Flüsterwald - Die magische Akademie. Gefährliches Zauberchaos (Flüsterwald, Bd. III-1) - Andreas Suchanek - E-Book

Flüsterwald - Die magische Akademie. Gefährliches Zauberchaos (Flüsterwald, Bd. III-1) E-Book

Andreas Suchanek

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Beschreibung

Die erfolgreiche Fantasyreihe geht weiter! In dem atemlosen Auftakt der III. Flüsterwald-Staffel erwartet die Leserinnen und Leser ein fantastisches neues Abenteuer: Lukas und Ella dürfen endlich an die magische Akademie des Flüsterwalds, wo sie Unterricht im Zaubern erhalten! Doch kaum sind sie angekommen, gehen seltsame Dinge vor sich: Die magischen Kräfte aller Schülerinnen und Schüler wurden auf unerklärliche Weise vertauscht. Dadurch hext ein Schüler aus Versehen riesige Spinnen, Schlangen und andere gefährliche Flüsterwaldwesen herbei, die die Kinder durch die Akademie jagen. Noch ahnt niemand, dass für das Chaos eine unbekannte böse Macht verantwortlich ist … Ein mitreißendes neues Flüsterwald-Abenteuer mit kurzen Kapiteln, ungeahnten Wendungen und viel Witz, in dem Kinder ab 9 Jahren in eine Welt voller Magie und Spannung eintauchen können. Hier ist maximaler Lesesog vorprogrammiert! NEU: Mit der spannenden Story-Game-App zur Buchreihe jetzt weitere Abenteuer im Flüsterwald-Universum erleben!

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Seitenzahl: 186

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Für Lukas und Ella beginnt eine spannende neue Zeit. Endlich dürfen sie an die magische Schule des Flüsterwalds, wo sie Unterricht im Zaubern erhalten. Doch kaum sind sie angekommen, gehen seltsame Dinge vor sich: Die magischen Kräfte aller Schülerinnen und Schüler wurden auf unerklärliche Weise vertauscht. Dadurch hext ein Schüler aus Versehen riesige Spinnen, Schlangen und andere gefährliche Flüsterwaldwesen herbei, die die Kinder durch die Schule jagen. Noch ahnt niemand, dass für das Chaos eine unbekannte böse Macht verantwortlich ist …

Der atemlose Auftakt der III. Staffel!

Andreas Suchanek

Die magische Akademie

Buch 1: Gefährliches Zauberchaos

Mit Illustrationen von Timo Grubing

Inhalt

Prolog

Unerwarteter Besuch

Blinzel–Plopp

Räumchen, wechsel dich!

Der Wandernde Laden

Der Raum–Projektor

Die erste Schulnacht

Schultour

Von Zaubertränken und Kraftfeldern

Eigenmagie

Das eigene Zimmer

Die Werkstatt

Der Unfall

In letzter Sekunde

Sprung nach vorne

Blinzelblitz

Der falsche Wald

Elfe auf Erkundung

Der geheimnisvolle Retter

Der Riss in der Wirklichkeit

Flucht aus dem Düsterwald

Vom Regen in die Traufe

Atempause

Die Spur

Spürnase Ella

Das störrische Buch

Eine falsche Fährte

Sei ein Frosch

Das Geheimnis unter der Schule

Nicht so schnell!

Der Direktor

Abschied

Familienchaos

Epilog

Prolog

Wurzelstränge bedeckten die Decke, es roch nach Erde und Feuchtigkeit. In der Luft lag ein Leuchten. Jenes Leuchten, das meistens auftrat, wenn Magie im Spiel war.

Er spazierte zwischen den magischen Gegenständen umher, lächelte über die unfertigen und betrachtete zufrieden die kunstvolleren. So viel Macht an einem Ort.

Natürlich war da noch mehr über ihm.

Man musste nur die Schicht durchdringen, die den unterirdischen Raum von den Räumen darüber abschirmte: die Erde, das Fundament, das Holz. Dann war man in der Akademie. In der magischen Akademie, in der die Beschützerinnen und Beschützer des Flüsterwaldes ihre Magie erlernten.

Ein vertrautes Geräusch ertönte und er trat an die Schale, die mit weißem Sand gefüllt war. Im selben Augenblick wirbelten die winzigen Körner auf und formten eine unterarmlange Figur.

»Sind wir endlich so weit?«, fragte die Sandfigur.

»Das neue Schuljahr beginnt in Kürze«, erklärte er.

Die Figur verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stolzierte über den Sand. »Die haben immer Ferien. Unmöglich, diese Kinder. Wenn es nach mir ginge, gäbe es das nicht.«

»Sie werden voller Freude und Energie in die Akademie zurückkehren«, sagte er. »Und das können wir nutzen. Das neue Jahr beginnt mit einem Paukenschlag.«

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Das Gesicht der Sandfigur war winzig, aber auch darauf zeichnete sich ein Lächeln ab. »Oh ja. Und wenn es funktioniert …« Sie seufzte.

»Die Experimente laufen vielleicht nicht immer so, wie wir es uns wünschen, aber wir lernen auch aus Rückschlägen. Ich werde dich sofort informieren, wenn die Ergebnisse vorliegen.«

»Davon gehe ich aus«, sagte das Sandbild.

»Lassen wir den Dingen ihren Lauf. Wie so oft wird sich alles fügen.«

Damit ging er davon.

Hinter ihm zerfiel das Sandbild wieder in winzige Körner.

Unerwarteter Besuch

Lukas hatte es sich auf der breiten Fensterbank seines Zimmers bequem gemacht, eine Decke um die Beine gelegt und einen Teller mit Keksen neben sich gestellt. Er las im neuesten Fantasy-Buch seines Lieblingsautors.

Vom Fenster aus blickte er über die Felder hinter dem Haus, die sich bis zum nahen Waldrand erstreckten. Die Sonne stand schon tief. Wie im Januar üblich war es richtig kalt geworden, aber es lag kein Schnee mehr.

Da heute Donnerstag war, hatte er nur noch einen Schultag vor sich, dann begann das Wochenende. Morgen würde seine Mutter zum ersten Mal an seiner Schule einen Meditationskurs geben – peinlich! Doch selbst das konnte seine gute Stimmung kein bisschen trüben.

Er nahm sich einen der Haferkekse und biss hinein.

Sein Blick wanderte zu dem Bücherregal, hinter dem sich der geheime Eingang zum verborgenen Dachboden befand. Dort oben lagerten alle möglichen magischen Tinkturen, Tränke und Pulver. Eines davon war das magische Flüsterpulver, mit dessen Hilfe er und Ella die Wesen des nahen Flüsterwaldes sehen konnten.

Wenn er an einem der Bücher zog, klappte das Regal auf und dahinter kam der Eingang zum Dachboden zum Vorschein.

So wie jetzt.

Wie jetzt?!

Lukas sprang auf und warf Decke und Buch beiseite. Mit großen Augen starrte er auf die sich öffnende Regaltür. Die Wandlampen des geheimen Durchgangs wurden sichtbar und er hörte Schritte.

Innerlich bereitete er sich darauf vor, seine magischen Fähigkeiten einzusetzen, und hob seine rechte Hand. Er verfügte über Siegelmagie und hatte inzwischen festgestellt, dass sie viel nützlicher war, als er anfangs gedacht hatte. Er konnte nicht nur Barrieren und Siegel auflösen, sondern auch Kraftfelder errichten. Gerade Letzteres war meistens sehr hilfreich, um sich zu schützen.

Er ließ die Hand sinken, als eine Frau sein Zimmer betrat, die ihm höchstens bis zur Hüfte reichte. Ihre Haut war grün und ihr dunkles Haar zu einem Knoten gebunden. Auf der Nase saß eine Brille mit dicken, runden Gläsern. In der linken Hand hielt sie ein Klemmbrett mit bedrucktem Papier, in der rechten einen Stift.

»H-Hallo«, stotterte Lukas.

Die grüne Frau blinzelte. »G-guten T-Tag. M-mein N-Name i-ist M-Mimmi M-Menteckel.«

»Lukas Lamprecht.«

»Ach, du stotterst ja gar nicht.«

»Nein. Sie auch nicht.«

»Ich wollte mich anpassen«, erklärte Mimmi Menteckel. »Freut mich, dich kennenzulernen. Ich komme von der magischen Akademie des Flüsterwalds.«

Mimmi Menteckels Blick fiel auf die Decke und das Buch – beide lagen über den Boden verstreut.

Schnell bückte Lukas sich und hob die Sachen auf. »Ich bin nur erschrocken.«

»War das Buch so spannend?«

»Nein, wegen Ihnen.«

Sie blinzelte. »Sehe ich so furchterregend aus? Liegt es an meiner Brille? Der Dutt?«

»Nein, nein«, beeilte sich Lukas zu versichern. »Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass die Regaltür aufgeht.«

»Ich bin ganz schön früh dran, ich weiß«, gab Mimmi Menteckel zu. »Aber ich habe heute noch viel vor.«

Lukas fiel wieder ein, dass die Flüsterwaldbewohner tagsüber schliefen und nachts aktiv waren. Er hatte sich schon mehrfach gefragt, wie er auf diese Weise die magische Akademie überhaupt besuchen konnte. Schließlich würde er nicht einfach auf seinen Schlaf verzichten können.

Ellas und seine Fähigkeiten entwickelten sich ständig weiter. Damit sie sie in Zukunft sinnvoll einsetzen konnten, hatte das Herz des Flüsterwaldes – die gute Seele – ihnen ermöglicht, die magische Akademie zu besuchen. Zusammen mit den Beschützerinnen und Beschützern der anderen Flüsterwälder würden sie dort Unterricht in Magie erhalten.

Aber viel mehr wusste er nicht.

»Ich brauche noch ein paar Informationen, um deine Kräfte einzuordnen«, erklärte Mimmi Menteckel und blickte auf ihr Klemmbrett. »Was ist dein Sternzeichen?«

Lukas nannte es ihr.

»Wurdest du schon einmal von einem Familienmitglied vergiftet?« Sie sah ihn neugierig an.

»Äh, nein.«

»Gut.« Der Kugelschreiber kratzte über das Papier.

»Ist das schon einmal passiert?«

»Das darf ich dir leider nicht sagen, Datenschutz.« Sie schaute auf die nächste Zeile. »Welche Farbe haben deine Socken?«

Lukas starrte zu Boden. »Das ist unterschiedlich.«

»Ah, ein flexibler Charakter.« Sie nickte eifrig und kritzelte weiter.

»Hast du mit deiner Fähigkeit schon mal jemanden oder etwas in die Luft gejagt, absichtlich oder aus Versehen?«

»Nein.«

»In Brand gesetzt?«

»Nein.«

»Versteinert?«

»Nein.«

»An den Nordpol teleportiert?«

Lukas bekam es langsam mit der Angst zu tun. »Nein.«

»Gut.« Mimmi Menteckel kam zu ihm und hielt ihm den ausgefüllten Fragebogen unter die Nase. »Bitte unterschreibe da, wo ich einen Kreis gemacht habe.«

Lukas kam der Aufforderung nach.

»Zum Schluss brauche ich noch eine Demonstration deiner magischen Fähigkeiten«, sagte sie.

Zum Glück hatte Lukas in den letzten Wochen immer wieder geübt, kleine Kraftfelder zu erzeugen. Er öffnete seine Hand und erschuf eine halbkugelförmige Sphäre in seiner Handfläche.

»Willkommen an der magischen Akademie!«, sagte Mimmi Menteckel daraufhin. Sie zog einen Umschlag aus ihren Unterlagen hervor und reichte ihn Lukas. »Darin findest du deinen Stundenplan für das erste Schuljahr und eine Liste der Materialien und Bücher, die du besorgen musst.«

Lukas nahm ihn entgegen. »Aber … wo bekomme ich denn alles her?«

»Im Wandernden Laden. Die Öffnungszeiten stehen ebenfalls auf einem Blatt«, antwortete sie. »Da findest du alles. Das war’s. Kannst du mir sagen, welchen magischen Ausgang ich nehmen muss, um zu Ella Simbach zu gelangen?«

Lukas hatte bei ihren letzten Worten kaum noch zugehört. Fasziniert betrachtete er den Umschlag. Er war angenommen!

Mimmi Menteckel räusperte sich.

»Hm?« Lukas riss sich zusammen. »Ja, Ella, genau. Na ja, sie hat keinen eigenen magischen Zugang, so wie es bei mir mit dem angeschlossenen geheimen Speicher der Fall ist. Aber ich könnte Sie hinbringen. Wir haben noch Flugpulver übrig.«

»Das ist sehr nett von dir, doch ich werde einfach eine magische Schultür erschaffen, die mich zu ihr führt. Dazu fällt mir ein …« Sie holte ein Fläschchen mit einer grünen Flüssigkeit hervor. »Das solltest du trinken.«

Lukas entkorkte die Flasche und roch daran. »Riecht wie …«

»Säuselspuck, ich weiß.« Mimmi Menteckel klang stolz. »Haben wir angepasst, weil sich zu viele Kinder übergeben haben. Du willst nicht wissen, wie es vorher roch.«

Sie beobachtete ihn derart erwartungsvoll, dass Lukas nicht lange über die Worte nachdachte und das Zeug hinunterkippte. »Und wozu ist das gut?«

»Das solltest du in Zukunft vorher fragen«, riet sie ihm. »Du bist jetzt für den Zugang zur Flüsterwald-Akademie magisch freigeschaltet. Alle Einzelheiten dazu findest du in dem Umschlag. Ich muss weiter. Wir sehen uns in einer Woche, wenn es losgeht.«

Damit verabschiedete sich Mimmi Menteckel und verschwand durch den geheimen Durchgang zum Dachboden. Die Regaltür fiel hinter ihr zu und Lukas blieb allein in seinem Zimmer zurück.

Nur das Papier in seinen Händen verriet, dass er sich diese Begegnung nicht eingebildet hatte. In einer Woche würde er auf die magische Akademie der Beschützerinnen und Beschützer der Wälder gehen und dort lernen dürfen.

Lukas riss den Umschlag auf und begann zu lesen.

Blinzel–Plopp

Lukas starrte auf den Stundenplan und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

Delli-Reiten I

(neu auf dem Lehrplan)

Zaubertränke I

Artefaktbau I

Und das war lediglich der erste Schultag. Wenn er den Plan richtig deutete, fand die magische Akademie von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag jeweils über Nacht statt.

Er erfuhr, dass der Säuselspuck-Trank, der ihn für die Flüsterwaldschule magisch freigeschaltet hatte, noch etwas anderes bewirkt hatte: Er hatte auch einen Zauber auf das Herrenhaus gelegt, in dem er mit seiner Familie am Rand von Winterstein lebte. Seine Eltern würden gar nicht bemerken, dass er zwei Tage und Nächte fort war. Sie vergaßen ihn einfach in dieser Zeit.

»Das wird so genial!«

Lukas zog ein weiteres Blatt Papier aus dem Umschlag hervor, auf dem etwas zum Wandernden Laden stand. Doch bevor er zum Lesen kam, erklang der typische Plopp von Ellas Blinzelmagie.

»Waaahhh.« Sie war in der Luft über seinem Bett erschienen und krachte auf die Matratze.

Lukas, der sich mit dem Umschlag auf die Fensterbank gesetzt hatte, starrte überrascht auf seine beste Freundin. Ihr blondes Haar hing ihr wirr in die Stirn und sie trug untypischerweise einen Jogginganzug.

Während er selbst über die Siegelmagie verfügte, war Ellas magische Kraft die Blinzelmagie. Sie funktionierte im Grunde genommen wie eine Art Beamen oder Teleportieren. Sie konnte sich von einem Ort zum anderen blinzeln, was allerdings nicht immer so klappte, wie sie wollte.

»Heute bekomme ich ständig Überraschungsbesuch«, sagte Lukas.

»Mist.« Ella krabbelte vom Bett und strich sich eine Strähne aus der Stirn. »Ich sollte nicht hier sein, ich werde gerade geprüft.«

»Von Mimmi Menteckel?«

»Genau«, sagte sie. »Ich sollte meine Kräfte vorführen. Eigentlich hatte ich unser Wohnzimmer angepeilt, aber das ging total daneben. Verdammt. Was ist, wenn ich jetzt nicht angenommen werde?« In Ellas Augen flackerte Panik auf.

Mittlerweile war es dunkel vor dem Fenster geworden und durch die geschlossene Tür erklang die Stimme von Lukas’ Mutter, die »Abendessen!« rief.

»Ich muss runter«, sagte er. »Blinzel dich doch einfach zurück!«

Ella schloss die Augen und runzelte angestrengt die Stirn.

»Du siehst aus, als müsstest du dringend auf Toilette …«, neckte Lukas sie.

»Haha, mach dich nur lustig.« Sie schnaubte. »Ich kann das noch nicht so einfach auf Kommando.«

Neue Kräfte waren schwer zu kontrollieren, das hatte Lukas selbst feststellen müssen. Erst Wochen nachdem er zum Siegelwahrer geworden war, hatte er seine ersten Kraftfelder erschaffen können.

»Warte!« Ihm kam eine Idee, wie er Ella helfen konnte.

Er zog an dem Buch im Regal, öffnete die Tür zum geheimen Speicher und eilte im Schein der Wandlampen hinauf. Hier schnappte er sich ein zugeschraubtes Glas mit Flugpulver darin. Schon flitzte er wieder hinunter und schloss die Geheimtür.

»Hat sie dich auch nach der Farbe deiner Socken gefragt?«, wollte er wissen.

Ella hatte Lukas’ Idee sofort verstanden und bestreute sich mit Flugpulver. »Ja. Und als ich ihr geantwortet habe, dass die meisten entweder einfarbig blau oder rot seien, hat sie gesagt, ich würde Regeln mögen und wäre strebsam.«

Lukas lächelte innerlich, schwieg aber wohlweislich. Ella war superschlau, jedoch mochte sie Regeln für seinen Geschmack einen Tick zu sehr. »Guten Flug!«

»Ich schreibe dir.« Sie öffnete das Fenster und flog in die Nacht hinaus.

Schon nach wenigen Sekunden begann sie zu zittern. Keiner von ihnen hatte daran gedacht, wie kalt es draußen war. Der Wind war eisig, und da Ella sich versehentlich zu Lukas geblinzelt hatte, trug sie keine Jacke.

Lukas schloss das Fenster.

»Abendessen!«, erklang die Stimme seiner Mutter jetzt lauter.

»Ja-ha!«, brüllte er zurück.

Ella war mittlerweile in der Dunkelheit verschwunden. Lukas drückte ihr fest die Daumen, dass sie den Aufnahmetest an der magischen Akademie bestanden hatte. Nicht auszudenken, was wäre, wenn sie es nicht geschafft hatte.

Er traf als Letzter am Esstisch ein.

Seine kleine Schwester kaute bereits mit vollen Backen, sein Vater belegte sein Brot. Tante Stefanie, die die Familie über Weihnachten und Neujahr besucht hatte, war inzwischen abgereist. Daher waren sie jetzt wieder zu viert.

»Das Buch muss ja sehr spannend sein«, kommentierte seine Mutter.

»Hm-hm«, gab Lukas zurück. Schließlich konnte er seinen Eltern und seiner Schwester nicht erzählen, was sich gerade wirklich in seinem Zimmer ereignet hatte. Sie wussten nichts vom Flüsterwald und seinen magischen Wesen. Und bisher war es ihm gelungen, sowohl den Durchgang zum geheimen Speicher als auch seine Flüsterwaldfreunde vor seinen Eltern geheim zu halten. Obwohl es das ein oder andere Mal durchaus knapp gewesen war.

Gerade als Lukas in sein Brot biss, meldete sich sein Vater zu Wort. »Am Montag in einer Woche wird der Architekt zu uns kommen und sich dein Zimmer ansehen. Je nachdem, was er sagt, werden wir weiterplanen. Auf jeden Fall gibt es neue Farbe für deine Wand, die darfst du dir dann auch aussuchen. Du wolltest doch immer Blau.«

»Klingt toll«, gab Lukas zurück und meinte das Gegenteil.

Vor einigen Wochen hatte es – durch Magie verursacht – ein Erdbeben gegeben. Sein Vater hatte die Risse im Putz der Wand und an der Decke bemerkt und wollte jetzt, dass ein Architekt sich alles ansah. Für die Begutachtung sollte das Regal ausgebaut und auf den Gang geschoben werden. Falls größere Renovierungen notwendig waren, würde sein gesamtes Zimmer ausgeräumt werden.

Damit stand die geheime Tür mit dem Durchgang zum Speicher kurz vor der Entdeckung.

»Freust du dich auf morgen?«, fragte seine Mutter.

Definitiv nicht! »Total.«

»Ich finde es ja ganz hervorragend, dass Konrektorin Abeni dem Meditationskurs an deiner Schule zugestimmt hat«, sprach seine Mutter weiter und ignorierte die Ironie in Lukas’ Stimme. »Der Direktor möchte ebenfalls teilnehmen.«

Vermutlich war Lukas’ Ruf damit endgültig ruiniert. Eigentlich war es ja schon schlimm genug, dass sein eigener Vater als Lehrer an der Schule unterrichtete. Doch damit nicht genug hatte der Direktor Lukas aufgrund eines winzigen Fehlverhaltens zur Teilnahme an der Theater-AG verdonnert. Und nun würde seine Mutter auch noch diesen Meditationskurs an seiner Schule geben. Er war komplett erledigt!

»Versuch dich doch wenigstens mal an einem Lächeln«, kam es prompt von seiner Mutter.

Er tat es.

»Lass es lieber!«

»Siehst aus wie ein verrückter Clown«, kicherte Lisa.

Lukas zog eine weitere Grimasse.

Als das Abendessen vorbei war, rannte er die Treppe hinauf und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Mit einem Satz landete er auf dem Bett. Das Smartphone erwartete ihn mit einer Nachricht von Ella:

Bin auch angenommen.

Wir besuchen die magische Akademie!!!

Dahinter folgten zahlreiche Smileys.

Sie hatten es geschafft. Und wenn ihre Abenteuer im Flüsterwald schon spannend gewesen waren, dann würde es an der magischen Akademie bestimmt noch toller werden.

Lukas drehte sich auf den Rücken und betrachtete sinnierend die Decke. Über seine Vorfreude auf die Flüsterwaldschule vergaß er sogar für einen Moment das Problem mit der bevorstehenden Renovierung seines Zimmers. Bald würde es an der magischen Akademie losgehen, er konnte es kaum noch erwarten!

Räumchen, wechsel dich!

Am kommenden Morgen standen für Lukas Deutsch und Englisch auf dem Stundenplan. Er hatte Ella am Abend zuvor noch eine Nachricht geschrieben und sie informiert, dass in einer Woche der Architekt kommen und sich sein Zimmer anschauen würde. Sie mussten sich dringend etwas einfallen lassen, damit der geheime Speicher nicht entdeckt wurde. Und dann gab es ja noch so viel für die magische Akademie zu besprechen. Doch erst in der großen Pause kam er dazu, sich mit Ella zu unterhalten.

»Ich habe eine Idee!«, begrüßte Ella ihn auf dem Schulhof.

Ihre Wangen waren gerötet vor Kälte und die Wollmütze hatte sie tief in die Stirn gezogen.

»Ich muss noch den Wissensschock verdauen«, stoppte Lukas sie, bevor sie ihn weiter zutexten konnte. »In meinem Kopf mischt sich gerade Deutsch mit Englisch, das muss erst mal raus.« Er biss herzhaft in sein Pausenbrot und hielt das Gesicht in die Sonne, die durch die Wolken linste.

»Bist du trotzdem aufnahmefähig?«, erklang Ellas Stimme.

Da Lukas seine Augen geschlossen hatte und die Wärme auf seinen Wangen genoss, nickte er lediglich.

»Dafür müssen wir aber reingehen«, erklärte sie.

Als er die Augen wieder öffnete, war sie bereits auf dem Weg und Lukas rannte hinterher.

Sie passierten eine zweiflügelige massive Schwingtür, die in die Aula führte. Im Inneren war es warm und Ella zog ihre Mütze vom Kopf. Nachdem sie die Aula durchquert hatten, ging es weiter durch einen Gang in Richtung Sekretariat.

»Willst du mich nicht langsam einweihen?«, fragte Lukas.

»Gleich.« Es gefiel Ella eindeutig, die Spannung in die Höhe zu treiben.

Sie gingen am Lehrerzimmer und dem Sekretariat vorbei und hielten schließlich vor einer Tür, an die jemand mit Tesafilm ein DIN-A4-Blatt geklebt hatte, auf dem stand: »Ihr findet die Schulbücherei jetzt in Raum 2.02!«

»Sorry, aber mein Gehirn ist schon im Freitagsmodus«, gestand Lukas. »Was willst du mir sagen? Benutz Worte!«

Ella schlug sich die Hand gegen die Stirn und wies erneut auf das Blatt: »Die Bücherei zieht um.«

»Das ist jetzt ein bisschen offensichtlich«, sagte er.

»Es gab wohl in der Bücherei einen Defekt an der Heizung und deshalb haben Herr Rechbit und Frau Klapp heute mit einem Wägelchen Bücher weggekarrt.«

»Verstehe. Das ist ärgerlich. Wolltest du dir ein Bestimmtes ausleihen?«

»Hattest du heute noch keinen Kakao?«, fragte Ella, deren Geduld nun sichtlich aufgebraucht war. »Ich weiß, dass du ohne irgendwie müde bleibst. Egal, jedenfalls ist das Stichwort: Umzug.«

»Ahhhhhh.« Lukas nickte und schüttelte dann den Kopf. »Nö, keine Ahnung.«

»Wir ziehen den geheimen Speicher um!«

Jetzt konnte er nicht verhindern, dass sein Mund unkontrolliert aufklappte. »Im Ernst?«

»Mein Großvater hat eine Maschine entwickelt, die so etwas ermöglicht. Er hat sie einmal verwendet, als er einen schweren Gegenstand aus dem Keller holen musste. Die Maschine hat den Gegenstand einfach von einem Ort zum anderen teleportiert.«

Archibald von Thun, Ellas Großvater, hatte früher in dem Herrenhaus gewohnt, in dem nun Lukas und seine Familie lebten. Von ihm stammten auch die magischen Tränke, die sich auf dem geheimen Dachboden befanden. Er hatte viele Jahre lang von dort aus Expeditionen in den Flüsterwald unternommen, bis ihm eine davon zum Verhängnis geworden war. Heute fristete er sein Dasein in einer Baumhaus-Werkstatt im Flüsterwald, wo er magische Artefakte erfand und baute. Aufgrund eines Zaubers konnte er die Baumhaus-Werkstatt leider nicht verlassen.

»Du willst den geheimen Speicher … versetzen?«, fragte Lukas, immer noch ungläubig.

»Magisch umziehen«, erklärte Ella. »Wir verknüpfen ihn einfach mit meinem Zimmer, bis bei dir alles fertig ist. Dann bringen wir ihn wieder zurück.«

Lukas musste sich eingestehen, dass der Gedanke ihm einen Stich versetzte. Der geheime Speicher war bisher untrennbar mit seinem Zimmer verbunden gewesen. Eine Besonderheit, die er nicht gerne aufgeben wollte.

»Du verleihst ihn nur«, sagte Ella, die offensichtlich spürte, was in ihm vorging. »Es ist ja nur vorübergehend.«

Blieb ihnen denn eine Wahl? »Okay«, willigte er schließlich ein. »Machen wir es so.«

Für den Rest des Tages war Lukas dadurch allerdings so abgelenkt, dass er sich in Mathe überhaupt nicht konzentrieren konnte. Und auch die abschließende Meditationsstunde brachte er nur mit Mühe hinter sich. Seine Mutter erklärte ihm am Ende, dass sie ihm zu Hause ein paar Privatstunden geben würde, da er keine Sekunde still gesessen hatte.

Der Rest des Freitag zog sich zäh dahin und Lukas war froh, als es am Abend endlich an sein Fenster klopfte. Nachdem er geöffnet hatte, kam Ella bibbernd hereingeflogen. »Wenn der geheime Speicher bei mir ist, wirst du durch die Kälte fliegen müssen.«

Sie eilten hinauf, wo Lukas in seine Sneaker schlüpfte und die bereitliegende Jacke überstreifte. Ella stellte die Zeiger der magischen Standuhr auf fünf vor zwölf und schon baute sich das Portal zum Flüsterwald auf. Bevor sie hindurchsprangen, bestreuten sie sich gegenseitig mit Flüsterpulver.

Auf der anderen Seite des magischen Strudels wartete das Baumhaus. Und drei ganz unterschiedliche Freunde.

»Da seid ihr ja!«, rief Felicitas.

Die unterarmlange Elfe drehte freudig eine Pirouette in der Luft. Sie wirkte meistens wie eine aufgeregte Sternschnuppe, die kaum still sitzen konnte. In etwa zweihundert Jahren würde sie nicht mehr Prinzessin Felicitas von Siebenstern sein, sondern Königin der Elfen.

»Seid ihr bereit für Abenteuer?!«, rief Rani.

Der pelzige kleine Menok hatte sich ein Stirnband umgebunden und sah damit aus wie ein Ninja. Zurzeit befand er sich in seinen Schubwochen, was vergleichbar mit der menschlichen Pubertät war. Jeweils für einige Tage – oder sogar Wochen – war seine Stimmung durch einen speziellen Schub geprägt. Nachdem sein »Humor-Schub« abgeklungen war, machte er aktuell den »Helden-Schub« durch. Dadurch stürzte er sich kopfüber in jede Herausforderung. Leider auch in die, die er keinesfalls bewältigen konnte.

Vergangene Woche war er überzeugt gewesen, dass er als großer Held problemlos auf einem Igelmops reiten konnte. Sie besaßen die Größe eines Hundes, hatten den Rücken aber voller Stacheln. Nach seinem »Ritt« hatte Rani auf dem Bauch gelegen und Lukas ihm die Igelmops-Stacheln aus dem Po ziehen müssen.