Fass mich nicht an! - Reinhold Ruthe - E-Book

Fass mich nicht an! E-Book

Reinhold Ruthe

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Beschreibung

Reinhold Ruthe widmet sich einem gerne verdrängten Thema: sexueller Missbrauch. Betroffene Kinder müssen im Schnitt acht (!) Erwachsene ansprechen, bis man sie ernst nimmt. Was können wir tun, um unsere Kinder und Jugendlichen – in Gemeinde und Familie – besser zu schützen? Der Familientherapeut beschreibt Fallbeispiele aus der Praxis, nennt die Merkmale, auf die man bei Kindern achten sollte, gibt Tipps für eine gelungene Sexualerziehung und klärt auf über Maßnahmen zur Prävention. Der bekannte Familientherapeut Reinhold Ruthe über sexuelle Gewalt. Ein Muss für Kinder- und Jugendmitarbeiter sowie alle Eltern.

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Seitenzahl: 160

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Reinhold Ruthe

Fass mich nicht an!

Sexueller Missbrauch

Informieren, Erkennen, Sensibilisieren

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86506-881-1

© 2016 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: fotolia © Phils Photography

Satz: Brendow Web & Print, Moers

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.brendow-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Kapitel 1:

Was ist sexueller Missbrauch?

Kapitel 2:

Die Opferrolle der Missbrauchten

Kapitel 3:

Das Sexualwesen Mensch – die positive Deutung

Kapitel 4:

Die kritische Seite der Sexualität

Kapitel 5:

Wahre und falsche Männlichkeit – Herrschaftsverhalten und Gewalt

Kapitel 6:

Sexueller Missbrauch – Therapiebeispiel eines Täters

Kapitel 7:

Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der Odenwaldschule

Kapitel 8:

Sexueller Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen

Kapitel 9:

Wie kann Sexualerziehung heute gelingen? Prävention und Verhaltensauffälligkeiten bei missbrauchten Kindern

Literaturhinweise

Stichwortverzeichnis

Weitere Bücher

Vorwort

Der sexuelle Missbrauch ist eines der abscheulichsten Verbrechen, die junge Heranwachsende und Erwachsene anderen Menschen zufügen. Der sexuelle Missbrauch ist so alt wie die Menschheit. Durch die Menschheitsgeschichte und auch durch die Kirchengeschichte zieht sich das Thema wie ein roter bzw. vielmehr dunkler Faden.

Gott hat den Menschen mit Sexualität und als sexuelles Wesen geschaffen. Es ist ein wunderbares und beglückendes Geschenk, gleichzeitig öffnet es Tor und Tür für Missbrauch, für Abwege, für Irrwege, für Sünde. Schon in der Bibel werden uns Missbrauchsfälle berichtet. David vergreift sich an Bathseba, die er nackt beim Baden beobachtet hat. Sodom und Gomorrha sind Städte, die bis heute als Metaphern dienen, um sexuelles Durcheinander und Sexualität auf Abwegen zu schildern.

Im antiken Griechenland war die „Liebe“ mit einem Knaben normal, und im alten Rom war auch die Prostitution eines jungen Sklaven gang und gäbe. Im 18. Jahrhundert wurden sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern scharf verurteilt.

Alles, was wir heute im Zeitalter größtmöglicher Freiheit und Selbstverwirklichung erleben, ermöglicht auch die Freiheit zum Missbrauch.

Spätestens seit den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts hat sich so etwas wie eine sexuelle Revolution ereignet. Die amerikanische Philosophin und Chefideologin des Gender-Mainstreamings leugnete die Bedeutung der biologischen Geschlechtspolarität von Mann und Frau. Der Feminismus feierte Triumphe. Viele bis dato selbstverständliche Normen der Sexualität wurden infrage gestellt:

Mutterschaft und Familie erfahren eine Abwertung,

Abtreibung bzw. vielmehr der Mord im Mutterleib wird selbstverständliches „Menschenrecht“,

die erwerbstätige Frau wird zum Leitbild statt zur Option,

die Heterosexualität als Normrichtlinie wird infrage gestellt.

Freche Parolen begeisterten Jugendliche und vor allem junge Erwachsene:

„Macht kaputt, was euch kaputt macht!

Kampf der bürgerlichen Kleinfamilie!

Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment!

Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren!“

Im Jahre 2015 sieht oberflächlich alles ruhiger und zivilisierter aus. Doch die Revolution hat stattgefunden. Die Saat ist aufgegangen. Die Meinung in Kirchen und Freikirchen ist umstritten. Konservative, strenggläubige und liberalere Kritiker stehen sich gegenüber.

Links ist in, rechts ist out, links wird hof- und salonfähig. Der libidinösen Moral wird das Wort geredet. Intoleranz gegen jede Einschränkung der sexuellen Freiheit. Die herrschaftsfreie Gesellschaft wird hochgelobt.

Das Pornografieverbot wurde in Deutschland 1973 aufgehoben. Sexualität in allen Formen und Abgründen darf gezeigt werden. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, dass der Bundestagsabgeordnete Edathy, der Bilder von nackten Kindern auf dem Laptop gespeichert hatte, im Jahre 2015 freigesprochen wurde.

Im 20. Jahrhundert begann man, Kinderschutzprogramme aufzustellen. Der Völkerbund in Genf verabschiedete 1924 ein solches Gesetz mit fünf Punkten.

Kinderschutz beinhaltet heute,

dass Kinder das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben,

dass Kinder Schutz genießen vor allen Formen der sexuellen Ausbeutung und der sexuellen Gewalt.

Leider sind sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt dennoch allgegenwärtig. Jedes Jahr kommen etwa 12.000 bis 15.000 Fälle in Deutschland zur Anzeige. Fachleute schätzen, dass die Dunkelziffer etwa 10- bis 15-fach höher liegt. Besonders dramatisch sind die Missbrauchsfälle,

die sich in Familien,

in der Verwandtschaft,

in der Nachbarschaft und Bekanntschaft abspielen.

Drei Viertel aller gemeldeten Missbrauchszahlen geschehen im sozialen Nahbereich. Auch in Heimen, Schulen und Vereinen. Die unterschiedlichen Forschungen ergeben bis 2015, dass etwa jedes vierte Mädchen und jeder neunte Junge Opfer sexuellen Missbrauchs wurde.

Mir wurden in meiner Praxis als Christ, Seelsorger und Psychotherapeut in den vergangenen Jahrzehnten viele Missbrauchsfälle geschildert. Die Scham der Betroffenen ist riesengroß, weil sie Eltern, Verwandten, auch verantwortlichen Christen und Predigern zum Opfer fielen. Sie haben geschwiegen und von Anzeigen Abstand genommen. Sie haben geschwiegen, weil viele auch völlig unaufgeklärt, hilflos und verunsichert waren.

Gründlich soll in diesem Buch über Prävention, über Verhütung, sachliche Aufklärung und Schutz für Kinder und Jugendliche nachgedacht werden. Unkenntnis und Schweigen machen Kinder wehrlos und mobilisieren die Täter.

Gott schenke allen Lesern neue Einsichten in die unterschiedlichen Wege und Abwege der Sexualität des Menschen und die Kraft, hilfreiche Entscheidungen zu treffen.

KAPITEL 1

Was ist sexueller Missbrauch?

Es geht beim sexuellen Missbrauch um willentliche sexuelle Handlungen, wobei über die Geschlechtsorgane sexuelle Befriedigung herbeigeführt werden soll. Zwischen Opfer und Täter besteht in der Regel keine Freiwilligkeit. Den sexuellen Missbrauch gibt es nicht, denn die Praxis zählt viele unterschiedliche Formen sexuellen Missbrauchs auf. Sexueller Missbrauch geschieht am häufigsten zwischen Erwachsenen und Kindern, aber er findet auch zwischen Erwachsenen und Verheirateten statt. Die wichtigsten Missbrauchsfälle sind:

Erwachsene oder ältere Jugendliche befriedigen sich am Körper eines Kindes oder lassen sich von Kindern befriedigen;

homosexuelle Männer als Erzieher oder Aufsichtspersonen befriedigen sich an männlichen Jugendlichen;

heterosexuelle Männer als Erzieher oder Aufsichtspersonen befriedigen sich an Kindern und Jugendlichen weiblichen Geschlechts;

Männer unterschiedlichen Alters erpressen Mädchen oder Frauen, um sich dann an ihnen zu befriedigen;

verheiratete Männer vergewaltigen ihre Partnerinnen;

sexueller Missbrauch beginnt schon, wenn Väter, Stiefväter oder Großeltern intime Küsse verabreichen, um unter Umständen später mehr zu erreichen;

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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