Geschichte Japans -  - E-Book

Geschichte Japans E-Book

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Beschreibung

In diesem E-Book wird die Geschichte des fernöstlichen Inselreichs erzählt, das den Europäern zwar oft exotisch erscheint, aber insbesondere im 20. Jahrhundert mit dem Alten Kontinent in engem Kontakt stand. In dieser Neuausgabe sind auch die jüngsten Geschehnisse um die Abdankung des 125. Tenno dokumentiert.

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Seitenzahl: 650

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Geschichte Japans

Von Maria-Verena Blümmel, Günther Distelrath, Axel Klein, Josef Kreiner, Regine Mathias, Christian Oberländer und Detlev TaranczewskiHerausgegeben von Josef Kreiner

Reclam

Aktualisierte Ausgabe 2022

 

2010, 2020 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Coverabbildung: Japanische Teezeremonie. Holzschnitt von Yōshū Chikanobu, 1895

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-961410-6

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019574-1

www.reclam.de

Inhalt

Vorwort

Hinweise

1 Ur- und frühgeschichtliche Grundlagen

Früheste Menschenfunde und Paläolithikum

Jōmon, das lange Neolithikum

Yayoi, »formative period« japanischer Kultur

Kofun-Hügelgräber, Fragen der Ethnogenese und die Rolle des Kontinents

Der Yamato-Staat des Altertums

2 Die Dominanz des Kaiserhofs vom Ende des 7. bis zum 12. Jahrhundert

Tennō und Beamtenstaat

Tennō und Regentschaft

Die höfische Kultur

3 Der frühe Feudalismus

Die Zeit des Umbruchs

Provinzen und Grundherren

Grundherren und Ackerbau

Krieger und Vasallen

Kriegeradel an der Macht

Die neue Zeit des Mittelalters

4 Japan und die ostasiatische Staatenwelt an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit

Das Tributsystem

Zwei Königreiche in Japan

Muromachi-Shōgune als »Könige von Japan«

Das »lange« 16. Jahrhundert

Der Zusammenbruch der Zentralgewalten

Der Traum vom Reich: die drei Reichseiniger

Die Nordgrenze des Reiches vom 14. bis zum 18. Jahrhundert

Die Korea-Feldzüge

Die »Südbarbaren« – Händler und Missionare aus Lusitanien

Japanisches Silber und die Weltwirtschaft

Das japanische Entdeckungszeitalter

Das abgeschlossene Japan – ein europäisches Ideal

5 Die vorindustrielle Dynamik der Frühen Neuzeit

Die Entstehung des frühneuzeitlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsgefüges

Allgemeine Systemkrise und vorindustrielles Wachstum

Der Übergang zur Moderne

6 Von den Ungleichen Verträgen zur Großmacht – Japans Weg zum modernen Nationalstaat

Landesöffnung und Ungleiche Verträge

Erste internationale Schritte in Asien: Beziehungen zu China und Korea, Einverleibung von Okinawa und Hokkaidō

Zwischenfälle in Korea und der Japanisch-Chinesische Krieg

Wiederannäherung an Russland und die Annexion Koreas

»21 Forderungen«, Erster Weltkrieg, Sibirien-Intervention, Versailler Konferenz

Die Meiji-Restauration und erste innenpolitische Schritte der neuen Regierung

Der Übergang zum konstitutionellen Herrschaftssystem

Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien

Die Verfassung und die Kokutai-Ideologie

Die Gesellschaft der Meiji-Zeit

Die Anfänge gezielter Industrialisierung

7 Das Entstehen einer modernen städtischen Gesellschaft und Kultur, 1900/1905–1932

Der schwierige Weg zur Parteienregierung, 1905–1918

»Taishō-Demokratie«: Politischer Aufbruch und sozio-ökonomischer Wandel, 1918–1932

Der Prozess der Urbanisierung: Das Beispiel Tōkyō

Der gesellschaftliche Wandel: Arbeiter(innen), Angestellte und neue Frauenberufe und die wachsende Bedeutung der Städte

Die Veränderung der Lebensweise

Schluss

8 Japan im Krieg, 1931–1945

Die Mandschurei-Krise

Der Krieg mit China

Der Eintritt in den Zweiten Weltkrieg

Die Niederlage Japans

9 Japan bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

Wirtschaftsmacht Japan

Informationsgesellschaft und »Internationalisierung«

Die »Seifenblasenwirtschaft« und ihre Folgen

Der 11. März 2011 und die Folgen

Anhang

Tabelle zur Epochengliederung

Liste der Tennō, Shōgune, Ryūkyū-Könige und Premierminister

Literaturhinweise

Personenregister

Zu den Autoren

Hinweise

Zur Transkription: Die Umschrift des Japanischen im Text folgt der sog. Hepburn-Umschrift. Vokale werden wie im Deutschen, Konsonanten wie im Englischen ausgesprochen, lange dunkle Vokale (a, u, o) werden durch einen Längungsstrich (ā,ū,ō), lange helle Vokale (e, i) durch ein hinzugefügtes i (ei, ii) gekennzeichnet. Der Apostroph ’ bezeichnet eine Silbentrennung. Für Chinesisch wird die Pinyin-Umschrift, für Koreanisch das MacCune-Reischauer-System verwendet. Der Buchstabe ŏ entspricht einem eo.

 

Zur Zeitrechnung: Das japanische Kalenderjahr beginnt jeweils am ersten Neumond nach Ablauf eines sog. sekku-Abschnitts (= ca. 2 Wochen) nach der Winter-Sonnenwende, d. h. zwischen 21. Januar und 19. Februar unseres Kalenders. Im Altertum wurden die Jahre der Regierungszeit eines Herrschers durchgezählt. Anfang des 6. Jahrhunderts wurde aus China der sog. »60er Zyklus«, gebildet durch eine Kombination der zwölf Zeichen des ostasiatischen Tierkreises und der fünfteiligen Elementen-Reihe, übernommen. Im Jahre 645, fortlaufend ab 701, wurde schließlich vom Hof das chinesische System, anlässlich besonderer Anlässe nengō (Regierungsdevisen) zu verkünden, eingeführt. Die Bezeichnungen dieser nengō sind komprimierte Zitate aus den chinesischen Klassikern, deren Bedeutung sich der japanischen Allgemeinheit kaum mehr erschließt. Wir haben uns daher entschlossen, keine möglicherweise irreführenden Übersetzungen zu geben, sondern nur eine einfache lautliche Transkription zu gebrauchen. Ein besonderer Zeitpunkt für die Verkündung einer neuen Devise existierte lange Zeit nicht, sie konnte jederzeit erfolgen. Erst mit der Verfassung von 1889 wurde der Regierungsantritt eines Tennō als Beginn einer neuen nengō festgelegt, ihre Dauer auf die Lebenszeit des jeweiligen Tennō begrenzt und ihre, heute vom Kabinett verkündete, Bezeichnung als postumer Name dieses Tennō bestimmt (Meiji, Taishō, Shōwa, Heisei).

 

Personennamen werden in der in Japan (und allgemein in Ostasien) üblichen Form angeführt, d. h. zunächst steht der Familienoder Geschlechtername, darauf folgt der persönliche Vorname, im Altertum und Mittelalter oftmals durch ein genitivisches no verbunden (Minamoto no Yoritomo: Yoritomo aus der Familie der Minamoto).

Früheste Menschenfunde und Paläolithikum

Die frühesten Menschenfunde auf dem Gebiet der japanischen Inseln gehen in das Pleistozän zurück. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren lagen die Temperaturen bis 8 °C niedriger und der Meeresspiegel 130 m tiefer als heute. Fast das ganze Gebiet des Gelben und des Ostchinesischen Meeres lag trocken, und nur schmale Meeresarme trennten Japan von der koreanischen Halbinsel bzw. von Taiwan. Im Norden verbanden Landbrücken Hokkaido mit Sachalin sowie dem Festland. Über diese Wege erreichten Großtiere wie der nach dem deutschen Geologen Edmund Naumann benannte Ur-Elefant, Großhirsche und Mammuts Japan. Mit ihnen zogen die ersten Menschen, Angehörige der ältesten Homo-Sapiens-Gruppe Ostasiens, nach Japan. Skelettfunde vom Yamashita-Cave (Stadt Naha, Okinawa) datieren etwa 37 000 vor heute, Funde aus der »Ziegenhöhle« Pinza-abu auf der Insel Miyako etwa 26 000 vor heute, jene aus dem Steinbruch von Minatogawa (Süd-Okinawa) 22 000 vor heute. Alle diese Fundplätze haben keine Kulturartefakte geliefert. Die etwa gleich alten Knochenfunde des Hamakita-man (Hamana-See, Präf. Shizuoka) sind dagegen von Mikrolith-Werkzeugen begleitet. Neueste Funde aus der Sakitari-Höhle auf Okinawa (35 000 vor heute) haben neben Skelettresten auch den weltweit ältesten und bisher einzigen Angelhaken aus Muschelschale (23 000 vor heute) erbracht. Die Grabung von Saonetabaru auf Ishigaki im Yaeyama-Archipel hat 19 fast vollständig erhaltene Skelette eines Gräberfeldes (20 000 vor heute) erschlossen, das weltweit einzigartig ist und Fragen nach den Jenseitsvorstellungen der ältesten Homo-Sapiens-Menschen aufwirft, aber auch nach deren Seetüchtigkeit.

Mehr als 10 000 Funde von Steingeräten einer vor-keramischen Periode – in Europa würde man von Paläolithikum sprechen, doch bereitet die Übernahme der an europäischen Befunden orientierten Periodengliederung in Ostasien Schwierigkeiten – lassen sich grob in zwei »Kulturen« gliedern. Ein als älter angenommener Fundkomplex wird durch grob zubehauene Steingeräte (als chopper und chopping-tools bezeichnet) charakterisiert, wie sie zuerst 1949 am Fundort Iwajuku, Präf. Gumma, Kantō-Raum, festgestellt wurden. Ähnlichkeiten mit Funden aus der Oberen Höhle von Choukou-tien bei Beijing, vor allem aber mit dem Hoabinian-Komplex in Indochina und dem Patjitanian Javas lassen Verbindungen zu Südostasien vermuten. Datierungen sind äußerst unsicher, da Fragen der geologischen Stratifizierung umstritten sind. Der zweite, offensichtlich jüngere Komplex mit Mikrolithen, kleineren Geräten wie Klingen, Spitzen und Schabern aus Obsidian, findet sich etwa 20 000 vor heute in Hokkaidō (mit Verbindungen nach Sibirien) und überquerte 14 000 vor heute die damals sehr schmale Meeresstraße von Tsugaru nach Süden. Der europäischen Terminologie nach würde diese Fundgruppe dem oberen Paläooder dem Mesolithikum entsprechen.

Jōmon, das lange Neolithikum

Fast zeitgleich mit diesem Mikrolithen-Komplex lassen sich die frühesten Keramikfunde Japans datieren. Sie schließen im Norden an die Oshipovka-Kultur (Amur-Region bis Baikalsee; ca. 16 000 vor der Gegenwart) an. Sehr frühe Funde stammen von der Tsugaru-Halbinsel, Nord-Honshū (16 500 vor heute), aus Shikoku, Präf. Ehime (12 165 +/– 600) und aus dem Fukui-Cave, Präf. Nagasaki (12 700 +/– 600). Dieser Fundkomplex wird durch eine handgeformte, in Tonwulst-Technik aufgebaute und mittels aufgesetzter Tonstreifen, meist jedoch durch das Abrollen geflochtener Schnüre (jōmon, »Schnur-Muster«) verzierte Keramik charakterisiert und danach als Jōmon-Kultur bzw. -Periode bezeichnet. Während dieser mehr als 10 000 Jahre fortdauernden Zeit lassen sich vor allem in den Keramikformen mehr als 50 regionale und zeitliche Typen unterscheiden, wobei ungeklärt ist, inwieweit es sich dabei auch um weitergehende kulturelle Differenzierungen handelt. Die Menschen jener Zeit sind in erster Linie, natürlich in der Anfangsphase ausschließlich, Jäger, Sammler und Fischer. Begünstigt von der vor etwa 11 000 Jahren beginnenden Warmzeit können sie vor allem in Nordost-Japan (Tōhoku-Region Honshūs) ein sehr reiches Leben führen, das demjenigen der von der Ethnologie als affluent foragers bezeichneten Völker etwa des prähistorischen Baltikums oder der rezenten Nordwestküste Nordamerikas entsprochen haben dürfte: Der zum Laichen die Flüsse hinaufziehende Lachs, das Sammeln von Waldfrüchten (Maronen, Nüsse, Haselnüsse, Wacholderbeeren u. a.) und die Jagd – unterstützt von dem vom Kontinent übernommenen domestizierten Hund – ermöglichten die Anlage reicher Vorratslager, die wiederum über Jahrhunderte hindurch besiedelte große Dörfer möglich machten. Der Fundplatz Sannai Maruyama (Präf. Aomori) war von etwa 5500 bis 4000 vor heute (Wende vom Frühen zum Mittleren Jōmon) besiedelt. Es handelt sich um ein von Palisaden umgebenes Dorf mit mehr als 100 Gruben- und Langhäusern. Rätsel gibt ein auf sechs riesigen Pfählen aus Kastanienholz ruhendes, zweistöckiges Pfahlhaus auf.

Ab der Mitte der Jōmon-Periode mehren sich die Hinweise auf Ackerbau, also auf das Bestehen eines »Voll-Neolithikums«. Der Anbau von Sojabohnen ist vor 3600 Jahren nachgewiesen, wenig später der mehrerer Arten von Hirse und Kürbis. Knollenfruchtanbau ist nur indirekt erschlossen. Vor allem die Spätphase der Jōmon-Periode (Kamegaoka-Kultur) ist gekennzeichnet durch ein Ausufern des Dekors an großen Keramikgefäßen und Hinweise auf eine mögliche religiöse Verehrung einer Muttergottheit (Verbindung Frau – Mond – Wasser – Schlange – Unsterblichkeit), wie sie durch Funde von Tonfiguren und -masken erschlossen werden kann und im Mythos wie Volksglauben der historischen Zeit weiterlebt. Ob und wie weit die Jōmon-Kultur als Basis der späteren japanischen Kultur angesehen werden kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Festgehalten werden muss, dass es sich nicht um eine einheitliche, fest geschlossene Kulturtradition gehandelt hat, so dass sehr wohl einzelne lokale Ausprägungen stärker als andere überlebt haben und in späteren Kulturschichten aufgegangen sein können. Ganz besonders gilt das für die Sprache: Eine einzige »Jōmon-Sprache« hat es nicht gegeben, man nimmt vielmehr die Existenz von bis zu mehreren hundert Sprachen in Japan für die Jahrtausende vor der Zeitwende an. Auf Hokkaidō dauert die Kulturfiguration der Jōmon-Periode lange an – nun als Epi-Jōmon bezeichnet – und wird erst um 800 n. Chr. von der Ochotsk-Kultur mit Schwerpunkt im Raum um das Ochotskische Meer bzw. der Satsumon-Kultur (8.–12. Jh.) abgelöst. Auf den Inseln der Ryūkyū-Kette im Südwesten, die nur teilweise von Jōmon durchdrungen worden waren, folgt in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends n. Chr. zunächst eine als »Muschelhaufen-Kultur« bezeichnete Phase, dann um ca. 1000 n. Chr. die durch zahlreiche Wehrbauten (gusuku) charakterisierte Gusuku-Periode, die bereits Verbindungen zu China und Zentral-Japan besitzt.

Yayoi, »formative period« japanischer Kultur

Um etwa 300 v. Chr. tritt ein neuer, veränderter Kulturkomplex auf den Hauptinseln Kyūshū, Shikoku und Honshū auf. Er ist gekennzeichnet durch eine auf der Töpferscheibe hergestellte, hart gebrannte rötliche Keramik mit runden Tellern und zylindrischen Töpfen ohne Verzierung. Nach dem ersten Fundort auf dem Gelände der heutigen Tōkyō-Universität wird von Yayoi-Kultur bzw. -Periode gesprochen, ihr Zeitraum etwa vom 5./ 3. Jahrhundert vor bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. festgelegt. Lange Zeit nahm man eine »neolithische Revolution« an, mit raschem Vordringen des Nassreis-Anbaus und der damit verbundenen Kultur (von den Ackerbaugeräten bis hin zu religiösen Vorstellungen, Kult und Ritual) von China südlich des Yangtse nach Nord-Kyūshū und weiter nach Osten. Dies, so wurde postuliert, sei die entscheidende Phase der japanischen Ethnogenese und der Entstehung der japanischen Kultur, die mit dem Nassfeld-Reisbau gleichgesetzt wurde. Inzwischen ist jedoch klar geworden, dass es sich um mehrere langfristige und sehr viel umfassendere Entwicklungen gehandelt hat. Der japanische Reis (Oryza japonica; Rundkorn, das beim Kochen Stärke freigibt) stammt aus dem weiten Gebiet Südostasiens. Bereits im 10. Jahrhundert v. Chr., also in der Spätphase des Jōmon, hat diese Reissorte von Süd-China über die Shandong-Halbinsel, möglicherweise weiter über Korea oder auch direkt, Nord-Kyūshū erreicht. Im 7./6. Jahrhundert v. Chr. ist sie im Kansai-Raum und im 1. Jahrhundert v. Chr. in Kantō nachgewiesen. Gleichzeitig verbreitete sich, ebenfalls aus dem Jōmon herüberkommend, der Anbau von Trockenreis, Hirse, Gerste und Buchweizen auf Brandrodungsfeldern. An Haustieren traten das Schwein (schwer zu unterscheiden vom einheimischen Wildschwein) und das Huhn (aus Südostasien) neben dem Hund auf. Die Ziege erreichte erst später, ebenfalls aus Südostasien, Okinawa. Die Katze wurde erst in historischer Zeit als Geschenk eines chinesischen Kaisers bekannt.

Neben geschliffenen Steingeräten, etwa halbmondförmige Erntemesser, mit denen die Ähren abgeschnitten werden, kommen aus Sandeisen gegossene Geräte (Sicheln, Blätter von Hacken und Spaten) sowie eine Vielzahl von Bronzeobjekten auf. Bei den letzteren fallen auch aufgrund ihrer regionalen Verbreitung Bronze-»Glocken« (dōtaku) bis zu 1,2 m Größe ohne Klöppel vor allem im Kansai-Raum, riesige Hellebarden in Kyūshū und Schwerter im Raum der Inlandsee auf. Alle diese Geräte sind offensichtlich für den Kult bestimmt gewesen und wurden gehortet, ebenso wie aus China erhaltene, aber auch in Japan selbst gegossene Bronze-Spiegel. Spiegel und Schwert bilden, zusammen mit der Halskette von Krummjuwelen (magatama, als Kette mikubidama; kommaförmig gekrümmt geschliffene Edelsteine), bis heute die drei Reichskleinodien. Der Spiegel als Verkörperung der Sonnengottheit wird im Ise-Schrein verwahrt, das Schwert ging 1192 in der Seeschlacht von Dan-no-ura verloren; nach anderer Überlieferung liegt es im Shintō – Schrein Atsuta-jingū in Nagoya. Die Kette wird in einem Raum des Palastes aufbewahrt, und mit ihrem Anlegen am Tag nach dem Hinscheiden eines Herrschers tritt der neue Tennō sein Amt an.

Die Yayoi-Periode hat einige sehr bekannte Fundorte hinterlassen, so Toro nahe Shizuoka, Karako in der Nara-Ebene und vor allem Yoshinogari in der Präf. Saga auf Kyūshū. Yoshinagari war die gesamte Yayoi-Periode hindurch besiedelt, besonders in der Spätphase (1.–3. Jh. n. Chr.) als zentraler Ort eines größeren Herrschaftsbereiches ausgebaut worden zu einer befestigten Stadt mit zweifachem Graben und Palisadenwall, Wachttürmen, Toranlagen, zahlreichen Grubenwohnungen, Pfahlspeichern und einem dreistöckigen Kult(?)bau. Alle Yayoi-Siedlungen umfassten auch ausgedehnte Bestattungsräume bzw. Friedhöfe (Steinkistengräber; Graburnen in Kyūshū; Tumuli in der Spätphase).

Die Menschenfunde aus der Yayoi-Periode zeigen zwei verschiedene Typen: eine Menschenform, die deutlich aus der Jōmon-Periode hervorgegangen ist, mit kräftigem Knochenbau, gedrungenem Körper und breitem Gesicht, und eine vor allem in Nord-Kyūshū und in Yamaguchi am Westende von Honshū auftretende Form mit größerem Wuchs und langem Schädel bzw. schmalem Gesicht. Die moderne Anthropologie kann aufgrund von Blutgruppen-, Rhesusfaktor- und Gen-Forschung den zweiten Typ mit dem Kontinent, vor allem Süd-China, verknüpfen. Die Frage bleibt jedoch, ob es sich bei diesen Vorgängen um eine Substitution, d. h. einen grundlegenden, vollständigen Wechsel in der Bevölkerung, um eine Metisation, d. h. ein Verschmelzen zweier Bevölkerungsteile, oder um eine aufgrund des Wechsels in der Ernährung eingetretene Transformation handelt.

Alle Forscher sind sich jedoch einig darin, dass der Wechsel von Jōmon zu Yayoi eine Verschiebung des Bevölkerungs- und damit auch Kulturschwerpunktes von Ostbzw. Nordost-Japan nach Westbzw. Südwest-Japan mit sich gebracht hat, und dass wir ab Yayoi auch mit einiger Sicherheit von »japanischer Kultur« zu sprechen berechtigt sind, auch wenn der Prozess der Ethnogenese noch lange nicht abgeschlossen ist. Die chinesischen Quellen, die über das Japan in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitwende berichten, überliefern in Orts- und Personennamen jedenfalls genügend Material, um die Sprachwissenschaftler sicher sagen zu lassen, die Sprache der Yayoi-Periode sei dem Altjapanischen des 8. Jahrhunderts eng verwandt.

Diese chinesischen Berichte erhellen jedoch vor allem auch frühe historische Abläufe in der zweiten Hälfte der Yayoi-Periode. Es handelt sich um die, offiziellen Chroniken der einzelnen Dynastien regelmäßig angehängten, Darstellungen zu den Randvölkern Chinas, hier die Kapitel über die »Barbaren des Ostens« (Tung-i), die zunächst nur kurze Anmerkungen, später jedoch eigene Abschnitte zu dem Volk der Wa (chin. Wo-jen) enthalten. Das Schriftzeichen für diese Volksbezeichnung enthält ursprünglich das sinnanzeigende Radikal »Tier«, erst später »Mensch«, und scheint einem Diminutiv zu entsprechen, der Name Wa selbst ist jedoch japanischen Ursprungs. Die Bezeichnung wird auch in die später aufkommende Benennung Yamato »Groß-Wa« für den altjapanischen Staat bzw. Japan allgemein übernommen.

Als erste berichtet die Chronik der Han-Dynastie aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die hundert Länder der Wa im Ostmeer würden regelmäßig Tributgesandte in die Präfekturhauptstadt Lolang im Norden der koreanischen Halbinsel senden. Mit solchen Gesandtschaften wird die Vorherrschaft der Hegemonialmacht Chinas, besonders des chinesischen Herrschers als »Sohn des Himmels«, anerkannt. China ist daher an solchen Verbindungen interessiert und fördert sie (vgl. S. 155 f.).

Kaiser Wu-ti hat entsprechend im Jahre 57 dem König des Landes Na des Wa-Volkes ein goldenes Siegel verliehen, das die Einordnung in den chinesischen Herrschafts- und Kulturkreis (Schrift!) zum Ausdruck bringt. Der Fund eines solchen Siegels mit Griff in Form einer eingerollten Schlange auf der Halbinsel Shikanojima an der Hakata-Bucht, Nord-Kyūshū, im Jahre 1784 schien den Bericht des Han-shou eindrucksvoll zu bestätigen, wenn sich auch in jüngster Zeit Zweifel regen und eine Edo-zeitliche Fälschung für möglich halten. König Suishō aus einem der Wa-Länder soll 107 n. Chr. 160 Sklaven nach Lolang geschickt haben, danach brechen die Berichte ab.

Zwischen 146 und 188 haben Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen die Länder der Wa heimgesucht. Erst die Chronik der Nördlichen Wei-Dynastie, das Weichih (kompiliert von Chen Shou) mit ihrem Abschnitt über das Wa-Volk bringt wieder eingehende Berichte, die ausführlichsten und umstrittensten. Danach hätte eine Königin Himiko aus dem Lande Yamatai, die mit Magie das Volk beherrschte, im Jahre 188 alle Wa-Länder zusammengeführt und 239 eine Gesandtschaft an den Wei-Hof geschickt. Dieser wurden ein goldenes Siegel zur Anerkennung der Herrschaft der Königin verliehen und einhundert Bronzespiegel als Geschenk überreicht. Chinesische Gesandtschaften erwiderten die Anerkennungsdiplomatie und beschreiben detailliert ihren Weg von Korea über die Inseln Tsushima und Iki in die Länder Ito und Nu im Bereich des heutigen Fukuoka, wo sie anscheinend empfangen und abgefertigt wurden. Wo das eigentliche Land Yamatai gelegen hat, ist bis heute Gegenstand von Spekulationen. Der Norden Kyūshū s wird sehr oft genannt, auch die Ausgrabung von Yoshinogari hat diesen Vermutungen Nahrung gegeben. Wenn jedoch der Yamato-Raum (Nara-Ebene, Kansai-Region) die Residenz der Königin Himiko gewesen sein sollte, würde das den Beginn des altjapanischen Yamato-Staates mit Yamatai verknüpfen und seine Tradition um mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückverlängern. In jüngster Zeit wird der Grabhügel des Hashibaka-Kofun südlich von Nara als Bestattungsstätte der Königin vermutet. 2009 haben Ausgrabungen bei Makimuku bei Sakurai (Präf. Nara) in unmittelbarer Nähe des genannten Grabhügels eine Anlage von vier großen (Palast?-)Gebäuden in einer Ost-West-Achse freigelegt, die Spekulationen nähren, vielleicht den Sitz der Königin von Wa gefunden zu haben. Zur Kultur der Wa erzählt das Wei-chih, dass die Männer ihre Körper tätowierten, um beim Tauchen im Meer angreifende Fische abzuschrecken. Sie kennten keine Pferde und Rinder, würden Reisbau betreiben und aus dem geernteten Reis ein alkoholisches Getränk bereiten, dem sie sehr zugetan seien. Als Kleidung trügen sie poncho-artige Überwürfe und würden ein Tuch um den Kopf wickeln. Ihre Gesellschaft sei klar gegliedert, es gebe Minister und Grenzwächter, und Niedrige würden am Wegrand niederknien, um Höherrangige zu grüßen. Kein Mann habe Zutritt zu ihrer Königin, einzig ihr Bruder überbringe ihre Befehle. Diese Angaben vermitteln ein Bild, das mit den Ausgrabungsbefunden übereinstimmt und diese wertvoll ergänzt. Allem Anschein nach handelt es sich bei der Kultur des Wa-Volkes, d. h. der Yayoi-Periode, bereits um eine gemischte mit verschiedenen Wurzeln im Süden (Tätowierung, Tauchfischerei, Reisbau) und Norden (Knochen-Divination).

Nach dem Tode der Königin Himiko zerfiel der Staatenbund der Wa, sie selbst wurde in einem Grabhügel bestattet. Erst Jahre danach, 266, gelang es der 13jährigen Königin Iyo erneut die Vorherrschaft zu erlangen, eine Gesandtschaft zum Kaiser der Westlichen Chin zu entsenden und um Investitur anzusuchen.