Extrabiblische Schriften: Alt- und Neutestamentliche Apokryphen und Pseudepigraphen - Ulrich R. Rohmer - E-Book

Extrabiblische Schriften: Alt- und Neutestamentliche Apokryphen und Pseudepigraphen E-Book

Ulrich R. Rohmer

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Beschreibung

Anstatt nun in unendlichen Kanondiskussionen verloren zu gehen in der Hoffnung, die Frage zu klären, ob es einen rechten und gültigen Kanon gäbe, der von Gott bestätigt sei, sollte jeder interessierte Leser einfach damit beginnen, seine oder ihre Vorurteile beim Lesen verschiedener Texte gleichsam zu „übersteigen“ (transzendieren) – das Feld ist einfach riesig und extrem interessant. Jeder geneigte Student wird erstaunt sein über den Reichtum, den die Texte bereithalten: das betrifft nicht zuletzt verschiedene Blickwinkel und vielfache Querverbindungen. Und damit sehen wir den tiefen Grund, warum jeder Student der Bibel ein solides Verständnis der vielfältigen extrabiblischen Texte benötigt, den so genannten Apokryphen und Pseudepigraphen. Dieses Buch ist eine Art Navigator durch den unüberblickbaren Ozean, genannt Internet, um frei zugängliche Text zu finden. Immer noch sind Apokryphen und Pseudepigraphen in Buchform extrem teuer, und viele sind auch heute gar nicht in Buchform veröffentlicht, schon gar nicht in Deutsch. Im Netz allerdings (und vornehmlich in der englischsprachigen Welt) findet man fast alles. Ich nenne viele Quellen, und ich hoffe, dass viele Leser lieben werden, was sie zu lesen bekommen. Apokryphen und Pseudepigraphen gehören ohne Zweifel zu den aufregendsten Sachen, die menschliche Geister und Seelen jemals geschaffen haben…

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Ulrich R. Rohmer

Extrabiblische Schriften: Alt- und Neutestamentliche Apokryphen und Pseudepigraphen

Ein Navigator zu frei lesbaren Texten

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Einleitung

Menschen teilen die göttliche Gabe, Worte zu gebrauchen, Grammatik und Sätze, um zu sprechen, und durch Entdeckung von Zeichen und Nummern, wodurch sich Gedanken durch phonetische Akte ausdrücken ließen, wurde es nun möglich, das zu schreiben und aufzuzeichnen, was gesprochen ist und wurde. Es gibt eine lustige Bemerkung von Platon in einer seiner Schriften (Phaidros):

 

Sokrates: Ich habe also vernommen, zu Naukratis in Ägypten sei einer der dortigen alten Götter gewesen, dem auch der heilige Vogel, den sie ja Ibis nennen, eignete; der Dämon selbst aber habe den Namen Theuth. Dieser habe zuerst Zahl und Rechnung erfunden, und Mathematik und Sternkunde, ferner Brettspiel und Würfelspiel, ja sogar auch die Buchstaben. Weiter aber, da damals über ganz Ägypten Thamus König war in der großen Stadt des oberen Bezirks, welche die Hellenen das ägyptische Theben nennen, wie sie den dortigen Gott Ammon nennen, – so kam der Theuth zu diesem und zeigte ihm seine Künste und sagte, man müsse sie nun den anderen Ägyptern mitteilen. Der aber fragte, was für einen Nutzen eine jede habe? Indem er's nun auseinandersetzte, so wußte er, wie ihm jener etwas gut oder nicht gut zu sagen dünkte, es bald zu tadeln, bald zu loben. Vieles nun soll da Thamus dem Theuth über jede Kunst in beiderlei Richtung frei heraus gesagt haben, was durchzugehen viele Worte fordern würde. Als er aber an den Buchstaben war, sagte der Theuth: »Diese Kenntnis, o König, wird die Ägypter weiser und erinnerungsfähiger machen; denn als ein Hilfsmittel für das Erinnern sowohl als für die Weisheit ist sie erfunden.« Er aber erwiderte: »O du sehr kunstreicher Theuth! Ein anderer ist der, der das, was zur Kunst gehört, hervorzubringen, ein anderer aber der, der zu beurteilen vermag, welchen Teil Schaden sowohl als Nutzen sie denen bringe, die sie gebrauchen werden. So hast auch du jetzt, als Vater der Buchstaben, aus Vaterliebe das Gegenteil von dem gesagt, was ihre Wirkung ist. Denn Vergessenheit wird dieses in den Seelen derer, die es kennenlernen, herbeiführen durch Vernachlässigung des Erinnerns, sofern sie nun im Vertrauen auf die Schrift von außen her mittelst fremder Zeichen, nicht von innen her aus sich selbst, das Erinnern schöpfen. Nicht also für das Erinnern, sondern für das Gedächtnis hast du ein Hilfsmittel erfunden. Von der Weisheit aber bietest du den Schülern nur Schein, nicht Wahrheit dar. Denn Vielhörer sind sie dir nun ohne Belehrung, und so werden sie Vielwisser zu sein meinen, da sie doch insgemein Nichtswisser sind und Leute, mit denen schwer umzugehen ist, indem sie Scheinweise geworden sind, nicht Weise« (http://www.texturen-online.net/methodik/platon/phaidros/).

 

Das sind ziemlich ungewöhnliche Gedanken für heutige Leser. Tatsächlich nimmt Platon hier einen Gedanken auf, der zwei Einsichten seiner Zeit miteinander verbindet: 1. Buchstaben sind eine dämonische (oder göttliche) Erfindung (Theuth), und 2. wird diese Erfindung Vergessenheit hervorbringen in denen, welche diese nutzen, weil sie ihre Erinnerung nicht nutzen, wie wir im Text lesen. Erinnern wir uns: um 850 v. Chr. hat Homer seine Geschichten mündlich erzählt und gesungen (Illias und Odysee), anstatt sie aufzuschreiben. Homer stand in der Tradition des Sängers, und alles, was er sprach und sang, kam aus seiner Erinnerung. Es waren andere, die seine Texte aufschrieben, möglicherweise auch aus Erinnerung. Die Sängertradition (so genannte Barden) ist selbst heute noch lebendig. Wir wissen von einigen bewegenden Zeugnissen über Barden im 20. Jahrhundert, die in der Lage waren, einige Abende zu füllen mit Geschichten und Liedern, ohne selbst lesen und schreiben zu können.

 

Das Phänomen des Vergessens in den Seelen derer, die es kennenlernen (so im Phaidros), hat schon seinen Wert – wir können das heute ziemlich klar sehen 2500 Jahre nach Platon und 3000 Jahre nach Homer. Moderne Technologie hat die Menschen im Westen gewissermaßen mental faul gemacht, wenn es um einfache Mathematik geht oder das Auswendiglernen von Gedichten und genauen, aber längeren Texten. Ja, Platons Einspruch gegen den Gebrauch von Buchstaben scheint in der Tat in die richtig Richtung zu weisen, allerdings musste es so kommen, wie es kam, und Menschen müssen sich damit auseinander setzten. Theuth, der Dämon (oder Gott), gab den Menschen Buchstaben, ähnlich wie Prometheus der Menschheit göttliches Feuer schenkte. Die Geschichte kann nicht mehr geändert werden, obgleich viele Führer in der Geschichte dies versucht haben: sie verboten dem Volk, Lesen und Schreiben zu lernen, um sie leichter unterdrückt zu halten.