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Alle Romane von John le Carré jetzt als E-Book! - Dolmetscher Bruno Salvador wird vom Britischen Geheimdienst für eine inoffizielle Konferenz zum Thema Kongo engagiert. Die krisengeschüttelte und an Rohstoffen reiche Region ist Brunos Heimat. Bahnt sich in dem fernen Land eine Katastrophe an? Bruno sucht Verbündete, die mit ihm für eine demokratische Zukunft des Kongo streiten. Doch plötzlich wird er zum Gejagten, denn in seinem Besitz befinden sich wertvolle Dokumente. Der Weltbestseller vom Meister des Spionagethrillers. Große TV-Doku "Der Taubentunnel" ab 20. Oktober 2023 auf Apple TV+
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Das Buch
Der Dolmetscher Bruno Salvador erhält einen Auftrag vom Britischen Geheimdienst. Für zwei Tage wird er an einen geheimen Ort gebracht. Er dolmetscht eine inoffizielle Konferenz, an der auch afrikanische Politiker teilnehmen. Im Zentrum des Interesses steht die Zukunft des Kongo, Brunos Heimat. Bahnt sich in der krisengeschüttelten und an Rohstoffen reichen Region eine Katastrophe an? Gemeinsam mit seiner jungen Geliebten Hannah sucht Bruno Verbündete, die mit ihm für eine demokratische Zukunft des Kongo streiten. Doch plötzlich werden Hannah und er zu Gejagten, denn in Brunos Besitz befinden sich wertvolle Dokumente.
»Le Carré zieht alle Register seiner Spionagethriller-Kunst.«
Bild am Sonntag
Der Autor
John le Carré, geboren 1931 in Poole, Dorset, studierte in Bern und Oxford Germanistik, bevor er in diplomatischen Diensten u. a. in Bonn und Hamburg tätig war. Der Roman Der Spion, der aus der Kälte kam begründete seinen Weltruhm als Bestsellerautor. Der Autor lebt mit seiner Frau in Cornwall und London.
In unserem Hause sind von John le Carré bereits erschienen:
Absolute Freunde · Agent in eigener Sache · Dame, König, As, Spion · Das Rußlandhaus · Der ewige Gärtner · Der heimliche Gefährte · Der Nachtmanager · Der Spion, der aus der Kälte kam · Der Schneider von Panama · Der wachsame Träumer · Die Libelle · Ein blendender Spion · Ein guter Soldat · Ein Mord erster Klasse · Eine Art Held · Eine kleine Stadt in Deutschland · Empfindliche Wahrheit · Geheime Melodie · Krieg im Spiegel · Marionetten · Schatten von gestern · Single & Single · Unser Spiel · Verräter wie wir
John le Carré
Geheime Melodie
Roman
Aus dem Englischenvon Sabine Roth und Regina Rawlinson
List Taschenbuch
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ISBN 978-3-8437-0847-0
Ungekürzte Ausgabe im List Taschenbuch
1. Auflage Oktober 2007
2. Auflage 2007
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH,
Berlin 2006/List Verlag
© by David Cornwell, 2006
Titel der englischen Originalausgabe: The Mission Song
(Hodder & Stoughton, London)
Umschlaggestaltung: Sabine Wimmer, Berlin
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E-Book: CPI – Clausen & Bosse, Leck
»Die Eroberung der Welt, die im wesentlichen darauf hinausläuft, daß man sie denen fortnimmt, die eine andere Hautfarbe oder etwas plattere Nasen als wir haben, ist, genau besehen, nichts Erfreuliches.«
Mein Name ist Bruno Salvador. Meine Freunde nennen mich Salvo, meine Feinde ebenso. Entgegen anderslautenden Behauptungen bin ich ein unbescholtener Bürger des Vereinten Königreichs und Nordirlands, von Beruf Konferenzdolmetscher für Swahili und die weniger bekannten, aber weitverbreiteten Sprachen des Ostkongo, vormals Teil von Belgisch-Kongo, daher auch meine Beherrschung des Französischen, ein weiterer Pfeil in meinem Köcher. Meine Dienste sind an den Londoner Zivil- und Strafgerichten so regelmäßig gefragt wie auf Dritte-Welt-Konferenzen jedweder Art, siehe meine erstklassigen Referenzen von führenden Konzernen unseres Landes. Meinen besonderen Fertigkeiten verdanke ich außerdem die Ehre, meine patriotische Pflicht gegenüber einer Behörde erfüllen zu dürfen, deren Existenz routinemäßig geleugnet wird. Ich bin nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ich zahle gewissenhaft meine Steuern, ich bin kreditwürdig und habe ein gutes Standing bei meiner Bank. Dies sind unumstößliche Fakten, an denen kein noch so hohes Maß an bürokratischer Manipulation etwas ändern wird.
In sechs Jahren ehrlicher Arbeit in der Wirtschaftswelt – ob nun bei Telefonkonferenzen mit ihren obligatorischen verbalen Eiertänzen oder bei diskreten Zusammenkünften in neutralen Städten auf dem europäischen Kontinent – ist mein Können der kreativen Beeinflussung der Öl-, Gold-, Diamanten-, Mineralien- und anderer Rohstoffmärkte zugute gekommen, ganz zu schweigen von den Millionen von Dollar, die es vor den neugierigen Augen der Aktionäre auf Nummernkonten an so entlegenen Orten wie Panama, Budapest oder Singapur zu retten galt. Fragt man mich, ob mir bei meiner Mithilfe bei solchen Transaktionen das Gewissen schlägt, so ist meine Antwort ein dezidiertes »Nein«. Die Berufsehre des Spitzendolmetschers läßt derlei nicht zu. Er wird nicht dafür bezahlt, seinen Skrupeln zu frönen. Er ist seinem Auftraggeber in derselben Weise verpflichtet wie ein Soldat seiner Fahne. Als Geste gegenüber den Benachteiligten dieser Welt habe ich es mir jedoch zur Gewohnheit gemacht, mich unentgeltlich den Londoner Krankenhäusern, Gefängnissen und Einwanderungsbehörden zur Verfügung zu stellen, auch wenn die Aufwandsentschädigung in diesen Fällen kläglich ist.
Im Wählerverzeichnis stehe ich unter Norfolk Mansions Nr. 17, Prince of Wales Drive, Battersea, South London – eine Eigentumswohnung in bester Lage, die zum Teil mir gehört und zum größeren Teil meiner mir gesetzlich angetrauten Ehefrau Penelope (um Gottes willen nicht »Penny«!), einer hochkarätigen Oxbridge-Journalistin, vier Jahre älter als ich und mit ihren zweiunddreißig Jahren ein aufsteigender Stern am Firmament eines großen britischen Boulevardblattes, das die Meinung von Millionen bildet. Penelopes Vater ist Seniorpartner einer Londoner Nobelkanzlei, Penelopes Mutter gibt in ihrem Tory-Ortsverein den Ton an.Wir haben vor fünf Jahren geheiratet, aufgrund gegenseitiger körperlicher Anziehung sowie mit dem einvernehmlichen Ziel einer Schwangerschaft, sobald ihre Karriere es zuließe, da fester Bestandteil meiner Lebensplanung die Gründung einer stabilen Kernfamilie nach konventionellem britischem Vorbild war. Der geeignete Zeitpunkt hat sich jedoch nicht ergeben, was mit ihrem rasanten Aufstieg bei der Zeitung zu tun hat, aber auch mit anderen Dingen.
Unsere Verbindung war nicht in jeder Hinsicht orthodox. Penelope ist die ältere Tochter einer angesehenen weißen Familie aus Surrey, Bruno Salvador alias Salvo der ungeplante Sohn eines gewöhnlichen irischen Missionars und eines kongolesischen Dorfmädchens, dessen Name in den Wirren der Kriege und Zeiten für immer verlorengegangen ist. Um es genauer zu sagen: Ich kam hinter den verschlossenen Pforten eines Karmelitinnenklosters in der Stadt Kisangani zur Welt, dem damaligen Stanleyville, entbunden von Nonnen, die ewiges Stillschweigen gelobt hatten, was für jeden außer mir komisch, surreal oder frei erfunden klingt. Für mich jedoch ist es eine schlichte biologische Wahrheit, wie es das für jeden wäre, der als Zehnjähriger in einem Missionshaus im tiefgrünen Hochland von Süd-Kivu im östlichen Kongo am Bett seines frommen Vaters sitzen und dessen schluchzender Beichte lauschen mußte, hervorgestoßen halb im Französisch der Normandie, halb in Ulster-irischem Englisch, dieweil tropische Regengüsse wie Elefantenfüße auf das grüne Blechdach trommelten und über seine fieberhohlen Wangen solche Tränenbäche strömten, als würden sämtliche Naturgewalten herandrängen, um bei dem Spektakel dabeizusein. Fragt man einen Abendländer, wo Kivu liegt, so wird er mit bedauerndem Lächeln den Kopf schütteln. Fragt man einen Afrikaner, dann sagt er »im Paradies«, denn genau das ist es: ein zentralafrikanisches Paradies aus dunstverschleierten Seen und vulkanischen Bergen, smaragdgrünen Weiden, üppigen Obsthainen und und und …
Im siebzigsten und letzten Jahr seines Lebens war die größte Sorge meines Vaters, er könnte mehr Seelen in Ketten gelegt als befreit haben. Die vatikanischen Missionare in Afrika, so er, waren gefangen in einem ewigen Dilemma zwischen dem, was sie dem Leben, und dem, was sie Rom schuldeten, und ich war Teil dessen, was er dem Leben schuldete, sosehr das seine Glaubensbrüder auch empörte. Wir beerdigten ihn auf Swahili, wie er es sich gewünscht hatte, doch als es an mir war, an seinem Grab »Der Herr ist mein Hirte« zu lesen, tat ich das in meiner ganz persönlichen Übersetzung, auf Shi, das er von allen Sprachen des Ostkongo am meisten liebte, weil es so kraftvoll und dabei so geschmeidig ist.
Uneheliche Mischlings-Schwiegersöhne fügen sich nicht nahtlos in die Gesellschaftsstrukturen des reichen Surrey – eine altbewährte Regel, von der Penelopes Eltern keine Ausnahme bildeten. Im richtigen Licht, so hatte ich mir als Heranwachsender oft gesagt, sehe ich mehr nach sonnengebräuntem Iren als nach mittelbraunem Afrikaner aus, und mein Haar ist glatt und nicht kraus, was keine geringe Assimilationshilfe ist. Aber so leicht ließen sich Penelopes Mutter und die anderen Damen aus dem Golfclub nicht täuschen, und der größte Alptraum der armen Frau war und blieb, ihre Tochter könnte ein kohlschwarzes Enkelkind in die Welt setzen. Was vielleicht Penelopes Zaudern erklärt, die Probe aufs Exempel zu machen, auch wenn ich im Rückblick meine Zweifel daran habe: schließlich hatte sie mich nicht zuletzt in der Absicht geheiratet, ihre Mutter zu schockieren und ihrer kleinen Schwester den Rang abzulaufen.
* * *
An dieser Stelle vielleicht ein paar Worte über den Lebenskampf meines lieben Vaters selig. Sein Eintritt in die Welt, so versicherte er mir, war um keinen Deut glatter verlaufen als der meinige. Geboren 1917 als Sohn eines Korporals der Royal-Ulster-Füsiliere und eines vierzehnjährigen Bauernmädchens aus der Normandie, das zufällig des Weges spaziert kam, verbrachte er seine Kindheit auf dem Rangiergleis zwischen einer Kate in den Sperrin-Bergen und einer anderen in Nordfrankreich, bis ihm sein Fleiß und seine ererbte Zweisprachigkeit zu einem Platz in einem Priesterseminar im tiefsten Donegal verhalfen, wodurch er seine jungen Füße unbedacht auf den Pfad Gottes setzte.
Zurück nach Frankreich geschickt, wo sein Glaube letzten Schliff erhalten sollte, durchlitt er klaglos nicht enden wollende Jahre zermürbender Unterweisung in katholischer Dogmatik, doch kaum war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, schnappte er sich das nächstbeste Fahrrad, welches sich zu der Zeit, wie er mit typisch irischem Schalk hervorhob, in gottlosen Protestantenhänden befand, und strampelte, was die Pedale hergaben, über die Pyrenäen nach Lissabon.Als blinder Passagier auf einem Trampschiff nach dem damaligen Leopoldville entging er den Aufmerksamkeiten einer Kolonialregierung, der herumstreunende weiße Missionare ein Dorn im Auge waren, und schloß sich einer abgelegenen Bruderschaft an, die sich der Bekehrung der über zweihundert Stämme des Ostkongo verschrieben hatte, noch unter günstigsten Bedingungen ein ehrgeiziges Ziel. Wenn schon ich mir von Zeit zu Zeit den Vorwurf zu großer Impulsivität einhandle – man sehe sich meinen seligen Vater auf seinem Ketzerfahrrad an!
Mit der Hilfe einheimischer Konvertiten, deren Sprachen er als Naturtalent im Nu erlernte, brannte er Ziegel und vermörtelte sie mit rotem Lehm, den er mit den eigenen Füßen weichstampfte, zog Gräben durch die Hänge und hob zwischen den Bananenhainen Latrinen aus. Dann wurde gebaut: zuerst die Kirche, dann die Schule mit ihren beiden Glockentürmen, dann das Marien-Hospital. Dem folgten die Fischteiche und die Obst- und Gemüseplantagen zur Eigenversorgung, denn dies erschien ihm als seine dringlichste Berufung in einer Region, in der alles so reichlich gedieh – ob es nun Maniok war, Papayas, Mais, Sojabohnen, Chinin oder Kivus Walderdbeeren, die die besten der ganzen Welt sind. Erst nach alledem kam die Mission selbst an die Reihe. Und hinter der Mission ein niedriges Ziegelhäuschen mit kleinen, hoch in die Wand gesetzten Fenstern: die Dienstbotenunterkunft.
Im Namen Gottes zog er Hunderte von Meilen zu den entferntesten patelins und Minensiedlungen, beglückt über jede neue Gelegenheit, seine stets wachsende Sprachensammlung zu erweitern, bis er eines Tages bei seiner Rückkehr Schule und Missionshaus dem Erdboden gleichgemacht fand, seine Priesterbrüder geflohen, die Kühe, Ziegen und Hühner geraubt, das Hospital geplündert, die Schwestern verstümmelt, vergewaltigt und abgeschlachtet und sich selbst in der Gewalt der furchtgebietenden Simba. Dieser mörderische Mob irregeleiteter Revolutionäre galt seit einigen Jahren offiziell als ausgerottet, doch ein paar letzte versprengte Häuflein existierten zäh weiter und hielten fest an ihrem alleinigen Daseinsziel: Tod und Vernichtung allen Handlangern des Kolonialismus, wobei Handlanger jeder sein konnte, der von ihnen selbst oder den Geistern ihrer langverstorbenen Krieger-Ahnen dazu ernannt wurde.
Gemeinhin schreckten die Simba davor zurück, Hand an weiße Priester zu legen, aus Angst um die Wirkkraft ihrer dawa, die sie gegen Gewehrkugeln feite. Im Falle meines seligen Vaters freilich brauchten seine Häscher nicht lange, um ihre Skrupel zu überwinden: Die Tatsache, daß er ihre Sprache so gut sprach wie sie selbst, entlarvte ihn einwandfrei als einen schwarzen Teufel in Verkleidung. Von seiner Standhaftigkeit in der Gefangenschaft wurde später so manch erhebende Anekdote erzählt. Sooft er auch ausgepeitscht wurde, um die wahre Färbung seiner Teufelshaut ans Licht zu bringen, sooft er auch gefoltert oder dazu gezwungen wurde, der Folterung anderer beizuwohnen, verkündete er doch unermüdlich das Evangelium und erbat Gottes Vergebung für seine Peiniger. Wann immer es ihm möglich war, ging er unter seinen Mitgefangenen umher und spendete ihnen die Kommunion. Doch nicht einmal die katholische Kirche in all ihrer Weisheit hätte die Wirkung voraussehen können, die diese Fülle der Entbehrungen auf ihn hatte. Die Geißelung des Fleisches, so lehrt man uns, befördert den Triumph des Geistes. Allerdings nicht im Falle meines seligen Vaters, der binnen Monaten nach seiner Freilassung die Fehlbarkeit dieser bequemen Doktrin unter Beweis gestellt hatte, und zwar nicht nur mit meiner seligen Mutter.
Wenn in jener stinkenden Gefängnishütte und jener Peitsche damals ein göttlicher Wille am Werk war, raunte er mir auf seinem Sterbebett zu, wobei er zu seinem herzerquickenden Ulster-Englisch Zuflucht nahm, für den Fall, daß seine Mitbrüder durch die Dielenritzen lauschten, dann offenbart er sich in deiner Zeugung, mein Sohn. Sterben zu müssen, ohne den Trost erfahren zu haben, den der Körper einer Frau zu spenden vermag – diese Vorstellung war die eine Folter, die ich nicht ertrug.
* * *
Meiner Mutter Lohn dafür, daß sie mich in die Welt setzte, war ebenso hart wie ungerecht. Auf Drängen meines Vaters machte sie sich in ihr Heimatdorf auf, um bei ihrer Familie und ihrem Stamm niederzukommen.Aber dies waren turbulente Zeiten für den Kongo – oder Zaire, wie General Mobutu verordnete. Im Namen des Afrikanertums hatte man ausländische Priester aus dem Land gejagt, weil sie sich erdreistet hatten, Kinder auf westliche Namen zu taufen, in den Schulen durfte das Leben Jesu nicht mehr gelehrt werden, und Weihnachten war zum normalen Werktag erklärt worden. Verständlich also, daß die Stammesältesten im Dorf meiner Mutter wenig Lust verspürten, ein Missionarsbalg aufzuziehen, dessen Anwesenheit in ihrer Mitte sofortige Vergeltung auf sie herabbeschwören konnte, weshalb sie das Problem dahin zurückschickten, wo es hergekommen war.
Doch die Patres in der Mission wollten uns ebensowenig wie die Dorfältesten und verwiesen meine Mutter tunlichst an ein fernes Nonnenkloster, wohin sie es mit knapper Not schaffte, nur wenige Stunden vor meiner Geburt. Drei Monate unter der wohlmeinenden Knute der Karmelitinnen waren mehr als genug für sie.Aber meine Zukunft glaubte sie bei den Schwestern in besseren Händen als bei ihr selbst, und so vertraute sie mich ihrer Barmherzigkeit an, entfloh tiefnachts über das Dach des Badehauses und schlich sich zurück zu den Ihren, die wenige Wochen später bis zum letzten Mann von einem feindlichen Stamm massakriert wurden, einschließlich meiner fernsten Urahnen, meiner Onkel, meiner Vettern zweiten Grades, Großtanten und Halbbrüder oder -schwestern.
Die Tochter eines Dorfführers, mein Sohn, flüsterte mein Vater durch seine Tränen, als ich ihn um Einzelheiten bestürmte, die mir helfen sollten, mir ein Bild von ihr zu machen, von dem ich in späteren Jahren zehren könnte. Ich hatte unter seinem Dach Aufnahme gefunden. Sie kochte für uns und brachte mir mein Waschwasser. Ihre Freigebigkeit war es, die mich überwältigte. Er setzte schon längst keinen Fuß mehr auf die Kanzel, er hatte allem verbalen Feuerzauber abgeschworen. Dennoch entfachte die Erinnerung nun ein paar Funken in der schwelenden Glut seiner irischen Beredsamkeit: So hochgewachsen, wie du einmal sein wirst, mein Sohn! So schön wie Gottes gesamte Schöpfung! Wie im Namen des Heilands kann jemand behaupten, du seist in Sünde geboren? Du bist in Liebe geboren, mein Sohn! Es gibt keine Sünde außer dem Haß!
Die Strafe, die meinem Vater von der Heiligen Kirche auferlegt wurde, fiel zwar weniger drakonisch aus als bei meiner Mutter, aber streng war sie auch. Ein Jahr in einer jesuitischen Bußanstalt außerhalb von Madrid, zwei weitere als Arbeiterpriester in einem Slum in Marseille, dann erst durfte er zurück in den Kongo, den er wider alle Vernunft so liebte. Und wie er es deichselte, ist mir ein Rätsel, und dem Herrgott wahrscheinlich auch, aber an irgendeiner Kehre seines dornigen Pfads beschwatzte er das katholische Waisenhaus, in dessen Obhut ich mich befand, mich ihm zu überlassen. Von da an begleitete der halbblütige Bastard Salvo ihn überallhin, versorgt von Kinderfrauen, die gar nicht alt und nicht häßlich genug sein konnten. Der Sprößling eines verstorbenen Onkels, hieß es zunächst. Später: Altardiener und Ministrant – bis zu dem bereits erwähnten schicksalhaften Abend meines zehnten Geburtstags, an dem er mir, sich seiner Sterblichkeit und meines Heranwachsens gleichermaßen bewußt, sein nur allzu menschliches Herz ausschüttete, was ich bis zum heutigen Tag als das größte Kompliment nehme, das ein Vater seinem ungeplanten Sohn machen kann.
* * *
Die Jahre, die auf den Tod meines seligen Vaters folgten, waren nicht leicht für den verwaisten Salvo, vornehmlich deshalb, weil die weißen Missionare meine Anwesenheit als steten Stachel in ihrem Fleische empfanden; daher auch mein Swahili-Spitzname mtoto wa siri, das Kind, das es nicht gibt. Nach afrikanischer Überzeugung tragen wir den Geist unseres Vaters und das Blut unserer Mutter in uns, und das war mein Problem in aller Kürze. Wäre mein seliger Vater schwarz gewesen, hätte man mich vielleicht als Übergepäck geduldet. Aber er war weiß durch und durch, was immer die Simba dachten, und ein weißer Missionar produziert keinen Nachwuchs, Punkt. Das Kind, das es nicht gab, durfte den Priestern bei Tisch und am Altar dienen und auf ihre Schule gehen, aber sobald ein kirchlicher Würdenträger gleich welcher Farbe am Horizont auftauchte, ab mit ihm ins Dienstbotenquartier, wo es sich versteckt zu halten hatte, bis die Luft wieder rein war. Was nicht heißen soll, daß ich den Patres ihren Kleinmut verüble – sowenig wie das gelegentliche Übermaß ihrer Wertschätzung, denn anders als mein seliger Vater beschränkten sie sich, wenn sie sich ihrer verdrängten fleischlichen Gelüste annahmen, auf das eigene Geschlecht, wie zu sehen an Père André, unserem Redner vor dem Herrn, der mich mit mehr Aufmerksamkeit bedachte, als ich so recht verkraften konnte, oder an Père François, der André als seinen speziellen Freund betrachtete und an diesem Aufblühen der Zuneigung Anstoß nahm. In unserer Missionsschule derweil genoß ich weder die Ehrerbietung, die unserer Handvoll weißer Kinder zuteil wurde, noch die Kameradschaft, die unter meinen schwarzen Altersgenossen herrschte. Kein Wunder also, daß es mich zu dem niedrigen Ziegelbau zog, in dem die Bediensteten wohnten und der, ohne daß die Patres dies ahnten, der wahre Dreh- und Angelpunkt unserer Gemeinde war, Herberge aller vorbeiziehenden Wandersleute und Nachrichtenbörse für einen Umkreis von vielen Meilen.
Und dort, zusammengerollt auf einer Holzpritsche neben dem gemauerten Kamin, lauschte ich mit angehaltenem Atem den Erzählungen nomadischer Jäger, Medizinmänner, Zauberspruch-Verkäufer, Krieger und Ältester, mucksmäuschenstill, damit man sich ja nicht meiner entsann und mich ins Bett schickte. Und dort keimte auch meine Liebe zu den vielen Sprachen und Dialekten des Ostkongo auf. Als das kostbare Erbe meines seligen Vaters hütete ich sie, hegte und pflegte sie in aller Heimlichkeit, hortete sie in meinem Kopf als Schutz gegen welche Übel auch immer, plagte Eingeborene und Missionare gleichermaßen um ein noch so kleines Körnchen Mundart, eine Redewendung. Allein in meiner winzigen Zelle schrieb ich mir bei Kerzenlicht meine eigenen kindlichen Wörterbücher zusammen. Bald schon wurden diese magischen Puzzleteile meine Identität und meine Zuflucht, die private Welt, die mir keiner wegnehmen konnte und die nur wenige Auserwählte betreten durften.
Und noch heute frage ich mich, wie das Leben des Kindes, das es nicht gab, wohl verlaufen wäre, wenn ich diesen einsamen, zwiespältigen Pfad hätte weitergehen dürfen – ob sich das Blut meiner Mutter letztendlich als stärker erwiesen hätte als der Geist meines Vaters. Die Frage muß allerdings hypothetisch bleiben, denn seine ehemaligen Glaubensbrüder setzten ihre ganze Energie daran, mich loszuwerden. Meine Hautfarbe, mein Sprachtalent, meine vorlaute irische Art und, schlimmer noch, das gute Aussehen, das ich den Missionsdienern zufolge von meiner Mutter geerbt hatte, all das mahnte sie täglich an seinen Fehltritt.
Nach vielerlei Hin und Her verlautete zum großen Erstaunen aller, meine Geburt sei beim britischen Konsul in Kampala aktenkundig, laut demselben Bruno-der-ansonsten-Namenlose ein vom Heiligen Stuhl adoptiertes Findelkind war. Sein angeblicher Vater, ein nordirischer Seefahrer, hatte das Neugeborene der Oberin der Karmelitinnen in die Arme gedrückt, auf daß sie es im rechten Glauben großzöge. Darauf war er verschwunden, ohne eine Nachsendeadresse zu hinterlassen. So jedenfalls hieß es in der reichlich unplausiblen handschriftlichen Darstellung des wackeren Konsuls, der seinerseits ein treuer Sohn Roms war. Den Nachnamen Salvador, so erklärte er, habe mir die Mutter Oberin selbst gegeben, die spanischer Abstammung war.
Aber warum päpstlicher sein als der Papst? Ich war offiziell ein Punkt auf der Bevölkerungsweltkarte, dem langen linken Arm Roms zu ewigem Dank verpflichtet, daß er sich nach mir ausgestreckt hatte.
* * *
Von nämlichem langen Arm heimgeholt in die Fremde Englands, wurde ich dem Herz-Jesu-Heim überantwortet, einem Internat für zweifelhafte katholische Waisen männlichen Geschlechts in den grünen Hügeln von Sussex. Als sich an einem arktischen Nachmittag Ende November seine gefängnisartigen Tore hinter mir schlossen, erwachte in mir ein Geist der Rebellion, auf den weder ich noch meine neuen Wohltäter vorbereitet waren. Binnen weniger Wochen hatte ich mein Bettzeug in Brand gesteckt, mein Lateinbuch verschmiert, war unerlaubt der Messe ferngeblieben und bei einem Fluchtversuch im Laderaum eines Wäschereiwagens erwischt worden. Hatten die Peitschenhiebe der Simba den Nachweis erbringen sollen, daß mein seliger Vater schwarz war, so suchte nun unser Abt mir mit aller Kraft zu beweisen, daß ich weiß war. Selber ein Ire, fühlte er sich in besonderem Maße gefordert. Die Wilden, so donnerte er, während er sich an mir verausgabte, kennen nur Exzesse. Ihnen fehlt die Mitte. Zu seiner Mitte findet der Mensch nur durch Selbstdisziplin, und indem er mich schlug – und für mich betete, während er mich schlug –, hoffte er dieses mein Defizit wettzumachen.Aber Rettung nahte von anderer Seite, als er dachte, in Gestalt eines ergrauten, aber rüstigen Ordensbruders, der seiner Geburt und seinen Gütern entsagt hatte.
Pater Michael, mein neuer Beschützer und bestallter Beichtvater, entstammte dem katholischen englischen Landadel. Seine lebenslange Wanderschaft hatte ihn bis in die fernsten Weltgegenden geführt. Nachdem ich mich einmal an seine Zärtlichkeiten gewöhnt hatte, wurden wir enge Freunde und Verbündete, und die Aufmerksamkeiten des Abtes nahmen proportional dazu ab, doch ob sich das meinem besseren Betragen verdankte oder, wie ich heute vermute, einer Abmachung zwischen den beiden, wußte ich nicht, und es war mir auch herzlich egal. Während eines einzigen strammen Nachmittagsmarsches über die regengepeitschten Hügel, immer wieder unterbrochen von Zuneigungsbezeigungen, überzeugte Pater Michael mich davon, daß meine gemischte Abstammung, weit davon entfernt, ein Makel zu sein, der getilgt gehörte, Gottes kostbares Geschenk an mich war, eine Sichtweise, der ich mich dankbar anschloß. Am meisten angetan hatte es ihm meine Fähigkeit – die ihm zu demonstrieren ich die Kühnheit besaß –, fließend aus einer Sprache in die andere zu gleiten. Im Missionshaus hatte ich für diese Zurschaustellung meiner Talente teuer bezahlen müssen, unter Pater Michaels verzückten Blicken jedoch erlangten sie quasi-himmlischen Status:
»Welch größeren Segen gibt es, mein lieber Salvo«, rief er, und eine drahtige Faust schoß aus seiner Kutte hervor und boxte in die Luft, während sich die andere Hand schuldbewußt unter meinen Kleidern zu schaffen machte, »als die Brücke zu sein, das unentbehrliche Bindeglied zwischen den ringend sich bemühenden Geschöpfen Gottes? Das Seine Kinder zusammenführt in Harmonie und gegenseitigem Verstehen?«
Was Michael nicht bereits über meine Lebensgeschichte wußte, war im Lauf unserer zweisamen Gänge bald erzählt. Ich berichtete ihm von den magischen Abenden am Kamin des Dienstbotenquartiers. Ich schilderte ihm, wie mein Vater und ich in seinen letzten Jahren zu entlegenen Dörfern gereist waren, wo ich, solange er mit den Ältesten palaverte, den Kindern unten am Fluß die Wörter und Wendungen abluchste, die mein ein und alles waren. Andere mochten ihr Glück in wilden Spielen, in Fauna, Flora oder Stammestänzen suchen – Salvo, das Kind, das es nicht gab, fand die Erfüllung in den melodiösen Vertraulichkeiten der afrikanischen Stimme mit ihren Myriaden von Schattierungen und Variationen.
Und während ich der Erinnerung an solche und ähnliche Abenteuer nachhing, wurde Pater Michael seine große Erleuchtung zuteil.
»Wie es dem Herrn gefallen hat, in dir zu säen, Salvo, also laß uns jetzt zusammen ernten!« rief er.
So ernteten wir denn. Mit einer Resolutheit, die ihn weniger Mönch denn Marschall erscheinen ließ, wälzte der noble Michael Vorlesungsverzeichnisse, verglich Studiengebühren, schleppte mich zu Auswahlgesprächen, nahm meine prospektiven Lehrer, Damen wie Herren, ins Kreuzverhör und blickte mir über die Schulter, während ich mich einschrieb. Sein Ehrgeiz, entfacht von Anbetung, war so unerbittlich wie sein Glaube: Ich sollte eine solide Grundlage in jeder einzelnen meiner Sprachen erhalten und auch diejenigen wiederentdecken, die im Lauf meiner bewegten Kindheit auf der Strecke geblieben waren.
Und wer würde aufkommen für all dies? Ein Engel, der uns erschien in Gestalt von Michaels reicher Schwester Imelda, deren säulengeschmücktes Haus aus honiggoldenem Sandstein, in die Senken Somersets geschmiegt, zu meiner Herzensheimat außerhalb Herz-Jesu wurde. Auf Willowbrook, wo ausgemusterte Poloponys ihr Gnadenbrot bekamen und jeder Hund seinen eigenen Ohrensessel hatte, wohnten drei muntere Schwestern, deren älteste Imelda war.Wir hatten unsere eigene Kapelle mit Angelusglocke, einen Grenzgraben, ein Eishaus, einen Croquetrasen und Trauerlinden, die, wenn es stürmte, umstürzten. Wir hatten das Onkel-Henry-Zimmer, weil Tante Imelda die Witwe eines Kriegshelden namens Henry war, der England im Alleingang vor dem Feind errettet hatte, und hier war er, von seinem ersten Teddybären auf dem Kopfkissen bis hin zu seinem letzten Brief von der Front, der auf einem goldbeschlagenen Lesepult lag. Aber kein Photo, danke vielmals. Tante Imelda, deren Schale so rauh war wie ihr Kern weich, erinnerte sich auch ohne allerbestens an Henry und behielt ihn somit für sich.
* * *
Doch Pater Michael kannte auch meine Schwächen. Er wußte, daß Wunderkinder – denn als ein solches sah er mich – im gleichen Maße gezügelt wie gefördert werden mußten. Er wußte, daß ich zwar strebsam war, aber auch unbesonnen: viel zu leicht eingenommen von jedem, der nett zu mir war, viel zu sehr in Angst davor, abgelehnt, ignoriert oder gar ausgelacht zu werden, viel zu schnell bereit, jede sich bietende Chance zu ergreifen, denn eine zweite würde es womöglich nie geben. Er hielt nicht weniger auf mein feines Gehör und scharfes Gedächtnis als ich, aber er bestand darauf, daß ich mich in beidem so gewissenhaft übte wie ein Musiker an seinem Instrument oder ein Priester in seinem Glauben. Er wußte, daß mir jede Sprache kostbar war, nicht nur die Schwergewichte, sondern auch die kleinen, todgeweihten, die ohne Schriftform auskommen mußten; daß der Sohn des Missionars nicht anders konnte, als hinter diesen verirrten Schafen herzulaufen und sie zur Herde zurückzubringen; daß ich darin Legenden und Fabeln hörte, Geschichte, Poesie und die Stimme meiner nie gekannten Mutter, die mir von Geistern erzählte. Er wußte, daß ein junger Mann mit einem so offenen Ohr für jede stimmliche Nuance und Modulation beeinflußbarer und verführbarer ist als irgend jemand sonst. Salvo, schärfte er mir immer wieder ein, sei auf der Hut. Es gibt Menschen da draußen, die nur Gott allein lieben kann.
Und Michael ließ mich nicht abweichen vom steinigen Pfad der Disziplin, bis aus meinen ungewöhnlichen Gaben eine gutgeölte, multifunktionale Maschine geworden war. Nichts an seinem Salvo durfte brachliegen, so drängte er, nichts durfte einrosten, weil es ungenutzt blieb. Jeder Muskel, jede Faser meines gottgegebenen Talents mußte täglich in der Turnhalle des Geistes trainiert werden, erst mit Privatlehrern, später am Londoner Institut für Orientalistik und Afrikanistik, wo ich mein Examen in Afrikanischer Sprach- und Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Swahili und Nebenfach Französisch mit Auszeichnung ablegte. Und schließlich in Edinburgh, wo meine Ausbildung gekrönt wurde durch einen Magisterabschluß als Fachübersetzer und -dolmetscher.
So daß ich mich am Ende meines Studiums mit mehr Diplomen und Dolmetscherzulassungen schmücken konnte als all die windigen Übersetzungsbüros, die ihre dubiosen Dienste auf der Chancery Lane anbieten, zusammengenommen. Und als Pater Michael auf seiner eisernen Pritsche im Sterben lag und meine Hände streichelte, konnte er mir versichern, daß ich sein vollendetstes Werk sei, in Anerkennung dessen er mir eine goldene Armbanduhr aufnötigte, ein Geschenk von Imelda, die Gott erhalten möge, und mir das Versprechen abnahm, die Uhr stets getreulich aufzuziehen als Symbol unserer Verbundenheit über das Grab hinaus.
* * *
Man verwechsle nie einen bloßen Übersetzer mit einem Spitzendolmetscher. Sicher, der Dolmetscher ist ein Übersetzer, aber nicht umgekehrt. Übersetzen kann jeder, der ein paar Sprachkenntnisse hat, ein Wörterbuch und einen Schreibtisch, an dem er die Nächte durch sitzen und schwitzen kann: pensionierte Offiziere der polnischen Kavallerie, unterbezahlte Gaststudenten, Taxifahrer, Aushilfskellner, Hilfslehrer und wer sonst noch willens sein mag, seine Seele zum Spottpreis zu verkaufen. Er hat nichts gemeinsam mit dem Konferenzdolmetscher, der sechs Stunden hochkomplexer Verhandlungen stemmen muß. Der Dolmetscher muß so blitzschnell denken können wie ein Daytrader beim Futures-Handel. Wobei es oft sogar besser ist, er denkt überhaupt nicht, sondern schaltet die surrenden Zahnrädchen seiner beiden Hirnhälften so, daß sie ineinandergreifen, und hört sich dann ganz einfach zu.
Bei Konferenzen kommen die Leute manchmal zu mir, in der Regel am Ende des Tages, in dieser aufgeräumten Spanne zwischen dem Schluß des Tagesprogramms und dem Ansturm auf die Cocktails. »He, Salvo, helfen Sie uns mal. Wir können uns nicht einigen. Was ist Ihre Muttersprache?« Und wenn ich das Gefühl habe, sie sind ein bißchen sehr von sich eingenommen, was meistens der Fall ist, denn zu diesem Zeitpunkt steht für sie fest, daß sie die Größten auf Gottes Erdboden sind, drehe ich die Frage um. »Kommt darauf an, wer meine Mutter war, meinen Sie nicht?« erwidere ich mit einem enigmatischen Lächeln, das ich eigens für diese Gelegenheiten bereithalte. Dann lassen sie mich meist in Ruhe weiterlesen.
Aber es freut mich, wenn sie rätseln. Es beweist, daß meine Stimme klingt, wie sie sollte. Meine englische Stimme, meine ich. Sie klingt weder nach Ober- noch Mittel- noch Unterschicht. Sie klingt nicht faux royale und auch nicht nach dem Oxford-Englisch, über das sich die britische Linke so gern mokiert. Wenn überhaupt etwas, dann ist sie offensiv neutral, angesiedelt im extremen Zentrum der englischsprachigen Gesellschaft. Sie ist nicht die Art von Englisch, bei der die Leute sagen: »Ach, da und da kommt er her, das und das versucht er zu sein, das waren seine Eltern, der Ärmste, und da ist er zur Schule gegangen.« Sie verrät – anders als mein Französisch, das trotz all meiner Anstrengungen seine afrikanische Bürde nie ganz abwerfen kann – nichts von meiner gemischten Abstammung. Sie ist nicht regional gefärbt, sie hat nichts von dem Blair’schen Wir-sind-doch-alle-klassenlos-Geschlurre, nichts von dem verkniffenen High-Tory-Cockney oder dem Singsang der Kariben. Und keine Spur von den verschliffenen irischen Vokalen meines seligen Vaters. Ich habe seine Sprache geliebt und liebe sie noch, aber es war seine Sprache und niemals die meine.
Nein. Mein gesprochenes Englisch ist blank, glattgeschmirgelt, ohne Markenzeichen bis auf jene leichte afrikanische Melodik, die ich gelegentlich ganz gezielt einfließen lasse – mein Tropfen Milch im Kaffee, wie ich spielerisch dazu sage. Mir gefällt es, den Klienten gefällt es. Es gibt ihnen das Gefühl, daß ich in mir selber ruhe. Ich stehe nicht auf ihrer Seite, aber ebensowenig auf der anderen. Ich bleibe in dem Niemandsland dazwischen, ich bin, was Pater Michael sich immer gewünscht hat: die Brücke, das unentbehrliche Bindeglied zwischen den ringend sich bemühenden Geschöpfen Gottes. Jeder Mensch hat seinen Dünkel, und der meinige ist es, die eine Person im Raum zu sein, ohne die es nicht geht.
Und das war die Person, die ich auch für meine hinreißende Ehefrau Penelope sein wollte, als ich im Höllentempo eine Flucht aus Marmorstufen hochhetzte, um nicht zu spät zu dem exklusiven Empfang zu kommen, der eigens zu Penelopes Ehren im Obergeschoß eines mondänen Weinlokals in der Londoner Canary Wharf abgehalten wurde, dem Zentrum unserer großen britischen Zeitungsbranche: Auftakt zu einem Diner, das der neueste milliardenschwere Eigner der Zeitung für ein paar wenige Glückliche in seiner Residenz in Kensington gab.
* * *
Nur zwölf Minuten verspätet laut Tante Imeldas goldener Uhr und allem Anschein nach salonfähig: im bombenverschreckten London, wo jeder zweite U-Bahnhof dicht war, eine reife Leistung, könnte man sagen, aber für Salvo, den übergewissenhaften Ehemann, hätten es genausogut zwölf Stunden sein können. Penelopes großer Abend, der größte bislang in ihrer meteoritenhaften Karriere – und ihr Mann lief erst auf, nachdem sämtliche Gäste längst vom Verlagsgebäude auf der anderen Straßenseite herübergebummelt waren! Von dem Nordlondoner Bezirkskrankenhaus, wo mich Umstände, die sich meiner Kontrolle entzogen, seit dem gestrigen Abend festgehalten hatten, hatte ich mir ein Taxi für die ganze Strecke heim nach Battersea geleistet und es vor der Tür warten lassen, während ich mich hastig in meinen nagelneuen Smoking warf (zwingend vorgeschrieben an der Tafel des Eigners), unter Verzicht auf Rasieren, Duschen oder Zähneputzen. Als ich schließlich standesgemäß gekleidet an meinem Zielort anlangte, war ich in Schweiß gebadet, aber immerhin hatte ich es geschafft, ich war da – und ebenfalls da waren hundert oder mehr Kollegen von Penelope, die Auserwählten unter ihnen in Smoking und Abendkleid, der Rest lässig-elegant, alle miteinander in einen Saal mit niedrigen Deckenbalken und Ritterrüstungen aus Plastik gepfercht, Gläser mit warmem Weißwein in den Händen und die Ellenbogen ausgefahren, so daß ich als Zuspätkömmling am Rand feststeckte, bei den Kellnern, von denen die Mehrzahl passenderweise schwarz war.
Zunächst einmal sah ich sie nirgends. Ich dachte schon, sie hätte sich ebenso unerlaubt von der Truppe entfernt wie ihr Ehemann. Dann klammerte ich mich einen Moment an die Hoffnung, sie könnte sich für einen bühnenwirksam späten Auftritt entschieden haben, bis ich sie in dem Gedränge am anderen Ende des Saals erspähte, wo sie angeregt mit den Oberbonzen ihrer Zeitung parlierte, bekleidet mit einem hochmodischen Hosenanzug aus fließendem Satin, den sie sich offenbar selber spendiert und dann im Büro angezogen hatte – oder wo immer sonst sie als letztes gewesen war. Warum, o warum – rief eine Stimme in mir – hatte nicht ich ihn ihr geschenkt? Warum hatte ich nicht vor einer Woche beim Frühstück oder im Bett zu ihr gesagt, immer vorausgesetzt, sie wäre da gewesen, um es zu hören: Penelope, Schatz, ich hab eine wunderbare Idee, fahren wir zusammen nach Knightsbridge, und ich kauf dir was Schickes für deinen großen Abend? Shoppen geht ihr über alles. Ich hätte großes Tamtam darum machen können, den galanten Verehrer spielen, sie in eins ihrer Lieblingsrestaurants ausführen – nicht daß sie nicht doppelt soviel verdienen würde wie ich, mit Spesen bis zum Abwinken!
Gleichzeitig meldete sich in meinem Kopf, aus Gründen, die bis zu einem ruhigeren Moment zurückstehen müssen, noch eine andere Stimme zu Wort, die mich zu diesem meinem Versäumnis beglückwünschte – was nichts mit dem Geld zu tun hat, aber eine Menge mit den widersprüchlichen Botschaften, die das menschliche Hirn unter Streß aussendet.
Eine Hand zwickte mich in den Hintern. Ich fuhr herum und begegnete dem Kalbsblick von Jellicoe alias Jelly, dem neuesten jungen weißen Hoffnungsträger der Zeitung, frisch einem Konkurrenzblatt weggekauft. Schlaksig, betrunken und neckisch wie stets, hielt er mir eine selbstgedrehte Zigarette hin, die er mit der hohlen Hand abschirmte.
»Penelope, ich bin da! Ich hab’s geschafft!« rief ich, ohne ihn zu beachten. »Megakrise im Krankenhaus. Tut mir wahnsinnig leid!«
Was tat mir leid? Die Megakrise? Ein paar Köpfe drehten sich nach mir um. Ach, der. Salvo. Penelopes Lanzenträger. Ich versuchte es lauter, diesmal unter Einsatz von Ironie. »He, Penelope! Kennst du mich noch nach der langen Zeit? Ich bin’s, dein Mann!« – und ich wollte mich schon hineinstürzen in eine ausgefeilte Geschichte darüber, wie mich eines meiner Krankenhäuser (welches, das würde ich aus Sicherheitsgründen nicht dazusagen) an das Bett eines sterbenden, immer wieder das Bewußtsein verlierenden Ruanders gerufen hatte, der mehrfach vorbestraft war, so daß ich nicht nur für das Pflegepersonal hatte dolmetschen müssen, sondern auch für zwei Beamte von Scotland Yard, eine Zwangslage, von der ich hoffte, daß sie ihr Herz rühren würde: armer Salvo. Über ihr Gesicht breitete sich ein perlmattes Lächeln, und ich glaubte mich schon durchgedrungen zu ihr, als mir klar wurde, daß es in die Höhe gerichtet war, hinauf zu einem stiernackigen Mann, ebenfalls im Smoking, der auf einem Stuhl stand und in breitem Schottisch schrie: »Ruhe da unten, verdammt! Maul halten, alle miteinander!«
Augenblicklich verstummte seine ungebärdige Zuhörerschaft und scharte sich lammfromm um ihn. Denn dies war kein anderer als Penelopes großmächtiger Chefredakteur Fergus Thorne, in Pressekreisen bekannt als Thorne the Horn, der ankündigte, daß er eine launige Rede auf meine Frau zu halten gedachte. Ich hüpfte auf und ab und tat mein Möglichstes, um ihren Blick einzufangen, aber das Antlitz, von dem ich mir die Absolution ersehnte, war zu ihrem Chef emporgehoben wie eine Blüte zu den lebensspendenden Strahlen der Sonne.
»Nun, wir alle kennen Penelope«, begann Thorne the Horn zu Salven beifälligen Gelächters, die mich ärgerten, »und wir alle lieben Penelope« – bedeutsame Pause – »aus unserer jeweiligen Position heraus.«
Ich versuchte mich zu ihr durchzudrängeln, aber die Reihen hatten sich geschlossen, und Penelope wurde nach vorn durchgereicht wie eine errötende Braut, bis sie schließlich sittsam zu Mr. Thornes Füßen stand, was ihm ganz nebenbei einen ausgezeichneten Blick in ihr äußerst freizügiges Dekolleté bescherte. Und mir begann zu schwanen, daß sie mein Eintreffen womöglich ebensowenig zur Kenntnis genommen hatte wie zuvor mein Ausbleiben, als meine Aufmerksamkeit durch etwas abgelenkt wurde, das ich im ersten Moment als die Strafe Gottes in Form eines Herzinfarkts der Stärke zwölf diagnostizierte. Mein Brustkasten erbebte, eine Taubheit breitete sich in rhythmischen Wellen von der linken Brustwarze aus, und ich dachte, das war’s, und recht geschieht dir. Erst als ich die Hand an die befallene Stelle drückte, begriff ich, daß sich mein Mobiltelefon in dem unvertrauten Vibrationsmodus bemerkbar zu machen versuchte, den ich bei meinem Aufbruch aus dem Krankenhaus eine Stunde und fünfunddreißig Minuten zuvor eingeschaltet hatte.
Meine Außenseiterrolle wendete sich nun zum Vorteil. Während Mr. Thorne seine doppelbödigen Bemerkungen über meine Frau ausbaute, konnte ich dankbar zu einer Tür schleichen, über der WC stand. Bevor ich mich hinausschob, zeigte mir ein letzter Blick zurück Penelope, die den von Meisterhand frisierten Kopf zu ihrem Chef aufhob, die Lippen leicht geöffnet in froher Überraschtheit, die Brüste großzügig zur Schau gestellt in dem knappen Oberteil ihres Hosenanzugs. Ich ließ mein Telefon weiterbeben, bis ich drei Schritte hinaus in den stillen Korridor gemacht hatte, drückte dann die grüne Taste und hielt den Atem an. Aber statt der Stimme, die ich vor allen anderen fürchtete und herbeisehnte, vernahm ich die onkelhaft-gutturalen nordenglischen R’s von Mr. Anderson aus dem Verteidigungsministerium, der zu wissen verlangte, ob ich kurzfristig für einen relativ brisanten kleinen Dolmetscherauftrag zum Besten des Vaterlandes verfügbar sei, was er stark hoffe.
Daß Mr. Anderson eine bloße Aushilfskraft wie mich persönlich anrief, ließ die Ausmaße der gegenwärtigen Krise ahnen. Normalerweise war mein Ansprechpartner Barney, sein fescher Abteilungsleiter. Zweimal in den letzten zehn Tagen hatte Barney mich gebeten, mich für eine, wie er sagte, »heiße Sache« bereitzuhalten, nur um mich dann wissen zu lassen, daß man mich doch nicht benötigte.
»Jetzt gleich, Mr. Anderson?«
»Auf der Stelle. Wenn Sie es einrichten können, auch früher. Tut mir aufrichtig leid, Sie bei Ihrem Empfang zu stören, Salvo, aber die Sache ist dringend«, fuhr er fort, und ich hätte vermutlich verblüfft sein müssen, daß er über den Empfang für Penelope Bescheid wußte, aber ich war es nicht. Von Mr. Anderson konnte man Einblicke erwarten, die gewöhnlichen Sterblichen verwehrt blieben. »Es ist Ihr ureigenes Terrain, Salvo, Ihr Herzland.«
»Aber, Mr. Anderson …«
»Was gibt’s, mein Junge?«
»Es ist ja nicht nur die Cocktailparty jetzt. Danach kommt das Essen bei dem neuen Eigner. Smokingzwang«, schob ich nach, um Eindruck zu schinden. »Das ist eine nie dagewesene Sache. Bei einem Eigner, meine ich. Chefredakteur, ja. Aber Eigner …« Nennen Sie es Schuldbewußtsein, nennen Sie es Sentimentalität, ich schuldete es Penelope, mich zumindest etwas zu zieren.
Ein Schweigen folgte, als hätte ich ihn auf dem falschen Fuß erwischt, aber das schafft bei Mr. Anderson keiner so leicht, er ist der Fels, auf dem seine eigene Kirche gebaut ist.
»Das tragen Sie also gerade? Einen Smoking?«
»Genauso ist es, Mr. Anderson.«
»Jetzt? Während wir beide telefonieren? Sie haben ihn an?«
»Ja.« Was dachte er denn? Daß ich an einem Bacchanal teilnahm? »Wie lange würde es denn gehen?« fragte ich in dem nachfolgenden Schweigen, dessen Tiefe, so mein Verdacht, auch daher rührte, daß er seine schwere Hand auf die Sprechmuschel gelegt hatte.
»Wie lange würde was gehen?« – als ob er den Faden verloren hätte.
»Der Auftrag, Sir. Die dringende Angelegenheit, in der Sie mich brauchen. Wie lange soll sie dauern?«
»Zwei Tage. Sagen wir sicherheitshalber drei. Sie zahlen gut, davon können Sie ausgehen. Fünftausend Dollar wären sicherlich durchaus im Rahmen.« Und nach weiteren Beratungen im Hintergrund, hörbar erleichtert: »Kleidung müßte sich auftreiben lassen, Salvo. Kleidung ist kein Problem, sagt man mir.«
Hellhörig gemacht durch den Pronomenwechsel, hätte ich mich gern erkundigt, wer die denn waren, die mir hier diesen noch nie dagewesenen Bonus zahlen wollten, wo es doch üblicherweise für den Dienst am Vaterland nicht mehr als eine bescheidene Pauschale plus Aufwandsentschädigung gab – aber die Ehrerbietung hielt mich zurück, wie meistens bei Mr. Anderson.
»Montag früh muß ich beim High Court dolmetschen. In einem sehr wichtigen Fall«, wandte ich schwächlich ein. Und indem ich ein drittes und letztes Mal meine Gattenpflichten ins Spiel brachte: »Ich meine, was soll ich denn meiner Frau sagen?«
»Ein Ersatz für Sie ist bereits gefunden, Salvo, und der High Court hat keine Einwände gegen die neue Lösung, vielen Dank.« Er schwieg, und wenn Mr. Anderson schweigt, schweigt man auch. »Was Ihre Frau angeht, so sagen Sie ihr am besten, ein langjähriger Klient aus der Wirtschaft benötigt dringend Ihre Dienste und Sie können es sich nicht leisten, den Auftrag abzulehnen.«
»In Ordnung, Sir. Verstanden.«
»Durch weitere Erklärungen verwickeln Sie sich nur in Widersprüche, deshalb lassen Sie auf alle Fälle die Finger davon. Und Sie sind also so richtig piekfein? Gewichste Schuhe, Frackhemd, der ganze Schamott?«
Durch die wirbelnden Nebel meiner Verblüffung bekannte ich, daß ich in der Tat so richtig piekfein war.
»Warum höre ich kein Partygeschnatter im Hintergrund?«
Ich erklärte, daß ich mich in einen Korridor verfügt hatte, um seinen Anruf entgegenzunehmen.
»Haben Sie einen separaten Ausgang in Reichweite?«
Eine Treppe führte vor mir ins Erdgeschoß hinunter, und in meiner Verwirrung sagte ich das wohl auch.
»Dann gehen Sie gar nicht erst wieder hinein. Wenn Sie auf die Straße herauskommen, schauen Sie nach links, dann sehen Sie einen blauen Mondeo, der vor einem Wettbüro parkt. Kennzeichen endet mit LTU, weißer Fahrer namens Fred. Welche Schuhgröße haben Sie?«
Kein Mensch auf der Welt vergißt seine eigene Schuhgröße, dennoch mußte ich tief in meinem Gedächtnis kramen, um sie zutage zu fördern. Zweiundvierzig.
»Und sprechen wir von breiten Zweiundvierzig oder schmalen?«
Breiten, Sir, sagte ich. Ich hätte hinzufügen können, daß Pater Michael meine Füße immer als Afrikanerfüße bezeichnet hatte, aber ich schenkte es mir. In meinen Gedanken war gerade kein Platz für Pater Michael oder meine Füße, afrikanisch oder nicht. Und eigentlich auch nicht für Mr. Andersons Mission von höchster nationaler Wichtigkeit, sosehr ich wie stets darauf brannte, meiner Königin und meinem Lande zu Diensten zu sein. Ich konnte nur eines denken – daß sich mir hier aus heiterem Himmel ein Fluchtweg bot, eine dringend benötigte Dekompressionskammer: zwei Tage einträglicher Arbeit sowie zwei Nächte einsamen Meditierens in einem Luxushotel, in denen ich mein aus den Fugen geratenes Universum wieder zusammensetzen könnte. Denn während ich mein Telefon aus der Innentasche meiner Smokingjacke herausgenestelt und an mein Ohr gebracht hatte, hatte ich den noch an mir haftenden Geruch Hannahs eingeatmet, der schwarzafrikanischen Krankenschwester, mit der ich mich von gestern kurz nach dreiundzwanzig Uhr britischer Sommerzeit bis zur Sekunde meines Aufbruchs vor einer Stunde und fünfunddreißig Minuten stürmisch geliebt hatte, weshalb mir in meiner Eile, rechtzeitig zu Penelopes Empfang zu kommen, keine Zeit mehr zum Waschen geblieben war.
Ich bin kein Mensch, der an Vorzeichen glaubt, an Auguren, an Fetische, an Weiße oder Schwarze Magie, auch wenn ich davon garantiert etwas mit der Muttermilch eingesogen haben muß. Tatsache ist dennoch, daß mein Weg zu Hannah auf der ganzen Strecke ausgeschildert gewesen war, hätte ich nur Augen gehabt, es zu sehen.
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