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Niemals würde die Privatdetektivin dem Charme eines Heiratsschwindlers erliegen - erst recht nicht, wenn sie den beruflichen Auftrag hat, seine kriminellen Machenschaften aufzudecken. Das zumindest dachte Anna Maibach, bis sie den attraktiven vermeintlichen Betrüger Patrick Dubois persönlich kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Unter diesen Umständen fällt es ihr zwar nicht schwer, ihn zu verführen - aber umso mehr, ihn damit als Privatdetektivin in eine Falle zu locken. Obwohl der Auftrag sie innerlich zerreißt, folgt sie dem beruflichen Plan ohne Rücksicht auf Verluste. Bis sie auf einmal herausfindet, dass sie einen Fehler gemacht hat ...
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Seitenzahl: 126
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Verliebt in einen Heiratsschwindler
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Impressum
Verliebt in einen Heiratsschwindler
Anna will einen Betrüger in die Falle locken und stolpert über ihre Gefühle
Von Nina Baumgarten
Niemals würde die Privatdetektivin dem Charme eines Heiratsschwindlers erliegen – erst recht nicht, wenn sie den beruflichen Auftrag hat, seine kriminellen Machenschaften aufzudecken. Das zumindest dachte Anna Maibach, bis sie den attraktiven vermeintlichen Betrüger Patrick Dubois persönlich kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Unter diesen Umständen fällt es ihr zwar nicht schwer, ihn zu verführen – aber umso mehr, ihn damit als Privatdetektivin in eine Falle zu locken. Obwohl der Auftrag sie innerlich zerreißt, folgt sie dem beruflichen Plan ohne Rücksicht auf Verluste. Bis sie auf einmal herausfindet, dass sie einen Fehler gemacht hat ...
»Das ist er«, sagte Emma Echtermeyer mit mühsam unterdrückter Erregung. »Der Dunkelhaarige im grauen Anzug mit schwarzem Aktenkoffer.«
Anna Maibach beugte sich leicht aus dem geöffneten Autofenster und machte hastig ein Foto von dem hochgewachsenen Mann, der gerade die Deutsche Bank in der Frankfurter Innenstadt verließ.
Markante Gesichtszüge, die ein wenig gelangweilt und blasiert wirkten, selbstsicherer Gang – oh ja, sie konnte sich gut vorstellen, dass er ein äußerst erfolgreicher Heiratsschwindler war. Die Frauen flogen sicher nur so auf ihn, und er hatte ein leichtes Spiel.
Selbst Anna, die sich durch ihren Beruf als Privatdetektivin für abgeklärt hielt, konnte nicht leugnen, dass bei seinem Anblick ein Kribbeln durch ihren Körper zog. Aber vielleicht war es auch nur das Prickeln, das einen Jäger angesichts seiner Beute überfiel – die aufregende Vorstellung des Katz-und-Maus-Spiels, das jetzt folgen würde und das Anna liebte. Vorausgesetzt, sie war die Katze.
»Ich kriege ihn und nagle ihn fest«, versprach sie der stilvoll gekleideten Frau mit dem unglücklichen Gesicht, die neben ihr auf dem Beifahrersitz saß und nervös an ihren Ringen drehte. »Ich kann Ihnen allerdings nicht versprechen, dass Sie Ihr Geld wiedersehen.«
»Das Geld ist Nebensache. Ich will, dass das Schwein dafür bezahlt, dass er mit mir und meinen Gefühlen gespielt hat«, stieß die Konzernerbin hervor.
»Dann werden wir aber nicht umhinkommen, doch noch die Polizei einzuschalten.«
Emma presste die Lippen fest aufeinander und sog scharf Luft durch die Nase ein.
»Ich kann mir diese Art von Skandal nicht leisten. Es ist so peinlich, auf einen Heiratsschwindler reingefallen zu sein.«
Anna legte ihr mitfühlend die Hand auf den Arm.
»Ich finde eine Lösung dafür, wie Sie anonym bleiben können, ohne dass er so einfach davonkommt. Jetzt muss ich ihm folgen, damit er mir nicht entwischt. Es wäre schlecht, wenn er uns zusammen sieht, er würde Sie zweifellos erkennen.«
Der Mann war bereits ein gutes Stück die Straße hinuntergegangen. Hinter ihnen hupte es ungeduldig. Sie hatten in zweiter Reihe gehalten, und mit der beginnenden Rushhour bildete sich Verkehrschaos.
»Ich muss sowieso in eine Besprechung.« Emma öffnete die Tür von Annas dunkelgrauem Mittelklassewagen und drehte sich dann noch einmal zu der jungen Detektivin um. »Lassen Sie sich nicht von seinem Charme einwickeln«, warnte sie.
Anna lachte auf. »Keine Sorge. Der hat bei mir keine Chance!«
Emma stieg aus und schlug die Wagentür zu. Anna reihte sich in den Verkehr ein. Ihre Zielperson stieg gerade auf den Rücksitz eines Taxis.
Während Anna dem Taxi folgte, verband sie ihr Handy mit der Freisprechanlage und rief ihren Chef an, den Leiter der Detektivagentur Grünwald.
»Jörg, es gibt eine neue Entwicklung im Fall des Heiratsschwindlers«, informierte sie ihn. »Unsere Klientin hat ihn vor einer Stunde zufällig in der City gesehen, als er in die Deutsche-Bank-Filiale gegangen ist, und hat mich gleich angerufen. Gerade haben wir ihn rauskommen sehen. Womöglich hat er Frau Echtermeyers Geld dort deponiert.«
»Hast du ihn fotografieren können?«
»Ja, ich schicke dir nachher das Bild.«
Bisher hatten sie kein Foto gehabt, da Emma keine Bilder mehr von dem Mann besaß, der sie nach dem Eheversprechen finanziell ausgenommen hatte. Bei seinem Abgang hatte er sowohl ihr Handy als auch ihr Tablet mitgehen lassen, genau wie das gerahmte Foto, das sie auf den Kamin gestellt hatte. Er war sogar so umsichtig gewesen, zuvor all seine Bilder aus ihrer Cloud zu löschen, und da sie ihre Beziehung noch geheim halten wollten, hatte sie nie ein Foto von ihm an jemand anderen geschickt. Sie hatte keine Beweise für seine Identität, ja noch nicht einmal für seine Existenz.
»Er ist gerade in ein Taxi gestiegen«, teilte Anna Jörg mit. »Ich verfolge ihn, vielleicht bekomme ich heraus, wo er wohnt.«
Natürlich hatte sich der Name Philipp Schneider, unter dem Emma ihren Verehrer gekannt hatte, als falsch entpuppt. Und am Vortag hatte Anna herausgefunden, dass die geschmackvolle Wohnung, die er Emma als sein Zuhause vorgeführt hatte, einem Geschäftsmann gehörte, der für längere Zeit im Ausland weilte. Er hatte Philipp als Housesitter engagiert, der sich in seiner Abwesenheit um das große Aquarium kümmern sollte. Philipp war allerdings mit dessen Habseligkeiten aus der Wohnung verschwunden. Und die Nachbarin hatte weder Näheres über ihn gewusst noch eine Ahnung gehabt, wie der Wohnungseigentümer zu erreichen war.
»Ich löse dich so bald wie möglich ab«, entschied Jörg. »Wäre blöd für unseren Plan, wenn er dich später wiedererkennt.«
»Ich werde dafür sorgen, dass sich dieses Risiko minimiert«, versprach Anna. »Ich gebe dir Bescheid, sobald die Zielperson irgendwo zur Ruhe kommt.«
Als sie an der nächsten Kreuzung an der Ampel warten musste, nutzte Anna die Zeit dazu, ihr Aussehen zu verändern. Sie zwirbelte ihren mokkabraunen Long-Bob zu einem Dutt, steckte ihn mit Haarklemmen fest und zog eine Nylontasche aus dem Handschuhfach. Sie entnahm ihr eine halblange Perücke in einem faden Dunkelblond, setzte sie auf und prüfte den Sitz im Rückspiegel. Aus einem Etui zog sie eine dunkle Hornbrille mit Fensterglas und schob sie sich auf die Nase.
Ungeschminkt und sportlich gekleidet, wie sie war, würde der Mann sie kaum mit der eleganten Dame in Verbindung bringen, als die sie ihn wiederzusehen beabsichtigte. Nur musste sie erst einmal mehr über seine Gewohnheiten und sein Umfeld herausbekommen, um in Erfahrung zu bringen, unter welchem Vorwand und bei welcher Gelegenheit sie ihren Köder auswerfen konnte.
Ihr Smartphone klingelte. In der Annahme, dass Jörg noch etwas vergessen hatte, wollte sie das Gespräch automatisch annehmen, zuckte jedoch im letzten Moment zurück, als sie den Namen im Display las. Nicht schon wieder. Der hatte ihr gerade noch gefehlt.
Ihr Herz begann vor Aufregung heftig zu klopfen. Das Klügste wäre es, den Anruf wie bereits heute Morgen einfach wegzudrücken, aber sie wusste, dass er nicht lockerlassen würde. Vermutlich war er heute aus dem Gefängnis entlassen worden, da konnte sie ihm nicht ewig aus dem Weg gehen.
»Vater?«, meldete sie sich kühl.
»Hallo, meine Maus«, sagte die rauchige Stimme am anderen Ende mit übertriebener Herzlichkeit. »Wie geht es dir, Süße?«
Anna schnitt eine Grimasse. »Danke, gut«, erwiderte sie gequält. »Was willst du?«
Falls ihre abweisenden Worte ihn verletzten, ließ er es sich nicht anmerken.
»Ich bin seit heute früh wieder ein freier Mann – darf ich da nicht einfach die Stimme meiner Tochter hören wollen?«
In der Regel interessiert ihn in dieser Situation weniger meine Stimme als vielmehr meine Brieftasche, dachte Anna bitter.
»Wie viel brauchst du?«, fragte sie sarkastisch. Wie erwartet ging ihr Vater, ohne zu zögern, darauf ein.
»Ein paar hundert Euro für die ersten Tage wären zur Überbrückung nicht schlecht«, meinte er unverfroren. »Können wir uns gleich treffen? Ich bin in der Nähe des Hauptbahnhofs.«
»Das geht nicht, ich arbeite bis in die Nacht hinein«, erklärte Anna. »Ich rufe dich morgen zurück.«
»Du hast mich heute Vormittag auch nicht zurückgerufen«, erwiderte er vorwurfsvoll.
»Ich hatte zu tun, ich sitze nicht den ganzen Tag herum und freue mich, wenn ich telefonieren kann«, entgegnete sie verärgert.
Vor ihr hielt das Taxi, und der attraktive Dunkelhaarige stieg aus.
»Ich muss Schluss machen!«, unterbrach Anna hastig das Gespräch und atmete durch.
Doch auf ihrer Brust lastete ein zentnerschweres Gewicht. Sie versuchte, das Thema aus dem Kopf zu bekommen und sich auf ihren Job zu konzentrieren.
Nervös blickte sie sich um. Verflixt, wie sollte sie so schnell einen Parkplatz finden? Sie durfte nicht riskieren, ihre Zielperson zu verlieren, sonst stünde sie wieder ganz am Anfang.
Zum Glück begrüßte Philipp – in Gedanken nannte sie ihn noch Philipp, solange sie seinen richtigen Namen nicht kannte – auf der Straße eine elegant gekleidete Rothaarige mit Umarmung und Wangenküssen und vertiefte sich in ein Gespräch mit ihr.
In aller Eile kurvte Anna mit ihrem Wagen auf einen freien Platz im Parkverbot und kehrte zu der Stelle zurück, an der die beiden gestanden hatten. Und nun nicht mehr standen.
Ein Schreck durchzuckte sie, bis sie die roten Haare und das elfenbeinfarbene Ensemble der Dame im Strom der Passanten erblickte. Sie hatte sich bei Philipp untergehakt und betrat mit ihm eines der Gebäude.
Anna stellte fest, dass es sich um eine Kunstausstellung handelte. Hastig beglich sie den Eintritt, griff sich einen bereitliegenden Ausstellungskatalog und folgte ihnen. Unauffällig pirschte sie sich in die Nähe der beiden, das Gesicht tief über den Katalog gebeugt.
»Geht nicht, ich fliege morgen mit der ersten Maschine nach Nizza«, hörte sie Philipp sagen. Er hatte eine überaus angenehme, sonore Stimme, die perfekt zu seinem gepflegten Erscheinungsbild passte.
Seine Begleiterin lachte auf. »Bist du auf der Flucht?«
»So etwas in der Art«, murmelte er.
Interessant. Anna hatte sie spontan für Philipps nächstes Opfer gehalten, aber vielleicht handelte es sich um eine Komplizin.
»Wo wirst du wohnen?«
»Im Negresco. Möchtest du nachkommen?«
Sie dachte kurz nach. »Ich glaube nicht, dass ich es möglich machen kann. Wie lange bleibst du?«
»Kommt drauf an«, meinte er vage und ging zu einer Skulptur, die auf einem Sockel thronte. Kopfschüttelnd betrachtete er sie. »Gefällt dir das?«
»Sagen wir mal so: Kaufen würde ich sie mir nicht.« Die Rothaarige zuckte mit den Schultern.
Vielleicht stehlen?, ergänzte Anna in Gedanken. Wer weiß, was die beiden alles miteinander ausheckten, wenn sie nicht gerade einsame, wohlhabende Menschen ausnahmen. Ob sie ebenfalls eine Heiratsschwindlerin war?
Prüfend betrachtete sie die Dame, die Ende dreißig sein mochte, und machte hastig ein Foto von ihr, das sie Emma schicken würde. Vielleicht hatte sie diese Frau schon einmal gesehen.
Während Anna das Pärchen im Auge behielt und dabei so tat, als würde sie die Exponate betrachten, glitt ihr Blick wie magisch angezogen immer wieder zu Philipp, streifte über seine langen Beine und die schmalen Hüften zu seinem breiten Kreuz und verweilte auf dem Stückchen nackter Haut zwischen dem Kragen und den dichten kurzgeschnittenen Haaren.
Sie fühlte sich wie eine Raubkatze, die ihre Beute in Augenschein nahm. Das Prickeln in ihr verstärkte sich, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es würde ihr ein Fest sein, diesem so seriös wirkenden Liebesbetrüger das Handwerk zu legen.
Zügig schritt Philipp nun weiter durch die Ausstellungsräume. Die Schaukästen in deren Mitte boten Anna Gelegenheit, ihm unbemerkt zu folgen. Doch ohnehin blickte er nicht ein einziges Mal in ihre Richtung, konzentrierte sich ganz auf die Kunstobjekte und die gelegentliche Konversation mit seiner Begleiterin.
Anna konnte jedoch keine Gesprächsfetzen mehr auffangen, die ihr bedeutungsvoll erschienen. Die beiden unterhielten sich nur noch über Kunst. Ob er sich zwischendurch auch als Kunstdieb betätigte?
»Ich muss wieder«, äußerte Philipp dann mit leichtem Bedauern. »Muss noch packen.«
Die Rothaarige nickte verständnisvoll. »Verstehe. Meldest du dich, wenn du zurück bist?«
»Natürlich.« Er nahm sie in die Arme, küsste sie herzhaft auf die Wange und drehte sich so schnell um, dass Anna gerade noch rechtzeitig ihre Nase tief in den Katalog stecken konnte. Als er an ihr vorbeirauschte, wehte ein Hauch eines edlen Aftershaves in ihre Richtung.
Sie folgte ihm zum Ausgang, aber bis sie ihren Wagen erreicht hatte, war Philipp bereits ins nächste Taxi gesprungen und ihr im dichten Verkehr entwischt, sodass sie seine Spur für diesen Tag verlor. Doch das war nicht schlimm – sie würde ihn am nächsten Morgen am Flughafen wiedertreffen.
Fast war sie dem Heiratsschwindler dankbar, dass sie durch ihn zu einer Reise kam, mit der sie ihren familiären Problemen für einige Tage entkommen konnte.
♥♥♥
Anna betrat das elegante Hotelzimmer des Negresco in Nizza, komplimentierte den Pagen mit einem großzügigen Trinkgeld hinaus und ging als erstes zum Fenster.
Sie zog die schweren Vorhänge aus petrolblauem Samtstoff auf, öffnete die bodenlangen Fensterflügel und blickte bewundernd auf das Panorama, das sich ihr bot. Unter ihr erstreckte sich die Promenade des Anglais von Nizza, dahinter lag das seidenglatte blaue Mittelmeer.
Sie atmete tief den leicht salzigen Geruch ein und dachte, wie erholsam das sein könnte, wenn sie nicht aus beruflichen Gründen hier wäre. Allerdings, einen gerissenen Betrüger wie diesen Heiratsschwindler zu überführen, würde nach öden Versicherungsbetrugsfällen und dem Verfolgen untreuer Ehepartner ein echtes Highlight werden.
Dennoch machte es sie nervös, was sie nun tun musste. Sie beobachtete fremde Menschen lieber, als mit ihnen in direkten Kontakt zu treten. Immerhin konnte sie bei der folgenden Mission in eine Rolle schlüpfen, das würde ihr das heikle Vorhaben erleichtern.
Und mit einem gut aussehenden Mann zu flirten, war schließlich kein großes Opfer. Auch wenn Anna feste Beziehungen scheute, weil sie ein Problem mit zu viel Nähe hatte, war sie für gelegentliche Flirts durchaus zu haben.
Anna riss sich von der Betrachtung der Landschaft los und ließ ihren Blick bewundernd durch das luxuriöse Zimmer schweifen, das sie mit den Blumenmotiven auf den Seidentapeten, den goldenen Wandlampenhaltern und dem Veloursteppichboden, der das Emblem des Hotels trug, etwas überladen fand.
Doch es war ein herrliches Gefühl, die nächsten Tage in einer so exquisiten Umgebung verbringen zu dürfen. Und gleichzeitig so zu tun, als wäre es gerade gut genug für sie. Flüchtig dachte sie an die schäbigen Wohnräume, in denen sie aufgewachsen war und die sie mit mehreren anderen Kindern hatte teilen müssen. So gesehen hatte sie es weit gebracht, selbst wenn sie sich nur als Dienstleisterin in diesem Hotel aufhielt.
Sie wandte sich ihrem Koffer zu, den der Page bereitgestellt hatte. Genauer gesagt war es Emmas Koffer, da sich Anna nicht durch das billige, verschrammte Ding verraten wollte, das sie ihr Eigen nannte. Da es am Vorabend so schnell gegangen war, hatte sie keine Zeit mehr zum Shoppen gehabt. Zum Glück hatte ihre Klientin ihr bereitwillig alles geliehen, was Anna benötigen würde.
Die rothaarige Begleiterin war Emma leider völlig unbekannt gewesen, und die Bildersuche auf Google hatte auch nichts ergeben, da sie sie nur schräg von hinten hatte fotografieren können, während sie so getan hatte, als würde sie eines der Ausstellungsstücke knipsen. Auch das Gesicht des Mannes war in der Vergrößerung zu verschwommen gewesen, um bei der Recherche im Netz einen Treffer zu liefern.
Aber egal, nun war sie ihm auf den Fersen und würde ihn nicht mehr von der Angel lassen. Ob er wohl bereits ein nächstes potenzielles Opfer hier treffen wollte? An der Côte d'Azur wimmelte es schließlich nur so von reichen Damen ...
Anna blickte in den Garderobenspiegel, der ihr das Bild einer fremden Frau zurückwarf. Wahrlich eine graue Maus. Es war die perfekte Tarnung gewesen, um Philipp Schneider unbemerkt von Frankfurt nach Nizza zu folgen. Da er sich die Business Class gegönnt hatte, hatte sie allerdings sowieso nicht befürchten müssen, ihm während des Fluges in der Economy-Class aufzufallen. Und am Gate hatte er sich vor dem Boarding hinter der Tageszeitung verschanzt.