16,99 €
Ein epischer Arenakampf, in dem nur die beste Heldengruppe überleben wird. Der zweite Band von Mikkel Robrahns Fantasy-Serie über die Welt der Online-Rollenspiele. Als sich Avataris – die riesige Onlinewelt, in der die Menschen nach ihrem Tod weiterleben können – aus dem alles verschlingenden Feuer erhebt, ergreift die Helden der freien Völker eine ganz neue Kriegsbegeisterung. Eine Arena soll gebaut werden, in der sich die fähigsten Kämpfer miteinander messen werden. Für die meisten Heldengruppen heißt es Untergang oder Sieg. Also meistens: Untergang. Rob und seine Freunde ahnen, dass mehr dahinterstecken muss und beginnen, Nachforschungen anzustellen. Unterstützung bekommen sie dabei von einem neuen Gruppenmitglied, der wie Rob nicht in diese Welt zu passen scheint. Aber hat ihre Heldengruppe wirklich das Zeug dazu, eine Arena zu überleben, in dem die Besten der Besten gegeneinander antreten? Gemeinsam stürzen sie sich in ein Abenteuer, dass sie vielleicht nicht überleben werden. Für Fans von Ernest Cline, Richard Schwartz und alle Leser von LitRPG-Romanen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 582
Veröffentlichungsjahr: 2025
Mikkel Robrahn
Als sich Avataris – die riesige Onlinewelt, in der die Menschen nach ihrem Tod weiterleben können – aus dem alles verschlingenden Feuer erhebt, ergreift die Helden der freien Völker eine ganz neue Kriegsbegeisterung. Eine Arena soll gebaut werden, in der sich die fähigsten Kämpfer miteinander messen werden. Für die meisten Heldengruppen heißt es Untergang oder Sieg. Also meistens: Untergang.
Rob und seine Freunde ahnen, dass mehr dahinterstecken muss und beginnen, Nachforschungen anzustellen. Unterstützung bekommen sie dabei von einem neuen Gruppenmitglied, der wie Rob nicht in diese Welt zu passen scheint. Aber hat ihre Heldengruppe wirklich das Zeug dazu, eine Arena zu überleben, in der die Besten der Besten gegeneinander antreten? Gemeinsam stürzen sie sich in ein Abenteuer, dass sie vielleicht nicht überleben werden.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Mikkel Robrahn, geboren 1991 in Norddeutschland, verbrachte einen Großteil seiner Jugend in phantastischen und virtuellen Welten unzähliger Videospiele. Da überraschte es auch niemanden, dass er nach der Schulzeit schnell eine Karriere in der Games-Branche begann. Mittlerweile reicht es ihm nicht mehr, nur die Welten anderer zu besuchen, sondern er entwickelt für seine Geschichten auch eigene.
[Widmung]
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kleines Glossar: Die Garrak
DIE KLASSEN
Tanks
Damage Dealer
Magier
DIE SPEZIES
[Die Spezies: Orks, Fengir, Huunen, Draaks]
Danksagung
Für Markus,
den besten Carry für die Buchbranche, den ich mir wünschen kann
Wartet auf die Veränderung.
Das war alles, was Robert Harlow seinem digitalen Ego ins Auftragsbuch geschrieben hatte, bevor er ihn zurück nach Avataris geschickt hatte.
Aber die Veränderung ließ auf sich warten.
Genau wie die Kutsche, die Saira, Ethan, Marten und Rob bewachten. Gemächlich schob sie sich in einigem Abstand hinter Rob über die grünen Hügel der Landschaft. Die Ladefläche war voller Kisten und Truhen. Kleine Schätze, auf die es die Banditen in der Gegend abgesehen hatten. Ihr Auftraggeber, ein Händler aus Gonholt, hatte der vierköpfigen Gruppe ein paar Silbermünzen gezahlt, damit die kleine Karawane sicher an ihr Ziel kam.
»Begleitquests sind die allerschlimmsten«, sagte Marten stöhnend, der neben Rob die Vorhut bildete. Der Squan verschränkte die Pfoten hinter dem Kopf und sah in den Himmel. »Wenn der Händler Angst hat, dass er ausgeraubt wird, sollte er sich ein paar fähige Zugtiere leisten.«
Rob warf einen Blick über die Schulter. Zwei ergraute Esel zogen die Kutsche. Schon ein etwas untersetzter Squan zusätzlich auf dem Kutschbock würde reichen, damit die beiden den Dienst völlig verwehrten.
Der Händler, ein Eollyan in feinstem purpurnen Brokat, stand auf der Kutsche und schwang die Peitsche, als wäre Garrak persönlich hinter ihm her. Die Zugtiere ignorierten das Knallen der Knute und die Befehle ihres Herren. Langsam und sachte setzten sie einen Huf vor den anderen.
Bisher war die größte Herausforderung des Auftrags gewesen, dem Karren nicht davonzulaufen. Eine Geduldsprobe, hätten sie die Strecke allein doch schon längst hinter sich bringen können. Rob musste sich konzentrieren, so langsam zu gehen. Es war, als wären er und die anderen nicht dafür gemacht, sich so gemächlich durch die Welt zu bewegen.
Trotzdem war er froh über die Quest.
Jede Mission bedeutete Ablenkung. Ein Moment, in dem seine Gedanken nicht zurück nach Gonholt reisten, auf den Platz vor dem Palast. Dem Ort, an dem er Annie verloren hatte. Dem Ort, an dem er im Feuer gestorben war.
Dennoch war er wiedergekommen.
Das allein war in Robs Leben nichts Ungewöhnliches. Er starb ständig, nur um sich Augenblicke später auf einem nahen Friedhof wiederzufinden, zu seiner Leiche zu eilen und zurück in die Welt der Lebenden zu kehren.
Aber die Flammen waren endgültig gewesen. Was sie berührt hatten, war vernichtet worden. Und dennoch war er wieder hier – weil sein Schöpfer es so wollte. Weil es noch eine Mission für ihn gab.
»Wenn nicht langsam ein paar ordentliche Banditen auftauchen, dann verlange ich von dem Gockel noch ein paar Münzen mehr, weil ich hier gleich vor lauter Langeweile seelischen Schaden nehme«, brummte Marten.
»Du hast gut reden«, erwiderte Rob. »Mit deinen Stummelbeinen ist es für dich zumindest kein Problem, das Tempo der beiden Esel zu halten.«
»Stummelbeine?«, empörte sich der Anführer ihrer Gruppe. »Diese Beine hier trugen mich, als wir vor Jyl, dem Wyrm aller Wyrms, davonliefen. Sie haben ein bisschen mehr Respekt verdient.«
»Da kommen wieder zwei, du wirst erlöst.« Rob deutete auf zwei Gestalten am Wegesrand.
Räuber, in Lederrüstungen gehüllt, sprangen aus einem Busch hervor. Ihre Gesichter waren mit roten Tüchern verhüllt und in ihren Händen hielten sie Säbel.
»Meine Waren!«, kreischte der Händler.
Sofort stürzten die beiden Diebe los.
Marten und Rob warfen sich ihnen entgegen. Rob parierte den ersten Schlag mit dem Schwert und rammte den Banditen mit seinem Schild. Der taumelte zurück.
»Ihr wollt die Bruderschaft der Delanas sein? Ihr kommt mir eher wie eine Bruderschaft der Dilettanten vor«, verspottete Marten die Gegner.
Ethan und Saira, die hinter dem Karren gegangen waren, schlossen zu ihnen auf.
»Wer diese Länder passiert, hat seinen Zoll an Delanas zu zahlen oder wird bluten«, quiekte die Kleinere der Banditen. Trotz der Verkleidung war deutlich, dass es sich um eine Squan handelte.
»Ich will euch ja nicht erklären, wie ihr eure Arbeit zu machen habt«, sagte Rob, »aber wenn ihr gemeinsam angreifen würdet, statt alle hundert Meter zu zweit einen Überfall zu starten, hättet ihr vielleicht sogar eine Chance. Wir haben schon zehn von euch getötet.«
Die beiden Banditen tauschten einen Blick aus, als wäre ihnen der Gedanke noch nie gekommen. Bevor sie diese neue Information aber zurück in das Lager der Bruderschaft der Delanas tragen konnten, schlug Ethan zu.
Der Hammer sauste von oben hinab und traf die Squan auf den Kopf. Ein Angriff, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte. Rob und Marten stürzten sich auf den anderen Wegelagerer. Es war eine Frage von Herzschlägen, dann war auch er besiegt, und Saira hatte nicht mal einen Heilzauber wirken müssen.
»Ich hoffe, die Sache wird noch ein bisschen herausfordernder«, sagte die Priesterin.
»Solange wir Quests machen und uns wie ganz normale Helden verhalten, fallen wir zumindest nicht auf«, brummte Ethan.
Rob bückte sich und durchsuchte die Leichen ihrer Feinde. »Nur ein Dietrich, ein oranger Trank und ein paar Kupfermünzen.«
»Nimm den Dietrich mit. Man weiß nie, wann man einen gebrauchen kann«, erklärte Marten.
»Ist gut, ich pack ihn zu den siebzehn anderen in meinem Rucksack, die ich auch bestimmt irgendwann brauche. Und was bewirkt der Trank?«
Der Wächter zuckte nur mit den Schultern, und Rob wollte die Phiole und den Dietrich in seinen Rucksack gleiten lassen, da stutzte er. »Der ist voll«, murmelte er.
»Dann steck beides einfach in die Hosentasche, und du solltest dringend mal den ganzen Plunder verkaufen«, erwiderte Saira mit einem strengen Blick auf seinen prall gefüllten Rucksack.
Der Händler schwang immer noch wie wild die Peitsche, aber die Esel ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
»Der lernt genauso wenig dazu wie die Bruderschaft der Delanas«, sagte Saira. »Was meinst du, wie oft am Tag dieses Schauspiel hier passiert?«
Rob legte den Kopf schräg. »In Anbetracht der Strecke und des Tempos der Esel würde ich vermuten, dass der den Weg kaum zweimal am Tag schafft.«
»Braucht er auch nicht. In Gonholt steht immer ein Händler in Not, der gerade eine Eskorte benötigt, um seine Ware durch das Tal zu bringen. Und in den Büschen hocken immer Banditen bereit, um den Sold der angeheuerten Champions zu rechtfertigen.«
Rob seufzte. Hin und wieder erwischte er sich bei dem Gedanken, dass er gern ein normaler Held wäre. Dass er nicht hinter die Scharade geblickt hätte, sondern dass er glaubte, er sei wirklich ein auserwählter und wiederbelebter Champion, den Aeya an der Splitterfront benötigte. Er beneidete jene, die das hier für bare Münze nahmen, Aufträge absolvierten, abends in der Taverne einkehrten und am nächsten Tag weitermachten.
Unbeschwert und bis in alle Ewigkeit.
Aber Rob war dieses Glück nicht vergönnt. Er wusste, dass sie ein Spielball größerer Mächte waren. Götter, noch mächtiger als Aeya und Garrak. Dass es für alle hier ein Leben vor ihrer Zeit auf Avataris gegeben hatte.
Für alle außer ihn. Er war das Werkzeug einer dieser Götter, der versuchte, in das Schicksal von Avataris einzugreifen. Erschaffen nur für diesen Zweck.
Annie hatte es erkannt. Er war nicht Robert, er war Rob. Bei dem Gedanken an die Schmiedin der ewigen Esse überkam ihn ein Gefühl der Schwere, das er sofort beiseiteschob.
»Kommt schon, sonst schleicht uns der Karren noch davon und wir sehen keine Münze von der Bezahlung«, sagte Ethan und lief los. Der Wagen hatte ein paar Meter gutgemacht.
Rob schloss die Augen und atmete tief ein. Alles würde gut werden. Die Veränderung, auf die sie warten sollten, würde dafür sorgen, dass die Gilde der Neuen Hoffnung endlich keine Gejagte mehr in einer fremden Welt war. Bis es so weit war, würde Rob artig seine Quests absolvieren und versuchen, die innere Ungeduld niederzukämpfen.
Die nächsten zwei Stunden spielte sich alles in einem wiederkehrenden Muster ab: Der Karren schlich durch die Landschaft und gelegentlich hüpften Banditen aus ihren Verstecken, die sofort von Rob, Saira, Marten und Ethan niedergeschlagen wurden. Ein konzentrierter Angriff der Bruderschaft, und die vier hätten keine Chance gehabt. So erreichten sie aber am späten Nachmittag eine Siedlung im Nordosten von Gonholt.
Die Ortschaft war umgeben von einer Mauer, und ein großer Wachtturm ragte in der Mitte empor. Die roten Schindeldächer der Häuser verdeckten die tief am Himmel stehende Sonne. Schnitzereien und Verzierungen, die sich über die Balken der Gebäude zogen, ließen auf einen gewissen Reichtum der Stadt schließen. Es war die letzte Bastion der freien Völker, bevor es in die Berge ging. Ein wichtiger Handelsort. Hinter den Zinnen der Mauer schauten Angehörige der Stadtwache argwöhnisch herab. Als die Reisegruppe das massive Holztor erreichte, stoppte der Händler die Esel.
»Langsam, ganz langsam«, sagte er und zog an dem Zaumzeug, als wären die beiden Zugtiere in einem Schweinsgalopp durch die hinter ihnen liegenden Ländereien galoppiert. »Ich danke euch für eure tatkräftige Unterstützung. Hier ist der der vereinbarte Lohn.«
Er warf ihnen jeweils drei Silbermünzen zu, ließ die Peitsche wieder knallen und der Wagen setzte sich in Bewegung. Sie hatten das Ziel sicher erreicht und die Quest war absolviert.
»Und nun?«, fragte Ethan.
»Nun machen wir, was das Schönste am Heldenleben ist«, sagte Marten.
Es gab ein eisernes Gesetz in den Ortschaften der freien Völker: Wenn ein Dorf über mehr als eine Straße verfügte, musste es auch eine Taverne betreiben. Da Städte vor allem an Stellen gebaut wurden, an denen sich Wege kreuzten, fand man in ganz Avataris keine Häuseransammlung ohne Schankraum.
Als Rob und die anderen die Taverne betraten, schlug ihnen sofort der unverkennbare Geruch von Bier und Heldenschweiß entgegen. Er erinnerte sich an seine erste Quest und fragte sich, ob der Wirt hier auch mit einer Rattenplage zu kämpfen hatte. Damals hätte Rob ohne das Eingreifen von Lunita den Kürzeren gezogen, heute würde ihm das nicht mehr passieren. Er hatte die letzten Wochen, seit er zurück nach Avataris gekommen war, unzählige Aufträge erledigt und war stetig besser geworden. Er hatte Erfahrung gesammelt und fühlte sich nicht mehr wie das fünfte Rad am Karren.
Sie durchquerten den Schankraum. Die ersten Champions hatten sich bereits nach einem harten Tag in der Wildnis eingefunden und stießen mit vollen Humpen an. Das warme Licht der Abendsonne fiel durch die verstaubten Fenster, und im Kamin prasselte ein Feuer. Kannte man eine Taverne in Avataris, kannte man alle.
Der Wirt entpuppte sich als eine Eollyan. Sie hatte die graue Schürze hinter dem Rücken zusammengebunden und zapfte gerade ein Bier, als Rob, Marten, Saira und Ethan an den Tresen traten.
»Aeya zum Gruße«, sagte Marten.
»Aeya zum Gruße, Helden. Was kann ich für euch tun?«
»Habt Ihr eine Aufgabe für uns?«, fragte der Squan. Es war wie ein Ritual, wenn sie in einen neuen Ort kamen: Sie verschafften sich erst mal einen Überblick über die aktuelle Auftragslage.
Rob erwartete schon, dass sie von einer Plage erzählte. Hinter ihr befand sich eine Falltür, die in den Boden eingelassen war, genau wie damals bei dem humpelnden Wirt, der ihm von den Ratten berichtet hatte.
Aber die Wirtin hatte eine andere Aufgabe für sie. »Heute morgen schickte ich meinen Gehilfen los, um vom Förster in den Wäldern frisches Feuerholz zu holen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Eigentlich ist es eine Aufgabe, die man gut an einem Vormittag erledigen kann, und ich befürchte, dass ihm Schlimmes zugestoßen ist. Im Ort erzählt man sich, dass sich die Bruderschaft der Delanas mittlerweile bis in den Wald ausgebreitet hat. Wenn er ihnen in die Hände gefallen ist …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, und ihre Stimme verriet, dass ihr etwas an dem Gehilfen lag.
Marten trommelte mit einer Pfote auf dem Tresen. »Klingt nach einer Aufgabe für uns. Ihr habt ziemlich Ärger mit dieser Bruderschaft, oder?«
»Mittlerweile terrorisieren sie den ganzen Landstrich. Als würden wir mit Garraks Horden im Norden nicht schon genug Ärger haben, müssen wir nun auch noch mit Feinden aus unseren eigenen Reihen kämpfen«, schimpfte sie und stellte ein Bier vor Marten ab. Die Schaumkrone schwappte über.
»Was wollen die?«, fragte Rob.
»Unabhängigkeit.« Die Wirtin donnerte einen weiteren Humpen auf den Tresen. »Die Bruderschaft ist ein Zusammenschluss von Bauern und Handwerkern, die sich nicht an den Steuern beteiligen wollen, die Gonholt eintreibt. Sie meinen, der Krieg an der Splitterfront würde sie nichts angehen, und sie wollen dafür nicht aufkommen. Nachdem ihr Widerstand niedergeschlagen wurde, haben sie sich zurückgezogen in die Berge, von wo aus sie nun den ganzen Landstrich in Angst und Schrecken versetzen. Diese Tölpel bedenken nicht, was mit ihnen geschieht, wenn unsere Reihen in der Splitterfront fallen. Dann wären Steuern ihr geringstes Problem!«
Rob, der schon einmal gegen Garraks Monster gekämpft hatte, stimmte ihr gedanklich zu.
»Was gibt es dafür?«, fragte Saira.
Die Wirtin musterte die vier einen Moment. »Für so gestandene Helden wie euch wird es keine große Aufgabe sein. Wenn ihr Vinnie unverletzt zurückbringt, kann ich einem jeden von euch eine Silbermünze zahlen.«
»Und wenn er verletzt ist?«, fragte Marten nach.
»Dann bekommt ihr dennoch eine Silbermünze, und ich nehme Hinweise entgegen, wo ich einen neuen Gehilfen finde. Sonst muss ich bald selbst wieder runter in den Keller, und ich habe keine Lust mehr, mich mit diesen Ratten herumzuschlagen.«
Rob hätte sich fast an seinem Bier verschluckt.
»Also, helft ihr mir?«, fragte die Wirtin.
»Wir werden nach deinem Gehilfen Ausschau halten. Einfach durch das Stadttor und in den Wald?«
»Genau, der Förster hat seine Hütte am See im Wald. Wenn ihr dem Pfad folgt, solltet ihr dorthin kommen. Nehmt euch vor den Braunbären abseits des Weges in Acht.«
»Keine Sorge, mit Bären kennen wir uns aus«, sagte Rob und linste zu Ethan. Der gab nur ein genervtes Grummeln von sich, hatte er doch wahrscheinlich schon alle Witze und Wortspiele bezüglich seiner Spezies gehört.
Sie nahmen an einem Tisch in der Ecke des Raumes Platz und stießen an. »Auf einen weiteren Tag in der Ewigkeit«, rief Marten.
»Auf dass der nächste Tag genau so entspannt wie der heutige wird«, erwiderte Ethan.
»Ich hatte Angst, dass mir meine Beine bei der Begleitquest einschlafen«, sagte Rob.
»Meine sind noch nicht wieder aufgewacht«, witzelte der Squan und wackelte mit den Beinen, die den Boden im Sitzen nicht erreichten.
»Hast du schon irgendwelche Veränderungen mitbekommen?«, fragte Saira.
Rob schüttelte den Kopf. Seit seiner Rückkehr hatte er die Augen offen gehalten, und nicht alles war wie vorher: Elia Anasia war nicht zurückgekehrt, ebenso wie die in den Flammen gestorbenen Helden, und in vielen Teilen Avataris sah man die Nachwirkungen der Feuerwalze. Der Palast in der Hauptstadt der freien Völker war noch zur Hälfte eine Brandruine. Eigentlich hätte auf diesem Kontinent kein Baum mehr stehen und kein Vogel in der Luft fliegen dürfen, denn alles hatte in Flammen gestanden. Die Helden und Champions hinterfragten dies jedoch nicht. Sie akzeptierten, dass sie von Aeya zurückgeschickt worden waren. Es herrschte die einhellige Meinung, dass es die Tat von ein paar verrückten Verschwörern gewesen war, nicht Aeyas Wille.
Aber das waren nicht die Veränderungen, die sein Schöpfer gemeint hatte. Es würde etwas von fundamentalem Ausmaße sein, da war sich Rob sicher. Eine Gefahr für alle, die er liebte.
Sonst würde er hier nicht mehr gebraucht werden.
Mit den morgendlichen Sonnenstrahlen verließen sie den Ort durch das Stadttor. Die ersten Abenteurer waren bereits auf den Beinen und deckten sich bei den Händlern mit Heiltränken und Proviant ein, bevor sie in die Wildnis zogen.
Rob hatte das Auftragsbuch in der Hand und las den neuen Eintrag.
Berichtet der Wirtin, was mit ihrem Gehilfen Vinnie passiert ist.
Belohnung: eine Silbermünze.
Rob seufzte. »Wollen wir eine Wette abschließen? Ich sage, Vinnie ist tot.«
»Meine Theorie ist, dass er von der Bruderschaft entführt wurde und sie ein Lösegeld verlangen. Die Folgequest wird sein, dass wir ihn befreien sollen. So funktioniert das doch meistens«, quiekte Marten und marschierte vorweg. »Das hier muss der Pfad in den Wald sein, den sie meinte.«
Vor ihnen erhob sich ein gesunder, grüner Wald mit dichten Baumkronen. Der Gesang eines ganzen Vogelchors begrüßte sie.
»Ich sage, er steckt bereits im Bauch eines Gronts«, mutmaßte Saira.
»Ey«, brummte Ethan.
»Entschuldige, im Bauch eines Bären«, korrigierte sich Saira, grinste aber über das ganze Gesicht.
»Wir Gronts greifen nicht blindlings alles an, was uns im Wald über den Weg läuft. Und außerdem laufen wir auf zwei Beinen.«
»Wenn das alles ist, was dich vom einem Grizzly unterscheidet, hoffe ich für uns, dass du nie stolperst und dich auf allen vieren wiederfindest«, warf Rob ein.
»Vorsicht, Wurzel«, rief Marten und wies seinen Partner auf eine Unebenheit im Boden hin.
Ethan hob seinen Fuß übertrieben deutlich und schritt weiter. »Ich vermute, der arme Wicht hat sich das Bein gebrochen und hofft nun auf Hilfe.«
»Einmal tot, einmal entführt, einmal im Bauch eines Bären, und einmal das Bein gebrochen«, fasste Marten zusammen. »So oder so, es sieht düster aus für den armen Vinnie.«
»Sind wir doch ehrlich: Das ist keine Welt, in der man als einfacher Bürger leben möchte«, sagte Rob. »Dir muss ständig irgendwas Schlimmes passieren, damit Helden wie wir auftauchen und deine Probleme lösen können.«
»Wenn man bedenkt, dass sie lediglich Attrappen sind und kein echtes Leben haben, ist es nicht ganz so schlimm«, erwiderte Marten.
Kein echtes Leben. Was bedeutete das schon in einer Welt wie dieser? Nach allem, was Rob erfahren hatte, musste er davon ausgehen, dass er auch nicht wirklich lebte. Aber es fühlte sich so verdammt real an.
»Ich bin mir sicher, dass die Attrappen etwas anderes behaupten würden«, entgegnete Saira.
»Ich weiß, ich weiß«, wiegelte Marten die aufkommende Diskussion ab. »Wir leben ja auch nicht wirklich mehr und sind nur noch ein paar Zeilen Code.«
Saira schüttelte den Kopf. »Solange es sich echt anfühlt, reicht es für mich.«
»Leise.« Ethan hob die Tatze. Der Tross kam zum Stehen und Rob lauschte in den Wald.
Eine Lerche trällerte ihr Lied über ihren Köpfen. Aber Rob kannte Ethan mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass der hünenhafte Paladin keinen Wert auf solche Dinge legte. Wenn er sie anherrschte, leise zu sein, dann war Gefahr in Verzug.
»Was ist das?«, brummte Ethan und zog seinen Hammer vom Rücken.
Rob hörte genauer hin.
Unter das Trällern des Vogels mischte sich ein Geräusch, das wie Schritte in feuchtem Matsch klangen. Ein langgezogenes Schmatzen. Regelmäßig und fast rhythmisch, irgendwo vor ihnen.
»Schnell«, rief Marten und rannte los. Den Turmschild hielt er bereit.
Adrenalin schoss durch Robs Körper, als er das Schwert aus der Scheide zog. Er hatte keine Ahnung, was dieses Geräusch verursachte, aber er wusste, dass da nicht jemand einfach nur durch Matsch lief.
Sie sprangen über eine gestürzte Eiche, hechteten unter Sträuchern hindurch und erreichten eine Lichtung. Dahinter erstreckte sich ein großer, azurblauer See, auf dem sich die Sonne spiegelte.
Das Gras der Lichtung hatte sich rot gefärbt. Ein umgestürzter Karren lag im Dreck, davor ein menschlicher Körper und darüber beugte sich ein Braunbär. Sie hatten den Grund für die schmatzenden Geräusche gefunden.
Die vier bauten sich auf, noch hatte das Monster sie nicht bemerkt. Es war sehr viel größer als ein gewöhnlicher Braunbär. Auf den Hinterpfoten würde es sogar Ethan um einen ganzen Kopf überragen. Rob konzentrierte sich auf seine Atmung. Für so ein Geschöpf brauchte es eine erfahrene Gruppe.
»Bereit?«, flüsterte Marten.
Alle nickten.
»Hey, du zu groß geratener Hamster«, rief Marten. »Dein Pelz würde einen tollen Fußabtreter für unser Gildenhaus abgeben!«
Der Bär verharrte für einen Moment in der Bewegung, als könne er nicht fassen, dass jemand die Frechheit besaß, ihn bei seiner Mahlzeit zu stören. Dann zuckte der massige Kopf herum. Die blutrote Fratze starrte sie hasserfüllt an. Die bernsteinfarbenen Augen waren von einem Nebel umgeben. Ein tiefes Grollen schlich die Kehle empor und entwickelte sich zu einem markerschütternden Brüllen. Speichel und Blut flogen davon.
»Was meinst du, Ethan, sein Kopf würde sich gut über unserem Bett machen, oder?«, verspottete Marten den Feind weiter.
»Um ehrlich zu sein, würde ich mich sehr unwohl dabei fühlen«, gab Ethan zu.
»Also doch Fußabtreter«, sagte der Wächter und nickte zufrieden.
Das Monster hatte genug gehört. Polternd und donnernd lief es los. Wie eine Lawine rollte es auf sie zu. Rob, Saira und Ethan wichen einen Schritt zurück. Marten versteckte sich hinter dem Turmschild.
Es war klar, wem die Wut des Bären galt. Marten hatte seine Aufgabe gut gemacht. Mit dem ganzen Körper warf sich die Kreatur gegen den Schild, und in einer Welt, in der die Gesetze der Physik gegolten hätten, wäre der Squan meterweit durch die Luft geschleudert worden. Aber Marten war ein erfahrener Wächter Avataris’. Er hielt dem Aufprall stand und ließ sich nur wenige Fingerbreit zurückdrängen.
Mit einem Hieb, der eine Kuh enthauptet hätte, schlug der Bär auf den Schild ein.
»Das ist alles?« Marten keuchte hörbar angestrengt. »Da habe ich ja Kneipenschlägereien erlebt, in der heftigere Ohrfeigen verteilt wurden!«
Rob wusste, dass es die Aufgabe eines guten Wächters war, den Zorn der Feinde auf sich zu ziehen. Aber er war von Mal zu Mal überrascht, zu welch kreativen Beleidigungen sich Marten hinreißen ließ.
Der nächste Hieb traf den Schild und riss ihn für einen Moment beiseite.
»Na kommt, er hat seinen Spaß gehabt, helfen wir ihm«, sagte Ethan und sprang mit erhobenem Hammer in den Kampf.
Saira begann ihre Heilzauber, damit Marten nach den nächsten zwei oder drei Schlägen nicht das Zeitliche segnete.
Rob atmete noch einmal tief ein. Er hatte bereits viele Kämpfe geschlagen und akzeptiert, dass er nicht wirklich dabei sterben würde. Trotzdem war es jedes Mal eine Überwindung. Vor allem, wenn der Feind ein riesiger Grizzly im Blutrausch war.
Er gab sich einen Ruck und stürzte mit erhobener Klinge voran, seinen Schild vor die Brust gedrückt. Die Schwertspitze rammte sich in die Flanke des Ungetüms, das ihn ignorierte. Immer wieder drosch der Bär auf Martens Schild ein, der unter jedem Hieb erzitterte. Ohne Sairas heilende Kräfte wäre der Squan darunter längst in den Boden gerammt wurden.
Ethan sprang von der anderen Seite herbei und ließ den Hammer herabfahren. Der Bär wankte, fing sich aber wieder. Auch Rob schlug ein weiteres Mal zu. Die Klinge verschwand fast bis zum Schaft im Körper der Kreatur, aber es zeigte kaum eine Wirkung.
Das Monster brüllte, und die Luft stank nach Tod und Verwesung. Rob wich einen Schritt zurück und zog dabei das Schwert aus dem Fleisch. Er atmete schwer.
»Weiter«, spornte ihn Ethan an, der wie im Rausch auf die Kreatur eindrosch. Ein gewöhnlicher Bär wäre längst zusammengebrochen.
Rob sprang wieder vor.
Die Veränderung ist nah.
Die Worte schossen wie Bolzen durch seinen Verstand und beraubten ihn augenblicklich aller Sinne. Wie hypnotisiert hielt Rob in der Bewegung inne. Der Bär nutzte den Moment, wirbelte herum und erwischte ihn kalt. Die Pranke traf Rob in die Seite und schleuderte ihn gegen einen Baum. Die Luft wich aus seinen Lungen. Die Sicht wurde schwarz, die Lider schwer. Nur das tiefe Grollen der Kreatur hielt ihm im Hier und Jetzt.
Dann spürte er die Wärme. Sie durchflutete seinen Körper vom kleinen Zeh bis in die Haarspitzen. Es war wie ein Kaminfeuer nach einem abenteuerreichen Tag in der kalten Wildnis.
»Danke«, ächzte er und rappelte sich wieder auf.
»Gern geschehen«, erwiderte Saira knapp und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Marten, der Hieb um Hieb einsteckte.
»Dein Fell ist so verfilzt, dafür bekomme ich nicht mal ein Dutzend Kupfermünzen beim Händler«, fluchte der Squan und das Ungetüm widmete sich wieder mit ungeteilter Aufmerksamkeit dem Wächter.
Rob schüttelte sich wie ein nasser Hund. Die Veränderung ist nah, er hatte die Worte seines Schöpfers klar vernommen. »Leute«, keuchte er, sah aber sofort, dass es nicht der richtige Moment war, um die drei über die Stimme in seinem Kopf zu informieren. Erst musste der Problembär erledigt werden.
Rob ließ einen Kriegsschrei erklingen und stürmte wieder vor. Ethan hieb daraufhin noch schneller auf das Ungetüm ein. Sogar Marten traute sich, kurz hinter dem Schild aufzutauchen und dem Tier einen Schnitt über die Schnauze zuzufügen. Als Rob die Klinge zwischen die Rippen des Biestes trieb, spürte er, dass sie gewonnen hatten. Das Monster bäumte sich ein letztes Mal auf, hob die Pranke zum Schlag und brach zusammen. Marten machte einen Satz nach hinten, um nicht unter dem massigen Körper beerdigt zu werden.
»Nehmt euch eine Kralle mit«, sagte Ethan. »Ich bin mir sicher, dass es im Ort irgendeine Quest gibt, die einen dazu auffordert, den hier umzubringen.«
Sofort machte sich Marten daran, vier Krallen aus der Pranke zu lösen.
Saira wandte sich Rob zu. »Bist du eben mitten im Angriff eingeschlafen oder was war das? Du sahst aus, als wäre dir eingefallen, dass daheim noch eine Kerze brennt.«
»Nein«, antwortete Rob. Er hatte sich auf den Knien abgestützt und atmete schwer. In Momenten wie diesen merkte er immer noch, dass Saira, Marten und Ethan schon deutlich länger in dieser Welt weilten und mehr Erfahrung hatten. »Eine Stimme, in meinem Kopf«, brachte er hervor.
Marten sah ihn mit hochgezogenen Augen an. »Stimmen im Kopf sind selten ein gutes Zeichen.«
»Es war wie das letzte Mal, als wir auf dem Palastplatz gekämpft haben. Er hat zu mir gesprochen. ›Die Veränderung ist nah‹, hat er gesagt.«
»Dann packen wir mal lieber unsere Sachen und kehren in unser Versteck zurück.« Marten verstaute die Krallen der Bestie in seinem Rucksack.
»Lasst uns noch kurz um Vinnie kümmern, so viel Zeit haben wir bestimmt«, brummte Ethan.
Die vier betrachteten den leblosen Körper des Gehilfen. Sein Brustkorb war aufgerissen, das linke Bein in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Hinter dem umgestürzten Handkarren lagen Holzscheite verteilt im Gras. Er hatte die Lieferung vom Förster abgeholt und war wohl von der Kreatur auf dem Rückweg überrascht worden.
»Sieht schlecht aus für ihn«, resümierte Marten.
»Ich glaube nicht, dass die Wirtin sich darüber freuen wird.«
»Fassen wir kurz zusammen«, sagte Rob und zählte auf: »Marten hatte die Theorie, dass er von der Bruderschaft entführt wurde. Ethan vermutete, dass er sich ein Bein gebrochen hat. Saira setzte darauf, dass er im Bauch eines Bären steckt. Ich habe gewettet, dass er tot ist.«
»Du wirst doch nicht –«, setzte Marten zum Widerspruch an, aber Rob ließ sich davon nicht beirren.
»Er ist zweifellos tot, da sind wir uns alle einig. Und zumindest zu Teilen steckt er auch im Bauch des Bären«, sagte Rob und zeigte auf das Monster. »Sein Bein –«
»Ich fass es nicht«, flüsterte Marten.
»Sieht eindeutig gebrochen aus. Nur die Bruderschaft sehe ich nicht. Ihr?«, fragte Rob.
Ethan und Saira schüttelten beflissen den Kopf.
»Vor uns liegt der arme tote Vinnie und ihr habt nichts anderes im Kopf als diese geschmacklose Wette? Bedeutet euch dieses Schicksal denn gar nichts?«, jammerte Marten.
»Die nächste Runde geht auf dich«, sagte Rob.
»Seine Leiche ist noch warm, und das ist alles, woran ihr denkt?«, lamentierte Marten weiter.
»Hör doch auf. Hätte ihn die Bruderschaft entführt, würdest du hier einen Freudentanz aufführen, weil du die Wette gewonnen hat«, erwiderte Ethan.
»Wie hast du vorhin gesagt? Nur ein paar Zeilen Code«, gab Saira zu bedenken und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der Squan seufzte laut und gedehnt. »Ihr habt ja recht. Ich verliere einfach nicht gerne.«
»Ist uns noch gar nicht aufgefallen«, kommentierte Rob trocken und ging vor Vinnie in die Hocke. »Müssen wir hier noch irgendwas mitnehmen als Beweis, damit wir der Wirtin keinen Quatsch erzählen?«
»Du Monster willst ihm einen Finger abschneiden und glaubst, dass das die Wirtin irgendwie beruhigen würde?«, empörte sich Marten gespielt.
»Nein, ich –«
»Kommt, lasst uns die Quest abschließen und hoffen, dass irgendjemand was mit der Kralle des Monsterbären anfangen kann. Das wäre ein schöner, ungeplanter Nebenverdienst. Und dann machen wir uns wieder auf den Weg nach Gonholt«, sagte Ethan und beendete die Diskussion.
»Ach Mann.« Marten stöhnte. »Ich hätte ihn noch so schön aufziehen können.«
»Du bist echt ein schlechter Verlierer«, sagte Saira.
Rob richtete sich wieder auf. Ethan hatte recht. Sie sollten sich auf den Weg nach Gonholt machen. Wenn die Veränderung nah war, wie sein Schöpfer sagte, würden sie dort zuerst davon erfahren. Er schulterte seinen Schild und steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Sollen wir ihn noch irgendwie« – er sah auf den zerfetzten Körper und rang mit den Worten – »beerdigen?« Es kam ihm falsch vor, Vinnie so liegen zu lassen.
»Ach, es dauert nicht lange, dann kommt hier die nächste Heldentruppe vorbei, die nach dem armen Wicht im Auftrag der Wirtin sucht«, sagte Ethan.
»Nur ein paar Zeilen Code«, murmelte Rob, auch wenn er die Bedeutung der Worte nicht verstand. Marten hatte versucht, ihm zu erklären, was Code war, und für ihn klang es nach Zauberei. Und egal, ob Magie oder Code dafür sorgte, dass sie lebten, es war nicht weniger lebenswert deshalb.
»Kommt«, forderte sie Ethan auf.
Als sie die halbe Strecke hinter sich gebracht hatten, passierte es erneut. Der Gront blieb stehen, hob eine Pranke. »Still«, zischte er.
Rob rollte mit den Augen. Er wollte nicht noch einmal mit so einem Monster kämpfen, sondern freute sich auf das gewonnene Bier. Aber dieses Mal drang kein Schmatzen an seine Ohren.
Es waren Worte.
»Zu Hilfe, zu Hilfe!«
Dünn und leise, wie das Rascheln der Blätter im Wind.
Die vier sahen sich an, als wären sie unsicher, ob sie es sich nur einbildeten.
»Zu Hilfe, hallo! Ist da jemand?«
Marten zog die Augenbrauen hoch, Ethan, Rob und Saira nickten.
»Noch ein Abenteuer, dann ist Feierabend«, sagte der Anführer und lief in die Richtung, aus der die Worte kamen.
Robs Hand wanderte zum Schwertknauf, dann folgte er dem Squan zu einer neuen Quest.
Die neue Quest entpuppte sich als weitaus weniger gefährlich als die vorherige. Kein Monsterbär im Blutrausch erwartete sie, sondern ein Held in Not.
Ein Riss zog sich durch den Waldboden. Eine Spalte, die man schnell übersah, wenn man einem Tier hinterherjagte.
»Zu Hilfe, zu Hilfe«, erklang die Stimme wieder, als sich die Gruppe der Stelle näherte. »Ist da jemand? Ich benötige Hilfe.«
Sie blieben an der Kante der Spalte stehen und blickten hinab. Es ging ein paar Meter in die Tiefe. Nicht weit genug, um zu sterben, aber zu hoch, um einfach herauszuklettern. Die Wände bestanden aus trockener Erde und Wurzelgeflecht, das bei jedem Versuch, sich daran festzuhalten, sofort nachgab.
In dem Spalt stand eine Gestalt. Die nussbraune Rindenhaut hatte die gleiche Farbe wie die Lederrüstung und zwei rubinrote Augen brannten wie glühender Stahl in der Dunkelheit. Ein Eollyan. Zwei Dolche baumelten an seinem Gürtel. Nur der grüne Dreispitz mit der Fasanenfeder wollte nicht ins Bild passen.
»Ah endlich, Retter in Not«, rief der Fremde in Not. »So möget Ihr mir ein Seil reichen, damit ich mich aus dieser misslichen Lage befreien kann.«
»Was machst du denn da unten?«, fragte Marten stattdessen.
»Die schöne Aussicht genießen, Sir«, erwiderte der Eollyan hörbar düpiert.
»Sieht mir eher aus, als würde er da unten Wurzeln schlagen«, flüsterte Rob.
»Vielleicht wollte er seinen Vorfahren auch besonders nah sein«, murmelte Saira und deutete auf die Wurzeln, die aus der Wand wuchsen.
»Ich bitte Euch, ergötzt Euch nicht an meiner misslichen Lage und helft mir!«
»Was ist denn hier los?«, mischte sich Ethan ein.
Der Eollyan zog den Dreispitz vom Kopf und deutete einen Knicks an. »Lord Orwin von Worcestershire, aber hier nennt man mich einfach nur Orwin. Titel und Ränge haben in diesen Gefilden ja keinen Wert. Ich war jüngst auf einer Hatz nach einem Rehbock, als ein bedauerliches Unglück geschah und ich in dieses Loch fiel. Leider vermag ich mich nicht aus eigener Kraft zu befreien und nun sitze ich hier seit zwei Wochen fest. Die Unsterblichkeit mag ein großes Geschenk sein, wird aber schnell zum Fluch, wenn einem so ein Missgeschick passiert. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Seit Ewigkeiten starre ich auf diese Erdwand, zähle Wurm und Käfer bereits zu meinem engeren Bekanntenkreis. Ihr würdet mir wirklich eine große Freude bereiten, wenn Ihr die Güte besäßet, mir eine helfende Hand oder zumindest ein Seil zu reichen, damit diese Tortur endlich ihr Ende findet.«
Marten nickte langsam, als müsste er den Wortschwall erst verarbeiten. »Einen Augenblick.«
Die vier entfernten sich ein Stück vom Erdloch und steckten die Köpfe zusammen.
»Ich war nie gut in Heimatkunde, aber Worcestershire ist kein Landstrich von Avataris, oder?«, fragte der Squan.
»Das liegt in England«, erwiderte Saira ernst.
Rob sah zu dem Loch. »Wenn er sich als Orwin von Worcestershire vorstellt, bedeutet es, dass er Erinnerungen an sein altes Leben hat.«
»Richtig«, sagte Marten.
»Er ist einer von uns.« Rob sprach die Worte mit Bedacht aus, als könnten sie nicht mehr zurückgenommen werden.
Ethan schüttelte langsam den Kopf. »Er ist auf jeden Fall kein gewöhnlicher Held, aber irgendwas stimmt nicht mit ihm.«
»Du meinst, weil er seit zwei Wochen in einem Erdloch steckt? Da kann man schon mal komisch werden«, warf Marten ein.
»Hallo, seid Ihr noch da?«, erklang es hinter ihnen.
»Einen Augenblick«, rief Marten zurück.
»Wir müssen ihm helfen«, sagte Rob. »Stellt euch vor, ihr wärt da reingefallen und könntet euch nicht mehr aus eigener Kraft befreien. Und verhungern ist auch keine Möglichkeit, weil ihr euch immer wieder in diesem Erdloch wiederbeleben würdet. Das ist doch Folter.«
»Wir werden ihm helfen, auf jeden Fall«, beschloss Marten.
»Die Frage ist bloß, was wir dann mit ihm machen«, sagte Ethan. »Wenn die Silberne Garde auf ihn aufmerksam wird, dann ist ein Erdloch sein geringstes Problem.«
»Aber die Scharfrichterin ist Geschichte, sie können ihn nicht mehr hinrichten«, widersprach Rob. Zwar existierte die Silberne Garde noch, aber der Tod von Elia Anasia hatte ihr einen Teil des Schreckens genommen.
»Das ist richtig, trotzdem wird es kein schönes Schicksal sein, das ihn ereilt. Wenn wir ihn also aus diesem Loch ziehen, sind wir auch für ihn verantwortlich.«
»Vielleicht will er auch einfach seiner Wege gehen. Und wenn: Wir haben noch einen Platz frei in unserer Gruppe. Die Dolche deuten darauf hin, dass er ein Schurke ist. Wir könnten ihn gut gebrauchen.«
»Ein Schurke mit einer Fasanenfeder?«, warf Marten ein. »Sollten Schurken nicht eher unauffällig sein und in der Masse verschwinden?«
»Er ist eben anders«, sagte Saira. »Aber das sind wir alle.«
»Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht, ich sag’s euch. Er ist anders, aber er hat seinen Weg nicht über Robert in diese Welt gefunden«, entgegnete Marten. »Der Typ kann uns mächtig Ärger machen.«
Saira nickte in Robs Richtung. »Das hat uns bei ihm ja auch nicht abgehalten.«
»Ihr habt mich aufgegabelt, nicht andersrum«, mischte sich Rob ein. »Was ist, wenn er die Veränderung ist, auf die wir warten sollten?«
»Ein Eollyan-Schurke mit Dreispitz und Fasanenfeder, der sich als Lord von Worcwasauchimmer tituliert? Das wäre nach all der Zeit, die wir warten, eine große Enttäuschung.« Marten schüttelte den Kopf. »Nein, da muss mehr dahinterstecken.«
»So oder so, können wir ihn nicht einfach in einem Loch im Wald zurücklassen, da sind wir uns alle einig, richtig?«, fragte Ethan und versuchte, die Diskussion wieder in eine konstruktive Richtung zu lenken.
Alle nickten.
»Gut«, brummte der Gront und holte ein Seil aus seinem Rucksack.
Sie ließen das eine Ende in das Erdloch fallen und hielten gemeinsam das andere fest.
»Habt Dank, Ihr Recken«, erklang es aus der Spalte. Wenige Herzschläge später stand der Eollyan vor ihnen und wischte sich den Dreck von den Kleidern. »Ich vermisse meinen Badezuber. Zum Glück habe ich nur diese Rüstung getragen und nicht meine Kleider von daheim.«
»Du weißt es auch, oder?«, fragte Marten.
Orwin hielt inne, und die roten Augen musterten die vier nacheinander. »Ihr seid anders, meine Gentlemen. Oh, und Mylady, verzeiht.« Der Eollyan nahm seinen Dreispitz vom Kopf und verbeugte sich tief. »In dieser finsteren Stunde passiert, was ich nicht mehr vermocht habe zu glauben. Nicht nur rettet Ihr mich aus diesem Schlund der Pein, nein, Ihr teilt unser gemeinsames Geheimnis.«
»Ich bin Ethan und wenn du weitersprichst wie ein Gockel, dem man eine Krone aufgesetzt hast, findest du dich gleich dort unten wieder«, brummte der Gront.
Orwin wich einen Schritt zurück. »Einfaches Volk, nehme ich an?«
»Wie bist du hierhergekommen?« In Martens Stimme lag Argwohn.
»Hierhergekommen? Die Frage impliziert eine bewusste Tat, eine Absicht. Nein, finstere Mächte haben mich an diesen barbarischen Ort entführt. Ich schlief neben meiner geliebten Lady Bampton ein und als ich die Augen öffnete, da …« Ihm brach die Stimme weg.
»Da hast du dich in einem Seelenturm wiedergefunden, und die Zauberer wollten wissen, wen sie aus dem Seelenmeer gefischt haben«, vollendete Rob den Satz. »Oder?«
Orwin führte theatralisch die Hand zur Stirn, als hätte er einen Schwächeanfall. »Seitdem versuche ich, mich irgendwie durchzuschlagen und nicht aufzufallen.«
»Dann machst du einen ziemlich schlechten Job«, sagte Saira trocken.
»Kennst du einen Robert?«, fragte Marten.
»Natürlich kenne ich Robert. Sein Ruf ist tadellos. Ein Mann von Ehre, wie es nur wenige gibt. Als Duke von Nottinghamshire lud er mich bereits zu einem seiner Empfänge ein. Wir schmausten bei Lachs und Champagner.«
Obwohl Marten nie auf den Mund gefallen war, stand er mit offenem Mund da.
»Ich glaube, hier liegt eine Verwechslung vor«, mischte sich Rob ein. »Wir müssen zurück nach Gonholt. Wenn du möchtest, kannst du mit uns kommen.«
»Zu gütig, Sir. Aber es ist nicht die Frage, ob ich möchte oder nicht. Ihr habt mir das Leben gerettet«, sagte er und korrigierte sich: »Wobei das nicht ganz korrekt ist. Mein Leben war nicht in Gefahr. Aber Ihr habt mich davor gerettet, bis in alle Ewigkeit in diesem Loch zu vegetieren wie ungepflücktes Gemüse. Das wäre ein rasanter Abstieg: aus dem größten Anwesen Worcestershires direkt in ein Erdloch. Lady Bampton darf das nie erfahren, sie würde direkt einen Schwächeanfall erleiden.«
Ethan grummelte genervt.
»Wie auch immer, wie auch immer. Ihr habt mich gerettet und nun stehe ich in Eurer Schuld. So will es das Gesetz der Ehre. Meine Klingen gehören Euch.«
»Kannst du mit den Dingern überhaupt umgehen?«, fragte Saira.
»Fürwahr bin ich nicht das, was man als Naturtalent bezeichnet. Aber eine Klinge ist eine Klinge, und in meinem vorherigen Leben war ich sehr versiert in der Kunst des Fechtens. Nun ist ein Dolch kein Degen, aber zweifelt nicht an meinen Fähigkeiten, M’lady.«
»Ein Gockel mit einer Krone, na toll«, murmelte Ethan.
Marten hatte sich wieder gesammelt. »Okay, du stehst in unserer Schuld, abgemacht. Als Erstes verlangen wir, dass du dich wie ein stinknormaler Held verhältst, schaffst du das?«
Das selbstsichere Grinsen des Eollyan fiel für einen Moment in sich zusammen. »Ihr meint, ich …«
»Du, nicht Ihr«, unterbrach ihn Marten direkt. »Damit fangen wir an. Wir sind hier nicht am Königshof.«
»Fürwahr. Also« – er räusperte sich – »du meinst, ich soll sprechen wie ihr?« Die Worte klangen wie eine Beleidigung.
»Genau«, sagte Marten.
»Es wird die wohl schwerste Mission für mich, aber wenn einer meiner fleißigen Retter es verlangt, so will ich es zumindest probieren.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Wenn wir es bis nach Gonholt schaffen, haben wir Aeyas Segen.«
»Also gut, dann herzlich willkommen in der Gruppe, ich bin Rob.« Nacheinander stellten sich alle vor. »Wir wollen zurück, einen Auftrag abgeben, und dann nach Gonholt. In der Nähe haben wir das Versteck unserer Gilde, wo du gerne unterkommen und auf bessere Tage hoffen kannst.«
»Hoffnung gehört in die Kirche. Lady Bampton hat sich nicht in einen Geistlichen, sondern in einen Mann der Taten verliebt! Ich werde nicht dasitzen und auf ein Wunder hoffen.«
Ethans Seufzen war so tief und ehrlich, dass es vermutlich auch den letzten Bären im Wald, der sich noch im Winterschlaf befand, weckte.
Rob lachte laut und herzlich. Orwin war zweifellos nicht die Veränderung, auf die sie warten sollten. Aber er brauchte Hilfe, das wurde mit jedem Wort klarer. Und so wie Marten und Ethan auf dem Friedhof unter dem Palastplatz Rob unter ihre Fittiche genommen hatten, würde er auch Orwin nicht seinem Schicksal überlassen. Außerdem interessierte ihn, was es mit dem sonderbaren Eollyan auf sich hatte.
Die Miene der Wirtin verdunkelte sich, als sie ihr die schlechte Nachricht überbrachten, doch sie bezahlte sie wie vereinbart.
»Bevor wir nach Gonholt aufbrechen, lasst uns noch unser Glück bei dem Offizier der Stadtwache versuchen«, schlug Marten vor.
Augenblicke später standen sie in einer Wachstube. Eine Gront saß hinter einem Tisch und sortierte Blätter und Dokumente. Hinter ihr hing das Banner Aeyas: eine silberne Faust auf schwarzem Grund. Auch ihr Waffenrock trug das Emblem und hob sich klar von dem weißen Fell ab.
»Aeyas Segen mit euch«, begrüßte sie die Truppe.
»Aeyas Segen mit dir. Wir sind Champions der Heldenliga und wollten uns nach möglichen Aufträgen erkunden«, trug Marten vor.
»Ihr kommt genau richtig. Nicht nur haben wir mit der Bruderschaft der Delanas zu kämpfen, nun wird der Wald auch noch von einem Monster heimgesucht.«
»Ein Monster?«, fragte Marten interessiert, aber sein Ton verriet, dass er genau wusste, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
»Blutfang nennen ihn die Bewohner. Eine Bestie, größer als jeder Bär, der Avataris je bevölkert hat. Bringt mir eine seiner Klauen, und ich werde euch gut bezahlen.«
»Blutfang klingt aber ganz schön gefährlich«, erwiderte Marten.
»Eine Kreatur entstanden aus den Albträumen Garraks, erzählt man sich«, fuhr die Offizierin fort. »Sie hat bereits sechs meiner Frauen und Männer getötet.«
»Na gut, wir kümmern uns drum«, versprach der Wächter.
»Danke.«
Rob öffnete das Auftragsbuch und sah, wie Tinte auf dem Papier sichtbar wurde.
Auftrag: Tötet Blutfang und bringt der Offizierin eine Klaue als Beweis. Ihr findet die Kreatur in den Wäldern rund um die Stadt.
Belohnung: 10 Silbermünzen.
Marten räusperte sich. »Okay, ist erledigt. Hier sind die Klauen.« Er holte die Trophäen aus seinem Rucksack und ließ sie auf den Tisch fallen.
Die Offizierin sah erst auf die Klauen, dann zu Marten. »Endlich seid ihr zurück. Ich habe schon befürchtet, Blutfang hätte seine Zähne auch in euer Fleisch gegraben. Habt Dank, ihr seid wahrlich Helden! Aeya kann sich glücklich schätzen, euch in ihren Reihen zu wissen. Hier ist eure Belohnung.« Kein Wort der Irritation darüber, dass sie den Auftrag erst vor wenigen Augenblicken angenommen hatten.
»Eigentlich, M’lady, standen wir die ganze –«, setzte Orwin an, aber als sich Ethans Ellbogen in seine Rippen bohrte, verstummte er.
»Es war uns eine große Freude«, verabschiedete sich der Squan, und die Truppe verließ die Wachstube.
Auf dem staubigen Weg davor ergriff Orwin das Wort: »Verzeiht mir mein loses Mundwerk dort drinnen, aber solch schlechtes Theater sah ich nicht mal auf den kleinsten Bühnen Londons.«
»Und wir sind dennoch gut beraten, wenn wir mitspielen«, erklärte Marten.
Rob hatte Verständnis für Orwin. In der Taverne von Tumbeln hatte er beobachtet, wie immer neue Helden in den Schankraum kamen, um den stets gleichen Text vorgetragen zu bekommen. Eine Plage, fiese Ratten, irgendjemand muss endlich helfen. Dass er und unzählige zuvor sich des Problems bereits angenommen hatten, spielte keine Rolle. Nicht anders war es mit Quests, die längst erledigt waren.
»Man möchte die Leute packen und zur Besinnung schütteln«, sagte er.
»Solch übergriffiger Akt liegt mir durchaus fern, mein neuer Freund. Aber ja, mein Verstand vermag es nicht zu verstehen, dass dies in diesen Gefilden nicht hinterfragt wird.«
»Gewisse Dinge nicht zu hinterfragen, bedeutet, am Leben zu bleiben«, brummte Ethan. »Merk dir das gut, wenn du noch eine Zeit mit uns reisen magst.«
Sie hatten das Stadttor fast erreicht, und Marten öffnete die Karte von Avataris vor sich. »Ein halber Tagesmarsch bis zum Gildenhaus. Dort stärken wir uns und machen uns dann auf den Weg nach Gonholt. Wenn es eine Veränderung gibt, werden wir dort zuerst davon erfahren.«
Rob schluckte schwer und spürte, wie ihn eine alte Anspannung überkam. In den letzten Wochen war er nur ein Held unter Aeyas Banner gewesen, wie alle anderen auch. Kein Fehler, niemand Besonderes. Die Silberne Garde war mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und hatte keine Zeit, Jagd auf ihn zu machen. Der Tod von Elia Anasia und Cervantes Salomon hatte aus ihr einen planlosen Haufen gemacht.
Er spürte, dass die Zeit vorbei war und dass es schon bald wieder echte Helden brauchte, die bereit waren, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Aber er wusste nicht, ob er schon bereit dafür war.
Ihre alte Gildenunterkunft hatten sie aufgegeben. Nachdem die Silberne Garde herausgefunden hatte, wo sich die Neue Hoffnung versteckte, wäre es reiner Selbstmord gewesen, dort zu bleiben.
Ihr neues Heim war eine verlassene Burgruine in den Wäldern zwischen Gonholt und Merregard. Es war nicht mehr als ein viereckiges, ummauertes Gelände mit einem Gebäude in der Mitte. An der Stelle, an der sich mal das Tor befunden hatte, klaffte nur ein großes Loch in der Burg. Moos wuchs die Steine empor, und die Zinnen sahen wie der fast zahnlose Mund eines Greises aus. Im Innenhof hatten sie Zelte aufgestellt und mit Hilfe von Planken und Planen improvisierte Behausungen aufgebaut, denn die Reste des Wohnhauses waren zu klein für die gut zwei Dutzend Gildenmitglieder.
Diego war bei der Suche nach Kräutern auf die Ruine gestoßen, und sie hatten unverzüglich ihre Sachen gepackt und waren umgezogen. Es war ein Glücksfall, auch wenn sich Rob immer wieder fragte, was wohl Sinn und Zweck dieser Ruine in der Welt von Avataris war. Denn fast nichts existierte hier aus reinem Zufall. An den meisten Orten gab es Quests zu erledigen oder etwas zu entdecken.
Aber die Ruine war nur eine Ruine.
Am ersten Tag hatten sie nichts anderes gemacht, als im Busch zu sitzen und zu warten. Marten hatte vermutet, dass irgendein Monster auftauchen könnte, das in der Ruine hauste und Ziel einer Mission war. Oder der Geist eines Kommandanten, der seinen Eid bis über den Tod hinaus leistete, und von dem Schicksal erlöst werden musste. Aber die Burg wurde nicht heimgesucht.
»Das hier sieht aus wie das Anwesen meines Schwagers Cecil, bloß deutlich heruntergekommener«, sagte Orwin.
»Das hier ist dein neues Zuhause«, erklärte Ethan, als sie in den Innenhof traten. »Hier kannst du sein, wie du willst und wie du bist. Niemand wird dich dafür hinrichten wollen.«
»Ihr wollt, dass ich in so was nächtige?«, fragte ihr neuer Verbündeter und zeigte auf eines der improvisierten Zelte.
»Es ist deutlich angenehmer als der muffige Keller unter der Burg, glaub mir«, warf Saira ein.
»Wir sind zurück!«, rief Marten über den Hof.
Es dauerte nur wenige Herzschläge, da lagen sie sich mit den anwesenden Gildenmitgliedern in den Armen.
Einige von ihnen waren zu Robs Freunden geworden, andere blieben gute Bekannte. Aber auf jeden Einzelnen konnte er sich verlassen, und das war es, worauf es ankam. Außerdem hatten sie etwas gemeinsam: Alle erinnerten sich an ein Leben vor ihrer Zeit in Avataris, und sie waren durch Robert, seinen Schöpfer, in diese Welt gekommen.
»Wie ist es euch hier ergangen?«, fragte Marten.
»Keine besonderen Vorfälle. Ein Großteil ist unterwegs, um Quests zu erledigen oder Felle, Fleisch und Kräuter zu besorgen. Hin und wieder taucht mal ein Held auf und fragt, was hier los ist. Dann erzählen wir vom größten Tross, der zu den Splitterstreifen ziehen wird«, erklärte Merry, eine Eollyan. »Dann bekommen sie immer große Augen. Sind halt noch Anfänger, für die das alles Legenden sind.«
»Gut«, erwiderte Marten. »Ruft alle zusammen, wir haben etwas zu besprechen.«
Am Abend saßen sie alle um das Feuer, das im Innenhof brannte. Ein paar hatten sich Holzspieße geschnitzt und bereiteten sich Brot über der Hitze zu, das sie dick mit Butter beschmierten und mit Käse oder Wurst belegten. Jemand hatte ein Fass Bier herbeigeschafft, und Fauko, so etwas wie der Haus- und Hofbarde der Gruppe, spielte ein paar Lieder auf seiner Klampfe.
Rob liebte es, wenn die Gilde zusammenkam. Es waren die wenigen Momente, in denen er sich ganz normal fühlte. Nicht besonders, nicht anders. Er war einer von ihnen und musste sich nicht verstellen, aus Angst, umgehend eingekerkert und hingerichtet zu werden.
Aber heute Abend mischte sich ein dumpfes Gefühl darunter. Es war die Befürchtung, dass es der letzte schöne Abend für eine lange Zeit, vielleicht sogar für immer sein würde.
Die Veränderung war nah und sie würde nicht zu seinen Gunsten sein. Sonst würde sein Schöpfer Robs Dienste nicht benötigen.
Marten erzählte gerade die Geschichte, wie sie Blutfang gestellt und hingerichtet hatten. Natürlich schmückte er den Kampf ordentlich aus, und Rob lachte an den richtigen Stellen. In Gedanken war er aber ganz woanders.
Wie hypnotisiert starrte er in das Lagerfeuer. Die Hitze glühte auf seiner Stirn und brachte ihn zurück auf den Palastplatz. Zu Annie und ihrem letzten gemeinsamen Moment. Umgeben von den Flammen, die alles verschlangen.
Er schüttelte sich, als könnte er die dunklen Gedanken so loswerden.
Aber sie blieben.
Er hatte sich an die Vorstellung gewöhnt, dass er Annie nie wirklich geliebt hatte. Sein Schöpfer ihn das nur glauben lassen hat, damit er in der Lage gewesen war, die fast unschaffbare Quest zu bewältigen.
Aber das, was er in den letzten Augenblicken gefühlt hatte, das war kein Zauber, der auf ihm gelegen hatte. Das war echt gewesen.
Er kämpfte gegen die Tränen an.
»Alles okay?«, fragte Saira in einer Lautstärke, dass nur er die Worte hörte.
»Der Rauch des Feuers«, flüsterte Rob und rieb sich die Augen.
»Und so kam es, dass wir unseren neuen Freund fanden«, beendete Marten gerade seine ausufernde Geschichte.
Orwin erhob sich. »Ladys and Gentlemen, so gestatte man, dass ich mich vorstelle: Lord Orwin von Worcestershire. Auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünsche, als meine geliebte Lady Bampton in die Arme zu schließen, ist es mir eine Ehre, zu dieser illustren Runde hinzustoßen. Zugegeben, auch wenn ich eigentlich nicht in solchen Kreisen verkehre, so bin ich doch angetan von der Offenheit, mit der ihr einfaches Volk mich in euren Reihen aufnehmt. Habt Dank.« Mit großer Geste zog er den Dreispitz vom Kopf und verneigte sich tief. Wenn Orwin Applaus erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Aus den hinteren Rängen erklang das verlegene Klatschen einer Person, das sofort wieder verstummte.
Marten war sichtlich irritiert, und Rob fragte sich, ob ihr neuer Freund wusste, dass er den Anwesenden gerade keine Komplimente gemacht hatte.
»Ja, er ist etwas speziell«, sagte der Squan. »Er ist uns zugelaufen und nun tragen wir die Verantwortung für ihn. Wir haben es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn seinem Schicksal zu überlassen.« Der Anführer der Neuen Hoffnung erntete ein paar Lacher. »Wie auch immer. Unsere Zusammenkunft heute ist nicht ohne Grund. Schon morgen werden wir vier nach Gonholt reisen. Die Informationen verdichten sich, dass die Veränderung eintritt.«
»Was wird denn das nun für eine Veränderung sein?«, fragte ein Gront, dessen Namen Rob nicht kannte.
Langsam wanderte Martens Blick zu Rob. Die Augenbrauen glitten in die Höhe. Es war klar, dass er das Wort übernehmen sollte.
»Ich wünschte, ich könnte euch eine Antwort darauf geben, aber wie auch schon in der Vergangenheit sind es leider nur Brotkrumen, die ich hingeworfen bekomme. Aber in einer Sache war die Botschaft sehr klar: Die Veränderung steht kurz bevor.«
»Warum gehen wir nicht alle?«, wollte Fauko wissen.
»Gute Frage, danke«, sagte Marten. »Als Schlachtzug, der auf Gonholt zumarschiert, würden wir sofort auffallen. Außerdem muss uns doch jemand zu Hilfe kommen, wenn wir auffliegen, oder?«
»Ich möchte dieses fabulöse Gespräch wirklich nicht stören, aber es war die Sprache von vieren«, mischte sich Orwin ein. »Ich nehme an, du meinst deinen Bären, dich selbst, Rob und die famose Priesterin. Aber was ist mit mir?«
»Du bleibst lieber hier«, erwiderte Marten. »Zu deiner eigenen und unserer Sicherheit.«
Orwin wirkte darüber alles andere als erfreut. »Aber wie soll ich je zurück zu meiner geliebten Lady Bampton finden, wenn ich in dieser Ruine mein trauriges Dasein friste?«
»Diese Ruine ist unser Zuhause. Vertrau einfach darauf, dass wir uns um eine Lösung für dein Problem bemühen, okay?«
»Dafür brennt das Feuer der Liebe zu stark in meiner Brust. Wenn ich nicht bald zurückkehre, wird sie vielleicht meinem Cousin Dustin Whitelaw versprochen.«
»Du und ich, wir haben nicht im gleichen England gelebt«, murmelte Saira.
»Glaub mir, wenn wir könnten, würde ich dich höchstpersönlich auf den Weg zurückschicken, wo auch immer du herkommst, leider ist die Sache nicht so trivial«, brummte Ethan.
»Die Liebe findet immer einen Weg«, rief Orwin theatralisch.
»Sicher, sicher«, sagte Marten.
Rob wurde aus dem Eollyan nicht klug. Zweifellos war er anders als die gewöhnlichen Helden. Das wurde mit jeder Silbe, die seinen Mund verließ, deutlicher. Aber er war auch anders als alle Mitglieder der Neuen Hoffnung. Wahrscheinlich war es wirklich die bessere Entscheidung, ihn hinter den schützenden Mauern der Ruine zu lassen. Was auch immer sie erwartete, Orwin war ein nicht kalkulierbares Risiko.
Den Rest des Abends saßen sie bei Bier und Brot zusammen, tauschten Geschichten aus und lachten. Musik durchbrach die Stille des Waldes, und die Monster, die Marten in seinen Erzählungen erlegte, wurden von Stunde zu Stunde größer und stärker.
Als die Ersten sich auf ihre Schlafstätten zurückzogen, verließ auch Rob die Runde. Was auch immer vor ihm lag, es würde gefährlicher als der Kampf mit Jyl oder Blutfang werden. Außerdem hatte er die Vermutung, dass Schlaf schon bald ein Luxus werden würde.
Seine Strohmatte lag im Burghaus unter dem Dach. Ein paar Schindeln fehlten und ermöglichten ihm einen Blick in die Sterne. Der Anblick half ihm, die Gedanken nicht ewig kreisen zu lassen.
Als seine Lider endlich schwer wurden, galt sein letzter Moment des Bewusstseins nicht der bevorstehenden Veränderung oder den Strapazen. Nein, er dachte an das Gefühl, das er empfunden hatte, als er Annie zum ersten Mal angesehen hatte.
Er vermisste es.
Sie verließen das Lager mit den ersten Sonnenstrahlen. Ein Großteil der Gilde lag noch in den Betten, man hatte bis spät in die Nacht gefeiert. Und so fiel der Abschied nicht schwer.
Marten, Ethan, Saira und Rob hatten sich mit neuen Tränken und Proviant im Lager eingedeckt. Im Keller des Burgfrieds standen unzählige Kisten, die bis zum Anschlag mit allen möglichen unnötigen und nötigen Dingen vollgestopft waren.
Sie folgten dem schmalen Pfad durch den Wald, der von der Ruine hin zur Straße führte, die sie nach Gonholt brachte.
»Ich verstehe nicht, warum wir nicht noch ausschlafen konnten«, quiekte Marten und fasste sich an den Kopf. Sein Fell stand in alle Richtungen ab.
»So früh ist nicht viel los auf den Straßen«, erklärte Saira.
»Aber ob wir gegen Mittag in Gonholt aufschlagen oder heute Abend, macht doch keinen Unterschied, oder?«, beharrte der Squan.
Langsam wanderten alle Blicke zu Rob. Er wusste nicht, was sie von ihm hören wollten. Er war kein verdammtes Orakel, er konnte auch nicht in die Zukunft sehen. Alles, was er wusste, teilte er mit ihnen. »Ich weiß es nicht«, sagte er ehrlich. »Aber wir sollten keine Zeit verschwenden.« Die Stimme in seinem Kopf war klar und fordernd gewesen.
»Wie kann es Verschwendung sein, sich noch ein- oder viermal im Bett umzudrehen? Nur ein ausgeschlafener Geist«, murmelte Marten und gähnte, »ist ein aufmerksamer.«
»Du hast früher jeden Wecker verpennt«, mischte sich Ethan ein. »Irgendwann habe ich ihn quer durchs Zimmer gegenüber dem Bett aufgestellt, doch du hast einfach durchgeschlafen. Selbst als der Feueralarm ging, bist du liegen geblieben.«
»Es war ein Fehlalarm«, protestierte Marten.
»Was du in dem Moment nicht wissen konntest«, entgegnete Ethan.
»Wie auch immer. Wenn ich nachher bei der großen Veränderung einschlafe, dann will ich keine Beschwerden hören!«
»Nächstes Mal feierst du einfach ein bisschen weniger und dann ist das auch kein Problem«, erwiderte Saira.
»Nehmt mir noch das letzte Stück Lebensfreude und ich verzichte auf meine Existenz in der Ewigkeit«, brummte der Squan.
Rob wusste, dass es in seinem Naturell lag, nicht klein beizugeben. »Ich bin mir sicher, dass dir Elia Anasia gerne diesen Gefallen getan hätte. Leider kann sie das aber nicht mehr.«
»Es ist gut, dass wir uns zumindest darüber keine Sorgen mehr machen müssen«, sagte Marten. »Sie können uns einkerkern, aber nicht hinrichten.«
»Eine Sorge weniger«, stimmte Rob zu. »Was glaubt ihr, was es mit Orwin auf sich hat? Er schien mir … anders.«
»Anders ist noch nett ausgedrückt«, brummte Ethan. »Wie ein Schauspieler, der nicht mitbekommen hat, dass das Theaterstück vorbei ist.«
»Irgendwas ist anders mit dem Kerl«, gab Marten zu.
Die Worte rüttelten Erinnerungen in Rob frei. Er war auch anders gewesen, als er in diese Welt gekommen war, und man hatte es ihn spüren lassen. Schlussendlich hatte Lunita ihn deshalb verraten, und die Scharfrichterin hatte ihn auf dem Palastplatz auslöschen wollen.
»Aber das alleine ist es nicht«, beharrte Rob.
»Sein England ist nicht unser England«, sagte Saira.
»Wie meinst du das?«, fragte Rob und schirmte die Augen ab, als sie den schattigen Wald verließen und auf die große Straße traten. Ein Wegweiser zeigte nach Osten in Richtung Gonholt. Links und rechts wurde der Weg von großen Weizenfeldern gesäumt. Am Horizont sah Rob Vogelscheuchen, die in den Himmel ragten und die Vögel, die wie die Monsterraten oft nicht nur Vögel waren, vertreiben sollten.
»Er redet die ganze Zeit zwar von England, aber wie er darüber redet … Als wäre er eine Art Zeitreisender.« Saira schaute in die Runde. »Aber als ich gestorben bin, hatte die Menschheit noch keine Zeitreisen erfunden. Wer weiß, was sich da draußen getan hat.«
»Und dann faselt er immer von seiner Lady Bompton«, grummelte Ethan.
»Bampton!«, erschallte eine schrille Stimme und neben ihnen erschien die Gestalt Orwins. Der Eollyan materialisierte sich scheinbar aus dem Nichts. »Nehmt diesen Namen nicht so leichtfertig in den Mund.«
Rob und die anderen zuckten zusammen.
»Wie?«, fragte er und schaute den Schurken fassungslos an.
»Ich bin mit den Schatten verschmolzen und habe euch begleitet. Ihr dachtet doch nicht, dass ich artig meine Hände im Schoß falte, einen Tee trinke, ein Stück Kuchen esse und darauf warte, dass diese missliche Lage sich von selbst legt? Ich bin ein Mann der Taten und deshalb hat sich Lady Bampton auch in mich verliebt. Ein Mann, der sein Schicksal nicht selbst in die Hand nimmt, ist ein Mann, der sein Glück in die Hände anderer legt, pflegte mein Großvater immer zu sagen.«
»Mit welchen Schatten bist du verschmolzen?«, fragte Rob. Weit und breit war nichts, das einen hätte werfen können.
Orwin sah sich um und gab verdattert zu: »Berechtigte Frage und ein aufmerksames Auge, junger Mann, das muss ich eingestehen. Ich glaube, für diese Fähigkeit ist es nicht essenziell, dass Schatten wirklich vorhanden ist. Es soll mehr eine atmosphärische Beschreibung sein.«
Rob ließ die Erklärung durchgehen. In Avataris begegneten ihm immer wieder Sachen, die keinen Sinn ergaben, wenn er genauer hinsah. Da waren ein paar fehlende Schatten noch das geringste Problem.
»Ich unterbreche euren kleinen physikalischen Exkurs über die Sonneneinstrahlung und den damit verbundenen Schattenwurf ja wirklich nur ungern«, mischte sich Marten ein, »aber was verdammt tust du hier?«
Tausende von E-Books und Hörbücher
Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.
Sie haben über uns geschrieben: