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Kindererziehung ist ein "schwieriges Geschäft", das werden Eltern in der ganzen Welt bestätigen können. Kommen die Kinder in die Pubertät, stehen Eltern und ihre Kinder vor neuen Herausforderungen und wichtigen Lernprozessen. Ziel des vorliegenden Ratgebers ist die Stärkung der Erziehungskompetenzen von Eltern mit Kindern im Jugendlichenalter. Fünf Fallbeispiele mit jeweils drei Varianten, wie sich Eltern und Kinder verhalten könnten sowie hilfreiche Tipps, sind Leitfaden und Anregung für das Erziehungskonzept "Freiheit in Grenzen". Die im Video (YouTube) von Schauspielern dargestellten Fallbeispiele entsprechen den Beschreibungen im Ratgeber und vertiefen die Informationen.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2020
Impressum:
© 2020 Klaus A. Schneewind
Titelbild: Björn von Schlippe
Korrektorat, Layout u. Umschlaggestaltung:
Angelika Fleckenstein, Spotsrock
Druck und Verlag:
tredition GmbH
Halenreie 40–44
22359 Hamburg
ISBN:
978-3-347-08834-4 (Paperback)
978-3-347-08835-1 (Hardcover)
978-3-347-08836-8 (e-Book)
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Freiheit in Grenzen
Themen und Fallbeispiele zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen für Eltern mit Kindern im Jugendlichenalter
Unterstützt durch ein Video
Klaus A. Schneewind
Vorwort
An Themen zur Entwicklung und Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen jenseits von Erziehungsberatungsstellen fehlt es nicht – zumal wenn es sich im Zuge der Digitalisierung um entsprechende Angebote handelt, die im Internet abgerufen werden können. Einige Beispiele seien hierzu genannt:
Die Programme zur Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz am Beispiel von Triple P – Positives Erziehungsprogramm (2012). https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/04PraeventionstagungDirscher.pdf
Beratung und Hilfe in Fragen der Partnerschaft und des Aufbaus elterlicher Erziehungs- und Beziehungskompetenzen. Damit die Liebe bleibt und wächst! (ohne Jahresangabe). https://www.sgbviii.de/files/SGB%20VIII/PDF/S190.pdf
Erziehungskompetenz und die Grenzen der Vielfalt. Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen e. V. (2006)
https://www.ag-familie.de/media/docs/agf_doku06_erziehung.pdf
Die in § 16 SGB VIII vorgesehene allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie zielt auf die Vermittlung und Stärkung erzieherischer Kompetenzen (ohne Jahresangabe). https://www.haufe.de/recht/deutsches-anwalt-office-premium/12-jugendhilferechtliche-schnittstellen-zwischen-familie-1-unterstuetzung-der-erziehungs-und-beziehungskompetenzen_idesk_PI1 7574_HI10853642.html
Im Folgenden ist ein anderes Vorgehen zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen vorgesehen. Ausgehend von dem im Einzelnen erläuterten Konzept „Freiheit in Grenzen“, wird auf einer interaktiven DVD*) anhand von kurzen Filmen dargestellt und anschließend ausführlich kommentiert, wie bestimmte kritische Situationen von Eltern-Kind-Beziehungen sich bei Kindern im Jugendlichenalter zu deren Entwicklung eher positiv oder negativ auswirken.
Ein ganz besonderer Dank geht an das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales für das Interesse an dem „Freiheit in Grenzen“-Projekt und insbesondere die umfassende finanzielle Unterstützung bezüglich der Erziehungs- DVDs zu diesem Projekt.
*) Für die Veröffentlichung dieses Ratgebers wurde die DVD konvertiert und steht als YouTube-Video im MP4-Format zur Verfügung. Sie kann mit entsprechendem Programm auch heruntergeladen werden. Bitte beachten Sie, dass die früher übliche Bedienung der Menüpunkte mittels Fernbedienung eines DVD-Players nicht möglich ist. Heutzutage bieten Videos die Option, an jedwede Stelle der Filmszenen und zu den Erläuterungen einfach mittels Mausklick am PC, Touchpad eines Laptops/Notebooks oder Screentouch beim iPad zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Kann ein Video bei der Erziehung helfen?
2. Wie funktioniert das mit dem Video?
3. Ein paar Anmerkungen zum Thema„Erziehung“ von Jugendlichen“
4. Was bedeutet „Freiheit in Grenzen“?
5. Fünf Erziehungssituationen
5.1. Sexualität oder „Ich weiß, woher die Babys kommen“(siehe Video und Erläuterungen)
5.2. Gewalt oder „Dann hat er eine aufs Maul gekriegt“(siehe Video und Erläuterungen)
5.3. Drogen oder „Kiffen ist total normal“(siehe Video und Erläuterungen)
5.4. Rückzug oder „Lass mich doch in Ruhe!“(siehe Video und Erläuterung)
5.5. Gewalt-Computerspiele oder „Computerspiele machen dumm“ (siehe Video und Erläuterungen)
6. Der rote Faden: Vom Verhalten zum Erziehungsstil
7. Überleben in schwierigen Situationen:Zwölf Erziehungstipps
8. Literatur
1. Kann ein Video bei der Erziehung helfen?
Die Regale der Buchhandlungen sind voll mit allen möglichen Titeln zum Thema Erziehung. Darüber hinaus gibt es ein reichhaltiges Angebot an Elternkursen, in denen sich Eltern mit Erziehungsfragen auseinandersetzen können. Warum also soll es nun auch noch ein Erziehungs-Video geben? Die Antwort ist: Im Vergleich zu anderen Medien hat ein Erziehungs-Video eine Reihe von Vorteilen:
Es stellt typische Erziehungssituationen in bewegten Bildern dar.
Es bietet Vergleiche zwischen verschiedenen Lösungsvarianten, die zeigen, wie Eltern auf ein und dasselbe Erziehungsproblem reagieren.
Es analysiert und kommentiert das Geschehen in den einzelnen Lösungsvarianten.
Es gibt jedem die Freiheit, selbst auszuwählen, was ihn interessiert.
Es lässt jedem auch seine Privatheit, d. h. es besteht kein Zwang zur Rechtfertigung.
In diesem Video werden am Beispiel einer ganz „normalen Familie“ mit Jugendlichen, bestehend aus Vater, Mutter, dem 17-jährigen Ralph und der 15-jährigen Silvi, fünf typische Erziehungsszenarien dargestellt. In allen fünf Fällen gibt es eine Ausgangssituation, die von den Eltern in unterschiedlicher Weise gelöst werden. Jeweils drei dieser Möglichkeiten werden gezeigt und dann im Einzelnen erläutert.
Abschließend folgt für jede der Lösungsvarianten noch ein Fazit, in dem zusammengefasst wird, wie sich die Eltern verhalten und was die Kinder dabei lernen. Insgesamt können damit einige wichtige Anregungen zur Erziehung von Kindern im Jugendlichenalter gegeben werden.
2. Wie funktioniert das mit dem Video?
Das Video für Eltern mit Kindern im Jugendlichenalter enthält eine Fülle von Filmbeispielen, Erläuterungen und Tipps zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen. Der Hauptinhalt des Videos bezieht sich auf Filme zu fünf verschiedenen „Erziehungssituationen“, von denen man ausgehen kann, dass alle Eltern sie mehr oder weniger gut kennen. Es handelt sich dabei um folgende exemplarisch ausgewählte Themen:
1. „Sexualität oder ,Ich weiß, woher die Babys kommen‘“
2. „Gewalt oder ,Dann hat er eine aufs Maul gekriegt‘“
3. „Drogen oder ,Kiffen ist total normal‘“
4. „Rückzug“ oder ,Lass mich doch in Ruhe‘“
5. „Gewalt-Computerspiele“ oder ,Computerspiele machen dumm‘“
Zu jedem Film gibt es drei Möglichkeiten, auf die Erziehungssituation zu reagieren. Zu jeder Option gibt es einen weiteren Film, der zeigt, wie es weitergeht. Passend zu jeder Reaktion gibt es eine entsprechende Erläuterung, die nochmals auf die Frage „Was ist passiert“ eingeht.
Zwei Fazits „Wie verhalten sich die Eltern?“ und „Was lernt bzw. lernen der/die Jugendliche/n?“ richten das Augenmerk auf die Verhaltensmuster der Eltern und deren Auswirkungen auf das Kind bzw. die Kinder. In den dazugehörigen Texten finden Sie außerdem hilfreiche Erziehungstipps. Wenn Sie einen bestimmten Lösungsversuch angesehen haben, können Sie sich natürlich auch die anderen Lösungsvorschläge anschauen. Durch den Vergleich erfahren Sie dabei, wie sich unterschiedliches Erziehungsverhalten auswirken kann.
Das Video kann mit dem hinten im Buch eingefügten QRCode bei YouTube auf elektronischen Medien, wie PCs, Tablets, Notebooks und Smartphones angesehen werden.
Die im Video noch vorhandenen Menüs dienten der Nutzung mit einem DVD-Player. Beim YouTube-Video können Sie einfach per Mausklick, mit dem Finger auf dem Touchpad oder Screentouch an der unteren Bildleiste die entsprechenden Sequenzen des Videos direkt ansteuern.
3. Ein paar Anmerkungen zum Thema„Erziehung“ von Jugendlichen
„Erziehung“ und „Jugendliche“ – geht das überhaupt zusammen? Oder anders gefragt: Kann man Jugendliche überhaupt noch erziehen? Solche Fragen sind von Eltern nicht selten zu hören angesichts des selbstbewussten und „coolen“ Auftretens ihrer halbwüchsigen Söhne und Töchter. Anders als noch ein paar Jahre zuvor reagieren die nunmehr zu Jugendlichen herangewachsenen Kinder häufig äußerst allergisch auf elterliche Fragen, Bitten und Antworten. Oder sie reagieren überhaupt nicht und tun unbeirrt das, was ihnen beliebt.
Die Konsequenz ist Hilflosigkeit aufseiten der Eltern, die entweder in resigniertes Gewährenlassen oder autoritäre Machtausübung mündet – und gelegentlich auch in ein Wechselspiel von beidem. Mit anderen Worten: Es kommt entweder zu einem Zuwenig oder einem Zuviel an Erziehung. Dabei liegt unausgesprochen ein besonderes Verständnis von Erziehung zugrunde, wonach es den Eltern darum geht, die eigenen Vorstellungen durchzusetzen, wie sich ihre Kinder am besten verhalten und entwickeln sollen.
Doch ist dies ein realistisches Konzept von Erziehung? Müssen Eltern nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass ihre Kinder eigenwillige und eigenständige Wesen sind? Genauso wie man niemanden dazu zwingen kann, einen anderen Menschen zu lieben, können Eltern ihre Kinder langfristig nicht dazu zwingen, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten oder zu entwickeln – auch wenn die meisten Eltern „immer nur das Beste“ für ihre Teenager wollen. Andererseits ist es unabweisbar, dass Kinder nicht nur eigenwillige und eigenständige, sondern auch erfahrungsoffene und lernfähige Wesen sind, was zumindest die Möglichkeit nicht ausschließt, dass Eltern auf ihre Kinder Einfluss nehmen können.
Die zentrale Frage, die sich stellt, ist die Frage nach dem Wie, d. h. die Frage, unter welchen Bedingungen kleinere Kinder und Jugendliche am ehesten bereit sind, die elterlichen Versuche der Einflussnahme auf ihre Verhaltensstandard anzunehmen und zu ihren eigenen zu machen. Vorgelagert ist die noch wichtigere Frage nach dem Wozu, d. h. die Frage, was die Eltern darunter verstehen, wenn sie für ihre Kinder „immer nur das Beste“ wollen. Oder anders ausgedrückt: Welche Ziele sind den Eltern wichtig, wenn sie versuchen, auf das Verhalten ihrer Kinder Einfluss zu nehmen?
Die Frage nach dem Wozu hat etwas mit zentralen Wertvorstellungen eines freiheitlich-demokratischen Verständnisses von menschlichem Leben und Zusammenleben zu tun, wie es für unseren westlichen Kulturkreis charakteristisch ist. Diese Wertvorstellungen lassen sich drei Entwicklungsperspektiven zuordnen. Es sind dies:
die individuelle Perspektive, d. h. die Entfaltung der Begabungen, Interessen und Fähigkeiten zu einer selbstverantwortlichen Lebensführung jedes Einzelnen;
die soziale Perspektive, d. h. die Entwicklung sozialer Fähigkeiten, die dazu beitragen, zufriedenstellende zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen, die Bedürfnisse anderer anzuerkennen, Verpflichtungen im Dienste der Gemeinschaft zu übernehmen, mit anderen zu kooperieren und Konflikte auf konstruktive Weise auszutragen;
die moralische Perspektive, d. h. die Entwicklung von Wertmaßstäben, um beurteilen zu können, was richtig und falsch, zulässig und unzulässig, fair und unfair oder gerecht und ungerecht ist.
Diese Entwicklungsperspektiven sind im Übrigen gut vereinbar mit dem im Deutschen Kinder- und Jugendhilfegesetz verankerten Recht jedes jungen Menschen „auf Förderung seiner Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“. Zugleich können diese Entwicklungsperspektiven auch Leitziele für Eltern sein. Dabei besteht allerdings ein besonderes Problem darin, dass diese eher allgemein formulierten Prinzipien gewissermaßen heruntergebrochen werden müssen auf die Herausforderungen, die sich für Eltern in der alltäglichen Erziehungspraxis ergeben.