Keine Angst vor Cholesterin! - Jörg Conradi - E-Book

Keine Angst vor Cholesterin! E-Book

Jörg Conradi

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Beschreibung

Der große Cholesterin-Mythos

Der Glaube, dass Cholesterin und gesättigtes Fett die gefürchteten Volkskrankheiten Arteriosklerose und Herzinfarkt verursachen, gehört zu den heiligsten Dogmen der modernen Medizin. Doch das ist falsch!

Die meisten Menschen wären in der Tat sehr erstaunt, wenn sie wüssten, wie wenig Beweise es zur Unterstützung der Cholesterin-These gibt. Mit seiner sorgfältigen Recherche entzaubert Dr. Jörg Conradi den großen Cholesterin-Mythos.

Die Cholesterinsenkung ist für Pharmafirmen, Ärzte und die Lebensmittelindustrie ein Milliardengeschäft - aber nach den Erkenntnissen führender Wissenschaftler völlig unnötig, schädlich und in vielen Fällen sogar lebensgefährlich.

In wissenschaftlichen Studien wurde wiederholt gezeigt, dass Arteriosklerose und Herzinfarkt weder durch gesättigtes Fett noch durch einen erhöhten Cholesterinspiegel im Blut hervorgerufen werden. Das Paradigma gegen Cholesterin und gesättigte Fettsäuren wird nicht im Interesse der Gesundheit, sondern des Profits wegen propagiert.

Nicht das Cholesterin an sich gefährdet Herz und Kreislauf, sondern vielmehr die Veränderungen durch oxidativen Stress. Es gilt also, die ungesunde Ernährung in den Industrieländern in den Blick zu nehmen. Wir sollten unseren Körper mit Antioxidantien versorgen und ihn vom Industriezucker erlösen. Mit einer ausgewogenen Lebensweise kann man auch ohne Cholesterinsenker zu gesunden Blutgefäßen kommen.

Wir haben es selbst in der Hand! Dr. Jörg Conradi zeigt unterhaltsam, fundiert und praxisnah sowie mit vielen Tipps und Beispielen, wie Sie Ihre Gesundheit verbessern können - fühlen Sie sich wohl und fit, ganz ohne Medikamente!

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1. Auflage Dezember 2020 Copyright © 2020 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Swantje Christow Covergestaltung: Stefanie Huber Satz und Layout: Martina Kimmerle ISBN E-Book 978-3-86445-810-1 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Vorwort

@ AdobeStock: kasia2003

Böses Cholesterin?

»Wo ich sitze, ist immer oben.« Otto von Bismarck ist zweifelsohne eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte – der deutschen Geschichte sowieso. Als »Eiserner Kanzler« prägte er die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts; sein Name steht für Sozialreformen, aber auch für den Kampf gegen Sozialisten und die katholische Kirche. Bismarck ist bis heute ebenso faszinierend wie umstritten, und dazu passt, dass er sich zum Frühstück bis zu ein Dutzend Eier einverleibt haben soll. Also zwölf Exemplare eines Nahrungsmittels, das als Fett- und Cholesterinbombe verschrien ist! Was den »Eisernen Kanzler« nicht daran hinderte, 83 Jahre alt zu werden. Klar, er hatte massives Übergewicht, das er insgesamt seinen kulinarischen Exzessen verdankte, er litt an Rheuma, Venenentzündungen, Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden und vor allem an Schlaflosigkeit. Doch seine Herzkranzgefäße blieben intakt, und geistig fit war er ebenfalls bis zum Schluss, trotz seines mehr als üppigen und cholesterinreichen Speiseplans. Oder könnte es sein, dass es da gar kein »trotz« gibt?

@ AdobeStock: wowinside

Denn mittlerweile steht fest, dass Eier den Cholesterinwert gar nicht so in die Höhe treiben, wie man viele Jahrzehnte geglaubt hat. Und selbst wenn, wäre das vermutlich gar nicht so schlimm. Bestimmte Interessenverbände wollen uns zwar unter Einsatz von gefälligen Ärzten und Wissenschaftlern glauben machen, dass Cholesterin die Blutgefäße verstopfe und daher unbedingt aus dem Blut entfernt werden müsse, beispielsweise durch eine spezielle Ernährung oder Spezialmargarinen und Spezialmedikamente wie Statine. Letztere bescheren der Pharmaindustrie weltweit 25 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Doch aktuelle Studien weisen eher in eine andere Richtung. Demnach ist Cholesterin gar nicht so nutzlos, wie uns unermüdlich suggeriert wird.

@ AdobeStock: Zerbor

So brauchen wir es im wahrsten Sinne zum reibungslosen Funktionieren des Gehirns und zur Herstellung von Hormonen. Nicht umsonst produzieren Leber und Dünndarm täglich bis zu 1,5 Gramm Cholesterin. Immer mehr Wissenschaftler und auch große Fachgesellschaften fordern, dass wir uns dem Cholesterin endlich frei von Angst nähern sollten. Sie stellen vor allem die flächendeckende Verwendung der Statine und anderer cholesterinsenkender Medikamente an den Pranger. Schon 2003 gründete sich mit »Thincs« ein internationales Forschernetzwerk, um die tatsächlichen Fakten zu diesem Thema zu sammeln. Als Resümee verkündete ihr Sprecher Uffe Ravnskov unlängst, dass cholesterinsenkende Medikamente zwar das Problemfett aus den Blutgefäßen verdrängen, »doch ob dies auch zu einer Senkung des Herzinfarktrisikos führt, ist fraglich.«

So unsicher der Nutzen, so problematisch sind die potenziellen Schäden, die durch cholesterinsenkende Arzneimittel verursacht werden können. Der Schweizer Wissenschaftler Milo Puhan kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss: »Letztendlich verhindern Statine nur bei wenigen Personen einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag. Aber Nebenwirkungen können dadurch alle Personen erleiden.« Beispielsweise kann das Gehirn darunter leiden, weil es auf Cholesterin als Schmier- und Baustoff von Neuronen und Synapsen angewiesen ist. Wer Statine oder artverwandte Medikamente schluckt, leidet fast viermal so oft an Gedächtnisstörungen wie jemand, der nichts einnimmt.

Zudem führen die Cholesterinsenker bei jedem dritten Patienten zu Muskelschmerzen, außerdem erhöhen sie das Diabetesrisiko um bis zu 32 Prozent, weil sie eine Immunantwort auslösen, die das Stoffwechselhormon Insulin einschränkt. Der Cholesterinwert kann also nach unten und der Blutzuckerwert nach oben gehen – ein echter Pyrrhussieg.

Warum also den Cholesterinwert mit allen Mitteln nach unten drücken? Stattdessen sollte man die Oxidationsprozesse in den Blutgefäßen eindämmen. Denn sie führen dazu, dass Cholesterin im wahrsten Sinne »ranzig« wird und die berüchtigten Plaques an den Gefäßwänden vorantreibt. Es ist also nicht das Cholesterin an sich, das Herz und Kreislauf gefährdet, sondern es sind die Veränderungen, die diese durch oxidativen Stress erfahren. Ganz zu schweigen davon, dass der exzessive Zuckerkonsum unserer Tage als lebensverkürzender Risikofaktor viel höher zu gewichten ist. Wir sollten also unseren Körper mit Antioxidantien versorgen und ihn vom Industriezucker unserer modernen Lebensmittel erlösen. Die Ernährung spielt dabei neben Sport, Nikotinverzicht und Stressabbau eine wichtige Rolle. Dieses Buch zeigt, worauf dabei zu achten ist.

Am Ende werden Sie entdecken, dass Sie auch ohne Medikamente und andere Cholesterinsenker zu gesunden Blutgefäßen kommen können. Und als Nebeneffekt werden Sie sich insgesamt noch besser und gesünder fühlen.

1. »Wollen Sie etwa einen Herzinfarkt bekommen?« Der Cholesterinmythos und seine Folgen

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»Wollen Sie etwa einen Herzinfarkt bekommen?« Der Cholesterinmythos und seine Folgen

Ancel Keys war bei seinen Forschungsaktionen nicht gerade zimperlich. Geboren 1904 in Colorado Springs, versuchte er schon als 8-Jähriger, eine Fliege mit Chloroform zu betäuben, und als das nicht so recht klappen wollte, probierte er das Schmerzmittel kurzerhand an sich selbst aus. Einige Jahre später studierte er Biologie, und in Cambridge promovierte er in Tierphysiologie. Von dort ging es nach Kopenhagen, wo er an Aalen untersuchte, wie ihre Kiemenatmung funktionierte.

1933 kehrte Keys zurück in die Vereinigten Staaten, nach Harvard – und dort verlagerte sich sein Interesse auf den Menschen. So reiste er mit einer Gruppe von Probanden nach Chile, um sie an die extremen Luft- und Atembedingungen der Anden zu gewöhnen. Nicht wenige seiner Testpersonen bekamen dabei große Probleme. Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Keys ausgeklügelte Nahrungsrationen für Fallschirmspringer. Sie bestanden aus Fleisch, Käse, Keksen, Schokolade und insgesamt 3200 Kilokalorien pro Tag, weil Keys von einem deutlich erhöhten Energiebedarf der Soldaten ausging. Danach verlagerte sich sein Interesse abermals. Es blieb zwar beim Menschen, doch es kreiste nicht mehr darum, wie man möglichst viele Kalorien in einen Körper hineinbekommt. Im Gegenteil!

Fortan untersuchten Keys und sein Forscherteam nämlich die Auswirkungen von massiver Mangelernährung auf den menschlichen Körper. Ihre Studie bekam den vielsagenden Titel: The Minnesota Starvation Experiment (Das Minnesota-Hungerkur-Experiment). Die Testpersonen rekrutierte man aus Kriegsdienstverweigerern, insbesondere Angehörigen von Freikirchen, die zwar nicht kämpfen wollten, sich aber überreden ließen, ihre Gesundheit für die Wissenschaft aufs Spiel zu setzen. Diese »Freiwilligen« mussten täglich 35 Kilometer zu Fuß zurücklegen und sich einer Radikaldiät unterziehen, durch die sie systematisch ausgehungert und entkräftet wurden. Sie verloren dabei rund 25 Prozent ihres Körpergewichts und entwickelten Symptome wie Anämie und Muskelschwäche, außerdem wurden sie müde, apathisch und reizbar, und an ihren Körpern entwickelten sich Wasserödeme, wie man sie sonst an Kindern in Entwicklungsländern zu sehen bekommt. Solch ein Experiment würde heute wohl kaum noch eine Ethikkommission durchwinken. Damals allerdings verschaffte es seinem Leiter Ancel Keys den Durchbruch zum anerkannten Wissenschaftler. Sein Buch zur Studie (The Biology of Human Starvation) gilt bis heute als maßgebliches Werk zur Erforschung des Hungerns.

@ AdobeStock: DiBronzino

Möglicherweise fragen Sie sich nun, was diese biographischen Ausführungen zu Ancel Keys in einem Buch über den Cholesterinmythos zu suchen haben. Die Antwort: Sie erhellen die Motive hinter diesem Mythos. Denn es war kein um die Gesundheit der Menschen besorgter Arzt, der die Cholesterinhypothese entscheidend nach vorn brachte, sondern ein ambitionierter Forscher, der mit wenig Skrupeln viele unterschiedliche Felder beackerte, um seine Karriere voranzutreiben. Das ist prinzipiell im Wissenschaftsbetrieb nicht ungewöhnlich und brandmarkt auch die Cholesterinsaga nicht von vornherein als wertlos. Aber es hilft, sie richtig einzuordnen, und es rät dazu, ihr nicht vorbehaltlos zu folgen.

@ AdobeStock: Elena-Schweitzer

Ihre Initialzündung hatte diese Geschichte, als Keys nach den Hungerexperimenten 1951 zu einem Sabbatical nach Oxford ging. Dort erzählte ihm ein Freund, dass es in Italien praktisch kaum Herzerkrankungen gebe. Keys war erst skeptisch, dann aber fasziniert, und so reiste er schon wenig später mit seiner Frau nach Neapel. Dort verifizierte er in einem Labor, dass die Neapolitaner tatsächlich in Bezug auf ihre Herzen ziemlich gesund waren. Zudem ernährten sie sich fettarm und wiesen einen niedrigen Cholesterinspiegel in ihrem Blut auf. Keys sammelte daraufhin noch Daten aus anderen Ländern, die diese Zusammenhänge zu bestätigen schienen, sodass er 1953 einen Artikel in einer Fachzeitschrift dazu veröffentlichen konnte: »Atherosclerosis: a problem in newer public health«. Das war, auch wenn neben Keys schon andere Forscher daran arbeiteten, die Geburtsstunde der Cholesterinhypothese.

Tödlicher als Corona

Keys’ Ausgangspunkt: Die moderne Zivilisationsgesellschaft müsse sich neuen Herausforderungen stellen. Sie sei nicht mehr in erster Linie von Infektionskrankheiten, sondern von koronaren Herzerkrankungen bedroht. Dagegen ist nichts zu sagen. Denn auch wenn die jüngste Coronakrise noch einmal das zunehmende Risiko für globale Pandemien verdeutlicht hat, Todesursache Nummer eins ist und bleibt mit rund 9 Millionen weltweiten Fällen pro Jahr der Herzinfarkt, dicht gefolgt vom Schlaganfall (knapp 7 Millionen), der ja ebenfalls häufig mit einer Verengung der Blutgefäße einhergeht. In Deutschland und anderen Industrienationen sterben die Menschen weniger daran, dass sie ein Infekt in die Knie zwingt, als vielmehr daran, dass ihr Herz-Kreislauf-System versagt.

@ Shutterstock: Akane1988

Doch woran liegt das? Keys’ Antwort: Die Blutgefäße leiden unter der westlichen Ernährung mit ihren gesättigten Fetten und den aus ihr resultierenden hohen Cholesterinwerten im Blut. Als Beweis lieferte er eine Grafik, auf der man deutlich die enge Beziehung zwischen dem Fettverzehr und der Sterblichkeit durch koronare Herzerkrankungen sehen konnte. Die Punkte des Diagramms lagen fast perfekt auf der nach oben gebogenen Kurve der Koronartoten, mit den USA ganz oben, hingegen Japan und Italien ganz unten. Der Haken daran: Keys standen auch noch die Daten von sechzehn weiteren Ländern zur Verfügung, die nicht so ideal auf der Kurve gelegen hätten, wie etwa die von Holland und Finnland, deren Bewohner ähnlich viel Fett essen wie die Nordamerikaner und trotzdem nur relativ selten am Herzinfarkt sterben. Doch die tauchten in dem von Keys angeführten Diagramm nicht auf. Da hatte er also schon eine ziemlich selektive Wahrnehmung – und diese sollte auch die spätere Geschichte der Cholesterintheorie auszeichnen.

Cholesterin für den Mümmelmann

@ AdobeStock: aksol

Befürworter führen gern Tierversuche zum Beleg ihrer Cholesterinhypothese an, weil damit die molekularen Stoffwechselwege, die zur Arteriosklerose führen, sichtbar gemacht werden können. Doch lassen sich deren Ergebnisse auf den Menschen übertragen? So gehen bei Kaninchen, die man mit fettreicher Kost versorgt, die Cholesterinwerte nach oben, weil sie auf solches Futter als Veganer weder physiologisch noch anatomisch eingestellt sind. Sie werden schwer krank, ihre Leber und Nieren verfetten, ihre Augen werden gelb und schließlich sterben sie am Herzinfarkt, aber das liegt daran, dass man sie etwas essen lässt, was sie freiwillig und in freier Wildbahn niemals anrühren würden. Solche Versuche besitzen ungefähr eine ähnliche Aussagekraft wie Gras- und Kräuterfütterungen bei Löwen.

@ Shutterstock: andrey-oleynik

Und was ist mit Affen, die uns ja mehr ähneln als ein Kaninchen? Um an ihnen die Wirkungen von fett- und cholesterinreichem Futter auszutesten, werden sie in der Regel in engen Laborkäfigen gehalten. Was nicht nur ethisch fragwürdig ist, sondern auch bedeutet, dass sie viel weniger Bewegung bekommen, als sie eigentlich gewohnt sind. Das dürfte zu ihren Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindestens genauso beitragen wie ihr Futter. Ganz zu schweigen davon, dass ein Leben in solch einer Gefangenschaft, mit fortwährenden Blutentnahmen zum Erheben der Cholesterinwerte, die Tiere unter chronischen Stress setzt, der ebenfalls ungesund ist.

Arteriosklerose – ein Drama in drei Akten?

Die von Ancel Keys angestoßene Cholesterinhypothese wurde von der medizinischen Fachwelt begeistert aufgenommen, bot sie doch eine verführerisch einfache Erklärung für ein medizinisches Problem, das zu den großen Gefahren in unserer Wohlstandsgesellschaft gehört: die Arteriosklerose. Es handelt sich dabei um eine Verhärtung der Blutgefäße, die vor allem die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die Halsschlagader (Carotis) und die großen Beinarterien trifft, was zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Ihr wesentliches Kennzeichen besteht darin, dass durch die sklerotischen Blutgefäße nicht mehr genug Blut hindurchfließt, sodass es in dem dahinterliegenden Gewebe zur Sauerstoffnot kommt.

Laut Vertretern der Cholesterinhypothese laufen die dazu führenden Prozesse in drei Schritten ab:

Im ersten Schritt legen Menge und Art der Nahrungsfette die Höhe des Cholesterinspiegels im Blut fest. Demnach steigt dessen Wert, wenn wir zu viel Cholesterin und gesättigte Fette einerseits und zu wenig mehrfach ungesättigte Fette andererseits zu uns nehmen. Wer also täglich ein Ei (enthält viel Cholesterin) und ein Salamibutterbrot (enthält viele gesättigte Fette) und dafür keinen Fisch und keine Walnüsse (enthalten viele mehrfach ungesättigte Fette) auf seinem Speiseplan hat, muss mit hohen Cholesterinwerten in seinem Blut rechnen.

Im zweiten Schritt lagert sich dann das Cholesterin an den Blutgefäßwänden ab. Das geschieht allerdings, laut Studien der letzten Jahre, vor allem bei einem hohen Wert an LDL (Low Density Lipoprotein)-Cholesterin. Denn mit dieser Fett-Eiweiß-Verbindung wird Cholesterin von der Leber zu den anderen Organen des Körpers transportiert, während HDL (High Density Lipoprotein) den umgekehrten Weg beschreitet, also das Cholesterin zur Leber abtransportiert und dadurch als »Rohrputzer« der Blutgefäße geschätzt wird.

@ AdobeStock: Mathias-Weil

Im dritten Schritt kommt es schließlich zur eigentlichen Arteriosklerose. Was konkret heißt: Das Cholesterin verklumpt zusammen mit weißen Blutkörperchen und den Muskelzellen der Gefäßwände zu sperrigen und harten Plaques, die das Gefäß zunehmend verengen und unelastisch machen. Was allein schon ziemlich bedrohlich klingt, aber noch nicht in einen Verschluss der betreffenden Arterie münden muss. Das Problem besteht vielmehr darin, dass die Plaques oft aufreißen und an der Gefäßinnenwand eine Wunde hinterlassen, die der Körper – so, wie er es ja auch bei Hautkratzern und anderen Verletzungen macht –, mithilfe der Blutgerinnung zu flicken versucht. Und daraus entstehen am Ende jene berüchtigten Gerinnsel (Thromben), die ein Blutgefäß komplett verschließen und zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen können.

@ AdobeStock: SciePro

Betrachtet man die drei Stufen näher, kann aus ihnen selbst der Laie – allein durch logisches Denken und ohne sonderliche medizinische und pharmazeutische Vorkenntnisse – ableiten, welche Optionen es gemäß der Cholesterinhypothese zur Verhinderung von Arteriosklerose gibt:

Man muss den Cholesterinpegel im Blut senken, um dem Körper praktisch seinen wesentlichen Baustoff zur Ausbildung der arteriosklerotischen Plaques wegzunehmen. Dafür kommen prinzipiell zwei Möglichkeiten infrage. Möglichkeit Nummer eins wäre eine Nahrungsumstellung, die im Wesentlichen Fisch- und Nussverzehr erhöht und Cholesterin und gesättigte Fette im Speiseplan reduziert. Doch weil es den Menschen bekanntlich immer schwerfällt, Gewohnheiten wie die alltägliche Ernährung zu ändern, wählen viele Ärzte und Patienten lieber die zweite Möglichkeit, nämlich die medikamentöse Senkung des Cholesterinspiegels mithilfe von Statinen und ähnlich wirkenden Arzneimitteln. Wir werden jedoch noch sehen, dass sich damit oft nur ein Pyrrhussieg über die Arteriosklerose erzielen lässt, der dem Patienten viele Nebenwirkungen einbringt.

Es gilt zu verhindern, dass das Cholesterin mit den weißen Blutkörperchen an den Gefäßwänden verklumpt. Dies geschieht, laut einer Entdeckung des US-amerikanischen Wissenschaftlers Russell Ross, vor allem dann, wenn es an der inneren Arterienwand zu Verletzungen gekommen ist. Diese wiederum sind vor allem das Resultat von dauerhaftem Bluthochdruck sowie bakteriellen oder viralen Infektionen. Deshalb ist es folgerichtig, dass Ärzte beim Schutz vor Arteriosklerose auch den Blutdruck im Blick haben. Auf Infektionen achten sie jedoch nur selten, was – dazu später mehr – nicht nur dann ein Versäumnis ist, wenn man der Cholesterinhypothese anhängt.

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Man muss die Gerinnungsaktivitäten des Blutes einschränken, damit es zu keiner Thrombenbildung an den Plaques kommt. Dieses Ziel verfolgen Ärzte, indem sie Blutgerinnungshemmer, wie die weltweit als Schmerzmittel eingesetzte ASS (Acetylsalicylsäure), verabreichen. Diese Methode wird gern als ausgesprochen risikoarm angepriesen, weil die Mittel dabei in geringeren Dosierungen zum Einsatz kommen als sonst. Doch wir werden sehen, dass in solchen Behauptungen zu viel Optimismus mitschwingt.

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Arroganz statt eindeutiger Datenlage

Es gehört zu den Merkmalen der Cholesterinhypothese, dass sie von Beginn an mit großer Verve und lautem Getöse verbreitet wird. Dazu gehört, dass sich ihre Vertreter auf eine breite und bestens aufgestellte Daten- und Studienlage berufen. So erklärte die American Medical Association bereits 1985: »Es ist zweifelsfrei nachgewiesen, dass die Senkung deutlich erhöhter Blutcholesterinwerte das Herzinfarktrisiko aufgrund koronarer Herzkrankheit senkt.« Dabei gab es zu dieser Zeit noch keine Statine (sie wurden erst Ende der 1980er-Jahre eingeführt), sodass die klinische Forschung zu dem Thema noch so in den Kinderschuhen steckte, dass unmöglich alle Zweifel ausgeräumt sein konnten.

Ratten pfui – Hunde hui

Die Geschichte der Statine – der bekanntesten Medikamente gegen hohe Cholesterinwerte – beginnt mit dem japanischen Biochemiker Akira Endō. Sein Forschungsschwerpunkt waren Pilze, die sich möglicherweise für die Herstellung neuer Arzneimittel verwenden ließen. In diesem Zusammenhang testete er sage und schreibe 6000 Pilzextrakte. 1976 fiel sein Blick auf eine Substanz namens Mevastatin (auch Compactin genannt), aus dem Pilz Penicillium citrinum, die offenbar ein entscheidendes Enzym für die Cholesterinsynthese ausschalten konnte. Das war nicht wirklich etwas Neues, da schon Forscher vor Endō das Mittel untersucht hatten, es dann aber zu den Akten legten, weil es im Laborexperiment an Ratten versagte. Endō konnte jedoch zeigen, dass Mevastatin bei Affen und Hunden funktionierte.

@ Shutterstock: flower-travelin-man