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Mit allen Sinnen lieben
Wahre Liebe finden und beglückende Sexualität erleben – gerade hochsensible Menschen verfügen über besondere sinnliche Fähigkeiten! Wie man dieses verborgene Sinnes-Instrumentarium entfaltet, zeigt Anne Heintze. Der Schlüssel dafür ist die Entwicklung erotischer Intelligenz – einer inneren Haltung, mit der man sich seiner eigenen Sinnlichkeit bewusst wird, sie gezielt nutzt und genießt. Damit wir uns emotional voll und ganz für die Liebe öffnen, uns tief mit dem Partner verbinden, verborgene Zwischentöne in der Beziehung wahrnehmen und neue Dimensionen der Sexualität entdecken.
Der praktische Ratgeber für alle, die endlich mit allen ihren Sinnen lieben und leben wollen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 294
Anne Heintze
EROTISCHE
INTELLIGENZ
Hochsensibel lieben
und sinnlich leben
Der Liebe
Die Liebe.
Sie ist.
Einfach nur so.
Überall.
In dir.
In mir.
Drumrum.
Nicht getrennt von irgendwas.
Nicht Mann. Nicht Frau.
Sie ist kein Gefühl. Sie ist kein Gedanke.
Sie ist ein Atmen. Sie ist ein Fließen.
Sie ist Eros. Sie ist Lust.
Sie ist Agape.
Sie ist Hingabe
Sie ist Expansion.
Sie ist Wehen.
Sie ist Sehnen.
Sie ist Hafen.
Sie ist Nest.
Sie ist Vertrauen.
Ins Leben.
In mich.
In dich.
In es.
Die Liebe.
Sie ist.
Hier.
Danke für all die Liebe,
die ich erfahren habe.
Empfangend.
Schenkend.
Erlebend.
Leibend.
Inhaltsverzeichnis
Dumm oder intelligent? Sensibel oder hammerhart?
Unsere »Intelligenzmuskeln«
Gibt es auch in der Liebe Genies?
Teste deine erotische Intelligenz
Was genau ist erotische Intelligenz?
Was heißt überhaupt Intelligenz?
Intelligent fühlen?
Hochsensibilität als eine Form von Intelligenz
Die erotische Intelligenz kultivieren
Klug und sexy?
Das Los der intelligenten Frauen
Kluge Männer schätzen kluge Frauen
Sapiosexuell zu sein ist wunderschön!
Ohne Selbstliebe keine erotische Intelligenz
Liebst du dich? So richtig? Wirklich und spürbar?
Nur ein starkes Ich findet ein starkes Du
Sinnlichkeit ist mehr als Sex
Sinnlichkeit als Lebenserfahrung
Lerne, deine Sinne zu schätzen
Die Erlaubnis für ein genüssliches Leben
Genuss und Sinnlichkeit lernen
Mehr Genuss in der Sexualität
Die Irritation der Geschlechter
Frauen haben es nicht leicht!
Männer auch nicht!
Weibliche Sexualität
Erotische Intelligenz für Singles und Mingles
Alleinsein und Einsamkeit
Mingles – Die Unverbindlichen
Kann ein virtueller Flirt erotisch intelligent sein?
Angst vor der Liebe?
Das Bauchgefühl bei der Partnerwahl
Die sensible Liebe in der Partnerschaft
Liebe ist Arbeit
Wie du dir selbst treu bleibst
Gib der Liebe viel Spielraum
Die Vision für deine Partnerschaft
Entdecke deine Leidenschaft
Knisternde Erotik braucht nicht viel
In Beziehung frei sein
Was ist wahre Intimität?
Sinnliche Sexualität statt langweiligem Sexen
Was ist »gesunder« Sex?
Angst vor Intimität
Scham und Leidenschaft
Wie du deinen Körper lieben lernst
Slow Sex für dein erfüllteres Liebesleben
Wie du Erotik und Liebe vereinst
Die Schwestern Sexualität und Spiritualität
Die Wege des Tantra
Das altindische Liebesfest
Die hohe Kunst der erotischen Liebe
Die Solo-Übungen
1. Sensibilisierung
2. Intensivierung
3. Limitierung
4. Kanalisierung
Die Symphonie der sieben sinnlichen Nächte
Die erste Nacht: Ouvertüre
Die zweite Nacht: Largo
Die dritte Nacht: Adagio
Die vierte Nacht: Andante
Die fünfte Nacht: Moderato
Die sechste Nacht: Allegro
Die siebte Nacht: Vivace
Du kannst!!
Anhang
Dumm oder intelligent? Sensibel oder hammerhart?
»Dumm fickt gut.« Dass diese Behauptung von wenig kultivierten und nur mangelhaft erotisch begabten Menschen in die Welt gesetzt wurde, ist längst klar. Wir alle kennen den Unterschied zwischen einer leidlich angenehmen erotischen Begegnung und einem sinnlichen Feuerwerk, an das man noch lange gern zurückdenkt. Das eine ist so … na ja … und vom anderen will man mehr haben. In diesem Buch beschreibe ich einige Wege, die ein lust- und genussvolles erotisches Leben möglich machen. Es geht auch um eine gesellschaftliche Entwicklung, in der die Polaritäten Männlichkeit und Weiblichkeit keine klaren Inhalte mehr haben. Es geht um die große Angst vor dem Weiblichen, weil das uncool ist, sowohl für Frauen, die immer mehr »ihren Mann stehen müssen«, als auch für Männer, die zunehmend verunsichert sind und für deren Anima wenig Platz bleibt.
Die »erotische Intelligenz« ist der Schlüssel zu tiefer Intimität, spiritueller Partnerschaft und erfüllender Sexualität. Doch sie kommt für die meisten Paare in einer von Hektik und Stress dominierten Zeit häufig zu kurz oder verkümmert mehr und mehr. Dabei ist das Praktizieren der Liebeskunst in einer Partnerschaft wie Balsam für Körper, Geist und Seele.
Für alle Paare, die bereit sind, in diesem Bereich etwas Neues zu wagen, bietet dieses Buch eine wundervolle Möglichkeit, ihre Beziehung mit Energie und Lust aufzuladen. Aber auch Singles werden von ihm profitieren, denn einen weiteren Fokus habe ich darauf gelegt, Liebesfähigkeit und Selbstakzeptanz zu leben und den gewünschten Partner ins eigene Leben einzuladen. Dieses Buch ist daher für alle Suchenden. Es ist für Menschen, die ihre erotische Intelligenz fördern wollen und bereit sind, ihren Intelligenzquotienten in Sachen Liebe und Erotik zu erhöhen.
Aber zurück zum ersten Satz. Wer von uns kennt diese dämliche Aussage nicht? Und wer von uns würde ihr nicht vehement widersprechen? Zumindest Menschen, die dieses Buch lesen und damit beweisen, dass sie auf der Suche nach einem intelligenten und sensiblen Umgang mit Erotik und Sexualität sind, können über diese drei Worte nur den Kopf schütteln. Dennoch war ich sehr überrascht, als ich in den zahllosen Gesprächen der letzten drei Jahre, während denen ich dieses Buchprojekt im Kopf hatte, nicht einen einzigen Menschen getroffen habe, der keine Meinung zu diesem Satz hatte. Jeder, absolut jeder, kannte ihn und jeder lehnte ihn ab. Alle glaubten, dass dieser Satz nur von einem Mann stammen könnte. Doch wenn dann ein tieferes Gespräch entstand, habe ich oft ein »Allerdings …« oder »Und …« als Ergänzung gehört.
Von Frauen kamen beispielsweise solche Anmerkungen:
»Wenn man zu klug ist, kann der Sex durchaus auch belastet sein.«»Manchmal wäre besser, wenn das Denken leichter auszuschalten wäre.«»Es wäre hilfreich, mehr über einen intelligenten Umgang mit Erotik zu wissen.«»Wenn mehr Sensibilität vorhanden wäre, wäre auch die Erotik schöner.«»Ich bin leider kein Naturtalent in sinnlichem und genussvollem Leben.«Auch Männer wurden recht nachdenklich und äußerten sich so:
»Dieser Satz nervt und sagt nur etwas über denjenigen aus, der ihn benutzt.«»Teilweise kann ich es nachvollziehen, denn einige Frauen denken viel beim Sex.«»Erotik hat sehr viel mit Genuss zu tun und Genussfähigkeit mit Intelligenz.«»Sexualität beginnt zwischen den Ohren, da darf es nicht leer sein.«»Mehr Intelligenz und weniger Rollenerwartungen würden uns allen guttun.«Diese Gespräche haben mir vor Augen geführt, wie problembelastet die Themen Erotik, Sexualität, Genuss und Sinnlichkeit für viele Menschen sind. Vor allem hochsensible, hochsensitive und besonders begabte Erwachsene haben vielfach das Bedürfnis, ihr Leben in diesen Bereichen deutlich zu verbessern.
Also fragte ich mich, ob es so etwas wie erotische Intelligenz oder auch erotische Dummheit tatsächlich gibt. An dieser Stelle sei gleich gesagt, dass ich mich mit Dummheit hier nicht beschäftige. Das Wort enthält eine Abwertung, die ich so nicht stehen lassen will. Also spreche und schreibe ich lieber von einem intelligenten Umgang mit Erotik und Sex und einem weniger intelligenten Umgang damit. Für viele Menschen ist Dummheit das Gegenteil von Intelligenz. Ich sehe das nicht so. Nicht hochsensible Menschen sind schließlich auch nicht automatisch unsensibel. Es gibt viele Nuancen der Sensibilität und es nützt niemandem, wenn wir in ein Schwarz-Weiß-Denken verfallen, das mit einem unsensiblen Abwerten verbunden ist. Das Gleiche gilt für die erotische Intelligenz. Ganz unten in den Schubladen der Abwertung steht der Satz »Dumm fickt gut.« Aber die Spanne zwischen dumpfer, animalischer Triebbefriedigung und tiefen, ekstatischen sexuellen Erfahrungen ist sehr weit.
Fast drei Jahrzehnte arbeite ich nun als Coach und Therapeutin und in dieser Zeit habe ich immer wieder Menschen mit einem gesunden und intelligenten Umgang mit der eigenen Erotik und Sexualität erlebt. Das ist für mich daran erkennbar, dass jemand locker und unverklemmt darüber sprechen kann. Es gibt ganz offensichtlich weitere Erkennungsmerkmale für eine intelligente, sehr lebendige und erfüllende Erotik. Diese Merkmale kennen wir alle und wir alle kennen Menschen, die sie besitzen. Auch du kennst bestimmt jemanden, der frei wirkt, äußerst lebendig, neugierig, sinnlich, lebenslustig und rundherum attraktiv! Diese Menschen haben eine ganz besondere Ausstrahlung.
Natürlich fragte ich mich, ob man diese Ausstrahlung auch erlernen und sich aneignen kann, so wie viele andere Softskills: Kommunikationsfähigkeiten oder Kreativitätstechniken beispielsweise oder sogar Charisma. Bei Sinnlichkeit und Erotik ist es nicht anders, aber das habe ich lange Zeit selbst nicht realisiert. Bewusst wurde es mir erst, als ich mir Gedanken über meine eigene Sexualität und Erotik gemacht habe. Und das natürlich nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich es musste. Denn ich habe in diesem Bereich viele Jahre großen Hunger gelitten.
Keines meiner bisherigen Bücher ist mir so schwergefallen wie dieses hier. Ich wollte den Spagat versuchen, etwas Tiefgründiges, Sinnliches so darzustellen, dass sensibel und intellektuell begabte moderne Menschen einen Zugang dazu bekommen können, ohne von ihrer eigenen Geschichte und Vorerfahrung eingeholt zu werden. Stattdessen wollte ich sie öffnen für neue Denk- und Fühlansätze. Dieses Buch hatte die längste Vorlaufzeit, denn seit mehr als drei Jahren ist es bereits in meinem Kopf und mit meinem Verlag abgesprochen. Immer wieder habe ich die Inhalte verändert. Immer wieder das Konzept überdacht (und auch umgeworfen). Immer wieder neu suchte ich den roten Faden und ließ am Ende die Vorstellung fallen, ein so komplexes Thema in eine allzu starre Struktur packen zu können. Immer wieder fand ich nicht den für mich richtigen Weg, all das zu beschreiben, was für mich erotische Intelligenz ausmacht. Ich hatte große Sorgen, dass allein dieser Begriff bei vielen Menschen Vorurteile auslösen könnte. Es ist mir auch völlig bewusst, dass es in diesem Bereich sehr viele Möglichkeiten für Missverständnisse gibt. Diese entstehen natürlich durch die eigenen, oft negativen Erfahrungen mit Erotik und Sexualität. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, für die ihr erotisches, sinnliches und sexuelles Erleben belastet ist, und ich weiß in meinem tiefsten Herzen und in meinen Synapsen, dass es so nicht sein und bleiben muss.
Ich selbst habe erlebt, wie sich mein sexuelles und erotisches Empfinden im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Nicht, dass es mir leichtgefallen wäre. Gar nicht! Ich kannte mich als Frau nicht, ich habe gelitten, ich habe mich infrage gestellt, ich habe mich falsch gefühlt. Aber ich hatte das Glück, dass mir in meinem Leben wundervolle Erfahrungen zuteilwurden, die es mir ermöglicht haben, über meine negativen Erlebnisse und Vorurteile hinauszugehen. Das Leben hat es immer wieder gut mit mir gemeint.
Aber es hat lange gedauert, bis ich mich als sinnliche, weibliche und wirklich erotische Frau kennengelernt habe. Ich war da bereits in meinen Vierzigern. Meine ersten sexuellen Erfahrungen hatte ich mit vierzehn, als ich von meinem Reitlehrer missbraucht wurde. Aber wie das damals so war: Das Geschehen wurde von allen Beteiligten totgeschwiegen und ganz besonders von mir selbst. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich mich dieser Erfahrung gestellt habe. Dieser Missbrauch hatte bereits in meiner Pubertät zu Depressionen geführt, denn ich konnte es nicht ertragen, dass ein mehr als doppelt so alter Mann sexuelle Gefälligkeiten von mir erpresst hatte. Es hat sehr lange gedauert, bis ich Sexualität mit einem Partner erleben und dabei eine Art von Orgasmus haben konnte. Das, was ich dann als meinen ersten Orgasmus erfahren habe, erhielt ich lange Zeit für das Nonplusultra. Es war jedoch nur so, als hätte ich in einer mir bis dahin unbekannten Fremdsprache das erste Mal eine Antwort auf eine von mir gestammelte Frage bekommen. Von den Möglichkeiten, diese Sprache virtuos zu beherrschen, war das noch weit entfernt. Aber ich habe gelernt. Je mehr ich mich meiner eigenen Weiblichkeit gewidmet habe – zunächst indem ich mich einfach gefragt habe, was ich denn darunter verstehe und wie ich mich als Frau fühle –, umso mehr konnte ich auch Menschen in meinem Umfeld erleben, die diese Aspekte meiner Weiblichkeit schätzen konnten.
Ich habe bereits früh damit begonnen, mich selbst zu befriedigen und fand das toll. Dann kam der Missbrauch. In meinen Zwanzigern habe ich mich ausprobiert und vor allem festgestellt, was nicht meinem erotischen und sinnlichen Empfinden entspricht. Meinen Körper hatte ich bis dahin als notwendiges Vehikel empfunden. In dieser Zeit, in der ich auch als Fotomodel arbeitete, erlebte ich, dass sich die meisten Aufträge auf mein Gesicht, mein Makeup oder mein Hairstyling bezogen. Also dachte ich, dass mit meinem Körper wohl etwas nicht in Ordnung sei.
Aber ich lernte dann auch zu unterscheiden. Mit mehr als dreißig Jahren hatte ich den ersten wirklichen Orgasmus mit einem Partner. Aber ich habe auch danach noch oft einen Orgasmus vorgespielt, wenn ich keinen hatte. Das hat sich für mich allerdings armselig angefüllt und ich wollte es irgendwann nicht mehr. Ich begann, mich als Frau auszuprobieren – und habe noch mehr von dem erlebt, was mich nicht erfüllt. Ich wollte auch keine Bruder-Schwester-Beziehungen mehr (»Du bist doch mein bester Freund und Kumpel«), die frei von erotischer Spannung sind. Mit mehr als vierzig Jahren habe ich dann endlich erlebt, dass das, was ich lange Zeit geahnt hatte, eine reale Möglichkeit ist: Ich habe meine Weiblichkeit und meine weibliche Stimme entdeckt. Ich fand meine Selbstliebe. Ich lernte, meinen Körper zu lieben und zu achten. Ich erlebte erotische und sexuelle Begegnungen, die mein Leben verändert haben, denn ich erlebte darin eine Form von Lebendigkeit, die ich mit meinem wachen Verstand eigentlich nicht nachvollziehen konnte. Diese Erfahrungen wurden erst möglich, als ich mich einer ganzheitlichen Sichtweise der Sexualität gegenüber geöffnet hatte. Lebendigkeit, Genuss, sinnliches Erleben, pralle Weiblichkeit, eine wirklich innennackte Kommunikation – all das habe ich erst dann erlebt, und zwar mit Partnern, für die Selbstreflexion, Potenzialentfaltung und eine ganzheitliche Sichtweise des Lebens das Selbstverständlichste überhaupt sind. Was sie dahin geführt hat und mich dann auch dahin führte, dass ich mich selbst als sinnliches und erotisches Wesen erlebe, das beschreibe ich in diesem Buch. Ich danke meinen Lehrern: meinen Seelenverwandten, meinen Ehemännern und meinen Liebespartnern.
Es gibt für so manche sinnliche Erfahrung keine Beschreibung. Da ich aber selbst lange Zeit so extrem verstandesorientiert war, versuche ich in diesem Buch, Brücken zu bauen, die es dir ermöglichen, ähnliche Erfahrungen zu machen wie ich. Offenheit ist dafür wichtig. Auch Klarheit. Und vor allem Selbstbewusstsein. Wenn du dir deiner selbst nicht bewusst bist, wie könntest du dann dein Selbst nähren? Da ich weiß, dass viele hochsensible Menschen ebenfalls einen sehr wachen Verstand besitzen, ist mir auch klar, dass wir erst einmal viele gute Argumente brauchen, um Optionen in Betracht zu ziehen, die uns vielleicht bisher noch fern waren. Das versuche ich mit diesem Buch. Es wäre schön, wenn mir dieser Eiertanz gelingt, sicher bin ich mir nicht. Nach all den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, in denen ich mich der Entstehung dieses Buches gewidmet habe, war ich oft sehr zweifelnd, und in gewisser Weise bin ich es immer noch. Die Balance zwischen dem Füttern des Verstandes (damit er Ruhe gibt) und dem Öffnen aller emotionalen Ebenen (ohne die erotische Intelligenz nicht lebbar ist) schien mir manchmal unerreichbar. Dennoch weiß ich durch die Arbeit mit vielen hochsensiblen Menschen, wie wichtig es ist, den Verstand mit einzubeziehen und ihn zum Verbündeten der Emotionen zu machen, damit wir wirklich ganzheitlich unsere Gaben leben können.
Naturgemäß habe ich als Beraterin und Coach mehr Klienten, deren Liebesleben mit Problemen belastet ist, als solche, die happy damit sind. Es ist auch für mich nicht zu übersehen, dass gerade bei Hochsensiblen und Hochbegabten dieses Feld oft brachliegt und es für sie nicht leicht ist, es zum Blühen zu bringen. Aber es ist möglich, jede Form von Begabung, Intelligenz und besonderen Fähigkeiten zu stärken und zu veredeln! Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Intelligenz und die meisten Intelligenzformen angeboren sind. Aus der Forschung zur kognitiven Intelligenz wissen wir jedoch, dass nur die Hälfte auf genetische Prägung zurückzuführen ist, die andere Hälfte ist durch Verhalten, Vorbilder und Lernen (Wiederholung) deutlich beeinflussbar. Und warum soll das mit der erotischen Intelligenz nicht genauso sein?
Ich biete dir mit den folgenden Kapiteln ein Büffet an Möglichkeiten, um deine erotische Intelligenz zu wecken und zu entfalten. Wie bei allen Büfetts müssen wir vieles probieren, wenn wir herausfinden wollen, was uns schmeckt. Nichts ist für alle gleich lecker. Aber ich hoffe, dass ich dir ausreichend viele »Speisen« anbieten kann, damit du körperlich, geistig und seelisch wirklich satt wirst.
Wie du den Verstand für dein Liebesleben nutzt
In diesem Buch bekommst du viel Wissen über die erotische Intelligenz. Wir beschäftigen uns ausführlich mit den Themen Sinnlichkeit, Genuss und Erotik. Aber auch die Rollen der Geschlechter, Veränderungen in der Gesellschaft, soziologische Erkenntnisse und Grundlagen einer glücklichen Partnerschaft beschreibe ich, bevor es am Ende einen besonders intensiven Übungsteil gibt. Warum? Da wir so einen wachen und wohltrainierten Verstand haben, ist es wirklich notwendig, dass wir ihm auch ausreichend Futter, sprich Argumente liefern, damit er bei der Entwicklung der erotischen Intelligenz, die auf der Grundlage der emotionalen Intelligenz und der Sensibilität entsteht, kein Störfaktor ist. Worte sind zunächst wirksam im Bewusstsein. Gleichzeitig wirken sie jedoch auch auf das Unterbewusstsein. Dieses müssen wir erreichen, um die erotische Intelligenz nachhaltig zu entwickeln. Wir schaffen mit dem theoretischen Background ein Feld, das es einem wachen Verstand leichter macht, sinnliche Entwicklung und Entfaltung zu akzeptieren. Die Lektüre soll am Ende ein großes Mosaik ergeben: ein sehr klares Bild von erotischer Intelligenz, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Wenn du einzelne Mosaiksteinchen überspringst, fehlt dir am Ende vielleicht ein kleines Stück für das ganze schöne schillernde Bild, das dein gesamtes Wesen erfreut. Widme dich deshalb möglichst allen Kapiteln, probiere die verschiedenen Übungen, aber spüre auch in dich hinein, ob sie für dich jetzt gerade passend sind. Ein weiteres Gegengewicht zu den praktischen Informationen bilden kurze Zitate und klassische Gedichte, die deine Sinne bewegen und dein Herz erreichen sollen.
Wenn du das Buch achtsam liest, kann es passieren, dass in dir eine gewisse Irritation und Verwirrung entsteht. Vielleicht fühlst du dich, als wenn du in den Schleudergang einer Waschmaschine geraten wärst. Mal geht es langsam, mal geht es schnell und ganz am Ende geschieht die ultimative Beschleunigung. Dies alles ist beabsichtigt, denn auf diese Art und Weise hoffe ich, sehr unterschiedliche Bereiche deiner Wahrnehmung zu erreichen. Du bekommst viele sachliche Informationen neben emotionalen Inspirationen, praktischen Übungen und einigem mehr. Je tiefer du dich darauf einlässt, umso intensiver werden die Erfahrungen sein. Wenn dich etwas nicht anspricht, beachte es nicht groß, sondern lies weiter, bis in dir wieder eine intensive Resonanz entsteht. Sei dabei aber auch achtsam, ob das Desinteresse vielleicht auch mit einer Abwehrhaltung und einem inneren Widerstand zu tun hat. Die Passage hat dann etwas mit dir zu tun. Nur wenn du einfach die Schultern zucken kannst und es dir egal ist, ist keine Resonanz entstanden.
Ich hoffe, du möchtest nicht nur lesen, sondern wirklich ganz konkrete Veränderungsschritte in deinem Leben herbeiführen. Dann lass uns gleich an dieser Stelle mit einer kurzen Bestandsaufnahme beginnen.
Reflexion: Wo stehst du und wohin zieht es dich?
Mit Selbstreflexion fängt jede Persönlichkeitsentfaltung an. Wie könntest du etwas leben, wovon du noch nicht einmal weißt, dass es in dir ist? Wie könntest du kluge und erwachsene Entscheidungen treffen, wenn du nicht weißt, was du dir wünscht? Wie könntest du reife und erotisch intelligente Liebesbeziehungen haben, wenn du dir deiner eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte nicht bewusst bist? Stelle dir einige Fragen über dein Leben, um dich selbst tiefer kennenzulernen:
Womit bin ich so richtig rundherum zufrieden?Womit bin ich sehr unzufrieden?Wofür bin ich dankbar?Was möchte ich auf jeden Fall noch tun/erleben?Was würde ich erleben wollen, wenn ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte?Was waren bisher die größten Geschenke des Lebens an mich?Was waren meine Geschenke ans Leben?Habe ich genügend Liebe empfunden, gegeben?Gibt es noch etwas zu vergeben oder zu verzeihen? Ist da jemand, von dem ich mir wünsche, dass er mir vergibt?Mit welchen Schwierigkeiten werde ich immer wieder konfrontiert in meinem Leben?Welche Bereiche im Leben sind schmerzhaft oder angstbesetzt?Was bedeutet es für mich, eine Frau / ein Mann zu sein?Welche positiven oder negativen Gedanken sind damit verbunden?Wie lebe ich zurzeit meine Sinnlichkeit, Erotik und Sexualität?Bin ich zufrieden damit? Was wünsche ich mir für diesen Bereich?Welches Verhältnis habe ich zu meinem Körper?Was ist schön an meinem Körper? Was mag ich weniger?Wie ist mein Verstand – kann ich ihn steuern und wohlüberlegt einsetzen?In welchen Bereichen stellt mein Verstand manchmal eine Stolperfalle für mich dar?Wo fühle ich mich in meinem Alltag eingeengt und unfrei?Wovon sollte ich mich befreien oder trennen?Gibt es Entscheidungen, denen ich nicht länger ausweichen möchte?Lebe ich im Einklang mit dem, was ich fühle?Welche Gefühle und Bedürfnisse kann ich schwer annehmen und ausdrücken?Was begeistert mich?Was möchte ich neu in Angriff nehmen?Was sind die allgemeinen Ziele, die ich in den nächsten sechs Monaten erreichen möchte?Was will ich bezüglich meiner Sexualität ändern, welche Verbesserungen erträume ich mir?Du wunderst dich vielleicht, dass viele dieser Fragen keinen offensichtlichen erotischen oder sexuellen Kontext haben. Erotische Intelligenz geht weit über diese direkten Bezüge hinaus. Sie hat viel mehr mit Sinnlichkeit und Genuss zu tun, mit innerer Freiheit und dem prickelnden Gefühl von Lebendigkeit, das dann entsteht, wenn ein Mensch selbstbewusst sein Wesen leben kann.
Ein ganz unromantischer Tipp
Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig das Aufschreiben dafür ist, dass ein Mensch seine Ziele auch wirklich erreicht und seine Träume wahr macht. Hierbei ist es vollkommen unerheblich, in welchem Bereich die Ziele liegen. Allein die Tatsache, dass schriftlich gearbeitet wird,führtdazu, dasssich der Fokus auf die Realisierung ausrichtet. Beim Aufschreiben werden mehrere Sinne genutzt und beide Hirnhälften sind involviert. Es ist ein völlig anderer Vorgang als beim Lesen, beim Hören eines Audiobooks oder beim bloßen Durchdenken. Meine langjährige Erfahrung im Coaching und in meinen Onlinekursen hat bewiesen, dass das Aufschreiben hilfreich ist.
Es wurde auch von einer Langzeitstudie der Harvard-Universität bestätigt. Dabei wurden Studenten befragt, ob sie ihre persönlichen Ziele niedergeschrieben und eine konkrete Planung erstellt haben. Nur 5 Prozent haben dies bejaht. Nach zwanzig Jahren wurden alle Studenten wieder befragt. Dabei stellte sich heraus, dass diejenigen mit den schriftlich fixierten Zielen erfolgreicher waren als ihre Mitstudenten. Außerdem gaben sie an, dass sie zufriedener und glücklicher seien.
Du siehst: Das Definieren und schriftliche Festhalten von Zielen ist entscheidend. Das gilt auch für Gedanken und Gefühle bezüglich deiner Sexualität. Damit wirst du dir deiner Lebensinhalte bewusster und kannst dich fokussierter deinem Sein und Werden widmen. Es mag dir unromantisch vorkommen, wenn ich das Thema erotische Intelligenz ebenso angehe wie ein berufliches Ziel. Die erfolgreichen Wege funktionieren jedoch unabhängig von der Art des Zieles. Du wirst deswegen auch erleben, dass ich immer wieder den Verstand und die rationale Seite deines Seins anspreche und nicht nur die emotionalen Seiten. Nur im ausgewogenen Einklang aller Anteile, die Einfluss auf deine Lebensqualität haben, kann Entwicklung spielerisch und leicht geschehen.
Daher bitte ich dich: Beantworte dir die Fragen aus der ersten Reflexion und alle weiteren, die ich dir stelle, ganz ehrlich, gewissenhaft und schriftlich. Wenn dir eine Übung zunächst unverständlich erscheint, rate ich einfach zum Ausprobieren. Einige Übungen bauen aufeinander auf und führen letztlich zur Entfaltung deiner erotischen Intelligenz. Es ist also wichtig, nicht einfach nur zu lesen, sondern wirklich mitzuarbeiten.
Nun hab viel Erfolg und große Freude auf deinem Weg zum Liebesglück. Das hört sich kitschig an, aber genau das wünsche ich dir! Ich weiß genau: Es funktioniert.
Noch etwas: Wie in all meinen bisherigen Büchern auch verwende ich das vertraute Du, statt des formellen Sie. Zum einen, weil es wieder ein sehr persönliches Buch ist, zum anderen, weil du so die Themen über dein Unterbewusstsein viel besser aufnehmen und verwerten kannst. Und ich möchte dich auch deshalb gern mit Du ansprechen, weil ich das Gefühl habe, dass die Menschen, die dieses Buch lesen, in ihrem Herzen meine Seelenverwandten sind.
Unsere »Intelligenzmuskeln«
Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz.
Laozi (ca. 6. Jh. v. Chr.)
Wie ein Muskel wird auch unsere Intelligenz kraftvoller, wenn wir sie nutzen. Wenn das bei der kognitiven Intelligenz ebenso der Fall ist wie bei der kreativen, bei der sozialen oder der emotionalen Intelligenz, warum sollte es dann nicht auch bei der erotischen Intelligenz so sein? Auch sie muss sich doch schulen, stärken und verfeinern lassen. Ich wollte mehr darüber herausfinden. Und, siehe da: Natürlich gibt es viele Wege für ein sinnliches, erfülltes und harmonisches Sexualleben. In vielen alten Traditionen finden sich Rituale und Übungen, die dazu beitragen sollen, dass Sinnlichkeit und körperliche Liebe mit Erfüllung verbunden sind. Viele dieser Wege entstammen dem asiatischen Raum und wirken auf unseren europäisch geprägten Verstand leicht »zu spirituell« oder gar »esoterisch«. Doch warum sollten wir das Wissen dieser Traditionen nicht entstauben und an unsere Bedürfnisse anpassen? Ungeahnte Möglichkeiten des Erlebens – von faszinierenden Empfindungen bis hin zu außerordentlichen sexuellen Erfahrungen – stehen uns offen, wenn wir uns auf die alten Weisheitslehren einlassen und sie mit den praktischen Gegebenheiten einer modernen Partnerschaft kombinieren.
In diesem Buch wirst du lernen, wie sensible und begabte Menschen eine tiefe Selbstliebe als Grundlage der erotischen Intelligenz entwickeln, ihre Liebe entfalten und beglückende Sexualität erleben können. Besonders hochsensible Menschen verfügen über ausgeprägte sinnliche Fähigkeiten, die oft noch brachliegen. Das muss nicht so bleiben. Du kannst das in dir verborgene Sinnesinstrumentarium (wieder) beleben. Der Schlüssel dafür ist die Entwicklung der erotischen Intelligenz – eine innere Haltung, mit der man sich seiner eigenen Sinnlichkeit bewusst wird, sie gezielt nutzt und genießt. Damit können wir uns emotional voll und ganz für die Liebe öffnen, uns tief mit einem Partner verbinden, verborgene Zwischentöne in der Beziehung wahrnehmen und neue Dimensionen der Sexualität entdecken.
Gibt es auch in der Liebe Genies?
Ist ein sinnlicher, kluger, sensibler und intelligenter Mensch auch ein Genie in der Liebe? Leider nein. Doch warum ist es für hochsensible und intelligente Menschen oft so schwer, wirklich Nähe zuzulassen und eine erfüllende Partnerschaft zu leben?
Auch wenn hochsensible Menschen über eine besondere Liebesfähigkeit verfügen, erleben sie sich in Partnerschaften häufig als unzureichend: zu sensibel, zu wenig belastbar, nicht durchsetzungsfähig, zu wenig selbstbewusst, nicht liebenswert. Sie können sich nicht vorstellen, dass andere sie gerade wegen ihrer Feinheit und ihres großen Empfindungsvermögens lieben und als Partner wählen. Sie sehen oft gar nicht, dass sie gerade wegen ihrer hohen Sensibilität eine besondere Liebesfähigkeit besitzen: Hochsensible können gut auf ihre Partner eingehen, sind besonders einfühlsam und lieben es, Vertrauen und Nähe herzustellen. Sie können sich emotional öffnen und erfahren tiefe seelische Verbundenheit. Sie sind treue, faire und verlässliche Partner mit einem ausgeprägten Sinn für Werte und Gerechtigkeit. Sie haben ein großes Herz und lieben gern und tief. Sie sind neugierig aufs Leben und entwickeln sich gern weiter. Und sie haben die großartige Fähigkeit, ihre Partner (und andere Menschen) zu fördern und sie in ihrer Selbstrealisierung zu unterstützen. Feinsinnige Menschen haben also ein fantastisches Potenzial, gesunde und heilsame Beziehungen zu verwirklichen und über die sinnliche Liebe den Zugang zur Einheit allen Seins, zur Einheit mit dem Göttlichen zu entdecken.
Sinnlichkeit und Genuss
Sinnlichkeit meint insbesondere die Erlebnisfähigkeit und -bereitschaft eines Menschen mit allen seinen Sinnen, auch und gerade im Bereich der Sexualität. Ein wirklich sinnlicher Mensch erfährt sein Leben und das Schöne und Anregende dieser Welt mit allen Sinnen. Er erlebt die Sexualität nicht nur mit seinem Unterleib, sondern mit Herz und Hirn, mit Haut und Haaren.
Jeder Mensch kann seine erotische Intelligenz damit erhöhen, dass er seine Sinnlichkeit nutzt, um bewusst die Schönheit dieser Welt in sich aufzunehmen und Ästhetik zu genießen, ganz gleich, ob es sich um die Schönheiten in der Natur oder in der Kultur handelt. Schon Kinder zeigen Sinnlichkeit, wenn sie zum Beispiel Dinge und Lebewesen ansehen und anfassen, die sie gernhaben oder schön finden, wenn sie gern musizieren, wenn sie herumtollen, wenn sie neugierig die Natur erleben.
Über sinnliche Liebe kann tiefe Liebe entstehen, denn sie ist tatsächlich das Tor zur Seele. Jede Sinneserfahrung ist vorübergehend und kann nicht auf Dauer Befriedigung schenken. Durch die Intensivierung der sinnlichen Wahrnehmung in der körperlichen Liebe ist aber eine tiefere Liebesfähigkeit möglich. Sinnliche Liebe ist also nicht Gier, Sinneslust, Wollust. Sinnliche Liebe ist Liebeskunst, sie ist ein Weg, wie wir alle die tiefste Liebe erfahren können.
Bei schätzungsweise 90 Prozent der Menschen ist die Liebesfähigkeit, die Fähigkeit zur Zuwendung, durch Verhärtung, Abkapselung und einen Gefühlspanzer gestört. Das wird durch eine Erziehung gefördert, die lineares Denken belohnt und den ganzheitlichen Ausdruck von Körper, Seele und Geist missachtet.
Das Wissen über die Liebe und darüber, wie man sich seelisch gesund hält, wird nirgendwo gelehrt. Nicht im Elternhaus und auch nicht in der Schule, wo wir nicht für uns selbst lernen, sondern eher für Gesellschaft und Staat. Erziehung und Schule vermitteln, dass es besser sei, Gefühle zu unterdrücken, als uns weiterzuentwickeln. Intellektuelle Leistung wird belohnt, während Sensibilität, Gefühl, Fantasie und Kreativität nicht gefördert, sondern als unpassend und störend abgewertet werden.
Liebe ist aber keine Sache des Verstandes, sondern eine Angelegenheit des Gefühls. Der Verstand hält die Gefühle in Schach. Er wacht über die Sinne, er will die Oberhand behalten und verhindert das sinnliche Aufgehen im Augenblick. Verstand und Gefühl sind scheinbare Gegensätze, können sich jedoch gegenseitig ergänzen, wobei der Einfluss des Fühlens auf das Denken meiner Erfahrung nach fruchtbarer ist als umgekehrt. Der Verstand wird zum Widersacher der Sensibilität, wenn er sich als Zensor einschaltet und vorrechnet, ob sich das Lieben lohnt oder nicht. Wenn sich das Denken in den Wahrnehmungsvorgang über die Sinne (die Sensibilität) einschaltet, entstehen Verzerrung und Täuschung. Man sieht die Wirklichkeit nicht mehr unvoreingenommen, sondern selektiv nach den Richtlinien des Denkens. Der Verstand ist es, der viele Menschen zu gelangweilten, stumpfen und gedrückten Wesen macht, denn er ist der große Zensor sinnlichen und sensiblen Erlebens.
Das Erspüren des Moments
Ein sensibler Mensch kann auch Schönheit erfahren, ohne von Normen und ästhetischen Maßstäben beeinflusst oder blockiert zu sein. Wenn das Denken (und Kalkulieren) ruhig geworden ist und die Sinne wach sind, können Genüsse, kann Ästhetik erfahren werden, die bisher verborgen blieben, weil der Verstand sie ignoriert hat. Gesellschaftliche Schönheitsideale verlieren dann an Bedeutung, denn das Erkennen, das sensitive Erleben ist wichtiger als die Bewertung der Dinge. Hochsensibel zu sein, bedeutet immer auch, offen zu sein für alles, was im jeweiligen Augenblick geschieht. Die Sinneswahrnehmungen werden durch analytisches Denken stumpf. Wenn das Denken die primäre Rolle übernimmt, bleibt kein Raum für Sensibilität und Sinnlichkeit. Aus einer prickelnden Liebe wird dann oft eine Zweckgemeinschaft. Die Liebe zeigt sich über die Sinne, nie über das Denken. Dazu müssen die Sinne offen, geschärft und wach sein. Es kommt nicht auf das Analysieren und Bewerten, sondern auf das Erleben an!
Liebe und das Streben nach sexueller Lust vermischen sich heutzutage leicht. Rein körperliche Befriedigung führt dann oft zu seelischer Leere. Erotisch intelligent zu sein bedeutet, sinnlich zu leben und in Verbindung mit der Sensibilität der Liebe einen Glanz zu verleihen und so seelische Erfüllung zu erleben.
Partnerschaften sind noch nie an der Liebe gescheitert. Sind sie zu »festen« Beziehungen geworden, wird das Rationale schnell zur Routine. Eine Ich-Stärke trifft auf die andere und es beginnt ein Kampf zwischen zwei Wesen, die voneinander etwas erwarten, erhoffen oder fordern. In jeder Beziehung zwischen zwei Menschen entstehen Reibungen. Wer Angst hat, wird den anderen mit seiner Angst belasten. Wer besitzgierig und eifersüchtig ist, wird um den anderen ein Gefängnis bauen. Wer einer Ideologie verfallen ist, wird den anderen bekehren wollen. Wer ein Vorurteil vertritt, wird den anderen davon überzeugen wollen. Doch all das muss nicht sein. Wer sinnlich lebt, also achtsam im Moment wahrnimmt, was jetzt wirklich ist, gibt all diesen Gedankenkonstrukten keinen Raum. Das Wesen der Liebe ist das absolute Akzeptieren dessen, was jetzt ist.
Teste deine erotische Intelligenz
Es gibt die erotische Intelligenz selbstverständlich in unterschiedlichen Ausprägungen. Mach daher am besten den folgenden kurzen Selbsttest. Er verschafft dir einen ersten Eindruck davon, wie stark deine erotische Intelligent ausgeprägt ist und was du noch entwickeln könntest. Ich werde dir in diesem Buch viele Möglichkeiten vorstellen, wie du sie veredeln kannst. Zuvor ist eine kurze Bestandsaufnahme sicher hilfreich. Hierfür habe ich einige Aussagen gesammelt. Notiere jeweils, wie sehr sie auf dich zutreffen.
Die Zahlen bedeuten:
0 trifft nicht oder fast nicht zu
1 trifft teilweise oder selten zu
2 ist oft zutreffend
3 ist besonders ausgeprägt
4 trifft außerordentlich stark zu
Sei in deiner Einschätzung ganz spontan und vertrau auf deine Intuition. Kreuze pro Aussage jeweils nur ein Kästchen an. Am Ende zählst du die Punkte zusammen.
1. Ich verfüge über einen klaren Verstand und nutze ihn gern.
2. Ich habe Zugang zu meiner Intuition und kann mich auf sie verlassen.
3. Ich schätze kluge Menschen und suche ihre Nähe.
4. Ich habe eine stabile Selbstliebe entwickelt.
5. Meine Selbstzweifel habe ich gut im Griff.
6. Emotionale Verletzungen in der Vergangenheit habe ich gut verarbeitet.
7. Ich habe große Freude an sinnlichem Erleben.
8. Ich empfinde meine sinnliche Wahrnehmung als besonders differenziert.
9. Ich achte darauf, dass meine Sinne aktiv gefördert werden.
10. Meine Sensibilität empfinde ich als ein großes Geschenk.
11. Ich liebe Genuss und ich genieße mein Leben.
12. Ich erlebe mich in Partnerschaften als gleichzeitig frei und verbunden.
13. Ich kann sehr gut emotionale und körperliche Nähe zulassen.
14. Ich glaube nicht, dass ich in Partnerschaften zum Klammern neige.
15. Ich achte darauf, meinen Partner im Alltag immer wieder liebevoll zu berühren.
16. Ich freue mich sehr daran, eine Frau / ein Mann zu sein.
17. Ich bin im Frieden mit meinem Geschlecht und empfinde es als Geschenk.
18. Ich liebe meinen Körper und achte gut auf ihn.
19. Ich schaue meinen Körper gern an und ich berühre mich selbst gern.
20. Ich kann meine Bedürfnisse in Liebesbeziehungen gut ausdrücken.
21. Ich habe gut gelernt, mich abzugrenzen und für mich zu sorgen.
22. Ich kann sehr gut mit anderen Menschen Nähe erzeugen.
23. Die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen zu erfassen, fällt mir leicht.
24. Über meine sexuellen oder erotischen Wünsche kann ich gut sprechen.
25. Ich kann gut küssen und genieße es sehr.
26. Für meine Geschlechtsteile und die meines Partners habe ich passende Worte.
27. Es fällt mir leicht, mich körperlich hinzugeben und Sex zu genießen.
28. Ich kann mich auf die Signale meines Körpers gut verlassen.
29. Ich weiß genau, wie ich einen sexuellen Höhepunkt erreichen kann.
30. Ich sorge dafür, dass ich ausreichend oft einen Orgasmus erlebe.
31. Ich kann mich mit Selbstbefriedigung wunderbar selbst stimulieren.
32. Sexuelle Abstinenz kann ich mit Selbstbefriedigung gut überbrücken.
33. Ich habe intensive erotische Fantasien.
34. Mit einem Partner kann ich gut über meine erotischen Fantasien sprechen.
35. Das Gespräch über Sexualität fällt mir leicht, es ist ein Teil des Vorspiels.
36. Ich habe manchmal das Gefühl, dass mein ganzer Körper ein erotisches Organ ist.
37. Ich kann ganz ohne Berührung der Geschlechtsteile einen Orgasmus erleben.
38. Ich genieße verschiedene sexuelle Dimensionen: vom Quickie bis zum Liebesfest.
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