Silvia-Gold 191 - Nina Baumgarten - E-Book

Silvia-Gold 191 E-Book

Nina Baumgarten

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Beschreibung

Kunststudentin Jana Sander hat in Paris die Stadt ihres Herzens gefunden. Sie liebt die schöne Metropole, ihre kunstvollen Bauwerke und die entspannte Lebensart der Menschen dort. Eines Nachmittags spricht sie ein gut aussehender und elegant gekleideter Mann in einem Café an, der erfolgreiche PR-Manager Rémy Mirabeau. Offensichtlich hält er sie für eine andere - eine Schauspielerin, die er als Escortgirl engagiert hat, um ihn auf geschäftliche und private Treffen zu begleiten - Intimitäten ausgeschlossen! Denn Rémy ist frisch geschieden und noch zu verletzt, um sich auf eine Romanze einzulassen.
Die Schauspielerin taucht jedenfalls nicht auf, und Jana schlüpft ungeplant in deren Rolle, denn Rémy gefällt ihr ...
Nach außen hin spielen sie das Liebespaar perfekt. Doch ist wirklich alles nur Spiel? Berauscht von Champagner und zarten Berührungen, kommt es nach einer Party schließlich doch zu dem, was ausgeschlossen schien: einer magischen Liebesnacht.
Ein Fehler! So sieht es offenbar Rémy. Denn er geht, ohne Jana um ein Wiedersehen zu bitten ...


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Inhalt

Cover

Verliebt in Paris, verlobt in der Provence

Vorschau

Impressum

Verliebt in Paris, verlobt in der Provence

Ein warmherziger Roman über die Kraft der Natur und die Macht der Liebe

Von Nina Baumgarten

Kunststudentin Jana Sander hat in Paris die Stadt ihres Herzens gefunden. Sie liebt die schöne Metropole, ihre kunstvollen Bauwerke und die entspannte Lebensart der Menschen dort. Eines Nachmittags spricht sie ein gut aussehender und elegant gekleideter Mann in einem Café an, der erfolgreiche PR-Manager Rémy Mirabeau. Offensichtlich hält er sie für eine andere – eine Schauspielerin, die er als Escortgirl engagiert hat, um ihn auf geschäftliche und private Treffen zu begleiten – Intimitäten ausgeschlossen! Denn Rémy ist frisch geschieden und noch zu verletzt, um sich auf eine Romanze einzulassen.

Die Schauspielerin taucht jedenfalls nicht auf, und Jana schlüpft ungeplant in deren Rolle, denn Rémy gefällt ihr ...

Nach außen hin spielen sie das Liebespaar perfekt. Doch ist wirklich alles nur Spiel? Berauscht von Champagner und zarten Berührungen, kommt es nach einer Party schließlich doch zu dem, was ausgeschlossen schien ...

Jana Sander verließ das Fitnessstudio, in dem sie zweimal wöchentlich Yoga unterrichtete, und blinzelte in die helle Frühlingssonne. Vor ihr bahnten sich Autos und Mopeds geräuschvoll einen Weg durch die schmalen Straßen des Quartier Latin, auf dessen Trottoirs die Pariser flanierten. Nach anderthalb Stunden bei gedämpftem Licht und leiser ayurvedischer Musik war dies ein unsanfter Aufprall in die Realität. Aber Jana liebte Paris und nahm dafür auch seine Hektik in Kauf.

Sie beschloss, in ihrem Lieblingscafé zwei Straßen weiter einen Tee zu trinken, bevor sie in die Ausstellung gehen würde, für die sie Freikarten hatte. Sie hatte gerade gesehen, dass ihre Modelagentur ihr per Mail die Bilder ihres letzten Fotoshootings übermittelt hatte, und brannte darauf, sie in Ruhe anzusehen.

Jana suchte sich einen Platz an einem kleinen Fenstertisch, gab dem Ober ein Zeichen und vertiefte sich dann in die Fotos, die sie auf ihrem Smartphone aufrief. Prüfend betrachtete sie die Werbeaufnahmen für eine neue Naturkosmetikmarke.

Ihre schulterlangen, stufig geschnittenen Haare fielen in weichen Wellen um ihr ebenmäßiges Gesicht und glänzten in sattem Schokobraun. Die Stylistin ist toll gewesen, das hätte glatt eine Werbung für Shampoo oder Haartönungen sein können, dachte Jana und fuhr sich durch die vom Yoga verwuschelten Strähnen.

Hoffentlich würde sie Folgeaufträge von dem Unternehmen bekommen, das würde ihr zumindest die Miete für einige Zeit sichern.

Auf die große Modelkarriere durfte sie mit achtundzwanzig wohl nicht mehr spekulieren, aber das war auch nie ihr Ziel gewesen. Genau wie der Yoga-Unterricht war das Modeln lediglich ein angenehmes Mittel, um Geld zu verdienen und ihr Leben so zu gestalten, wie sie es mochte. Sie lebte in ihrer Traumstadt Paris und hätte gar nicht ständig als Topmodel durch die Gegend reisen wollen. Nur das Geld war oft etwas knapp, doch bisher war sie immer über die Runden gekommen.

Wo blieb denn bloß der Ober, der sie zweifelsfrei gesehen hatte? So sehr sie Paris und die Franzosen auch liebte – Kellner und Taxifahrer ließen manchmal die Höflichkeit und Beflissenheit vermissen, die sie aus Hamburg gewohnt war.

Statt des Obers trat ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann in einem gutgeschnittenen Anzug an ihren Tisch und lächelte sie an.

»Bonjour. Sie müssen Hélène sein. Ich muss sagen, Stéphane hat nicht übertrieben. Eine wunderschöne Brünette, hat er gesagt, und dass ich Sie sofort erkennen würde.«

Jana lag es auf der Zunge zu fragen, ob das sein üblicher Anmachspruch war, doch er redete gleich weiter und beugte sich zu ihr hinunter.

»Wir küssen uns die Wangen, oder?« Und schon legte er seine gepflegten Hände auf ihre schmalen Schultern und hauchte rechts und links von ihrem Gesicht Küsse in die Luft.

Als sich ihre Wangen berührten und sie sein erlesenes Aftershave einatmete, wurde Jana von einem Prickeln durchflossen. Seine leichte Umarmung fühlte sich so vertraut und unsagbar gut an, dass sie zum Spaß auf ihn einging, obwohl sie ihn etwas dreist fand.

»Stéphane kennt wohl Ihren Geschmack«, erwiderte sie scherzhaft, als er sie losließ und sich ihr gegenübersetzte.

Er blickte sie ernsthaft und gleichzeitig freundlich aus seinen schmalen braunen Augen an.

»Stimmt. Sie wissen ja sicher, dass er mich schon lange kennt. Erst einmal danke, dass Sie gekommen sind, Hélène. Und bitte entschuldigen Sie meine Verspätung. Normalerweise lasse ich Damen nicht warten, aber ich bin im Büro aufgehalten worden. Und leider hat mir Stéphane Ihre Handynummer nicht anvertraut, sodass ich Sie nicht benachrichtigen konnte. Aber er hat Ihnen meine gegeben, oder? Sie hätten sich bestimmt gemeldet, wenn es Ihnen zu lange gedauert hätte.«

Jana schwante, dass dies kein plumper Annäherungsversuch gewesen war, sondern dass hier tatsächlich eine Verwechselung vorlag. Sie ließ den Blick kurz über seine äußerst attraktive Erscheinung gleiten und wünschte, sie wäre tatsächlich diese Hélène, die offenbar sein Blind Date war. Und diese würde sicherlich in Kürze auftauchen, da war es wohl besser, seinen Irrtum aufzudecken.

»Hören Sie, Monsieur ... Ach, verflixt, ich kenne nicht mal Ihren Namen«, begann sie.

»Mirabeau. Aber sagen Sie einfach Rémy – wir werden uns ja wohl nicht Monsieur und Mademoiselle nennen.« Unwiderstehliche kleine Lachfältchen bildeten sich um seine Augen, als er amüsiert auflachte. »Was möchten Sie trinken?«

»Ich wollte gerade einen Earl Grey bestellen.«

»Herr Ober?« Er winkte dem Kellner, der nun sofort zur Stelle war. »Bitte eine Tasse Earl Grey und einen Kaffee.« Er wandte sich wieder Jana zu. »Übrigens haben Sie einen charmanten Akzent. Deutsch?«

Sie nickte.

»Stéphane hat gar nicht erwähnt, dass Sie Deutsche sind. Gefällt mir.«

»Das liegt wohl daran, dass ...« Dass ich Stéphane gar nicht kenne, hatte sie gestehen wollen, doch beim Blick in seine Augen, die fast zärtlich auf sie gerichtet waren, brachte sie es nicht über sich, die Illusion zu zerstören. Dieser Mann war wirklich überaus anziehend mit seinen markanten und gleichzeitig sanften Gesichtszügen und seiner seriösen Ausstrahlung.

»Ja?«, fragte er ermutigend, als sie nicht weitersprach.

Sie räusperte sich. »... dass es für mich im Alltag kaum noch eine Rolle spielt. Ich lebe seit drei Jahren hier, Paris ist meine Wahlheimat und absolute Traumstadt, und ich versuche, mich so französisch wie möglich zu fühlen.«

»Traumstadt, ehrlich?« Er machte ein zweifelndes Gesicht.

Jana nickte. »Paris ist wunderschön und noch dazu so lebendig und weltoffen – finden Sie nicht?«

»Schon, aber ich bin hier geboren, vielleicht bin ich abgestumpft. Ich finde sowohl die Menschenmassen als auch die ständigen Staus und Streiks nervig. Ich würde lieber an der Côte d'Azur oder in der Camargue leben. Oder sonst wo in der Provence. Meine Großmutter besitzt dort ein Lavendelgut.«

»Herrlich. Ich liebe Lavendel.« Sie atmete tief ein, als stünde sie mitten in einem duftenden Lavendelfeld. »Vielleicht können Sie eines Tages dort hinziehen.«

»Keine Chance – beruflich bin ich an Paris gebunden.« Eine Spur von Bedauern lag in seinen Augen.

»Bleibt immer noch der Urlaub.«

»Was ist das?«, fragte er ironisch.

Janas Blick fiel auf seine Armbanduhr einer bekannten Luxusmarke. »Sie arbeiten wohl rund um die Uhr?«

»So ziemlich. Wie kommt es, dass Sie einen französischen Vornamen haben?«

»Helene ist ebenfalls ein deutscher Vorname – schreibt sich nur ohne Akzent.«

»Ach ja, da gibt es doch diese Sängerin – Helene Fischer«, erinnerte er sich.

Er sprach den Namen mit französischer Betonung wie Elän Fischör aus, und Jana schmunzelte. »Genau.«

Was für ein Glücksfall, dass seine Verabredung nicht Françoise oder Mireille heißt, dachte sie. Aber da wäre ihr schon etwas eingefallen. Wo blieb sie denn, die gute Hélène, die ebenfalls eine schöne Brünette war? Unruhig blickte sie sich um. Der Idealfall wäre natürlich, dass sie Rémy versetzt hatte. Pech für sie. Die wusste gar nicht, was ihr da entgangen war, denn offenbar hatten die beiden keine Fotos voneinander gesehen.

Wieder haderte Jana mit sich, denn sie war im Grunde eine ehrliche Natur. Früher oder später würde es sowieso herauskommen, und das würde sie in einem schlechten Licht dastehen lassen. Mal abgesehen davon, dass dieser sympathische Mann es nicht verdient hatte, belogen zu werden.

Rémy räusperte sich. »Also, Hélène, sind Sie einverstanden mit dem Deal?«

»Was für ein Deal?«, fragte Jana verblüfft.

Er zog verwundert die Augenbrauen zusammen.

»Hat Ihnen Stéphane nicht gesagt, worum es geht?«

Nun war ihre Neugierde geweckt, und sie beschloss zu bluffen.

»Äh, doch, so ungefähr. Ich wollte es nur noch einmal von Ihnen definiert haben. Beim Stille-Post-Spiel gibt es zu oft Missverständnisse.«

»Ich suche eine Frau, die gegen Bezahlung bei einigen Anlässen meine feste Freundin spielt.«

Das wirkte wie eine kalte Dusche und ließ das Prickeln in ihr abflauen.

»So was wie ein Escortgirl?«, fragte sie mit leichtem Stirnrunzeln.

»Ohne Sex natürlich«, beeilte er sich zu versichern. »Nur Auftritte in der Öffentlichkeit. Für Sie als Schauspielerin ist das doch sicher ein Leichtes.«

»Ja, klar«, sagte sie automatisch. Zwar war sich Jana nicht sicher über ihr schauspielerisches Talent, aber bei diesem Mann würde es keiner Schauspielkünste bedürfen, um ihn verliebt anzustrahlen. Einerseits wäre ihr ein klassisches Date deutlich lieber gewesen, andererseits konnte sie ein zusätzliches Einkommen gut gebrauchen. Und wenn er versicherte, dass Sex dabei ausgeschlossen war ...

Er wirkte wie ein Mann, der zu seinem Wort stand. Unter diesen Umständen spielte es ja letztlich auch keine Rolle, ob sie nun Hélène war oder nicht, wenn er ohnehin nur eine bezahlte Begleitung suchte. Aber warum hatte ein Mann wie er das nötig?

Sie lächelte ihn an. »Sie sehen nicht aus wie jemand, der eine Frau dafür bezahlen muss, Ihnen Gesellschaft zu leisten, Rémy.«

»Danke.« Er schmunzelte. »Das ist richtig, aber ich habe zurzeit nicht den Kopf frei für eine Beziehung und will keine Frau dafür ausnutzen, mich nur zu begleiten. Ich bin gerade erst geschieden worden, das hat Ihnen Stéphane sicher erzählt.«

Mechanisch nickte sie. »Er hat es angedeutet. Aber warum ist es so wichtig, dass Sie eine Begleitung haben? Was sind das für Anlässe? Ich dachte, in Zeiten der Emanzipation dürfen auch Männer allein ausgehen.« Sie blinzelte ihm zu.

»Ich muss häufig auf berufliche Events, bei denen es üblich ist, als Paar zu erscheinen. Und auch privat steht so einiges an. Sehen Sie, wohlmeinende Bekannte brennen darauf, mich zu verkuppeln. Das ist mir lästig. Und die Damen würden sich umsonst Hoffnungen machen, die ich enttäuschen müsste. Das wäre für beide Seiten unschön. Ich finde, ich kann auch von keiner verlangen, mir ihre Zeit zu opfern, wenn ich weiß, dass ich mich auf nichts Festes einlassen will. Also ist es mir lieber, sie dafür zu bezahlen, dann schulde ich ihr nichts.«

Jana nickte langsam. »Ich weiß nicht, ob ich das fair oder kühl berechnet finden soll.«

Rémy seufzte. »Ich bin eben durch und durch Geschäftsmann. Ich fühle mich auf der geschäftlichen Ebene wohler.«

Sie hob kurz die schmalen Brauen. »Ist Ihre Ehe daran gescheitert?«

In seinen Augen blitzte etwas auf, und sie erkannte, dass sie eine Grenze überschritten hatte.

»Entschuldigung, das war wohl zu direkt.« Verlegen biss sie sich auf die Lippen.

Er schluckte und deutete ein Nicken an, dann lächelte er wieder.

»Sie sind Künstlerin, also mit Sicherheit eher gefühlsbetont, stimmt's?«

»Hat Stéphane das gesagt?«, erkundigte sie sich in einem Versuch, mehr darüber herauszufinden, was Rémy über Hélène wusste.

»Nein. Um ehrlich zu sein, hat er mir nicht viele Einzelheiten über Sie genannt. Es ging ja nicht darum, Gemeinsamkeiten zwischen uns beiden herauszufinden. Obwohl es natürlich von Vorteil wäre, wenn wir miteinander sympathisieren würden. Und was mich betrifft, finde ich Sie sehr sympathisch.«

Sein Blick glitt von ihren Augen zu ihren Lippen, und erneut fühlte sich Jana wie elektrisiert.

»Gleichfalls«, murmelte sie.

Er legte den Kopf schief. »Aber Sie bekommen es hin, das nur als Job zu betrachten?«

»Natürlich!«, antwortete sie kühl. »Für wie unwiderstehlich halten Sie sich?«

Rémy lachte leise, und sie fühlte sich durchschaut. Egal, ob als Jana oder als Hélène.

Was er wohl beruflich machte? Jedenfalls schien es lukrativ zu sein, wenn er bereit war, für eine Begleitung zu bezahlen. Sein grauer Anzug war aus hochwertigem Material und bestimmt nicht von der Stange, die dezent gemusterte Krawatte wahrscheinlich von einem Designer. Ob er Anwalt war? Oder Unternehmensberater? Verflixt, so etwas hatte Stéphane der echten Hélène gegenüber mit Sicherheit erwähnt.

Der Ober brachte die Getränke, und während Rémy hastig an seinem Kaffee nippte, nannte er Jana das Honorar, das er ihr zu zahlen gedachte, und einige Details, die in dem Vertrag stehen sollten, den sein Anwalt am nächsten Tag aufsetzen würde.

Also war er selbst offenbar kein Anwalt, folgerte sie.

»Stéphane hat nur sehr vage erwähnt, was Sie beruflich machen, Rémy. Könnten Sie es mir vielleicht noch einmal etwas genauer schildern?«

»Ich betreibe eine Event- und PR-Agentur«, erklärte er bereitwillig. »Daher muss ich viel unter Leute – einerseits, um Kontakte zu knüpfen und zu halten, und andererseits lasse ich mich gern auf den Events sehen, die von meinen Mitarbeitern organisiert werden, um mich davon zu überzeugen, dass alles zur Zufriedenheit abläuft.«

»Deswegen sind Sie also an Paris gebunden. Aber Sie könnten ja eine Filiale in Südfrankreich eröffnen.«

Er hob die Schultern. »Na, mal sehen. Vielleicht später. Außerdem bin ich noch Eigentümer eines Start-ups, das ich vor über zehn Jahren gegründet habe. Aber dafür habe ich inzwischen einen Geschäftsführer eingestellt. Beide Unternehmen laufen ausgezeichnet, und es war nicht mehr machbar, sie beide selbst zu führen.«

»Und Sie arbeiten trotzdem noch so viel? Wenn das Finanzielle kein Problem ist, stellen Sie doch einfach mehr Leute ein, um sich selbst zu entlasten«, schlug sie vor.

Er lächelte halb gerührt und halb amüsiert, als wäre sie ein altkluges Kind. Dennoch fand sie dieses Lächeln äußerst charmant.

»Ich bin Perfektionist und halte es mit dem Spruch, dass man nur von sich selbst gut bedient wird.«

»Dann müssen Sie also das Delegieren noch lernen.« Sie zwinkerte ihm zu.

»Da ist was dran«, gab Rémy zu und stürzte den Rest seines Kaffees hinunter. »Ich muss ins Büro zurück«, sagte er bedauernd.

»Ich muss auch los, ich habe eine Freikarte für eine Ausstellung im Musée d'Orsay, die nur noch heute gültig ist.«

Ihre Blicke trafen sich und hielten aneinander fest. Jana spürte etwas in ihrem Nacken prickeln.

»Genau genommen habe ich zwei Freikarten«, hörte sie sich sagen. »Wäre es nicht schade, die zweite verfallen zu lassen?«

Rémy betrachtete sie nachdenklich, dann verzog er die Lippen zu einem Lächeln und nickte. Er griff nach seinem Smartphone und aktivierte eine gespeicherte Nummer.

»Sandrine? Können Sie meinen Termin mit Antoine auf morgen früh verschieben? Mir ist etwas dazwischengekommen. Ja, ich komme nachher noch mal rein, aber ich weiß nicht genau wann. Warten Sie nicht auf mich.« Er legte einen Geldschein auf den Tisch. »Gehen wir. Mein Wagen steht ein paar Querstraßen weiter.«

Rémy half Jana in ihre dünne Lederjacke, und sie folgte ihm zu seinem silbergrauen Sportwagen. Höflich hielt er ihr die Tür auf, um sie einsteigen zu lassen.

Flüchtig ging ihr durch den Kopf, dass sie ihn eigentlich zu wenig kannte, um mit ihm in sein Auto zu steigen, das widersprach ihren Prinzipien. Doch er wirkte seriös und Vertrauen einflößend. Und es hätte albern ausgesehen, mit der Métro zum Museum zu fahren, während er den Wagen nahm.

Mal abgesehen davon, dass sie mit der U-Bahn vermutlich schneller am Museum gewesen wäre bei dem dichten Nachmittagsverkehr. Es hatte jedoch unvergleichlich mehr Charme, neben ihm im Auto zu sitzen, in dem ein Hauch seines erlesenen Aftershaves hing, während sie an der Seine entlangfuhren, die im Sonnenschein glitzerte.

»Wie sieht es mit Garderobe aus?«, erkundigte sie sich. »Ich denke nicht, dass ich im Schrank habe, was man bei Ihren Anlässen so benötigt.«