Gedanken über die Religion - Vergil - E-Book

Gedanken über die Religion E-Book

Vergil

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Beschreibung

Die Aeneis (veraltet auch Äneide) ist das von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltete Epos von der Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Die Aeneis erzählt also einen der Gründungsmythen des Römischen Reiches. Das Epos, an dem Vergil zwischen 29 v. Chr. und seinem Tod 19 v. Chr. arbeitete, besteht aus zwölf Büchern mit insgesamt etwa 10.000 hexametrischen Versen. (aus wikipedia.de)

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Aeneis

Vergil

Inhalt:

Vergil – Biografie und Bibliografie

Aeneis

Erster Gesang.

Zweiter Gesang.

Dritter Gesang.

Vierter Gesang.

Fünfter Gesang.

Sechster Gesang.

Siebenter Gesang.

Achter Gesang.

Neunter Gesang.

Zehnter Gesang.

Elfter Gesang.

Zwölfter Gesang.

Aeneis, Vergil

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

Vergil – Biografie und Bibliografie

Eigentlich Publius Maro Vergilius,, berühmter röm. Dichter, geb. 15. Okt. 70 v. Chr. in Andes bei Mantua, wo sein Vater ein Landgütchen besaß, gest. 21. Sept. 19 in Brundisium, trieb rhetorische und philosophische Studien in Cremona, Mailand und Rom, kehrte aber, durch Kränklichkeit und Schüchternheit an politischer und sachwalterischer Tätigkeit verhindert, nach Andes zurück, um auf seinem Landgut der Dichtkunst zu leben. Durch Oktavians Ackerverteilungen an die Veteranen 40 von seinem Gute vertrieben, erhielt er ein andres als Ersatz durch Jürsprache des Mäcenas, dem ihn Asinius Pollio empfohlen hatte. Dieser hatte ihn 43 als Verwalter der Gallia transpadana kennen gelernt und ihm die erste Anregung zu seinen Eklogen gegeben, durch die er seinen Dichterruf begründete. Durch die Freigebigkeit hoher Freunde, namentlich des Oktavian und Mäcenas, in eine sorgenfreie Lage versetzt, lebte er abwechselnd in Rom, auf seinem Landgut bei Nola, meist jedoch seiner Gesundheit wegen in Neapel. Hier vollendete er 30 v. Chr. nach siebenjähriger Arbeit seine Mäcenas gewidmeten »Georgica«, um sofort das dem Oktavian schon früher versprochene Epos, die »Aeneïs«, zu beginnen. Nach elfjähriger ununterbrochener Arbeit reiste er nach Griechenland, um dort seinem Werke die letzte Feile zu geben; in Athen traf er mit Oktavian zusammen, der ihn wegen seiner zunehmenden Kränklichkeit zur gemeinsamen Rückkehr bewog. Noch auf der Reise starb er. Seinem Wunsche gemäß wurde er bei Neapel beerdigt, wo man noch jetzt sein vermeintliches Grab am Posilipo zeigt. Als Mensch zeichnete sich V. durch harmlosen, kindlichen Sinn aus. Stille, keusche Würde und milder Ernst sind über seine Dichtungen verbreitet; am meisten gelangen ihm idyllische Schilderungen. Er ist lein dichterisches Genie, aber ein seines lyrisches Talent. Seine Hauptwerke sind: 1) die 10 »Bucolica« oder »Eclogae«, 41–39 verfaßt, im Stil der Idylle Theokrits, aber ohne deren Natürlichkeit, zumal die Schilderungen des Land- und Hirtenlebens durchsetzt sind mit Beziehungen auf Zeitverhältnisse, eigne Schicksale und angesehene Personen, denen sich der Dichter durch diese Huldigung empfehlen oder dankbar beweisen wollte (hrsg. mit Übersetzung und Kommentar von J. H. Voß, »Virgils ländliche Gedichte«, Altona 1797, 2. Aufl. 1830, Bd. 1–2; Glaser, Halle 1876; Page, Lond. 1893); 2) die »Georgica«, ein didaktisches Gedicht in vier Büchern, Ackerbau, Baum-, Vieh- und Bienenzucht behandelnd, durch Reinheit und Wohllaut der Sprache und des Versbaues das vollendetste Erzeugnis der römischen Kunstpoesie (hrsg. von J. H. Voß in »Virgils ländlichen Gedichten«, s. oben, Bd. 3–4; Glaser, Halle 1872; Page, Lond. 1889); 3) die »Aeneïs«, ein Epos in 12 Büchern, nach des Dichters Tode von seinen Freunden Varius und Tucca, denen er es unter der Bedingung, nichts davon zu veröffentlichen, vermacht hatte. auf Augustus' Befehl herausgegeben, an künstlerischer Vollendung und Originalität weit hinter den »Georgica« zurückstehend, aber von den Römern als Nationalepos betrachtet und den Homerischen Dichtungen gleichgestellt (hrsg. von Peerlkamp, Leid. 1843, 2 Bde.; Brosin-Heitkamp, Gotha 1890; beste Einführung in die Sprache durch E. Nordens »Aeneïs. Buch VI, Leipz. 1903). Außerdem tragen seinen Namen, jedoch mit zweifelhaftem Recht, eine Anzahl kleinerer Gedichte, wie Culex«, »Ciris«, »Moretum«, »Copa« und »Catalecta« (s. d.; außer in den Ausgaben des V. hrsg. von Baehrens, »Poetae latini minores«, Bd. 2, Leipz. 1880). Trotz manches schon im Altertum erhobenen Tadels ist V. zu allen Zeiten der gelesenste, bewundertste und populärste Dichter seines Volkes geblieben, und kein andrer Schriftsteller hat solchen Einfluß auf die weitere Entwickelung der römischen Literatur und Sprache gehabt. Wie bei den Griechen Homers Gedichte, so wurden seine Werke, besonders die »Aeneïs«, bis in die spätesten Zeiten zum Schulunterricht und als Grundlage der Schulgrammatik benutzt, von den Dichtern nachgeahmt, später sogar zur Herstellung neuer Gedichte verschiedensten Inhalts aus einzelnen Versen und Versteilen (s. Cento) verwertet und von den berühmtesten Gelehrten zum Gegenstand sprachlicher und sachlicher Studien gemacht. Reste dieser gelehrten Tätigkeit haben sich in den Scholiensammlungen erhalten, namentlich in dem reichhaltigen Kommentar des Servius Honoratus (s. d.). (Vgl. Georgii, Die antike Äneaskritik, Stuttg. 1891.) Wie großes Ansehen V. im Mittelalter genoß, wo ihn der Volksglaube zu einem Zauberer machte (s. den folgenden Artikel), beweist auch, daß ihn Dante in seiner »Göttlichen Komödie« zum Führer in der Unterwelt nimmt. Auch Tasso und Camões schließen sich an V. an, und bei den Franzosen war der Begriff des Epos der des Vergilischen. Von den zahlreichen Gesamtausgaben sind hervorzuheben: die von Heyne (Leipz. 1767–75, 4 Bde.; 4. Aufl. von Wagner, das. 1830–41, 5 Bde.) und Ribbeck (das. 1859–68, 5 Bde., kritische Hauptausgabe; 2. Aufl., das. 1894–95, 4 Bde.); von den Hand- und Schulausgaben: Haupt (2. Aufl., das. 1873), Ladewig-Schaper-Deuticke (Berl., 3 Bde., zum Teil schon 12. Aufl.), Kappes (Leipz., zum Teil schon 5. Aufl.). Neben der Übersetzung sämtlicher Gedichte von J. H. Voß (2. Aufl., Braunschw. 1821, 3 Bde.) sind die von Binder (Stuttg. 1869 ff., 3 Bde.) und von Osiander und Hertzberg (das. 1869) hervorzuheben.Vgl. Tissot, Études sur Virgile (2. Aufl., Par. 1841, 2 Bde.); Sainte-Beuve, Étude sur Virgile (2.Aufl., das. 1870); Plüß, Vergil und die epische Kunst (Leipz. 1884); Heinze, Virgils epische Technik (das. 1903); Skutsch, Aus Vergils Frühzeit (das. 1901–06, 2 Tle.).

Aeneis

Erster Gesang.

Kriegstaten will ich besingen, den Helden dazu, der als Flüchtling,

Opfer des Schicksals, von Troja zuerst Italien erreichte,

dort, wo er später Lavinium gründete. Gnadenlos jagte

Juno voll Haß ihn über die Länder und Meere. Er mußte

furchtbare Kämpfe auch ausfechten, bis er in Latium endlich

Wohnstätten schuf für sich selbst und die Götter der Vorfahren: Ursprung

für die Latiner, die Väter von Alba, Roms riesige Mauern.

Sage mir, Muse: Was für ein Widerstand kränkte und welcher

Ärger reizte die Fürstin der Götter, daß sie den treuen,

pflichtbewußt handelnden Helden so viele Gefahren und Leiden

aussetzte? Können sich Himmelsbewohner so rachgierig zeigen?

Lange schon stand, von Siedlern aus Tyrus gegründet, Karthago,

grad gegenüber Italien, fern vor der Mündung des Tiber,

wohlhabend, auch in der Kriegskunst bewährt, gefürchtet von Gegnern.

Juno, erzählt man, habe die Hafenstadt ihrem geliebten

Samos noch vorgezogen: Ihr hatte sie Waffen und Wagen

anvertraut, wollte in glühendem Eifer, sofern nur das Schicksal

günstig sich zeigte, zur Herrscherin über die Welt sie erhöhen.

Aber ihr war zu Ohren gekommen, daß Nachfahren Trojas

einstmals die tyrische Gründung dem Erdboden gleichmachen sollten,

daß sie ein weithin gebietendes, stolzes Kriegervolk werden

sollten, zum Untergang Libyens, gemäß der Entscheidung der Parzen.

Davor bangte sie, konnte den Krieg auch niemals vergessen,

den sie bei Troja in vorderster Reihe zugunsten des teuren

Argos einst führte, nein, nährte noch immer den Groll und den bittren

Ärger: Tief nagte an ihrem Herzen das Urteil des Paris,

der sie, so stattlich sie war, doch zurückwies, der Haß auf die Sippe

Ilions, auf Ganymedes, den Jupiter raubte und ehrte.

Dadurch noch grimmiger aufgebracht, trieb sie die Schar der Trojaner,

die den Hellenen, dem wilden Achilleus entrann, auf den weiten

Fluten umher und hielt sie von Latium fern; das Verhängnis

jagte sie viele Jahre dahin auf sämtlichen Meeren.

Derartig mühevoll war es, das Römergeschlecht zu begründen.

Freudig erreichten die Troer das offene Meer, und Siziliens

Küste versank; um die ehernen Buge schäumte die Salzflut.

Da überlegte Juno, noch immer den Stachel im Herzen:

»Soll ich klein beigeben, abstehen etwa von meinem Beginnen,

unfähig sein, dem Fürsten der Teukrer Italien zu sperren?

Ja, mir verwehrt es das Schicksal. Doch Pallas durfte in Flammen

setzen die griechische Flotte, die Mannschaften elend ersäufen,

nur weil der Sohn des Oïleus der schuldhaften Leidenschaft nachgab,

schleuderte selbst aus den Wolken Jupiters Blitzstrahl, zerstreute

weithin die Schiffe, zerwühlte das Meer mit stürmischen Winden,

stieß dem Verbrecher quer durch die Brust die tödliche Flamme,

hob ihn empor im Orkan und spießte ihn hoch auf die Klippe!

Ich, die ich unter den Göttern als Königin schreite, des Herrschers

Schwester und Gattin, ich schlage so viele Jahre mit einem

Volk mich herum! Wer soll denn künftig zu Juno noch beten,

demütig ihren Altären die schuldigen Ehren erweisen?«

So überlegte die Göttin wutflammenden Herzens und machte

sich nach Äolien auf, zur Heimat der Wolken, dem Ursprung

rasender Stürme. Hier herrscht in riesiger Grotte der König

Aiolos über die trotzigen Winde und brausenden Wetter,

dämpft sie mit Macht und hält sie durch Kerker und Fesseln im Zaume.

Unwillig donnern sie gegen die fest verschlossenen Tore,

dumpf erdröhnen die Bergwände. Aiolos thront mit dem Zepter

hoch auf dem Gipfel, beschwichtigt die Wütenden, mäßigt ihr Grollen.

Andernfalls rafften sie Land und Meer und das Himmelsgewölbe

ungestüm fort und fegten mit ihnen geschwind durch die Lüfte.

Doch der allmächtige Vater, aus eben solchen Bedenken,

barg sie in finsteren Höhlen, unter schwer lastenden, hohen

Bergen und setzte den König über sie; in Übereinkunft

sollte er festhalten oder auch loslassen sie, je nach Auftrag.

Bittend wandte sich Juno an ihn mit folgenden Worten:

»Aiolos, der du, vom Vater der Götter und Menschen ermächtigt

wurdest, das Meer zu besänftigen oder mit Stürmen zu peitschen:

Über die Flut des tyrrhenischen Meeres bringen jetzt meine

Feinde zu Schiff nach Italien Trojas geschlagene Götter!

Hetze die Winde auf sie, laß kentern und sinken die Schiffe,

gib den Besatzungen, weithin verstreut, ein Grab in den Fluten!

Sieben hervorragend hübsche Nymphen sind mir zu eigen;

eine von ihnen, die schönste, Deïopeia, sie werde

dir zur Gemahlin ich geben, zu festem Bunde; für deinen

mir jetzt erwiesenen Dienst soll ewig mit dir sie vereinigt

leben und soll dich beglücken mit ganz vortrefflichen Kindern.«

Aiolos gab ihr zur Antwort: »Herrin, du brauchst mir nur deine

Wünsche zu sagen, ich muß als heilige Pflicht sie erfüllen.

Meine bescheidene Stellung, mein Zepter und Jupiters Gnade

danke ich dir, du vergönnst mir den Platz an der Tafel der Götter,

du auch verleihst mir die Herrschaft über die Wolken und Winde.«

Derart sprach er und stieß mit dem stumpfen Ende des Speeres

tief in die Flanke des Berges. Da brausten aus klaffender Öffnung,

jäh, wie zur Schlacht, die Winde und wirbelten über die Fluren,

stürzten sich nieder aufs Meer; gemeinsam Euros und Notos,

Africus auch, der böige, wühlten zutiefst aus dem Schlunde

aufwärts die Fluten und wälzten mächtige Wogen zur Küste.

Laut begannen die Männer zu rufen, hell knarrten die Taue.

Düstere Wolken entrissen den Augen der Teukrer ganz plötzlich

Himmel und Sonne, schon lastete finstere Nacht auf dem Meere.

Krachend begann es zu donnern, grell zuckte von Blitzen der Äther,

überall drohte den Männern der Tod aus furchtbarer Nähe.

Kaltes Entsetzen lähmte sogleich dem Aeneas die Glieder.

Aufstöhnend reckte er dann die Arme empor zu den Sternen,

stieß die Worte hervor: »Ihr dreifach und vierfach Beglückten,

die ihr vor Trojas ragenden Mauern hinsinken durftet

unter den Augen der Väter! Du, Sprößling des Tydeus, von allen

Griechen der Tapferste, warum konntest du nicht auf dem Schlachtfeld

Trojas mit deiner Rechten das Leben mich aushauchen lassen,

dort, wo der grimmige Hektor erlag dem Speer des Achilles,

gleichfalls Sarpedon, der riesige, fiel, der Simóeis im Wasser

Schilde und Helme und Leichen tapferer Kämpfer mit fortreißt!«

Während er sprach, schlug wuchtig der Nordwind mit pfeifender Böe

gegen die Segel und peitschte die Wogen empor zu den Sternen.

Ruder zerbrachen, die Schiffe verloren die Richtung, sie boten

plötzlich die Seite den Wellen; ein Wasserberg schwoll in die Höhe,

hoch auf dem Wogenkamm tanzten sie, schauten in klaffende Tiefen

bis auf den Meeresgrund, sahen die Fluten in Sandmassen wühlen.

Drei von den Schiffen warf der Süd auf verborgene Klippen –

Felsen auf offener See, der Italer nennt sie »Altäre«,

langgestreckt unter der Oberfläche –; drei drängte der Oststurm

bis zu den Untiefen hin, in die Syrte, ein klägliches Schauspiel,

stieß auf die Sandbänke sie und umschloß sie gleichsam mit Dünen.

Über dem einen – mit Lykiern an Bord und dem treuen Orontes –

brach vor den Augen des Anführers eine gewaltige Woge

nieder aufs Heck; den Steuermann rissen kopfüber die Fluten

mit sich hinweg; doch den Schiffsrumpf drehte der Wasserschwall dreimal

wirbelnd im Kreise, dann schlang ihn der Strudel hinab in die Tiefe.

Über dem brodelnden Abgrund sah man nur wenige Menschen

schwimmen, Schilde und Kappen, auch Planken und Stücke aus Trojas

Schatzkammern. Nunmehr erlag dem Orkan das tüchtige Fahrzeug

des Ilioneus, jenes des Abas, das Schiff auch des greisen

Helden Aletes; gieriges Meerwasser drang durch die grausam

undicht geschlagenen Wände, schon klafften gefährliche Risse.

Aber inzwischen vernahm Neptunus den donnernden Aufruhr,

den auf dem Meere wütenden Sturm, sah selbst aus der stillen

Tiefe die sonst so ruhigen Wasser aufwärts sich bäumen.

Auftauchend hob er sein friedliches Haupt aus den Wogen zur Umschau.

Weithin verstreut schon sah er die Flotte des Helden Aeneas

über die See, bedrängt von der Flut und von prasselndem Regen,

und durchschaute sogleich die grimmige Tücke der Schwester

Juno. Da rief er Zephyros zu sich und Euros und sagte:

»Ist euch der Stolz auf euer Geschlecht zu Kopfe gestiegen?

Wagt ihr es, Winde, ohne daß ich es befehle, in Aufruhr

Himmel und Erde zu stürzen, so riesige Wogen zu türmen?

Wartet nur – aber ich möchte erst lieber den Wellengang dämpfen.

Keineswegs sollt ihr noch einmal so glimpflich davonkommen. Schleunigst

schert euch von dannen, erstattet eurem Gebieter die Meldung:

Ihm nicht ward die Befehlsgewalt über das Meer und den scharfen

Dreizack gegeben, nein, mir! Er beherrscht nur die riesigen Felsen,

Euros, in denen ihr wohnt. Dort mag sich Aiolos brüsten,

über den sicher verschlossenen Kerker der Winde regieren!«

Derart sprach er und dämpfte sofort die stürmischen Wogen,

scheuchte die Wolken hinweg, ließ wieder das Sonnenlicht strahlen.

Kymothóë und Triton schoben gemeinsam vom spitzen

Felsen die Schiffe herunter. Neptunus half mit dem Dreizack

nach, er lockerte hemmenden Schwemmsand und glättete Wogen,

glitt mit dem Rossegespann ganz mühelos über die Wellen.

Wie in der riesigen Menge des Volkes ein Aufruhr schon ausbricht,

unter den niederen Massen die Leidenschaft wütet und Steine,

lodernde Brandsätze fliegen, zur Waffe die Rasenden greifen,

aber sogleich beim Anblick eines verdienten und seinem

Vaterland treuen Mannes verstummen und lauschend verharren,

während sein Wort die Tobenden bannt, die Erbitterung mäßigt:

ebenso legte das Tosen des Meeres sich, als jetzt Neptunus

spähenden Blicks bei heiterem Himmel die See überquerte,

ungehemmt ausgreifen ließ die Rosse an lockeren Zügeln.

Völlig erschöpft versuchte die Schar des Aeneas den nächsten

Strand zu erreichen; sie näherte sich der libyschen Küste.

Abseits gelegen war die Stätte; ein Eiland erstreckte

quer vor der Bucht sich und machte zum Hafen sie: Denn an der Insel

brachen die Wogen sich, strömten in friedlicher Ruhe landeinwärts.

Beiderseits drohten riesige Felsen und Klippen, zum Himmel

ragend, und jenseits, zu Füßen der Spitzen, breitete völlig

still sich der Hafen. Im Hintergrund ragte mit zitterndem Laubwerk

dunkel ein Waldstück und warf von oben düsteren Schatten.

Ebendort bildeten, unterhalb, hängende Felsspitzen eine

Grotte voll Süßwasserquellen und Sitzen aus schlichtem Naturstein,

eine Behausung der Nymphen. Hier brauchen die Schiffe nach langer

Seefahrt kein Tau zum Festhalten, keinen krummzackigen Anker.

Sieben Fahrzeuge konnte Aeneas noch sammeln. Mit ihnen

lief in den Hafen er ein. Voll tiefer Sehnsucht nach festem

Lande betraten die Troer dankbar das sandige Ufer,

streckten sich, noch vom Salzwasser triefend, hin am Gestade.

Aber zuerst entlockte Achates dem Kieselstein Funken,

fing sie in dürren Blättern, nährte das Flämmchen mit trocknem

Brennstoff und lockte sehr rasch empor die lodernde Flamme.

Trotz der Erschöpfung holte man die vom Wasser verdorbnen

Körner, Geräte dazu und begann die geborgene Feldfrucht

über dem Feuer zu rösten und zwischen den Steinen zu mahlen.

Aber Aeneas bestieg inzwischen den Felsturm und schaute

weithin im Umkreis über das Meer, um etwa den Antheus

noch als Verschlagnen zu sichten, die doppelt beruderten Schiffe,

Kapys vielleicht, auf hohem Heck das Gerät des Kaïkos.

Doch er erspähte kein Schiff, sah nur am Gestade drei Hirsche

streifen und hinter ihnen ein ganzes Rudel; es äste

friedlich in langem Zuge, verteilt auf die fruchtbaren Täler.

Stehen blieb er und griff zum Bogen sowie zu den flinken

Pfeilen, die der treue Gefährte Achates ihm nachtrug,

schoß und erlegte zuerst die drei Leittiere, die auf den Häuptern

stolz die verzweigten Geweihe trugen; dann scheuchte den ganzen

Schwarm er mit Pfeilen in wilder Flucht bis ins grünende Buschwerk,

hörte erst dann auf, als er sieben stattliche Stücke

hingestreckt hatte, für jedes der ihm verbliebenen Schiffe

eines; dann kehrte zum Hafen zurück er und teilte die Beute,

teilte den Wein auch, den der edle und tapfre Akestes

ihnen in Krüge füllte zum Abschied am Strande Siziliens,

suchte darauf zu ermuntern seine betrübten Gefährten:

»Freunde, wir hatten schon früher Unglück, ja, schwerer als heute.

Auch aus der heutigen Lage dürfte ein Gott uns erlösen.

Ihr erlebtet die wütende Skylla, das grauenhaft laute

Rauschen der Klippen, die felsigen Höhlen im Land der Kyklopen.

Deswegen faßt euch, ergebt euch nicht länger der Furcht und der Trauer:

Sicher wohl werdet ihr gern auch ans Heute euch einmal erinnern!

Vielerlei Mißgeschick, zahlreiche höchste Gefahren begleiten

uns bis nach Latium. Dort verheißt uns göttlicher Wille

friedliches Wohnen, dort soll sich Troja aufs neue erheben.

Haltet noch aus und bewahrt euch für künftige glückliche Tage!«

Derart sprach er und zeigte, trotz mitleidlos drängender Sorgen,

Zuversicht, suchte den Kummer selbst tief im Herzen zu bergen.

Doch die Gefährten wandten der Beute sich zu und der Mahlzeit,

trennten vom Fleische das Fell und entblößten die inneren Teile,

schnitten in Stücke das Fleisch, das noch zuckte, und spießten es; andre

stellten die Kessel am Strand auf und nährten und schürten die Feuer.

Anschließend stärkten sie sich beim Schmause und tranken, im Grase

ausgestreckt, alten Wein zum nährend-saftigen Wildbret.

Als sie den Hunger gestillt und die Reste abgeräumt hatten,

fragten sie eifrig einander nach ihren verschollenen Freunden,

schwankten zwischen der Furcht und der Hoffnung: Ob sie noch lebten,

ob sie ertranken und Stimmen von Rufenden gar nicht mehr hörten.

Innig klagte, für sich allein, der treue Aeneas,

daß der kühne Orontes, Amykos auch, starben, daß Lykos

schrecklich ertrank, der tapfere Gyas, der wackre Kloanthos.

Endlich verstummten die Klagen. Da schaute aus Höhen des Äthers

Jupiter über das segelumflatterte Meer und das Festland,

Küsten und weithin siedelnde Völker, und trat auf des Himmels

Gipfel und heftete spähend den Blick auf das Königreich Libyen.

Während er dastand, vertieft in sorgenvolle Gedanken,

näherte Venus sich ihm, recht traurig, die glänzenden Augen

tränenumflort, und sagte: »Du, der du den Menschen und Göttern

ewig gebietest, sie auch in Schrecken versetzt durch den Blitzstrahl,

sag mir: Was tat mein Aeneas, was taten die Troer dir Unrecht,

daß, nach so schweren Verlusten, sie ausgesperrt werden vom ganzen

Erdkreis, nur weil sie Italien als Ziel der Meerfahrt sich setzten?

Sollten von dort doch im Kreislauf der Jahre einstmals die Römer

stammen, die Fürsten vom frisch belebten Blute des Teukros,

unumschränkte Gebieter zu Wasser, zu Land: Das versprachst du!

Warum, mein Vater, hast du deine Entscheidung geändert?

Über den Untergang Trojas und seine traurigen Trümmer

tröstete ich mich hinweg durch die Hoffnung auf künftigen Ausgleich.

Aber das Unglück verfolgt jetzt weiter die Männer mit derart

furchtbaren Schlägen. Wann machst du, Erhabener, Schluß mit den Plagen?

Quer durch die Scharen der Griechen konnte Antenor entkommen,

bis zur illyrischen Bucht gelangen, verlustlos in ihrem

Winkel Liburnergebiet und Timavusquell hinter sich bringen,

wo aus neun Schlünden unter gewaltigem Dröhnen des Berges

gleichsam ein Meer hervorbricht und über die Fluren dahinrauscht!

Dennoch gründete dort er Patavium, machte die Teukrer

seßhaft und gab dem Volke den Namen; die troischen Waffen

durfte er weihen, des Friedens behagliche Ruhe genießen.

Uns zwar versprachst du, deinen Kindern, die Festung des Himmels,

doch weil nur eine Göttin uns zürnte, sind wir verraten,

büßten die Schiffe ein, wurden fern von Italien verschlagen.

Heißt das die Treue belohnen, uns eine Herrschaft verleihen?«

Lächelnd nickte ihr zu der Vater der Götter und Menschen,

zeigte das heitere Antlitz, mit dem er die Stürme besänftigt,

küßte die Tochter recht zärtlich und gab ihr folgende Antwort:

»Sorge dich nicht, Kythereia: Das Schicksal der Deinen vollzieht sich

ohne Störung. Laviniums Stadtmauern wirst du noch sehen,

wie ich versprach, wirst hoch hinauf zu den Sternen des Himmels

tragen den tapfren Aeneas; ich ändre nicht meine Entscheidung.

Aussprechen will ich es, weil dich die Sorge so hartnäckig peinigt,

will dir, weit ausholend, klar das Geheimnis der Zukunft enthüllen:

Angestrengt kämpfen noch muß der Held in Italien, wilde

Völker bezwingen, Verfassung und Stadtrecht ihnen gewähren,

bis ihn drei Sommer die Herrschaft in Latium ausüben sahen,

dreimal, besiegt, die Rútuler Winterquartiere bezogen.

Aber sein Sohn Ascanius, jetzt als Iulus bezeichnet –

Ilos hieß er, solange noch Ilions Königreich blühte –,

wird in dem Kreislauf der Monate dreißig Jahre lang herrschen,

wird von Lavinium aus die Macht nach Alba verlagern,

kraftvoll das Städtchen zu einer befestigten Hauptstadt erhöhen.

Anschließend werden für dreihundert Jahre die Nachkommen Hektors

dort noch regieren, bis Ilia, Priesterin fürstlichen Stammes,

schwanger durch Mars, die Mutter von Zwillingen wird. Und voll Freude über

das bräunliche Fell der Wölfin, die hilfreich ihn säugte,

setzt dann Romulus fort das Geschlecht; die Mauern der Marsstadt

gründet er, nennt nach dem eigenen Namen die Einwohner Römer.

Diesen bestimme in Raum und Zeit ich keinerlei Grenzen,

lasse sie endlos herrschen. Sogar die grausame Juno,

heute noch Göttin des Schreckens für Meer und Festland und Himmel,

dürfte sich eines beßren besinnen, mir beipflichten, eifrig

fördern die Römer, die Herren der Welt, die Träger der Toga.

Derart lautet mein Wille. Und einstmals, im Wandel der Zeiten,

wird das Geschlecht des Assárakos Phthia ins Sklavenjoch spannen

nebst dem berühmten Mykene, auch Argos besiegen und knechten.

Aus dem erhabnen Geschlecht ersprießt, als Trojaner, dann Caesar;

bis an den Ozean dehnt sich sein Reich, sein Ruhm zu den Sternen;

Iulius lautet sein Name, vererbt vom großen Iulus.

Ledig der Sorgen, empfängst du im Himmel ihn einst, wo er eintrifft

mit den Trophäen des Ostens; auch ihm winkt göttliche Ehre.

Aufhören wird dann der Krieg, die Härte der Menschen sich mildern.

Fides, ergraut schon, und Vesta, Quirinus, vereint mit dem Bruder

Remus, erlassen Gesetze; des Krieges schreckliche Tore

schließt man mit eisernen Riegeln. Drin hockt auf den grausigen Waffen

Furor, der Gottlose, rücklings mit hundert ehernen Ketten

sicher gefesselt, und knirscht entsetzlich mit blutigem Rachen.«

Derart sprach er und schickte den Sprößling der Maja vom Himmel:

Gastfreundlich sollte die neugegründete Burg von Karthago

offenstehen den Teukrern, Dido, in Kenntnis der Pläne

Jupiters, gern sie empfangen. Über das Himmelsgewölbe

flog mit eilenden Schwingen Hermes zur libyschen Küste,

wo er den Auftrag erfüllte. Entsprechend dem göttlichen Willen

ließen die trotzigen Punier sich umstimmen; Dido, vor allen,

wollte die Teukrer in Ruhe und Frieden voll Güte empfangen.

Vielerlei freilich erwog in der Nacht der fromme Aeneas,

kam zum Entschluß, mit dem Aufgang des wärmenden Sonnenlichts, selber

aufzubrechen, das Land, in das sie der Sturmwind verschlagen,

rings zu erkunden, mit seinen Bewohnern, vielleicht auch nur Tieren –

schien es doch unbebaut –, dann den Gefährten Bericht zu erstatten.

Unter der Wölbung des Felsens, die der Wald über dachte

und mit schaurigem Schatten umfing, verbarg er die Schiffe,

brach dann zum Spähergang auf, mit nur einem Begleiter, Achates,

schwang in der Faust zwei Lanzen mit breiter eiserner Spitze.

Mitten im Walde begegnete ihnen ganz plötzlich die Mutter,

Mädchen nach Antlitz und Haltung, auch wie ein Mädchen bewaffnet,

eine Spartanerin etwa, auch Thrakiens Kind Harpalyke,

flinker als Rosse, ja schneller auch noch als der reißende Hebros.

Denn auf den Schultern trug sie, nach Jägerart, griffbereit ihren

Bogen und ließ die gelockerten Haare flattern im Winde,

nackt die Knie, geschürzt den wallenden Bausch des Gewandes.

»Sagt mir doch, bitte, ihr Männer«, begann sie zu sprechen, »erblicktet

eine von meinen Schwestern ihr hier auf den Spuren des Wildes,

Köcher geschultert und in ein geflecktes Luchsfell gekleidet?

Oder verfolgt sie, laut rufend, einen schäumenden Eber?«

Derart fragte sie. Seinerseits fragte ihr Sohn in der Antwort:

»Keine von deinen Schwestern hörte und sah ich – doch, Mädchen,

sag mir, wie soll ich dich nennen? Dein Antlitz erscheint mir nicht sterblich,

auch nicht nach Menschenart sprichst du. Du bist doch sicherlich eine

Göttin – die Schwester des Phöbus? Ein Wesen vom Nymphengeschlechte?

Bringe uns Glück, wer immer du bist, und hilf uns in unsrer

Not und erklär uns, in welcher Gegend, an welchem Gestade

wir uns herumtreiben. Ohne das Land und die Menschen zu kennen,

streifen wir ziellos, von Sturm und Strömung hierher verschlagen;

reichlich auch wollen wir Opfer dir bringen an unsern Altären.«

Da sprach Venus: »Ich habe kein Recht auf göttliche Ehrung.

Mädchen von Tyros tragen gewöhnlich den Köcher und schnüren

purpurne Jagdstiefel hoch um die Waden. Hier hast du vor Augen

punischen Herrschaftsbereich, die Festung Agenors und Tyrier.

Libyen heißt das Gebiet, sein Volk sind trotzige Krieger.

Dido regiert. Sie stammt aus Tyros, geflohen vor ihrem

Bruder. Langwierig ist die Geschichte des Unrechts, der Hergang

ziemlich verwickelt. Ich möchte dir nur das Wichtigste sagen.

Dido war mit Sychaios vermählt, Phöniziens reichstem

Grundbesitzer. Ihn liebte heiß die bemitleidenswerte

Herrin; sie hatte noch keiner begehrt, bevor sie der Vater

jenem zur Frau gab. Doch über Tyros herrschte der Bruder

Didos, Pygmalion, ein ganz außergewöhnlicher Schurke.

Rasender Haß auf den Gatten befiel ihn, und vor dem Altare,

gottlos, vor Geldgier blind, aus dem Hinterhalt, schlug er den völlig

Arglosen tot; so gleichgültig war ihm die Liebe der Schwester.

Lange verheimlichte er die Schandtat und täuschte mit leeren

Hoffnungen tückisch die unverwandt liebende traurige Gattin.

Aber im Traume erschien ihr der unbestattete Tote,

wandte gespenstisch sein bleiches Gesicht ihr entgegen, enthüllte,

was am Altar an Greueln geschehn, wie der Stahl ihn durchbohrte,

deckte rückhaltlos auf den verborgenen Schandfleck des Hauses.

Schleunige Flucht aus der Heimat riet er danach der Gemahlin,

nannte als Mittel zur Reise ihr alte, im Erdreich verborgne

Schätze an Gold und Silber, von denen kein anderer wußte.

Dido entschloß sich zur Flucht und suchte sich treue Gefährten.

Bitterer Haß auf den Herrscher, lähmende Furcht auch vereinte

viele. Seetüchtiger Schiffe bemächtigten sie sich, beluden

sie mit dem Golde, entführten den Schatz vor der Habgier des Fürsten

über das Meer. Es lenkte Dido als Frau das Geschehen.

Dorthin gelangten sie, wo du jetzt siehst die gewaltigen Mauern,

auch das allmähliche Wachsen der Burg des neuen Karthago;

so viel vom Boden hatten gekauft sie – es heißt ja auch Byrsa –,

wie man mit einer Stierhaut bequem zu umfassen vermochte.

Aber zu euch jetzt: Wer seid ihr? Von woher seid ihr gekommen?

Wohin führt euch der Weg?« So fragte sie.

Aber Aeneas

seufzte und gab ihr zugleich, in tiefer Erregung, zur Antwort:

»Göttin, erzählte von Anfang an ich unsre Geschichte,

hättest du Zeit auch, dem Leidensberichte zu lauschen, so wäre

dann der Olymp schon verschlossen, der Tag dem Abend gewichen.

Fern aus dem uralten Troja – sofern dir der Name der Festung

einmal zu Ohren gekommen – fuhren wir über die Fluten,

als ein Orkan uns plötzlich verschlug an die libysche Küste.

Ich, der getreue Aeneas, entriß dem Feind die Penaten,

führe im Schiffe sie mit, mein Ruhm erreichte den Himmel.

Nach Italien möchte ich, wo mir die Ahnen, vom Stamme

Jupiters, lebten. Über das Phrygermeer fuhr ich mit zwanzig

Schiffen und folgte, nach Weisung der Mutter, meiner Bestimmung.

Wogen und Sturmwind ließen mir sieben, beschädigt, noch übrig.

Jetzt, aus Europa und Asien vertrieben, irre ich, keinem

hierzulande bekannt, ein Bettler, durch Einöden Libyens.«

Da unterbrach ihn Venus im Klagen mit folgenden Worten:

»Wer du auch sein magst, schwerlich lebst du und atmest als einer,

den die Unsterblichen hassen, wo du Karthago erreichtest!

Gehe nur weiter, begib dich von hier zum Königspalaste!

Deine Gefährten kehrten zurück, die verschollenen Schiffe

lenkte der Nordwind zum Hafen – das habe ich dir zu berichten –,

wenn mich die Eltern erfolgreich die Kunst der Vogelschau lehrten.

Sieh die zwölf Schwäne dort ruhig dahinziehen: Eben noch scheuchte

Jupiters Bote, vom Äther herabschießend, jäh sie vom heitren

Himmel; jetzt sieht man in langem Zug sie die Erde erreichen,

einige auch, die von oben herab noch schauen zum Boden:

Wie sie dort aufsetzen, froh der Rettung, mit rauschenden Schwingen,

teils noch am Himmel kreisen und singen in heiterer Stimmung,

ebenso weilen schon deine Schiffe mitsamt der Besatzung

sicher im Hafen, teils nahen sie ihm vor günstigem Winde.

Schreite nur vorwärts und folge dem eingeschlagenen Wege!«

Derart sprach sie und wandte sich ab. Ihr Nacken erstrahlte

rosig, vom Haupte dufteten köstlich ambrosische Haare;

bis auf die Füße wallte herab das Gewand: So enthüllte

sie sich im Gehen als Göttin. Aeneas erkannte die Mutter,

rief hinterdrein ihr, verbittert, während sie schnell sich entfernte:

»Warum verhöhnst du, nicht weniger grausam als andere Götter,

derart den Sohn mit verlogenen Angaben? Weigerst ihm deinen

Handschlag und einen ehrlichen Austausch lauterer Wahrheit?«

Solchen Vorwurf erhob er und lenkte die Schritte zur Mauer.

Venus umgab die beiden mit undurchsichtiger Luftschicht,

hüllte sie gleichsam in ein Gewand aus wogendem Nebel;

sollte doch niemand sie sehen oder sie treffen, auch niemand

anhalten sie und etwa den Grund des Kommens erfragen.

Danach entschwebte die Göttin nach Paphos, begrüßte die Stätte

freudig, an der sich ihr Tempel erhebt und auf hundert Altären

Weihrauch von Saba dampft, auch blühende Kranzblumen duften.

Angespannt folgten inzwischen die zwei der Richtung des Weges.

Bald erklommen den Hügel sie, der als höchster die Siedlung

weit überragt und auf die Befestigungswerke hinabschaut.

Staunend erblickte Aeneas den riesigen Bauplatz – hier standen

ehemals Hütten! –, die Tore, die Straßen, das laute Getümmel.

Glühender Arbeitseifer spornte die Tyrier; sie zogen

Mauern, sie bauten die Burg, sie wälzten die Steine mit Händen.

Andere suchten den Platz für ihr Haus und zogen die Grenzen.

Wahlen vollzog man für Richter, Beamte, ehrwürdige Ratsherrn.

Becken für Häfen legte man an und schuf Fundamente

für das Theater, recht tief, und hieb aus natürlichem Felsen

mächtige Säulen als würdigen Schmuck für die Bühnengebäude.

Ebenso fleißig arbeiten Bienen im Frühsommer, zwischen

Blüten, im Sonnenschein, führen den eben erwachsenen Nachwuchs

rührig ins Freie, tragen den fließenden Honig zusammen –

sollen sich doch die Zellen prall füllen mit köstlichem Nektar –,

nehmen voll Eifer entgegen die Lasten der Kommenden oder

scheuchen als Kampftrupp die Drohnen, das müßige Pack, von den Krippen;

glühende Schaffenskraft spornt sie, von Thymian duftet der Honig.

»Glücklich, ihr Tyrier, seid ihr, da eure Mauern schon wachsen!«

rief Aeneas, bewunderte, abwärts steigend, die hohen

Giebel und mischte sich, wundersam dicht von Nebel umflossen,

unter die tätigen Menschen, ohne gesehen zu werden.

Mitten im Stadtgebiet lag ein Wäldchen, voll kühlendem Schatten.

Ebendort hatten die Punier am Anfang, vom Sturm grad verschlagen,

ausgegraben das Zeichen, das ihnen die Herrscherin Juno

einstmals verhieß: den Pferdekopf; denn mit seinem Besitze

würden erfolgreich sie kämpfen und glücklich lange Zeit leben.

Ebendort ließ jetzt Dido einen gewaltigen Tempel

bauen für Juno; das Walten der Göttin und Weihgaben hoben

glanzvoll sein Ansehen. Bronzen, über der Freitreppe, waren

prächtig die Schwellen, die Torpfeiler bronzen, die Torflügel, knarrend

noch in den Angeln. Erst hier benahm, unvermutet, ein Bildwerk

unserem Helden die Furcht, ließ mutig ihn Zuversicht fassen,

gab, noch im Unglück, Vertrauen auf glückliche Zukunft ihm wieder.

Denn, auf die Königin wartend, betrachtete er in dem weiten

Innenraum einzeln die Stücke, bestaunte den Reichtum Karthagos

und das Zusammenwirken der Handwerker wie auch der Künstler.

Dabei erblickte er plötzlich, der Reihe nach dargestellt, Szenen

aus dem Trojanischen Krieg, die der Ruhm um die Welt schon getragen,

Priamos, dann die Atriden, Achilles, voll Wut auf sie beide.

Stehen blieb er, ihm kamen die Tränen, er rief: »Mein Achates,

gibt es auf Erden noch Stätten, die unserem Kampf sich verschließen?

Priamos, sieh nur! Man würdigt auch hier die rühmliche Leistung,

weint auch über das Unglück, betroffen vom Schicksal der Menschen.

Sei nicht mehr bange: Der Ruhm verheißt dir irgendwie Rettung!«

Derart rief er, genoß in tiefer Bewegung die Bilder,

stöhnte, schmerzlich ergriffen, und netzte mit Tränen die Wangen.

Sah er doch auf dem Schlachtfeld vor Troja die fliehenden Griechen,

sah, wie das troische Heer sie furchtbar bedrängte; dann aber,

wie, hoch zu Wagen, im Helmbusch, Achilles die Phryger verfolgte.

Nahe dabei erspähte er weinend die Zelte des Rhesos,

schneeweiß das Leinen, in denen zu Anfang der Nacht Diomedes,

heimlich genaht, bei wüstem Gemetzel mit Blut sich bespritzte,

dann die feurigen Rosse ins Lager der Griechen entführte,

ehe sie Futter von Troja und Wasser vom Xanthos gekostet.

Troilos hatte zur Flucht die Waffen von sich geworfen –

unglückverfolgt, der Junge, im Kampf dem Achill nicht gewachsen –,

hing aus dem leeren Wagen, rücklings, geschleift von den Pferden,

fest noch die Zügel umklammernd, Nacken und Haarschopf am Boden;

hinter ihm, umgekehrt, furchte den Staub die Spitze der Lanze.

Frauen von Troja schritten zum Tempel der feindlichen Pallas,

trugen, mit wallenden Haaren, das herrliche Prachtkleid der Göttin,

demütig flehend, betrübt, mit den Händen die Brüste sich schlagend;

aber Minerva wandte sich ab und schaute zu Boden.

Dreimal schon hatte Achill um die Mauern Trojas den toten

Hektor geschleift; jetzt gab er heraus ihn für goldene Schätze.

Bitterlich stöhnte Aeneas aus tiefstem Herzen bei diesem

Anblick: Die Rüstung, der Wagen, der Leichnam des tapferen Freundes,

Priamos endlich, waffenlos flehend, die Hände erhoben.

Selber erblickte er dann sich im Kampf mit griechischen Fürsten,

fern aus dem Osten die Heerschar des dunkelhäutigen Memnon.

Die Amazonen mit halbmondförmigen Schutzschilden führte

Penthesilea; sie focht voll Eifer inmitten der Massen,

unter entblößter Brust das goldene Wehrgehenk, mutig,

wagte, noch jung, fast ein Mädchen, mit Männern im Kampf sich zu messen.

Während der troische Held die Gemälde voll Staunen sich ansah,

während ergriffen er dastand, versenkt in das einzelne Bildnis,

nahte dem Tempel sich Dido, die Königin, strahlend vor Schönheit,

rings in stattlicher Menge von rüstigen Männern umgeben.

Wie am Eurotas oder auf hohem Kynthos Diana

anführt den Reigen der Bergnymphen, die ihr zu Tausenden folgen,

wimmelnd in Scharen sich tummeln, sie aber geschultert den Köcher

trägt und im Zuge über die Göttinnen alle hinausragt,

dabei im stillen herzliche Freude empfindet: Genauso

schön war Dido, ebenso freudig im Kreis der Begleiter

schritt sie einher, auf die Arbeit bedacht und die Herrschaft der Zukunft.

Dann, in der Vorhalle, vor der inneren Türe des Tempels,

ließ sie, von Wachen umgeben, auf hohem Throne sich nieder.

Recht und Gesetz für das Volk verwaltete dort sie, verteilte

einzelne Aufträge, teils nach Billigkeit, teils nach Verlosung.

Plötzlich gewahrte Aeneas, wie, umgafft von den Leuten,

Antheus, Sergestos, der tapfre Kloanthos und andere Teukrer

ankamen; hatte sie doch der düstre Orkan auf dem Meere

kürzlich zerstreut nur, zu ferneren Stellen des Festlands verschlagen.

Staunen ergriff ihn, Staunen ergriff auch Achates, und Freude

mischte mit Furcht sich. Es drängte sie, ihnen die Hände zu schütteln,

aber ihr plötzliches Auftauchen setzte sie doch in Bestürzung.

Unter dem Schutze des Nebels hielten sie stille und schauten,

was mit den Freunden geschah, wo sie die Flotte gelassen,

was sie hierherführe; stammten die Leute des Trupps doch von allen

Schiffen und nahten als Bittende, inständig rufend, dem Tempel.

Als sie die Halle betreten und Redeerlaubnis erhalten

hatten, begann Ilióneus, als Ältester, ruhig zu sprechen:

»Königin, die du aus Jupiters Gnade eine ganz neue

Stadt hier errichtest und trotzige Völker rechtmäßig zügelst:

Bittflehend nahen wir elenden Troer, von Stürmen getrieben

über die Meere; beschütz uns die Schiffe vor grausigem Feuer,

schone uns redliche Leute, laß näher von uns dir berichten!

Keinesfalls kamen wir, libysches Gut mit dem Schwert zu verheeren

oder um Beute zu machen und an das Gestade zu schleppen.

Solche Gewalttat, solch Übermut liegt nicht im Sinn von Besiegten.

Ferne gibt es ein Land, das die Griechen Hesperien nennen,

uralt, machtvoll durch siegreiche Waffen und fruchtbares Erdreich,

von den Oinótrern bewohnt; jetzt erzählt man, Spätere hätten

ihm den Namen Italien – nach einem König – gegeben.

Dorthin wollen wir segeln.

Aber Orion, der Bringer der Stürme, verschlug uns mit jähem

Unwetter weithin in Untiefen, riß auseinander die Flotte,

peitschte vor schamlosem Süd und brandender See uns durch schroffe

Klippen. Wir wenigen retteten uns an euer Gestade.

Was für ein Volk bewohnt dies Gebiet? Welch Barbarentum duldet

Mißbrauch des Gastrechts? Verweigert man uns doch die hilfreiche Küste,

droht uns mit Waffen, verbietet den Aufenthalt uns am Gestade!

Trotzt ihr dem Menschenrecht schon und den Waffen, die Sterbliche führen,

fürchtet die Götter doch wenigstens, Hüter des Rechts vor dem Unrecht!

Über uns herrschte König Aeneas; an rechtlichem Handeln,

Pflichtgefühl, Kunst der Kriegführung hat ihn kein Mensch übertroffen.

Wenn ihn das Schicksal am Leben erhielt, wenn er heute noch atmet,

noch nicht verweilt im grausamen Reiche der Schatten, so brauchen

wir nichts zu fürchten – du wirst nicht bereuen, als erste uns gütig

Hilfe geleistet zu haben. Denn auch auf Sizilien gibt es

Städte in Waffen, als Herrn den berühmten Trojaner Akestes.

Lasse an Land uns ziehen die leckgeschlagenen Schiffe,

bitte, im Wald uns Planken schlagen und Ruderholz glätten!

Dürfen Italien wir, vereint mit den Freunden und unsrem

König, erreichen, so wollen wir froh nach Latium steuern;

bleibt uns die Rettung versagt, birgt, teuerster Vater der Teukrer,

tief dich die libysche See, erweckt kein Iulus mehr Hoffnung,

segeln wir wenigstens zur sizilischen Meerenge, offnem

Siedlungsgebiet, von dem wir hierherkamen, und zu Akestes.«

Derart sprach Ilioneus, und zustimmend murmelten alle

Dardaner.

Dido erwiderte kurz, vom Thron aus die Bittenden musternd:

»Teukrer, ihr braucht euch nicht länger zu fürchten, verbannt nur die Sorgen!

Bittre Erfahrung, die Schwäche des eben begründeten Reiches

zwingen mir Maßnahmen auf zum sicheren Schutz des Gebietes.

Gibt es noch Menschen, die nicht das Geschlecht des Aeneas, nicht Troja,

nicht die bewährten Trojaner, nicht ihre Kampfleistung kennen?

Derartig teilnahmslos sind wir Punier nicht, und so ferne

liegt auch nicht Tyros der Stätte, wo Sol sein Roßgespann anschirrt!

Wollt ihr ins Land des Saturnus, ins große Hesperien, ziehen,

oder zum Eryxgebiet, dem Reiche des Königs Akestes:

Sicher geleiten werde ich euch und tatkräftig helfen.

Wollt ihr bei mir, in meinem Reiche, ansässig werden:

euch auch gehört die Stadt, die ich baue. Aufs Trockene könnt ihr

ziehen die Schiffe. Mir gelten Troer und Tyrier gleichviel.

Wäre, wie ihr vom Südwind verschlagen, der König Aeneas

anwesend! Zuverlässige Späher will ich entsenden;

Libyens grenznahe Landstriche sollen genau sie durchforschen.

Schiffbrüchig irrt er durch Wälder wohl oder durch volkreiche Städte.«

Dieser Empfang ermutigte gleich den tapfren Achates

wie auch den Vater Aeneas; sie brannten darauf, aus der Wolke

offen herauszutreten. Achates drängte als erster:

»Sprößling der Götter, welchen Entschluß gedenkst du zu fassen?

Sicherheit weißt du ringsum, die Flotte, die Freunde gerettet.

Einer nur fehlt, wir sahen auf hohem Meere ihn sinken.

Alles übrige stimmt überein mit der Auskunft der Mutter.«

Während er dieses noch sprach, zerriß überraschend die Wolke,

die sie umhüllte, und löste sich fernhin zum offenen Äther.

Sichtbar wurde Aeneas und glänzte im heiteren Lichte,

stattlich wie Götter an Haupt und Schultern; ihm hatte die Mutter

herrliche Locken verliehen und leuchtende Schönheit der Jugend,

hatte ihm reizvolle Anmut über die Augen gebreitet.

Ebenso schmücken Künstlerhände das Elfenbein, werden

Silber, auch parischer Marmor umrahmt von schimmerndem Golde.

Plötzlich, von keinem, der hier im Tempel weilte, erwartet,

sprach er die Königin an: »Ich stehe vor euch, der vermißte

Troer Aeneas, glücklich geborgen aus libyschen Wogen!

Du nur empfindest Mitleid mit Trojas furchtbarem Unglück:

Uns, die den Griechen entrannen, die wir zu Wasser, zu Lande

alles erdenkliche Leid erfuhren und alles entbehren,

uns nimmst gastlich du auf, in der Stadt und am Herde! Dir danken,

Dido, können wir nicht, auch nicht die anderen Troer,

die noch irgendwo leben, verstreut weit über den Erdkreis.

Götter nur mögen – sofern noch Gottheiten Pflichtgefühl schätzen,

noch die Gerechtigkeit gilt und Verantwortung lebt und Gewissen –

würdig dir lohnen! Glücklich die Zeit, die zum Leben dich weckte,

ruhmreich die Eltern, die solcher Tochter sich freuen! Solange

Ströme ins Meer sich ergießen, über die Berghänge Schatten

ziehen, der Himmel den Herden der Sterne Weideland bietet,

möge in Ewigkeit dauern dein ruhmreicher Name – wo immer

ich auch auf Erden dann weile.« So sprach er und streckte die Rechte

seinem Freund Ilioneus entgegen, die Linke Serestos,

weiter den andern, dem tapferen Gyas, dem wackren Kloanthos.

Staunen empfand schon Dido beim ersten Anblick des Helden,

stärker noch angesichts seines Schicksals. So gab sie zur Antwort:

»Was für ein Unglück, du Sprößling der Göttin, verfolgt dich durch derart

große Gefahren? Welch bitterer Zwang verschlägt dich in wilde

Gegenden? Bist du Aeneas, der Mann, den die gütige Venus

dem Anchises aus Dárdanos schenkte, an Phrygiens Simoeis?

Ja, ich erinnere mich, in der Tat: Nach Sidon gelangte

ehemals Teukros, verbannt aus der Heimat, erwarb sich ein neues

Reich mit der Hilfe des Belos. Der hatte – mein Vater – das reiche

Kypros verheert und als Sieger seiner Gewalt unterworfen.

Seitdem weiß ich vom Untergang Trojas, kenne auch deinen

Namen und jene der griechischen Fürsten. Teukros, als Gegner

Trojas sogar, bedachte mit glänzendem Lobe die Teukrer,

rühmte sich selber als Nachfahren ihres alten Geschlechtes.

Deswegen tretet nur ein in unsere Wohnstatt, ihr Männer.

Mich auch verfolgte ein ähnliches Schicksal mit vielerlei Plagen,

gönnte zum Schluß erst in diesem Land mir ein sicheres Obdach.

Eigenes Unglück lehrt mich, Bedrängten Hilfe zu leisten.«

Derart sprach sie und führte Aeneas zum Fürstenpalaste,

ordnete gleichzeitig Dankfeiern an für die Tempel der Götter,

schickte, genauso aufmerksam, für die Gefährten am Strande

zwanzig Stiere und hundert stattliche borstige Schweine,

hundert Lämmer dazu, von den Muttertieren begleitet,

Opfer zu freudigem Fest.

Fürstliche Pracht entfaltete sich im Innern des Schlosses

glanzvoll. Im mittleren Saale wurde das Festmahl gerichtet,

kunstreich gewebte Teppiche, leuchtend von köstlichem Purpur,

Mengen von Silbergeschirr auf den Tafeln, auf goldnen Gefäßen

Taten des Altertums dargestellt, die sehr zahlreiche Helden

seit dem Beginn des Geschlechtes in stattlicher Reihe vollbrachten.

Aber Aeneas, dem das Vaterherz Ruhe nicht gönnte,

schickte Achates auf schnellstem Weg zu den Schiffen; Ascanius

sollte er gleich unterrichten und selbst nach Karthago geleiten;

galt doch dem Sohn die ständige Sorge des liebenden Vaters.

Außerdem hieß er Geschenke ihn mitbringen, wie man aus Trojas

Trümmern sie barg: den mit goldenen Bildern prunkvoll verzierten

Mantel, den Schleier auch, sorgsam umwebt mit gelbem Akanthos,

Schmuck der Argeierin Helena; diese nahm, bei dem Aufbruch

zu der verbotenen Hochzeit, die außerordentlich schöne

Gabe der Mutter Leda mit fort von Mykene nach Troja.

Weiter das Zepter, das einstmals Ilione führte, des Königs

Priamos älteste Tochter; eine aus Perlen gereihte

Halskette; einen goldenen Stirnreif, besetzt mit Juwelen.

Eilig begab sich Achates, dem Auftrag gehorsam, zur Flotte.

Doch Kythereia schmiedete zusätzlich listige Pläne:

In der Gestalt des hübschen Ascanius sollte Cupido

kommen, nicht kenntlich als Liebesgott, sollte mit diesen Geschenken

Dido zu tiefer, leidenschaftlicher Neigung entflammen;

vor der Verlogenheit der Familie bangte die Göttin

wie vor der Falschheit der Tyrier, auch vor der Erbitterung Junos,

die ihr die Nächte vergällte. Sie sprach zum geflügelten Amor:

»Junge, der du den Blitz des erhabenen Vaters verachtest,

Junge, der ganz allein du meine Allmacht verkörperst,

biete mir Zuflucht und leiste mir Hilfe, ich bitte dich dringend!

Wie auf dem Meere dein Bruder Aeneas vom Haß der ergrimmten

Juno verschlagen wurde an alle möglichen Küsten,

ist dir bekannt; oft teiltest du meinen schmerzlichen Ärger.

Ihn umgarnt jetzt die Punierin Dido mit schmeichelnden Worten.

Aber ich sehe schon, was die Gastfreundschaft Junos bedeutet.

Nie wird Juno bei solcher Wendung untätig bleiben.

Deswegen will ich beizeiten die Fürstin zu glühender Neigung

reizen – ihr darf kein Unsterblicher diese Empfindung zerstören,

sondern sie soll so innig wie ich den Helden Aeneas

lieben. Vernimm jetzt, wie ich die Erfüllung der Absicht mir denke!

Eben jetzt rüstet mein Liebling Ascanius sich, in dem Auftrag

seines Vaters, zum Gang nach Karthago, mit jenen Geschenken,

die man den Flammen Trojas entriß und dem Wüten des Meeres.

Einschläfern möchte ich ihn, auf den Höhen der Insel Kythera

oder im Tempel Idalions dann den Jungen verstecken;

keinesfalls darf er die Täuschung bemerken und Störenfried werden!

Nimm sein Aussehen an und zeige sein wohl dir bekanntes

Antlitz, du brauchst nur für eine Nacht die Rolle zu spielen.

Setzt an der fürstlichen Tafel, beim Trunk des Lyaios, dich Dido

freudig erregt auf ihren Schoß, umarmt sie dich innig,

heftet auf deine Lippen dir zärtliche Küsse, dann hauche

heimliche Gluten ihr ein und errege ihr Liebesgefühle!«

Amor gehorchte dem Auftrag der teuren Mutter. Die Schwingen

legte er ab und ging mit Freuden zu Fuß, wie Iulus.

Venus indessen versenkte Ascanius friedlich in Schlummer,

liebevoll barg sie im Schoß ihn und trug zu Idalions Wäldern

hoch ihn hinauf. Dort umfing Majoran ihn zärtlich mit seinen

Blüten und schmeichelte ihm mit köstlich duftendem Schatten.

Nunmehr brachte, getreu der Weisung, Cupido des Königs

Gaben den Tyriern, mit heitrem Gesicht, geführt von Achates.

Als er eintraf, hatte die Königin Platz schon genommen

auf dem vergoldeten Sofa, inmitten des Saales, den prachtvoll

Teppiche schmückten. Aeneas und seine Trojaner erschienen

gleichzeitig; auf den purpurnen Decken ließ man sich nieder.

Wasser zum Waschen der Hände brachten die Diener, verteilten

Brot dann aus Körben, auch Handtücher von geschorener Wolle.

Fünfzig Mägde wirkten im Schloß, um die Speisen in Menge

ordentlich anzurichten, die Herdfeuer sorglich zu nähren.

Weitere hundert und ebensoviele gleichaltrige Diener

legten die Speisen den Sitzenden vor und reichten die Becher.

Zahlreich auch waren die Tyrier geströmt in die festliche Halle,

hatten, gebetene Gäste, gesetzt sich auf farbig gestickte

Polster, bewunderten des Aeneas Geschenke, bestaunten

auch den Iulus, die feurigen Blicke, sein zwanglos-geschicktes

Plaudern, den Mantel, den gelb mit Akanthos gemusterten Umwurf.

Aber besonders die schon dem nahenden Unglück geweihte

Dido vermochte nicht satt sich zu sehen. Der Anblick entfachte

immer noch stärker ihr Sehnen. Die Gaben, der Junge – dies beides

traf sie zutiefst. Noch hing das Kind am Hals des Aeneas,

stillte die Neigung seines vermeintlichen Vaters. Dann freilich

glitt es zur Königin hin. Mit den Augen, dem Herzen verhaftet,

koste im Schoß sie den Kleinen, die Arme, ohne zu ahnen,

was für ein Gott ihr schmeichelte. Aber Cupido vergaß nicht,

was ihm die Mutter auftrug, er ließ das Bild des Sychaios

langsam verblassen, suchte anstatt der erkaltenden alten

Liebe die darbende Fürstin mit einer neuen zu fesseln.

Als man die Mahlzeit beendet, die Tische abgeräumt hatte,

stellte man mächtige Mischkrüge auf und bekränzte die Becher.

Lebhafter scholl das Stimmengewirr durch die glänzenden Hallen.

Von dem vergoldeten Deckengetäfel hingen hellstrahlend

Leuchter herab, die Wachsfackeln bannten das nächtliche Dunkel.

Nunmehr verlangte die Königin die von Gold und Juwelen

funkelnde Schale und füllte mit lauterem Wein sie, ein alter

Brauch seit den Zeiten des Belos. Da wurde es still in dem Saale.

»Jupiter, weithin gerühmt als Hüter des Gastrechtes, bitte,

lasse den heutigen Tag für Tyrier und Troer zum Festtag

werden, den unsere Nachkommen treu im Gedächtnis bewahren!

Bacchus, der Freudenspender, und Juno, die Gütige, mögen

unter uns weilen! Eröffnet denn, Tyrier, mit Beifall die Feier!«

Derart betete Dido, benetzte die Tafel mit frommer

Trankspende, nippte danach als erste am Inhalt der Schale,

reichte sie dann mit ermunterndem Zuspruch dem Bitias. Dieser

leerte mit kräftigem Zug das Gefäß bis zum goldenen Boden.

Weitere Adlige folgten. Der lockengeschmückte Iopas

spielte lauthallend auf goldener Harfe; als Schüler des Atlas

sang er vom Wege des Mondes, vom mühsamen Kreislauf der Sonne,

über den Ursprung von Mensch und Getier, von Regen und Feuer;

über Arkturos, niederschlagsreiche Hyaden und beide

Bären; weswegen die Sonne so schnell in den Ozean absinkt

während des Winters, die Nächte im Sommer so zögernd nur kommen.

Beifall klatschten die Tyrier, laut schlossen sich an die Trojaner.

Tief in den Abend hinein unterhielt sich Dido, zum Unglück,

über vielerlei Themen und nährte die innige Liebe,

fragte voll Spannung nach Priamos, voller Spannung nach Hektor,

nach der Bewaffnung des Sohnes Auroras, nach dem Gespann auch,

das Diomedes lenkte, nach Größe und Kraft des Achilles.

»Aber erzähl uns doch lieber von Anfang an alles, verehrter

Zweiter Gesang.

Alle verstummten im Saale und blickten gespannt auf Aeneas.

Von dem erhöhten Sitz begann der Held zu erzählen:

»Königin, dein Verlangen belebt aufs neue den Kummer

über den Sturz der trojanischen Macht und des kläglichen Reiches

durch die Hellenen, über das Gräßliche, das ich erlebte,

selber aufs stärkste beteiligt. Kein Mensch kann davon berichten,

kein Myrmidone, kein Dóloper, auch kein Krieger des harten

Kämpfers Odysseus, ohne zu weinen! Schon senkt sich vom Himmel

feuchtkühl die Nacht, die erblassenden Sterne raten zum Schlummer.

Aber besteht ein so starkes Verlangen, mein Leid zu erfahren,

und von dem Todeskampf Trojas in aller Kürze zu hören,

möchte ich anfangen – wenn ich auch vor der Erinnerung schaudre,

ausweichen will vor dem Schmerz.

Im Felde geschlagen, vom Schicksal

bitter enttäuscht nach so viel Jahren, entschlossen die Fürsten

Griechenlands sich, nach dem Rat der Minerva, ein Pferd zu erbauen,

groß wie ein Berg, und die Seiten mit Tannenholzplanken zu decken.

Weihgabe sollte es sein für die Heimfahrt, so wurde gemunkelt –

fälschlich: Denn heimlich verbargen sie auserlesene Helden

tief in der finsteren Höhlung und füllten des mächtigen Bauches

Raum bis zum letzten Winkel mit schwerbewaffneten Kriegern.

Tenedos liegt vor dem Festland in Sichtweite, eine bekannte

Insel, an Schätzen reich, solange noch Priamos herrschte,

jetzt ein verödeter Strand und als Hafen verrufen. Die Griechen

fuhren dorthin und bezogen Verstecke fern dem Gestade.

Aber wir glaubten, fort seien sie, heimgekehrt nach Mykene!

Frei vom lang quälenden Kummer fühlten sich alle Trojaner.

Aufgemacht wurden die Tore, man strömte voll Freude nach draußen,

sah das geräumte Lager der Griechen sich an und die leere

Küste: ›Hier lagen die Doloper – dort der wilde Achilleus –

hier die Schiffe und dort der Schauplatz erbitterter Kämpfe!‹

Andre bestaunten das Unheilsgeschenk für die Jungfrau Minerva,

dieses gewaltige hölzerne Pferd. Thymoites als erster

riet, in der Stadt es aufzustellen, und zwar auf dem Burgberg,

sei es aus Tücke oder weil Trojas Schicksal es wollte.

Kapys dagegen und andere, besser beraten, verlangten,

dieses verdächtig-bedrohliche Griechengeschenk in die Fluten

jählings zu stürzen, in Brand es zu stecken oder den Hohlraum

aufzubohren und nachzusehen, was er enthalte.

Unschlüssig spaltete sich in Parteien die streitende Menge.

Während des Wortwechsels eilte, mit großem Gefolge, doch allen

weit voraus, zornglühend, Laókoon her von der Stadtburg,

rief schon von weitem: ›Ihr Elenden, seid ihr denn wahnsinnig, Bürger?

Glaubt ihr, fort seien die Feinde? Griechen verteilten Geschenke,

ohne Betrug zu verüben? Kennt ihr Odysseus so wenig?

Entweder halten sich Griechen versteckt in dem hölzernen Bauwerk,

oder es wurde gezimmert als Kampfmittel gegen die Mauern

Trojas, zum Einblick in Häuser, zum Angriff von oben, versucht auch

einen ganz anderen Trick! Mißtraut dem Pferde, ihr Troer!

Jedenfalls fürchte ich Griechen, auch wenn sie Geschenke uns bieten.‹

Damit schleuderte kraftvoll er seine gewaltige Lanze

gegen die Flanke des Tieres und gegen die Bauchhöhlung. Zitternd

haftete fest die Waffe im Holz. Es erdröhnte beim Aufprall

dumpf das Gebälk, und die Hohlräume stöhnten im Nachhall. Ja, wären

göttlicher Wille und Torheit im Spiel nicht gewesen, er hätte

uns überzeugt, mit dem Stahl das Griechengeschenk zu vernichten.

Troja, du ragende Festung des Priamos, stündest noch heute!

Doch währenddessen schleppten dardanische Viehhüter einen

Mann mit rücklings gefesselten Händen herbei. Triumphierend

schrien sie. Freiwillig hatte der Unbekannte sich ihnen

eben gestellt, in der Absicht, Troja den Griechen zu öffnen,

zuversichtlich, auf beides gefaßt: Mit Hinterlist seine

Rolle zu spielen – oder den sicheren Tod zu erleiden.

Schaulustig strömten von allen Seiten herbei die Trojaner,

drängten sich um den Gefangenen, höhnten ihn laut um die Wette.

Hör, was die Griechen voll Tücke geplant – vom Verbrechen des einen

schließ auf sie alle!

Waffenlos stand er und scheinbar verwirrt, durchbohrt von den Blicken,

in dem Gedränge und schaute umher auf die Scharen der Phryger,

rief dann: ›Ach, welches Festland, welch Meer noch bietet mir Zuflucht?

Was bleibt mir vom Unglück Geschlagenen schließlich noch übrig?

Nirgendwo darf bei den Griechen ich bleiben, und außerdem fordern

heftig erbittert die Troer von mir noch blutige Sühne!‹

Dieses Gejammer beeindruckte jeden, man höhnte nicht länger.

Auskunft verlangten wir, wem er entstamme und was er zu bieten

habe, worauf er sich endlich, als ein Gefangener, stütze.

Da überwand er, so schien es, die würgende Angst und erklärte:

›König, ich werde die Wahrheit dir sagen, was immer auch komme,

leugne, fürs erste, auch gar nicht, vom Volk der Argeier zu stammen.

Hat schon das Schicksal den Sinon gestürzt in bitteres Elend,

soll es ihm trotzdem Charakter und Wahrheitsliebe nicht rauben.

Möglicherweise vernahmst du bereits in Gesprächen den Namen

des Palamedes, des Enkels des Belos, und hörtest von seinem

Ruhme. Zu Unrecht bezichtigten ihn des Verrates die Griechen,

ließen aufgrund gefälschter Beweismittel, weil er vom Kriege

abriet, ihn hinrichten. Um den Ermordeten trauern sie heute.

Sein Gefährte, Verwandter auch, war ich: Ihm hatte mein Vater,

der sich nur dürftig durchschlug, mich zugeschickt anfangs des Krieges.

Während als Fürst er noch waltete, auch sich im Kriegsrat bewährte,

fiel auch auf mich ein Abglanz des großen Namens und Ruhmes.

Aber sobald er infolge der tückischen List des Odysseus –

eine bekannte Geschichte – vom Reiche der Lebenden ausschied,

führte ich, niedergeschlagen und traurig, mein Leben im Dunkeln,

litt, aufs tiefste empört, an dem Schicksal des schuldlosen Freundes,

konnte auch, töricht, nicht schweigen, gelobte sogar, je nach Lage,

wenn nach errungnem Siege ins Heimatland Argos ich kehrte,

Rache zu üben. Doch säte ich Haß nur durch solcherlei Reden.

Damit begann mein Unglück. Odysseus richtete ständig

neue Verleumdungen gegen mich, ließ zweideutige Worte

öffentlich fallen, wollte mir, schuldbewußt, Fallstricke spannen.

Ununterbrochen wühlte er, bis er mit Hilfe des Kalchas –

aber was rühre, vergeblich, ich auf das leidige Übel?

Hemme euch nur, wo ihr alle Achaier für gleichwertig einschätzt,

euch schon der Name allein genügt? Bestraft mich doch endlich!

Das bezweckt ja der Ithaker, lohnen sogar die Atriden!‹

Aber wir brannten erst recht jetzt darauf, von dem Fall zu erfahren,

rechneten nicht mit der schamlosen Schandtat, der griechischen Tücke.

Weiterhin spann, mit erheuchelter Angst, er sein Lügengewebe:

›Oftmals schon wünschten die Dánaer einen Abzug von Troja,

wollten, erschöpft durch die dauernden Kämpfe, den Feldzug beenden –

schade, sie taten es nicht! –, oft hemmten die Stürme des Meeres

wütend den Aufbruch, setzte der tobende Süd sie in Schrecken.

Vollends nach Bau des aus Ahornhölzern errichteten Pferdes

peitschten mit Wolkenbrüchen die Unwetter nieder vom Himmel.

Angstvoll entsandten Eurýpylos wir zum Orakel des Phoibos,

baten um Auskunft. Vom Tempel brachte er furchtbare Nachricht:

›Widrige Winde habt ihr durch Mädchenblut damals besänftigt,

Danaer, als ihr zum Kampf nach den Küsten Ilions aufbracht.

Auch für die Rückkehr müßt ihr das Leben eines Argeiers

opfern.‹ Als dieses Orakel unter den Männern bekannt ward,

packte Entsetzen sie alle, durchfuhr ein eiskalter Schauder

jedem das Mark: Wen wollten sie töten, wen wünschte Apollon?

Unter gewaltigem Auflauf stellte Odysseus den Seher

Kalchas ganz offen zur Rede, worauf der Wille der Götter

eigentlich ziele. Und mancher bezog auf mich schon die böse

Tücke des listigen Schurken, durchschaute im stillen die Ränke.

Volle zehn Tage lang schwieg der Seher, hielt sich verborgen,

weigerte sich, durch Nennung des Namens einen dem Tode

preiszugeben. Doch schließlich, laut von Odysseus genötigt,

rückte heraus er den Namen des Opfers, wie sie sich verschworen:

meinen! Man stimmte ihm zu, es sah mit Zufriedenheit jeder,

was er gefürchtet, gelenkt auf das bittere Schicksal des einen.

Aber sobald der Unglückstag anbrach und ich mich zum Opfer

schon mit gesalzenem Schrotmehl und Binden gerüstet erblickte,

da, ich gestehe es, sprengte ich meine Fesseln und konnte

knapp mich dem Tode entreißen und barg mich im Schilfgras des Sumpfes,

nachtsüber, bis die Flotte in See stach, zweifellos wirklich.

Keinerlei Hoffnung blüht mir, die alte Heimat, die lieben

Kinder, den innig ersehnten Vater wiederzusehen –

denen vielleicht noch die Heimkehrer, weil ich entkam, zur Bestrafung

dieses Vergehens den Tod auferlegen, ein schuldloses Sterben!

Deswegen, bei den himmlischen Göttern, den Hütern der Wahrheit,

bei der niemals befleckten, dem Rechte gewidmeten Treue,

bitte, erbarme dich meines entsetzlichen Unglücks, erbarme

dich des vom Schicksal grausam Verfolgten, der unschuldig leidet!‹

Für das Gejammer erhielt er sein Leben geschenkt und errang sich

außerdem unser Mitgefühl. Priamos ließ ihm die Hände

gleich von den Fesseln befreien und sprach in freundlichem Tone:

›Wer du auch bist, vergiß jetzt die Griechen, die heimwärts sich wandten!