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Juliane Prinzessin von Seebach-Walden hat vor sechs Jahren ihren Verlobten verloren. Seitdem hat sie Schwierigkeiten, ihr unabhängiges Leben zu genießen. Ihr ganzer Lebensinhalt ist ihr Sohn Torben. Unterstützt wird sie von ihrem besten Freund Conrad Prinz von Zierberg. Der Architekt möchte mehr, aber die Prinzessin ahnt nichts von seinen Gefühlen, und er scheut sich noch, es ihr deutlicher zu zeigen. Schließlich will er die Freundin nicht verlieren.
Eines Tages erhält Juliane einen Brief. Sie erbt ein kleines Schloss in Schottland, Rose Park, das ihrer kinderlosen Patentante Anna Lady Fraser of Gunningham gehört hat. Zur Regelung der Formalitäten reist sie mit Torben und Conrad in den Nordosten Schottlands. Hier trifft sie auf den Immobilienmakler Viktor Freiherr von Plaasen, der im Auftrag der Familie Fraser of Gunningham für den Verkauf des Schlosses sorgen soll. Denn die Familie erkennt die deutsche Schlosserbin nicht an und klagt. Juliane ist aber nicht bereit, auf das Erbe zu verzichten. Sie hat sich sofort in das schöne Schlösschen verliebt. Und auch Viktor hat es ihr auf den ersten Blick angetan, ganz zum Missfallen von Conrad ...
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Seitenzahl: 133
Cover
Liebeshoffnungen auf Rose Park
Vorschau
Impressum
Liebeshoffnungen auf Rose Park
Bezaubernder Adelsroman aus Schottland
Von Alexa Leopold
Juliane Prinzessin von Seebach-Walden hat vor sechs Jahren ihren Verlobten verloren. Seitdem hat sie Schwierigkeiten, ihr unabhängiges Leben zu genießen. Ihr ganzer Lebensinhalt ist ihr Sohn Torben. Unterstützt wird sie von ihrem besten Freund Conrad Prinz von Zierberg. Der Architekt will mehr, aber die Prinzessin ahnt nichts von seinen Gefühlen, und er scheut sich noch, es ihr deutlicher zu zeigen. Schließlich will er die Freundin nicht verlieren.
Eines Tages erhält Juliane einen Brief. Sie erbt ein kleines Schloss in Schottland, Rose Park, das ihrer kinderlosen Patentante Anna Lady Fraser of Gunningham gehört hat. Zur Regelung der Formalitäten reist sie mit Torben und Conrad in den Nordosten Schottlands. Hier trifft sie auf den Immobilienmakler Viktor Freiherr von Plaasen, der im Auftrag der Familie Fraser of Gunningham für den Verkauf des Schlosses sorgen soll. Denn die Familie erkennt die deutsche Schlosserbin nicht an und klagt. Juliane ist aber nicht bereit, auf das Erbe zu verzichten. Sie hat sich sofort in das schöne Schlösschen verliebt. Und auch Viktor hat es ihr auf den ersten Blick angetan, ganz zum Missfallen von Conrad ...
»Puh, das wird eine sehr lange Gästeliste«, seufzte Juliane von Seebach-Walden. »Wir werden Personal aufstocken müssen, das schaffen unsere Leute nicht allein.« Sie hüstelte leicht und strich mit nervösen Fingern über ihren geblümten Rock.
Ihre Schwester Kristina nickte. »Ich kümmere mich darum.« Sie hatte einen dicken Block auf den Knien und machte sich eine entsprechende Notiz. Dann hob sie den Kopf und strahlte die Ältere mit ihren grauen Augen an. »Ist das nicht fantastisch? Der alte Kasten hier kommt mal wieder richtig in Schwung. Endlich Leben in der Bude ...«
Lebhaft wedelte die 24-Jährige mit den Händen in der Luft. Die beiden Schwestern sahen sich in gewisser Weise ähnlich, aber sie unterschieden sich eindeutig im Wesen. Jetzt saßen sie zusammen auf der gemütlichen Couch im Blauen Salon, um das anstehende Fest vorzubereiten.
Juliane lachte. »Unser schönes Schloss Seebach als alten Kasten zu bezeichnen, ist schon etwas respektlos. Immerhin hast du als Teenager hier auch schon rauschende Partys gefeiert.«
»Ja, das stimmt. Aber ein Ball ist doch immer etwas ganz Besonderes. Es ist eine Kombination aus Tradition und Moderne.« Kristina dachte einen Moment nach. »Eigentlich erstaunlich, dass gerade klassische Bälle heute überhaupt noch gefeiert werden.«
»Nun ja«, meinte die ältere Schwester, »allerdings finden sie meist zu besonderen Anlässen oder Themen statt. Das war früher anders. Da wurden die jungen Damen mit einem Ball ihnen zu Ehren in die Gesellschaft eingeführt. Heute gibt es noch den Wiener Opernball. Oder eben Charity-Events. Häufig findet solch eine Veranstaltung allerdings nur mit Essen und Reden statt. Das finde ich persönlich ein bisschen langweilig. Darum denke ich, ein Ball wäre eine schöne Alternative.«
»Das finde ich auch«, stimmte Kristina sofort zu. »Und gut, dass wir noch Zeit haben, er findet erst im Winter statt ...«
»Täusch dich nicht in Bezug auf die Arbeit, die noch vor uns liegt. Es gibt viel zu tun. Und dafür sind wir jetzt schon fast am Ende des Sommers eher spät dran, würde ich sagen. Schließlich wird es unser erster Ball im Rahmen unserer neuen Stiftung für benachteiligte Kinder sein. Da müssen wir uns schon Mühe geben, wenn die Spendengelder fließen sollen.«
In diesem Moment trat der Butler ein. »Conrad Prinz von Zierberg ist soeben eingetroffen.«
»Danke, Hermann. Bitte führen Sie ihn herein.«
Julianes blaugraue Augen strahlten, als der Freund ins Zimmer trat.
»Conrad! Du kommst genau richtig. Wir sitzen gerade über der Gästeliste für den Ball ...«
Bevor der Angesprochene etwas sagen konnte, ging die Tür erneut auf und wie ein kleiner Wirbelwind fegte ein fünfjähriger Junge ins Zimmer. Butler Hermann stand in der Tür und hob nur hilflos die Arme.
Juliane lächelte und nickte ihm beruhigend zu. Diesem reizenden Blondschopf verzieh sie vieles. Der Kleine war einmal mehr seinem Kindermädchen ausgerückt. Jetzt warf er sich seiner Mutter in die Arme und wollte es sich dann auf ihrem Schoß bequem machen. Lachend zog ihn Conrad weg und setzte sich mit ihm in einen Sessel gegenüber der Couch.
»Torben, deine Mutter plant gerade ein großes Event. Stör sie jetzt bitte nicht.« Seine warme Stimme nahm den Kleinen wie immer gefangen.
»Was ist ein Schärity-Iwent?«, fragte das Kind und boxte Conrad freundschaftlich auf die Brust.
Die stahlgrauen Augen verrieten einen lebhaften Geist und sahen Conrad vertrauensvoll an. Es war offenkundig, dass der Junge den großen schlanken Mann sehr mochte.
»Das ist eine ziemlich große Feier mit vielen wichtigen Leuten. Es wird einen Ball hier im Schloss geben.«
»Oh fein, dann können wir Ball spielen ...«
Wieder lachte Conrad, während er Torben sanft zurückboxte.
»Nein, nicht Ball spielen. Bei einem solchen Ball kommen viele Leute in besonders schöner Kleidung und sie tanzen miteinander zu Musik. Das findest du sicher eher langweilig. Außerdem sollen sie alle ein bisschen Geld spenden für arme Kinder, denen es nicht so gut geht wie dir.« Er wandte sich an Juliane: »Hast du daran gedacht, dass es für die Jüngeren auch eine Art Disco geben könnte?«
Juliane sah auf und blickte ebenso vertrauensvoll wie ihr Sohn in Conrads warme braune Augen.
»Das ist eine ganz hervorragende Idee, Conrad, ich weiß nur auf Anhieb noch nicht genau, wie und wo das stattfinden soll.«
Inzwischen war Torben von Conrads Schoß gerutscht und zum Tisch gegangen.
»Mami, guck mal.« Mit zwei großen Briefumschlägen kam er zu Juliane und krabbelte nun doch auf ihren Schoß. Neugierig betrachtete er das edle Papier, die Schriftzüge und die fremden Briefmarken.
»Ach herrje, die hatte ich ja ganz vergessen. Vielen Dank, mein Liebling.« Zärtlich strich sie dem Jungen über den Kopf. »Hermann brachte die Briefe heute Vormittag, aber vor lauter Ball ...« Juliane drehte die Umschläge in den Händen. »Oh, das hier ist ja eine Trauerkarte. Noch dazu aus dem Ausland. Und mit Siegel.«
Schnell öffnete sie den Brief und überflog die Zeilen.
»Meine Patentante Anna in Schottland ist gestorben.« Juliane las die Karte genauer. »Und sie ist schon beerdigt worden. Uns hat aber doch keiner was gesagt. Was ist denn das für eine komische Geschichte?« Auf Julianes schöner Stirn bildete sich eine steile Falte. »Was für ein Affront! Die Verwandten ihres Mannes haben sie wohl unter die Erde gebracht und es offenbar nicht für nötig befunden, uns Bescheid zu geben. Ich fasse es nicht.«
Konsterniert sah sie in die Runde. Wieder entrang sich ein nervöser kleiner Husten ihrer Kehle.
»Du solltest mit dieser Hüstelei wirklich mal einen Arzt aufsuchen«, meinte Kristina. »Seit dein Verlobter Lukas vor sechs Jahren so plötzlich verstorben ist, kommt dieser Husten immer wieder, vor allem bei Aufregungen.«
Juliane winkte nur ab. Das Thema diskutierten sie und ihre Schwester schon seit unendlich langer Zeit. Doch sie würde mit dieser Kleinigkeit nie zum Arzt gehen.
»Du hast eine Patentante in Schottland?«, fragte Conrad. »Davon wusste ich gar nichts, und ich kenne dich immerhin seit unseren Jugendtagen.«
»Wir hatten schon seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr«, meinte Juliane nachdenklich. »Ich werde morgen Früh meine Mutter dazu befragen.«
»Was ist mit dem anderen Brief?«, fragte Kristina neugierig.
»Auch der ist aus Schottland«, staunte Juliane und riss den zweiten Umschlag auf.
Es war still im Zimmer, während sie las. Conrad betrachtete Torben, der hingebungsvoll mit den Knöpfen von Julianes Bluse spielte. Kristina ergänzte währenddessen den einen oder anderen Namen auf der Gästeliste.
»Es wird immer besser«, äußerte Juliane. »Dieser Brief ist von einem Notar in Schottland. Meine Patentante vermacht mir testamentarisch ihr Schloss ›Rose Park‹. Ich soll so bald wie möglich kommen.« Sie sah in die Runde und dann Kristina an. »Das ist ja mal eine Überraschung. Ich erbe ein Schloss!« Juliane überlegte einen kurzen Augenblick. »Ich fürchte, du musst dich eine Weile allein um unseren Ball kümmern, Kristina. Ich muss nach Schottland. Und zwar möglichst schnell.«
»Was ist Schottland?«, fragte Torben neugierig und beschloss, dass die Krawatte von Conrad ein spannenderes Spielzeug abgab. Er wechselte erneut den Sitzplatz.
»Das ist ein kleines Land, in dem man Englisch spricht«, antwortete Conrad geduldig und hob ihn auf sein Bein. Er liebte den aufgeweckten Jungen und ging jederzeit gerne auf seine Fragen ein.
»Oh, fein«, jubelte der Kleine und patschte seine Händchen zusammen. »Da kann ich dann Englisch sprechen, so wie mit Lilly.«
Juliane sah ihn an und strich sich ihre langen dunkelblonden Haare zurück.
»Ich weiß noch nicht, ob du mitkommst, mein Schatz.«
Conrad mischte sich ein, während er kritisch beobachtete, was Torben mit der Krawatte anstellte.
»Das würde ich mir überlegen, Juliane. Die Angelegenheit könnte durchaus länger dauern. Du wirst Zeit einplanen müssen, vielleicht sogar ein paar Wochen. Ich würde dich übrigens auch gern begleiten, wenn du erlaubst. Ich habe in Dundee gerade ein größeres Projekt laufen und könnte mir so vor Ort selbst ein Bild machen.«
Juliane überlegte, dann nickte sie.
»Ja, du hast recht. Vielleicht sollten wir tatsächlich alle gemeinsam fahren. Du wärst mir als Architekt mit deiner Expertise zum Schloss sicher eine große Hilfe. Und Torben möchte ich nicht so lange allein lassen. Kristina, du musst dich dann hier um alles kümmern. Wir bleiben aber natürlich in Verbindung. Meinst du, du schaffst das?«
Kristina lächelte. »Das wird eine Herausforderung. Aber dann bin ich beschäftigt und mir wird wenigstens nicht langweilig. Cool!«
Die anderen lachten. Mit ihren vierundzwanzig Jahren war die junge Prinzessin doch manchmal noch recht teenagerhaft. Aber sie würde das Projekt schon voranbringen, da war sich Juliane sicher.
»Und ich muss Lilly Bescheid sagen, dass sie mitfährt. Ohne mein englisches Kindermädchen bin ich aufgeschmissen, wenn ich Termine habe. Außerdem wird sie sich wahrscheinlich freuen, dass sie mal wieder nach auf die Insel kommt.«
Juliane wandte sich an Torben, der die Erwachsenen die ganze Zeit gespannt angeschaut hatte.
»Also mein Schatz, du hast Glück, dass du erst im Winter sechs wirst und noch nicht in die Schule gehst. Wir fahren nun doch alle zusammen nach Schottland. Ruf bitte Lilly herein, sie soll auch mitfahren – und ich muss sie fragen, ob sie damit einverstanden ist.«
»Yippie! Wir fahren zu einem Schloss in Schottland!«, krähte der Kleine, krabbelte schnell von Conrads Schoß und stürmte aus dem Zimmer.
Lachend sahen ihm die Erwachsenen hinterher.
»Wieso kann mir meine Patentante Anna ein Schloss in Schottland vermachen, Mama? Und warum heißt sie, nein, hieß sie Countess Fraser of Gunningham?«
Juliane nahm sich ein Croissant und etwas Marmelade vom reichlich gedeckten Frühstückstisch. Dann schmierte sie ein Honigbrot und legte es auf Torbens Teller. Der Junge durfte heute neben ihr frühstücken. Sooft es ging, hatte Juliane ihren Sohn um sich. Er war nach dem Tod ihres Verlobten vor sieben Jahren ihr Ein und Alles.
Jetzt sah sie ihre Mutter Elisabeth gespannt an.
»Nun, das Ganze geschah recht bald nach deiner Taufe, mein Kind. Sie kannte Robert Earl Fraser of Gunningham zu dieser Zeit wohl schon, aber keiner von uns dachte, dass sie ihn auch heiraten würde. Er galt als recht windig. Aber falsch gedacht. Es gab eine vergleichsweise kleine Hochzeit, dann zog sie sofort nach Rose Park. Das Schloss liegt auf dem Gebiet von Huntly, einer kleinen Stadt nordwestlich von Aberdeen, wenn ich das noch richtig weiß. Der Kontakt wurde sehr rasch spärlicher und brach dann ganz ab.«
Die Fürstin zog sich fröstelnd den warmen Schal enger um die Schultern. In den dicken Schlossmauern war es im Spätsommer schon recht kühl.
»Kristina, kannst du Herrmann bitte ausrichten, er möge dafür sorgen, dass mehr geheizt wird.«
Kristina nickte. »Das mache ich gleich nach dem Frühstück, Mama.«
Sie nahm die Kaffeekanne und schenkte sich und ihrer Mutter etwas nach. Als sie Juliane fragend ansah, winkte diese ab.
»Mir ist nicht kalt«, kam es spontan von Torben, und die Erwachsenen lachten.
»Nein, dir nicht. Aber mir schon. Ich bin aber schon etwas älter als du. Da ist das so«, sagte die Fürstin und sah ihren einzigen Enkel liebevoll an.
»Dann werde ich nie alt«, gab der Kleine trotzig zurück. Die anderen amüsierten sich einmal mehr über seine lebhafte und altkluge Art.
»Das ist eine gute Idee«, meinte Kristina. »Aber leider hast du darauf keinen Einfluss.«
»Und warum bedenkt meine Tante jetzt gerade mich mit dem Schloss?«
Juliane verstand es immer noch nicht. Herzhaft biss sie in ihr Croissant.
Auch ihre Mutter kam ins Grübeln.
»Das kann ich dir auch nicht sagen. Vielleicht plagte sie nach Roberts Tod, von dem wir aus der Zeitung erfuhren, das schlechte Gewissen und sie wollte dann zumindest nach ihrem eigenen Tod etwas wiedergutmachen. Zu dessen Beerdigung waren wir natürlich auch nicht da. Sie hat den Kontakt nie wieder aufgenommen, dich aber offenbar nicht vergessen. Dass wir nichts über ihren Tod erfahren haben und nicht zur Beerdigung geladen wurden, ist allerdings unglaublich. Was für eine Verwandtschaft! Es ist gut, dass ihr demnächst hinfahrt und persönlich nach dem Rechten seht.« Sie trank einen Schluck von ihrem heißen Kaffee und fuhr dann fort: »Wie weit seid ihr denn mit dem Charity-Ball gekommen? Ihr habt Großes vor und seid recht spät dran, würde ich meinen.«
»Wissen wir«, kam es von Juliane und Kristina wie aus einem Mund. Sie sahen sich an und lachten.
»Euer Vater wäre sehr stolz auf euch«, sagte Fürstin Elisabeth und wurde still.
Den frühen Tod ihres Ehemannes vor rund zwei Jahren hatte sie noch nicht verwunden. Ihre Töchter, die rechts und links von ihr am Tisch saßen, legten ihr spontan je eine Hand auf den Arm.
»Nicht traurig sein, Mama«, sagte Kristina. »Du wirst sehen, es wird alles wunderbar werden.«
»Nicht traurig sein«, echote Torben. Fürstin Elisabeth bedachte das hübsche Kind mit einem dankbaren und zärtlichen Blick.
»Du hast recht, Torben, mein Schatz. Ich werde mir Mühe geben. Schließlich soll deine Großmutter fröhlich sein, nicht wahr?« Sie lächelte den Jungen an, der sich allerdings schon wieder intensiv seinem nächsten Honigtoast widmete.
»Ich habe übrigens heute Morgen schon mit dem Notar telefoniert.« Juliane beschloss, ihrer Familie auch die unangenehmen Folgen dieser Erbschaft zu erzählen. »Er hat mir mitgeteilt, dass es einen Neffen und eine Nichte von Robert gibt. Die Geschwister fechten das Testament an, sie wollen das Schloss für sich reklamieren und dafür sogar vor Gericht gehen. Es kann also noch recht heikel mit unserer entfernten Verwandtschaft werden.«
»Nun ja, sie sind nicht blutsverwandt. Sie waren es ja wohl, die deine Tante so schnell unter die Erde brachten. Ich denke, sie werden wenig Aussicht auf Erfolg haben, wenn der Notar ein rechtmäßiges Testament vorweisen kann«, antwortete die Fürstin. »Ich kenne die Rechtsprechung in Großbritannien oder speziell in Schottland nicht, aber ich bin ganz zuversichtlich. Unsere Anwälte werden das schon richten.«
»Wir werden den Prozess gewinnen, weil wir die rechtmäßigen Erben sind, und Sie als Immobilienmakler mit internationalem Ruf werden das Schloss anschließend so teuer wie möglich verkaufen.« Peter Fraser of Gunningham heftete seine dunklen Augen auf sein Gegenüber. Der Blick sollte bezwingend wirken, doch an Viktor Freiherr von Plaasen prallten Peters Bemühungen einfach ab. Der Mann ließ sich nicht so schnell einschüchtern.
»Ich werde mein Möglichstes tun, Peter. Aber die Countess hatte sicher gute Gründe für ihren Entschluss, das Schloss an die deutsche Verwandtschaft zu vermachen. Außerdem war sie die Erbin ihres verstorbenen Mannes und damit doch wohl befugt, das Schloss zu verschenken, an wen immer sie wollte. Oder etwa nicht?«
Viktor strich sich durch seine gepflegten, schwarzen Haare. Er wusste um seinen Ruf als einer der erfolgreichsten Makler weltweit. Gleichzeitig kannte er die Skepsis, die ihm mancher entgegenbrachte, denn es gab immer wieder Gerüchte, dass seine Geschäfte nicht immer astrein waren. Doch das Gerede der Leute interessierte ihn nicht. Es gab genügend Menschen, die ihm vertrauten, und er verdiente mit seinen Projekten enorm viel Geld. Jetzt reizte er Peter und dessen bezaubernde Schwester Eliza absichtlich. Er wollte genauer wissen, was für ein Geschäft er dieses Mal abwickeln sollte und was für ihn dabei herausspringen würde.