Feldpostbriefe und Tagebücher - Bernhard Richter - E-Book

Feldpostbriefe und Tagebücher E-Book

Bernhard Richter

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Beschreibung

70 Jahre alte Feldpostbriefe und Tagebuch-Aufzeichnungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind beeindruckende und anschauliche Zeugnisse aus einer verheerenden Epoche des 20. Jahrhunderts. Die Briefe schildern das Einzelschicksal eines Arztes auf einer persönlichen Ebene einerseits, dokumentieren aber andererseits auch den historischen Raum des Kriegsgeschehens. Familiengeschichte und Zeitgeschichte überlagern sich. Nach einer so langen Zeitspanne leben heute nur noch wenige Menschen, die den Autor der Briefe gekannt haben. Aber die Aufzeichnungen bieten den nachfolgenden Generationen die Chance, sich ein Bild zu machen von der Zeit zwischen 1940 und 1945. Die Manuskripte und Notizen können eine Inspiration sein für unser Vorstellungsvermögen. Sie sind so lebendig und konkret, dass wir den Zeitgeist von damals erahnen können. Null Papier Verlag

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Bernhard Richter

Feldpostbriefe und Tagebücher

1940-1945

Bernhard Richter

Feldpostbriefe und Tagebücher

1940-1945

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-962814-16-8

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Vor­wort

Kurz­bio­gra­phie des Brief­au­tors

Feld­post­brie­fe 1940/41

25.06.1940

19.07.1940

14.02.1941

01.04.1941

21.04.1941

13.05.1941

20.05.1941

02.06.1941

09.06.1941

12.06.1941

17.06.1941

02.08.1941

13.08.1941

30.08.1941

09.09.1941

03.12.1941

Feld­post­brie­fe 1942

10.01.1942

15.01.1942-I

15.01.1942-II

28.01.1942

13.02.1942

20.02.1942

28.02.1942

08.03.1942

12.03.1942

26.03.1942

16.04.1942

25.04.1942

30.04.1942

04.05.1942

18.05.1942

26.05.1942

03.06.1942

11.10.1942

30.10.1942

23.11.1942

01.12.1942

13.12.1942

15.12.1942

16.12.1942

26.12.1942

Feld­post­brie­fe 1943/44

06.01.1943

10.01.1943

16.01.1943

18.01.1943

14.02.1943

28.02.1943

27.03.1943

27.04.1943

05.05.1943

13.05.1943

29.10.1944

Ta­ge­buch I

01.04.1945

03.04.1945

09.04.1945

15.04.1945

23.04.1945

29.04.1945

06.05.1945

08.05.1945

13.05.1945

20.05.1945

24.05.1945

03.06.1945

Ta­ge­buch II

24.06.1945

28.06.1945

29.06.1945

08.07.1945

12.07.1945

22.07.1945

29.07.1945

12.08.1945

20.08.1945

26.08.1945

02.09.1945

09.09.1945

16.09.1945

23.09.1945

29.09.1945

Dan­ke

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Sach­bü­cher bei Null Pa­pier

Auf­stand in der Wüs­te

Das Le­ben Jesu

Vom Krie­ge

Ge­schmacks­ver­ir­run­gen im Kunst­ge­wer­be

An­sich­ten der Na­tur

Über den Um­gang mit Men­schen

Die Kunst Recht zu be­hal­ten

Wal­den

Rö­mi­sche Ge­schich­te

Der Un­ter­gang des Abend­lan­des

und wei­te­re …

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FÜR MONA

»Le­ben heißt, be­harr­lich ei­ner Erin­ne­rung nach­zu­spü­ren.«

Pa­trick Mo­dia­no

»Kind­heits­er­in­ne­run­gen sind oft klei­ne De­tails, die sich ab­he­ben vor dem Nichts.«

Pa­trick Mo­dia­no

»Das Schwei­gen, das tie­fe Ver­schwei­gen, be­son­ders wenn es Tote meint, ist letzt­lich ein Va­ku­um, das das Le­ben ir­gend­wann von selbst mit Wahr­heit füllt.«

Ralf Roth­mann

Vorwort

Hun­der­te von Feld­post­brie­fen hat mein Va­ter wäh­rend des 2. Welt­kriegs ge­schrie­ben; 52 da­von sind er­hal­ten ge­blie­ben:

42 hand­schrift­li­che Brie­fe aus den Jah­ren 1940--1944,

10 Brie­fe als Durch­schlä­ge von Schreib­ma­schi­nen­sei­ten;

aus­ser­dem zwei Ta­ge­bü­cher von April 1945 bis Sep­tem­ber 1945.

Die­se 70--75 Jah­re al­ten Feld­post­brie­fe -- in der an­spre­chen­den, gleich­mä­ßi­gen Hand­schrift mei­nes Va­ters -- wa­ren nicht im­mer leicht zu ent­zif­fern. Das Brief­pa­pier ist ver­gilbt, die Tin­te ver­blasst. Bei fast al­len Brie­fen ist das Cou­vert noch voll­stän­dig er­hal­ten ge­blie­ben: ver­se­hen mit Ta­ge­s­stem­pel, Adres­se und Feld­post­stem­pel; der Ab­sen­der auf der Rück­sei­te des Um­schlags ist kom­plet­tiert mit Dienst­grad und Feld­post­num­mer.

Die Adres­sa­ten der Feld­post­brie­fe sind die Schwie­ger­el­tern des Au­tors: Anna und Jo­hann Dü­sing aus Gel­sen­kir­chen-Horst.

Jo­hann Dü­sing (1877--1950) und Anna Dü­sing (1884--1958)

Han­ny Dü­sing mit ih­ren Ge­schwis­tern Heinz, Hans, Bern­hard, Rudi und Irm­gard, ca. 1923

Bern­hard Rich­ter (Mit­te) mit sei­nen Brü­dern Herr­mann, Jo­sef und Eu­gen, ca. 1920

In den Brie­fen fal­len häu­fig die Na­men der Ge­schwis­ter Dü­sing: Han­ny Ist die Äl­tes­te, die üb­ri­gen sind Hans, Heinz, Bern­hard, Rudi, Irm­gard und An­ne­mie. Von den Brü­dern des Ver­fas­sers wer­den Phil­ipp, Herr­mann, Jo­sef und Eu­gen Rich­ter er­wähnt.Von den zahl­lo­sen Brie­fen an sei­ne Frau (»an Han­ny schrei­be ich fast je­den Tag«) exis­tie­ren lei­der nur noch die 10 Schreib­ma­schi­nen­ko­pi­en. Die bei­den Ta­ge­bü­cher des Brief­au­tors -- auch adres­siert an sei­ne Frau -- sind hand­schrift­lich auf li­nier­te DinA4-Dop­pelbö­gen ge­schrie­ben, sie da­tie­ren vom 1.4.1945 -- 3.6.1945 (I) und vom 24.6.1945 -- 29.9.1945 (II).

Die­se an­ge­staub­ten Feld­post­brie­fe und Ta­ge­buch-Auf­zeich­nun­gen sind nicht ein­fach plötz­lich ir­gend­wo auf­ge­taucht oder in ei­ner ge­hei­men Scha­tul­le ge­fun­den wor­den -- nein -- sie wa­ren mei­nes Wis­sens je­der­zeit zu­gäng­lich und auf­zu­fin­den, ver­staut in ei­nem klei­nen Papp­kar­ton im Vi­tri­nen­schrank mei­ner El­tern. Dort wur­den sie lan­ge Zeit von uns Kin­dern nicht wahr­ge­nom­men oder nicht an­ge­rührt. Sie wa­ren wohl -- auch für uns als Er­wach­se­ne -- mit ei­nem Tabu be­legt.

Als Ers­tes habe ich dann ir­gend­wann die Ta­ge­buch-Auf­zeich­nun­gen mei­nes Va­ters ge­le­sen, das war ei­ni­ge Jah­re nach sei­nem Tod im Jahr 2001. Im­mer noch mit dem Ge­fühl, ein Ein­dring­ling in die Pri­vat­sphä­re mei­ner El­tern zu sein, habe ich die­se Ma­nu­skrip­te mit Er­stau­nen und Neu­gier stu­diert und dann doch wie­der zur Sei­te ge­legt.

Jetzt erst -- seit 2014 -- wo ich sel­ber schon ein paar Jah­re äl­ter bin als die Brie­fe mei­nes Va­ters aus dem Krieg, fin­gen sie an, einen großen Reiz auf mich aus­zuü­ben und ein nach­hal­ti­ges In­ter­es­se in mir wach­zu­ru­fen. Ich ver­tief­te mich in die­se Va­ter-Hand­schrift und muss­te im­mer wei­ter­le­sen, einen re­gel­rech­ten Sog ver­spü­rend, der von die­sen Ma­nu­skrip­ten aus­ging. Und heu­te fra­ge ich mich: wann habe ich mich je­mals in­ten­si­ver mit der Ge­dan­ken- und Ge­fühls­welt mei­nes Va­ters aus­ein­an­der­ge­setzt als bei der Lek­tü­re die­ser Brie­fe und Ta­ge­buch-Auf­zeich­nun­gen? Sie be­schert mir eine ganz neue Be­geg­nung mit ihm und trans­por­tiert Erin­ne­run­gen an mei­ne frü­he Kind­heit wäh­rend des 2. Welt­kriegs. So be­gab ich mich auf eine in­ves­ti­ga­ti­ve Spu­ren­su­che nach mei­nem (mir ziem­lich un­be­kann­ten) Kind­heits-Va­ter und nach mir selbst als Toch­ter und Kriegs­kind. Und die­se Spu­ren­su­che führ­te auch dazu, dass ich jetzt -- erst spät -- mit den Brie­fen als Aus­lö­ser -- be­gann, mich mit ge­ne­ra­ti­ons­über­grei­fen­den Prä­gun­gen durch den Krieg zu be­schäf­ti­gen.

Die Idee, sei­ne hand­schrift­li­chen Brie­fe und Auf­zeich­nun­gen zu ord­nen und zu tran­skri­bie­ren und so­mit leich­ter les­bar zu ma­chen, war zu­nächst ein Akt der neu­gie­ri­gen Freu­de und der Selbst­ver­ge­wis­se­rung: als klei­nes Kind konn­te ich mich in den Brie­fen wie­der­fin­den. Die Zeit der in­ten­si­ven Tran­skrip­ti­on lös­te dann so et­was wie einen in­ne­ren Dia­log mit mei­nem Va­ter aus, so, als ob er noch leb­te. Das Zu­sam­men­su­chen von Fo­tos aus die­ser Zeit (aus dem Fa­mi­li­en­fun­dus und dem Fo­to­be­stand von hilf­rei­chen Ver­wand­ten) folg­te si­cher auch ei­nem nost­al­gi­schen Be­dürf­nis, die­se ers­ten Jah­re der Kind­heit im Aus­nah­me­zu­stand des Krie­ges aus der Erin­ne­rung her­auf­zu­ho­len und die da­ma­li­gen Ver­wandt­schafts-Kon­stel­la­tio­nen, auf die in den Brie­fen Be­zug ge­nom­men wird, zu be­leuch­ten. Die Fo­tos von ver­schie­de­nen Kriegs­schau­plät­zen, die mein Va­ter selbst mit­ge­bracht hat, sind von ihm auf der Rück­sei­te mit An­ga­be von Ort und Zeit ge­kenn­zeich­net.

Die durch den Krieg er­schüt­ter­te Le­bens­welt mei­ner El­tern wur­de bei der Brief-Lek­tü­re zwangs­läu­fig le­ben­dig, nicht mit der Di­stanz von 70 Jah­ren, son­dern ganz ge­gen­wär­tig: Ne­ben vie­len an­de­ren Ein­drücken drängt sich mir un­aus­lösch­lich das Bild ei­ner jun­gen Mut­ter auf -- mei­ner Mut­ter -- die in den Näch­ten bei Bom­ben­alarm ihre bei­den klei­nen Kin­der -- Rai­ner (geb. 1937) und Ulla (geb. 1940) -- ent­we­der in den ei­ge­nen pro­vi­so­ri­schen Schutz­kel­ler, in dem auch an­de­re Haus­be­woh­ner Zuf­lucht such­ten, oder in den großen Luft­schutz­raum der be­nach­bar­ten Spar­kas­se brin­gen muss­te, wo vie­le Nach­barn zu­sam­men­ka­men. Mein Bru­der er­in­nert sich, dass bei­de El­tern ver­zwei­felt ge­weint ha­ben, wenn sie sich nach ei­nem kur­z­en Ur­laub mei­nes Va­ters wie­der tren­nen muss­ten. Mei­ne Mut­ter war al­lein und wuss­te nicht, ob und wann ihr Mann aus dem Krieg zu­rück­kommt.

Die­ses in­ten­si­ve »Nach­füh­len« hat bei mir Erin­ne­rungs­schü­be und Ima­gi­na­tio­nen in Gang ge­setzt; und das nach­drück­li­che Be­stre­ben, mich mit vie­len of­fe­nen Fra­gen zum 2. Welt­krieg zu be­fas­sen, wur­de durch die Brief-Lek­tü­re zu ei­nem re­gel­rech­ten »Muss«.

Es war dann ein na­he­lie­gen­der Ge­dan­ken­schritt, die Tran­skrip­te als Do­ku­ment auch an­de­ren zu­gäng­lich zu ma­chen: vor al­lem der Fa­mi­lie, den we­ni­gen noch le­ben­den Ver­wand­ten und Freun­den, die mei­nen Va­ter per­sön­lich kann­ten, und Men­schen aus mei­nem Freun­des- und Be­kann­ten­kreis, bei de­nen ich ein In­ter­es­se an ei­ner sol­chen Do­ku­men­ta­ti­on ver­mu­te.

Zu­nächst kos­tet es Über­win­dung, die­se Auf­zeich­nun­gen der Pri­vat­sphä­re zu ent­zie­hen; es han­delt sich ja um sehr per­sön­li­che Brie­fe, die nur für we­ni­ge Men­schen und ganz be­stimmt nicht für ein grö­ße­res Le­se­pu­bli­kum ge­dacht wa­ren.

In­zwi­schen -- 70 Jah­re nach ih­rer Auf­zeich­nung -- sind sie aber auch zu ei­nem Zeit­do­ku­ment ge­wor­den, und es wäre be­dau­er­lich, sie we­gen ih­rer Pri­va­t­heit ru­hen zu las­sen; im Ge­gen­teil: es ist so na­he­lie­gend, den Brief-Nach­lass aus der Ver­sen­kung zu be­frei­en, dass wir uns von die­sen Schrif­ten be­rüh­ren las­sen und sie als Zeug­nis ei­ner zwar längst ver­gan­ge­nen, aber noch im­mer nach­wir­ken­den Zeit wahr­neh­men.

Die Feld­post­brie­fe mei­nes Va­ters sind ge­kenn­zeich­net von sei­ner Lie­be zur Fa­mi­lie und sei­ner schmerz­haf­ten Sehn­sucht nach ihr, von sei­ner Sor­ge um die Ver­wand­ten; von ab­so­lu­tem Gott­ver­trau­en und tiefer Fröm­mig­keit, und von ei­nem all­um­fas­sen­den Pf­licht­ge­fühl, ge­paart mit Op­ti­mis­mus und Durch­hal­te­ver­mö­gen. So hat er in sei­ner Auf­ga­be als »Arzt im Krieg« Er­fül­lung ge­fun­den und den Sinn des Krie­ges -- dem Zeit­geist fol­gend -- Zu­nächst nicht in Fra­ge ge­stellt. Die Brie­fe spre­chen für sich selbst.

Kriegs­schau­plät­ze wa­ren für mei­nen Va­ter Frank­reich, Bul­ga­ri­en, Grie­chen­land, Bel­grad, Russ­land/Ukrai­ne, Ita­li­en, Slo­we­ni­en, Ös­ter­reich.

Wie sah für einen Trup­pen­arzt der nor­ma­le Ablauf der Ver­wun­de­ten­ver­sor­gung aus? »In der Re­gel konn­ten die bei­den Sa­ni­täts­kom­pa­ni­en je­der Hee­res-Di­vi­si­on zwei Haupt­ver­band­splät­ze (HVP) und ein Feld­la­za­rett ein­rich­ten, von hier aus hat­ten die Kran­ken­trans­port-Ab­tei­lun­gen der Ar­mee die wei­te­re Rück­fühm­ng und Ver­tei­lung der Ver­wun­de­ten zu über­neh­men. Auf den HV-Plät­zen, die in großen Zel­ten oder nach Mög­lich­keit in Häu­sern ein­ge­rich­tet wur­den, fand die ers­te fach­ärzt­lich-chir­ur­gi­sche Ver­sor­gung statt. Von den HV-Plät­zen er­folg­te mög­lichst bald ein Wei­ter­trans­port. Leicht­ver­wun­de­te ka­men zu den Kran­ken­sam­mel­stel­len und dann -- so­bald ihre bal­di­ge Ge­ne­sung und Rück­kehr zur Tmp­pe vor­aus­zu­se­hen war -- in so­ge­nann­te Leicht­kriegs­la­za­ret­te im rück­wär­ti­gen Front­be­reich. Schwer­ver­wun­de­te wur­den durch Sa­ni­täts­kraft­wa­gen (»San­kas«) zu den min­des­tens 20-30 km hin­ter der Front zu­rück­lie­gen­den Feld­la­za­ret­ten ge­bracht, die oft in Schu­len, Kran­ken­häu­sern oder ent­spre­chend grö­ße­ren Ge­bäu­den un­ter­ge­bracht wa­ren und etwa 200-300 Schwer­ver­wun­de­ten für ei­ni­ge Zeit fes­te Un­ter­kunft bo­ten. Nach­teil die­ser Feld­la­za­ret­te bei der üb­li­chen be­weg­li­chen Kampf­füh­rung -- Vor- oder Rück­marsch -- war al­ler­dings, dass sie sehr häu­fig ver­legt wer­den muss­ten.«1

Alle An­ge­hö­ri­gen der Sa­ni­täts­diens­te tru­gen deut­lich sicht­ba­re Rote-Kreuz-Arm­bin­den an den Uni­for­men, was viel­leicht einen ge­wis­sen zu­sätz­li­chen Schutz be­deu­te­te.

Auch wenn sich Man­ches aus den Be­rich­ten mei­nes Va­ters »wie aus der Som­mer­fri­sche ge­schrie­ben« an­hört, wird er als Trup­pen­arzt vie­les er­lebt ha­ben, wo­von er nicht be­rich­ten konn­te, sei es aus Grün­den der Ge­heim­hal­tung, sei es, dass er sei­ne An­ge­hö­ri­gen scho­nen und nicht noch wei­ter be­las­ten woll­te, sei es auch, dass er über man­che Er­eig­nis­se gar nicht spre­chen konn­te. So le­ben die­se Brie­fe auch vom Nicht-Ge­schrie­be­nen und Nicht-Mit­ge­teil­tem, wor­über wir als Le­ser nur Mut­ma­ßun­gen an­stel­len kön­nen. Mut­ma­ßun­gen z.B. auch dar­über, was er beim Ver­nich­tungs­feld­zug in Russ­land an Kriegs­ver­bre­chen mit­be­kom­men, ge­se­hen oder ge­hört hat. »Ein we­sent­li­cher Teil der Er­mor­dung der Ju­den fand in Russ­land durch Mas­se­n­er­schie­ßun­gen statt. Na­tür­lich ist es theo­re­tisch denk­bar, dass je­mand, der als Sol­dat an der Ost­front ein­ge­setzt war, nicht von den Mas­se­n­er­schie­ßun­gen ge­hört hat. Es ist theo­re­tisch denk­bar, aber ex­trem un­wahr­schein­lich«2

Das »Un­sag­ba­re« konn­te nicht er­zählt wer­den. Und so hat auch die »Sprach­lo­sig­keit« zwi­schen den Ge­ne­ra­tio­nen nach dem Krieg und spä­ter fort­ge­dau­ert. Da­mit ist ein Va­ku­um zu­rück­ge­blie­ben. Ich weiß nicht, ob es für mei­nen Va­ter er­träg­li­cher ge­we­sen wäre, trau­ma­ti­sche Kriegs­er­leb­nis­se mit­tei­len zu kön­nen, oder ob das Ver­schwei­gen und Aus­blen­den die bes­te und ein­zi­ge Mög­lich­keit für ihn war. Das Fa­zit ist, dass er ei­ni­ge Mo­na­te nach Kriegs­en­de ohne äu­ße­re Bles­su­ren nach Hau­se zu­rück­ge­kehrt ist. Man kann wohl sa­gen, dass un­se­rer Fa­mi­lie nicht so viel ver­gleich­bar Schreck­li­ches wi­der­fah­ren ist: un­ser Haus wur­de nicht zer­stört, wir muss­ten nicht wirk­lich hun­gern, nicht flie­hen oder alle Hab­se­lig­kei­ten zu­rück­las­sen. Aber die see­li­schen Be­las­tun­gen sind im Un­ter­be­wusst­sein ver­an­kert ge­blie­ben -- bei bei­den El­tern. Erst heu­te -- 60-70 Jah­re nach Kriegs­en­de -- und nach dem Tod der El­tern scheint die Zeit ge­kom­men zu sein, -- in For­schung und Li­te­ra­tur gibt es eine Men­ge Bei­spie­le da­für -- dass wir uns mit den Nach­wir­kun­gen die­ser Trau­ma­ta der »Kriegs­el­tern« auf die Ge­ne­ra­ti­on der »Kriegs­kin­der und -en­kel« be­fas­sen und dass ein neu­er Blick dar­auf ge­wor­fen wird.

Mein Va­ter ist mit sei­nen Feld­post­brie­fen und Kriegs­auf­zeich­nun­gen als Chro­nist sei­ner Zeit le­ben­dig ge­blie­ben, und ich bin froh, sie wei­ter­ge­ben zu kön­nen. Mona, sei­ne Uren­ke­lin, (geb. 8.12. 2010), der die­se Do­ku­men­ta­ti­on ge­wid­met ist, wird -- viel­leicht in zehn Jah­ren -- mit der Lek­tü­re die­ser Schrif­ten auf ei­ner sehr per­sön­li­chen Ebe­ne Ein­bli­cke in die Ge­schich­te des 2. Welt­kriegs be­kom­men und ganz kon­kret Ein­bli­cke in die Fa­mi­li­en­ge­schich­te ih­rer Vor­fah­ren.

Und so wur­de die­ses Do­ku­ment zu ei­ner spä­ten Hom­ma­ge an einen längst ge­stor­be­nen Va­ter und zu ei­nem Ver­mächt­nis an die Nach­ge­bo­re­nen.

Ur­su­la Brück Düs­sel­dorf, im No­vem­ber 2015

s. Ro­bert Bal­sam »Deut­sche Sa­ni­täts­trup­pen«, www.bal­si.de  <<<

Sön­ke Neit­zel (His­to­ri­ker) in: Sa­bi­ne Bode »Nach­kriegs­kin­der«, 2015, S. 181  <<<

Kurzbiographie des Briefautors

Bern­hard Rich­ter wur­de am 29. 9. 1906 als ei­nes von vier­zehn Ge­schwis­tern auf dem Hof der Fa­mi­lie Rich­ter in Ro­xel bei Müns­ter ge­bo­ren. Sei­ne El­tern wa­ren der Guts­be­sit­zer Phil­ipp Rich­ter II (1849-1921) und sei­ne Ehe­frau Ma­ria Rich­ter, geb. Scheuing (1873-1950).

Er be­such­te das Gym­na­si­um Pau­li­num in Müns­ter und stu­dier¬te dort Me­di­zin. Nach dem Stu­di­um ar­bei­te­te er als As­sis­tenz-Arzt an Kran­ken­häu­sern in Bo­chum, Dort­mund, Bie­le­feld und in Arzt­pra­xen u.a. in Bocholt und Wie­den­brück. In Gel­sen­kir­chen-Horst lern­te er 1933 sei­ne spä­te­re Ehe­frau Han­ny Dü­sing ken­nen. Sie hei­ra­te­ten am 24. 11. 1935. im sel­ben Jahr ließ er sich als prakt. Arzt in Burg­stein­furt/Westf. nie­der und be­zog dort das Wohn­haus mit Pra­xis an der Was­ser­str. 19. Dort wur¬­den die Kin­der Rai­ner (12.12.1937) und Ur­su­la (11.4.1940) ge­bo­ren.

Im Bun­de­sar­chiv, Frei­burg, ist be­legt, dass Dr. Bern­hard Rich­ter »am 1.10.1940 in das Of­fi­ziers­korps des Be­ur­laub­ten­stan­des ein­ge­tre­ten ist und als Stabs­arzt bei der Sa­ni­täts­ab­tei­lung 16 diente«. Aus ei­nem wei­te­ren Ver­merk ist er­sicht­lich, dass sein Trup­pen­teil das »mo­to­ri­sier­te Stab/Pio­ni­er-Ba­tail­lon 666 bei der 79. Di­vi­si­on« war und dass er dort »am 3.3.1943 mit dem EK I aus­ge­zeich­net wur­de«.

Nach sei­ner Rück­kehr aus dem Krieg im Herbst 1945 konn­te er in Burg­stein­furt sei­ne Tä­tig­keit als prak­ti­scher Arzt wie­der auf­neh­men. Am 26. 8.1946 wur­de dort Bea­te, das drit­te Kind der Fa­mi­lie, ge­bo­ren.

Ab ca. 1955 nahm er ge­le­gent­lich zur me­di­zi­ni­schen Wei­ter¬­bil­dung an Ärz­te-Kon­gres­sen teil, un­ter an­de­rem in Da­vos und Meran.

Bern­hard Rich­ter lieb­te die weit­ge­fä­cher­ten Her­aus­for­de­run­gen in sei­nem Be­ruf als Land­arzt in ei­ner Klein­stadt mit zahl­rei­chen Bau­ern­schaf­ten. Er hat­te ein sehr per­sön­li­ches Ver­hält­nis zu sei­nen Pa­ti­en­ten. Auch des­halb wur­de er von ih­nen ge­schätzt und ver­ehrt.

An sei­nen bei­den Hob­bys -- der Brief­tau­ben­zucht und der Jagd -- hat er bis ins hohe Al­ter viel Freu­de ge­habt.

Am 26. 12. 2001 ist er im Al­ter von 95 Jah­ren in Burg­stein­furt ge­stor­ben.

Feldpostbriefe 1940/41

25.06.1940

Herrn und Frau Jo­hann Dü­sing Gel­sen­kir­chen-Horst Es­sen­er­str. 9

O.U.,1 den 25.IV.40

Lie­be El­tern!

Aus dem fer­nen Wes­ten sen­de ich Euch herzl. Grü­ße. Nun ist Euer Haus auch ziem­lich leer ge­wor­den, da Hans und Heinz auch fort sind. Beim Empfang die­ser Zei­len wird Irm­gard we­nigs­tens wie­der bei Euch sein. Habt vie­len Dank, daß Ihr sie bis jetzt Han­ny zur Hil­fe ge­ge­ben habt. Län­ger geht es ja nicht, das sehe ich ein. Hof­fent­lich kann sich der eine oder an­de­re von Euch mal frei ma­chen und Han­ny be­su­chen. Auch möch­te ich Euch noch­mals dan­ken, daß Ihr Han­ny und Rai­ner den gan­zen Win­ter und Früh­ling bei Euch ge­habt habt. Be­trach­tet in die­sem Som­mer Burg­stein­furt als Som­mer­fri­sche, da­mit wir Euch Eure Güte ver­gel­ten kön­nen.

An­de­re Rei­sen kann man jetzt ja doch nicht un­ter­neh­men. Han­ny und Ur­su­la2 geht es ja Gott Dank so­weit ganz gut. Sie schreibt, daß Ihr von Bern­hard noch kei­ne Nach­richt habt. Ihr braucht Euch nicht be­un­ru­hi­gen. Bei der Sach­la­ge war das vor­aus­zu­se­hen. So schnell ist von ihm noch kei­ne Post zu er­war­ten. Rudi habe ich ge­schrie­ben. Ob wir uns tref­fen kön­nen, ist doch noch frag­lich. Wir schei­nen doch wei­ter von­ein­an­der ge­trennt zu lie­gen, als ich an­fangs dach­te. -- Mir geht es gut hier. Ich bin gut un­ter­ge­bracht. Die Ver­pfle­gung ist wirk­lich gut. Land­schaft­lich ist es hier sehr schön, be­son­ders an den ver­gan­ge­nen Sonn­ta­gen war es herr­lich. Die Na­tur er­wacht jetzt mit Macht. Heu­te hat es al­ler­dings wie­der tüch­tig ge­reg­net.

Nun lasst es Euch recht gut ge­hen und habt Gott­ver­trau­en. Ihr dürft Euch nicht zu viel sor­gen. Mit den bes­ten Grü­ßen, auch an Irmi und An­ne­mie Euer Bern­hard Ab­sen­der: Un­ter­arzt Dr. Rich­ter 04568

Orts­un­ter­kunft, wenn aus Grün­den der Ge­heim­hal­tung kei­ne of­fe­nen Orts­an­ga­ben er­fol­gen durf­ten.  <<<

geb. am 11.04.1940 in Burg­stein­furt  <<<

19.07.1940

Feld­post Herrn Joh. Dü­sing Gel­sen­kir­chen-Horst Es­sen­er­str. 9

O.U. den 19.VII.40.

Lie­ber Va­ter!

Nach mei­ner Rück­kehr ins »Feld« fin­de ich Dei­nen Brief vom 22. VI. vor. Als ich am 2.VII. ab­fuhr, war er noch nicht da; so­lan­ge dau­er­te da­nach der Trans­port der Feld­post. Mitt­ler­wei­le ist es et­was bes­ser ge­wor­den da­mit. Also, habe auch jetzt noch vie­len Dank für Dei­nen lie­ben Brief. Auch von Rudi habe ich ei­ni­ge Zei­len be­kom­men, die ich gleich be­ant­wor­ten wer­de. -- Lei­der ist es in­zwi­schen im­mer noch nicht ge­gen den Haupt­schul­di­gen am Krie­ge so rich­tig los­ge­gan­gen und Ihr wer­det im­mer noch von den engl. Flie­gern be­läs­tigt. Hof­fent­lich bleibt Ihr alle ver­schont. Han­ny nimmt es ja sehr mit. Aber man kann ja lei­der nichts da­ge­gen un­ter­neh­men. Mei­ne vie­len be­ru­hi­gen­den Wor­te ha­ben, glau­be ich, nicht viel Er­folg ge­habt. Hast Du Irm­gard für ei­ni­ge Zeit ent­beh­ren kön­nen? Mut­ter soll sich dies­mal in B.furt wohl nicht recht er­holt ha­ben kön­nen. Habt Ihr Euch schon ent­schlos­sen, wann u. wo sie sich ope­rie­ren las­sen will. Sie sah jetzt trotz al­lem bes­ser aus als vor ei­ni­gen Mo­na­ten, so daß sie es jetzt wohl leich­ter über­ste­hen kann. Es lässt sich ja doch wohl nicht um­ge­hen, da Dr. Klo­se ja auch dazu ge­ra­ten hat. ------------ ist auch sehr mit­ge­nom­men. Etwa 100 Ein­woh­ner von 1000 sind wie­der zu­rück­ge­kehrt. Da­bei macht der Ort einen Ein­druck wie bei uns eine Stadt von 5000 Ein­woh­nern. So ver­hee­rend hat sich in Frank­reich schon der Ge­bur­ten­rück­gang aus­ge­wirkt.

Es ist ein ob­sku­res Volk. An­ders kann man sich trotz dem Schneid un­se­rer Wehr­macht und der Wucht un­se­rer Waf­fen nicht den so schnel­len u. ka­ta­stro­pha­len Un­ter­gang er­klä­ren. Es muß sich ge­wal­tig auf­raf­fen, wenn es wie­der in Eu­ro­pa ein Wort mit­re­den will. Hier gibt es noch viel un­ge­dro­sche­nes Korn vom vo­ri­gen Jahr. Es man­gel­te wohl an Ar­beits­kräf­ten und man hat­te im Über­fluß. We­gen sei­ner dün­nen Be­sie­de­lung wird si­cher ein Teil des Lan­des um­ge­sie­delt wer­den u. an Deutsch­land fal­len. Vi­el­leicht kommt es so, dass wir mit vol­ler Be­rech­ti­gung im Deutsch­land­lied sin­gen kön­nen: »von der Maas bis an die Me­mel«. Aber wer weiß, wie es kommt. Die Zu­kunft wird es leh­ren.

Nun wün­sche ich Dir und Mut­ter al­les Gute. Mit herz­li­chem Gruß! Dein Schwie­ger­sohn Bern­hard Abs.: Un­ter­arzt Dr. Rich­ter F.P.N. 19362

14.02.1941

Fa­mi­lie Joh. Dü­sing Gel­sen­kir­chen-Horst Es­se­ner Str. 9

O.U. 14. II. 41

Mei­ne Lie­ben!

Aus mei­nem neu­en Wir­kungs­kreis sen­de ich Euch al­len herzl. Grü­ße. Es geht mir gut, was ich von Euch er­hof­fe. Mei­ne neue Tä­tig­keit als Re­gi­ments­arzt bringt mir al­ler­dings vor­läu­fig noch viel Ar­beit, da ich mich wie­der von neu­em ein­ar­bei­ten muß. Bei al­lem Hin und Her bleibt aber doch noch Zeit, sich das Le­ben und Trei­ben die­ser Stadt an­zu­se­hen. Sie birgt ja un­end­li­che Se­hens­wür­dig­kei­ten. Man­ches ver­langt ja stren­ge Le­bens­grund­sät­ze, um nicht vom Stru­del mit­ge­ris­sen zu wer­den. Aber die glau­be ich ja wohl von zu Hau­se mit­ge­bracht zu ha­ben. Ich woh­ne vor­läu­fig in ei­nem der größ­ten Ho­tels, sehr kom­for­ta­bel. Das Le­ben ist sehr teu­er. Wir ste­hen noch ge­rau­me Zeit in Selbst­ver­pfle­gung. Aber der täg­li­che Ver­pfle­gungs­satz von 3,60 RM reicht nicht aus, wenn man nicht im­mer in ei­nem Sol­da­ten­heim es­sen will. Auch hier gibt es Le­bens­mit­tel­kar­ten. Die Ra­tio­nen sind et­was grö­ßer als in D., so­daß man gut da­mit aus­kommt. Auch die Klei­der­kar­te ist jetzt ein­ge­führt. Zu kau­fen gibt es also nur noch we­nig. Es scheint aber doch al­les noch mehr da zu sein als in der Hei­mat, wenn auch man­ches jetzt knapp zu wer­den be­ginnt.

An­fäng­lich war es hier sehr kalt, da die Ho­tels und Lo­ka­le schlecht ge­heizt wa­ren. Aber jetzt scheint so lang­sam der Früh­ling zu be­gin­nen. 14 Tage bin ich nun fort und habe noch kei­ne Nach­richt von Han­ny. Hof­fent­lich geht es ihr und den Kin­dern gut. Für sie und be­son­ders für Rai­ner, der sich ja in letz­ter Zeit nicht so gut mach­te, ist si­cher bal­di­ger Luft­wech­sel gut.

Nun laßt auch bald von Euch hö­ren. Es ist ei­gent­lich nicht nö­tig, daß ich eine Bit­te aus­spre­che, da ich im ver­gan­ge­nen Kriegs­jahr so oft von Euch mit Lie­bes­ga­ben be­schenkt wor­den bin. Aber da es hier kaum deut­sche Zi­ga­ret­ten gibt, und die fran­zö­si­schen sehr schlecht sind, wür­de ich mich freu­en, wel­che von Euch zu be­kom­men.

Nun seid noch­mals alle recht herz­lich ge­grüßt von Eu­rem Bern­hard Abs. Ass. Arzt Dr. Rich­ter F.P.N. 40906

01.04.1941

Fa­mi­lie Joh. Dü­sing Gel­sen­kir­chen-Horst Es­sen­er­str. 9

O.U. den 1.IV. 41

Mei­ne Lie­ben!

Nach­dem ich 8 Tage kei­ne Post er­hal­ten habe, be­kam ich ges­tern Abend fünf Brie­fe zu­gleich von Han­ny. Nun weiß ich end­gül­tig, daß sie wie­der in Burg­stein­furt ist. Da will ich dann end­lich auch Euch mal ei­ni­ge Zei­len zu­kom­men las­sen. Hof­fent­lich bist Du, lie­be Mut­ter, wie­der her­ge­stellt und geht es Euch al­len gut. Rudi hat ja auch einen großen Rutsch ge­macht. Ich hab ihm u. Bern­hard zwei­mal ge­schrie­ben und auch von bei­den schon ein­mal Ant­wort be­kom­men. Un­ser Eu­gen ist jetzt end­gül­tig bei der Ma­ri­ne, Jo­sef in Pa­der­born.

Eu­gen Rich­ter