Feuer und Wasser - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Feuer und Wasser E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

"Eindrücke, Empfindungen, Bilder, alles prägt sich in uns ein und hinterlässt Spuren. Jeden Tag modellieren die Kräfte, die wir in uns einlassen und die Einflüsse, von denen wir uns prägen lassen, unser psychisches Leben. Aus diesem Grunde ist es wichtig, Bilder zu finden, die wir uns oft vor Augen führen können, Bilder, die uns Tag und Nacht begleiten, damit unser Denken mit dem Erhabensten, Reinsten und Heiligsten verbunden bleibt. Was könnte schöner, poetischer und sinnvoller sein als Wasser und Feuer oder die unterschiedlichen Formen, in denen sie uns erscheinen? Unser ganzes Leben kann von diesen Bildern erfüllt sein, bis sie auch die winzigsten Zellen prägen. Selbst wenn wir von nun an nichts anderes hätten als die Gegenwart von Feuer und Wasser, um unser spirituelles Leben zu nähren, wäre das schon ausreichend. Wenn wir uns Tag für Tag auf diese Bilder konzentrieren, werden Lebendigkeit, Reinheit und Licht in uns einkehren." Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Feuer und Wasser – Wunderkräfte der Schöpfung«Reihe Izvor – Band 232

»Eindrücke, Empfindungen, Bilder, alles prägt sich in uns ein und hinterlässt Spuren. Jeden Tag modellieren die Kräfte, die wir in uns einlassen und die Einflüsse, von denen wir uns prägen lassen, unser psychisches Leben. Aus diesem Grunde ist es wichtig, Bilder zu finden, die wir uns oft vor Augen führen können, Bilder, die uns Tag und Nacht begleiten, damit unser Denken mit dem Erhabensten, Reinsten und Heiligsten verbunden bleibt. Was könnte schöner, poetischer und sinnvoller sein als Wasser und Feuer oder die unterschiedlichen Formen, in denen sie uns erscheinen? Unser ganzes Leben kann von diesen Bildern erfüllt sein, bis sie auch die winzigsten Zellen prägen. Selbst wenn wir von nun an nichts anderes hätten als die Gegenwart von Feuer und Wasser, um unser spirituelles Leben zu nähren, wäre das schon ausreichend... Wenn wir uns Tag für Tag auf diese Bilder konzentrieren, werden Lebendigkeit, Reinheit und Licht in uns einkehren.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Wasser und Feuer, Grundprinzipien der Schöpfung

Kapitel 2: Das Geheimnis der Verbrennung

Kapitel 3: Die Entdeckung des Wassers

Kapitel 4: Wasser und Zivilisation

Kapitel 5: Eine lebendige Kette: Sonne – Erde – Wasser

Kapitel 6: Die Arbeit des Schmiedes

Kapitel 7: Das Gebirge, Mutter des Wassers

Kapitel 8: Vom physischen Wasser zum spirituellen Wasser

Kapitel 9: Nährt eure Flamme

Kapitel 10: Das Feuer ist das Mittel der Verwirklichung

Kapitel 11: Der Kreislauf des Wassers: die Reinkarnation

Kapitel 12: Der Zyklus des Wassers: Liebe und Weisheit

Kapitel 13: Die Flamme der Kerze

Kapitel 14: Wie man das Feuer anzündet und erhält

Kapitel 15: Das Wasser, Medium universalis

Kapitel 16: Der Zauberspiegel

Kapitel 17: Der Baum des Lichtes

Kapitel 18: Das Herabsteigen des Heiligen Geistes

Kapitel 19: Bilder als Begleiter auf unserem Lebensweg

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Kapitel 1: Wasser und Feuer, Grundprinzipien der Schöpfung

Die Genesis beginnt mit dem Bericht über die Erschaffung der Welt. Aber bevor Moses schildert, wie die verschiedenen Elemente des Universums – Sonne, Mond, Sterne, Vegetation, Tiere und der Mensch – erschienen, schreibt er einen Satz, dessen Bedeutung und Tragweite nur die Eingeweihten begreifen können: »Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.« Warum über dem Wasser? Weil das Wasser den kosmischen Urstoff darstellt, den der Geist Gottes, das Urfeuer, durchdrungen hat, um ihn zu befruchten. Im Gegensatz zur allgemeinen Anschauung ist nicht die Erde das Element, welches die Eigenschaften und Charakteristika der Materie am besten zum Ausdruck bringt und manifestiert, sondern das Wasser. Bei diesen Eigenschaften handelt es sich um Aufnahmefähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Formbarkeit.

Wasser ist also das Symbol der Urmaterie, die die fruchtbringenden Keime des Geistes in sich empfangen hat. Es ist also die Matrize des Lebens. Das Leben ist aus dem Wasser entstanden, dank dem Feuerprinzip, das diese Materie in Bewegung gesetzt hat. Ohne das Mitwirken des Feuers ist kein Leben möglich. Das Wasser, die Materie an sich, enthält kein Leben. Es ist das Feuer, welches ihm Leben einhaucht. Das Leben auf der Erde ist eben so durch das Einwirken des Feuers auf das Wasser entstanden. Die ersten Lebenskeime, von den Sonnenstrahlen getragen, sind bis zur Erde heruntergekommen, sie sind gereist, bis sie das Wasser der Ozeane erreichten, und dieses Wasser hat sie wie eine liebevolle Mutter aufgenommen und sie mit dem Licht und der Wärme der Sonne zum Wachsen gebracht.

Hat man einmal verstanden, dass das Wasser das Symbol der universellen Materie, der Ausgangspunkt für die Erschaffung des Universums ist, so fällt es einem leichter, folgende Verse der Genesis zu deuten, in denen Moses beschreibt, wie Gott die Wasser von oben und die Wasser von unten trennte. »Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel (Gen 1, 6-8).« Diese Wasser von oben, von der Einweihungswissenschaft auch »Astrallicht«, »magisches Agens« genannt, stellen den Urozean dar, in dem alle Geschöpfe »schwimmen« und ihre Nahrung finden. Man könnte im Übrigen auch sagen, dass das Kind deshalb noch im mütterlichen Schoß in einer Flüssigkeit schwimmt, um diese Ur-Wasser in Erinnerung zu bringen. Wir leben in der unermesslichen Weite des Kosmos genau wie die Fische im Meer. Aber oft verstopfen Unreinheiten unsere inneren Öffnungen. Sie verhindern, dass dieses uns von allen Seiten umhüllende Wasser uns ernährt und wiederbelebt.

Wasser und Feuer stellen also die beiden Prinzipien der Schöpfung dar. Ihr Zusammenwirken im Universum wird durch das Kreuz symbolisiert, einer Figur von tiefgründiger, vielfältiger Bedeutung. Die waagrechte Linie stellt die Tätigkeit des weiblichen Prinzips, des Wassers, dar, das sich immer ausbreiten will, stets versucht, sich über die größtmögliche Bodenfläche zu verteilen, und dabei sogar die kleinsten Erdspalten sucht, um in die Erde einzudringen und darin zu versickern. Die senkrechte Linie stellt das männliche Prinzip, das Feuer dar, das im Gegensatz zum Wasser die Neigung hat, sich konzentriert zu sammeln und in die Höhe zu schießen. Das Wasser ist also mit der Tiefe und mit der Oberfläche verbunden, und das Feuer mit der Höhe. Diese beiden entgegengesetzten Richtungen – die waagrechte und die senkrechte, die im Kreuz zusammengefasst sind – stellen das Wirken der beiden Prinzipien, des männlichen und des weiblichen, in der Schöpfung und in allen Geschöpfen am besten dar. Dieses Symbol kommt im Universum überall vor.

Die Mehrheit der Christen sieht im Kreuz nur eine Erinnerung an den Tod Jesu, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass es durch solch eine Einschränkung an Bedeutung verliert. Man kann nicht leugnen, dass der Tod Jesu am Kreuz ein bedeutsames Ereignis in der Geschichte der Menschheit war. Aber der Symbolgehalt des Kreuzes reicht weit über dieses Ereignis hinaus. Wer sich bemüht, sich mit dem Kreuz im Lichte der Lehre von den beiden Prinzipien, dem männlichen und dem weiblichen, Feuer und Wasser, intensiver zu befassen, verbindet sich mit den tiefsten Geheimnissen der Schöpfung. Was mich selber anbelangt, kann ich euch sagen, dass nichts in meinem Leben wichtiger war, als Wasser und Feuer. Und die Bilder aus der Kinderzeit, die mich am stärksten geprägt haben, sind diejenigen, die mit Wasser und Feuer zu tun haben.

Ich wurde in Mazedonien geboren, in einem Dorf am Fuß des Babuna Planina, (das bedeutet: Berg der Großmutter), dessen Gipfel Pelister heißt. Ich erinnere mich noch an die paar Jahre, die ich in diesem Dorf verbrachte, und dabei blieb mir vor allem ein Erlebnis in Erinnerung: Ich war vier oder fünf Jahre alt, als ich in unmittelbarer Nähe des Hauses eine kleine Quelle entdeckte. Das glasklare Wasser, das aus dem Boden sprudelte, beeindruckte mich so sehr, dass ich stundenlang davor saß und zusah. Dieses Bild hat sich mir sehr tief eingeprägt, und heute noch gibt es Augenblicke, wo dieses Gefühl freudigen Staunens in mir aufsteigt, so wie damals vor dieser kleinen Quelle. Mehrmals habe ich mich gefragt, was das Wasser für mich in so jungen Jahren wohl bedeutet haben mag... Und nicht nur das Wasser, sondern auch das Feuer, denn ich war vom Feuer genauso fasziniert wie vom Wasser. Das Feuer war aber gefährlicher; ich zündete es oft an, einfach um den Anblick zu genießen. Man durfte keine Streichhölzer in meiner Reichweite liegen lassen.

Ja, warum eigentlich Wasser und Feuer? Beide sind in der Natur die schönste, mächtigste und bedeutsamste Manifestation der beiden großen kosmischen Prinzipien, des männlichen und des weiblichen Prinzips, mit denen ich später mein Leben lang arbeiten sollte. Würde man übrigens das Leben mancher Menschen bis in alle Einzelheiten erforschen, dann würde man feststellen, dass die Themen, mit denen sie sich später befassen sollten, schon in bestimmten Eindrücken, Erfahrungen oder Verhaltensweisen ihrer Kindheit vorgegeben waren.

Ihr denkt wohl: »Wir haben noch nie gehört, dass Wasser und Feuer so wichtig sind!« Nun, dann habt ihr die Evangelien nicht aufmerksam gelesen, besonders das Johannesevangelium, in dem über das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus, einem israelischen Schriftgelehrten, berichtet wird. Eines Nachts suchte dieser Jesus auf, um mit ihm zu sprechen. Jesus gab ihm folgende Antwort, über die sich zahllose Theologen den Kopf zerbrochen haben: »Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.« Dieser Vers weist eine Entsprechung zum Vers in der Genesis auf, den ich gerade angeführt habe: »Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.« In beiden Fällen wird an dasselbe Phänomen erinnert, an eine Geburt: die Geburt des Universums und die spirituelle Geburt des Menschen. Bei beiden findet man dieselben Elemente wieder: das Feuer, den Geist, und das Wasser, die Materie. Genauso wie das Universum aus Feuer und Wasser entstanden ist, so muss auch der Mensch aus Feuer und Wasser geboren werden, damit er diesen höheren Bewusstseinszustand, der Reich Gottes genannt wird, erreichen kann. Denn auf die spirituelle Ebene übertragen, entspricht das Feuer der Weisheit und das Wasser der Liebe. Durch diese kurze Antwort auf Nikodemus Frage beweist Jesus, dass auch er das Wissen von Wasser und Feuer besaß, dieses Wissen um die beiden großen kosmischen Prinzipien: des Männlichen und des Weiblichen.

Wir haben schon gesehen, dass Wasser und Feuer sich gegensätzlich verhalten: Das Feuer steigt nach oben. Während es aufsteigt, konzentriert es sich stark, das heißt, seine Flammen streben einem Punkt zu. Das Wasser hingegen fließt nach unten, es hat die gegenteilige Tendenz zur Ausbreitung, es verteilt sich. Wenn man diese beiden Bewegungen aufmerksam beobachtet, wird man tatsächlich bestimmte Ähnlichkeiten zwischen ihnen bemerken. Habt ihr bemerkt, wie sehr ein Wasserfall einer umgekehrten Flamme gleicht? Und ein brennendes Feuer gleicht einem Wasserfall, der zur Quelle zurückfließt. Vor ein paar Jahren hat mir eine Schwester einen selbst gedrehten Film über verschiedene Wasserfälle geschenkt. Als ich ihn einmal vor der Bruderschaft vorführte, ließ ich ihn an einem bestimmten Punkt rückwärts laufen... Das war unglaublich; die Bewegung des Wassers und des Feuers war völlig identisch! Macht selbst das Experiment, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, und ihr werdet feststellen: Es sieht aus, als sei das Wasser verdichtetes Feuer, das in die Tiefen der Erde hinabsteigt, und als sei das Feuer brennendes Wasser, das in die Höhe fließt. Man könnte fast sagen, Wasser und Feuer wären ein und dieselbe Substanz, die sich in zwei unterschiedlichen Aspekten manifestiert.

Diese beiden Aspekte sind sehr lehrreich. Sie geben uns z.B. Aufschluss über zwei Wege zur Erkenntnis: die horizontale Methode, die sich mit Forschungsarbeiten an der Oberfläche befasst, und die vertikale, die darin besteht, sich von der Oberfläche zu lösen, um in höheren Sphären nach der Wahrheit zu suchen. Die erste Methode ist die Methode des Wassers, die zweite die des Feuers.

Wer die Methode des Wassers wählt, sollte sich auf lange, mühevolle Lehrjahre vorbereiten. Die Abenteuer des Wassers sind euch bekannt. Es fließt durch alle Arten von Gelände, nimmt Rückstände oder Unreinheiten in sich auf, sickert in den Erdboden und wird dort im Dunkel starkem Druck unterworfen. Ja, das Los des Wassers auf und unter der Erde ist nicht unbedingt beneidenswert. Wer einen solchen Weg geht, ist schwierigen Bedingungen unterworfen, er wird von den Ereignissen hin und her gestoßen, und leidet darunter. Wenn es ihm am Ende gelingt zu sagen: »Jetzt habe ich verstanden; aus diesen Strapazen habe ich eine Lehre gezogen«, ist er manchmal in einem erbärmlichen Zustand. Doch das ist nicht schlecht, denn er hat verstanden. Die Methode des Wassers hat also etwas Gutes an sich. Die Methode des Feuers ist aber vorzuziehen, denn sie reißt euch von den irdischen Bedingungen los und katapultiert euch nach oben. Ihr tretet in das Reich des Lichtes ein. Dieses Licht enthüllt euch augenblicklich alles Wissen.

Als Jesus sagte: »Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben (Mt 10,16)«, meinte er damit, man sollte beide Methoden anwenden können: die Methode des Wassers, der Schlange, über die Moses in der Genesis sagte, sie sei von allen Tieren des Feldes das klügste, und die Methode des Feuers, der Taube. Das sind die beiden Wege der Erkenntnis: Die Schlange, die am Boden kriecht, stellt das Wasser dar, das sich in Kurven vorwärts bewegt; und die Taube, die zum Himmel auffliegt, stellt das Feuer dar, das nach oben strebt. Der Erkenntnisweg der Tauben ist der des Feuers, der des Heiligen Geistes: Er bringt euch Erleuchtung.

Nicht nur die Richtung betreffend sind Wasser und Feuer gegensätzlich, sondern auch was ihre Beschaffenheit angeht. Wollt ihr Wasser und Feuer vereinen, dann zerstören sie sich gegenseitig. Dem Anschein nach sind sie Feinde. Das Wasser, das Leben erzeugt, vermag das Feuer auszulöschen; und das Feuer, das ebenfalls Leben erzeugen kann, verwandelt das Wasser in Dampf, so dass es sich auflöst. Damit sie zusammen eine Aufgabe erfüllen können, darf man kein Wasser aufs Feuer schütten, sondern muss Vorkehrungen treffen, einen Weg finden, ihre beiden Kräfte zu vereinen. Wie kann man das erreichen? Nun, füllt ein Gefäß mit Wasser und stellt es aufs Feuer. Das Wasser beginnt sich im Topf auszudehnen, es siedet und kocht, es protestiert und fordert mehr Raum, es möchte hinaus und stößt gegen die Seitenwände, die es gefangen halten. Dem Wasser entströmt also eine Kraft. Wo war diese Kraft und woher kommt sie? Aus dem Wasser selbst. Das Feuer hat sie erzeugt. Wenn also das Feuer einen gebührenden Abstand vom Wasser hält, gefährdet es das Wasser nicht, im Gegenteil, es regt das Wasser an und holt alle seine Kräfte aus ihm hervor, die dann nutzbringend eingesetzt werden können.

In Wirklichkeit sind Wasser und Feuer keine Feinde. Sie lieben sich sehr, müssen aber von einer Wand getrennt sein, sonst entsteht Hass. Das Feuer sagt zum Wasser: »Komm nicht zu nah, sonst löscht du mich aus!« Und das Wasser antwortet ihm: »Und du, geh weg! Sonst verwandelst du mich in Dampf!« Stellt man aber eine Wand zwischen sie, dann kann man hören, wie sie miteinander reden, und sogar liebevolle Worte austauschen. Sie sind so reizvoll, diese Gespräche zwischen Feuer und Wasser! Habt ihr sie wahrgenommen? Nehmt euch manchmal die Zeit, dem Geräusch kochenden Wassers zuzuhören.