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Am liebsten verbringen die vier jungen Frauen ihre Tage im Café und ihre Nächte auf Partys und in Kneipen, denn Reykjavik im Winter ist dunkel und kalt, ihr Alltag turbulent und chaotisch. Karen, die bei ihren Großeltern lebt, trinkt zu viel und wacht immer wieder in fremden Betten auf. Hervör, nach abgebrochenem Studium, jobbt im Café und wird von ihrem Gelegenheitslover hingehalten. Mia, die von ihrem Freund verlassen wurde, sitzt seither zwischen Umzugskartons. Silja, die Ärztin, erwischt ihren Ehemann mit einem »blonden Flittchen«. (Das »blonde Flittchen« ist Karen, aber das weiß sie noch nicht.) Das Leben ist ein großes Drama, in dem auch Liam, der kleine (charmante) Engländer, und Georg, der zuverlässige, aber schüchterne Barista, eine Rolle spielen. Die tragende Rolle? (Schließlich sind es vier Männer, die vier Frauen zusammenbringen.) Ganze Tage lang erzählen sie sich von kleinen Glanzmomenten und ernsthaften Problemen, von ihrem Leben, das doch auch Lichtblicke zeigt, wenn sie mit ihrem Latte macchiato to go ihr Café wieder verlassen. Ein erfrischender Roman über die Liebe, das Leben und die Einsicht, dass Freundschaften unter Frauen viel wichtiger sind als der Traum von der großen Liebe.
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Seitenzahl: 522
Am liebsten verbringen die vier jungen Frauen ihre Tage im Café und ihre Nächte auf Partys und in Bars, denn Reykjavík im Winter ist dunkel und kalt, ihr Leben von Melancholie geprägt. Karen, die bei ihren Großeltern lebt und großen Kummer hat, trinkt zu viel und wacht immer wieder in fremden Betten auf. Hervör, die von ihrem Professor und Gelegenheitslover hingehalten wird, jobbt im Café. Mía, die von ihrem Freund verlassen wurde, sitzt zwischen Umzugskartons. Silja, die Ärztin, erwischt ihren Ehemann mit einem »blonden Flittchen«. (Das »blonde Flittchen« ist Karen, aber das weiß sie noch nicht.) Das Leben der Frauen ist ein großes Drama, in dem auch Liam, der charmante Engländer, Georg, der zuverlässige, aber schüchterne Barista, und ein ehemaliger Profihandballer eine Rolle spielen. Die tragende Rolle?
Ein erfrischender Roman über die Liebe, das Leben und die Einsicht, dass ein glückliches Single-Dasein viel wichtiger ist als der Traum von der großen Liebe.
»Ein packendes Buch, witzig und clever, man legt es nicht aus der Hand.« Fréttatiminn
»Dieser Roman gehört zum Besten, was Frauenliteratur zu bieten hat.« Morgunbladid
Sólveig Jónsdóttir, geboren 1982 in Reykjavík, Journalistin, hat u.a. in Dublin und Edinburgh Politikwissenschaft studiert. Ihr Debütroman Ganze Tage im Café
SÓLVEIGJÓNSDÓTTIR
Ganze Tageim Café
Roman
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem TitelKorter bei Mal og menning, Reykjavík
Der Verlag dankt The Icelandic Literature Centerfür die Förderung der Übersetzung:
eBook Insel Verlag Berlin 2014
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des inseltaschenbuchs 4281
Deutsche Erstausgabe
© Insel Verlag Berlin 2014
© Sólveig Jónsdóttir 2012
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Umschlagfoto: Getty Images; shutterstock
Vielleicht sollte sie sich endlich einmal aufraffen und eine Reise machen. Vielleicht endlich einmal ein ganzes Jahr weggehen. Endlos tief im Mastercard-Sumpf versinken und es in vollen Zügen genießen. Sie könnte unterwegs arbeiten. Wein in Frankreich lesen oder Kaffeebohnen in Kolumbien. Lesen, lesen, lesen – endlich ein neues Kapitel aufschlagen. Wie lange mochte es dann wohl dauern, bis er eine andere finden würde, mit der er die Nächte verbringen konnte? Nicht lange. Während sie vollauf mit Trauben, Bohnen und ihrer geistigen Wiedergeburt beschäftigt wäre, hätte er sich schon längst an irgendeine Blondine herangemacht, die alles unglaublich witzig fand, was er sagte, und die sich mit ihren Fragen wichtigzumachen versuchte, zum Beispiel, ob nicht dies oder jenes eine Parallele in Roosevelts »New Deal« aufweise. Solche Mädchen haben meist auch noch eine beeindruckende Oberweite und fahren ein Auto, das ihnen der Papa geschenkt hat. Insgesamt gesehen haben sie also einen deutlichen Vorsprung im Leben. Und dann käme endlich ans Licht, wie unwichtig sie ihm eigentlich war. Oder aber wie einsam er in Wirklichkeit war.
Hervör tat das sehr oft. Saß bei laufendem Motor allein im Auto und verlor sich ganz in ihren Gedanken. Sie kam erst wieder zu sich, als jemand an die Scheibe klopfte, die inzwischen völlig beschlagen war. Sie zuckte zusammen und brauchte einen Moment, um zu erkennen, wo sie eigentlich war, bevor sie die Scheibe herunterkurbelte und den Schneeregen hereinließ.
»Du weißt aber schon, dass das eine furchtbare Umweltverschmutzung ist, den Motor die ganze Zeit laufen zu lassen, mein Kind. Du musst den Wagen auch mal in die Werkstatt bringen, da kommt ja ganz blauer Rauch aus dem Auspuff.«
Draußen stand eine ältere Frau.
Hervör starrte sie ungläubig an, runzelte unwillkürlich die Brauen und überlegte, ob die Alte wohl nur zufällig vorbeigekommen war oder ob sie sich extra die Mühe gemacht hatte, den Parkplatz zu überqueren, um ihr auf die Nerven zu gehen. Hervör streckte ihren Kopf durch das offene Fenster hinaus und zeigte auf die Einkaufstüten, die die Frau in der Hand hielt.
»Wie ich sehe, benutzt du Einkaufstüten aus Plastik. Ich für meinen Teil nehme immer nur wiederverwendbare Taschen, du weißt schon, diese Fairtrade-Jutebeutel. Also bist du genauso für die Umweltverschmutzung verantwortlich wie ich. Den Motor lasse ich auch nur laufen, solange ich hier drinsitze, um nicht vor Kälte umzukommen. Und ich weiß selbst, dass da blauer Rauch aus meinem Auspuff rauskommt. Er verbrennt nämlich Öl«, fügte sie hinzu, während sie die Scheibe wieder hochkurbelte.
Die Frau hatte mit Sicherheit nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet und blickte Hervör entrüstet an. Deren Rede allerdings um einiges beeindruckender gewesen wäre, wenn ihr Volvo elektrische Fensterheber gehabt hätte. Aber das war nicht der Fall und zudem war die Kurbel auch noch so steif, dass sie beide Hände und einen nicht geringen Kraftaufwand benötigte, um die Scheibe wieder hochzustemmen. Doch die Botschaft war angekommen und die Frau stürmte in der Geschwindigkeit davon, in der alte Leute eben so davonstürmen.
Vom Stadtzentrum aus fuhr sie jetzt hinauf zu dem am höchsten gelegenen Viertel der Stadt, zu den Wohnblocks von Breiðholt. Am Anfang war Hervör noch der Meinung gewesen, dass es Vor- und Nachteile hatte, wenn man am einen Ende der Stadt lebte und am anderen arbeitete. Allmählich gelangte sie allerdings zu der Auffassung, dass es nur Nachteile hatte, jeden Tag einen uralten Volvo quer durch die Stadt zu kutschieren, besonders angesichts der Tatsache, dass er von Tag zu Tag stärker an Altersschwäche litt. Die Winterreifen waren dermaßen abgefahren, dass ihr allein der Gedanke an den rasanten Stadtverkehr Sodbrennen verursachte. Es hatte angefangen zu schneien und als die Ampel auf der Hauptverkehrsstraße Miklabraut auf Rot schaltete, nutzte Hervör die Gelegenheit, um nach der CD zu greifen, die irgendwie unter dem Vordersitz gelandet war. Bob Dylan begann zu summen und Hervör lächelte vor sich hin. Vor einigen Jahren fand sie Bob Dylan noch unerträglich. Jetzt war er einer ihrer Lieblingsmusiker. Sie wusste nicht, was sich da verändert hatte. Wahrscheinlich war es nicht Dylan. Die Hülle von Blonde On Blonde hatte einen Sprung und sah recht abgegriffen aus, aber die CD selbst war noch vollkommen in Ordnung. Das durchdringende Mundharmonikaspiel von Stuck Inside a Mobile With the Memphis Blues Again durchdrang den Volvo und
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