Gesund 100 Jahre alt werden - Jörg Conradi - E-Book

Gesund 100 Jahre alt werden E-Book

Jörg Conradi

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Beschreibung

100 Jahre alt werden ist kein Zufall. Jeder kann etwas dafür tun!

  • Neueste Studien enthüllen die Geheimnisse für ein langes Leben.
  • Wie wir beeinflussen können, lange zu leben und dabei gesund zu bleiben.
  • Was machen 100-Jährige anders und besser?
  • Sechs Faktoren, die für ein langes Leben besonders wichtig sind.
  • Es ist nicht festgelegt, wie alt der Einzelne wird.
  • Wir haben es selbst in der Hand.
  • Die Lebensweise der 100-Jährigen kann man lernen.


Warum werden manche Menschen über 100 Jahre alt, während andere schon mit 65 sterben? Was machen die 100-Jährigen anders oder besser? Gibt es Dinge, die die über 100-Jährigen gemeinsam haben? Die Antwort lautet eindeutig »Ja«! Aber die Gemeinsamkeiten sind nicht so naheliegend, wie es scheinen mag. So könnte man vermuten, dass die Gene der wichtigste Faktor im Hinblick auf ein langes Leben sind.

Die genetischen Anlagen sind nicht der entscheidende Faktor!

Wissenschaftlich erwiesen ist jedoch, dass unsere Anlagen nur 30 Prozent dazu beitragen. Viel entscheidender ist die Lebensführung einer Person. Doch auch in dieser Hinsicht gibt es überraschende Erkenntnisse: Beispielsweise leben Vegetarier oder Sportler nicht automatisch länger als andere. Optimisten werden nicht älter als weniger optimistische Menschen. Ein langes Leben hat andere Ursachen.

Überraschende Wahrheiten und verblüffende Irrtümer

Wie Dr. Jörg Conradi durch die Auswertung neuester wissenschaftlicher Studien in Erfahrung bringen konnte, sind es sechs Faktoren, die ein hohes Alter begünstigen. Er erläutert im Detail, wie Sie diese Faktoren nutzen können, um länger, aber auch gesünder und zufriedener zu leben. Dabei räumt er mit einer ganzen Reihe von Vorurteilen auf.

Damit Sie ermitteln können, ob Ihre Lebensweise auf eine hohe Lebenserwartung hindeutet, hat der Autor einen Selbsttest entwickelt. Sollte die Beantwortung der Testfragen ergeben, dass Sie eher zu den Menschen mit einer niedrigen Lebenserwartung gehören, hat Dr. Jörg Conradi gute Nachrichten für Sie: Es ist nicht schwer, die sechs Faktoren, die ein hohes Alter begünstigen, in Ihren Alltag zu integrieren. Schon einfache Maßnahmen wirken sich äußerst positiv auf Ihre Lebenserwartung aus.

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1. Auflage April 2021 Copyright © 2021 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Barbara Allgeier Covergestaltung, Satz und Layout: Stefanie Huber ISBN E-Book 978-3-86445-826-2 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Vorwort: Ein langes Leben ist auch Glückssache – aber nicht so, wie Sie denken

Vorwort:

Ein langes Leben ist auch Glückssache – aber nicht so, wie Sie denken

© Adobe Stock: De Visu

Frauen kommen auf 83, Männer auf 79 Jahre – die Menschen hierzulande werden immer älter. Doch diese Zahlen repräsentieren nur den Durchschnitt. Denn einige schaffen die 100, während für andere schon bei 65 Jahren Schluss ist. Außerdem wird hohes Alter oft mit Siechtum und Pflegebedürftigkeit bezahlt. Doch woran liegt das? Und was kann man tun, um in den Club der gesunden 100-Jährigen aufgenommen zu werden? Viel Tee trinken und Knoblauch essen und dafür die Finger vom Fleisch lassen? Täglich mindestens 30 Minuten joggen, Hanteln drücken oder sich in Yogahaltungen verbiegen? Heiraten und zusammenbleiben  – oder eben nicht heiraten, um gar nicht erst das Risiko von Trennungsschmerzen aufkommen zu lassen?

Dieses Buch wird Ihnen zeigen, welche sechs Faktoren laut aktueller Studienlage tatsächlich zur Lebensverlängerung beitragen. Und dabei werden Sie möglicherweise erkennen, dass der Weg zu einem langen Leben ganz anders verläuft, als Sie ursprünglich vermutet haben.

So ist das Erbgut sicherlich wichtig, doch der Lebensstil spielt die weitaus größere Rolle. Rauchen etwa und auch Übergewicht und Bewegungsmangel verkürzen das Leben. Doch man muss keinen Sport machen, keine Vitamine schlucken und kein Hungerhaken sein, um alt zu werden. Und wer hätte gedacht, dass Diäten das Leben verkürzen und umgekehrt Pescetarier (Vegetarier, die Fisch essen) länger leben als Vegetarier? Und Sex? Der verlängert zwar das Leben der Art Homo sapiens, doch nicht das Leben des einzelnen Individuums.

Immer wieder hört man, dass die moderne Medizin zu einem besonders langen Leben beiträgt. Stimmt nicht! In Japan wird man am ältesten – und nirgendwo in der industriellen Wohlstandswelt kommen weniger Ärzte auf einen Menschen als dort! Es kommt vielmehr darauf an, dass man zwar einen guten Arzt hat, ihn aber schlichtweg nicht braucht, weil man selbst weiß, was guttut – und nicht voller Angst irgendwelche angeblichen Gesundheitsrisiken meidet, die von der Medizin vorgebetet werden.

Stress tötet, doch Unterforderung auch. Und Entspannungstechniken sind nicht der Königsweg zum langen Leben. Es kommt vielmehr darauf an, dass man treffsicher die richtigen Herausforderungen für sich erkennt. Und sich vor allem in der Kunst der Gewissenhaftigkeit versteht. Denn Studien zeigen: Nicht optimistische, besonders soziale und weltoffene, sondern selbstdisziplinierte, humorvolle und resiliente, also psychisch stabile Menschen leben am längsten.

Womit wir bei der Kernaussage dieses Buches sind: So richtig alt wird man nicht von allein. Dafür muss man auch etwas tun. Was nicht heißen soll, dass Sie keinen Spaß dabei haben können. Im Gegenteil! Denn es gehört zu den mittlerweile bewiesenen Gesetzen unserer Psyche, dass wir umso mehr Glück und Erfüllung empfinden, je mehr wir aktiv Einfluss auf unser Leben nehmen. Man nennt dies das Prinzip der Selbstwirksamkeit. Ein langes Leben ist eben nicht nur lang – es ist auch ein glückliches Leben.

© Adobe Stock: Steven

Vom Polarfisch zu Harriet von Galapagos: Welche Tiere leben am längsten?

Vom Polarfisch zu Harriet von Galapagos: Welche Tiere leben am längsten?

© Shutterstock: Martin Prochazkacz

Es soll weibliche Wesen geben, die sich über einen Blumenstrauß freuen, wenn sie ihn geschenkt bekommen. Sie stellen ihn dann in eine Vase, damit er sich länger hält und sie sich länger an seinem Anblick erfreuen können. Harriet ist da jedoch ganz anders gestrickt. Sie bleibt zwar nicht gleichgültig, wenn man ihr ein paar Hibiskusblüten schenkt, doch sie sucht keine Vase dafür. Vielmehr stopft sie die Blumen samt Grün zwischen ihre massiven Kiefer – und fängt an zu malmen. So, wie sie es schon seit fast zwei Jahrhunderten macht. Denn Harriet ist eine Riesenschildkröte, die noch von Charles Darwin persönlich protegiert wurde. Sie stirbt am 23. Juni 2006, im Alter von 175 Jahren.

Das sind fast zwei Jahrhunderte, in denen nicht nur zwei Weltkriege stattgefunden haben, sondern Harriet auch viel erlebt hat. Aber eben auf ihre Weise, ganz ruhig, in stiller Routine und demütiger Schicksalsergebenheit. Geboren wurde sie 1830, auf den Galapagosinseln vor Ecuador. 5 Jahre später – sie war gerade so groß wie ein Teller – nahm Charles Darwin sie an Bord seiner Beagle, um sie nach England zu bringen. Irrtümlicherweise hielt er sie für ein Männchen und taufte sie auf den Namen Harry. Doch das machte dem Reptil weniger zu schaffen als das feuchte und wechselhafte Wetter, das auf den Inseln im Nordwesten Europas herrschte.

© Shutterstock: Dmitrii Kash

Also wurde die Schildkröte im Jahre 1841 abermals verschifft. Ins australische Brisbane, wo sie zunächst im Garten einer Villa untergebracht wurde. Knapp 2 Jahrzehnte später ging es weiter in den botanischen Garten der Stadt, wo man die mittlerweile über einen Zentner schwere Schildkröte unbedingt zur Fortpflanzung animieren wollte. Doch das Problem war, dass man sie immer noch für ein Männchen hielt und ihr ein Weibchen nach dem anderen zuschanzte. Das konnte nicht klappen. Doch während sich die Menschen in ihrer Umgebung ziemlich irritiert darüber zeigten, blieb Harriet so ruhig und gelassen wie immer. Sie fraß weiter ihre Blumen, und als der botanische Garten 1952 geschlossen wurde, ließ sie sich ohne Murren in ein Naturschutzgebiet an Australiens Goldküste umsiedeln. Dort entdeckte ein Zoodirektor aus Hawaii auch endlich die Wahrheit über ihr Geschlecht – und aus Harry wurde kurzerhand Harriet. Die Namensgebung wäre sicherlich schwieriger verlaufen, wenn Darwin sie dereinst auf Dick oder Tom getauft hätte, wie er es mit zwei von Harriets Geschwistern getan hatte.

1988 kam Harriet in den Zoo von Brisbane. Sie avancierte dort zu einer Attraktion, der man zum Geburtstag alle Jahre wieder einen Gemüsekuchen kredenzte. Ihr Pfleger tat alles, damit es ihr gut ging. Er baute ihr beispielsweise eine Höhle, in die sie sich im Falle eines Regenschauers zurückziehen konnte. Doch Harriet lehnte solche Bequemlichkeiten kategorisch ab. Sie stand jeden Morgen zur gleichen Zeit auf und ging jeden Abend zur gleichen Zeit schlafen. Im Freien, ohne Dach über dem Kopf. Sie hatte schon ertragen, dass man sie 130 Jahre lang irrtümlich für einen Mann gehalten hatte. Ein paar Regentropfen würden sie jetzt auch nicht umbringen. Außerdem widerstrebt es jeder Schildkrötenlogik, etwas zu ändern, das mehr als 150 Jahre gut gegangen ist.

Harriet wusste schon ziemlich genau, was zu tun war, um wirklich steinalt zu werden.

© Shutterstock: Eric Isselee

Wer alt wird, muss nicht träge sein!

Doch auf den ersten Blick wirkt es natürlich so, als würde ihre Formel fürs Methusalemalter schlicht darin bestehen, in allem etwas langsamer zu sein als der Rest der Welt. Nach dem Muster: »Mach langsam, und du darfst länger leben!« Und ein erster Blick auf die Langlebigkeitsverhältnisse in der Tierwelt scheint das zu bestätigen. So wird die wuselige Spitzmaus mit ihrem Puls von bis zu 1000 Schlägen pro Minute nur selten älter als 1,5 Jahre, während die dicke Harriet mit ihrem überschaubaren Sportprogramm 175 Jahre alt wurde. Und wenn man den Energieumsatz noch weiter herunterdreht, werden endgültig methusalemartige Dimensionen erreicht. So kann der Riesenschwamm Scolymastra joubini, der gar kein Herz und einen extrem langsamen Stoffwechsel hat, ein Alter von sage und schreibe 10 000 Jahren erreichen.

Aber es geht auch andersherum. Das Herz der Bernsteinschnecke etwa schlägt bloß 26-mal pro Minute, aber nach höchstens 2 Jahren hört es auch schon wieder damit auf. Das Blut der Krähe hingegen wird mit mehr als 300 Druckwellen pro Minute durch die Adern gejagt, und doch kann diese immerhin 20 Jahre alt werden. Und der Grönlandhai hetzt sogar Fischen und Robben hinterher, um trotzdem bis zu 500 Jahre alt zu werden. Kein anderes Wirbeltier wird so alt!

© Shutterstock: Dotted Yeti

Der Grönlandhai wird bis zu 500 Jahre alt.

Ein internationales Forscherteam um Daniel Erny vom Universitätsklinikum Freiburg hat kürzlich das Gehirn eines 245 Jahre alten Grönlandhais untersucht und darin nicht eine einzige Spur von Parkinson oder Alzheimer gefunden.1 Zum Vergleich: Wenn ein Mensch 90 Jahre alt wird, leidet er in 40 Prozent aller Fälle an Alzheimer. Und dieser Fisch kann 245 Jahre alt werden, ohne in seinem Gehirn irgendeine Abnutzungserscheinung zu entwickeln. Die Ursache dafür liegt keineswegs darin, dass er ein eher passives Leben führt. Früher dachte man zwar, dass der Grönlandhai lediglich Aas vom Meeresboden absammeln würde. Doch mittlerweile ist bekannt, dass er ein flinker Jäger ist, dessen Interesse nicht nur Robben und Fischen gilt. Norwegische Forscher entdeckten im Magen eines zufällig gefangenen Grönlandhais sogar die Überreste eines Eisbären, an den sich kein anderer tierischer Bewohner der Arktis herantrauen würde.

Steinalt in der »besten aller Welten«

Die Formel »Wer langsam durchs Leben geht, lebt länger« greift also nicht unbedingt. Ganz zu schweigen davon, dass es, um wirkliche Erkenntnisse zu den Bedingungen für das lange Leben eines Menschen zu sammeln, ohnehin interessanter ist, nicht einzelne Tierarten, sondern innerhalb einer Spezies lang- und kurzlebige Individuen miteinander zu vergleichen. Denn was nützt die Erkenntnis, dass eine Eintagsfliege nur wenige Tage und ein Elefant über 50 Jahre alt werden kann? Rein gar nichts, denn bekanntermaßen ist es beim Homo sapiens ja genau umgekehrt. Hier sind nämlich die mit den elefantenartigen Fettpolstern extrem kurzlebig.

Ein Blick auf die unterschiedlichen Lebenserwartungen innerhalb einer Tierart offenbart, dass diese wesentlich davon abhängen, ob die jeweiligen Individuen in Freiheit oder in Gefangenschaft leben. Sieht man von Nutztieren ab, die schon nach kurzer Zeit geschlachtet werden, besteht generell der Trend, dass es sich zwischen Zäunen, Schutzwällen und dergleichen länger lebt als in freier Wildbahn. So kann es ein Löwe in Gefangenschaft durchaus auf zwei Dekaden bringen, während in der Wildnis für Weibchen schon nach 15 und für Männchen sogar schon nach 12 Jahren Schluss ist. Ein Zooschimpanse lebt über 50 Jahre, während sein Pendant in freier Wildbahn schon nach 30–40 Jahren in den Affenhimmel einzieht. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand, denn das Leben in Freiheit ist zwar frei, aber auch gefährlich. Mehr Infektionen, mehr Konflikte mit Fressfeinden und Konkurrenten, mehr Ängste und schließlich auch eine schlechtere Hygiene sowie die fehlende medizinische Versorgung erhöhen das Sterberisiko erheblich. Ganz zu schweigen davon, dass im Zoo regelmäßig und zuverlässig das Futter kredenzt wird, während in freier Wildbahn hart dafür gearbeitet werden muss und der Aufwand nicht immer belohnt wird.

© Adobe Stock: Eric Isselée

All das klingt logisch, und doch gilt hier abermals: Es geht auch andersherum. Britische Forscher haben die Daten von 4500 Elefanten untersucht und dabei festgestellt, dass sie in Gefangenschaft deutlich kürzer leben. Das Sterbealter asiatischer Zooelefanten etwa liegt bei durchschnittlich 19 Jahren, während ihre Pendants in Freiheit auf fast 42 Jahre kommen. Die frei lebenden Dickhäuterweibchen im afrikanischen Amboseli-Nationalpark werden mit durchschnittlich 56 Jahren sogar fast dreimal so alt wie ihre asiatischen Artgenossen in Gefangenschaft. »Würde man nicht ständig Jungtiere in freier Wildbahn einfangen und den Zoos zuführen, würden die Elefanten dort über kurz oder lang aussterben«, betont Studienleiterin Ros Clubb in der Fachzeitschrift Science.2

© Adobe Stock: cheekylorns

Die Ursachen für das frühe Ableben der Zooelefanten sind vielschichtig, liegen aber auch auf der Hand. So haben die 4–6 Tonnen schweren Dickhäuter in freier Wildbahn ohnehin keine Feinde, sodass der Zooeffekt »Lebensverlängerung durch Schutz vor Feinden« wegfällt. Von noch größerer Bedeutung aber ist, dass die Tiere im Zoo zu Übergewicht und Infektionen neigen. Und zu Aggressionen: Kein anderes Tier ist so oft für den Tod eines Zoopflegers verantwortlich wie der Elefant! All das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die hochintelligenten Tiere mit ihrer Situation in Gefangenschaft nicht zurechtkommen und sie als Stress erleben – und genau das verkürzt eben auch ihr Leben.

Es geht also weniger um das Eingesperrtsein an sich als vielmehr um das Gefühl des Eingesperrtseins. Die Schildkröte Harriet hatte in dieser Hinsicht keine Probleme, und deswegen wurde sie vermutlich so alt. Ihre Brüder (möglicherweise waren es aber auch Schwestern!) Dick und Tom waren da anders gestrickt. Der eine unternahm anfangs immer wieder Ausbruchsversuche, der andere verweigerte immer wieder für längere Zeit das Fressen. Dick starb bereits in seinen Fünfzigern, und Tom verschied 57 Jahre vor seiner berühmten Schwester – was jedoch kein Argument dafür sein soll, dass man als Mensch bereitwillig eine Gefangenschaft über sich ergehen lassen sollte, wenn man steinalt werden will. Aber das Beispiel von Harriet und ihren Geschwistern sowie den traurigen Zooelefanten zeigt, dass die Existenz fester Vorgaben und Regelmäßigkeiten nicht ausreicht, um ein Leben zu verlängern. Man muss sie auch akzeptieren und darf sie nicht als Freiheitsberaubung empfinden. Um es mit den Worten des berühmten Philosophen Leibniz auszudrücken, sollte man die Welt, in der man lebt, »für die beste aller möglichen Welten« halten. Nicht allein die Struktur gibt den Halt, sondern auch ihre Akzeptanz – darin unterscheidet sich eben die Psychologie von der Physik.

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Methusalem gestern – von Kant bis Picasso

Methusalem gestern – von Kant bis Picasso

© Wikipedia: Revista Vea y Lea

Pablo Picasso wurde 91 Jahre alt.

Einen Hinweis auf das Geheimnis eines langen und gesunden Lebens liefert natürlich auch der Blick auf Menschen, die dieses Ziel schon einmal erreicht haben. Dazu lohnt sich zunächst ein Blick in die Weltgeschichte. Denn auch wenn sich die Lebenserwartung gerade in den Wohlstandsländern zuletzt immer weiter gesteigert hat: Langlebige Menschen gab es schon immer.

Pünktlicher als die Kirchturmuhr

Auch in der Kulturgeschichte des Menschen bedarf es einer näheren Betrachtung der Details und Hintergründe, um aus ihr in puncto Kurz- und Langlebigkeit einen echten Trend herauslesen zu können. Einerseits aufgrund der gewaltigen Datenflut aus mehreren Tausend Jahren sowie ihrer unterschiedlichen Dichte – zu Diogenes und Thales besitzen wir heute einfach weniger Daten als zu Winston Churchill und Michael Jackson. Andererseits aber auch, da nicht wenige der weltgeschichtlichen Größen durch Gewalt und Unfälle zu Tode kamen, was ja in unseren Betrachtungen, die sich um die »natürliche« Lebenserwartung jenseits von spektakulären Todesursachen wie Krieg, Mord und Totschlag bewegen, keine Rolle spielen soll. So wäre Sokrates – wegen seiner Gelassenheit, aber auch wegen seiner Ehefrau Xanthippe, die ihm den Rücken zum brotlosen Philosophieren freihielt – vermutlich zum steinalten Greis geworden, hätte man ihn nicht per Schierlingsbecher hingerichtet. Dem Kirchenkritiker Giordano Bruno hingegen wären wohl selbst ohne Scheiterhaufen nur noch ein paar Jahre vergönnt gewesen, weil sein Leben bis dahin zu unstet und kraftraubend verlaufen war. Allerdings ist das letzten Endes nur Spekulation, weswegen wir solche Fälle unberücksichtigt lassen.

Doch wie verfährt man mit Krankheiten, wenn man die Langlebigkeit in der Kulturgeschichte betrachtet? Soll man sie miteinbeziehen oder wie Kriege und Morde außen vor lassen? Dies hängt vom konkreten Einzelfall ab. Wenn Marc Aurel und Johanna von Burgund von der Pest dahingerafft werden, kann man das als Naturgewalt, als »bakteriellen Totschlag« verbuchen und damit aus unseren Betrachtungen herausnehmen.

© Shutetrstock: matrioshka

Bei Friedrich Schiller und seiner Krankheitsgeschichte wird es hingegen schon komplizierter. Der Dichter infizierte sich als Medizinstudent mit Tuberkulose, als er eine Obduktion protokollierte und dabei jegliche Vorsicht missen ließ. Bakterien waren ja zu seiner Zeit noch unbekannt, sodass man ihm in dieser Situation keinen Leichtsinn vorwerfen kann, sondern seine Infektion den unvorhergesehenen Naturgewalten zurechnen muss. Doch wie Schiller dann mit seiner Schwindsucht umging, das hatte nichts mehr mit Naturgewalt zu tun. Denn er pflegte einen Lebensstil, der selbst einem Gesunden zu schaffen gemacht hätte. Seine Ernährung war schlecht und viel zu einseitig, und er arbeitete bis zur totalen Erschöpfung, gönnte sich praktisch keine Pausen.

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Außerdem ruinierte er seinen Körper, wie es bei selbst behandelnden Ärzten nicht ungewöhnlich ist, mit haarsträubenden Therapiemaßnahmen. Als etwa in Mannheim die Malaria wütete, lebte er nur von Suppe, Brechweinstein und Chinarinde, die er, wie er in einem Brief zugab, aß »wie Brot«. Mit der Folge, dass sein Darmmilieu zusammenbrach und sein Körper den Tuberkelbazillen nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Schiller starb im Alter von gerade mal 45 Jahren, und schuld daran war nicht nur seine schwere Krankheit, sondern auch sein Lebensstil, der den Mikroben ihre Vernichtungsarbeit erleichterte. Der Autor der Räuber wird daher in unserer welthistorischen Betrachtung von Lang- und Kurzlebigkeit berücksichtigt – genauso wie die anderen kranken Berühmtheiten, die mit ihrem Lebensstil erheblichen Einfluss auf ihr Leiden genommen haben. Bei Schiller war dieser Einfluss im Wesentlichen negativ – doch einer seiner berühmten Zeitgenossen zeigte, dass es auch anders geht.

Immanuel Kant war ähnlich wie Schiller schon bei seiner Geburt am 22. April 1724 kein glucksender und kraftstrotzender Wonneproppen, sondern ein bleicher und trichterbrüstiger Winzling, über dessen Familie der Schatten des frühzeitigen Todes lag. Immanuel war zwar das vierte Kind der Kants, bei seiner Geburt lebte jedoch nur noch seine 5-jährige Schwester, die übrigen Geschwister waren bereits verstorben. Mutter Anna Regina, die ebenfalls nicht mehr lange leben sollte, hatte also guten Grund, für das zerbrechliche und blasse Baby um Gnade zu bitten: »Gott erhalte ihn in seinem Gnadenbunde bis an sein seliges Ende.«

© Adobe Stock: Sergey Kohl

»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« Immanuel Kant,1784

Sie wurde offenbar erhört. Immanuel Kant strotzte zwar niemals vor Vitalität, aber es ging ihm auch nie richtig schlecht. Einem Freund sagte er, dass er »immer mit Unpässlichkeit zu kämpfen« hätte, ohne jemals krank zu sein, und in einem Brief bezeichnete er sich als »auf schwächliche Art gesund«. Er wurde trotz zerbrechlicher Konstitution fast 80 Jahre alt, was damals ausgesprochen selten vorkam. Niemand aus seiner Umgebung hätte jemals damit gerechnet, und doch war sein gesegnetes Alter nicht etwa ein Wunder, sondern das folgerichtige Resultat einer bemerkenswerten Kombination aus Philosophie und preußischen Tugenden, wo Moral und Selbstdisziplin geistreich diskutiert und ebenso konkret gelebt wurden.

Dazu gehörte, dass Kant seinen Alltag nach einem strikten Regelsystem ordnete. Morgens um 5 Uhr stand sein Diener Lampe, ein altgedienter Soldat, am Bett seines Herrn und rief: »Es ist Zeit!« Kant war freilich kein angeborener, sondern ein selbst ernannter Frühaufsteher, sodass er Lampe nicht selten darum bat, doch bitte später wiederzukommen. Doch der Diener blieb gnadenlos und wiederholte nur seinen Befehl, hatte er doch ausdrücklich von seinem Herrn selbst die Anweisung dazu bekommen. Kant wusste eben, dass auch er ein Mensch mit Schwächen war, und deswegen schaffte er sich in Gestalt von Diener Lampe ein externes Gewissen, das ihn zur Ordnung rief, wenn es sein musste. Zur Selbstdisziplin gehört eben neben der Härte gegen sich selbst auch die Erkenntnis, wo man zur Nachgiebigkeit neigt und daher jemanden beauftragen muss, dort für die notwendigen Korrekturen zu sorgen.