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Bald ist Weihnachten. Dieses Jahr gibt es noch keine Pläne für ein gemeinsames Weihnachtsfest und so scheint es, dass jeder für sich ein besinnliches Weihnachtsfest feiern wird – sei es aus Rücksicht auf die anderen oder weil man aus Sehnsucht nach Stille und Andacht lieber alleine feiern möchte. Die Überraschung ist für alle umso größer, als klar wird, dass alle den gleichen Plan für sich gewählt haben: Weihnachten allein in Vaters einsamer Jagdhütte!In dieser beglückenden Weihnachtserzählung beschreibt Lise Gast mit viel Liebe und Einfühlungsgabe ein unvorhergesehenes Familientreffen, das für alle Beteiligten in Jubel und Freude endet. -
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Seitenzahl: 28
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Lise Gast
Es ist für uns eine Zeit angekommen
© 1981 Lise Gast
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711509364
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com
„Vater? Wie schön, daß ich dich endlich erreiche. Hab es sicherlich schon ein dutzendmal versucht. Geht’s dir gut? Na wunderbar, uns auch. Wieso …“
„Nichts Besonderes. Ich war kurz verreist. Gibt’s was Neues?“
„Eigentlich nicht. Oder doch … Ja, gut, daß du fragst. Bist du allein?“
„Im Augenblick nicht. Hille, du weißt, wir haben uns verlobt, richtig, altmodisch, mit Ring …“
„Ja, Vater. Du hast es uns geschrieben. Und wir sind froh darüber. Grüß sie schön, auch von Gerda. Grüß sie herzlich! Du, Vater, am besten, ich sag es dir gleich jetzt: wir wollen dies Jahr Weihnachten nicht zu dir kommen, wenn es dir nichts ausmacht. Sondern, nun ja, es ist unser erstes verheiratetes Weihnachten, verstehst du? Das feiert man doch am liebsten unter sich. Und wenn du sowieso zum Fest nicht allein bist …“
„Ich verstehe, mein Junge. Ich bin nicht allein. Hille wird mit mir feiern. Ich richte eure Grüße aus. Da kommt sie gerade herein – ja, Gerald ist am Telefon, es geht ihm und Gerda gut. Soll ich von dir grüßen?“
„Das tu ich selbst. Gerald? Grüß dich, hier spricht Hille Bobbe …“ sie hatte den Hörer erwischt.
Hille war zwanzig Jahre jünger als er, klein, schlank, von einer unbändigen Lebhaftigkeit. Er hörte lächelnd zu, was sie seinem Sohn alles zurief. Endlich legte sie auf. Er nahm sie in die Arme.
„Du sollst dich nicht Hille Bobbe nennen“, schalt er liebevoll, „weißt du eigentlich, wie die aussieht? Und dann guck mal in den Spiegel und vergleiche.“
„Für deine Kinder bin ich Hille Bobbe. Das störende Element. Für die Kinder, auch wenn sie schon erwachsen sind, ist die zweite Frau des Vaters immer störend. Dabei mag ich sie so gern, deine drei.“
„Sie haben nichts gegen dich, glaub es doch.“ Es klang vorwurfsvoll, ja, beinah zornig. „Sie haben dich längst akzeptiert.“ Er hatte seine Frau vor Jahren verloren und die Kinder allein großgezogen. Jetzt endlich hatte er wieder eine Frau gefunden, die er liebte: Hille. „Sie gönnen dich mir, glaub es doch endlich!“
„Aber Gerald – er ist doch bisher immer zu dir zum Fest gekommen, oder? Vielleicht stößt er sich daran, daß wir zwar verlobt, aber noch nicht verheiratet sind? Und zusammen feiern wollen?“
„Glaub ich nicht. Ob meine Kinder so kleinlich denken, heute, da doch viele junge Leute sogar zusammenziehen und zusammenleben, ohne Ehe, oder sagen wir: vorläufig ohne Ehe. Das gibt’s doch jetzt viel.“
„Sicherlich. Aber das ist etwas anderes.“ Hilles gescheites kleines Gesicht sah jetzt ernst und gesammelt aus. „Was dem Jupiter erlaubt ist …“
„Ich weiß, ich weiß!“ Er winkte ab. Sie ließ sich nicht irremachen.
„Hier müßte man umgedreht sagen: Was man den kleinen Planeten nachsieht, ist noch lange nicht dem Jupiter erlaubt. Hörst du, mein Jupiter? Ich werde dich von jetzt an so nennen. Es ist zwar ein bißchen lang …“
„Dann sag Jup.“
„Schön, mein Jup. Also …“
„Also“, wiederholte er, nahm ihr Gesicht in seine großen warmen Hände, sah ihr in die geliebten Augen.