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Shannon glaubt nicht mehr an die Liebe. Zu groß ist die Enttäuschung über ihren Ex-Mann, der sie jahrelang betrogen und ihr Weingut und den gesamten Familienbesitz aufs Spiel gesetzt hat. Jetzt findet sie sich zu alt, um sich noch einmal zu verlieben und ihre Kinder Roland, Leo, Cooper und Brynn sind ihr großes Glück. Und das ist doch auch mehr als genug, oder?
Eine Frau zu lieben, die man nie lieben durfte, ist nicht einfach. Ben Gaines weiß das nur zu gut. Seit Jahren arbeitet er als Manager auf dem Weingut und musste tatenlos mit ansehen, was Shannon Miles alles unter ihrem Ehemann ertrug. Aber jetzt ist sie frei und nicht länger an jemanden gebunden, der untreu und kriminell war. Ben weiß: seine Zeit ist gekommen und auch wenn Shannon Miles nicht mehr an die Liebe glaubt, wird er um sie kämpfen. Und er ist bereit alles dafür zu riskieren ...
Eine Miles Family Novella und der 5.Teil der großen Miles Family Saga.
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Seitenzahl: 162
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Wir wünschen viel Vergnügen.
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Shannon glaubt nicht mehr an die Liebe. Zu groß ist die Enttäuschung über ihren Ex-Mann, der sie jahrelang betrogen und ihr Weingut und den gesamten Familienbesitz aufs Spiel gesetzt hat.
Jetzt ist sie zu alt, um sich noch einmal zu verlieben und ihre Kinder Roland, Leo, Cooper und Brynn sind ihr großes Glück. Und das ist doch auch mehr als genug, oder?
Eine Frau zu lieben, die man nie lieben durfte, ist nicht einfach. Ben Gaines weiß das nur zu gut. Seit Jahren arbeitet er als Manager auf dem Weingut und musste tatenlos mit ansehen, was Shannon Miles alles unter ihrem Ehemann ertrug. Aber jetzt ist sie frei und nicht länger an jemanden gebunden, der untreu und kriminell war.
Ben weiß: seine Zeit ist gekommen. Auch wenn Shannon Miles nicht mehr an die Liebe glaubt, wird er um sie kämpfen. Und er ist bereit alles dafür zu riskieren ….
Eine Miles Family Novella und der 5.Teil der großen Miles Family Saga!
Über Claire Kingsley
Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen.
Sie kann sich ein Leben ohne Kaffee, ihren Kindle und all den Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen, nicht mehr vorstellen. Sie lebt im pazifischen Nordwesten der USA mit ihrem Mann und ihren drei Kindern.
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Claire Kingsley
Gaining Miles
Ben und Shannon
Übersetzt von Kerstin Fricke aus dem amerikanischen Englisch
Inhaltsübersicht
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Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Epilog
Bonus-Epilog
Nachwort
Dank
Impressum
Für all meine Leser, die Ben und Shannon von Anfang an ins Herz geschlossen haben. Diese Geschichte ist für euch.
Ben
Vor sechsundzwanzig Jahren
Das Kichern eines Kleinkinds war so weit draußen in den Weinbergen ein unerwartetes Geräusch. Ich war hergekommen, um zwischen den Weinstöcken spazieren zu gehen und in der duftenden Sommerluft die Einsamkeit zu genießen. Die anderen Arbeiter waren schon nach Hause gegangen, und keine Menschenseele war zu sehen. Wieso hörte ich dann auf einmal ein lachendes Kind?
Die Besitzer des Weinguts hatten Kinder, die ich jedoch noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Ich hielt Distanz zur Familie, obwohl ich ebenfalls hier auf diesem wunderschönen Grundstück lebte. Aber ich war nicht hier, um andere Menschen kennenzulernen, sondern um zu verschwinden.
Außerdem musste ich ein bisschen Geld verdienen. Ein Mann brauchte schließlich was im Magen. Eine Stelle auf einem Weingut in einer winzigen Stadt in den Bergen war ebenso gut wie jede andere. Besser als die meisten sogar. Nicht viele Fragen. Harte Arbeit, doch davor hatte ich keine Angst. Und Platz. Sehr viel Platz. Perfekt für Tage wie den heutigen, wenn mich die Last auf meinen Schultern zu erdrücken drohte.
Dann ging ich spazieren.
Erneut hörte ich das Kind kichern. Ich blieb stehen, und eine Biene summte an meinem Ohr vorbei. Hatte ich mir das nur eingebildet? War ich verrückter, als ich angenommen hatte? Mir war, als hätte ich einen kleinen Jungen gehört.
»Mama?«
In der zarten Stimme schwang kein Zittern mit. Kein Hinweis darauf, dass er Angst hatte. Ich ging zwischen den Weinstöcken in die Richtung, aus der ich das Geräusch gehört hatte. Blätter raschelten. Dann ein leises Poltern.
Kaum war ich um die Ecke gebogen, sah ich, woher das Geräusch kam. Ein kleiner Junge saß splitternackt auf dem Boden. Er hatte feines hellbraunes Haar, Pausbacken und einen runden Bauch. Sobald er mich mit seinen großen blauen Augen – die den ganzen Himmel zu enthalten schienen – erblickt hatte, lächelte er. Grübchen zeichneten sich auf seinen Wangen ab, und er lachte los.
»Ich schmutzig«, verkündete er und streckte die Arme nach mir aus, damit ich es sehen konnte. Seine Hände waren in der Tat voller Erde.
»Das bist du allerdings. Was machst du denn hier draußen ganz allein, kleiner Mann?«
Er gab mir keine Antwort, sondern grinste mich bloß an.
»Wo ist deine Mommy?«, fragte ich ihn.
»Weiß nicht.« Er zuckte dramatisch mit den Achseln, reckte die schmutzigen Handflächen in die Luft und riss die blauen Augen auf.
Das musste eines der Miles-Kinder sein. Die Besitzer hatten mehrere Kinder, drei Jungs, wenn ich mich recht erinnerte. Dieser Junge hier musste etwa zwei Jahre alt sein.
Ich sah mich um und lauschte auf den Klang von Schritten. Seine Mutter musste ganz in der Nähe sein. Wir waren weit vom Hauptgelände und dem Haus, in dem die Miles-Familie wohnte, entfernt. Wie war dieser kleine Kerl hierhergekommen?
»Tschüss!«
Ich drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie der nackte kleine Junge zwischen den Weinstöcken verschwand.
»Ach, verdammt.«
Schon rannte ich ihm hinterher. Er war nicht mein Kind – und allein sein Anblick riss Wunden auf, an die ich gar nicht denken mochte –, aber ich konnte ihn nicht einfach im Stich lassen. Da ich nicht durch die Lücke passte, durch die er geschlüpft war, rannte ich die Reihe entlang und um die Ecke. Er war nicht weit voraus, kam mit seinen pummeligen Beinchen aber schnell voran. Als er mich hörte, warf er einen Blick zurück, kreischte laut und rannte noch schneller.
»Du kleiner Rabauke!«
Mit einigen langen Schritten hatte ich ihn erreicht. Ich schnappte ihn mir und ignorierte seine durch die Luft wedelnden Arme und Beine. Er lachte sich kaputt, als würden wir ein großartiges Spiel spielen.
Sein Lachen war ansteckend. Wie lange war es her, dass ich das letzte Mal gelacht hatte? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Es rumpelte tief in meiner Brust, als müsste es erst die Spinnweben von meiner Seele wischen.
»Na gut, mein Kleiner. Dann suchen wir jetzt mal deine Mama.«
»Mama?«
»Ja, kleiner Mann. Wo ist sie?«
»Zu Hause«, antwortete er fröhlich.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie im weit entfernten Haus der Familie war, sah aber auch keine Anzeichen von ihr, als ich in Richtung Hauptgelände lief. Der kleine Junge zappelte, daher setzte ich ihn mir auf die Hüfte. Dabei schoss mir durch den Kopf, dass ich keine Ahnung hatte, ob der Kleine schon sauber war.
»Pinkel mich ja nicht an, okay, kleiner Mann?«
»Draußen«, sagte er. »Ich pinkle draußen.«
Er hörte sich an, als wäre er sehr stolz auf sich, und ich musste schon wieder lachen. »Schön für dich. Das ist eigentlich gar kein schlechter Ort dafür.«
Endlich ging der Weinberg ins Hauptgelände über. Einige Arbeiter waren auf dem Rückweg zu den Weinkellern, aber die Eltern des Jungen konnte ich nirgends sehen. Vermutlich war es am besten, wenn ich ihn nach Hause brachte. Mir blieb nur zu hoffen, dass seine Mom nicht in diesem Augenblick draußen auf dem Weinberg nach ihm suchte.
»Cooper?«, rief eine Frauenstimme irgendwo zu meiner Linken, in der leichte Panik mitschwang. »Cooper? Wo steckst du, Liebling? Cooper?«
»Bist du Cooper?«, fragte ich den Kleinen.
Er nickte. »Mama?«
»Ja, bringen wir dich zu deiner Mama.«
Ich eilte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Sie rief erneut, und ihr ängstlicher Unterton ließ mich schneller laufen.
»Ma’am«, schrie ich. »Ma’am, ich glaube, ich habe Ihren Sohn.«
Sie kam über einen Weg angelaufen mit Schweiß auf der Stirn und Sorge in den Augen. »Du liebe Güte, Cooper.«
Er streckte die Arme nach ihr aus und entwand sich förmlich meinen Armen. Sie griff nach ihm und nahm ihn geschickt entgegen.
»Du kannst nicht einfach so weglaufen, Cooper. Du musst bei Mommy bleiben.« Sie drückte ihn an sich und legte ihm eine Hand auf den Rücken.
»Ich schmutzig«, sagte er voller Stolz auf seine dreckigen Hände.
»Das sehe ich. Wo sind deine Kleider?«
»Weiß nicht. Nackt besser.«
Sie seufzte schwer und richtete den Blick gen Himmel, als wollte sie den lieben Gott um Beistand anflehen. »Ich weiß, dass du gern nackt bist. Aber du musst deine Sachen anbehalten, Liebling. Und vor allem musst du bei Mommy bleiben. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
»Er mich gefunden.« Bei diesen Worten zeigte Cooper auf mich.
Seine Mutter sah mich an, und ihre Gesichtszüge wurden weicher. Sie war wunderschön und hatte langes dunkles Haar und klare blaue Augen. Ihr Anblick löste etwas in meiner Brust aus, was ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Ich war mir nicht einmal mehr sicher gewesen, ob sich dort überhaupt noch ein Herz befand. Jetzt machte es sich jedoch deutlich bemerkbar und schlug so schnell, dass mir das Blut in den Adern dröhnte.
»Danke«, sagte sie. »Vielen Dank. Es tut mir wirklich leid, aber Cooper ist ein ziemlicher Schlingel. Ich habe ihm nur für eine Sekunde den Rücken zugedreht.«
»Kein Problem. Als ich ihn da draußen entdeckt habe, dachte ich mir schon, dass ein nackter Zweijähriger hier ganz in der Nähe wohnen muss.«
Sie nickte und rückte sich Cooper auf der Hüfte zurecht. »Ich bin Shannon. Shannon Miles. Meinen Sohn Cooper haben Sie ja schon kennengelernt.«
Ich nickte ihr zu und hätte auch meinen Hut gelupft, wenn ich denn einen aufgehabt hätte. »Benjamin Gates.« Normalerweise nannten mich alle Ben. Ich wusste selbst nicht, warum ich ihr meinen ganzen Namen nannte.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Benjamin. Möchten Sie nicht mit rüber zum Haus kommen? Ich habe Kekse gebacken.«
»Kekse?«, fragte Cooper und strahlte so breit, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte – es schien nichts Besseres auf der Welt als Kekse zu geben, wenn man ihn so hörte.
Allerdings war es keine gute Idee, sich mit diesen Leuten anzufreunden. Ich würde ohnehin nicht lange hierbleiben. Eine Saison, vielleicht zwei, danach wollte ich weiterziehen. Ich musste immer weiterziehen. Anders ging es nicht.
»Nein, das ist …«
»Kekse«, erklärte Cooper und sah mir direkt in die Augen. Er klang auf einmal so ernst, als wäre in diesem einen Wort eine tiefere Bedeutung verborgen. Mir war, als hätte er gesagt: Du musst mit mir Kekse essen, Ben. Dein Leben hängt davon ab.
Ich starrte den kleinen Jungen in den Armen seiner Mutter an. Er beobachtete mich mit seinen blauen Augen, als wäre meine Antwort auf seine Bitte von immenser Wichtigkeit. Aus Gründen, die ich mir selbst nicht erklären konnte, wollte ich ihn nicht enttäuschen.
»Gern«, erwiderte ich und wandte den Blick von seinen hypnotisierenden Augen ab. »Ich hätte gern einen Keks.«
»Keks«, sagte Cooper zufrieden, als wäre die Sache damit besiegelt.
Ich folgte ihnen den kleinen Hügel hinunter, und die Rückseite ihres Hauses kam in Sicht. Es war ein wunderschönes Gebäude – jedenfalls von außen – mit einer Veranda, die einmal ums Haus herumführte, und einem Garten. Die beiden anderen Miles-Jungen spielten neben einem Hochbeet. Eigentlich spielte nur der jüngere. Der ältere sah seiner Mutter mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn entgegen. Er sah sehr ernst aus, dabei konnte er höchstens sechs Jahre alt sein.
»Wo war Cooper?«, fragte er.
»Auf dem Weinberg«, antwortete Shannon. »Das ist Benjamin. Er hat ihn gefunden.«
Der Junge kam auf mich zu und streckte den Arm aus. Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was er von mir wollte, dann schüttelte ich ihm die Hand.
»Ich bin Roland Miles«, stellte er sich vor. »Das ist mein Bruder Leo.«
»Du hast sehr gute Manieren, Roland Miles«, lobte ich ihn. »Ich bin Ben.«
Der andere kleine Junge, Leo, hatte helleres, fast blondes Haar, aber dieselben blauen Augen. Er saß umgeben von kleinen Spielzeugautos auf dem Boden, ließ zwei gegeneinander fahren und machte dabei die entsprechenden Geräusche. Sein Blick zuckte zu mir hoch, und er lächelte, hatte jedoch anders als sein Bruder offenbar kein Interesse an einem Handschlag.
Shannon setzte Cooper ab, schnappte sich ein Paar Shorts, das in der Nähe lag, und zog sie ihm über. »Du bleibst jetzt hier, hast du verstanden? Sonst bekommst du keinen Keks.«
»Okay, Mommy.«
Sie warf Roland einen Blick zu. »Ich gehe schnell rein und hole Kekse und Limonade. Könntest du zwei Minuten auf deinen Bruder aufpassen?«
»Ja«, versprach Roland. Shannon lief um das Haus herum, und Roland verdrehte die Augen. »Cooper zieht sich ständig aus. Und er läuft immerzu weg.«
»Hört sich ganz danach an, als hättest du mit deinem kleinen Bruder alle Hände voll zu tun.«
Roland seufzte schwer. »Sie haben ja keine Ahnung.«
Der Kleine schien momentan nicht wieder weglaufen zu wollen. Vielleicht hielt ihn die Aussicht auf einen Keks vorerst davon ab.
Ich setzte mich auf den Rand eines Hochbeets. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wieder zu gehen. Es kam mir komisch vor, hier bei den Kindern zu sein, und rief Erinnerungen hervor, auf die ich gut hätte verzichten können. Ich würde aus Höflichkeit einen Keks essen und mich dann verziehen, um von jetzt an auf Abstand zu bleiben.
Cooper kam zu mir und krabbelte auf meinen Schoß, als würde er mich schon sein Leben lang kennen. Er tätschelte mit seiner kleinen Hand meinen Bart und lächelte mich an. »Hi, Ben.«
In diesem Augenblick hatte Cooper Miles meine harte Schale geknackt.
Die Barriere, die ich um mein Herz herum errichtet hatte, bekam gewaltige Risse. Es war, als würde ein frischer Wind durch mich hindurchfegen und die kalte, leere Stimmung in mir auflösen. Über Jahre hatte ich diesen Panzer um mein Herz aufrechterhalten und war davon überzeugt gewesen, nur so überleben zu können. Indem ich allein blieb und niemanden an mich heranließ.
Doch dieser kleine Junge hatte mit einer Berührung alles verändert.
Ich schluckte schwer und wurde beinahe von meinen Gefühlen übermannt. Cooper rieb mit der Handfläche an meinen Barthaaren und kicherte, als würde es kitzeln. Sein Lachen klang so unbeschwert, sein Lächeln war unverfälscht.
Ihren Vater Lawrence hatte ich bei meinem Einstellungsgespräch kennengelernt, und es fiel mir schwer zu glauben, dass dieser fröhliche kleine Kerl von diesem Mann abstammen sollte. Nach allem, was ich über Lawrence Miles wusste, war er ernst und fordernd. Ich hatte schon schlimmere Arbeitgeber gehabt, aber die Vorstellung, dass dieses clevere kleine Kerlchen von so einem Mann großgezogen wurde, behagte mir gar nicht.
Aus Gründen, die ich selbst nicht begriff, wollte ich, dass Cooper das behielt, was derart hell in ihm brannte.
Roland musterte mich erneut, und seine kleinen Schultern schienen sich zu entspannen. Er setzte sich neben Leo und nahm ein Spielzeugauto. Mir kam es so vor, als würde er jetzt erst seine Wachsamkeit aufgeben und entspannt spielen können. Lag das daran, dass ich auf seinen Bruder aufpasste? Ich war mir nicht sicher.
Leo knallte sein Auto gegen Rolands, und die beiden fingen an zu lachen. Cooper wackelte mit den Beinen und fiel in das Lachen seiner Brüder mit ein.
Shannon kam mit einem Tablett, auf dem sich ein Teller voller Kekse, ein Krug Limonade und ein Stapel Plastikbecher befanden, um die Ecke. »Okay, es kann losgehen.«
»Kekse!«, rief Cooper.
Sie stellte das Tablett auf dem Rand eines anderen Hochbeets ab. Roland und Leo sprangen auf und liefen zu ihr.
»Ihr habt schmutzige Hände, aber … was soll’s.« Sie reichte jedem der beiden einen Keks und einen Becher mit Limonade, dann sah sie Cooper an, der noch immer auf meinem Schoß hockte. »Wow. Er muss Sie wirklich mögen. So was macht er sehr selten.«
»Was meinen Sie?«
»Still sitzen. Er ist entweder in Bewegung oder schläft. Dazwischen gibt es eigentlich nicht viel.« Sie nahm zwei Kekse, kam zu uns und reichte Cooper und mir je einen. »Nochmals vielen Dank. Mir ist bewusst, dass ein Keks kein besonders gutes Dankeschön ist, aber mehr kann ich Ihnen so spontan nicht bieten.«
Ich rückte Cooper auf meinem Schoß zurecht. Irgendwie war es beruhigend, sein Gewicht dort zu spüren. Ebenso wie das zufriedene Lächeln der anderen beiden Jungen. »Mehr ist auch gar nicht nötig. Das ist perfekt.«
Als ich den Keks aufgegessen hatte, war Coopers Ruhephase auch schon wieder vorbei. Er krabbelte auf den Boden, lief zum Tablett, schnappte sich noch einen Keks und wollte die Flucht ergreifen.
Aber ich war schneller als er. Ich schlag ihm einen Arm um die Taille und wirbelte ihn herum, während er vor Freude kreischte.
»Netter Versuch, kleiner Mann.«
»Oh, Cooper«, sagte Shannon. Die arme Frau hörte sich sehr erschöpft an. »Okay, mein Freund. Eindämmungsstrategie Nummer zwei: rein mit euch.«
Ich half ihr, die Snacks ins Haus zu tragen. Es fühlte sich seltsam an, mich in ihrem Heim aufzuhalten, daher ging ich rasch wieder nach draußen. In der Tür drehte ich mich noch einmal um und nickte ihr zu.
»Danke für den Snack. Man sieht sich.«
»Vielen Dank Benjamin.« Noch während sie das sagte, brach zu ihren Füßen das Chaos aus. Cooper klammerte sich an ihr rechtes Bein, und Leo zerrte an ihrer Bluse und wollte ihr eine Frage stellen. »Warte bitte einen Moment, Leo. Cooper, würdest du bitte mein Bein loslassen? Mommy muss noch laufen können.«
Ich schloss die Tür, die mit leisem Klicken zufiel, und ging die Verandastufen herunter.
Shannon Miles war es nicht bewusst, aber ihre Söhne hatten etwas in mir ausgelöst. Sie hatten mir in Erinnerung gerufen, dass in meiner Brust noch immer ein Herz schlug. Dass mein Leben vielleicht noch nicht zu Ende war.
Ich atmete laut aus, als ich zu meinem Wagen zurückging. Die Sonne ging langsam hinter den Berggipfeln unter, die die Salishan Cellars umgaben, und die Luft wurde langsam kühler. Und irgendetwas sagte mir, dass ich den nackten Cooper Miles nicht zum letzten Mal durch den Weinberg gejagt hatte.
Ben
Heute
Funken stoben zum Nachthimmel empor, hinaufgetragen von Böen, die ich jedoch gar nicht spürte. Das Feuer loderte hoch auf und leckte an den Rändern der Matratze, die Kohlen darunter glühten leuchtend rot. Ich hatte rings herum Holz gestapelt, damit es auch dann noch weiterbrannte, wenn die Matratze schon zu Asche geworden war. Das Ganze ergab ein schönes großes Lagerfeuer.
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, legte einen Fuß auf das andere Knie und hielt eine Flasche Bier in der Hand. Meine Einsamkeit würde vermutlich nicht lange anhalten. Einer der Jungs würde den Rauch riechen oder die Funken bemerken, die orange-rot in der Dunkelheit funkelten und ich hatte vorsichtshalber gleich ein Sixpack mitgebracht.
Es war aber auch möglich, dass sie heute Abend alle zu tun hatten. Schließlich lebte auf Salishan inzwischen keine Junggesellenhorde mehr. Meine Kinder hatten eins nach dem anderen die Liebe gefunden und waren sesshaft geworden.
Genau genommen waren sie gar nicht meine Kinder. Ich hatte sie nicht gezeugt und diese Worte auch nie laut ausgesprochen. Allerdings hatte ich schon vor Jahren aufgehört, mir Vorwürfe zu machen, weil ich so über sie dachte. Ich war nicht ihr Vater, aber sie waren dennoch meine Kinder. Schließlich war ich seit ihrer Kindheit ein Teil ihres Lebens – und hatte auf sie aufgepasst. Seit jenem Tag vor so vielen Jahren, an dem ich den zweijährigen nackten Cooper durch den Weinberg gejagt und zu seiner Mutter zurückgebracht hatte.
Shannon.