Geschichten für Jung und Alt - Regina Meier zu Verl - E-Book

Geschichten für Jung und Alt E-Book

Regina Meier zu Verl

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Beschreibung

Von lachenden Wolken, träumenden Wichteln und Wolkenbahnhöfen, aber auch von Menschen und Tieren erzählen die Geschichten in diesem Buch. 

Wie es dem Käfer erging, der dachte, dass er nicht fliegen kann, und wie einsam sich eine Socke fühlt, wenn sie plötzlich allein ist, wirst du erfahren. Lass dich mitnehmen in den Geschichten - auf eine Sommerwiese, in den Wald und auf einen Leuchtturm, auf dem es gruselt.

Die Geschichten sind für Jung und Alt gleichermaßen geeignet und haben die passende Länge zum Vorlesen oder Zuhören. Sie wurden in Kindergärten und Schulen sowie Altenheimen eingesetzt und haben sich in der Praxis bewährt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Regina Meier zu Verl

Geschichten für Jung und Alt

Mal heiter - mal besinnlich

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wolkenlachen und Sonnenstrahlgeflüster

Wolkenlachen und Sonnenstrahlengeflüster

 

Ein kleiner Sonnenstrahl hatte sich mit vielen anderen seiner Art versammelt. Gemeinsam planten sie, den Menschen auf der Erde einen sonnigen Tag zu schenken. Aber es gab ein Problem, ein recht dickes Problem sogar. Besser gesagt, eine dicke Wolke.

„Geh zur Seite, dicke Wolke!“, wisperten die Sonnenstrahlen. Die Wolke hörte das nicht, denn die Sonnenstrahlen waren ja klein und ihre Stimmen drangen nicht bis zu ihr durch. Doch unermüdlich versuchten es die Sonnenstrahlen weiter, zuerst freundlich:

„Würden Sie bitte verschwinden, Wolke, wir möchten gern zur Erde strahlen!“, riefen sie im Chor. Nichts tat sich, im Gegenteil, die Wolke hatte wohl eine Freundin eingeladen, die sich nun zu ihr gesellte und mit ihr plauderte.

„Meine Damen, halten Sie doch ihren Plausch bitte woanders!“, rief einer der Sonnenstrahlen. Die Wolkendamen ließen sich aber nichts anmerken, oder hatten sie es wieder nicht gehört?

Nun wurden die Sonnenstrahlen ungeduldiger und prompt vergaßen sie ihre Höflichkeit.

„Weg da! Sofort!“, riefen sie so laut sie eben konnten. Das brachte aber auch keinen Erfolg.

„Wir müssen uns etwas überlegen“, meinte der kleinste der Strahlen. „Ich habe eine Idee!“

Die anderen lachten. Dieser Winzling war doch ein Neunmalklug. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie man die dicken Wolken dazu bewegen könnte, vom Himmel zu verschwinden. Höflich ging es nicht und mit Geschimpfe auch nicht.

„Na, dann schieß mal los!“, sagten sie.

Der Kleine schüttelte sich. „Keine Gewalt, meine Lieben und geschossen wird hier schon gar nicht!“, rief er. „Wir könnten folgendes probieren! Wir verteilen uns und kitzeln die Wolken so lange, bis sie endlich verschwinden. Das müsste funktionieren!“

Die Sonnenstrahlen kicherten, das würde ein Spaß werden und vielleicht hatte der Kleine ja recht und es gelang, die Wolken zu vertreiben. Sie verteilten sich also und jeder kitzelte an seinem Platz die dicken Wolken und siehe da, die Wolken lachten laut auf; sie teilten sich und wurden zu vielen kleinen Wolken, durch deren Lücken die Sonnenstrahlen die Erde erreichen konnten.

 

Auf der Erde stand ein Kind am Fenster. Gerade noch hatte es traurig den Himmel betrachtet, doch dann sah es das Schauspiel der Sonnenstrahlen und Wolken und wenn es sich nicht getäuscht hatte, dann hatte es sogar das Lachen der Wolken vernommen. Da lachte es auch, zog seine Schuhe an und lief in den Garten.

„Danke, liebe Sonnenstrahlen, danke, liebe Wolken!“, rief es glücklich.

„Gern geschehen!“, wisperten die Sonnenstrahlen, aber das konnte das Kind nicht hören, denn die Strahlen waren ja noch klein – Sonnenstrahlenkinder eben.

 

 

Wolkenbahnhof Apfelbaum

 

Wolkenbahnhof Apfelbaum

 

Zwei dicke weiße Wattewolken segeln am Himmel. Ab und zu werden sie vom Wind ein wenig angeschoben, dann stehen sie wieder still. Ich beobachte sie schon eine Weile, weil ich sonst gerade nichts zu tun habe. Niemand hat Zeit für mich, dabei ist mir so langweilig heute.

Wenn ich hier unten auf der Erde einsam bin, dann kann ich auch allein mit den Wolken segeln, denke ich. Keiner wird mich vermissen, oder doch?

Ich frage mich nur, wie ich da hochkommen soll und ob mich die Wolken auch tragen können. Vermutlich nicht, aber ausprobieren könnte ich es ja einmal. Mein Blick fällt auf die Leiter, die an den Apfelbaum gelehnt ist. Vielleicht sollte ich dort hinaufklettern und vom Baum aus versuchen eine Wolke zu erreichen. Eine gute Idee!

Vorsichtig steige ich von Sprosse zu Sprosse. Als ich an einem dicken Ast angekommen bin, beschließe ich, mich dort erstmal niederzulassen. Ich halte mich gut fest und sitze recht bequem. Von hier oben habe ich einen tollen Überblick. Mir fällt ein, dass ich ein Päckchen Kaugummi in der Hosentasche habe. Mein Lehrer sagt immer, dass Kaugummi beim Denken hilft. Also ziehe ich die Süßigkeit aus der Tasche und genehmige mir einen Streifen. Mmh, Kirschgeschmack, lecker. Ich kaue und kaue, sogar mit lautem Schmatzen, weil Mama mich ja nicht hören kann, denn sonst würde sie sagen: Jakob, benimm dich!

Ich beobachte meine Gedanken. Wie ich das mache? Ich schließe die Augen und warte darauf, was mir als nächstes einfallen wird. Nichts passiert! Vielleicht hilft das Kauen ja doch nicht. Ich habe es  immer gesagt: Manchmal erzählen Lehrer auch Blödsinn. Herr Müller hat uns mal prophezeit, dass es innerhalb der nächsten Stunde regnen würde. Er spüre das in seinem Bein, das vor langer Zeit mal gebrochen war. Ihr ahnt es schon: es regnete nicht. In der nächsten Stunde nicht und in den folgenden auch nicht, eigentlich den ganzen Tag nicht. Es war also Blödsinn.

 

Ob Herr Müller mich vermissen würde, wenn ich mit den Wolken auf und davon flöge? Bestimmt, denn dann hätte er niemanden mehr, dem er die Schuld für all die Streiche geben könnte, mit denen ich absolut nichts zu tun hatte. Oder vielleicht nur ein ganz kleines Bisschen. Ist ja auch egal. Wenn ich weg bin, dann wird er sich vielleicht Gedanken machen. Und ganz ehrlich: ich gönne ihm ein schlechtes Gewissen! Ja, das soll er haben wegen seiner ungerechten Behandlung.

 

Oder Mama? Zu gern wüsste ich, ob sie weinen würde. Wahrscheinlich nicht, sie ist eine starke Frau. Sie weint nämlich nie, außer wenn sie Zwiebeln schneidet, dann aber heftig. Klar, sie wäre traurig. Aber da ist ja noch Jonas, mein kleiner Bruder. Der ist sowieso ihr Liebling. Der ist noch klein und macht keinen Quatsch. Jedenfalls noch nicht. „Jakob, du bist doch schon groß!“, sagt sie immer, die Mama. Stimmt, das bin ich. Aber so groß nun auch wieder nicht. Wie gern würde ich wieder einmal in Mamas Bett schlafen. Ich würde mich an sie kuscheln, so wie früher und Mama würde mir eine Geschichte erzählen. Leider ist der Platz besetzt – dort liegt Jonas.