Fürsten-Roman 2711 - Nina Baumgarten - E-Book

Fürsten-Roman 2711 E-Book

Nina Baumgarten

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Juliana Prinzessin von Rosenau fliegt auf Einladung des Italieners Alessandro Conte di Melfi nach Sardinien. Sie kennen sich bisher nur online und wollen nun gemeinsam in seinem Luxushotel in Porto Cervo Zeit verbringen. Doch schnell merkt Juliana, dass er ihr Herz nicht zum Klopfen bringt. Wohl aber der einheimische Wassersportlehrer Nico, bei dem sie einen Surfkurs besucht. Bei ihm kommt sie unter, als der handgreifliche Alessandro die Prinzessin aus dem Hotel wirft, da sie sich seinen Annäherungsversuchen entzogen hat. Es knistert heftig zwischen Juliana und Nico. Aber eine Liaison mit einem sardischen Wassersportlehrer kommt für die standesbewusste Prinzessin nicht infrage. Nico ist verärgert über ihre versnobte Haltung, und ihre Wege trennen sich am nächsten Morgen in Missstimmung.
Da begegnet Juliana im Yachthafen dem saudischen Prinzen Halim, einem Bekannten von Alessandro. Er war von Anfang an sehr an ihr interessiert und lädt sie für den Abend zu einer Party auf seiner Yacht ein. Erfreut sagt sie zu. Doch dort fühlt sie sich nicht wohl, und ihr innerer Zwang lässt sie eine folgenschwere Handlung ausführen, die sie in große Gefahr bringt ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 134

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Geheimnisvolle Smaragdküste

Vorschau

Impressum

Geheimnisvolle Smaragdküste

Juliana verliebt sich auf Sardinien und gerät in Gefahr 

Von Nina Baumgarten

Juliana Prinzessin von Rosenau fliegt auf Einladung des Italieners Alessandro Conte di Melfi nach Sardinien. Sie kennen sich bisher nur online und wollen nun gemeinsam in seinem Luxushotel in Porto Cervo Zeit verbringen. Doch schnell merkt Juliana, dass er ihr Herz nicht zum Klopfen bringt. Wohl aber der einheimische Wassersportlehrer Nico, bei dem sie einen Surfkurs besucht. Bei ihm kommt sie unter, als der handgreifliche Alessandro die Prinzessin aus dem Hotel wirft, da sie sich seinen Annäherungsversuchen entzogen hat. Es knistert heftig zwischen Juliana und Nico. Aber eine Liaison mit einem sardischen Wassersportlehrer kommt für die standesbewusste Prinzessin nicht infrage. Nico ist verärgert über ihre versnobte Haltung, und ihre Wege trennen sich am nächsten Morgen in Missstimmung.

Da begegnet Juliana im Yachthafen dem saudischen Prinzen Halim, einem Bekannten von Alessandro. Er war von Anfang an sehr an ihr interessiert und lädt sie für den Abend zu einer Party auf seiner Yacht ein. Erfreut sagt sie zu. Doch dort fühlt sie sich nicht wohl, und ihr innerer Zwang lässt sie eine folgenschwere Handlung ausführen, die sie in große Gefahr bringt ...

Juliana Prinzessin von Rosenau klammerte sich an der Querstange des Segels fest und versuchte mit allen Kräften, den Mast gegen den starken Wind aufrecht zu halten und die Balance auf ihrem Surfbrett zu bewahren.

Schließlich verlor sie den Kampf gegen Wind und Schwerkraft und fiel mit einem Aufkreischen ins Wasser. Zum Glück war ihr Fall nicht tief. Das Wasser war an dieser Stelle nur hüfthoch, und ihr Surflehrer Nico Bellini, der neben dem Brett stand, bremste ihren Sturz. Für eine Sekunde hielt er sie in seinen muskulösen Armen, und sie hatte das Gefühl, dass ihr in diesen Armen nie wieder etwas Schlimmes passieren könnte.

Sie lachten herzhaft über das Missgeschick, und Juliana stellte fest, dass sie sich schon lange nicht mehr so fröhlich und unbeschwert gefühlt hatte.

»Ich bin kein Naturtalent«, stöhnte sie.

»Sie machen das gar nicht schlecht, Signorina, es ist schließlich Ihre erste Unterrichtsstunde. Ich habe schon weitaus Unbegabtere erlebt.« Er hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.

»Da bin ich ja beruhigt.« Sie war schon für so vieles im Leben zu unbegabt, da wollte sie nicht noch einen weiteren Punkt auf ihrer mentalen Misserfolgsliste hinzufügen müssen. Und eigentlich war sie nach Porto Cervo im Nordosten Sardiniens gekommen, um in den Augen ihrer Familie wenigstens einmal etwas richtig zu machen – und nicht, um ein As im Windsurfen zu werden.

Gedankenversunken ließ sie den Blick über das türkisgrüne Meer schweifen, dem die Smaragdküste ihren Namen verdankte, bis hin zu dem kleinen Luxushotel oben auf den Klippen, das man von hier aus sehen konnte. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht.

»Signorina?« Der attraktive Wassersportlehrer blickte sie fragend an, und erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hand noch in seiner lag, ohne dass sie versucht hatte, auf das Surfbrett zu klettern. Vermutlich, weil ihr der Kontakt zu seiner Hand überaus angenehm war.

»Soll ich Ihnen noch einmal zeigen, wie Sie am besten das Rigg aus dem Wasser heben?«

»Nein, ich denke, ich habe es in der Theorie verstanden.« Sie hievte sich aufs Surfbrett und hangelte nach dem Baum, der das Segel hielt.

Sie setzten die Stunde fort, doch Juliana hatte Mühe, sich zu konzentrieren.

Nicos von charmanten Lachfältchen umgebene strahlendblaue Augen in dem gut geschnittenen, braun gebrannten Gesicht brachten sie aus dem Konzept. Normalerweise wäre gegen einen unverbindlichen Urlaubsflirt mit einem Wassersportlehrer ja nichts zu sagen gewesen, doch sie war Gast bei Alessandro Conte di Melfi, mit dem sie seit über drei Monaten einen romantischen Online-Flirt hatte. Sie waren beide auf der Suche nach einer festen Beziehung mit einem standesgemäßen Partner und waren von gemeinsamen Bekannten miteinander in Kontakt gebracht worden. Nun wollten sie sich endlich persönlich kennenlernen, und der Graf hatte Juliana in das kleine Luxushotel eingeladen, das er am Rande des Jetset-Ferienorts Porto Cervo betrieb.

Sie schaffte es, das Segel perfekt zu positionieren, die Balance auf dem schmalen Brett zu halten und ein gutes Stück übers Meer zu schippern. Was für ein herrliches Gefühl übers Wasser zu fliegen und dabei Wind und Sonne auf ihrer Haut zu spüren!

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Nico hinter ihr her kraulte und Mühe hatte, mit ihrem Tempo Schritt zu halten.

»Fangen Sie mich, wenn Sie können!«, schrie Juliana ihm übermütig zu.

»Hey, Principessa, das ist kein Wettbewerb«, rief er amüsiert zurück.

Verblüfft darüber, dass er sie mit ihrem Adelstitel angesprochen hatte, den sie ihm nie verraten hatte, verlor sie die Balance und platschte, diesmal ungebremst, ins deutlich tiefere Wasser. Als sie prustend auftauchte, stützte sie sich auf dem Brett ab und lachte aus vollem Hals.

Nun endlich konnte Nico sie einholen.

»Das war recht gut«, lobte er atemlos und stemmte seine Unterarme neben sie aufs Brett.

»Woher wissen Sie, dass ich eine Prinzessin bin?«, fragte sie verwundert.

»Das hat mir der Conte di Melfi gesagt.«

Juliana runzelte die Stirn. »Wie das? Ich habe mich doch selbst für Ihren Einführungskurs angemeldet.«

»Der Graf kam gestern zu mir und wollte Details wissen, da Sie bei ihm zu Gast sind und er sich verantwortlich für Ihr Wohlergehen fühlt. Dabei erwähnte er Ihren Titel.«

Nico schien das nicht ungewöhnlich zu finden, doch Juliana spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Irgendwie hatte sie den Eindruck, Alessandro wolle sie vereinnahmen und viel zu sehr kontrollieren dafür, dass sie sich erst so kurz persönlich kannten.

»Arbeiten Sie denn für ihn?«, erkundigte sie sich.

»Nein, meine Wassersportkurse gebe ich freiberuflich – ich bin kein Angestellter eines Hotels.«

Dann war es umso befremdlicher, dass Alessandro ihn hinter Julianas Rücken aufgesucht hatte. Aber vielleicht wollte er einfach nur sichergehen, dass sie in guten Händen war. Sie sollte sich über seine Fürsorge freuen und sie nicht als ungebetene Einmischung empfinden, sagte sie sich.

»Wollen wir für heute Schluss machen?«, fragte Nico, als sie schweigend Wasser trat und keine Anstalten machte, wieder aufs Brett zu klettern.

Sie nickte. »Langsam wird mir kalt.«

Die Frische von Wind und Meer hatte längst die Oberhand über die Sonne gewonnen, und sie hatte eine Gänsehaut. Sie wollte sich auf keinen Fall mit einer Erkältung die Ferien verderben.

»Beim nächsten Mal zeige ich Ihnen, wie man wendet oder stoppt«, versprach Nico.

»Ich freue mich drauf. Morgen um fünfzehn Uhr?«, schlug sie vor.

Er dachte kurz nach und nickte dann. »Das passt. Was ich fragen wollte: Wie soll ich Sie überhaupt ansprechen, Principessa?«

Juliana lag auf der Zunge, ihm ihren Vornamen anzubieten, schließlich nannte sie ihn auch bei seinem, aber etwas bremste sie. Auch wenn sie im Urlaub war, ziemte es sich nicht, sich mit Dienstleistern zu verbrüdern – so zumindest hörte sie die Stimme ihrer strengen älteren Schwester sagen, die vor einem halben Jahr den Fürstentitel von ihrem verstorbenen Vater geerbt hatte und nun ein eisernes Regiment im heimatlichen Schloss an der Mosel führte.

»Signorina genügt«, murmelte sie. Eine allzu formelle Anrede erschien ihr bei einem Windsurfkurs albern, und sie war Margarete keine Rechenschaft schuldig.

»Va bene. Schwimmen Sie ruhig vor, ich bringe die Ausrüstung zurück«, erklärte Nico und kletterte aufs Brett.

Juliana fühlte sich wie verzaubert von der Begegnung mit dem einheimischen Wassersportlehrer, als sie in ihre Suite zurückging. Sie hatte den Eindruck, vor Leichtigkeit zu schweben, während in ihrem Magen winzige Schmetterlinge fröhlich tanzten. Aber das durfte nicht sein! Zumal dieser Kerl sicher mit all seinen Schülerinnen äußerst charmant war, da sollte sie besser nichts hineininterpretieren.

Juliana bemerkte, dass in ihrer Abwesenheit auf dem Wohnzimmertisch der verblühende Strauß rosafarbener Rosen gegen einen frischen mit langstieligen roten Rosen ausgetauscht worden war. Sie nahm die Karte mit dem Hotellogo, die an der Vase lehnte. In Liebe, Alessandro. Das war nett von ihm. Auch wenn sie es etwas zu früh für rote Rosen fand – schließlich waren sie noch gar kein Paar. Aber vielleicht würden sie das in einigen Tagen sein. Immerhin machte er ihr formvollendet den Hof.

Während Juliana duschte und sich das Salz von der Haut und aus den schulterlangen goldblonden Haaren wusch, stellte sie sich plötzlich vor, mit Nico zusammen zu duschen. Bei dem Gedanken an seine athletische Figur und sein Lächeln, bei dem sich kleine Lachfältchen in der wettergegerbten Haut bildeten, wurde ihr so heiß, dass sie den Kaltwasserhahn weiter aufdrehte.

Energisch rief sie sich zur Ordnung. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, eine feste Beziehung mit Graf Alessandro einzugehen, sofern dieser das denn ebenfalls wollte. Es ließ sich ausgesprochen gut an.

Alessandro war ein Nachfahre einer der angesehensten Adelsfamilien Italiens, die aus Genua stammte und bereits im zwölften Jahrhundert Burgen und Orte im Norden Sardiniens gegründet hatte. Die perfekte Partie für Juliana. Damit würde sie mit ihren drei älteren Geschwistern endlich ein einziges Mal gleichziehen, denn die drei rieben ihr ständig unter die Nase, dass sie sie für eine Versagerin auf ganzer Linie hielten.

Mit dreißig war sie nach einigen Kurzbeziehungen mit unbedeutenden Männern noch Single, und in Punkto Karriere hatte sie auch nichts erreicht. Nur weil Fürst von Rosenau sein Nesthäkchen vom öffentlichen Gymnasium genommen und in ein Schweizer Internat mit wohlwollenden Lehrern geschickt hatte, hatte sie seinerzeit überhaupt das Abitur geschafft.

Im Anschluss hätte sie gern Kunst studiert, bestand aber nicht die Aufnahmeprüfungen an den staatlichen Hochschulen. Für andere Berufsausbildungen zeigte sie nicht die geringste Neigung, und so hatten ihre Eltern ihr resigniert das Studium an einer privaten Kunstschule bezahlt und ihr im Anschluss eine Galerie unweit des Familienschlosses finanziert.

Nachdem nun ihre Schwester Margarete den Fürstentitel geerbt und das Zepter übernommen hatte, drohte sie, Juliana nicht mehr zu unterstützen. Juliana liebte ihre Galerie, doch die Einkünfte daraus reichten nicht zum Leben, selbst wenn sie ihren Lebensstil herunterschrauben würde. Über kurz oder lang würde sie sie aufgeben müssen, wenn sie keinen Sponsor fand. Was sollte sie dann tun?

Juliana hatte den Eindruck, noch nie etwas geschafft zu haben, und so wollte sie sich wenigstens standesgemäß verheiraten. Sie war auch bereit, dafür nach Italien zu übersiedeln. Je weiter weg von ihren hochnäsigen Geschwistern, desto besser. Es tat ihr nur leid, dass sie ihre Mutter dann nicht mehr oft würde besuchen können. Die frühere Fürstin von Rosenau war zweiundsiebzig, litt an Alzheimer und lebte seit dem Tod ihres Mannes in einem exklusiven Seniorenstift an der Mosel.

Juliana wischte mit einem Handtuch den mit Wasserdampf beschlagenen Spiegel trocken und begegnete dem zweifelnden Blick ihrer graublauen Augen. Kritisch musterte sie sich. Ihre klare Haut hatte bereits eine leichte Bräunung angenommen und war rosig von der heißen Dusche. Nachdenklich strich sie über ihr Kinn, das eindeutig zu kräftig geraten war. Ihre wie immer liebevollen Schwestern hatten ihr geraten, es sich operieren zu lassen, wenn sie einen Mann finden wollte, genau wie ihre Nase, die an den Flügeln einen Tick zu breit war.

Doch eine Schönheits-OP kam für Juliana nicht infrage, und ausnahmsweise hörte sie nicht auf die als wohlmeinende Ratschläge getarnten Gehässigkeiten. Sie wusste, dass sie trotz dieser kleinen Makel anziehend auf Männer wirkte, und an ihrer hochgewachsenen, wohlproportionierten Figur gab es nichts auszusetzen, genauso wenig wie an ihren ausdrucksvollen Augen und ihren perfekt geschwungenen Lippen. Und sie hatte schon häufig gehört, wie umwerfend ihr strahlendes Lächeln war, deshalb zeigte sie es so oft wie möglich, selbst wenn ihr gar nicht danach war. So wie jetzt.

Sie setzte eine selbstbewusste Miene auf und straffte sich. Sie schlüpfte in den Bademantel des Hotels und trat in den Schlafbereich der Suite zurück, die ein sardisches Dekor besaß – zu schlicht für Julianas Geschmack, aber typisch für die Insel, hatte Alessandro ihr erklärt. Viel Beige, Braun und Hellgrau. Hier und dort ein terracottafarbener Farbtupfer. Wenn sie verheiratet waren, würde sie Alessandro als Erstes überzeugen, mit ihr in eine Villa zu ziehen, die sie nach ihren Vorlieben einrichten konnte.

Sie legte sich aufs Bett und baute weiter Luftschlösser, bis es Zeit wurde, sich zum Abendessen anzuziehen.

Um Punkt zwanzig Uhr verließ Juliana in einem eleganten Sommerkleid ihre Suite. Alessandro saß bereits am Tisch, als ein Kellner sie in eine abgelegene, intime Ecke des Hotelrestaurants geleitete. Ganz Kavalier alter Schule erhob er sich, küsste Juliana die Hand zur Begrüßung und wartete, bis der Kellner ihr den Stuhl zurechtgeschoben hatte, bevor er sich wieder setzte.

»Hattest du einen schönen Tag, meine Liebe?«

»Ja, vielen Dank.« Sie strich sich lächelnd eine Strähne ihres duftig geföhnten Haares hinters Ohr. »Du auch?«

»Bestens. Wie war das Windsurfen?«

»Es war Klasse! Hat Spaß gemacht«, antwortete sie vielleicht eine Spur zu enthusiastisch, denn Alessandro blickte sie misstrauisch an.

Ob er ahnte, dass es ihr vor allem wegen des Trainers so gefallen hatte?, dachte sie erschreckt.

»Ist dieser Signore Bellini ein guter Lehrer?«, fragte er prompt.

»Ich denke schon. Er scheint viel Erfahrung zu haben.«

»Ah ja. Erfahrung ...« Offensichtlich interpretierte er das auf spitzfindige Weise, denn er verzog säuerlich den Mund.

Juliana beschloss in die Offensive zu gehen und lachte.

»Sie werden doch wohl nicht auf einen Wassersportlehrer eifersüchtig sein, Conte di Melfi«, neckte sie ihn.

»Keineswegs.« Humor war nicht Alessandros Ding, genau wie er sein Lächeln spärlich einsetzte, das hatte sie in den letzten Tagen bereits festgestellt. Er garnierte seine Nachrichten mit zahlreichen Herz-‍, Kuss- und Lach-Emojis, wirkte im persönlichen Umgang aber recht distanziert.

Juliana musste sich eingestehen, dass sie ihn in Natura weniger charmant fand als virtuell. Doch vielleicht war er einfach verklemmt und brauchte mehr Zeit, um sich zu öffnen. Sie würde schon noch den Auftauknopf finden, dachte sie zuversichtlich, während sie sich auf das Drei-Gänge-Menü freute, das jeden Abend serviert wurde. Die italienischen Spezialitäten waren stets hervorragend.

Alessandro dirigierte sein Personal mit eiserner Hand, und sie hoffte insgeheim, dass an diesem Abend keiner von den netten Kellnern einen Fehler machen oder es auch nur an Aufmerksamkeit fehlen lassen würde. Das hatte ihnen an den beiden Abenden zuvor unverzüglich einen Rüffel eintragen, der Juliana ein wenig die Stimmung verdorben hatte. Sie hasste es, wenn ihre Geschwister das Personal barsch herumkommandierten und hatte von ihrer Mutter übernommen, stets liebenswürdig zu den Angestellten zu sein. Eine eiserne Hand in einem Samthandschuh, hatte die Fürstin betont – ein Spruch, der Juliana immer gefallen hatte.

»Wir nehmen die Dorade«, sagte Alessandro zum Kellner, der zwei Champagnergläser brachte.

»Nein, ich möchte bitte das Escalope Milanesa«, korrigierte Juliana schnell.

Alessandro blickte sie fast verstört an. »Die Dorade ist viel besser.«

Juliana aß im Restaurant nicht gerne Fisch, weil sie nicht sehr geschickt darin war, die Gräten zu entfernen, und prinzipiell störte es sie, wenn jemand für sie bestellte, ohne zu fragen.

»Ich mag Fisch nicht besonders, und ich bin sicher, euer Schnitzel ist ebenfalls hervorragend.«

»Gut, also das Escalope für die Principessa«, sagte Alessandro leicht verstimmt zum Ober und fuhr sich über das kurzgeschnittene dunkelbraune Haar, das an den Schläfen zu ergrauen begann. »Und dann einen Barolo für die Dame statt des Pinot Grigio.« Immerhin blickte er sie nun fragend an, und Juliana nickte huldvoll. Der Barolo war ein vorzüglicher Rotwein und würde hervorragend zum Kalbsschnitzel passen.

Um die Atmosphäre zu entspannen, lächelte sie herzlich und prostete Alessandro mit dem perlenden rosaroten Aperitif zu.

Der Ober brachte Juliana einen kleinen Teller mit einem fein ziselierten Silberdeckel, genau wie am Vorabend. Da hatte statt einer Vorspeise ein Parfüm von Giorgio Armani auf dem Teller gelegen. Erwartungsvoll hob sie die Abdeckung und fand ein zusammengerolltes Seidentuch, das mit seinem ausgefallenen Design nur von Hermès stammen konnte.

»Oh, wie schön!«, log sie und schlug mit gespielter Begeisterung die Hände zusammen. »Das ist so lieb von dir, herzlichen Dank!«

Eigentlich fand sie das Muster geschmacklos, aber sie wusste, was diese Tücher kosteten und war beeindruckt von Alessandros Großzügigkeit. Wenn sich diese weiter steigerte, würde er ihr sicher gegen Ende ihres Aufenthalts einen Verlobungsring zum Abendessen servieren. Genau was sie sich erhofft hatte. Warum verursachte ihr der Gedanke auf einmal Beklemmungen statt Glücksgefühle?