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Gemeinde ohne Zukunft? E-Book

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Beschreibung

Die Strukturreformen der Bistümer, der drängende Priestermangel und Studien über die Milieuverengungen irritieren alle, die in der örtlichen Gemeinde die Idealform des Christseins sehen. Diese Fragen diskutieren profilierte Vertreter der Pastoraltheologie miteinander - leidenschaftlich, kontrovers, hart in der Sache und fair im Umgang. Ohne sich etwas zu schenken gehen sie die brennenden Fragen an und markieren gegenseitig sowohl gemeinsame Linien als auch fundamentale Kritik. Darüber hinaus zeigen die Autoren Handlungsimpulse für die Praxis auf, über die die Zukunft von 'Gemeinde' gesichert werden kann. Mit Beiträgen von Christian Bauer, Michael Böhnke, Rainer Bucher, Michael Fischer, Herbert Haslinger, Christian Hennecke, Markus Liborius Hermann, Norbert Mette, Matthias Sellmann, Dorothea Steinebach, Andreas Wollbold und Hildegard Wustmans.

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Gemeinde ohne Zukunft?

Theologische Debatte und praktische Modelle

Herausgegeben von Matthias Sellmann

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Finken&Bumiller, Stuttgart

ISBN (E-Book) 978-3-451-34563-0

ISBN (Buch) 978-3-451-30645-7

Inhalt

Vorwort zu einem eher ungewöhnlichen BuchprojektMatthias Sellmann

I. Gemeindetheologische Entwürfe in der Kontroverse

1. Gemeindetheologische Positionen

Die Gemeinde nach dem Scheitern der Gemeindetheologie. Perspektiven einer zentralen Sozialform der KircheRainer Bucher

Grundvollzüge oder dreifaches Amt? Auf der Suche nach einer praktikablen Einteilung der PastoralAndreas Wollbold

Gemeinde rechtfertigt sich allein durch ihre diakonische Verausgabung für die MenschenHerbert Haslinger

Gemeinde – eine Wiederentdeckung des Zweiten Vatikanischen KonzilsNorbert Mette

2. Erwiderungen

Einige Anmerkungen zu Herbert Haslingers, Norbert Mettes und Andreas Wollbolds Überlegungen zur GemeindetheologieRainer Bucher

Kommentar zu den Beiträgen der drei KollegenAndreas Wollbold

Kommentar zu den Beiträgen von R. Bucher, A. Wollbold und N. MetteHerbert Haslinger

Die vom Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßene Debatte über die christliche Gemeinde – ein nicht eingelöstes Vermächtnis. Gemeindetheologischer Kommentar zu Bucher, Haslinger und WollboldNorbert Mette

3. Nach dem Dialog: Bedenkenswertes und weiter Kontroverses

Worüber zu diskutieren wäre und was nachdenklich machtRainer Bucher

Abschließendes StatementAndreas Wollbold

Reaktion auf die Repliken von R. Bucher, A. Mette und N. WollboldHerbert Haslinger

Christliche Gemeinde im Horizont des Reiches GottesNorbert Mette

II. Die Zukunft der Gemeinde – Stellschrauben möglicher Veränderungen

Ehrenamt neu sehen lernenDorothea Steinebach

Neue Gemeindeformen und -ideen etablierenChristian Hennecke

Vielfalt christlicher Sozialformen als Anders-Orte nutzenHildegard Wustmans

Eine Gemeindeleitung neuen Typs entwickelnMichael Böhnke

Dienstleistungsqualität als grundlegende Heuristik entwerfenMichael Fischer

Gott außerhalb der Pfarrgemeinde entdeckenChristian Bauer

Die Zukunft der Gemeinde – Stellschrauben möglicher Veränderungen. Weltkirchliche Lernchancen ergreifenMarkus-Liborius Hermann

III. Zusammenfassende Beobachtungen

Aus welchen Ressourcen schöpft die Gemeinde der Zukunft? Zusammenfassende Beobachtungen zum aktuellen gemeindetheologischen DiskursMatthias Sellmann

Die Autoren

Vorwort zu einem eher ungewöhnlichen Buchprojekt

Die Sorge, wie es mit ‚der Gemeinde‘ weitergeht, kann ohne große Nachprüfung als eine der bedrängendsten Fragen im gegenwärtigen deutschen Katholizismus betrachtet werden. Zwei große Fragerichtungen sind dabei deutlich erkennbar.

Die einen – und es sind sehr viele – fragen nach ‚ihrer‘ Gemeinde vor Ort. Denn die Veränderungen sind unübersehbar, seit die deutschen Diözesen in sehr unterschiedlicher, aber immer durchgreifender Weise die lokalen Gemeindesituationen durch strukturelle Reformen unter teils großen Anpassungsdruck gebracht haben. In der Rückschau wird man wohl einmal sagen können, dass die letzte Dekade die Jahre eines großen, kirchenrechtlichen Lernprozesses der ‚einfachen Gläubigen‘ waren. Die, die sich engagiert für die gemeindliche Situation im eigenen Nahraum interessieren, wissen heute um den Unterschied von ‚Pfarrei‘ und ‚Gemeinde‘, von ‚Pfarrer‘ und ‚Pastor‘, von den Möglichkeiten des c. 517 § 2 CIC oder den Raumvarianten des ‚Kirchspiels‘, der ‚Fusion‘ oder einer ‚Gemeinschaft von Gemeinden‘. Nicht nur die Zeiten der Gottesdienste oder die Erreichbarkeit der Hauptamtlichen haben sich vor Ort verschoben, sondern auch die grundlegenden Wahrnehmungen: Mit welcher Kultur vollzieht ‚Kirche‘ solche Wandlungsprozesse? Wie läuft eigentlich Beteiligung? Lassen sich kirchliche Veränderungsprozesse mit den change-management-Erfahrungen anderer Kulturfelder vergleichen oder nicht? Wer bestimmt, wie ‚es‘ künftig gemacht wird? Soll ein bestimmter und bewährter Betrieb aufrechterhalten werden, oder kommt es zu einer Neubestimmung des Christseins, die alle erst einmal zu lernen hätten? Welche Heuristik dominiert: die von Kirche als geistlichem Versorgungsunternehmen top down oder die einer kollektiven Suchbewegung bottom up? Welche Aufgaben haben Priester, welche Getaufte, welche Bistumsleitungen?

Wie in welcher Diözese diese Fragen auch immer faktisch beantwortet werden – und in jedem Bistum sieht das ja sehr anders aus – eines ist doch offensichtlich: Die Frage, wie Kirche sich vor Ort versammeln soll, was lokal Kirche konstituiert und wie weit das in den letzten Jahrzehnten einsozialisierte Modell weiter trägt, ist zuhöchst unklar geworden.

Diese unmittelbare und pastoralpraktische Fragedimension fordert die abstrakter angelegte eigentliche Gemeindetheologie heraus. Die Konzeptionsdebatte ist die zweite hervorragende Fragerichtung im Thema. Auch sie wird mit enormer Intensität geführt – wohl auch deswegen, weil die hier theologisch argumentierenden Vertreterinnen und Vertreter an ihre eigenen glaubensbiografischen und kirchensozialisatorischen Wurzeln geführt und zu bestimmten Distanzierungen auch von hierher gedrängt werden. Jedenfalls liegt wohl auf keinem Traktat der Pastoraltheologie gegenwärtig so viel Strom wie auf dem der Ekklesiogenese.

Hier kommt wirklich einiges an Streitmaterie zusammen: die historische Reflexion auf die Pfadabhängigkeiten der Gemeindetheologie seit dem Aufbruch der 1970er Jahre unter der klostermannschen Überschrift ‚Unsere Pfarrei soll eine Gemeinde werden‘; die exegetische Frage, welche Form von Versammlungslogik eigentlich im urkirchlichen Design des Christentums angelegt ist – und ob überhaupt; die systematische Suche nach den konstitutiven Elementen von verfasster Kirchlichkeit im Angesicht einer schwächer werdenden amtspräsentischen Durchdringung des Feldes; die pastoralsoziologische Analyse von sich auseinander differenzierenden Kirchen(be)nutzerstilen, von Milieuverengungen in der Passung von Lebenswelt und gemeindlichem Artikulationsvermögen, von fehlender sozialförmiger Kreativität oder der Dominanz einer eucharistischen Monokultur des Liturgischen.

Der Befund lautet also: Es liegt eine Kontroverse vor, die gleichermaßen das normal-biografische wie das akademische Christsein herausfordert. Und: Es ist eine echte Kontroverse, in der die Standpunkte sowohl operativ (‚Wie machen wir es jetzt vor Ort?‘) wie reflexiv (‚Wie denken wir jetzt Kirche vor Ort?‘) jeweils weit auseinanderliegen. Jede publizistische Aufarbeitung dieses Sachverhaltes muss der Pluralität und Heterogenität dieses Diskurses Rechnung tragen.

Genau auf solche Debattenlagen ist die Reihe ‚Theologie kontrovers‘ scharfgestellt. Hier geht es zunächst nicht um die Präsentation von Überschneidungen, sondern von Brennpunkten. Dies gilt in besonderer Weise für den ersten Teil des vorliegenden Sammelbandes. Hier glückt das Projekt, der Leserin und dem Leser von einer Kontroverse nicht nur zu berichten, sondern sie zwischen zwei Buchdeckeln real durchzuführen. Als säße man in einem Studio, einem Hörsaal oder einer Akademie, treten im Folgenden vier Hauptvertreter des aktuellen gemeindetheologischen Diskurses auf und absolvieren drei Gesprächsreihen: In einer ersten Runde präsentiert jeder Autor seine gemeindetheologische Grundposition in einem programmatischen Text. Es handelt es sich um Beiträge, die bereits an anderer Stelle veröffentlicht sind. Wir danken den Verlagen für die Abdruckgenehmigung. Neu verfasst ist das, was dann kommt. In Runde zwei repliziert jeder Autor ‚live‘ auf die Beiträge der je anderen drei und markiert seine Differenzen. Dies führt zu Runde drei, einer Steigerung, die im wissenschaftlichen Betrieb eher als ungewöhnlich anzusehen ist: Nachdem ja nicht nur das Lesepublikum, sondern auch jeder Autor drei frische Texte von Kollegen auf die eigene Position hin lesen konnte, erging die Bitte, den gewonnenen persönlichen Lernertrag noch einmal kurz zu fixieren.

Das Ergebnis ist die Präsentation aktueller Pastoraltheologie als direkt geführtes literarisches Gespräch – ein exzellentes didaktisches Format für die Kenntnis des aktuellen Argumentationspanoramas, für die eigene Urteilsbildung und für die konstruktive Fahndung, welche blinden Flecken des Diskurses sich gerade deswegen zeigen, weil alles Übrige so komfortabel hell ausgeleuchtet wurde.

Exzellent – wenn es klappt. Dass eine Gesprächskultur alles andere als selbstverständlich ist, in der sich leidenschaftliche Argumentation mit kollegialem Respekt und lernender Neugier verbindet, dürfte auch denen deutlich sein, die sich nicht täglich in wissenschaftlichen Zirkeln aufhalten. Es gebührt darum ein wirklich sehr anerkennender Dank an die vier Fachvertreter, um deren Positionen es hier geht. Mit Norbert Mette, Andreas Wollbold, Herbert Haslinger und Rainer Bucher wurden nicht nur vier Theologen für dieses Kontroversenprojekt gewonnen, deren Gemeindetheologie jeweils einen sehr prominenten und profilierten Eckpunkt der Gesamtdebatte darstellt. Man erlebt auch vier Wissenschaftler, denen an dieser Gesprächskultur ‚leidenschaftlicher Fairness‘ in der Zunft gelegen ist. Dies zeigen sie in den folgenden Beiträgen: Wer sie liest, darf sich auf klare Positionierungen und deutliche Abgrenzungen genauso freuen wie auf die Bekundung wechselseitiger inhaltlicher Bereicherung gerade durch die engagierte Sachlichkeit.

Eine andere Richtung nimmt der Teil II des Bandes auf. Um sich auch in der pastoralpraktischen Dimension der Frage zu bewähren, wurden sieben Expertinnen und Experten gebeten, eine für sie bedeutende Handlungsanweisung auszuformulieren, über die ihrer Meinung nach die Zukunft von ‚Gemeinde‘ gesichert werden kann. Die Titel dieser Beiträge haben daher immer dieselbe syntaktische Struktur eines Vorschlages: ‚Ehrenamt neu sehen lernen‘; ‚Eine Gemeindeleitung neuen Typs entwickeln‘; ‚Weltkirchliche Lernchancen ergreifen‘ u. a. Ein solches Vorgehen schafft Orientierung. Natürlich ist nicht der Anspruch impliziert, eine vollständige Liste von Vorschlägen für Gemeindeentwicklung darzubieten. Aber man wird doch sagen können, dass Stellschrauben für pastoralplanerische Prozesse benannt und begründet werden, an deren grundlegender Fragerichtung vorbeizugehen fahrlässig wäre.

Interessanterweise ergeben die pastoralpraktischen Anregungen eine gemeinsame Drift. Das war so nicht vorherzusehen und überrascht. Das dargebotene Argumentationsmaterial in Teil II hat daher dazu gereizt, aus Sicht des Herausgebers eine Synopse zu versuchen, die sozusagen einen Gesamtentwurf zukünftiger kirchlicher Präsenz vor Ort ahnen lässt. Die angesprochene Drift weist hin auf einen Entwicklungspfad entschlossener Nahraum-Präsenz in der territorialen Nachbarschaft, gebildet aus Prozessen der Selbstorganisation, gespeist aus einem neuen Taufbewusstsein, gefördert durch ermöglichende Hauptamtlichkeit in einer Teamkonstruktion, fundamentiert durch eine pneumatologische Ekklesiologie, die sich in der Leitungsidee eines ‚Gemeinsamen Priestertums‘ konkretisiert; dies alles lernend ausgerichtet auf den kommunalen und kulturellen Kontext, von dem her man überhaupt erst seine Kirchlichkeit als ‚Zeichen und Werkzeug‘ empfängt.

Wie könnte es anders sein: Eine solchermaßen geahnte ‚Konzeption‘ – mehr ist es ja nicht – muss wieder an den theoretischen Diskurs zurückgespielt werden. Die hier in den drei Dialogrunden gewonnenen Einsichten sind wertvoll, um auch solche pastoralpraktische Operationalisierungen weiter zu denken, die gerade aus der Reaktion auf einen früheren Theoriestand gewonnen wurden. So geht Pastoraltheologie eben immer hin und her zwischen den Brennpunkten der Ellipse, zwischen Theorie und Praxis. Darum ist dieses Fach ja so prima. Nur so verhindert man theoretisch fruchtlose Deduktion und praktisch fruchtlose Induktion. Nur so wird freiheitliches Entscheidungshandeln nicht zum Abziehbild vorgängiger Reflexion und wird praktische Theologie nicht zur Rezepteschreiberei für sogenannte ‚Anwender‘.

Im Übrigen kann man ein solches Buch auch nur herausgeben, wenn man ein gutes Lektorat im Rücken weiß. Der Dank geht daher auch an Herrn Stephan Weber vom Herder-Verlag für die Anregung dieses Projektes und seine konstruktive Unterstützung; wie an Frau Tabea Bellen und Frau Caroline Wolanski vom Bochumer Lehrstuhl, die in gewohnter und gerade darum so hilfreicher Weise das Manuskript für den Druck vorbereitet haben.

Bochum, im Oktober 2012

Matthias Sellmann

I. Gemeindetheologische Entwürfe in der Kontroverse

1. Gemeindetheologische Positionen

Die Gemeinde nach dem Scheitern der Gemeindetheologie1

Perspektiven einer zentralen Sozialform der Kirche

von Rainer Bucher2

„Im Plural der pastoralen Orte lässt sich die Rede von Gott nicht mehr allein von ihren eigenen Erwartungen und Perspektiven her gestalten. Sie kann sich hier nicht auf Utopien beschränken, die sie von sich her gebiert und zu denen sich der Fortschritt in der Darlegung des Glaubens aufzumachen hat. Diese Darlegung wird vielmehr dazu geführt, sich selbst das Unausgesprochene, Unbewältigte, Prekäre dieser Orte sagen zu lassen.“

Hans-Joachim Sander3

I. Einige Abgrenzungen und Definitionen

Die jüngste pastoraltheologische Diskussion um die „Gemeinde“ ist bekanntlich nicht nur sehr lebendig, sondern auch argumentativ ausgesprochen extensiv verlaufen.4 Den großen Hoffnungen, mit denen die Gemeindetheologie nach dem Konzil ans Werk ging, entsprechen Engagement und Emotionen, welche ihre aktuelle pastoraltheologische Problematisierung5 freisetzt. Verständlich ist diese Virulenz allemal, zumal gleichzeitig, wenn auch mehr oder weniger unabhängig davon, die damals angestrebte Gemeindeverfassung der katholischen Kirche in den aktuellen Umbauprozessen ihrer Basisstruktur6 de facto zunehmend aufgelöst wird.

Diese oft lebensgeschichtlich tief eingeschriebene Brisanz des Themas hat zu einem Diskussionsverlauf geführt, der es nahe legt, einige thematische Verknüpfungen, in welche die Gemeindeproblematik dabei eingewoben wurde, zu lösen. Diese Verknüpfungen sind ohne Zweifel möglich, aber meines Erachtens im Ganzen dann doch eher hinderlich. Konkret betreffen sie die Frage der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, jene des Verhältnisses von Individuum und Gemeinschaft in christlicher religiöser Praxis sowie auch die Frage nach der notwendigen Verortung kirchlicher Pastoral in der räumlichen Fläche.

1. Das Problem der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt

Ohne Zweifel sind die gegenwärtigen Zulassungsbedingungen zum katholischen Amtspriestertum ausgesprochen problematisch, vor allem unter Gerechtigkeits-, Qualitäts- und amtstheologischen Gesichtspunkten. Die Gemeindeproblematik dürfte aber kein geeigneter Hebel sein, um hier relevanten Veränderungsdruck aufzubauen. Das Konzept „Gemeinde“ als eine kommunikativ verdichtete, überschaubare Lebens-, und Glaubens-, ja „Schicksalsgemeinschaft“7 unter priesterlicher Leitung ist innerkatholisch viel zu jung, um als Gegengewicht gegen jene alten und vor allem sozialpsychologisch tief eingeschriebenen Traditionen anzukommen, die das Priestertum dem unverheirateten Mann reservieren. Die „Gemeinde“ existiert ja selbst im CIC 1983 nur in ihrer rechtlichen Verfasstheit als „Pfarrei“8 – und ist im CIC 1983 ein höchst flexibles Instrumentarium bischöflicher Raumordnung.9 Zudem handelt es sich beim Priestermangel, weltkirchlich und schon innereuropäisch gesehen, um eine ausgesprochen relative Wahrnehmung.

Die Seelsorgeämter drehen denn auch genau an diesen beiden Stellschrauben, um den potentiellen Veränderungsdruck auf die Zulassungsbedingungen zu verringern: Sie holen ausländische Priester und/oder vergrößern die priesterlichen Zuständigkeitsräume. Damit steht also ein relativ neues und rechtlich wenig gesichertes Konzept gegen eine politische Realität, die dieses Konzept bei einiger organisationsentwicklerischer Virtuosität, und die haben sich die Seelsorgeämter mittlerweile erarbeitet, ganz erfolgreich umspielen kann. Politisch ist das eine ganz und gar unbefriedigende Situation: Der einklagende pastoraltheologische Diskurs steht gegen institutionelle Macht und Raffinesse. Der Diskurs gewinnt da selten. Zumal, aber darauf wird noch einzugehen sein, die gemeindlichen Mauern nicht nur von außen durch die Seelsorgeämter, sondern eben auch von innen durch die Katholikinnen und Katholiken selbst gesprengt wurden.

Zudem: Die für unsere Kirche wahrscheinlich existenzentscheidende Frage, wie ein amtstheologisch, pastoral und nicht zuletzt personal verantwortbarer Entwicklungspfad des katholischen Amtspriestertums nach der Auflösung der sanktionsgestützten „Konstantinischen Formation“ der Kirche ausschauen könnte, wie also das katholische Amtspriestertum nach seiner für dieses lange typischen und lange funktionierenden Kopplung von Spiritualität und Macht konzipiert werden könnte, diese völlig offene Frage scheint mir mit der Verlängerung jenes letztlich paternalistischen Amtskonzepts, wie es die Gemeindetheologie vertritt, nicht wirklich beantwortet zu sein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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