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Jessica hat Kulturwissenschaft und Journalistik an einer angesehenen Universität studiert. Nun arbeitet sie als Redakteurin für eine Zeitschrift. Als ihr Chef sie nach Dubai schickt, wo sie ein Exklusiv-Interview mit einem Fitness-Influencer führen soll, ist Jessica nicht gerade begeistert. Mit Sport und Fitness hat sie wenig zu tun und keine Lust auf einen "hirnlosen Muskelprotz".
Nur ungern packt sie ihren Koffer und startet ins größte Abenteuer ihres Lebens. Denn schon am Tag ihrer Ankunft verliebt sie sich rettungslos ...
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Seitenzahl: 129
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Eine Nacht, ein Versprechen
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Impressum
Eine Nacht, ein Versprechen
In Dubai verliebt sich Jessica Hals über Kopf
Von Nina Baumgarten
Jessica hat Kulturwissenschaft und Journalistik an einer angesehenen Universität studiert. Nun arbeitet sie als Redakteurin für eine Zeitschrift. Als ihr Chef sie nach Dubai schickt, wo sie ein Exklusiv-Interview mit einem Fitness-Influencer führen soll, ist Jessica nicht gerade begeistert. Mit Sport und Fitness hat sie wenig zu tun, und auf einen »hirnlosen Muskelprotz« hat sie erst recht keine Lust.
Nur ungern packt sie ihren Koffer und startet ins größte Abenteuer ihres Lebens. Denn schon am Tag ihrer Ankunft verliebt sie sich rettungslos ...
»Ich soll an Anjas Stelle diesen Influencer interviewen?« Jessica Lorenz blickte den Chefredakteur entsetzt an, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen.
Guido hob die Schultern. »Anja ist mindestens zwei Wochen krankgeschrieben. Wenn wir warten, bis sie wieder gesund ist, hat Rico vielleicht andere Pläne. Ich glaube, er möchte wieder auf eine Reise gehen. Und danach gibt er das Exklusiv-Interview womöglich einer anderen Zeitschrift.«
Jessica nahm an, dass Guido recht hatte, doch die Vorstellung, nach Dubai zu fliegen, war beklemmend.
»Du schickst mich in die Wüste? Im Juni? Ist nicht dein Ernst, oder?«
»Das schaffst du schon«, erwiderte er leichthin und ordnete die Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen.
Jessica stemmte die Fäuste in die Taille.
»Darum geht's nicht. Natürlich schaffe ich es. Aber ich arbeite für das Kulturressort, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich bin eine seriöse Journalistin und keine Yellow-Press-Reporterin, die einen vermutlich hirnlosen Typen ausfragt, der davon lebt, seine Muskeln und sein Grinsen für ein paar tausend Follower in die Kamera zu halten.«
Guido blickte sie ärgerlich an. »Rico Hernandez hat über eine Million Follower. Er lebt nicht nur davon, seine Muskeln und sein Grinsen in die Kamera zu halten, sondern ist damit sogar verdammt wohlhabend geworden. Und dazu muss man auch ein Minimum an Hirn haben, würde ich sagen. Ein langer Artikel über ihn mit Exklusiv-Interview über seine neuen Projekte wäre eine Coverstory. Aber wenn du dir dafür zu schade bist, finde ich jemand anderen. Leonie vielleicht. Es wäre eine tolle Chance für sie.«
Jessica zuckte zurück. »Du würdest eine Volontärin nach Dubai schicken?«
Ihr Chef hob die Augenbrauen. »Sicher. Warum nicht? Irgendwie muss sie ja anfangen. Und im Gegensatz zu dir wäre sie begeistert, Rico kennenzulernen und würde es nicht als unter ihrer Würde betrachten, über ihn zu schreiben.«
»Das ist doch eindeutig eine Nummer zu groß für sie.« Jessica hatte die unangenehme Ahnung, dass die junge Kollegin auf ihren Posten aus war. Sie seufzte. »Schon gut, ich mache das Interview. Und ich werde es gut machen, keine Sorge.«
»Ich weiß«, sagte Guido besänftigt. »Und ich bin froh, dass du den Artikel schreiben wirst. Mit dir wird es ein ganz anderes Niveau bekommen und sich von dem übrigen Geschreibsel abheben, das man über Rico Hernandez überall lesen kann. Schließlich sind wir kein Klatschblatt, da hast du recht. Und falls du dich intellektuell unterfordert fühlst, habe ich nichts dagegen, dass du nebenbei auch über die kulturellen Ereignisse in Dubai berichtest.«
»Was soll es da schon Interessantes geben? Ist doch alles künstlich. Vermutlich nichts außer Wolkenkratzern, greller Sonne, Skorpionen und all so was.« Besorgt strich sie über ihren Unterarm, dessen weiße Haut sich selbst bei mitteleuropäischer Sonneneinstrahlung bereits nach einer halben Stunde zu röten begann.
»Informiere dich besser, Jessica«, tadelte er. »Dubai hat einiges an kulturellen Events zu bieten. Und jetzt ab nach Hause zum Kofferpacken. Du hast einen Nachtflug.«
»Und was ist mit dem Artikel über deutsche Konzerthallen im Vergleich? Den wolltest du bis morgen Abend haben – wann soll ich den schreiben?«, unternahm sie einen letzten schwachen Protest.
Guido zuckte mitleidlos mit den Schultern. »Schreib ihn im Flugzeug zu Ende.«
Mit einem erneuten Aufseufzen fügte sich Jessica in ihr Schicksal, sagte schweren Herzens die Teilnahme am Geburtstagsessen ihrer besten Freundin ab, zu dem sie am übernächsten Abend eingeladen war, und fuhr an der Apotheke vorbei, um Sunblocker zu besorgen.
♥♥♥
Am nächsten Morgen landete Jessica auf dem International Airport von Dubai. Feuchtheiße Luft schlug ihr wie ein nasses Handtuch entgegen, als sie das Gebäude verließ und dem Chauffeur folgte, der sie abholen und zum Hotel bringen sollte. Eine goldene Limousine, nur für sie allein, stellte sie beeindruckt fest, als sie ins klimatisierte Innere kletterte, in dem es nach Leder und einem Hauch von Weihrauch duftete.
Neugierig blickte sie während der Fahrt auf der mehrspurigen Sheik Zayed Road durch die leicht getönten Wagenfenster und konnte nicht verhindern, dass ihr angesichts der vielen außergewöhnlich geformten Wolkenkratzer, die in der goldenen Morgensonne blinkten, der Mund offen stehen blieb. Natürlich hatte sie bereits Fotos davon gesehen, doch es war noch atemberaubender, wenn man mitten hindurchfuhr und alles aus der Froschperspektive wahrnahm.
Wider Erwarten gefiel ihr die vielfältige Architektur, aber die Beklemmung, die sie seit dem Vortag spürte, nahm zwischen all den hohen Prunkbauten noch einmal zu. Trotz der Frischluft in der Limousine fiel ihr das Atmen schwer.
Nach zwanzig Minuten setzte der Fahrer sie und ihr Gepäck vor dem marmornen Portal eines Gebäudes aus Glas und Chrom ab, wo ein junger Mann in adretter Pagenuniform sofort ihren Koffer nahm und sie in die angenehm kühle Eingangshalle führte.
Angesichts der vor Sauberkeit und Eleganz strahlenden Lobby wurde sich Jessica mit Unbehagen ihres eigenen Zustands bewusst, noch bevor sie an einem Spiegel vorbeikam. Ihre Sommerkleidung war von der Nacht im Flugzeug zerknittert, die knapp schulterlangen roten Haare zerdrückt und ihr leicht sommersprossiges Gesicht blasser denn je, die eisblauen Augen gerötet. Trotz der Klimaanlagen überall fühlte sie sich verschwitzt und klebrig. Sie brauchte dringend eine Dusche. Gut, dass sie diesen Influencer erst am Nachmittag treffen sollte.
»Hi, Anja«, sagte jemand hinter ihr, als sie an der Rezeption ihren Anmeldebogen ausfüllte.
Verdutzt drehte sie sich um und stand vor einem gebräunten Mann in lässiger Freizeitkleidung, dessen strahlendes Lächeln ebenmäßige weiße Zähne zeigte. Mechanisch griff sie nach der Hand, die er ihr entgegenstreckte. Beim Kontakt mit seiner warmen Haut setzte Jessicas Herz einen Schlag lang aus, um dann auf einmal heftig zu klopfen, als sie in seine lächelnden Augen blickte.
»Ich bin Ricardo Hernandez. Rico. Aber das wissen Sie ja sicher.«
»Hi. Waren wir nicht erst um sechzehn Uhr verabredet?«, fragte sie erschreckt.
»Ich war in der Gegend und bin spontan vorbeigekommen, um Sie zu begrüßen.« Rico schien ihre Hand nur widerwillig loszulassen und wirkte für einen Moment genauso verstört wie Jessica.
»Das ist nett. Mein Name ist übrigens Jessica. Jessica Lorenz. Anja, die Journalistin, die Sie erwartet haben, ist krank geworden.«
»Wie schade. Wir haben nette Mails ausgetauscht.«
»Sie werden mit mir vorliebnehmen müssen. Ich verstehe leider nicht so viel von Ihrer Branche wie Anja, ich bin bei unserem Magazin normalerweise für die Kultur zuständig, aber ich werde mein Bestes tun.«
»Passt schon.« Er musterte sie, und Jessica begann sich unter seinem prüfenden Blick unwohl zu fühlen.
Seine Gegenwart machte sie ungewohnt befangen. Wieder wurde ihr bewusst, wie übernächtigt und verknittert sie wirken musste. Obwohl sie sonst nicht viel auf Äußerlichkeiten gab und es normal fand, nach einem Sechs-Stunden-Flug nicht auszusehen wie aus dem Ei gepellt, hätte sie sich ein weniger aufgelöstes Erscheinungsbild gewünscht. So wie Rico, der trotz der schwülen Hitze vergnügt und geradezu unverschämt frisch wirkte. Er war nicht viel größer als sie selbst, also kaum mehr als mittelgroß für einen Mann, doch er besaß eine unglaubliche Präsenz, die ihn hochgewachsener wirken ließ.
Wie Jessica wusste, besaß Rico die deutsche Nationalität, hatte aber einen deutlich südländischen Einschlag. Der ihn ausgesprochen sexy machte. Dunkle Haare, die er in einem leichten Undercut trug, fast schwarze Augen und eine Haut, die wahrscheinlich auch im tiefsten Winter in Mitteleuropa noch bräunlich war. Beneidenswert.
»Da ich gerade Zeit habe, hatte ich mich gefragt, ob wir gleich anfangen wollen, uns zu unterhalten«, schlug er vor, und Jessica runzelte die Stirn.
Ausnahmsweise hatte sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Am Vorabend war sie zu sehr mit Kofferpacken beschäftigt gewesen, am Flughafen hatte sie weiter an dem Artikel über Konzerthallen in Deutschland gearbeitet, und im Airbus der Emirates waren ihr die Augen zugefallen, bevor sie sich in das WLAN an Bord einloggen und Rico Hernandez googeln oder Anjas Notizen durchsehen konnte. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie ihm schon so schnell gegenüberstehen würde. Diese Art von Überraschung liebte sie gar nicht, es machte sie nervös.
»Ich möchte mich zunächst lieber frisch machen und ein wenig ausruhen, Rico.«
»Gut, dann lasse ich Sie erst einmal ankommen«, sagte er verständnisvoll. »Wenn man die Hitze nicht gewöhnt ist, haut sie einen um. Und bestimmt möchten Sie in Ruhe frühstücken. Ich werde Sie um sechzehn Uhr hier abholen, wie ich es mit Anja vereinbart hatte.«
»Danke, das ist besser«, stimmte sie erleichtert zu. »Bis nachher.«
Rico winkte ihr lässig mit zwei Fingern zu und entfernte sich mit leichtfüßigem Gang.
♥♥♥
Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotelrestaurant wollte Jessica eine Runde durch den Hotelgarten drehen, der mit üppiger Vegetation, cremefarbenen Liegestühlen und türkisblauem Pool lockte. Sie trat durch die Glastür und taumelte zurück.
Du liebe Zeit! Die Luft war wie in einem türkischen Dampfbad. Es verschlug ihr beinahe den Atem. Dennoch setzte sie entschlossen einen Fuß vor den anderen, bis sie am Rand des Pools stand, in dem sich Touristen aller Altersgruppen vergnügten. Wie hielten die das nur aus?
Die Sonne brannte auf Jessicas ungeschützten Kopf und ihre nackten, hellen Arme. Sie spürte ihr Herz heftig schlagen, doch diesmal nicht, weil ihr unvermittelt ein ausgesprochen anziehender Mann gegenüberstand, sondern weil Jessica verständlicherweise Mühe hatte, mit diesen Temperaturen klarzukommen. An der Rezeption hatte sie auf einer Tafel etwas von zweiundvierzig Grad Celsius gelesen, es fühlte sich aber eher an wie fünfundfünfzig.
Jessica verfluchte insgeheim Guido, Anja und Rico Hernandez und floh ins wohltuend kühle Hotel.
Im dezenten Luxus ihres geräumigen Zimmers ließ sie sich zunächst auf das breite Bett mit den unglaublich weichen Kissen fallen, bis sie Kräfte gesammelt hatte, um ihr Köfferchen auszupacken. Dann duschte sie, schlüpfte in einen leichten elfenbeinfarbenen Bademantel mit dem Emblem des Hotels und legte sich erneut aufs Bett.
Vorsichtshalber stellte sie ihren Smartphone-Wecker, damit Rico Hernandez sie nicht wieder überraschen könnte, indem er sie aus dem Schlaf klingelte. Sie beendete schnell den Konzerthallen-Artikel, mailte ihn ihrem Chefredakteur und überflog dann Anjas Notizen über den Influencer. Danach googelte sie ihn kurz. Normalerweise recherchierte sie gründlicher über ihre Gesprächspartner, aber das musste in diesem Fall genügen.
Nachdem sie sich zumindest einigermaßen vorbereitet fühlte, gab sie ihrem Verlangen nach, bettete ihren Kopf in die Kissen und schloss die Augen.
♥♥♥
Immerhin nett von ihm, dass er mich persönlich abholt, dachte sie, als sie dem Influencer um Punkt sechzehn Uhr in der Lobby entgegentrat. Er hätte mir ja auch einfach eine Adresse nennen und mich mit dem Taxi dorthin kommen lassen können.
Rico steckte sein Smartphone weg, mit dem er sich offenbar die Wartezeit vertrieben hatte.
»Wo fahren wir denn hin?«, erkundigte sie sich, als sie den Aufzug zum unterirdischen Parkhaus nahmen.
»Zu mir. Da können Sie sich ansehen, wie ich lebe, wo ich arbeite und können auch Fotos machen. Ich wundere mich übrigens, dass Sie keinen Fotografen mitgebracht haben?«
»Ich kann selbst recht gut mit der Kamera umgehen, keine Sorge.« Jessica tippte auf die schwere Spiegelreflexkamera, die an einem Riemen um ihren Hals hing. »Mir kommt es jedoch in erster Linie auf den Text an. Es gibt ja bereits hunderttausende Fotos von Ihnen im Netz, und unsere Leser legen Wert auf Inhalte.«
Rico hob anerkennend den Daumen. »Das ist super.«
Mit Ricos weißem Sportwagen fuhren sie auf der breiten Avenue durch das Meer von Hochhäusern, hinter denen von Zeit zu Zeit das Meer seidig blau hindurchschimmerte.
Ricos Apartment lag ebenfalls in einem dieser Wolkenkratzer, dessen Spitze wie eine silberne Nadel in den wolkenlos blauen Himmel piekte. Sie durchquerten eine Eingangshalle, die elegant wie die Lobby eines Luxushotels war.
»O mein Gott, ist das etwa ein gläserner Aufzug?«, fragte Jessica entsetzt, als sie die Kabine des Lifts betraten.
»Nun ja, man kann durch die Fenster runtersehen.«
Jessica stöhnte leise.
»Nicht schwindelfrei?«, fragte Rico mit gutmütigem Spott.
»Auf der wievielten Etage wohnen Sie?«, wollte Jessica beklommen wissen und hoffte, die Etagenzahl möge im einstelligen Bereich liegen.
»Im dreiunddreißigsten – passend zu meinem Alter.« Rico lachte. »Machen Sie einfach die Augen zu, ich sage Ihnen Bescheid, wenn wir oben sind.«
Doch diese Blöße wollte sich Jessica nicht geben, weder vor Rico noch vor sich selbst. Vielleicht sollte sie wegen ihrer Höhenangst doch noch mal einen Therapeuten aufsuchen. Vermutlich hing diese mit dem tragischen Unfalltod ihres Vaters zusammen, den sie noch nicht verarbeitet hatte.
Wie unter Zwang heftete sich ihr Blick auf das Panoramafenster, durch das sie in schnellem Tempo die benachbarten Gebäude vorbeisausen sah, während sich die Autos auf den Straßen unter ihnen in winzige Spielzeugautos verwandelten.
Jessica schwindelte, und ihr wurden die Knie weich. Auf einmal spürte sie Ricos starke Arme, die sie festhielten.
»Nicht ohnmächtig werden«, murmelte er besorgt.
»Nein, ich werde nicht ohnmächtig.« Sie wollte hinzufügen, dass er sie ruhig wieder loslassen könne, doch das Prickeln, das sich beim Kontakt mit seiner breiten Brust in ihr ausbreitete, war zu angenehm. Seine Wange mit dem sehr kurzen, sorgfältig getrimmtem Van-Dyck-Bart befand sich direkt vor ihren Lippen und duftete herb nach gutem Parfüm.
Ihr Blick fiel auf seine Lippen, eine volle, sinnliche Unterlippe und eine stark geschwungene Oberlippe. Auf das Verlangen, das Jessica plötzlich überfiel, war sie noch weniger vorbereitet als auf die erste Begegnung mit Rico im Hotel. Wahrscheinlich war es einfach zu lange her, dass sie zum letzten Mal mit einem Mann intim gewesen war. Das war rein hormonell und hatte nichts mit diesem glutäugigen Influencer zu tun, rief sie sich zur Vernunft. Und das starke Herzklopfen kam von dem Blick in die Tiefe.
»Geht's wieder?«, fragte er leise und musterte prüfend ihr Gesicht. »Sie sind noch ziemlich blass – aber das sind Sie wahrscheinlich immer.«
Frechheit. Sie löste sich eilig von ihm, gerade in dem Moment, als der Lift in der dreiunddreißigsten Etage hielt.
Wenige Schritte später standen sie in einem lichtdurchfluteten, geräumigen Apartment.
»Möchten Sie Kaffee, Tee oder lieber etwas Erfrischendes trinken?«, erkundigte sich Rico und führte Jessica in die Küche, in der vor einer Kochinsel aus schwerem Granit eine attraktive Frau stand und sich einen Obstsalat zubereitete. Sie blickte von dem Schneidebrett auf und lächelte ihnen entgegen. »Hallo.«
»Aliya, das ist Jessica, die Journalistin, die mich in den nächsten Tagen begleiten wird. Jessica, das ist Aliya Caballo, eine Beauty-Influencerin, mit der ich hin und wieder zusammenarbeite«, stellte Rico sie einander auf Englisch vor.
Zusammenarbeiten? Und da wartet sie in seiner Küche auf ihn?, wunderte sich Jessica und musterte die junge Frau neugierig. Sie trug Leggins und ein winziges Top, das kaum größer als ein Sport-BH war und viel von ihrer makellosen bräunlichen Haut zeigte. Ihr Outfit ließ keinen Zweifel an ihrer fantastischen Figur. Eine Masse glänzendes mokkabraunes Haar war auf ihrem Oberkopf zusammengebunden und fiel von dort aus kaskadenartig über eine ihrer schmalen Schultern bis zur sanft gerundeten Brust. Unwillkürlich fuhr sich Jessica durch ihr gestuftes Haar und rieb sich die sommersprossige Nase.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, murmelte sie.
»Ich freue mich auch. Sie werden bestimmt viel Spaß hier haben. Und ich bin so gespannt auf den Artikel«, erwiderte Aliya herzlich. Ihr Englisch besaß einen klangvollen spanischen Akzent.
»Sie haben mir noch nicht geantwortet.« Rico hob fragend eine Schachtel mit Teebeuteln.