rory sah sich um und lächelte erleichtert, als sie ihren besten Freund Troy erkannte. Wenn irgendjemand anderes Macs Zimmer betreten hätte, wäre es ihr schwergefallen, sich herauszureden.
Sie durfte nicht hier sein. Die Visite war streng geregelt, und es stand ihr nicht zu, Einblick in Macs Akte zu nehmen. Sie hätte Kade die Bitte abschlagen müssen.
„Ich muss ihm die Manschette anlegen, um die Durchblutung zu fördern“, sagte sie.
Als Physiotherapeutin wollte sie das Beste für ihn, obwohl er ihrer Schwester wehgetan hatte. Und obwohl sie immer noch Herzklopfen bekam, wenn sie ihn nur ansah.
„Du bist nicht befugt, ihn zu behandeln. Wenn sie dich erwischen, werden wir beide gefeuert.“ Troy schloss die Tür und runzelte besorgt die Stirn.
„Ich übernehme die Verantwortung dafür“, antwortete Rory. „Es geht um seinen Arm, Troy. Den Arm, den er braucht, um die Pucks mit hundertfünfzig Stundenkilometern ins Netz zu donnern.“
„Mac kommt auf über hundertsechzig“, verbesserte Troy sie sofort.
„Genau, und die Manschette hilft ihm.“
„Wenn sie uns feuern, stehen wir auf der Straße“, murmelte Troy, doch er protestierte nicht, als sie die Manschette aus der Tasche zog und das Bedienelement auf Macs Nachttisch legte. Als die Lichter aufleuchteten, schlang sie die Manschette sanft um Macs verletzten Arm. Er rührte sich nicht, und Rory entspannte sich: Er schlief tief und fest.
Troy war zu Recht besorgt. Vorhin hatte Rory lange vor Macs Zimmer gestanden und mit sich gerungen, ob sie hineingehen sollte. Erstens wegen des Beinahe-Kusses vor zehn Jahren, zweitens weil sie wusste, dass sie trotz Kades Bitte nicht hier sein durfte.
Aber Mac war ein Sportler, der ihre Fachkenntnisse brauchte. Es war unerlässlich, die Blutzirkulation in den beschädigten Gefäßen anzuregen, um den Genesungsprozess in Gang zu bringen. Und sie hätte alles getan, um einem Patienten zum richtigen Zeitpunkt die passende Behandlung zukommen zu lassen.
Außerdem war die Wahrscheinlichkeit gering, dass man sie in Macs Zimmer ertappte. Die Annex Clinic war die teure Privatstation von St. Catherine’s. Alle Patienten hier hatten eines gemeinsam: Sie waren unglaublich wohlhabend, und sie legten Wert auf absolute Privatsphäre. Jeder Patient hatte seinen eigenen Krankenpfleger. Rory hatte Glück, dass Troy Zimmer 22 zugeordnet war.
Er würde nichts weitererzählen. Aber weil er mit im Zimmer war, widerstand Rory der Versuchung, Mac durchs dichte Haar zu fahren oder ihm das markante Kinn mit den Bartstoppeln zu streicheln.
Er sah noch genauso gut aus wie damals. Vielleicht sogar noch besser. Sein Bart wirkte dunkel, aber wenn er ihn wachsen ließ, leuchtete er im Sonnenschein rot. Genau wie sein dunkelbraunes Haar. An den Augenwinkeln hatte er Fältchen, die vor zehn Jahren noch nicht da gewesen waren. Abgesehen von seinem verbundenen Arm wirkte er stärker und muskulöser als mit vierundzwanzig.
Aber sie war ein Profi und durfte keinen Patienten heimlich begehren.
„Woher wusstest du überhaupt, dass er hier eingeliefert worden ist?“, fragte Troy.
„Bist du sicher, dass er schläft?“, erkundigte sie sich, ohne auf seine Frage einzugehen.
„Morphin. Er hatte starke Schmerzen.“ Troy warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Er ist erst vor zwei Stunden aus dem OP gekommen, und die Verletzung liegt keine sechs Stunden zurück. Woher wusstest du, dass er hier ist?“
Rory trat vom Bett zurück und erklärte, dass Kade, der nach dem Tod des Besitzers der Vancouver Mavericks als Manager eingesprungen war, sie angerufen und um ihre Einschätzung gebeten hatte.
Troy runzelte die Stirn. „Und die wäre?“
„Es sieht schlecht aus.“
Troy fluchte. Rory ahnte, dass die meisten Einwohner von Vancouver genauso reagieren würden wie er, ob sie nun Fans der Mavericks oder der Canucks waren. Mac war ein großartiger Spieler und genoss auch als Kapitän Respekt. Die Anhänger der Mavericks würden am Boden zerstört sein, wenn er bei den nächsten Spielen nicht dabei sein könnte. Wenn er für die ganze Saison ausfiele, wäre das eine Katastrophe – und wenn er nie mehr spielen könnte, eine Tragödie. Rory hatte schon oft genug Sportstars behandelt, um zu wissen, dass die körperlichen und seelischen Auswirkungen seiner Verletzung immens sein würden.
„Wie ist die Operation verlaufen?“, fragte sie Troy.
„Gut.“ Troy räusperte sich. „Aber sie könnten uns wirklich feuern. Ich weiß zwar, dass deine Voodoo-Manschette da hilft, aber die Behandlung damit ist Therapie, und dazu bist du nicht befugt. Und ich mag meinen Job.“
Rory wusste, dass er recht hatte, verdrehte aber nur die Augen. „Ich habe es dir doch schon tausendmal erklärt: Das ist keine Zauberei! Die Manschette sendet hochfrequente elektrische Impulse aus, die kleinste Blutgefäße stimulieren. Sie hilft, die Blutzirkulation in dem verletzten Bereich wieder zu normalisieren. Kade hat mich gebeten herzukommen. Er kümmert sich schon um alles. Es passiert nichts, Troy.“
Als Troy die leuchtend grünen Augen zusammenkniff, wandte Rory den Blick ab.
„Das Gerät läuft die nächste halbe Stunde“, sagte sie. „Warum gehst du nicht kurz einen Kaffee trinken?“
Sie musste allein mit Mac sein, um ihre Gedanken unter Kontrolle zu bringen.
„Okay, ich bin in dreißig Minuten zurück.“ Troy lächelte nervös und verließ das Zimmer.
Als die Tür hinter ihm zufiel, wandte Rory sich wieder Mac zu und konnte nicht widerstehen, ihm die Hand auf die Brust zu legen, direkt über seinem Herzen. Unter dem dünnen Baumwollstoff des Krankenhausnachthemds spürte sie seine warme Haut.
Sie ließ die Hand dort liegen und versuchte, sich nicht zu wünschen, ihm den straffen Bauch oder den kräftigen Bizeps seines gesunden Arms zu streicheln. Mac war sehr muskulös. Sein Körper zeugte davon, dass er sein Leben dem Profisport geweiht hatte und auf dem Eis der Schnellste war.
Sie warf einen Blick in seine Krankenakte. Es würde nichts helfen, die Notizen noch einmal zu lesen. Mac hatte einen Sehnenabriss und sich auch noch ein Band verletzt. Die Chirurgen waren unsicher, wann und ob er überhaupt seine alte Kraft zurückgewinnen könnte.
Das würde ihn umbringen. Sie hatten sich nur kurze Zeit gekannt, aber damals war ihr klar geworden, dass Eishockey Macs Selbstbild bestimmte. Er war der Star der Mavericks, ihr Anführer, der Grund dafür, dass die Fans Woche für Woche in die Arena strömten. Er war ihr Hoffnungsträger, ihr Idol, das Gesicht der gut geölten Maschine, deren Manager Kade war.
Sein schiefes Lächeln, sein selbstbewusstes Auftreten und seine unglaubliche Spielstärke hatten ihn zum Liebling der ganzen Stadt gemacht. Er war regelmäßig in den Medien zu sehen, oft mit einer langbeinigen Blondine am Arm. Eine Frage beschäftigte ganz Vancouver: Wer aus dem Mavericks – Triumvirat würde sich als Erster verlieben und heiraten – Mac, Kade oder Quinn, der jüngste Trainer in der NHL?
Mac war eine Person des öffentlichen Lebens, aber Rory bezweifelte, dass irgendjemand außer seinen besten Freunden ihn wirklich kannte. Sie wusste, dass er trotz seines Charmes ein Buch mit sieben Siegeln war. Über sein Leben vor seiner Zeit bei den Mavericks sprach er nie. Sogar Shay wusste nur, was allgemein bekannt war: Er war bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die mittlerweile verstorben war, und hatte ein Stipendium bekommen.
Das hatten sie gemeinsam. Auch Rory sprach nie über ihre Vergangenheit.
Sie passte die Intensität der elektrischen Impulse an. Mac regte sich im Schlaf und stöhnte leise vor Schmerz. Er hätte sich bestimmt geärgert, wenn er gewusst hätte, dass sie es gehört hatte. Soweit sie sich erinnern konnte, hasste Mac es, krank zu sein. Er hatte schon mit einem gebrochenen Finger, einer Grippe, einem verstauchten Fuß und einem verletzten Knie gespielt. Ihn warf so leicht nichts um.
Rory sah seinen verletzten Arm an und seufzte. Damit würde er nicht spielen können. Wie sollte sie das Kade beibringen?
Plötzlich spürte sie eine große, warme Hand am Hals. Ihr Gehirn versagte ihr den Dienst, als Mac sie berührte. Wie damals in Shays Küche konnte sie einfach nicht anders: Sie schmiegte sich an seine Hand, als er langsam die Augen öffnete und ihr ins Gesicht sah. Seine wunderschönen Augen – dunkelblau wie altmodische Tinte – waren unverwandt auf sie gerichtet.
„Hallo“, flüsterte er heiser.
„Hallo.“ Rory hätte sich von ihm lösen sollen, aber wie damals blieb sie, wo sie war.
Also hatte sich nichts geändert. Sie war kein bisschen reifer geworden.
„Die müssen mir aber starke Medikamente verabreicht haben … Du wirkst so echt!“
Rory erschauerte, als er ihr mit dem Daumen die Unterlippe streichelte. Ihr wurde klar, dass er glaubte, sie sich nur einzubilden.
„Was für ein Traum! Du bist so schön …“ Mac strich ihr über den Hals, bis seine Hand auf ihrer Brust zu ruhen kam. Doch er sah ihr weiter ins Gesicht.
Dann seufzte er tief. „Mein Arm brennt.“
„Ich weiß, Mac.“ Rory berührte erst sein Haar, dann seine Wange, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als er sich in ihre Handfläche schmiegte, als würde er Trost suchen. Jeder brauchte menschliche Wärme, sogar der große, mutige Mac.
„Es ist schlimm, oder?“, fragte er.
Was sollte sie sagen? Sie wollte nicht lügen, aber sie hatte kein Recht, eine Diagnose zu stellen. Sie hätte nicht einmal hier sein dürfen. „Du schaffst das schon, Mac. Ganz gleich, was passiert, du schaffst das.“
Tiefer Schmerz sprach aus seinen Augen. Er umfasste ihr Handgelenk und zog sie zu sich. Ihr Mund war nur noch einen Zentimeter von seinem entfernt. Das war ein Fehler! Sie hätte es nicht tun sollen. Trotzdem sehnte sie sich danach, seine Lippen zu spüren, ihn zu schmecken.
Nur um festzustellen, ob die Wirklichkeit mit ihrer Fantasie mithalten konnte.
Es war der perfekte Zeitpunkt – der einzige Zeitpunkt –, es herauszufinden. Dann würde sie sich keine Fragen mehr stellen und konnte Mac und den Kuss, der nie stattgefunden hatte, endlich hinter sich lassen.
Niemand war mit ihnen im Zimmer. Niemand würde es je erfahren.
Macs Verletzung beeinträchtigte seine diesbezüglichen Fähigkeiten nicht, wie Rory feststellte, als er ihren Kopf umfasste und im perfekten Winkel neigte. Spielerisch schob er ihr die Zunge in den Mund, knabberte hier, leckte da. Dann berührten sich ihre Zungen, und ein Schauer durchlief Rory, als sie sich an ihn schmiegte.
Es war genau so, wie sie es sich erträumt hatte. Sogar noch viel besser.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange der Kuss dauerte. Erst als Mac vor Schmerz stöhnte, kehrte sie schlagartig in die Gegenwart zurück. Wie dumm von ihr! Er war doch erst vor ein paar Stunden operiert worden. Alles tat ihm weh.
Sie sah, dass Mac nun einfach dalag, die Augen geschlossen hatte und die Hand auf ihrem Oberschenkel ruhen ließ. Er rührte sich nicht. Hatte er wieder das Bewusstsein verloren? Rory sah auf seine große, sonnengebräunte Hand hinunter und leckte sich die Lippen. Sie schmeckte ihn noch.
Es war nur ein einziger Kuss gewesen, aber er konnte die Welt verändern. Mac zu küssen, war eine übersinnliche Erfahrung.
Aber das Universum tat gut daran, sie voneinander getrennt zu halten. Sie war nicht auf der Suche nach einem Mann, schon gar nicht nach einem wie Mac. Zu stark, zu dreist, zu selbstbewusst. Ein Star, der nicht wusste, was Treue war.
Einen wie ihn konnte sie nicht gebrauchen. Sie war als Single absolut zufrieden, rief sie sich ins Gedächtnis.
Die Maschine piepste. Das Programm war zu Ende. Rory wollte aufstehen, aber Mac hielt sie am Oberschenkel fest. Als sie ihn ansah, hatte er die Augen immer noch geschlossen, aber er lächelte.
„Das ist der schönste Traum aller Zeiten“, murmelte er, bevor er wieder einschlief.
Er hatte von Rory geträumt. Das war ihm seit Jahren nicht mehr passiert. Sie hatte auf seinem Bett gesessen. Ihre silbergrauen Augen hatten gefunkelt. Ihr breites Lächeln, ihre straffen Brüste, ihr goldbraunes Haar, das, wie er noch wusste, so lang war, dass es ihr bis zur Hüfte reichte … Ein Meter sechzig zierliche Perfektion.
In seinem Traum hatte er ihr einen Zungenkuss gegeben, und der hatte sich … wunderbar angefühlt. Intensiv, heiß, sexy – so wie ein Kuss sein sollte.
Wenn er sich so viele Gedanken um ein Mädchen machte, das er vor Ewigkeiten hatte küssen wollen, musste er wirklich mit zu vielen Medikamenten vollgepumpt sein. Mac fuhr sich durchs Haar und stützte sich dann auf die linke Hand, um sich aufzurichten. Den stechenden Schmerz in seinem anderen Arm versuchte er zu ignorieren. Es gelang ihm nicht.
Das war schlimm. Sehr, sehr schlimm.
Halb liegend, halb sitzend schloss er die Augen und kämpfte gegen die Übelkeit an. Verschwommen nahm er wahr, dass jemand sein Krankenzimmer betrat. Er unterdrückte das flaue Gefühl und konzentrierte sich auf die silbergrauen Augen, die er im Traum gesehen hatte. Wie ihre weichen Lippen sich angefühlt hatten …
Es war doch ein Traum gewesen, oder?
„Brauchen Sie etwas gegen den Schmerz, Mr. McCaskill?“
Mac wurde vollends wach und sah in das besorgte Gesicht eines Mannes, der ein paar Jahre jünger als er war.
„Ich bin Troy Hunter, Ihr Pfleger“, sagte der Mann. „Möchten Sie nun Ihre Spritze? Es wird Zeit.“
„Ja, verdammt“, murmelte Mac. Eigentlich hasste er Medikamente, aber jetzt rollte er sich auf seine gesunde Seite, damit Troy ihm die Spritze geben konnte. Gleichzeitig kamen Kade und Quinn herein. „Hallo, Jungs.“
Troy starrte Macs Besucher so an wie jeder Fan, der sie alle drei auf einmal erlebte: zutiefst beeindruckt.
Kade und Quinn waren beide groß und bärenstark, nicht nur körperlich, auch charakterlich. Es wunderte Mac nicht, die beiden so bald nach seiner OP zu sehen. Sie waren seine Freunde, seine früheren Mitbewohner, seine Kollegen … Seine Familie. Er betrachtete sie als seine Brüder.
Troy zog Macs Shorts wieder hoch, trat zurück und war nun wieder ganz der professionelle Pfleger. „Ich bin gleich fertig, dann können Sie sich in Ruhe unterhalten.“ Er musterte Mac. „Sie sehen aus, als ob es Ihnen gar nicht gut geht.“
Mac nickte. Er lag immer noch halb aufgerichtet da, und der Gedanke daran, sich zu bewegen, ließ ihm den kalten Schweiß ausbrechen. „Ja.“
„Ich kann Ihnen helfen.“ Verblüffend sanft für solch einen großen und kräftigen Mann beförderte Troy Mac in eine Körperhaltung, mit der er sich besser fühlte. Dann maß er Macs Blutdruck.
Kade setzte sich auf der anderen Bettseite auf einen Stuhl. „Wir würden es zu schätzen wissen, wenn Sie Diskretion wahren würden, was Macs Zustand betrifft“, sagte er ernst. Diesen Ton gebrauchte er nicht oft, aber wenn er es tat, flößte er Sponsoren und Spielern gleichermaßen Respekt ein.
Es sprach für Troy, dass er nicht wirkte, als ob er sich davon einschüchtern ließ. „Ich rede nie über meine Patienten.“
Kade starrte Troy eine Weile an, bevor er nickte. „Danke.“
Sie warteten schweigend, bis Troy das Zimmer verlassen hatte. Dann stieß Kade einen ganzen Schwall von Flüchen aus.
„Was hast du dir nur dabei gedacht zu versuchen, den Kühlschrank allein zu transportieren? Ein Anruf hätte genügt, dann hätte einer von uns dir geholfen!“
„So schwer war er nun auch nicht“, wiegelte Mac ab. „Als er dann umgekippt ist, habe ich eben versucht, ihn aufzufangen.“
„Warum zum Teufel kannst du einfach nicht um Hilfe bitten?“, fragte Quinn. „Die Lage ist ernst, Mac. Das kann dich deine Karriere kosten.“
Mac erschrak. „So schlimm?“
Kade sah blass aus. „So schlimm.“
„Physiotherapie?“, fragte Mac.
„Die Erfolgschancen sind gering“, antwortete Quinn.
Mac wusste es zu schätzen, dass er ihm die Wahrheit sagte.
Kade fuhr fort: „Wir haben jemanden gefunden, der mit dir arbeiten wird. Sie steht in dem Ruf, die beste Therapeutin bei Sportverletzungen zu sein.“
Keiner seiner Freunde sah ihm in die Augen, und Mac ahnte, dass die Sache einen Haken hatte.
„Wen denn?“, erkundigte er sich.
„Rory Kydd“, sagte Kade ausdruckslos.
„Rory? Was?“, fragte Mac in Panik. Es war schlimm genug, dass er Rory in seinen Träumen sah, aber ihr Patient zu sein, wäre die Hölle.
Es hatte seine Gründe, dass er Rory, so gut es ging, verdrängte. Er hatte sich damals blamiert, und die ganze Welt hatte ihn von seiner schlechtesten Seite gesehen, aber Rory hatte auch noch bei dem, was hinter der Bühne passiert war, in der ersten Reihe gesessen.
Dass er sich öffentlich verplappert hatte, war schlimm genug, aber die Schwester seiner Freundin küssen zu wollen, war unverzeihlich, auch wenn es mit seiner Beziehung zu Shay schon bergab gegangen war. Damals hatte er viel an Rory gedacht und sich irgendwie zu Shays zierlicher, aber quirliger Schwester hingezogen gefühlt. Doch er hätte sie nie in Versuchung führen sollen. Er wusste, dass man solchen Gefühlen nicht nachgeben durfte.
Die vielen unschönen Affären seiner Mutter hatten ihn gelehrt, in seinen eigenen Beziehungen sauber zu bleiben und immer erst eine zu beenden, bevor er sich in die nächste stürzte. Diese Lektion hatte er in dem Moment vergessen, als er in Rorys großen Augen gesehen hatte, wie sehr sie ihn begehrte.
In den Monaten danach hatte er Shay nicht vermisst. Sie war zu wenig selbstbewusst gewesen und hatte zu sehr geklammert. Aber es hatte ihm gefehlt, sich mit Rory zu unterhalten und mit ihr zu lachen. Bevor er Mist gebaut hatte, war sie sein erster echter weiblicher Freund gewesen.
An dem Tag hatte er außerdem unabsichtlich großen Medienwirbel ausgelöst. Seitdem stand er in dem Ruf, ein bindungsscheuer Spieler zu sein, dem es außer auf den Sport nur auf Partys und eine schnelle Nummer ankam.
Teilweise stimmte das. Er mochte Partys und wollte sich nicht binden. Der Sport war ihm wichtig, und ja, er hatte Sex, aber nicht so oft oder mit so vielen Frauen, wie die Klatschpresse behauptete. Mittlerweile war er wählerisch geworden, und es war schon ein paar Monate her, dass er zuletzt mit einer Frau geschlafen hatte.
Finster starrte er seinen Arm an. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sich daran etwas änderte.
Quinn stützte sich aufs Fußende des Betts. „Rory ist die Beste. Wir brauchen sie, denn die Arbeit der letzten fünf Jahre droht uns zwischen den Fingern zu zerrinnen, weil du zu stur warst, um um Hilfe zu bitten!“
Kade sah seinen hitzköpfigen Freund stirnrunzelnd an. „Sachte, Quinn. Er hat es ja nicht mit Absicht getan.“
Nein, aber es war seine Schuld. Mac sah zur Decke hoch. Er hatte seine Mannschaft und seine Freunde enttäuscht – und seine Zukunft aufs Spiel gesetzt.
Und Rory würde wieder einmal dabei sein, um alles mit anzusehen.
Es musste eine andere Möglichkeit geben. „Findet jemand anderen! Irgendwen!“
„Sei nicht dumm“, sagte Quinn.
Der vernünftige Kade mischte sich ein, bevor sie anfangen konnten, sich anzuschreien. „Du wirst mit ihr zusammenarbeiten, während wir Schadensbegrenzung betreiben.“
Mac ließ den Kopf aufs Kissen sinken. Er spürte den beruhigenden Effekt des Mittels, das der Pfleger ihm gespritzt hatte, kämpfte aber gegen die Müdigkeit an.
Verdammt, warum hatte Vernon Hasselback bloß sterben müssen, bevor sie den Deal abgeschlossen hatten, über den sie schon seit zehn Jahren sprachen? Es war ein ganz einfacher Plan gewesen: Zum richtigen Zeitpunkt wollten er, Kade und Quinn Vernon den Verein abkaufen. Sie hatten detailliert ausgearbeitet, wie sie das Geld aufbringen wollten. Sie hatten ihre Spielergehälter und das Honorar aus Werbeverträgen geschickt investiert, um den Kauf zu finanzieren. Die Strategie war aufgegangen. Binnen zehn Jahren waren sie steinreich geworden. Geld spielte keine Rolle. Aber um das Team und die Marke noch weiter zu fördern, brauchten sie einen Partner, der bessere Verbindungen zu den Medien hatte und ihnen die Tür zu neuen Sponsorenverträgen öffnen konnte.
Leider war Vernon im Bett seiner letzten Geliebten gestorben. Seine Witwe dachte deshalb nicht daran, seinen Wunsch zu erfüllen und den Verein an die drei zu verkaufen. Myra wollte den Zuschlag lieber einem russischen Milliardär geben, der in den letzten zwei Jahren sechs Sportmannschaften gekauft und alle zu gesichtslosen Werbeträgern für seinen Konzern umgestaltet hatte. Kade hatte Myra überreden können, ihnen etwas Zeit zu lassen, aber sie wussten, wie ungeduldig sie war. Sie würde jeden Rückschlag zum Vorwand nehmen, die Mavericks an Chenko zu verkaufen, und Macs Verletzung war ein sehr großer Rückschlag.
„Niemand darf erfahren, wie schwer ich verletzt bin.“
Kade und Quinn nickten.
„Ich weiß“, sagte Kade. „Ich habe einen potenziellen Investor am Haken. Er ist ein Medienmogul und begeisterter Mavericks – Fan, aber du bist der Hauptgrund dafür, dass er das Team kaufen will. Er weiß, dass du nur noch wenige Jahre in Top-Form bist, und will, dass du so lange als Mentor für junge Talente dienst.“
„Also muss ich von Beginn der Saison an mitspielen.“
„Wenn nicht schon früher“, meinte Quinn.
Mac biss die Zähne zusammen. Mit dieser Einstellung hatte die Mannschaft vor zwei Jahren den Stanley Cup gewonnen, und sie hatte ihn zu einem der besten Spieler seiner Generation gemacht. Wenn er beschloss, etwas zu erreichen, dann ließ er sich von nichts und niemandem aufhalten.
„Dann stehe ich zu Saisonbeginn wieder auf dem Eis.“ Wenn das hieß, dass er mit Rory zusammenarbeiten musste, würde er es tun. Ja, er hatte sich damals blamiert. Es war eben passiert, und es wurde Zeit, darüber hinwegzukommen. „Lasst uns sofort mit der Physiotherapie loslegen.“
Kade lächelte. „Du bist gerade erst operiert worden. Wie wär’s, wenn du erst einmal ausschläfst?“
„Seid ihr sicher, dass Rory die Beste ist?“, fragte Mac etwas undeutlich.
Kade nickte. „Ja.“
„Holt sie. Bietet ihr so viel wie nötig, damit sie sich auf mich konzentriert …“ Blöde Medikamente. „Auf meinen Arm, meine ich. Nicht auf mich.“
Quinn legte Mac die Hand auf die gesunde Schulter. „Schlaf jetzt, Junge.“
„Bietet ihr so viel wie nötig …“, wiederholte Mac, bevor er einschlief.
Am nächsten Tag stand Rory vor der Tür zu Macs Zimmer, rückte ihre Schultertasche zurecht und fuhr sich durch ihren gestuften Bob, bevor sie ihre blau-weiße Tunika glattstrich. Heute war schon viel passiert, und dabei war der Vormittag noch nicht einmal vorbei. Es hatte damit begonnen, dass Kade sie im Morgengrauen angerufen hatte. Er wollte sich mit ihr treffen, um über Macs Verletzung zu reden. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihre Diagnose nur Mac gegenüber äußern durfte, dass es Mac aber freistand, Kade zu dem Gespräch dazuzubitten. Kade hatte geantwortet, er hätte einen Vorschlag für sie – einen, den sie würde hören wollen.
Das hatte sie so neugierig gemacht, dass sie sich in ihrer Vormittagspause hier mit den beiden treffen wollte.
Klopf einfach an und bring es hinter dich. Du bist keine neunzehn mehr. Du bist eine gefragte Therapeutin. Er ist ein Patient wie jeder andere.
Nur, dass kein anderer Patient so küsste wie er. Ein Blick aus seinen blauen Augen reichte aus, um ihre Hormone verrücktspielen zu lassen.
Sie überwand sich, klopfte an und ging hinein. Macs Freunde standen rechts und links von seinem Bett, aber sie sah nur ihn. Er trug ein T-Shirt mit V-Ausschnitt. Jemand – wahrscheinlich Troy – hatte den rechten Ärmel abgeschnitten. Sein verletzter Arm war vom Handgelenk bis zur Schulter bandagiert und ruhte in einer Schlinge.
Gereizt und misstrauisch erwiderte Mac ihren Blick. Sie sah ihm an, dass er Schmerzen hatte.
Jetzt erst wandte Rory sich seinen Freunden zu. Beide waren gut aussehende Männer. Sie lächelte. „Hallo, Kade. Quinn.“ Sie trat ans Bett. „Mac. Lange nicht gesehen.“
Sie hielt den Atem an und wartete ab, ob er sich daran erinnerte, dass sie am Vorabend in seinem Zimmer gewesen war und ihn geküsst hatte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Gott sei Dank, er hat es vergessen!
„Rory.“
Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn noch einmal ihren Namen aussprechen zu hören. Wenn es doch nur nicht unter diesen Umständen geschehen wäre! Rory riss sich zusammen und bat Quinn, aus dem Weg zu gehen. Sie zog die kleinere der beiden Elektromanschetten aus der Tasche und stellte das Bedienelement auf den Nachttisch.
„Was tust du da?“, fragte Mac. „Du bist zum Reden hier, nicht zum Herumdoktern!“
Rory sah ihm in die Augen. „Wir reden ja auch, wenn ich damit fertig bin, das Gerät einzustellen.“
„Was ist das?“, fragte Kade.
Rory erklärte, wie die Manschette funktionierte, und legte sie Mac behutsam an. Sie startete das Programm, trat zurück und verschränkte die Arme. „Du brauchst Schmerzmittel“, sagte sie zu Mac.
„Es geht mir gut“, murmelte Mac gereizt.
Sie ließ sich nicht abwimmeln. Je eher Mac lernte, dass er ihr keine Angst machen konnte, desto besser. Von schwierigen Patienten und sturen Männern durfte man sich nicht einschüchtern lassen.
„Entweder nimmst du die Medikamente, oder ich gehe wieder“, sagte Rory ruhig und ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht bluffte. Sie griff nach den beiden Tabletten, die neben einem Wasserglas lagen, und wartete, bis Mac die Hand ausstreckte, um sie zu nehmen. Er warf ihr einen finsteren Blick zu, schluckte die Pillen und spülte sie mit einem Schluck Wasser aus dem Glas, das sie ihm reichte, hinunter.
„Du bist weder ein Märtyrer noch ein Superheld, also nimm deine Medizin“, wies sie ihn an und sah ihm in die Augen.
Sein Unmut ging in etwas Tiefgründigeres, Dunkleres über.
Sexy.
„Du hast dir die Haare geschnitten“, sagte Mac und legte den Kopf schief.
„In den letzten zehn Jahren mehr als einmal.“ Irgendjemand musste dieses Gespräch zurück in die richtigen Bahnen lenken, und die Aufgabe würde wohl ihr zufallen.
Trotz des grandiosen Kusses war Mac ein Patient, nicht mehr und nicht weniger. Sie würde sich professionell verhalten.
Demonstrativ warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich habe in einer halben Stunde den nächsten Patienten. Lasst uns also nicht lange um den heißen Brei herumreden. Sagt mir lieber, warum ich hier bin.“
„Ich brauche eine Physiotherapeutin.“
„Offensichtlich.“ Rory zuckte die Schultern. „Du brauchst viel Therapie, wenn dein Arm wieder funktionieren soll.“
„Ich will nicht bloß, dass er wieder funktioniert. Ich will, dass er so gut wie neu ist“, verkündete Mac. „Binnen zwei Monaten.“
„Träum weiter.“
Mac setzte eine sture Miene auf. „Es muss sein. Ich stehe in zwei Monaten wieder auf dem Eis, ob nun mit oder ohne deine Unterstützung.“
Rory sah Kade und Quinn hilfesuchend an, aber sie mischten sich nicht ein. Anscheinend war sie auf sich allein gestellt. „Hör zu. Du hattest einen Sehnenabriss. Das ist operativ behoben worden. Aber wir wissen noch nicht, ob deine Nerven geschädigt sind. Diese Verletzung braucht Zeit, um zu heilen …“
„Ich habe keine Zeit“, antwortete Mac. „Nur die zwei Monate.“
Frustriert fuhr Rory sich durchs Haar. „So sehr eilt es doch wohl nicht. Du bist nicht unersetzlich.“
„In zwei Monaten spiele ich wieder. Mehr Zeit bleibt mir wirklich nicht, Rory“, beharrte Mac. „Entweder hilfst du mir dabei, oder ich versuche es mit jemand anderem.“
„Mit jemandem, den du überreden kannst, zu tun, was du willst? Dann trägst du wahrscheinlich bleibende Schäden davon.“ So wäre er sicher auch in einer Beziehung. Rechthaberisch, starrsinnig und darauf bedacht, seinen Willen durchzusetzen.
Nachdem sie ihr Leben lang zugesehen hatte, wie ihr Vater sich ständig über ihre Mutter hinweggesetzt hatte, würde sie das bei ihrem eigenen Partner nie durchgehen lassen.
„Vielleicht“, war alles, was Mac sagte.
Rory beugte sich vor und stützte sich aufs Bett. „Warum tust du das, Mac? Du kannst problemlos ein paar Monate oder eine ganze Saison aussetzen. Gleich wieder spielen zu wollen, ist nicht nur unnötig, sondern auch absolut idiotisch!“
Mac holte tief Luft. Einen Sekundenbruchteil hoffte sie, dass er ihr vielleicht alles erklären und ihr den wahren Grund für seinen Wunsch verraten würde, aber das tat er nicht. „Ich spiele. So bin ich eben.“
Rory schüttelte enttäuscht den Kopf. Er war noch der gleiche geltungsbedürftige Idiot wie mit Anfang zwanzig. Glaubte er wirklich, unersetzlich und unverwüstlich zu sein?
„Du bist nur eines, nämlich dumm“, sagte sie, richtete sich auf und bedachte seine Freunde mit einem vernichtenden Blick. „Und ihr unterstützt ihn noch darin?“
Kade und Quinn nickten, wenn auch widerwillig.
Anscheinend war sie die Einzige im Zimmer, die klar denken konnte. „Es wäre doch nur eine Saison! Du würdest wahrscheinlich noch nicht einmal alle Spiele verpassen.“
Mac wirkte wild entschlossen. „Ich muss dabei sein, Rory.“
Er hatte einen eisernen Willen. Er würde spielen, komme, was da wolle. Sie würde ihn nicht umstimmen können.
„Es ist meine Entscheidung, und mit den Konsequenzen muss ich eben leben“, fuhr er fort. „Wenn ich mir die Suppe selbst einbrocke, löffele ich sie auch aus.“
Er meinte es offenbar ernst. So viel Verantwortung hatte Rorys Vater nie übernommen. Ständig hatte er seine Frau betrogen, und wenn sie ihn erwischte, fielen ihm tausend Ausreden ein. Aber warum dachte sie jetzt an ihren Vater? Konzentrier dich.
Ihrer Meinung nach beging Mac einen gewaltigen Fehler, aber wenn er bereit war, mit den Folgen zu leben, musste sie das akzeptieren. Sie war allerdings nicht gezwungen, sich an diesem Wahnsinn zu beteiligen.
Sie warf einen Blick auf das Bedienelement. „Das Programm läuft noch zwanzig Minuten. Ich bitte Troy, die Manschette nachher abzunehmen und wegzuräumen. Und dir wünsche ich noch ein schönes Leben.“
Rory drehte sich um und ging zur Tür. Ihre Chefs bei Craydon’s Physiotherapy würden einen Anfall bekommen, wenn sie erfuhren, dass sie die Chance, den großen Mac McCaskill zu behandeln, ausgeschlagen hatte.
Ein Teil von ihr wäre gern geblieben, um weiter zu versuchen, ihn und seine Freunde zu überzeugen, dass sein Plan dumm war. Aber man konnte die Leute eben nicht zu ihrem Glück zwingen.
Sie hatte die Hand schon auf der Türklinke, als Mac rief: „Rory, verdammt! Warte!“
Rory drehte sich um und sah den stummen Meinungsaustausch, der zwischen den drei Freunden stattfand. Kade nickte, Quinn wirkte enttäuscht, aber resigniert und Mac verärgert.
Sein Pech.
„Warum machst du es einem nur immer so schwer?“, murmelte er.
Rory zog die Augenbrauen hoch. Das fragte ausgerechnet er? „Es ist nicht mein Job, es dir leicht zu machen. Ist noch irgendetwas?“
„Verdammt, natürlich!“, gab Mac zurück. „Wenn du es herumerzählst, dann …“
Rory starrte ihn nur an. Die Kydd-Mädchen waren verschwiegen. Wenn sie es nicht gewesen wären, hätten sie eine Menge Geld damit verdienen können, ihre Geschichten über Mac an die Klatschpresse zu verkaufen.
Mac rieb sich den Nacken und begann zu erklären, wie sehr seine Verletzung den Mavericks schaden konnte. Schockiert hörte Rory zu, als er ihr die möglichen Konsequenzen auseinandersetzte: „Wenn Chenko die Mannschaft kauft, bleibt Kade nicht lange Manager. Quinn bekommt keinen neuen Trainervertrag, und wenn ich verletzt bin, wird es heißen, ich sei zu alt, um noch eine Chance zu bekommen. Die Mavericks werden ein Konzernverein wie jeder andere – und das lasse ich nicht zu!“
Rory brauchte eine Weile, um die Neuigkeiten zu verdauen. Die Mavericks waren in Vancouver eine Institution, die seit Generationen den Hasselbacks gehörte. Von Troy wusste sie, dass Mannschaften, die an Großkonzerne verkauft wurden, ihren Zauber verloren. Traditionen gingen verloren, Fans waren enttäuscht. Alles wurde seelenlos.
Sie sah Mac an. Er wirkte blass und gestresst. „Und wenn du doch spielst?“
„Dann haben wir die Chance, die Mannschaft zu retten.“
„Wie?“, fragte Rory.
„Das ist kompliziert und vertraulich. Wir brauchen einen Partner, der Verbindungen und die nötige Erfahrung hat, um das Marketing neu auszurichten und Sponsoren zu werben. Wir behalten die Kontrolle und verlangen viel Geld für einen kleinen Anteil. Und wir müssen akzeptieren, dass ich das Gesicht der Mannschaft bin. Ich muss spielen.“ Mac rieb sich die Stirn. „Es geht diesmal nicht um mich, oder zumindest nicht um mich allein. Wenn ich mir die Zeit nehmen könnte, würde ich es tun. So sehr überschätze ich mich nun auch wieder nicht. Aber ich muss zurück aufs Eis, und anscheinend kannst nur du mir dabei helfen.“
Rory kaute auf ihrer Unterlippe herum. Was er verlangte, war so gut wie unmöglich. „Die Wahrscheinlichkeit, dass du in zwei Monaten wieder spielen kannst, beträgt höchstens zehn Prozent.“
„Ich kann es schaffen, Rory. Du musst mir nur zeigen, wie.“
Sie glaubte ihm beinahe. Wenn irgendwer es schaffen konnte, dann er. „Mac, du könntest bleibende Schäden davontragen.“
Mac biss die Zähne zusammen. „Meine Entscheidung.“
Warum hatte sie nur so viel Verständnis? Es ging nicht nur um ihn und seine Karriere. Zum Teil natürlich auch, aber sie wusste, wie viel die Mavericks ihm bedeuteten und wie nahe ihm sein Mentor gestanden hatte, der mittlerweile verstorbene Besitzer der Mannschaft, der ausgerechnet im Bett seiner Geliebten gestorben war. Noch so einer, der seine Frau betrogen hat.
Genau wie ihr Vater. Über so etwas konnte sie sich immer aufregen.
Aber sie musste ihre Gefühle ausblenden und versuchen zu vergessen, dass Mac die Mannschaft, die Jobs seiner Freunde und die Tradition der Mavericks retten wollte – und damit auch einen Teil des Selbstbilds der Stadt. Sie musste sich auf die Behandlung seiner Verletzung konzentrieren. Wenn er ein beliebiger Sportler gewesen wäre und nicht Mac, hätte sie es dann auch versucht?
Ja.
Ganz abgesehen davon würde Troy nie mehr mit ihr sprechen, wenn sie Mac nicht half.
Widerwillig nickte sie. „Okay, ich helfe dir, so gut ich kann.“
Zu ihrem Erstaunen wirkte Mac nicht triumphierend oder erwartungsvoll. Er sah nur erleichtert aus – und völlig erschöpft. „Danke“, sagte er leise.
Rory sah Kade an. „Du musst dich an das Büro wenden und einen Vertrag mit meinen Chefs schließen.“
Kade verzog das Gesicht. „Darüber müssen wir auch noch reden … Wir würden dich gern direkt engagieren.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte Rory gereizt.
Kade sah Mac an. Rory erkannte, dass Mac ins Kopfkissen zurückgesunken war und die Augen geschlossen hatte. „Lass uns draußen weiterreden, ja?“
„Warum ahne ich, dass du mein Leben nur noch komplizierter machen willst?“, fragte Rory, als sie auf dem Flur vor Macs Zimmer standen.
„Weil du offensichtlich eine sehr kluge Frau bist.“ Kade legte ihr die Hand auf die Schulter. „Komm, lass uns einen Kaffee trinken, dann besprechen wir alles.“
Das klang nach einer hervorragenden Idee. Das Koffein hatte sie bitter nötig, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Rory betrat den Diner unweit des St. Catherine’s und hielt nach Troy Ausschau. Es war erst eine Stunde her, dass Kade ihr seine Bedingungen genannt hatte, und sie musste mit ihrem besten Freund sprechen, damit er sie wieder zur Vernunft brachte.