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Während Ayla Prinzessin von Rieping nach ihrem Studium in Oxford einen Job als Kreditprüferin bei einer Frankfurter Privatbank annimmt, startet ihr bester Freund Jaden Cook mit seiner samtig-weichen Stimme als Frontsänger der Cooking Flames durch. Seine Rockballade What I‘d do for you macht ihn über Nacht berühmt. Der Song bricht alle Rekorde und unzählige Frauenherzen, und selbst Ayla muss zugeben, dass er etwas in ihr berührt. Sie fragt sich, für welche Frau Jaden diesen Song geschrieben hat. Insgeheim hofft sie, es wäre sie, hat sie sich doch vom ersten Tag an zu ihm hingezogen gefühlt. Inzwischen ständig auf Tour, schickt Jaden ihr Fotos aus aller Welt, und Ayla erzählt von daheim. Und als sie eines nachts anruft und aufgelöst berichtet, dass ihre Familie vor dem Bankrott steht und dem Familienschloss der Verkauf droht, bricht Jaden kurzerhand die USA-Tournee ab, um seiner besten Freundin beizustehen. Wenige Tage später steht er mit einer verrückten Idee vor der Schlosstür: Was, wenn sie seine Berühmtheit nutzen und auf Schloss Rieping ein Musikfestival veranstalten?
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Seitenzahl: 129
Cover
Ein Rockstar auf Schloss Rieping
Vorschau
Impressum
Ein Rockstar auf Schloss Rieping
Adelsroman um ein turbulentes Musikfestival
Von Anna-Marie Michels
Während Ayla Prinzessin von Rieping nach ihrem Studium in Oxford einen Job als Kreditprüferin bei einer Frankfurter Privatbank annimmt, startet ihr bester Freund Jaden Cook mit seiner samtig-weichen Stimme als Frontsänger der Cooking Flames durch. Seine Rockballade What I'd do for you macht ihn über Nacht berühmt. Der Song bricht alle Rekorde und unzählige Frauenherzen, und selbst Ayla muss zugeben, dass er etwas in ihr berührt. Sie fragt sich, für welche Frau Jaden diesen Song geschrieben hat. Insgeheim hofft sie, es wäre sie, hat sie sich doch vom ersten Tag an zu ihm hingezogen gefühlt. Inzwischen ständig auf Tour, schickt Jaden ihr Fotos aus aller Welt, und Ayla erzählt von daheim. Und als sie eines nachts anruft und aufgelöst berichtet, dass ihre Familie vor dem Bankrott steht und dem Familienschloss der Verkauf droht, bricht Jaden kurzerhand die USA-Tournee ab, um seiner besten Freundin beizustehen. Wenige Tage später steht er mit einer verrückten Idee vor der Schlosstür: Was, wenn sie seine Berühmtheit nutzen und auf Schloss Rieping ein Musikfestival veranstalten?
»Nein, Chris, du kannst nicht ›vorübergehend bei mir wohnen‹, und du sollst mir auch keine anzüglichen Nachrichten mehr schicken. Wir haben vor Monaten Schluss gemacht! Da du das nicht kapieren willst, blockiere ich jetzt deine Nummer. Mach's gut!«
»Prinzessin ...«, setzte Chris gedehnt an.
Sie legte auf.
Tief durchatmend, tätigte Ayla von Rieping die Klicks in ihren Kontakten und ließ das Handy in ihre Tasche zurückgleiten.
Sie hasste es, wenn ihr Ex sie Prinzessin nannte. Zwar war das tatsächlich ihr Titel, doch sie selbst benutzte ihn nie. Und Chris Verstatten, ein durch und durch bürgerlicher, oft sogar ziemlich ungehobelter Typ, hatte sowieso nur »mit seiner aristokratischen Prinzessinnen-Freundin angeben« wollen. Seine Worte, nicht ihre.
Mit Schaudern dachte Ayla an das letzte Schuljahr in ihrer norddeutschen Heimat zurück, als sie nach der Scheidung der Eltern so einsam gewesen war, dass sie sich auf den übelsten Frauenhelden der Jahrgangstufe eingelassen hatte. So etwas Dummes würde ihr nie wieder passieren. Bei Chris hatte sich Ayla nur wie eine Trophäe gefühlt, die er herumgezeigt hatte, ohne je die Person hinter der »Prinzessin« zu sehen.
Ayla schüttelte sich.
»Are you okay?«, fragte ihre Zimmergenossin Isobel, und Ayla kehrte zurück in die Gegenwart.
Nach Oxford, England, wo sie von nun an studierte. Genauer gesagt nach Port Meadow, einem hübschen Fleckchen Natur nicht weit von ihrem Studierendenwohnheim, wo Ponys und Kühe grasten und an diesem heißen Spätsommertag das Themseufer mit Badefreudigen gesäumt war.
Klar, dass sich dort auch die Studierenden trafen, um bei einem Picknick die anspruchsvollen Vorlesungen Revue passieren zu lassen.
Ayla war glücklich, mit ihrer Zimmergenossin hier zu sein. Isobel war zwei Semester über ihr und kannte sich bestens aus. Heute, direkt an Aylas erstem Abend in Oxford, wollte sie sie ihren Freunden vorstellen, einem anscheinend recht lustigen Trupp, der die trüben Erinnerungen an die Trennung der Eltern und die schwierige Beziehung zu Chris sicher verscheuchen würde.
»Ach, das war bloß mein nerviger Exfreund«, antwortete Ayla auf Englisch und schaute in das aufrichtige, hübsche Gesicht ihrer Mitbewohnerin.
Isobels schwarzes Oberteil mit dem gewagten Dekolleté und dem asymmetrischen Schnitt saß so eng wie eine zweite Haut. Ein ultrakurzer, rotkarierter Faltenrock mit Kettenbesatz sowie Schnürstiefel rundeten den Look perfekt ab. Dazu noch die tiefschwarz umrandeten Augen und ein toupierter »messy bun« in einem grellen Rotton. Ayla wünschte, sie wäre so mutig.
Gegen Isobels Erscheinung war ihr cremefarbenes Sommerkleid aus sich eng anschmiegendem Stretch-Jersey ausgesprochen dezent. Die dunklen, schulterlangen Locken hatte Ayla mit einer großen goldglänzenden Haarklemme zusammengefasst. Winzige goldene Stecker blitzten an ihren Ohren. Die flachen Flip-Flops klappten bei jedem Schritt, und auf Make-up hatte sie in ihrem olivfarbenen Gesicht gleich ganz verzichtet. Ihren schwarzen Lieblingsbikini hatte sie gleich unter das Kleid gezogen. Er erinnerte sie an den Pool auf Schloss Rieping, der ihr liebster Ort gewesen war. Wenn sie mit kräftigen Armschlägen durchs Wasser glitt, flossen auch ihre Gedanken ganz frei.
In ihrer großen Basttasche steckten eine Decke, Wechselwäsche und ein Handtuch. Außerdem hatte Isobel ihr geraten, einen kleinen Snack mitzubringen, da die Freunde beim Picknick zusammenlegten, was sie noch im Schrank hatten. Ayla war extra schnell in den kleinen Supermarkt an der Ecke gelaufen und hatte Shortbread gekauft, ein schottisches Gebäck, das sie bei einer Reise mit ihrem Vater kennengelernt hatte.
»Wenn der Typ dich nervt, ist es gut, dass du ihn blockierst«, kommentierte Isobel resolut. »Hier in Oxford haben die Mütter auch hübsche Söhne.«
»Ist das so?«, entgegnete Ayla lachend. »Da hab ich ja Glück. Schließlich fängt heute mein neuer Lebensabschnitt an.«
»Exactly, Babe!«
Isobel legte beide Hände an die Trageriemen ihres Stoffrucksacks und bog auf eine Brücke zu einer kleinen Landzunge im Wasser, wo der Castle Mill Stream und die Themse zusammenflossen. Unzählige Badegäste standen hier herum, blickten übers glitzernde Wasser oder hüpften kreischend hinein. Der Fluss war an manchen Stellen so breit, dass er eher aussah wie ein See. Ayla hatte irgendwo gelesen, dass die Wiesen von Port Meadow an zehn Monaten im Jahr überschwemmt waren.
Die Aussicht war wunderschön. In ihrem Rücken erhoben sich in etwas Entfernung die großen, modernen Gebäude ihres Studierendenwohnheims, doch alles andere war ein geradezu idyllischer Mix aus blauem Himmel, grüner Graslandschaft und vor Anker liegenden Booten. Weiden ließen ihre Zweige ins glitzernde Wasser hängen, und die farbenfrohen Picknickdecken machten den Eindruck, als seien alle nur zum Entspannen hier und nicht, um an Englands berühmtester Universität ihr Bestes zu geben.
Sie hatte so ein Glück, dass sie hier sein durfte!
»Ayla, darf ich vorstellen? Das sind meine Freunde ...«, begann Isobel neben einem Grüppchen aus sicher fünfzehn jungen Männern und Frauen und zählte die einzelnen Namen auf.
»So schnell kann ich mir das gar nicht merken«, gestand Ayla verlegen.
Doch alle lächelten ihr freundlich zu, sodass sie sich gleich willkommen fühlte.
Eilig wurde für sie und Isobel Platz gemacht, damit sie ihre Decken dazulegen und das Picknick erweitern konnten. Ayla platzierte ihr Shortbread in der Mitte.
Noch kein ganzer Tag in Oxford, und sie hatte vielleicht sogar Freunde gefunden. Dank Isobel natürlich, denn allein tat Ayla sich nicht so leicht damit, Menschen kennenzulernen. Sie war keine Draufgängerin und hatte sich in ihrer Schulzeit deshalb oft anhören müssen, sie sei ein wenig langweilig.
Vielleicht wurde es Zeit, aus sich herauszugehen. Schließlich war sie in einem fremden Land, wo niemand sie kannte. Das war ihre Chance, sich neu zu erfinden ...
Doch während sie noch überlegte, wie sie sich in ihrem engen Kleid am besten hinsetzen sollte, um locker rüberzukommen, fiel ihr ein Ruderboot ins Auge, das mit beinahe unmöglich schiefer Wasserlage in ihre Richtung trieb.
Ein junger Mann in ihrem Alter mit verwegen langem schwarzem Haar und nacktem Oberkörper hockte darin, lehnte sich über die ihnen zugewandte Seite des Bootes und winkte wie eine königliche Hoheit beim Bad in der Menge.
Ihm schien gar nicht bewusst zu sein, wie gefährlich nahe er daran war zu kentern. Die Leute um Ayla herum lachten und ermunterten ihn aufzustehen. Ayla schnappte nach Luft. Sie hätten ihn lieber zum Hinsetzen bewegen sollen. Es war erst früher Abend, doch die Gruppe war bereits angetrunken, und der – zweifellos attraktive – Kerl im Boot schien bester Laune zu sein.
»Setz dich lieber hin!«, hörte Ayla sich selbst auf Deutsch rufen, als er auch noch zu einem Hüftschwung ansetzte, sodass Wasser über die Bootsplanken schwappte.
Alle lachten.
»Er kentert doch«, wandte sie sich hilfesuchend auf Englisch an Isobel, die nur mit den Schultern zuckte.
»Das ist Jaden«, sagte sie, als erklärte es irgendetwas. »Der macht immer solchen Blödsinn. Ihm passiert nie etwas.«
»Tanz für uns, Jaden!«, forderte ein Mädchen aus ihrer Gruppe. »Sei unser Rockstar!«
Und Jaden bog und wand sich, dass selbst Ayla, der dabei nicht ganz geheuer war, lächeln musste. Er hielt sich eine Faust vor den Mund wie ein Mikrofon und sang mit samtig-rauchiger Stimme einen Song, der im letzten Sommer die Frauenherzen hatte höherschlagen lassen.
Das Themsewasser klatschte ans Boot, die Ruder wippten unkontrolliert. Doch Jaden sang und schien nicht mitzubekommen, wie wackelig sein Stand langsam wurde.
Und als er auch noch wie ein Gitarrist auf der Bühne ein Bein auf die Bootskante stellte, passierte es.
Das Boot kippte um, und Jaden fiel mit einem lauten Platschen ins Wasser.
Der Freundeskreis kreischte und bog sich vor Lachen.
Doch Ayla, die solche Leichtsinnigkeit nicht gewohnt war, wartete mit angehaltenem Atem, ob er an die Oberfläche kam.
Eine Sekunde verging, eine zweite ... Bei der dritten zog sich Ayla das Kleid über den Kopf und sprang im Bikini ins Wasser.
Der Typ war bestimmt nicht mehr nüchtern. Wenn das Boot oder ein Ruder ihn getroffen hatte, würde er vor ihren Augen ertrinken.
Es war, als hätte Aylas Körper auf Automatik geschaltet. Routiniert pflügten ihre Arme und Beine durchs Wasser. Mit wenigen kräftigen Schlägen war sie beim Boot, das kieloben auf der glitzernden Oberfläche trieb.
Tief Luft holend, tauchte sie ab, wand sich unter dem herrenlosen Ruder hindurch und platzierte sich unter dem Boot, wo ihr eine Luftblase das Atmen ermöglichte. Als sie auftauchte, sah sie sich direkt zwei schimmernden dunklen Augen gegenüber, die sie verblüfft anstarrten.
Jadens Haare klebten ihm im Gesicht, an der Stirn hatte er einen bösen Kratzer. Und dennoch wirkte er vergnügt im blauen Halblicht unter dem Bootsrumpf.
»Kommst du mich retten, schönes Mädchen?«, fragte er mit dieser samtig-rauen Stimme, die seinem scharf geschnittenen, ebenmäßigen Gesicht und der geraden, aristokratischen Nase Weichheit verlieh.
Ayla kam sich albern vor. »Du wärst ertrunken, wenn du bewusstlos gewesen wärst. Das Risiko wollte ich nicht eingehen«, erwiderte sie und wollte sich abwenden.
Doch er nahm ihre Hand, ehe sie abtauchen konnte.
»Das weiß ich zu schätzen«, murmelte er, und der Blick seiner tiefdunklen Augen glitt zu ihren Lippen. »Wie kann ich mich für die gelungene Rettung erkenntlich zeigen?«
Seine Augen glitzerten frech, und sie spürte, wie er ihr kaum merklich näher kam.
Diese Augen und dieser Mund! Der nackte Oberkörper mit den wohldefinierten Muskeln, seufzte Ayla stumm. Das alles konnte einer Frau schon den Kopf verdrehen.
Er war ihr so nahe, dass sie sich nur ein klein wenig vorbeugen müsste, um ihn zu küssen. Und sie war sicher, dass dieser Mann küssen konnte. Allein, wie er jetzt die Lippen einzog, als überlegte er, wie sie schmeckte!
Bei Jaden fühlte Ayla plötzlich eine Anziehungskraft, die sie bei Chris nie gespürt hatte. Aber die Prinzessin hatte genug von leichtsinnigen, impulsgesteuerten Männern. Auf bloße Anziehungskraft fiel sie nicht mehr herein. Sie riss sich zusammen.
»Du könntest einfach besser auf dich aufpassen. Das reicht mir schon«, gab sie zurück, wandte sich jedoch nicht wieder ab. Behutsam legte sie einen Finger an seine Stirn, knapp neben der Wunde, um ihm nicht wehzutun. »Du hast dir den Kopf angeschlagen. So etwas ist unter Wasser gefährlich.«
Er neigte den Kopf, wie um sich in ihre Berührung zu schmiegen.
»Dann fändest du es schade, wenn ich ertrunken wäre, princess?«, flüsterte Jaden und kam ihr ganz nahe.
Princess. Prinzessin.
Da war er, dieser Spitzname, mit dem Chris sie zu einer Trophäe gemacht hatte. Ihr Adelstitel, der sie scheinbar aus der Masse heraushob und doch immer verhinderte, dass jemand sie als diejenige sah, die sie war. Eine fleißige, ernsthafte Frau, die mit ihrer Klugheit und purer Willenskraft in dieser Welt etwas bewirken wollte.
Sie war nicht die Verkörperung ihres Adelsgeschlechts, dessen letzte noch lebende Familie mit der Scheidung der Eltern zerbrochen war. Noch weniger war sie der Spielball eines jungen Mannes, der es ganz offensichtlich gewohnt war, dass ihm die Frauenherzen zu Füßen lagen.
»Nein, danke«, sprach sie ihren Gedanken laut aus und zog sich zurück, bevor Jaden sie küssen konnte.
Der starrte sie nachdenklich an. Schließlich zuckte er lässig mit den Schultern.
»Dann eben nicht.«
Und ehe sie es sich anders überlegen konnte, griff er mit beiden Händen die Planken und kippte das schützende Boot über sie weg, sodass sie wieder im gleißenden Sonnenlicht stand. Die knisternde Atmosphäre war zerplatzt wie eine Seifenblase. Am Ufer stand die jubelnde Menge, die lautstark applaudierte.
Ayla spürte, wie sie rot anlief.
»War mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen, princess«, wisperte Jaden an ihrem Ohr und zwinkerte ihr zu, ehe er sich die Leine schnappte, um das Boot an den Pfeilern der nahe gelegenen Holzbrücke zu vertäuen.
Und erst da wurde ihr bewusst, dass er sie Prinzessin genannt hatte, ohne ihren Titel zu kennen. Ihr Status war ihm egal. Es war einfach ein Spitzname.
Ayla kehrte verlegen ans Ufer zurück und trocknete sich ab. Die ganze Aufmerksamkeit war ihr unangenehm. Doch sie hatte sich vorgenommen, lockerer zu sein, und da durfte sie nicht schon beim ersten Strandpicknick kneifen.
Als Jaden sich wenig später zu ihnen gesellte, wünschte sie, sie wäre heimgegangen. Sie fand es mehr als unangebracht, wie Jaden das Geschehen dramatisierte und damit die Aufmerksamkeit auf sich zog. Während Ayla halbherzig beschwichtigte, so spektakulär sei das gar nicht gewesen, beharrte er darauf, dass er nur dank ihres beherzten Eingreifens dem Tod von der Schippe gesprungen sei.
Ayla rollte innerlich mit den Augen. Ihr Gesichtsausdruck sprach wohl auch Bände.
Isobel stieß sie heimlich an und flüsterte ihr ins Ohr: »Lass dich nicht ärgern. Jaden trägt gerne dick auf. Entspann dich und genieß das Theater. Er ist ein netter Typ, harmlos, manchmal ein bisschen leichtsinnig, aber im Grunde seines Herzen ein der Guten.«
Ayla nickte schwach.
Sie war unglaublich kurz davor gewesen, Jaden zu küssen. Und sie kannte sich: Ihr Herz wäre sofort verloren gewesen. Aber nun, da sie wusste, wie dieser Typ tickte, würde sie gut auf sich aufpassen.
Zufrieden in sich hineingrinsend, beobachtete Jaden Cook, wie sich das schöne Mädchen mit der makellos olivfarbenen Haut und den großen, beinahe schwarzen Augen bei seinen Erzählungen wand.
Immer wieder öffnete sie die roséfarbenen Lippen, als wollte sie etwas einwenden, ließ es dann jedoch bleiben und zog sich lieber das figurbetonte, geschmackvolle Kleid über den noch feuchten Bikini, sodass sich dunkle Flecken auf ihren hübschen Rundungen bildeten.
Jaden musste sich eingestehen, dass sie ihn durcheinandergebracht hatte, und das passierte nicht oft.
Er war ein angehender Rockstar! Ein Kerl mit einer Gitarre auf dem Weg die großen Bühnen zu erobern. Oder vielmehr ein Wirtschaftsstudent, der sich statt auf sein Studium, lieber auf die Musik und unverbindliche Frauenbekanntschaften konzentrierte.
Seine Familie wollte, dass er etwas Vernünftiges lernte. Er selbst hätte lieber vom Leben gelernt und mit seiner Gitarre die Welt erkundet. Es gab noch so viel zu sehen, so viele Bühnen zu erobern! Stattdessen saß er in Oxford und studierte Betriebswirtschaftslehre, als gäbe es für ihn als Sohn der britischen Aristokratie keinen anderen Weg.
Wie aus Reflex griff Jaden nach seiner Gitarre. Ein schützendes Handtuch zwischen die nasse Badehose und das edle Holz des Instruments gelegt, strich er sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Er ließ einige Akkorde anklingen, während er weiter die schöne Fremde betrachtete, das ihm in die Themse nachgesprungen war.
Mit ihren sanften Augen und den Locken, die beim Trocknen selbstbewusst in alle Richtungen standen, war sie tatsächlich ein Mädchen, dem sein Herz zufliegen konnte.
Jaden unterbrach seine Gedanken. Nein, es wäre besser, wenn er sich nicht binden würde. Eine feste Beziehung passt nicht zum Leben eines Rockstars, war er sich sicher.
Und dieses Mädchen, dem Isobel jetzt etwas zuflüsterte, bis es lächelnd den Blick senkte, wirkte zu ernsthaft und viel zu kostbar für einen wie ihn, der es nur auf gelegentliche Abenteuer abgesehen hatte.