Geschichte(n) der "Blunck-Colonie" und des Tivoli in Heide - Inge Harländer - E-Book

Geschichte(n) der "Blunck-Colonie" und des Tivoli in Heide E-Book

Inge Harländer

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Beschreibung

In der Mitte des 19. Jahrhunderts baute der Maurermeister Hinrich Blunck die erste geschlossene Siedlung in Heide. Zentrum der sogenannten "Blunckschen Colonie" war "Blunck‘s Etablissement", das heutige Tivoli. Hinrich Blunck hat in seiner "Colonie" einiges Neues für den damaligen Flecken Heide erschaffen. Zum Beispiel die erste Turnhalle mit Turnplatz und den ersten Steigerturm für die Feuerwehr. Warum hatten Blunck und sein Nachfolger Rüter immer wieder Probleme mit den Obrigkeiten? Und was hat die "Colonie" mit einer Eisbahn und einem Kino zu tun? Wir laden Sie ein, uns durch die Geschichten der Geschichte zu folgen.

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Sämtliche Informationen in diesem Buch beruhen auf Original-Dokumenten und Zeitungsberichten der jeweiligen Zeit.

Die kursiv gestellten Textpassagen geben den Original-Wortlaut wieder.

Wenngleich einige Fotos von nicht so guter Qualität sind, wollen wir sie Ihnen nicht vorenthalten.

Dieses Buch wurde teilweise gefördert von Peter Bartsch

Konzert- und Ballhaus Tivoli

Turnstr.2, 25746 Heide

Tel. 0481- 62122

www.tivoli-heide.de

Inge Harländer, gebürtige Heiderin, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte Heides. Besonders interessiert sie sich für das 19. Jahrhundert. Inzwischen ist sie für ihre Recherchen zu unterschiedlichen Themen der Zeit bekannt.

Ihre bisherigen Veröffentlichungen:

„Der besondere Heider Friedhof“

ISBN 9783842382763

„Schurersblut-Ein Dieb mit Herz“

ISBN 9783739233895

„Spuren der Dichterin Sophie“

ISBN 9783735762887

„Schatten über Schloss Allstedt“

ISBN 9783738655407

„Feuerhaar“

ISBN 9783842330153

Horst Peters ist in der „Blunck-Colonie“ in Heide geboren. Seit 20 Jahren ist er im Heider Fototreff EX-Kurs aktiv. Seit 2003 hält er DIA-Vorträge zu dem Thema: „Heide früher und heute“. Seit 2007 ist er im Vorstand des „Bürgerverein für Heide und Umgebung von 1846 e.V.“ tätig.

Inge Harländer und Horst Peters vor dem Tivoli im Juli 2017

Eine Skizze aus dem Jahr 1840, erstellt nach den Erinnerungen von August Schölermann.

Unten rechts ist deutlich zu erkennen, dass das südliche Heide so gut wie keine Bebauung aufweist. Dies änderte sich erst durch Hinrich Blunck.

Bevor wir die Geschichte(n) der „Blunck-Colonie“ und des Tivoli näher betrachten, fragen wir uns, wer war dieser Mann, der eine solch imposante Siedlung auf eine Ackerfläche am damals äußeren südlichen Rand des Fleckens Heide setzte?

War Hinrich (später auch Heinrich geschrieben) Blunck gebürtiger Heider? Nein!

Geboren wurde Hinrich Friedrich Blunck am 18.März 1810 als Sohn eines Schuhmachermeisters in Schleswig.

Er heiratete seine aus Reinsbüttel stammende Frau Anna Christine geb. Sommer (geb. 25.Januar 1814) im Jahre 1837 in Lunden und zog mit ihr nach Heide.

Gemeinsam hatten sie neun Kinder, die in der Zeit von 1841 bis 1858 in Heide geboren wurden. Es waren zwei Mädchen und sieben Jungen. Der älteste Sohn, Johann Friedrich (mitunter auch Johannes geschrieben), erblickte im Mai 1841 das Licht der Welt.

Die ersten von Hinrich Blunck erbauten Wohnhäuser entstanden zu Beginn der 1840er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade 30 Jahre alt.

Heide befand sich noch unter Dänischer Herrschaft und hatte ca. 5000 Einwohner/innen.

In den folgenden Jahren errichtete Blunck die erste geschlossene Siedlung des Fleckens, die sogenannte „Bluncksche Colonie“.

Sie umfasst die heutige Tivolistraße, Bergstraße, Turnstraße, den Mistgang und Teile der Feldstraße sowie Bereiche des Lüttenheid.

Als Krönung dieser Siedlung ist das heutige Tivoli, ehemals „Bluncks Etablissement“, zu nennen.

Die erste geschlossene Siedlung wurde gerade erwähnt. Es folgen weitere Überraschungen.

So ließ Blunck auf seinem Gelände den ersten Heider Turnplatz errichten.

Auch baute er für den Männerturnverein, der 1860 gegründet worden war, die erste Turnhalle mit einem Sandfußboden.

Auch den ersten Übungsplatz mit dem ersten Heider Steigerturm, erbaut 1870 für die Turnerfeuerwehr, die sich 1869 gründete, finden wir auf dem Gelände des Tivoli.

Bluncks Nachfolger Rüter ließ die erste Schlittschuhbahn in Heide entstehen.

Damit nicht genug – auch ein Kino konnte recht früh im Tivoli bewundert werden.

Auf diese Neuerungen gehen wir noch näher ein.

Begonnen hat Hinrich Friedrich Blunck seine Bautätigkeit, wie gerade erwähnt, zu Beginn der 1840er Jahre.

Das erste Mal „aktenkundig“ wird er 1840, als er ein Grundstück in der Österegge kaufte.

Im Februar 1843 lehnt die damalige Landvogtei einen Antrag Bluncks ab, auf der Österweide mehrere Wohnhäuser zu errichten, weil die Fläche unbebaut bleiben sollte.

So baute Blunck zunächst auf Kleinheide und ist für 1843 mit drei neu erbauten Häusern eingetragen.

1. Eines der ersten von Blunck erbauten Häuser Ecke Lüttenheid / Hölle (Foto 1950er Jahre)

Kleinheide, die Bezeichnung Lüttenheid gab es erst im 20.Jahrhundert, und Groths Mühle, die am Anfang der Feldstraße lag, bildeten das südliche Ende des Fleckens. Es gehörte zur Österegge. Auf dem Stadtplan von 1840 (Seite 6) ist die damalige Bebauung des Ortes gut zu erkennen.

Heinrich Blunck kaufte um 1840 zwei ertraglose und steinige Koppeln am südlichen Rand des Fleckens. Sie waren mehrere Hektar groß. Nach einem wohlüberlegten Plan wurden dort Bauplätze angelegt, so dass Heides erste geschlossene Siedlung, die „Bluncksche Colonie“ entstand.

Bluncks Sohn Carl, geb. 1847, der seinen Vater als ersten Bauspekulanten von Heide bezeichnet, hat in seinen Erinnerungen festgehalten:

Heide war im Aufblühen, Wohnungsnot überall. Kleine, mit Ziegeln gedeckte Häuser wuchsen wie Pilze aus der Erde, einfach, ohne überflüssigen Zierrat, solide und zweckmäßig.

Für eine Summe von etwa 500 Talern waren sie käuflich, bei einer Anzahlung von 40 Talern. Der Rest des Kaufgeldes mit 5% jährlich zu verzinsen und in Raten von jährlich 20 Talern abzutragen. Die Termine: Maitag und Allerheiligen, bis zum Restbetrag von 250 Talern. Dann erfolgte die Eintragung in das Schuld-und Pfandprotokoll, und die Spar-und Leihkasse gab in dieser Höhe als 1. Hypothek das Geld zu einem niedrigen Zinssatz. Auf diese Weise kamen Minderbemittelte durch Fleiß und Sparsamkeit zu einem soliden Eigenheim, Haus – und Hofstelle.

Die meisten Häuser, die Blunck auf diesem bis dahin freiem Feld errichtete, waren klein. Noch heute gut zu sehen am Beginn der Feldstraße, Ecke Lüttenheid. Sie waren mit einem durchschnittlichen Steuerwert von 400 bis 600 Mark verzeichnet. Im Vergleich dazu war das Etablissement mit 12.000 Mark eingetragen. Zu der Zeit kostete ein Schwein 14 Mark, 1000 Stück Torf gab es für 3 Mark zu kaufen und der Durchschnittsverdienst lag zwischen 400 und 600 Mark im Jahr.

Der Baubeginn der Colonie liegt um 1845.

Blunck bekommt 1847 den Unmut der Östereggenkommune zu spüren, weil sich der Weg vor seinen dort neu gebauten Häusern in sehr schlechtem Zustand befand. Wenige Wochen später musste er deswegen einen Strafbeitrag zahlen.

Im Januar 1848, zur Zeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, nahm Blunck, nicht zum ersten Mal, bei der Heider Sparkasse ein Darlehn über 4300 Silbertaler, zu 4% Verzinsung, auf, um seine Wohnhausbauten zu finanzieren.

Schon jetzt haftete er: Insbesondere mit seinen sämtlichen Immobilien im Flecken Heide, bestehend in einem von ihm bewohnten Hauptgewese und acht Wohnhäusern nebst 8 Scheffel 21 Ruthen Landes. Ein Heider Scheffel entsprach 1.480 m2..

Im genannten Jahr bürgte er also mit seinem derzeitigen Haupthaus und acht Wohnhäusern!!

Über viele Jahre kamen immer neue Darlehen hinzu, für die er jeweils mit seinen Gebäuden und Ländereien bürgte.

Mit dem Kollegium des Fleckens hatte Blunck sich des öfteren überworfen, weil er sich über Bau- und Wegevorschriften hinwegsetzte.

Die bekannteste Angelegenheit dieser Streitigkeiten ist die Namensgebung der „Hölle“ in Heide, die dem Himmelreich direkt gegenüber liegt. Das Himmelreich wurde im Volksmund so genannt, weil die „Kleinheider“ hier den kürzesten Weg zur Kirche hatten.

An einem schmalen Weg an der sogenannten Süderweide, der auch als Postweg diente, erwarb Blunck von der Österegge und mit Zustimmung des Landvogtes, einen Bauplatz mit der Zusicherung, den Verlauf des Weges nicht zu verändern. Er baute ein Eckhaus aber so, dass der Verlauf des bestehenden Weges, er hatte eine leichte Biegung nach rechts, abgewandelt wurde und jetzt eine direkte Verlängerung des Himmelreichs war. Dies erregte Unmut.

Die Vorsteher der Österegge und die Vorsteher des Kollegiums wollten diesen Bau nicht dulden und verlangten einen Baustopp.

Das Fleckenskollegium wies darauf hin, dass weder die Zustimmung noch die Erlaubnis erteilt wurde, diesen Weg in eine gerade Linie mit dem sogenannten Himmelreich zu verlegen. Auch halte sie die Bebauung des zur Österegge gehörenden alten Weges und die dadurch herbeigeführte Sperrung desselben für eine eigenmächtige Handlung, die rückgängig zu machen sei.

Um den Streit mit den Obrigkeiten beizulegen, bot Blunck an, von seinem Privatgrundstück soviel Land herzugeben, wie für einen 20 Fuß (ein Fuß ca. 27 Zentimeter) breiten Weg erforderlich ist.