Gefangene sind wir alle - (wir sind Gefangene unseres eigenen Geistes) - Evelyn Haferkorn-Müller - E-Book

Gefangene sind wir alle - (wir sind Gefangene unseres eigenen Geistes) E-Book

Evelyn Haferkorn-Müller

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Beschreibung

Dieses Buch ist eigentlich kein Buch, sondern eine Zusammenstellung von Vortragsmanuskripten für eine am Buddhismus interessierte Gruppe in einer Justizvollzugsanstalt. Die Vorträge ergeben eine Reise zu sich selbst und damit zu anderen. Auch uns, die wir nicht inhaftiert sind, spricht der Buddha an: Ob in einem Schaufenster, als Gartenzwerg oder als Dekoration mit Teelicht, den Buddha finden Sie überall da, wo es um Frieden, Entspannung und Wohlbefinden geht. Locker und humorvoll geschrieben, geben diese Vorträge einen groben Überblick über die Lehre des Buddha. Egal, ob "drinnen" oder "draussen": falls Sie wissen möchten, wie Sie mit sich und der Welt entspannter umgehen können, begeben Sie sich einfach auf die Reise zum Notausgang aus dem Gefängnis Ihres Geistes… Durch den lockeren Vortragsstil ist es auch für alle geeignet, die gern mal beim Lesen schmunzeln.

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Evelyn Haferkorn-Müller ist seit über 30 Jahren am Buddhismus interessiert und hat am Tibetischen Zentrum e.V., das der Schirmherrschaft S.H.Dalai Lama untersteht, das 7-jährige Studium des Buddhismus absolviert. Sie hat weitere Studiengänge und sehr viele Vorträge von großen buddhistischen Meistern besucht und auch selbst Vorträge gehalten oder Kurse zur buddhistischen Lehre gegeben, so auch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Berlin-Tegel.

Aufgrund des Wunsches der Gefangenen, Kopien der Ausarbeitung der Vorträge zu erhalten, entstand das vorliegende Buch. Seit über 15 Jahren betreut Evelyn Haferkorn-Müller ehrenamtlich Gefangene. Sie folgt dem nicht-sektiererischen Ansatz des Tibetischen Buddhismus und unterstützt den interreligiösen Dialog, da sie christlich aufgewachsen ist. Ihr Interesse an Wissenschaft und Reisen bringt zusätzliche Denkanstöße und Erfahrungen.

Mögen alle Lebewesen Glück und die Ursachen von Glück besitzen.

Mögen alle Lebewesen frei von Leiden und den Ursachen von Leiden sein.

Mögen alle Lebewesen niemals getrennt sein von dem Glück, das frei von Leiden ist.

Mögen alle Lebewesen in Gleichmut verweilen, frei von Anhaftung an Nahestehende und Abneigung gegenüber Fernstehenden.

Evelyn Haferkorn-Müller

Gefangene sind wir alle -

mit dem Buddha zum Notausgang

© 2024 Evelyn Haferkorn-Müller

2.Auflage

Erste Auflage Copyright 2018 Verlag tredition GmbH, Hamburg

Umschlag, Illustration: Manfred Müller

Lektorat, Korrektorat: Manfred Müller

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback       978-3-384-29107-3

Hardcover       978-3-384-29108-0

e-Book             978-3-384-29109-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

01 Wo soll die Reise denn hingehen?

02 Luxus, Askese & Milchreis: das Leben des Buddha

03 Begeben Sie sich zum Notausgang!

04 Geschafft – ich lebe als Mensch!

05 Wie praktisch: ich atme!

06 Ende gut, alles gut – oder was passiert mit mir, wenn ich tot bin?

07 Die Höllen in meinem Geist

08 Luxus pur – die Alternative oder doch eine Sackgasse?

09 Mücke oder Opa? – Die Grundregeln des Karma

10 Buddhistische Praxis: Philosophie oder Religion?

11 Excel und Illusionen – die Trickkiste unseres Geistes

12 In welche Falle bin ich da getappt? – Die 12 Glieder Abhängigen Entstehens

13 Buddha & wir: gibt es eine Verbindung? Die Vorteile der Buddhanatur

14 Wie wichtig bin ich eigentlich? Mein geliebtes Ego und die anderen

15 Die beste Medizin: liebevolle Zuneigung

16 Geduld! Geduld! – und die ersten 4 Übungen der Bodhisattvas

17 Konzentration und Weisheit

18 Tantra: Sexratgeber oder Dharma auf der Überholspur?

19 Der liebevolle Zorn – die vielen Gesichter des Buddha

20 Ausblick: Frieden

Bonus: mein Lieblingstext

Gefangene sind wir alle - mit dem Buddha zum Notausgang

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Urheberrechte

01 Wo soll die Reise denn hingehen?

Bonus: mein Lieblingstext

Gefangene sind wir alle - mit dem Buddha zum Notausgang

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Vorwort

Entstanden ist dieses Buch aus einer Reihe von Vorträgen zum Thema Buddhismus in einer Haftanstalt. Die Gefangenen haben mich gebeten, ihnen Kopien meiner Ausarbeitungen mitzubringen. So brachte mich das auf die Idee, dass vielleicht auch andere Menschen Freude daran haben könnten, in einfachen, modernen Worten etwas über den Buddhismus zu erfahren.

Auf den Buddha treffen wir heutzutage überall: in Gartencentern, Einrichtungshäusern, Drogeriemärkten und vielen Schaufenstern, kurz überall dort, wo eine friedliche, harmonische Atmosphäre zum Ausdruck gebracht werden soll. Dieses Buch gibt einen kleinen Eindruck, wie man durch die Lehre des Buddha zum Frieden finden kann.

Uns, die wir uns frei bewegen können und nicht gerade unsere Zeit im Gefängnis verbringen müssen, unterscheidet nicht sehr viel von den Gefangenen: uns alle hält unser vermeintliches Ego gefangen. Die Gefängnismauern sind in unserem Geist - und nicht nur jene mit Stacheldraht versehenen in der äußeren Welt.

Wie wir es schaffen können, uns aus dem Gefängnis unserer Verblendungen und Leidenschaften zu befreien, hat Buddha Shakyamuni vor 2500 Jahren (also ca. 500 v.Chr.) gelehrt. Leider kann ich Ihnen kein genaueres Datum angeben, da die Historiker verschiedene Möglichkeiten bieten. Aber das ist für unser Anliegen nicht sehr entscheidend. Obwohl dies schon sehr lange her ist, ist der Weg noch immer aktuell nutzbar. Im Laufe der Jahrtausende sind die Überlieferungen ohne Unterbrechungen von Lehrern an Schüler weitergegeben worden und so gibt es auch heute noch authentische Unterweisungen. Aus der Vielzahl der verschiedenen Ausrichtungen des Buddhismus beruhen meine Vorträge auf den Unterweisungen großer Meister und Texte des tibetischen Buddhismus.

Vor 30 Jahren hatte ich das Glück, nach Tibet reisen zu können. Die Eindrücke hinterließen in mir den Wunsch, mehr über Land & Religion zu erfahren und so absolvierte ich das 7-jährige Studium am Tibetischen Zentrum e.V. in Hamburg, das unter der Schirmherrschaft Seiner Heiligkeit XIV. Dalai Lama steht. Auf der Grundlage dieses Studiums und sehr vielen weiteren Belehrungen großer Meister habe ich diese Vortragsreihe zusammengestellt. Einteilungen, Geschichtchen und Zitate stammen aus dem Studium oder aus einer Belehrung, andere Quellen werde ich im Text benennen.

In der Gelugpa-Tradition, deren Oberhaupt S.H. Dalai Lama ist, gibt es seit Jahrhunderten einen „Stufenweg zur Erleuchtung“ (tib. Lam Rim), der zusammengefasst und logisch aufgebaut alle Werkzeuge beinhaltet, die man auf dem Weg zur Buddhaschaft braucht. Diesen weit gespannten Bogen habe ich der Themenauswahl zugrunde gelegt.

Buddha lehrte, dass man ihm nicht einfach glauben, sondern seine Worte überprüfen sollte. Seit Jahrhunderten und noch immer werden seine Worte und die der Kommentare heftig debattiert, aber auch jeder einzelne von uns ist aufgefordert, die gelehrten Sachverhalte zu hinterfragen. Auch das, was ich darstelle, ist das, wie mein Geist es verstanden hat und da auch ich nur auf dem Weg, aber noch nicht angekommen bin, bitte ich Sie, dadurch entstandene Fehler zu entschuldigen.

Viele Erkenntnisse der modernen Physik, besonders der Quantenphysik, aber auch der Hirnforschung und Neurowissenschaft bestätigen das, was der Buddha vor 2500 Jahren gelehrt hat. So war es für mich persönlich besonders einfach, mich auf den Buddhismus einzulassen: für mich ist die buddhistische Philosophie angewandte Physik.

Einfach glauben muss man im Buddhismus nichts – aber alles muss man selbst tun. Kein Buddha kann uns die Arbeit mit unserem Geist abnehmen, unsere Verfehlungen wegwaschen oder uns die Erleuchtung schenken. Er hat uns den Weg gezeigt, und es liegt an uns, ob wir ihn gehen wollen.

Zusammengefasst lautet die Lehre des Buddha:

Vermeide Negatives, tue Gutes und zähme Deinen Geist.

Leider ist dies einfacher gesagt als getan, sonst wären wir schon alle Buddhas. Da alles Glück und alles Leid in unserem eigenen Geist entstehen, ist es eine größere Aufgabe, seinen Geist zu zähmen.

Alle diejenigen, die gern verreisen, die gern Zusammenhänge verstehen, die neugierig sind zu wissen, wer sie eigentlich sind, was in ihrem Geist vor sich geht (!) oder die einfach nur mal in das Thema Buddhismus hineinschnuppern möchten, sind herzlich willkommen, sich dem Thema zu nähern und zu verstehen, worin unsere Gefangenschaft besteht und wie wir uns daraus befreien können.

Eine längere Reise liegt vor uns. Bei unseren 14-tägigen Gruppentreffen im Gefängnis hatten wir sehr viel Spaß. So wünsche ich allen, die diese Zusammenstellung der aufeinander aufbauenden Vorträge zur Hand nehmen, viel Freude auf der Reise zur Befreiung!

Mein Dank gilt den Gefangenen für Ihr Interesse und die Möglichkeit, die sie mir gaben, dort Vorträge halten zu dürfen. Ebenso danke ich von Herzen meinem Mann für seine Unterstützung und den Freiraum, den er mir für diese Projekte gab.

Ein besonderer Dank gilt dem Tibetischen Zentrum e.V. in Hamburg, das auch aktuell die Gefangenen mit dem Systematischen Studium des Buddhismus (als Fernstudium) unterstützt, sowie vielen großen Meistern aller tibetischen Traditionen, aber in besonderem Maße Khen Rinpoche Geshe Pema Samten, für viele Belehrungen und ganz viel Geduld und Unterstützung auf dem Weg.

01 Wo soll die Reise denn hingehen?

Wenn wir eine Reise planen, dann versprechen wir uns etwas Schönes davon und empfinden schon bei der Planung eine gewisse Vorfreude. Zunächst müssen wir uns überlegen, wo wir hinmöchten und die Berufstätigen müssen dann sicherlich auch noch überlegen, wie sie die Reise in den wenigen Urlaubstagen unterbringen können. Auch die Finanzfrage ist nicht unerheblich und so überlegen wir, welches Ziel wir mit welchem Aufwand erreichen können.

Warum möchten wir verreisen?

Vielleicht geht uns unser Alltag buchstäblich auf den Geist mit all seinen Verpflichtungen und Gewohnheitsmustern und wir möchten dem einfach entfliehen. Vielleicht ist es nur Lust, etwas Neues kennenzulernen.

Bestimmt haben wir alle mehrere Ziele im Kopf, wenn wir gefragt werden, wo wir denn am liebsten hinfahren möchten. Wie durch die Hintertür kommt die Überlegung hinzu, wovon wir auch langfristig etwas haben.

Wir alle möchten viel Glück und kein Leid. Und das alles am liebsten schon heute und mit einer nur geringen Investition. Es gibt wunderschöne Reiseziele, aber oft müssen wir feststellen, dass Glück und Leid nicht in der Hotelanlage x im Ort y zu finden ist, sondern unser Geist einen wesentlichen Anteil daran hat, ob wir dort entspannt und glücklich sind oder nicht.

Wenn also die örtliche Veränderung selbst im allerbesten Fall nicht für ein beständiges, langfristiges Glück sorgen kann, müssen wir uns mit dem dafür verantwortlichen Geist auseinandersetzen.

Also, was wollen wir?

Schnellstmögliches verlässliches Glück ohne Leid. Schnellstmöglich funktioniert aber nur, wenn der Weg bekannt ist und wir nicht durch die Gegend irren müssen. Das kostet unnötig viel Zeit und Geld. Natürlich gibt es auch das Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel“. Allerdings ist es auch schön, am Urlaubsort anzukommen. Der Weg kann eine Bereicherung sein, das Ziel aber nicht ersetzen. Gibt es also einen Weg, der ohne Umschweife zum Ziel führt und ein Navi, das uns von möglichen Sackgassen fernhält? Zweimal Ja!

Was muss ich dafür tun?

Mir meinen Geist ansehen. Das ist eine super Ansage, wenn ich nicht weiß, was ich mit meinem Geist machen muss…. Buddha Shakyamuni hat für uns für diesen Fall einen Werkzeugkoffer mit Gebrauchsanleitung zusammengestellt und zur Unterstützung Mitreisende auf den Plan gerufen. Bevor Sie denken, dass ich in Rätseln spreche, hier die Auflösung:

Stellen Sie sich einfach vor: Sie sitzen am Lenkrad Ihres Autos, zur Hilfe haben Sie den Buddha in Form eines ausgebildeten Lehrers als Navi dabei, als Werkzeug die buddhistische Lehre („Dharma“) und die Mitreisenden sind diejenigen, die sich wie wir auch auf den Weg gemacht haben (die Geistige Gemeinschaft, auf Sanskrit „Sangha“ genannt). Diese können uns helfen, wenn unser Auto auf dem Weg schlapp macht und es z.B. angeschoben werden muss.

Jetzt habe ich also der Einfachheit halber ein Auto als Transportmittel gewählt. Selbstverständlich haben Sie freie Auswahl: wenn Sie lieber ein Fahrrad wählen oder Bahn oder ein Flugzeug ist es völlig ok. Das Tempo bestimmen allein Sie. Nur losfahren oder losgehen sollten Sie. Laotse sagte: „Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.“ Wichtig ist, dass Sie dabei Freude empfinden, sich auf den Weg zu machen.

Schön, jetzt haben wir schon mal gute Voraussetzungen für die Reise, aber wohin wollen wir eigentlich und wie sieht der Weg dahin aus?

Das Ziel ist ein entspannter, freudiger Zustand ohne Leid. In der buddhistischen Lehre bewegt man sich vom Leiden zum Glück hin. Zugegeben, ohne die Beschäftigung mit dem Buddhismus hätte ich nicht gewusst, dass es einen solchen Zustand geben kann. Für die Skeptiker: geht man ein Risiko ein, wenn man den Weg geht und einem Zweifel kommen? Nur, dass man vorerst nicht oder später ankommt. Für den bereits gefahrenen Weg gibt es keinen Nachteil. Wenn man den Zweifel überwindet, kann es auch schneller vorangehen.

Und was für ein Weg erwartet uns?

Zunächst werden wir uns freuen, dass wir uns als Menschen überhaupt bewusst für eine Reise entscheiden können. Wir werden feststellen, dass wir egal, ob mit einem Kleinwagen auf der Schotterpiste oder mit einem Luxusauto auf gut ausgebauter Straße, immer mal auf einen Abgrund zurasen oder ein Hindernis vor uns auftauchen kann. Wir werden versuchen, uns solche Erlebnisse zu ersparen, und mit zunehmender Erfahrung wird unser Geist sicher auf der Straße fahren. Wir werden in unserem Geist erkennen, warum wir leiden und wie wir ihn entspannen und zum Glück ausrichten können.

Wichtig ist, dass wir Freude an dem Weg haben, Ruhepausen und schöne Ausblicke genießen, uns darüber freuen, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Und wir müssen uns keinen Stress machen. Wenn das alles nicht auf Anhieb perfekt ist oder wir länger für den Aufstieg oder die Ruhepause brauchen, ist das alles kein Drama. Außer uns selbst kann uns niemand Vorwürfe machen, und dies können wir uns ja nun wirklich ersparen.

Andere wollen auch nur Glück und kein Leid und so werden wir verstehen, wie wir zum Frieden beitragen und anderen Gutes tun können. Und das alles nur, weil wir lernen, unseren Geist zu beherrschen und uns nicht mehr von seinen Verblendungen beherrschen lassen. Damit hat unsere Gefangenschaft ein Ende.

Jetzt haben wir angefangen, von unserem Reiseziel zu träumen, aber was ist eigentlich unser Ausgangspunkt?

Um erkennen zu können, was unser Geist für Tricks und Spielchen draufhat, lohnt sich der Blick auf unseren Alltag. Zwar wird jeder von uns seine persönliche Lebenssituation haben, aber ein paar Punkte haben wir alle gemeinsam:

- Wir bekommen nicht immer, was wir haben wollen

- Wir müssen mit Menschen und/oder Situationen klarkommen, die wir nicht haben wollen

- Es gibt keine Sicherheit (die einzige Sicherheit ist die, dass sich alles verändert)

- Wir wissen nicht einmal, ob wir nicht morgen tot sind

Und noch etwas verbindet uns alle: unser Geist ist fast die ganze Zeit mit den „acht weltlichen Dharmas“ beschäftigt:

Lob und Tadel: wir fühlen uns toll und wichtig, wenn wir gelobt werden und schlecht oder ungerecht behandelt, wenn wir getadelt werden

Gewinn und Verlust: es gibt Vieles, das wir gern haben möchten und fürchten den Verlust unserer Partner, unserer Finanzmittel oder der gesellschaftlichen Position

Freud und Leid: Gesundheit und Wohlstand verstärken unser Glücksempfinden

Ruhm und Schande: zeigen unseren gesellschaftlichen Status

Ständig sind wir bemüht, Lob, Gewinn, Freude und Ruhm zu erlangen und Tadel, Verlust, Leid und Schande nicht erleben zu müssen. Jeder dieser 8 Punkte kann sich augenblicklich ins Gegenteil verkehren. Das ist positiv (das Leiden hat ein Ende oder es kann auch besser werden) oder negativ (meine schöne Position entschwindet plötzlich), aber auf jeden Fall sind diese Situationen vergänglich und so sehr wir uns auch bemühen, wir können uns darauf nicht verlassen. Und doch lassen wir uns von ihnen beherrschen und widmen ihnen Zeit und Energie.

Warum machen wir das? Um unser Ego zufriedenzustellen und um uns von anderen abzugrenzen. Wofür brauchen wir unser Ego? – Diesen spannenden Punkt klären wir an einer späteren Stelle. Wie Sie merken, beginnt die Reise erst….

Zusammengefasst:

Wir befinden uns in A. Natürlich denkt jetzt jeder von Ihnen an seinen Heimatort, aber es ist der augenblickliche Zustand unseres Geistes. Wir müssen uns jetzt als Erstes überlegen, wo wir uns wirklich befinden.

Es gibt ein großes Vorurteil, dass sich Buddhisten nur mit Leid beschäftigen. Aber das ist nun mal unsere Ausgangssituation. Der werden wir ins Auge sehen müssen. Haben Sie keine Angst, ich werde das Thema nicht überstrapazieren, aber wir können es weder schönreden noch weglassen. Sonst verstehen wir nicht, warum wir Gefangene sind (alle – bis auf die Buddhas!) und wie wir da rauskommen. Wahrscheinlich haben die meisten, die zu diesem Vorurteil beigetragen haben, den Rückweg angetreten, so dass sie nie erfahren haben, dass Buddhismus sehr viel mehr mit Freude und Glück zu tun hat als mit Leid. Auf jeder Reise freut man sich ja auch auf das Ziel. Und langfristiges, zuverlässiges Glück ist ja unser Ziel (Zielort/Zustand B). Dahin richtet man sich aus.

Welchen Proviant brauchen wir auf dem Weg?

In der buddhistischen Lehre spricht man von 3 Arten, auf dem Weg voranzukommen:

Hören, Nachdenken und Meditieren.

Schon beim Hören (bzw. lesen) gibt es drei Fallen – die „Drei Fehler eines Gefäßes“, die man vermeiden sollte:

1. Das Gefäß ist umgedreht: man kann nichts reinfüllen (Wein, Wissen, Segen)

2. Das Gefäß ist verschmutzt: der Inhalt schmeckt nicht (man hat etwas nicht korrekt verstanden)

3. Das Gefäß hat ein Loch: das Wasser fließt raus (gemeint ist hier Vergesslichkeit)

Buddha lehrte in einem Sutra (Lehrrede) das Gegenmittel: „Höre gut zu, auf die beste Weise, bewahre es im Geist“

Das „bzw. lesen“ stammt von mir. Als Buddha lehrte, wurden seine Belehrungen nicht gleich aufgeschrieben. Damals wurde alles mündlich vom Lehrer an die Schüler weitergegeben. Heutzutage läuft das ja etwas anders. Auch bei Vergesslichkeit haben wir es heute einfacher: ein Blick ins Internet hilft oft weiter….

Richtig weiter kommen wir erst, wenn wir über das Gehörte auch nachdenken und darüber meditieren (wie man das macht, erfahren wir später).

Wenn Sie jetzt Lust haben, machen wir uns gemeinsam auf die Reise. Dazu begeben wir uns in eine Zeit um ca. 500 v.Chr. nach Indien und ich schildere Ihnen, wie Buddha die Erleuchtung erlangt hat.