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"Er ist im Wald am Segelflughafen abgestürzt. Beide Beine und ein Arm sind gebrochen, außerdem hat er eine schwere Oberkörperprellung oder -quetschung!"
Präzise informieren die Sanitäter, die den bewusstlosen Adrian Prinz von Ziernwald-Saas in die Sommer-Klinik gebracht haben, Dr. Franziska von Leyse. Die erfahrene Notärztin handelt sofort und kann ihren Patienten zum Glück bald stabilisieren. Doch noch etwas anderes als seine körperlichen Verletzungen scheint Prinz Adrian zu belasten - denn der Absturz war keinesfalls ein Unglück, sondern ein gezielter Angriff auf sein Leben, wie die Polizei schnell herausfindet. Mit großer Sorge beobachtet Franziska ihren Patienten und muss dabei vor sich selbst zugeben, dass von Tag zu Tag ihre professionelle Distanz einer wachsenden Zuneigung weicht. Adrian geht es ähnlich, doch noch kann er sich weder der Polizei noch Franziska öffnen. Zu schwer wiegen die Schatten seiner Vergangenheit, die ihn eingeholt haben ...
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Seitenzahl: 133
Cover
Notlandung ins Glück
Vorschau
Impressum
Notlandung ins Glück
Die Begegnung mit seiner Ärztin verändert Adrians Leben
Von Alexa Leopold
»Er ist im Wald am Segelflughafen abgestürzt. Beide Beine und ein Arm sind gebrochen, außerdem hat er eine schwere Oberkörperprellung oder -quetschung!«
Präzise informieren die Sanitäter, die den bewusstlosen Adrian Prinz von Ziernwald-Saas in die Sommer-Klinik gebracht haben, Dr. Franziska von Leyse. Die erfahrene Notärztin handelt sofort und kann ihren Patienten zum Glück bald stabilisieren. Doch noch etwas anderes als seine körperlichen Verletzungen scheint Prinz Adrian zu belasten – denn der Absturz war keinesfalls ein Unglück, sondern ein gezielter Angriff auf sein Leben, wie die Polizei schnell herausfindet. Mit großer Sorge beobachtet Franziska ihren Patienten und muss dabei vor sich selbst zugeben, dass von Tag zu Tag ihre professionelle Distanz einer wachsenden Zuneigung weicht. Adrian geht es ähnlich, doch noch kann er sich weder der Polizei noch Franziska öffnen. Zu schwer wiegen die Schatten seiner Vergangenheit, die ihn eingeholt haben ...
»Das Wetter wird halten, so wie es aussieht.«
Monika Bachmann drehte sich auf ihrem uralten Schreibtischstuhl vom Computer weg und sah die beiden anderen zuversichtlich an.
»Das hätte ich dir auch ohne Wetterbericht sagen können«, meinte Tom Feldter gutmütig und lachte.
Er stand in der offenen Tür des Hangars und blickte in den Himmel.
»Du bist ja auch ein alter Hase in dem Geschäft«, mischte sich Armin Gutherr ein.
An dem wackeligen Tisch, der sich in die kleine Büroecke drängte, goss er Kaffee in drei Becher und brachte einen davon Tom. Seufzend stand Moni auf, streckte den Rücken durch und nahm sich ebenfalls einen Becher.
»Hm, der tut jetzt gut«, meinte sie und nippte an dem schwarzen Gebräu und stellte sich neben die beiden Männer. Sie warf ebenfalls einen Blick nach oben. »Dann hat unser Prinz doch die besten Voraussetzungen für einen schönen langen Flug«, fuhr sie fort.
Tom und Armin nickten bestätigend.
»Ja, allerdings«, sagten sie beinahe gleichzeitig.
Einträchtig schauten die drei Kollegen und Freunde zu, wie das schneeweiße Segelflugzeug am strahlend blauen Himmel seine Bahnen zog und elegante Kurven flog. Kaum ein Wölkchen trübte die Sicht.
Mein Schüler ist tatsächlich selbstständig geworden, dachte Tom.
Etwas wehmütig erinnerte er sich lächelnd an die ersten Flugversuche seines Schützlings. Er selbst wurde älter, das ließ sich nicht leugnen. Das spürte er immer dann besonders stark, wenn ein Flugschüler allein loszog.
Wie bei Kindern, wenn sie flügge werden – diese Wehmut kam ihn immer mal wieder an.
Leise schüttelte er den Kopf. Es war ein wunderbarer Tag, und alles war in Ordnung. Es gab überhaupt keinen Grund, wehmütig zu sein. Dann kniff Tom plötzlich die Augen zusammen. Sein Körper spannte sich.
»Seht ihr das dort hinten? Was ist das für ein dunkler Punkt dort?«
Er hob den Arm und wies mit der Hand in den Himmel.
Armin wunderte sich einmal mehr über die scharfen Augen des Älteren. Diesen entging offenbar gar nichts. Also kniff auch er die Augen zusammen. Schließlich sah er den Punkt ebenfalls und schaute noch genauer hin. Dieser wurde rasch größer, das Objekt näherte sich offenbar mit ziemlicher Geschwindigkeit.
»Moni, schnell an den Platz! Haben wir eine Meldung über ein Motorflugzeug?«
Tom versuchte, gelassen zu bleiben, aber der Punkt wuchs und steuerte offenbar genau auf das Segelflugzeug zu.
Moni eilte zu ihrem Platz, stellte die Tasse ab und kontrollierte alle Meldungen.
»Nein, niemand hat sich gemeldet.«
»Versuche, den Piloten zu erreichen«, wies Tom sie an. »Er muss unseren Flieger doch sehen. Was macht er denn da?« Noch einmal kniff er die Augen zusammen. »Siehst du das?«, wandte er sich an Armin. »Das ist eine Cessna. Davon gibt es hier in der Gegend keine, soweit ich weiß. Jedenfalls nicht von den uns bekannten Fliegern. Wer mag das also sein?«
Das Flugobjekt kam schnell näher, während Moni immer wieder den Piloten rief. Aber es kam keine Antwort.
»Er meldet sich nicht«, rief sie Tom zu. Sie lief zu den beiden hin. »Er fliegt ja direkt auf Prinz Adrian zu!«, rief sie entsetzt.
Auch Tom und Armin verfolgten sorgenvoll den Weg des kleinen Motorflugzeugs.
»Er muss ihn doch einfach sehen! Das gibt es doch gar nicht!«
Armin konnte es nicht fassen.
»Er sieht ihn, würde ich sagen«, antwortete Moni plötzlich gedehnt. Ihre Augen schienen riesengroß in ihrem schmalen Gesicht. »Meiner Meinung nach sieht das fast nach einem bewussten Angriff aus, Jungs«, ergänzte sie langsam und betonte jedes Wort.
Tom nickte. »Ja, das scheint mir auch so. Es ist allerdings völlig unverständlich. Sind wir hier in einem schlechten Film? Warum greift er an? Wir müssen Adrian warnen.«
Doch Moni wies zum Himmel.
»Brauchen wir nicht. Er hat die Cessna schon gesehen. Siehst du? Er versucht jetzt, ihr auszuweichen.«
»Setz dich wieder ans Mikro und sprich mit Adrian! Vielleicht erfahren wir dann mehr.« Tom beschattete mit der Hand seine Augen. Er hatte mal wieder seine Sonnenbrille im Auto liegenlassen und ärgerte sich jetzt darüber. Fassungslos verfolgte er die inzwischen schon fast tollkühnen Flugmanöver seines einstigen Schülers, der versuchte, mit seinem Segelflieger der Cessna zu entgehen. »Ihm fehlt noch Flugerfahrung«, sagte er leise zu Armin. »Hoffentlich geht das gut.«
Der Freund nickte besorgt und setzte hinzu: »Ja, das sieht leider gar nicht gut aus. Der Pilot der Cessna will ihn offenbar rammen. Dabei stürzt er dann wahrscheinlich selbst ab. Das wäre das reinste Harakiri. Ist dem das egal?«
Er drehte sich zu Moni um und sah sie fragend an. Diese lauschte angestrengt. Dann wandte sie sich den beiden Männern zu.
»Adrian versucht, zu landen. Die Cessna attackiert ihn tatsächlich. Wer es ist, weiß er nicht. Er kann den Piloten nicht erkennen. Der hat eine Sonnenbrille und ein Käppi auf. Mehr hat er nicht gesagt.«
Tom nickte. Er konnte sich vorstellen, dass der Prinz nun alle Kräfte brauchte, um sein Segelflugzeug heil nach unten zu bringen. Moni gesellte sich wieder zu den Freunden. Angespannt standen sie zu dritt vor dem Hangar und ließen die Flieger nicht aus den Augen.
Gerade flog Adrian zum wiederholten Male ein enges Manöver, um den Attacken der Cessna zu entgehen. Plötzlich riss der Luftstrom, und er verlor die Kontrolle über sein Segelflugzeug. Entsetzt und mit offenen Mündern verfolgten die drei Menschen am Boden, wie der Segler rasch sank und Kurs auf ein Waldstück am Rande des Fluggeländes nahm.
»Großer Gott!«, rief Tom. »Moni, du bleibst am Mikro! Ich melde mich gleich, wenn ich weiß, was genau passiert ist. Armin, komm mit!«
Tom rannte schon los zu seinem Auto. Wenig später brausten sie über das Flugplatzgelände Richtung Wald, während die Cessna abdrehte und genauso rasch verschwand, wie sie gekommen war.
Kaum kam der Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen, sprangen Tom und Armin heraus und näherten sich so schnell und so vorsichtig wie möglich der Unglücksstelle. Hier standen die Bäume recht dicht. Bald entdeckten sie das Segelflugzeug, das schief in den Kronen hing. Es knarzte bedenklich, und den beiden Männern war bewusst, dass es lebensgefährlich war, sich in der Nähe des Wracks aufzuhalten.
»Vielleicht ist es glimpflich ausgegangen«, mutmaßte Armin.
Toms Miene blieb sorgenvoll. Als sie erkannten, dass Adrian nicht mehr im Flugzeug saß, suchten sie so rasch wie möglich den Boden und die Bäume ab.
»Da ist er«, wies Armin schließlich dem Älteren den Weg.
Adrian hing mit seinem Fallschirm dicht an einem Baumstamm und nicht allzu weit vom Boden entfernt. Dann rutschte er plötzlich ein Stück tiefer.
»Er hat es zwar noch geschafft, herauszukommen, aber er ist in den Bäumen hängen geblieben«, rief Tom. »Ruf Moni an! Wir brauchen einen Arzt und den Rettungsdienst. Außerdem wohl das THW. Ich schaue, ob ich ihn herunterholen kann.«
Tom betrachtete den Baum, der einen recht tiefen, stämmigen Ast besaß. Trotz seines vorgerückten Alters war der Fluglehrer noch flink auf den Beinen und absolut fit. Mit einem Schwung erklomm er den Ast, kletterte etwas höher und griff nach den Seilen des Fallschirms. Ein vorsichtiger Ruck und Adrian, der offensichtlich bewusstlos war, rutschte Richtung Boden. Wie eine Marionette manövrierte Tom den geschundenen Körper auf den Erdboden und legte ihn vorsichtig ab. Dabei musste er seine ganze Kraft einsetzen, denn Adrian war ein großer Mann. Dann ließ er die Leinen los und sprang selbst hinab.
Er begann sofort mit Erste-Hilfe-Maßnahmen. Offenbar war Adrian schwer verletzt, seine Beine waren verdreht, auch der eine Arm. Sein Gesicht zeigte tiefe Schrammen. Als Tom vorsichtig den Brustkorb berührte, stöhnte der Verletzte, wachte aber nicht auf.
Tom nahm sofort die Hände weg und flüsterte nur: »Atme, Adrian, atme! Hilfe kommt gleich, ist bestimmt gleich da. Halte durch, sie kommen und helfen dir.«
Das wiederholte er immer wieder, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Hilflos streichelte er Adrians Gesicht.
Nun kam Armin zurück, aber er konnte ebenso wenig tun wie Tom. Nach einer endlos scheinenden Zeit hörten die beiden Freunde endlich die erlösenden Sirenen.
»Bereiten Sie Herrn Mescher, den Patienten auf Zimmer drei, bitte zur OP vor. Wir nehmen ihn heute Nachmittag doch noch dran, weil ein anderer Patient ausgefallen ist. Das zeichnete sich ja schon heute Morgen ab. Ich schätze, er wird ungefähr in eineinhalb bis zwei Stunden operiert. Er hat doch noch nichts gegessen heute, oder?«
Konzentriert erteilte Oberärztin Franziska von Leyse ihre Anweisungen an Oberschwester Helene. Diese nickte und ihre kleinen Locken wippten dabei auf und ab.
»Nein, hat er nicht. Und ja, machen wir«, antwortete sie. »Sobald Pfleger Ben wieder aus der Mittagspause kommt. Das ist in ...«, sie sah auf ihre Armbanduhr, »... in zehn Minuten.«
Franziska nickte und strich sich eine vorwitzige Strähne ihrer braunen Haare hinter das Ohr zurück.
»Okay, das ist in Ordnung«, gab sie zurück.
Sie schätzte die resolute Oberschwester, die ihre Station stets gut im Griff hatte und von allen respektiert und gemocht wurde. Das war keine Selbstverständlichkeit. Die Ärztin kannte auch andere Stationen, auf denen ein scharfer Konkurrenzkampf tobte oder auf denen die Organisation nicht so gut klappte wie auf dieser hier. Dann piepste ihr Pager.
»Oh, ich muss weg, ich muss einen Notfall aufnehmen«, erklärte Franziska und stellte das Gerät wieder ab.
Jetzt war es an Oberschwester Helene, zu nicken. Sie wusste, wie aufreibend die Arbeit für die Ärzte war, wenn sie gleichzeitig noch Rufbereitschaft für die Notfallambulanz hatten.
»Wir kümmern uns um alles«, versicherte sie.
»Ja, ich weiß. Ich kann mich immer auf Sie verlassen. Das ist sehr beruhigend.«
Franziska lächelte die Oberschwester offen an. Dann drehte sie sich schwungvoll auf dem Hacken um und stürmte Richtung Treppe. Sie fuhr nicht so gern Aufzug und war zu Fuß meist ebenso schnell wie ihre Kollegen, die in der Regel lange warten mussten, bevor sie den Aufzug nutzen konnten.
Oberschwester Helene blickte der auffallend hübschen Ärztin nach und lächelte ebenfalls. Sie mochte deren klare Art und schätzte die Sorgfalt, mit der sie sich um die Patienten kümmerte.
In der Notfallambulanz herrschte reges Treiben. Zahlreiche Patienten saßen auf den Stühlen und warteten geduldig darauf, dass sie mit ihren kleineren Problemen an der Reihe waren.
Wie immer zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend, dachte Franziska.
Sie konnte sich kaum erinnern, dass es einmal anders gewesen wäre. Als einziges großes Krankenhaus in der Umgebung war die Sommer-Klinik das Ziel aller Patienten, wenn die Hausarzt- und Facharztpraxen über das Wochenende geschlossen waren. Verstauchungen und Prellungen, Übelkeit und hämmernde Kopfschmerzen, Schnittverletzungen und Verbrennungen waren ebenso an der Tagesordnung wie Knochenbrüche oder schwere Unfälle. Dringende Fälle kamen natürlich sofort dran, oft wurden sie gleich in den OP-Raum geschoben.
Als Franziska vom Treppenhaus um die Ecke in den Gang zur Ambulanz bog, kamen ihr die Rettungssanitäter schon entgegen. Sie schoben eine Trage vor sich her Richtung OP.
»Das ist der Patient, weswegen wir Sie angepiepst haben«, rief ihr eine Schwester im Vorbeieilen zu.
»Warten Sie! Was hat er? Was wissen wir?«
Einer der Sanitäter mischte sich ein, während die Schwester nur mit der Hand auf ihn wies und sich eilig entfernte. Einmal mehr bedauerte Franziska, dass das Personal hier oft massiv unter Stress stand. Es waren einfach nicht genug Leute da, um die Spitzen so aufzufangen, dass sie in aller Ruhe arbeiten konnten. Umso mehr war zu bewundern, dass die Arbeit professionell und hervorragend gemanagt wurde.
»Er ist im Wald am Segelflughafen abgestürzt«, berichtete der Sanitäter. »Soweit wir bisher feststellen konnten, sind beide Beine und ein Arm gebrochen. Außerdem hat er eine schwere Oberkörperprellung oder -quetschung. Er kann zum Glück offenbar noch allein atmen, ist aber bewusstlos, seit wir ihn versorgt haben. Über innere Verletzungen wissen wir derzeit nichts.«
Franziska hatte aufmerksam zugehört und nickte.
»Okay, sofort in den OP mit ihm. Ich komme.«
Im Eilschritt begab sie sich in den Vorraum, um sich umzuziehen und gründlich Hände und Unterarme zu waschen. Durch die Glasscheibe konnte sie sehen, dass die OP-Schwestern bereits im Raum waren und den Patienten mit vereinten Kräften so vorsichtig wie möglich auf den Tisch legten. Auch der Anästhesist war schon da. Franziska freute sich immer wieder darüber, wie reibungslos es in diesem Krankenhaus lief, wenn es eng wurde. Während der Patient die Nadel in den Arm geschoben bekam und behutsam intubiert wurde, streifte eine Krankenschwester Franziska die Handschuhe über. Dankend nickte die Ärztin ihr zu und beeilte sich, an den OP-Tisch zu kommen.
»Wir müssen das offiziell melden«, sagte Moni und sah ihre beiden Kollegen ernst an. »Das war doch kein normaler Unfall.«
Tom nickte. »Ja, rufen wir die Polizei. Ich denke auch, da kommen wir nicht drum herum. Auch wenn es außer uns wohl keiner gesehen hat. Es war ja sonst bei uns nichts los an diesem Vormittag.«
»Ich glaube eher, dass es ganz sicher Augenzeugen geben wird. Irgendjemand hängt doch immer am Fenster und schaut in die Luft. Es war ja weithin sichtbar, was hier passierte. Und die Polizei kommt sowieso, selbst wenn wir nicht Bescheid sagen. Ob die Beamten wohl rausbekommen, wer das war? Ich persönlich halte das eher für fraglich«, schaltete sich Armin ein.
Alle drei waren nicht erpicht darauf, die Polizei auf dem Gelände zu haben. Sie hatten noch nie Probleme gehabt, solange sie, vor allem Tom als ältester Kollege, zurückdenken konnten. Aber dieser Vorfall musste wohl oder übel untersucht werden.
»Wir können es aber nicht auf sich beruhen lassen, Armin«, meinte Moni. »Wenn Adrian wieder ansprechbar ist und sich erinnert, wird er uns fragen, was wir unternommen haben. Was willst du ihm dann sagen? Außerdem müssen wir es sowieso in unseren Unterlagen festhalten.«
Wieder nickte Tom. »Nur weil wir die Cessna nicht kennen, heißt es ja nicht, dass die Beamten nichts unternehmen können. Ich stimme dir zu, Moni. Ruf die Polizei, damit unser Anruf amtlich ist.«
Armin zuckte resigniert die Schultern.
»Wahrscheinlich habt ihr recht. Aber mir passt es gar nicht, wenn sie hier herumschnüffeln. Auch wenn wir nichts zu verbergen haben. Das Ganze wird wahrscheinlich Wellen schlagen. Das kann sehr unangenehm werden. Am Ende haben wir dann auch noch die Presse auf dem Hals.«
Tom seufzte. »Ich weiß, ich weiß. Das kann tatsächlich passieren. Keiner von uns hat Lust darauf, dass unsere schöne idyllische Ruhe hier auf unserem kleinen Flughafen gestört wird. Aber es hat sich was mit Ruhe im Moment. Das lässt sich nicht leugnen. Und wenn es dann doch eines Tages rauskommt, sind wir dran wegen unterlassener Meldung. Das kann es doch auch nicht sein. Außerdem schlägt zumindest mir dann auch das Gewissen. Das weiß ich ganz genau. Dann kann ich nicht mehr richtig schlafen und fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Es wäre nicht richtig, das nicht von vornherein offiziell zu melden und abzuwarten, bis jemand auf uns zukommt.«
Moni nickte nachdrücklich. »Und es wird herauskommen, das glaube ich ganz bestimmt, denn das THW wird auch Fragen stellen, wie das passiert ist. Adrian ist zwar noch nicht der erfahrenste Flieger, aber das reicht auf Dauer wahrscheinlich kaum als Erklärung. Die sind doch nicht dumm. Die Polizei wird sowieso kommen, und sei es, weil das THW den Beamten Bescheid sagt. Dann sehen wir gar nicht gut aus und kommen in Erklärungsnot. Außerdem glaube ich persönlich ebenfalls, dass es sicher Augenzeugen gegeben hat. Und nicht zuletzt wollen wir doch wissen, wer Prinz Adrian das angetan hat.«